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"Retter, Lichtgestalt, Visionär"

Léon Bressler. Quelle: Buch „25 Jahre Leidenschaft für Arcaden-Shopping, Chorus-Verlag für Kunst und Wissenschaft, Mainz 2012/Perella Weinberg

Léon Bressler. Quelle: Buch „25 Jahre Leidenschaft für Arcaden-Shopping, Chorus-Verlag für Kunst und Wissenschaft, Mainz 2012/Perella Weinberg

Karriere 12.09.2024
Nachruf. Im Englischen nennt man Männer wie ihn "Industry Leader": Léon Bressler, der Mann, der die MFI-Übernahme einfädelte und dadurch dem französischen ... 

Nachruf. Im Englischen nennt man Männer wie ihn "Industry Leader": Léon Bressler, der Mann, der die MFI-Übernahme einfädelte und dadurch dem französischen Immobilienriesen Unibail-Rodamco den Weg nach Deutschland ebnete, ist im Alter von 77 Jahren gestorben-.

Wir schreiben das Jahr 2010. Dem Centerentwickler MFI (u.a. Erlangen Arcaden, Pasing Arcaden) droht wegen der Finanzkrise das Geld auszugehen. Die von Roger Weiss 1987 gegründete Firma war unterkapitalisiert. Ein großer Endinvestor war abgesprungen, der Bestand des Unternehmens geriet in Gefahr. Da trat Léon Bressler auf den Plan, Partner der New Yorker Fondsgesellschaft Perella Weinberg. Der ehemalige CEO von Unibail-Rodamco (1992 bis 2006) suchte eine Investmentgelegenheit für einen Perella-Weinberg-Fonds, an dem er beteiligt war. Bressler kannte und schätzte den Spirit von MFI und bot Weiss die Übernahme an. Perella Weinberg hatte zuvor bereits den Ruhrpark übernommen, eines der größten Einkaufszentren Deutschlands. Weiss schlug ein.

Die MFI-Übernahme war Teil eines größeren Plans, wie sich zwei Jahre später herausstellte. In zwei Tranchen verkaufte der Perella-Weinberg-Fonds ab 2012 die MFI an Unibail-Rodamco. Für den börsennotierten französischen Shoppingcenter-Konzern bedeutete das den lange geplanten Markteintritt in Deutschland, für Bressler einen warmen Geldregen. 383 Mio. Euro flossen alles in allem an die Teilhaber des Fonds. Für manche hatte der Deal zwar ein Geschmäckle, weil Bressler MFI an seine alte Firma verkaufte und den Deal mit seinem Nachfolger auf dem Unibail-Chefsessel, Guillaume Poitrinal, verhandelte. Gleichwohl wurde die Transaktion mehrheitlich als genialer Schachzug für beide Seiten gefeiert. Bressler selbst bezeichnete sich als "Lotse", der MFI durch eine Meerenge führte. "Als Finanzinvestor war es unser Ziel, das Instrumentarium der MFI um die Perspektive des Investors und langfristigen Bestandhalters zu erweitern", schrieb er später.

Matthias Böning, zum Zeitpunkt der Übernahme Vorstandsvorsitzender von MFI, hat die Persönlichkeit von Bressler beeindruckt. "Léon war empathisch, liebte Korsika, die raue Natur, bezeichnete sich selber als Workaholic, worauf er auch stolz war, denn Arbeit und Strategie war sein Leben", sagt der Mitinhaber von Boening Glatzel Klug. Für MFI sei Bressler nach der Finanzkrise 2009 "Retter, Lichtgestalt und Visionär" gewesen. "Sein Ziel war eine saubere, klare und hervorragend gemanagte reine Shoppingcenter-Company. Wir haben viel von ihm gelernt." Der Franzose sei ein "sicherheitsbewusster" Investor gewesen, der in starke Märkte investiert habe. Dazu hätten für ihn Deutschland und Spanien gezählt, nicht aber die Türkei, aus der sich MFI zurückziehen musste.

Bressler, der gut Deutsch sprach, arbeitete nach einem Jura-Studium zunächst bei Banken. 1992 wurde er CEO von Unibail. Nach seinem Ausscheiden formte er aus Perella Weinberg Real Estate UK den Asset-Manager Aermont, dessen Chairman er bis zuletzt war. Von 2020 bis 2023 gab er noch einmal ein Gastspiel bei Unibail – als Vorsitzender des Aufsichtsrats. Das Überseequartier in Hamburg erwarb Unibail, nachdem Bressler seine Anteile verkauft hatte (siehe "Eröffnung des Überseequartiers am 17. Oktober wackelt").

 

Christoph von Schwanenflug

Ehemaliger Unibail-CEO Léon Bressler ist gestorben

Léon Bressler.

Léon Bressler.

Quelle: Unibail-Rodamco-Westfield

Köpfe 09.09.2024
Der französische Manager und Unternehmer Léon Bressler ist gestorben. Er bahnte dem französischen Shoppingcenterunternehmen Unibail-Rodamco den Weg nach Deutschland. ... 

Der französische Manager und Unternehmer Léon Bressler ist gestorben. Er bahnte dem französischen Shoppingcenterunternehmen Unibail-Rodamco den Weg nach Deutschland.

Der langjährige CEO von Unibail-Rodamco, Léon Bressler, ist am 30. August im Alter von 77 Jahren gestorben. Bressler führte Unibail von 1992 bis 2006. Danach schloss er sich der US-amerikanischen Investmentgesellschaft Perella Weinberg an. Ein Perella-Weinberg-Immobilienfonds übernahm 2010 die Mehrheit am Centerentwickler Mfi. In zwei Tranchen reichte der Fonds Mfi später an Unibail weiter und ebnete dem französischen Shoppingcenterunternehmen so den Weg nach Deutschland.

Matthias Böning, der damalige Vorstandsvorsitzende von Mfi, würdigte Bressler mit den Worten: „Léon Bressler war für Mfi nach der Finanzkrise 2009 Retter, Lichtgestalt und Visionär mit klaren Zielen. Eine saubere, klare und hervorragend gemanagte reine Shoppingcenter Company war sein Ziel mit Mfi. Wir haben viel von ihm gelernt." Jean-Marie Tritant, CEO von Unibail-Rodamco-Westfield, bezeichnete Bressler als eine „visionäre und zutiefst humanistische Führungspersönlichkeit“.

Christoph von Schwanenflug

Ein Franzose schaut jetzt bei mfi nach dem Rechten

Der neue mfi-Vorstand (v.l.): Christof Glatzel, Karl Reinitzhuber, Michel Dessolain und Ulrich Wölfer.

Der neue mfi-Vorstand (v.l.): Christof Glatzel, Karl Reinitzhuber, Michel Dessolain und Ulrich Wölfer.

Bild: mfi

Köpfe 11.04.2013
Der französische Immobilienkonzern Unibail-Rodamco bindet den Shoppingcenterentwickler mfi enger an sich. Michel Dessolain, zuletzt Vorstand bei Unibail-Rodamco und Aufsichtsrat von mfi, ... 

Der französische Immobilienkonzern Unibail-Rodamco bindet den Shoppingcenterentwickler mfi enger an sich. Michel Dessolain, zuletzt Vorstand bei Unibail-Rodamco und Aufsichtsrat von mfi, zieht als "Co-CEO" in den Vorstand ein. Die bisherigen Vorstände Matthias Böning und Marcus Hütterman verlassen das Unternehmen, Böning aber offenbar nicht ganz.

Der Essener Centerentwickler mfi hat seit gestern einen neuen Vorstand. Das zweitgrößte Unternehmen seiner Art in Deutschland wird künftig von einer Doppelspitze geführt: dem bisherigen Finanzvorstand Karl Reinitzhuber und Michel Dessolain aus Frankreich. Dessolain war zuletzt Vorstand beim mfi-Gesellschafter Unibail-Rodamco und vertrat die Franzosen im mfi-Aufsichtsrat. Neu im mfi-Vorstand ist auch Ulrich Wölfer, bislang Geschäftsführer von mfi Construction Services.

Böning behält seine E-Mail-Adresse bei mfi

Matthias Böning, seit zehn Jahren im Vorstand von mfi und seit 2006 dessen Vorsitzender, verlässt das Unternehmen, ebenso Marcus Hüttermann, der dem Gremium seit vier Jahren angehört. Sie teilten ihre Entscheidung gestern dem Aufsichtsrat mit. Während es um den Abschied von Hüttermann zuletzt immer mal wieder Spekulationen gegeben hatte, kommt die Demission von Böning überraschend. Für kommende Woche war er mit der Immobilien Zeitung noch zum Interview verabredet. "Ich habe bei mfi viel erreicht, jetzt ist ein guter Zeitpunkt zu gehen", sagt Böning. Er bleibe dem Unternehmen verbunden, z.B. für Lobbyarbeit. Böning behält seine E-Mail-Adresse bei mfi.

Wie zu hören ist, haben auch eine Handvoll Manager aus dem Asset-Management, darunter Thorsten Prior, mfi verlassen. mfi-Sprecher Thorsten Müller sagt, diese Abgänge stünden nicht im Zusammenhang mit dem Rückzug von Böning und Hüttermann.

Böning führte mfi durch die Finanzkrise

Böning hat mfi seit 2003 durch alle Höhen und Tiefen geführt. Dazu zählt insbesondere die Zeit der Finanzkrise, als der langjährige mfi-Partner Ivanhoe Cambridge aus den Projekten Höfe am Brühl (Leipzig) und Pasing Arcaden (München) ausstieg und die Zukunft des Unternehmens auf der Kippe stand. Danach wickelte Böning die mfi-Anteilsverkäufe an den US-Investor Perella Weinberg und später an Unibail-Rodamco ab. "Das war eine enorm stressige Zeit für ihn", sagen Mitarbeiter. Hüttermann gilt bei mfi als der Mann, der der Firma u.a. Impulse im Vermietungsgeschäft und beim Thema Multichannel gegeben hat.

mfi, das von Roger Weiss 1987 als Ein-Mann-Firma gegründet wurde und inzwischen über 600 Mitarbeiter beschäftigt, tritt mit der Berufung des französischen Managers Dessolain in eine neue Phase seiner Entwicklung ein. Die Bindungen an den Unibail-Konzern, der im Moment 46% an mfi hält und im kommenden Jahr die Option besitzt, die Mehrheit zu übernehmen, dürften enger werden. "Unibail will das Unternehmen stark prägen", war zu hören.

Zuletzt hatte Unibail schon Entscheidungen der alten mfi-Führung korrigiert und z.B. sein Veto gegen den Bau eines Einkaufszentrums in Fulda eingelegt. Auch die englische Sprache dürfte jetzt endgültig zur zweiten Amtssprache in Essen werden. Aufsichtsratssitzungen fanden bisher schon in Englisch statt. Das dürfte bei der Konstellation drei Deutsche, ein Franzose jetzt auch bei Vorstandssitzungen der Fall sein.

Christoph von Schwanenflug