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Die Wirtschaft braucht mehr Gründerinnen

Gründerinnen und Gründer sind der Motor der Immobilienwirtschaft.

Gründerinnen und Gründer sind der Motor der Immobilienwirtschaft.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Vectors

Karriere 29.02.2024
Die Wirtschaft braucht innovative Geschäftsideen, die Impulse und Lösungsansätze liefern, um ihr Fortbestehen und Wachstum zu sichern. Und Menschen, die sich zutrauen, sie umzusetzen: ... 

Die Wirtschaft braucht innovative Geschäftsideen, die Impulse und Lösungsansätze liefern, um ihr Fortbestehen und Wachstum zu sichern. Und Menschen, die sich zutrauen, sie umzusetzen: Gründer:innen. In der Immobilienbranche sind Frauen als Unternehmensgründer unterrepräsentiert – und damit auch ihre Perspektiven.

Der Immobilienbranche fehlen die Gründerinnen. Von rund 22.600 Firmen, die 2023 im Wirtschaftszweig entstanden sind, gehen weniger als 7% auf die Initiativen von Frauen zurück. Das zeigt eine Analyse des Wirtschaftsinformationsdiensts Databyte, der sich die im Handelsregister eingetragenen Neugründungen genauer angeschaut hat. Den geringsten Anteil machen die Gründerinnen mit 5,05% in der Sparte Architektur- und Ingenieurbüros aus, den höchsten bei Immobilienverwaltungen. Doch auch dort kommen sie lediglich auf rund 8%. Branchenübergreifend werden laut dem Länderbericht Deutschland des Global Entrepreneurship Monitors (GEM) mit 35% immerhin etwas mehr als als Drittel aller Unternehmen von Frauen gegründet.

Die Databyte-Analyse deckt sich mit den Erfahrungen, die Christine van Tübbergen in ihrem Netzwerk macht. Sie führt gemeinsam mit ihrem Mann als Unternehmerin das Maklerhaus Immo-VT, begleitet als Mentorin zudem junge Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit in unterschiedlichen Branchen. Die größte Zurückhaltung von Gründerinnen nimmt sie in der Immobilienwirtschaft wahr und erkennt hinter dem zögerlichen Verhalten häufig ein starkes Sicherheitsbedürfnis. "Frauen sehen bei großen Vorhaben wie einer Gründung immer zuerst das Risiko, Männer hingegen die Chance", bemerkt sie in Gesprächen mit Branchenakteuren in spe immer wieder.

Dabei bringe doch eine Kombination aus beiden Mentalitäten eine Firma voran. "Männer bringen im Anfangseifer viel Mut mit, Frauen durchdenken alles sehr genau. Diese Herangehensweisen ergänzen sich gut", sagt van Tübbergen.

Der GEM zeigt, dass durch den geringen Anteil von Gründerinnen Nachteile für den Gesamtmarkt entstehen. Die Studienautoren argumentieren aus betriebswirtschaftlicher Sicht damit, dass Ideen von Frauen es nicht zur Umsetzung schaffen und ihre Perspektiven dadurch nicht gesehen werden können. Aus volkswirtschaftlicher Sicht gingen zudem Fachkräfte als Ressource verloren, wenn Frauen nicht in die leitenden Positionen kommen, in denen sie gebraucht werden.

"Chefposten sollten immer mit den Besten besetzt werden", findet Alexandra Czerner. Bei ihrem Karrierestart als Architektin in einem großen Büro stellte sie fest, dass rund 50% ihrer Kollegen weiblich waren, "aber ein Aufstieg in die Partnerriege war für sie aussichtslos", erinnert sie sich. Dabei hatten viele ihrer Kolleginnen gute Ideen, wie Städte durch Gebäude lebens- und wohnenswerter gestaltet werden können. "Die meisten männlichen Vorgesetzten hielten aber an bewährten Konzepten fest, für die das Büro seit Jahren stand." Dabei habe sie von männlichen Kollegen immer wieder zu hören bekommen, "Gefühle und Wohlbefinden kann man nicht bauen". Aber das stimme nicht: "Man braucht nur Empathie und Mut, etwas Neues auszuprobieren. Letzteres fehlt vielen Frauen leider zu oft im richtigen Moment."

Weil sie ihre eigenen Visionen umsetzen wollte, startete Czerner in den 1990er Jahren in die Selbstständigkeit und legte den Grundstein für das heutige Büro Czerner Göttsch Architekten. Das leitet sie nach einigen Jahren der Wachstumsphase inzwischen zusammen mit einem Partner. "Doch der Anfang war eine harte Zeit. Bis zu 80 Stunden pro Woche habe ich gearbeitet, am Zeichentisch in meiner Küche", erinnert sie sich.

In genau dieser Bereitschaft, sich auf lange Arbeitstage einzulassen, liegt für Czerner der Schlüssel zum Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens. Nur so könnten sich Gründer einen Bekanntheitsgrad erarbeiten, der zu Aufträgen verhilft.

Der GEM zeigt, dass nur 40% der Frauen eine Gründung direkt in Vollzeit angehen, bei den Männern sind es hingegen 65%. Gleichzeitig gründen Frauen wesentlich häufiger im Alleingang, während Männer sich zu Gründerteams zusammenschließen und ihren potenziellen Arbeitseinsatz so vergrößern. Dabei ist es in den meisten Fällen nicht das fehlende Engagement, das die Gründerinnen zeitlich ausbremst, sondern der Wunsch nach finanzieller Sicherheit. Durch eine parallellaufende Festanstellung wollen sie sich vor geringem und schwankenden Einkommen in der Anfangszeit schützen und sicherstellen, dass genügend Startkapital vorhanden ist.

Das trifft auf die Immobilienbranche besonders zu. Denn wer in Gebäude investiert, muss schon zu Beginn einen hohen finanziellen Einsatz erbringen. Mehr als die Hälfte der Gründer:innen holen sich dafür Unterstützung, Frauen meistens von Businessangels. Zwar sammeln Männer nicht wesentlich häufiger Startkapital ein als Frauen, doch laut dem Deutschen Start-up-Monitor 2023 im Durchschnitt rund neunmal höhere Beträge.

Schnell an genug Geld für technische Ausstattung, Büromieten oder erste Mitarbeitergehälter zu kommen, sei in Deutschland in den vergangenen Jahren zunehmend schwerer geworden, weiß Birgit Rahn-Werner. Sie hat mit ihrer Indevise Group schon in mehrere Start-ups investiert und achtet vor allem auf plausible Businesspläne. Doch nicht nur die nackten Zahlen für eine mögliche Skalierung sind für sie entscheidend, um den Erfolg einer Geschäftsidee vorauszusagen. "Ich schaue mir die Gründer genau an und achte auf heterogene Teams hinter den Geschäftsideen", betont sie. Gerade beim Start brauche es sowohl einen Business-Orientierten als auch einen Innovationstreiber.

Die Vielfalt der Gründerpersönlichkeiten und ihre Herangehensweisen spielen somit eine wichtige Rolle, um Investoren und spätere Kunden zu überzeugen. Also genau das, was ein Mix aus Männern und Frauen bieten kann. Der Background kann dabei gern unterschiedlich sein. "Es kommen Leute mit Start-up-Ideen in die Branche, die erst einmal gar nichts mit Immobilien zu tun haben. Diese Ideen können aber für den Markt weiterentwickelt, und passend auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten werden", beschreibt Rahn-Werner ihre Erfahrungen.

Die Offenheit, sich auf dieses Abenteuer einzulassen, beobachtet die Investorin bei jungen Gründern egal welchen Geschlechts. "Sie bringen Mut mit, wenn sie für ihre Ideen brennen, und sind bereit, diese weiterzudenken", sagt sie. Tatsächlich zeigen die GEM-Ergebnisse, dass der Anteil von Jungunternehmern, die sich direkt nach dem Hochschulabschluss selbstständig machen, zunimmt. 15% aller deutschen Gründer waren im vergangenen Jahr zwischen 18 und 24 Jahre alt und hatten die Familienplanung noch vor sich. Die Altersgruppe bildete den größten Anteil der Gründer.

Nicht zuletzt, so Rahn-Werner, helfe die Vielzahl an hochspezialisierten Studiengängen der jungen Generation, sich auf die Aufgaben und Widrigkeiten des Unternehmerseins vorzubereiten. Fast jeder zweite Gründer mit akademischem Abschluss greift bei konkreten Gründungsvorhaben auf spezielle Hilfsangebote von Hochschulen zurück. Gegenüber dem Deutschen Start-up-Monitor gaben rund drei Viertel von ihnen an, von der Unterstützung profitiert zu haben. Wer aus einer Unternehmerfamilie stammt, holt sich Hilfe hingegen meist im direkten Umfeld. Dabei prägt in Deutschland das unternehmerische Handeln von Eltern und Großeltern mehr Gründer als im internationalen Vergleich, was die GEM-Autoren auf die Vielzahl an mittelständischen Unternehmen hierzulande zurückführen.

Die häufigsten Motivationen zur Selbstständigkeit entstehen jedoch weder an den Hochschulen noch im familiären Kreis. Bei den Meisten ist es das Bestreben nach Unabhängigkeit, das sie antreibt. Während Männer deshalb oft vom Wunsch nach einem finanz- und wachstumsstarken Unternehmen beflügelt werden, konzentrieren sich viele Gründerinnen auf ihre Freiheiten als eigene Chefin. Dazu gehören neben den Inhalten ihrer Arbeit, die sie selbst anhand ihrer Werte festlegen und weiterentwickeln möchten, auch selbstbestimmte Arbeitszeiten, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten sollen.



Janina Stadel

Manager trotzen der Krise im Kloster

Beim Workshop im Zen-Kloster wollen immer mehr Immobilienprofis vom Alltagsstress abschalten.

Beim Workshop im Zen-Kloster wollen immer mehr Immobilienprofis vom Alltagsstress abschalten.

Quelle: Zen Leadership GmbH, Urheber: Marcus Vetter

Karriere 29.02.2024
Als Ausgleich zu seinem Joballtag geht Wertgrund-Chef Thomas Meyer regelmäßig ins Kloster. Inzwischen folgen ihm einige Branchenkollegen, die in Meditationsübungen nach Zen-Tradition ... 

Als Ausgleich zu seinem Joballtag geht Wertgrund-Chef Thomas Meyer regelmäßig ins Kloster. Inzwischen folgen ihm einige Branchenkollegen, die in Meditationsübungen nach Zen-Tradition nach Lösungen für die Herausforderungen in ihren Jobs suchen.

Als "mental gefangen im Krisengefühl" nimmt Thomas Meyer immer wieder Führungskräfte aus der Immobilienbranche wahr. "Sie fragen sich ständig, wie sie ihre Mitarbeiter halten, Projekte retten können, oder wie sie ihre Finanzierungskonzepte anpassen müssen", beschreibt der Vorstandsvorsitzende der Wohnimmobilien-Investmentgruppe Wertgrund seinen Eindruck. "Aus diesem gedanklichen Hamsterrad müssen sie sich befreien", findet er, denn "nur wer für sich selbst sortiert ist, kann andere führen und wirkungsvoll agieren."

Um diese Forderung für sich selbst umzusetzen, geht Meyer seit 2017 neben seinem Posten bei Wertgrund noch einer weiteren Tätigkeit nach. Er findet seinen persönlichen Ausgleich in einem Zen-Kloster im Allgäu. "Was mir seit meinem ersten Zen-Seminar gefallen hat, ist, dass sich nicht nur viele Führungstechniken, sondern auch die Philosophie gut auf den Alltag übertragen lässt." Um das zu vertiefen, nahm er vor drei Jahren die ehrenamtliche Aufgabe des Co-Leiters der Zen Leadership Academy an und stieg zudem als Geschäftsführer in die dahinterstehende GmbH ein.

Management in der Immobilienwirtschaft und die Meditation nach alter asiatischer Tradition ergänzen sich in seinen Augen nicht nur, um einen Ausgleich vom Berufsalltag zu finden. Er ist sogar überzeugt, dass die eine Rolle förderlich für die andere sein kann. Und das sehen inzwischen auch andere Branchenplayer so, die Meyer schon mehrfach bei Workshops im Kloster getroffen hat.

Seit einigen Monaten beobachtet Meyer, dass sich zunehmend Teilnehmer aus der Bau- und Immobilienwirtschaft für die Kurse im Kloster anmelden. Nicht selten habe er schon Workshops speziell für Geschäftsleute miterlebt, bei denen mehr als die Hälfte der Teilnehmer gleichzeitig auch Branchenkollegen von ihm waren.

Den plötzlichen Trend hält er nicht für einen Zufall. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass es am aktuellen Marktgeschehen liegt. Wir haben viele Umbrüche in der Branche", sagt er und erklärt: "CEOs werden abgesetzt und ihre Mitarbeiter entlassen, Projekte werden gestoppt und Unternehmen melden Insolvenzen an. All diese Dinge lösen Unsicherheiten aus. Die Leute suchen in diesen Zeiten einen Anker und nach Zeit zum Nachdenken und zum Reflektieren." Das gelte besonders für junge Branchenprofis. "Sie haben im Berufsleben oft das Gefühl, dass es an Offenheit fehlt und im Business stattdessen eine Maske getragen wird. Wem das so früh in der Karriere auffällt, der sucht nach einer Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit zu zeigen und authentisch zu agieren."

Zusammen mit der Meditationslehrerin Constanze Hofstaetter, die Zensei im Kloster ist, hat Meyer deshalb schon Seminare speziell für Immobilienmanager auf die Beine gestellt.

Der Zuspruch sei groß gewesen und auf Anmeldungen haben die beiden nicht lange warten müssen. Sie kamen "entweder von Teilnehmern die schon einmal bei uns waren, oder von Interessenten, die zum Beispiel über Linkedin-Posts auf das Thema aufmerksam und neugierig wurden", sagt Hofstaetter.

Mit den Seminaren wollen die beiden auf die branchenspezifischen Bedürfnisse von Führungskräften eingehen, und zwar durch offene Diskussionsrunden zu aktuellen Herausforderungen wie der Digitalisierung, dem Fachkräftemangel und dem ESG-konformen Bauen. Reine Businessgespräche sollten die Sitzungen aber nicht werden. Stattdessen gibt es Input von einem Zen-Meister, der den Austausch in die Richtung "Krise als Chance" lenken soll. Dieser Gedanke sei passenderweise traditionell in der Philosophie des Zen verankert.

Um die Impulse verarbeiten zu können, sollen Meditationsübungen helfen, den Kopf von "unnützen Gedanken" zu befreien und "Platz zu schaffen für neue Ideen", wie Meyer erklärt. Das geschehe zum einen durch Meditation, aber auch durch sportliche Übungen. Methoden dafür lehre die Zen-Tradition, etwa durch bewusstes Zuhören, Schweigen beim Essen und in der Natur, erläutert Hofstaetter. Zudem werden Atemtechniken und Handlungsschritte trainiert, die Managern im Alltag auch nach dem Klosterbesuch helfen sollen, durchzuatmen – etwa in einem stressigen Meeting oder nach einem besonders fordernden Geschäftstermin.

Als Trainerteam beobachten Meyer und Hofstaetter regelmäßig, wie Immobilienmanager bei der Ankunft im Kloster kaum ihr Handy aus der Hand legen können. "Nach drei oder vier Tagen wirken sie hingegen entspannter und ruhiger", sagt Hofstaetter. Einigen falle es auch schwer, eine Mahlzeit schweigend einzunehmen, weil sie die Ruhe bei Tisch von zahlreichen Geschäftsessen nicht mehr gewohnt sind.

Dass die Offenheit für solche Seminare seit ihren Anfängen vor mehr als 15 Jahren gewachsen sei, merke Hofstaetter besonders seit der Corona-Pandemie. "Inzwischen sind die Themen Achtsamkeit und Work-Life-Balance mitten in der Gesellschaft angekommen. Die Menschen legen Wert darauf, die beiden Teile des Lebens nicht weiter nebeneinander herlaufen zu lassen, sondern wollen sie bewusst miteinander vereinen", sagt die Meditationslehrerin.

Die Klosterbesucher aus der Immobilienwirtschaft seien ganz unterschiedliche Typen. "Wir haben Teilnehmer aus allen Altersgruppen. Das ist gut so, denn sie tauschen ihre Ansichten aus", sagt Meyer. Die meisten kämen jedoch aus der Projektentwicklung und dem Fondsmanagement, "also von dort, wo es um viel Geld geht und die Krise richtig zuschlägt".

Während Ältere die Frage umtreibt, wie sie ihre letzten Berufsjahre verbringen wollen, suchen die Jüngeren hingegen nach Anstößen, um die Branche zu transformieren. "Und bei den Teilnehmern, die direkt aus der Baubranche kommen, geht es meistens ganz konkret um Stressabbau und Stressmanagement", sagt Meyer.

Janina Stadel

"Ich bin Gründerin, weil ich Probleme lösen wollte"

Christina Mauer.

Christina Mauer.

Quelle: Einwert GmbH, Urheber: Florian Beier

Karriere 29.02.2024
Christina Mauer ist CEO und Co-Founderin von Einwert, einem Unternehmen mit 22 Mitarbeitern an zwei Standorten, das digital Immobilienbewertungen bereitstellt. ... 

Christina Mauer ist CEO und Co-Founderin von Einwert, einem Unternehmen mit 22 Mitarbeitern an zwei Standorten, das digital Immobilienbewertungen bereitstellt.

Im Studium habe ich mich noch nicht wirklich mit dem Gründen befasst. Das fing an während meiner Promotion zum Thema Immobilienbewertung", sagt Christina Mauer. Erste Informationen über das Unternehmertum hat sie sich neben ihrer Doktorarbeit an der TU München beim dortigen Gründerzentrum eingeholt. "Dort werden Seminare und Coachings angeboten und man bekommt viele Informationen, ohne finanziell investieren zu müssen", beschreibt sie das Angebot. 2022 war es dann so weit und mit ihr als CEO ging das Unternehmen Einwert an den Start. Die Idee von Mauer und ihrem Mitgründer Maximilian Schlachter war es, eine digitale Plattform bereitzustellen, über die zentralisiert auf Gutachten, aktuelle Marktdaten sowie eigene Immobiliendaten zurückgegriffen werden kann, welche über Schnittstellen nahtlos integriert und bereitgestellt werden.

Während Schlachter für das Produkt und die Technologie zuständig ist, verantwortet Mauer das Investorenkapital und die Umsätze im Unternehmen, kümmert sich um die Strategie und die Einstellung von Mitarbeitern. Davon gibt es inzwischen 22, den größten Teil von ihnen macht ein deutschlandweites Bewerterteam aus. Dass ihre Angestellten echte Experten sind, ist Mauer besonders wichtig, weil sie mit Einwert in den kommenden Jahren weiter wachsen und international arbeiten will. "Schließlich haben auch unsere jetzigen Kunden Immobilien im Ausland in ihren Portfolios."

Ihre Festanstellung als Portfoliomanagerin bei Wealthcap hat sie vor der Gründung gekündigt, als die Finanzierung des Unternehmens über das Exist-Stipendium der Bundesregierung gesichert war. Direkt nach dem Abschluss hätte sie aber nicht in die Selbstständigkeit gehen wollen. Stattdessen wollte sie sich für einige Jahre in der Praxis vergewissern, dass ihre Geschäftsidee tatsächlich Probleme im Arbeitsalltag der Branche lösen und die Kommunikation zwischen Beteiligten an einem Bewertungsprozess vereinfachen kann.

"Eine gute Technologie zu entwickeln reicht nicht. Man braucht auch einen guten Draht zur Wirtschaft, um ein für den Markt passendes Produkt zu entwickeln", sagt sie. Zudem schätzen ihre gesammelten Einblicke in die Praxis jetzt auch die Kunden von Einwert. "Erfahrung ist extrem wichtig in einer Branche, in der es um viel Geld geht. Denn für eine Zusammenarbeit braucht man viel Vertrauen", sagt sie und zieht den Schluss: "Wer sich als Unternehmen behaupten will, muss Expertise mitbringen und sie von Anfang an auch zeigen."

Die Wirtschaft braucht mehr Gründerinnen
Die Wirtschaft braucht innovative Geschäftsideen, die Impulse und Lösungsansätze liefern, um ihr Fortbestehen und Wachstum zu sichern. Und Menschen, die sich zutrauen, sie umzusetzen: Gründer:innen. In der Immobilienbranche sind Frauen als Unternehmensgründer unterrepräsentiert – und damit auch ihre Perspektiven.

Janina Stadel

"Ich bin Gründerin, weil ich Jobs schaffen wollte"

Anne Michaels.

Anne Michaels.

Quelle: Magnolia Consulting GmbH

Karriere 29.02.2024
Anne Michaels ist Mitgründerin der Unternehmensberatung Magnolia Consulting. Als CEO führt sie 15 Mitarbeiter. ... 

Anne Michaels ist Mitgründerin der Unternehmensberatung Magnolia Consulting. Als CEO führt sie 15 Mitarbeiter.

Mit einem Laptop, einem Handy und einer Bahncard startete Anne Michaels zusammen mit ihren ehemaligen Arbeitskolleginnen Luiza Linton und Urata Biqkaj-Müller in einem Coworkingspace bei der Gründung ihrer Unternehmensberatung Magnolia Consulting. Inzwischen ist die Firma im dritten Geschäftsjahr angekommen und hat zwei feste Büros in Frankfurt und Hamburg, an denen insgesamt 15 Mitarbeiter tätig sind.

Sie entwickeln Nachhaltigkeitsstrategien für Unternehmen und Finanzinstitute und helfen bei deren Umsetzung. "Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass die Beziehung zu einem Kunden intensiver ist, wenn man in einer kleinen Firma arbeitet", erklärt die CEO, warum sie ihren vorherigen Job gegen die Selbstständigkeit eintauschte. "Jetzt kann ich selbst entscheiden, wie viele Projekte ich parallel am Laufen habe und in welchem Rahmen."

Den Entschluss zu gründen fasste sie mit Auslaufen der Corona-Lockdowns. "Die Pandemie hat bewiesen, dass unser Geschäftsmodel sehr gut digital funktioniert", erinnert sie sich. Die Umstände im Gründungsjahr 2021 haben ihr keine Sorgen bereitet. "Im Gegenteil, die Verschärfung von EU-Richtlinien in dieser Zeit hat uns gezeigt, dass ein Beratungsbedarf zu ESG-Strategien steigen wird", sagt Michaels. Diese Gelegenheit wollte sie nutzen, mit 34 ein eigenes Unternehmen aufzubauen.

Bei den ersten Kunden habe sie sich mit den beiden Gründungskolleginnen noch als Exotin wahrgenommen gefühlt, denn in der Finanz- und Immobilienbranche sei das Frauen-Trio aufgefallen. "Das wurde oft kommentiert, aber war vermutlich nicht böse gemeint. Ich würde mir wünschen, dass das Geschlecht von Gründer:innen in Zukunft keiner Kommentierung mehr bedarf", sagt sie.

Inzwischen falle das Team weniger auf, denn seit den ersten Einstellungen nach rund sechs Monaten am Markt habe sich die Belegschaft sehr gemischt entwickelt. Ein weiteres Wachstum kann sich Michaels gut vorstellen, aber nicht aus rein strategischen Gründen. Stattdessen wolle sie "coole Jobs schaffen", in denen alle genau so viel Zeit für einzelne Mandate haben, wie sie brauchen, um eine feste und vertrauensvolle Bindung herzustellen.

Eine Organisation selbst aufzubauen beschreibt Michaels im Nachhinein als "spannendes Projekt". Unterstützung gab es dabei von Anfang an von einer Coachin. Ihr Umfeld habe auf die ersten Pläne positiv reagiert, auch wenn der Schritt bedeutete, die vorherige Festanstellung aufzugeben. Dabei ist Michaels klar, dass für ihr Business nur ein vergleichsweise kleines Startkapital notwendig war, das finanzielle Risiko also nicht übermäßig groß.

Die Wirtschaft braucht mehr Gründerinnen
Die Wirtschaft braucht innovative Geschäftsideen, die Impulse und Lösungsansätze liefern, um ihr Fortbestehen und Wachstum zu sichern. Und Menschen, die sich zutrauen, sie umzusetzen: Gründer:innen. In der Immobilienbranche sind Frauen als Unternehmensgründer unterrepräsentiert – und damit auch ihre Perspektiven.

Janina Stadel

"Ich bin Gründerin, weil ich Haltung zeigen will"

Heike und Lena Rath.

Heike und Lena Rath.

Karriere 29.02.2024
1994 machte sich die Immobilien-Fachanwältin Heike Rath selbstständig. Inzwischen führt sie zusammen mit ihrer Nichte Lena die Kanzlei Rath Rechtsanwältinnen. ... 

1994 machte sich die Immobilien-Fachanwältin Heike Rath selbstständig. Inzwischen führt sie zusammen mit ihrer Nichte Lena die Kanzlei Rath Rechtsanwältinnen.

"Ich kenne keinen Selbstständigen aus meiner Generation, der weniger als 50 bis 60 Stunden pro Woche gearbeitet hat", sagt Heike Rath. "Um zu gründen, braucht man eine große Bereitschaft, extrem hohen Einsatz zu zeigen", weiß die 62-Jährige aus eigener Erfahrung.

Diese Bereitschaft hat die Anwältin 1994 mitgebracht, als sie als "Einzelkämpferin", wie sie es heute nennt, die Kanzlei ins Leben rief. "Es gab so viele Babyboomer, dass man nur durch Fleiß und viel Einsatz aus der Masse herausstechen konnte, wenn man herausragend begabt war", beschreibt sie die Konkurrenzsituation, der sie in der Anfangszeit ausgesetzt war.

Ihre vorherige Tätigkeit bei der Architektenkammer Hessen gab sie damals auf. Aus dieser Position hat sie aber jede Menge Kontakte mitgebracht, um sich von Anfang an auf das Architekten- und Immobilienrecht spezialisieren zu können. "Dieses Netzwerk war eine gute Voraussetzung für mein Vorhaben", sagt sie. Dass bereits ihre Eltern Unternehmer waren, habe sie geprägt und auf die Arbeitsbelastung vor allem in den ersten Jahren vorbereitet.

"Ich habe zeitweise bis zu 30 Tage im Jahr in Fortbildungen gesteckt, ein Vielfaches dessen, was Pflicht ist", berichtet sie. In ihrem Umfeld habe es dafür nicht immer nur Verständnis gegeben, "aber es ist bis heute mein eigener Anspruch und es macht einfach immer noch Spaß." Belohnt wurde sie damit, dass sie ihren Arbeitseinsatz inzwischen frei gestalten kann. "Das Tolle an der Selbstständigkeit ist, dass man sich seine Arbeit nach eigenen Neigungen aussuchen kann. Dazu gehört auch, Mandanten abzulehnen, weil man sich nicht mit ihren Zielen identifizieren kann, oder einfach nur aus menschlichen Gründen. Man kann Haltung zeigen und das möchte ich, denn ich sehe mich in meinem Beruf als ein Organ der Rechtspflege."

Dass ihre Kanzlei eine kleine Boutique ist, habe sie zudem immer als Vorteil für die Zusammenarbeit mit Architekten gesehen. Weil diese oft auch in kleinen Büros arbeiten, behandeln sie Rath wie ein Mitglied des eigenen Teams. Raths Mandanten vertrauen auf ihre Empfehlungen, wenn für ein Sonderproblem weitere Experten zu Rate gezogen werden müssen. So könne sie mitbestimmen, mit welchen anderen Kanzleien sie zusammenarbeitet.

Genau das schätzt Raths Nichte Lena ebenfalls. Sie sagt: "Spaß an der Arbeit ergibt sich vor allem aus dem Austausch mit den Mandanten, wenn man Bauprofis im größten Stress unterstützen, Gedanken ordnen und konstruktiv an Lösungen arbeiten kann." Deshalb schloss sie sich nach ihrem Examen ihrer Tante an. Zusammen betreiben sie als Partnerinnen die Kanzlei Rath Rechtsanwältinnen in Neu-Isenburg.

Die Wirtschaft braucht mehr Gründerinnen
Die Wirtschaft braucht innovative Geschäftsideen, die Impulse und Lösungsansätze liefern, um ihr Fortbestehen und Wachstum zu sichern. Und Menschen, die sich zutrauen, sie umzusetzen: Gründer:innen. In der Immobilienbranche sind Frauen als Unternehmensgründer unterrepräsentiert – und damit auch ihre Perspektiven.

An Stillstand war für die 43-Jährige seit dieser Entscheidung vor rund zehn Jahren dabei nicht zu denken. "Selbstständigkeit bedeutet für mich, mich weiterzuentwickeln und mit der Zukunft zu befassen und diese zu gestalten. Es gibt so viele Themen wie ESG, nachhaltiges Bauen und Digitalisierung in der Baubranche, an denen kein Vorbeikommen ist, sodass man sie mit Begeisterung angehen sollte. Das bringt Veränderungen mit sich und dabei will ich meine Mandanten unterstützen, damit sie daraus einen Erfolg für sich machen können." Konkret auf ihren Job bezogen bedeutet das, dass sich die Anwältin wie ihre Tante ständig weiterbildet und zwar weit über ihre Kernkompetenzen auf dem Gebiet Bau- und Architektenrecht hinaus.

Dabei behalte sie immer die angrenzenden Branchen im Blick. Mit Begeisterung verfolge sie zum Beispiel Entwicklungen in der IT-Branche und was ambitionierte Start-ups auf die Beine stellen. "Aus diesen Zukunftsthemen ergibt sich automatisch eine neue Sinnhaftigkeit der Arbeit. Man wächst mit seinen Aufgaben, entwickelt sich weiter und entdeckt für sich neue Themen." Ob diese Flexibilität in einer Großkanzlei als Angestellte in diesem Rahmen möglich wären, bezweifelt sie und sagt deshalb: "Den Einstieg in die Kanzlei habe ich nie bereut."

Janina Stadel

"Ich bin Gründerin, weil ich Kunden ein Zuhause geben wollte"

Karriere 29.02.2024
2005 beschäftigte sich Anastasia Veser zum ersten Mal mit Immobilien. 2021 gründete sie das Bauträgerunternehmen Veser Real Estate und wurde zum Vorbild für ihre Tochter, die die Firma später ... 

2005 beschäftigte sich Anastasia Veser zum ersten Mal mit Immobilien. 2021 gründete sie das Bauträgerunternehmen Veser Real Estate und wurde zum Vorbild für ihre Tochter, die die Firma später einmal übernehmen will.

Ihren Einstieg in die Bauwirtschaft fand die Kölnerin Anastasia Veser um das Jahr 2005. Damals investierte sie als Privatier in Immobilien. "Architektur hat mich schon immer fasziniert", sagt die studierte Geisteswissenschaftlerin. Ihre Leidenschaft wollte sie nach einigen Jahren professionalisieren. "Dafür musste ich zunächst alles rund um das Thema Hausbau lernen. Aber auch Fachwissen zu Formen der Finanzierung und Steuerliches habe ich mir nach und nach draufgeschafft", fasst die Unternehmerin zusammen.

"Irgendwann habe ich mich dann getraut und 2021 die Firma in ihrer jetzigen Form gegründet." Spezialisiert ist sie auf den Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern, denn ihre Vision ist es, "Menschen ein Zuhause und somit ein Stück Lebensqualität zu geben", sagt Veser. Sie sieht Wohngebäude als Lebensraum und legt Wert darauf, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Kunden bei der Planung einzugehen. Damit bezieht sie sich sowohl auf die Budgets ihrer Kunden als auch auf deren persönlichen Wohngeschmack. Sie laufe mit Stolz an Wohnhäusern vorbei, an denen sie mit ihrer Firma mitgewirkt hat.

Ohne kontinuierlichen Fleiß wäre das aber nicht möglich gewesen. Denn auf dem Weg vom Auftrag bis zur Fertigstellung arbeitet Veser mit vielen unterschiedlichen externen Mitarbeitern, Handwerkern und Partnerfirmen zusammen. "Auch dieses Netzwerk musste ich erst einmal aufbauen und ständig am Laufen halten", sagt sie. Sich selbst sieht sie als Koordinatorin zwischen allen Beteiligten bei einem Hausbau.

"Zeitpläne müssen eingehalten und einzelne Bauphasen abgestimmt werden. Ich muss immer den Überblick behalten und wissen, welche Schritte als nächstes wichtig sind", beschreibt Veser selbst ihre Aufgaben. Nicht selten müsse sie dabei improvisieren. "Manchmal platzt ein Termin, die Gewerke überschneiden sich, oder ein Partnerunternehmen fällt komplett aus. Dann heißt es schnellstmöglich Ersatz finden, neue Angebote einholen oder gleich mehrere Folgeschritte neu aufeinander abstimmen. Um zu wissen, worauf es dabei ankommt, braucht es Erfahrung, und die wächst mit jedem Auftrag."

Unterstützung bekommt Veser jetzt von ihrer Tochter Isabelle. Mit 29 Jahren promoviert sie im Fach Philosophie und parallel dazu arbeitet sie als Assistentin der Geschäftsleitung eng mit ihrer Mutter zusammen. "Wenn ich meine Mutter bei der Arbeit beobachte, dann sehe ich sie als ein Vorbild", sagt sie. Deshalb wolle sie in ihre Fußstapfen treten und das Unternehmen später einmal übernehmen.

"Meine Mutter hat mir bei meiner Ausbildung immer Freiraum gelassen. Es war nicht ihre Idee, dass ich in die Firma einsteige, diesen Wunsch habe ich selbst entwickelt." Als Vorbereitung auf ihre Rolle als Nachfolgerin engagiert sich die Tochter in Verbänden für Jung- und Familienunternehmer und besucht regelmäßig deren Veranstaltungen. "Dort trifft man auf Gleichgesinnte aus allen Branchen. Der Austausch mit ihnen ist extrem wertvoll."

Die Wirtschaft braucht mehr Gründerinnen
Die Wirtschaft braucht innovative Geschäftsideen, die Impulse und Lösungsansätze liefern, um ihr Fortbestehen und Wachstum zu sichern. Und Menschen, die sich zutrauen, sie umzusetzen: Gründer:innen. In der Immobilienbranche sind Frauen als Unternehmensgründer unterrepräsentiert – und damit auch ihre Perspektiven.

Dass sie dabei nicht nur auf Unternehmer aus der eigenen Branche trifft, sieht sie nicht als Nachteil. "Es sind vor allem organisatorische Themen, die man in den Treffen oder bei Veranstaltungen miteinander teilt. Dadurch lernt man die Herausforderungen anderer kennen, was einen selbst für mögliche Problemstellungen sensibilisiert und was manchmal sogar schon mögliche Lösungsansätze mitliefert."

Den fachlichen Input rund um das Thema Hausbau holt sich die Nachfolgerin direkt bei ihrer Mutter. Dieser ist es wichtig, dass die Tochter sie zu geschäftlichen Terminen wie etwa zu Banken und auch auf Baustellen begleitet, um alle Schritte von Anfang an mitzubekommen, auch wenn das manchmal enormen Zeitaufwand bedeutet.

"Als Frau fällt man auf einer Baustelle immer noch auf. Bei Begehungen braucht man ein selbstbestimmtes Auftreten und muss in Gesprächen mit jedem Partnerunternehmen vor Ort sein Wissen und seine Erfahrung unter Beweis stellen. Auch dieses Auftreten muss man sich aneignen, wenn man als Unternehmerin überzeugen will." Am Ende sei die Frage nach der Expertise im Geschäftsleben aber immer wichtiger als das Geschlecht.

Das ein oder andere Thema von der Arbeit besprechen die beiden Unternehmerinnen auch im privaten Umfeld nach Büroschluss, in der Freizeit oder sogar an Feiertagen. Dennoch achten beide darauf, nicht nur Unternehmerinnen-Kollegen zu sein, sondern ebenso das familiäre Verhältnis aufrecht zu erhalten. "Schließlich kommt es mir umgekehrt im Geschäftsleben wieder zugute, dass ich mit meiner Tochter immer mit einer Vertrauensperson zusammenarbeite", sieht die Gründerin Vorzüge in der besonderen Konstellation.

Janina Stadel

"Ich bin Gründerin, weil ich Menschen mag"

Brigitte Adam.

Brigitte Adam.

Quelle: ENA Experts GmbH & Co KG

Karriere 29.02.2024
Brigitte Adam ist Mitgründerin und geschäftsführende Gesellschafterin des Sachverständigenbüros ENA Experts mit Sitz in Mainz. Auch davor arbeitete sie bereits selbstständig. ... 

Brigitte Adam ist Mitgründerin und geschäftsführende Gesellschafterin des Sachverständigenbüros ENA Experts mit Sitz in Mainz. Auch davor arbeitete sie bereits selbstständig.

In mir fließt Unternehmerblut. Das ist nicht Voraussetzung, aber es schadet auch nicht", sagt Brigitte Adam. Schon ihre Großmutter war selbstständig und führte ein Hotel, das später ihre Mutter übernahm. Beide lebten ihr das Unternehmerinnendasein vor.

Ihren Weg in die Immobilienwirtschaft fand Adam dann alleine. In den 1990er Jahren arbeitete sie selbstständig als Beraterin. "Damals herrschte ein Pioniergeist", sagt sie. Nach einigen Jahren in der Branche spezialisierte sie sich zur Bewertungsgutachterin und gründete 2005 mit zwei Kollegen zusammen das Büro Ehrenberg, Niemeyer, Adam. Seit 2012 firmiert das Unternehmen mit Sitz in Mainz unter dem Namen ENA Experts. Der Partnerkreis ist inzwischen auf fünf gewachsen.

Doch bis heute ist Adam die einzige Frau in der Chefetage und auch bei Konferenzen und Fachveranstaltungen trifft sie regelmäßig auf deutlich mehr Kollegen als auf Kolleginnen. "Mit inzwischen 59 Jahren habe ich schon einige Frauen aus dem Unternehmen angesprochen, ob sie sich vorstellen könnten, irgendwann meine Nachfolge anzutreten. Bisher habe ich leider nur Absagen bekommen, aber ich hoffe, dass es auch in Zukunft dabei bleiben wird, dass es eine Frau unter den fünf Chefs gibt", sagt sie.

Ihre vier Führungskollegen sieht sie als wichtige Sparringspartner. Entscheidungen treffen sie immer gemeinsam, was Adam in ihrer Rolle sehr wichtig ist. Sie sieht sich als Arbeitgeberin in einem Unternehmen mit mittlerweile 40 Angestellten in einer verantwortungsvollen Rolle, "gegenüber den Mitarbeitern, sowohl menschlich als auch wirtschaftlich", sagt sie. Dazu gehöre es, dass Chefs eine klare Linie fahren und sich niemals gegeneinander ausspielen lassen.

Die Führungsrolle habe sie im Laufe der Jahre lernen müssen, um allen ihren Mitarbeitern gerecht zu werden, "und die reichen immerhin vom Werkstudenten bis zum 70-Jährigen, der einfach noch nicht aufhören will", beschreibt sie. Als Grundvoraussetzung für Führung sieht sie es an, "Menschen zu mögen statt ein Eigenbrötler zu sein". Hoheitswissen müsse eine Unternehmerin ablegen und sich auf die Expertise der Mitarbeiter verlassen – und ihnen vertrauen. Umgekehrt schätze sie, dass sie als Partnerin im Unternehmen für wirtschaftliche Entwicklungen selbst verantwortlich ist. "Ich bin nicht abhängig von den Entscheidungen anderer. Genau das bedeutet für mich Unternehmertum."

Die Wirtschaft braucht mehr Gründerinnen
Die Wirtschaft braucht innovative Geschäftsideen, die Impulse und Lösungsansätze liefern, um ihr Fortbestehen und Wachstum zu sichern. Und Menschen, die sich zutrauen, sie umzusetzen: Gründer:innen. In der Immobilienbranche sind Frauen als Unternehmensgründer unterrepräsentiert – und damit auch ihre Perspektiven.

Janina Stadel

"Ich bin Gründerin, weil ich Verantwortung übernehme"

Kirsten Dahler.

Kirsten Dahler.

Quelle: Dahler

Karriere 29.02.2024
Kirsten Dahler führt seit 30 Jahren zusammen mit ihrem Mann das Maklerhaus Dahler. Es ist mit fast 500 Mitarbeitern deutschlandweit vertreten. ... 

Kirsten Dahler führt seit 30 Jahren zusammen mit ihrem Mann das Maklerhaus Dahler. Es ist mit fast 500 Mitarbeitern deutschlandweit vertreten.

Erst vor wenigen Monaten feierte Kirsten Dahler rundes Firmenjubiläum des Maklerhauses Dahler, das sie von Hamburg aus mit ihrem Ehemann vor 30 Jahren aufgebaut hat. An den Start, an einem damals für sie noch unbekannten Standort, erinnert sie sich gut. "Anfangs haben wir alles selbst gemacht: jede Besichtigung, jede Auftragsakquisition und jeden Notartermin. Von Anfang an waren wir besonders umtriebig. Wir mussten ein Netzwerk aufbauen, wollten Veranstaltungen besuchen und keinen Anruf verpassen."

Nach und nach gab es Mitarbeiter:innen, die diese Aufgaben zum Teil übernehmen konnten, und Dahler rutschte in eine andere Rolle: die der Kommunikatorin, die alle Fäden zusammenhält. Denn für das Unternehmen sind inzwischen rund 470 Mitarbeiter an 84 Standorten tätig. Einen großen Wachstumsschub gab es ab 2000, als ein Lizenzsystem eingeführt wurde. Gelernt habe Dahler seitdem vor allem, Verantwortung zu übernehmen. "Nicht nur gegenüber dem Finanzamt, sondern vor allem gegenüber den Mitarbeitern. Man muss ihnen Sicherheit geben und ehrlich mit ihnen umgehen." Dabei sei es egal, ob es in der Gründungsphase nur drei sind oder später mehrere Hundert. Das gelte besonders während Krisenzeiten. "Uns wurde mal das komplette Team am Standort Düsseldorf abgeworben. In solchen Momenten muss man für ein Gefühl von Sicherheit für alle anderen Mitarbeiter sorgen", nennt sie ein konkretes Beispiel. Aber auch während der Corona-Pandemie haben sich ihre meisten Gedanken um die Zukunft ihrer Angestellten gedreht.

Inzwischen denkt die Unternehmerin über eine passende Nachfolgeregelung nach, um die Zukunft ihrer Firma zu sichern. "Ab einem gewissen Alter passt man ja nicht mehr in ein junges Team", gibt sie zu. Im November hat deshalb Florian Freytag-Gross die CEO-Rolle bei Dahler angetreten und führt das Unternehmen seitdem mit dem Ehepaar gemeinsam. "So soll ein fließender Übergang sichergestellt werden, für den Moment, in dem wir uns komplett zurückziehen."

Wann genau dieser kommen wird, stehe aber noch nicht fest. "Gerade hier in Hamburg sind mein Mann und ich noch immer die Gesichter des Unternehmens. Dass die Menschen einen kennen, gerade weil man etwas geschafft hat, tut dem eigenen Selbstwertgefühl gut." Angst vor dem Gründen habe Dahler nie gehabt, auch wenn zu Beginn das Geld noch knapp war. "Hätte es nicht geklappt, wären mein Mann und ich wieder in ein Angestelltenverhältnis gewechselt." Als Maklerin war sie nämlich auch vorher schon tätig.

Die Wirtschaft braucht mehr Gründerinnen
Die Wirtschaft braucht innovative Geschäftsideen, die Impulse und Lösungsansätze liefern, um ihr Fortbestehen und Wachstum zu sichern. Und Menschen, die sich zutrauen, sie umzusetzen: Gründer:innen. In der Immobilienbranche sind Frauen als Unternehmensgründer unterrepräsentiert – und damit auch ihre Perspektiven.

Janina Stadel