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Der erste Job soll viel Geld bringen

Beim Berufseinstieg spielt die Höhe des Gehalts eine wichtige Rolle.

Beim Berufseinstieg spielt die Höhe des Gehalts eine wichtige Rolle.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Sergey Nivens

Karriere 12.09.2024
Mit dem Abschluss in der Tasche fühlen sich Nachwuchskräfte bereit für den Berufseinstieg in die Immobilienwirtschaft. Wer seinen Wert noch nicht kennt, geht beim ersten Gehaltswunsch ... 

Mit dem Abschluss in der Tasche fühlen sich Nachwuchskräfte bereit für den Berufseinstieg in die Immobilienwirtschaft. Wer seinen Wert noch nicht kennt, geht beim ersten Gehaltswunsch deshalb gerne aufs Ganze. Doch die Realität sieht anders aus.

Von der passenden Aufgabe über den Standort bis zur Unternehmensgröße haben Absolventen aus Studienfächern mit immobilienwirtschaftlichem Bezug genaue Vorstellungen davon, wie ihr Berufseinstieg aussehen soll. Ganz oben auf der Prioritätenliste bleibt jedoch als zentrales Thema das Geld. 87% der mehr als 500 Teilnehmenden der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) stufen die Höhe des Gehalts als wichtig oder sogar sehr wichtig bei der Wahl ihres ersten Jobs und somit ihres ersten Arbeitgebers ein.

"Zwischen 45.000 Euro und 75.000 Euro ist alles möglich", fasst Dario Markoc die Vorstellungen der Berufsanfänger zusammen. Er hat vor zweieinhalb Jahren das Nachwuchsnetzwerk Future of Real Estate (Fore) gegründet und wird seit seinem eigenen Berufseinstieg häufig von jungen Mitgliedern gefragt, welche Gehälter für sie realistisch sein könnten. "Im Netzwerk ist das ein großes Thema. Schon wer ein erstes Praktikum antritt, tauscht sich mit anderen in vertrauter Runde darüber aus, welches Unternehmen den Studenten wie viel zahlt", sagt er. Einen Branchenvertreter, der schon fest im Berufsleben steht, nach seinem Einkommen zu fragen, sei aber ein No-Go, findet Markoc. "Das Gehalt ist eine sehr private Sache, und ganz abgesehen davon auch etwas sehr Individuelles. Dadurch sind Vergleiche mit anderen kaum möglich – auch dann, wenn sie eine Stelle in der gleichen Position besetzen." Durch Gespräche könne höchstens ein Gespür für mögliche Gehaltsspannen entwickelt werden. Die Schwierigkeit bleibe es aber, sich selbst darin einzuordnen.

Genau dafür fehle es vielen Nachwuchskräften ohne vorherige Berufserfahrung jedoch an der notwendigen Orientierung. "Es werden häufig Wunschgehälter untereinander verglichen, um zu sehen, wer bei einer Angabe in einer Bewerbung bisher wie weit gegangen ist", erzählt Markoc. Dabei ginge es den jungen Talenten nicht unbedingt darum, mit ihren Vorstellungen zu prahlen oder sich "gegenseitig hochzupushen", sondern darum, Vergleichswerte zu finden.

Der Nachwuchs will mehr als noch vor fünf Jahren

Kommt in einem Bewerbungsverfahren die Frage nach dem Wunschgehalt auf, reizen viele Anfänger die Möglichkeiten aber aus. Für sie ist klar: Ein hohes Gehalt zeigt Anerkennung durch den Arbeitgeber. Fallen die Gehälter niedrig aus, sinkt also der Ruf des Unternehmens bei den jungen Kräften.

Die Vorstellungen von einem fairen Einstiegslohn sind dabei in den vergangenen Jahren ungeachtet der wirtschaftlichen Veränderungen gestiegen. Gaben sich die Bewerber vor fünf Jahren noch mit 46.826 Euro im Mittel zufrieden, lag das Durchschnittswunschgehalt der Teilnehmenden der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage bei 56.158 Euro. Lediglich während des ersten Corona-Lockdowns gingen die Vorstellungen der damaligen Berufseinsteiger leicht zurück. (Sehen Sie dazu auch die Grafik "Die Wunschgehälter der Absolventen steigen weiter").

Doreen von Bodecker, Geschäftsführerin der Personalberatung Cobalt, führt diese Entwicklung auf die Inflation in den zurückliegenden Jahren zurück. Ihr und ihrem Team falle immer wieder auf, dass Nachwuchskräfte bei der Festlegung ihres Wunschgehalts zunächst von den eigenen Bedürfnissen ausgehen. "Sie rechnen die Miete für die erste eigene Wohnung in guter Metropollage ein, die Kosten für ein Auto, Urlaube und andere Wünsche für den eigenen Lebensstandard. Und all das ist teurer geworden, genauso wie der tägliche Einkauf im Supermarkt", erklärt die Personalexpertin, warum die Ansprüche unabhängig von der Wirtschaftssituation steigen.

Dabei sind es nicht nur Berufseinsteiger in der Immobilienwirtschaft, deren Ansprüche seit Ende der Pandemie gestiegen sind. Laut dem Arbeitsmarktbarometer der Manpower Group sehen 32% aller deutschen Unternehmen eine Herausforderung darin, dass die Erwartungen an die Vergütung bei Arbeitnehmern mit weniger als zehn Jahren Berufserfahrung gestiegen sind.

Oft ziehen Nachwuchskräfte Stundenlöhne aus Studentenjobs als Basis heran, so von Bodecker. "Zwar arbeiten sie in dieser Zeit in der Regel nur wenige Stunden pro Woche, doch die werden oft sehr gut bezahlt." Sie mit einem Aufschlag für das Studium auf ein Monatsgehalt hochzurechnen, gehe nicht auf. Ebenso wenig sollten sich Absolventen nur auf Aussagen von Professoren und Dozenten verlassen. Diese wollen während des Studiums mit der Aussicht auf hohe Summen motivieren. Doch bei den Möglichkeiten, die im Hörsaal genannt werden, handelt es sich oft nicht um reine Einstiegsgehälter. Vorsicht geboten sei auch bei Durchschnittsangaben zu Jobtiteln auf Online-Jobbörsen. "Dort werden Gehälter von Mitarbeitern mit unterschiedlicher Berufserfahrung zusammengefasst", warnt von Bodecker.

Die höchsten Gehaltsvorstellungen haben Masterabsolventen (sehen Sie dazu auch die Grafik "Masterabsolventen verlangen mehr Gehalt als Bachelorabgänger, Männer mehr als Frauen"). Ihnen schweben im Schnitt 58.438 Euro für die ersten zwölf Monate vor. Bachelor verlangen mit 54.119 Euro etwa 4.000 Euro weniger im ersten Berufsjahr. Doch außerhalb von kommunalen Unternehmen, die nach Tarifverträgen zahlen, sieht von Bodecker den genauen Abschlusstitel nicht als ausschlaggebendes Argument für die Höhe des Gehalts. "Gerade bei Einstiegspositionen haben sowohl Bachelor- als auch Masterabsolventen die gleiche Ausgangsposition in den Gehaltsverhandlungen", sagt sie.

Die Wünsche unterscheiden sich je nach Sparte

Unabhängig vom Abschluss verlangen junge Männer mit 58.000 Euro im Mittel mehr als junge Frauen. Letztere geben sich im Schnitt mit 53.750 Euro beim Berufseinstieg zufrieden. Mit die höchsten Gehälter rechnen sich die Absolventen im Investment- und im Fondsmanagement aus (sehen Sie dazu auch die Grafik "Gehaltswünsche beim Berufseinstieg liegen meist über der Realität"). Dort wünschen sie sich fast 59.000 Euro. Fast genauso viel (rund 58.000) erhofft sich der Nachwuchs von einem Brancheneinstieg als Asset-Manager. Die niedrigsten Einstiegsgehälter werden im Property-Management und als Makler erwartet. Unter 50.000 Euro sinkt der Schnitt aber auch bei diesen nicht.

Dass diese Summen kaum der Realität entsprechen, zeigt eine Studie von Cobalt. Die Personalberater haben sich mehr als 1.000 Gehaltsangaben von Branchenprofis anvertrauen lassen. Im Schnitt kamen Berufsanfänger im Fondsmanagement auf 48.000 Euro. Ähnliche Abweichungen zwischen Wunsch und Wirklichkeit ergaben sich im Asset-Management, wo die Wünsche rund 11.000 Euro über dem Durchschnittsgehalt von 47.000 Euro lagen, und in der Projektentwicklung, wo die Differenz satte 32% betrug.

Von Bodecker hofft, dass die EU-Richtlinie des Entgelttransparenzgesetzes mehr Orientierung bringen wird. Sie tritt im Juni 2026 in Kraft und gibt vor, dass bei Stellenausschreibungen ein Durchschnittsgehalt angegeben werden muss, das das Unternehmen für die Stelle und die Hierarchieebene zahlt. Bisher sehen die meisten Arbeitgeber davon ab. Nicht zuletzt, weil sie eine Vergleichbarkeit zwischen den Unternehmen vermeiden wollen, aber auch um zu verhindern, dass sich bestehende Mitarbeiter gegenüber Neuanwerbungen benachteiligt fühlen.

Juniorpositionen sind besonders beliebt

Als häufigstes Argument zur Rechtfertigung ihres Gehaltswunschs nannten die Studenten in der IZ-Arbeitsmarktumfrage ihre "spezialisierte Ausbildung". Sie sehen sich damit gerüstet für den direkten Einstieg in den Job. Nur zwölf von mehr als 500 Teilnehmern würden gerne ein zusätzliches Studium anhängen, Orientierung in einem Traineeprogramm wünscht sich nicht einmal jeder Fünfte (96). Stattdessen planen mehr als zwei Drittel der Absolventen (364) einen Direkteinstieg in eine Juniorposition.

Eine feste Zusage für eine Stelle hatten zum Zeitpunkt der Umfrage nur 56 Teilnehmer. Die meisten von ihnen haben dafür Vereinbarungen zur Übernahme bei einem Arbeitgeber aus einem Praktikum oder einer Werkstudentenstelle getroffen. Doch nicht nur sie blicken dem Start ins Berufsleben optimistisch entgegen. Rund drei Viertel aller Befragten schätzten die Chancen, direkt nach dem Studium in eine Festanstellung übergehen zu können, als gut oder sehr gut ein. Einer der Hauptgründe für diese Einschätzung war dabei der Fachkräftemangel, von dem sie sich wenig Konkurrenz und viele offene Positionen erhoffen.

Von Bodecker differenziert: "Nachwuchspersonal wird grundsätzlich immer gebraucht. Aber nicht an jeder Front." Ob der Antritt direkt nach dem Studium zu den Konditionen der Bewerber möglich ist, hängt also von der genauen Zielrichtung ab. "Mit Blick auf Nachwuchskräfte werden immer noch viele Talente im Property-Management, im Feld Bauen im Bestand, im Facility-Management und ebenso ungemindert in klassischen Finanzfunktionen gesucht", erklärt von Bodecker. Schwerer haben es Einsteiger in den Feldern Transaktionen, Projektentwicklung und Ingenieure für Neubau. "Es wird wenig investiert, also brauchen diese Sparten weniger Nachwuchs. Stattdessen sind hier eher erfahrene Experten gesucht."

Personalberater Frank Groß von Immopersonal Consulting meint: "Eigentlich ist ein Berufseinstieg eine weitere Ausbildung, die die Realität nahebringt." Er betont, dass vor allem das Übernehmen von Verantwortung erst noch erlernt werden muss. Wer unmittelbar nach dem Abschluss für eine konkrete Aufgabe eingesetzt werden will, müsse sich im Klaren darüber sein, dass die Arbeitgeber bei den Gehaltsverhandlungen ganz genau hinschauen. Faktoren, die über das Gehalt entscheiden, sind in der Regel der Schul- und Hochschulabschluss, Noten und praktische Erfahrung. Dabei legen die Arbeitgeber aber weniger Augenmerk auf absolvierte Praktika, sondern achten darauf, dass die Erfahrungen zur Stelle passen. "Natürlich steht auch die Persönlichkeit im Vordergrund und die Motivation, etwas Neues, Praktisches mit Verantwortung zu lernen", sagt Groß.

Benefits haben auch ihren Wert

Der Personalexperte weiß: Die Möglichkeit, ein Wunschgehalt anzugeben, bedeutet nicht unbedingt, dass jedes Unternehmen auch bereit ist, alles zu zahlen. Eine zu niedrige Angabe würde allerdings auch nur selten ausgenutzt. "Die Unternehmen wollen ja gar nicht zu einem niedrigen Gehalt gewinnen, sondern sie möchten einen guten Bewerber zu einem guten Startgehalt einstellen, mit dem beide Seiten zufrieden sind", erklärt er.

Überzeugen kann laut Groß, wer sein Wunschgehalt erklären kann. Dafür empfiehlt er einen Blick in den Lebenslauf, einen CV-Check: "Wer mit einer abgeschlossenen Ausbildung oder gar einem Studium startet, der kann sich dafür schon mal einen Grundwert von 36.000 Euro zuschreiben", sagt er. Für weitere Qualifikationen könne jeder Bewerber noch einmal draufschlagen. "So um die 2.500 Euro pro Asset sind realistisch", sagt Groß. In einer Beispielrechnung kommt er auf ein Einstiegsgehalt für einen Hochschulabsolventen mit Wirtschaftsabitur, Praktika und guten Noten in Höhe von 43.000 bis 46.000 Euro. Das deckt sich mit den Gehältern aus der Cobalt-Studie.

Das Cobalt-Team weiß, dass bei vielen Gesprächen mit jungen Talenten zunächst Enttäuschung herrscht, wenn sie bemerken, dass ein realistisches Gehalt unter ihren Wünschen liegt. Wenn ein Arbeitgeber verdeutlicht, was er außer dem bloßen Gehaltsscheck noch zu bieten hat – etwa Benefits wie Zuschüsse zu Fahrkarten, Fitnessstudios oder Vergünstigungen bei Partnerunternehmen –, wird vielen Bewerbern klar, dass dies als Teil der Bezahlung einzuordnen ist. "Auch kleine Boni können schon zum Start der Karriere gute Anreize für Nachwuchskräfte sein", ordnet von Bodecker ein.

Dass es beim Einstiegsgehalt nicht bis zur Rente bleibt, wissen auch die Absolventen aus der Arbeitsmarktumfrage. 91% gaben an, dass ihnen Weiterentwicklungsmöglichkeiten wichtig bis sehr wichtig sind – das sind ebenso viele wie die, die ihren Fokus aufs Geld setzen. Nach zwei bis drei Jahren hoffen sie auf einen ersten Gehaltssprung. Wenn die Lernkurve bis dahin stimmt, ist ein Anstieg um bis zu 10% den Experten zufolge durchaus realistisch.

Janina Stadel

Der Standort bestimmt das Grundgehalt

Karriere 04.07.2024
Bis zu ein Drittel mehr verdienen Immobilienprofis an manchen Standorten im Vergleich zu Kollegen in gleicher Position und Funktion an anderen Orten. Das hängt mit regionalen Unterschieden beim ... 

Bis zu ein Drittel mehr verdienen Immobilienprofis an manchen Standorten im Vergleich zu Kollegen in gleicher Position und Funktion an anderen Orten. Das hängt mit regionalen Unterschieden beim Personalbedarf zusammen, aber auch mit unterschiedlichen Lebenshaltungskosten in den Regionen. Vor allem im Osten und Norden der Republik fallen einige Fixgehälter deutlich niedriger aus als in Süddeutschland.

In Bayern und Baden-Württemberg verdienen Immobilienprofis im Durchschnitt am meisten. Um das herauszufinden, hat die Personalberatung Cobalt für die Immobilien Zeitung (IZ) mehr als 1.000 Gehälter von Arbeitnehmern analysiert, die ihren Job gewechselt haben. Dabei zeigten sich Unterschiede zwischen den Fixgehältern, die je nach Arbeitsort bis zu einem Drittel auseinanderlagen.

Einen Großteil der Gehaltsunterschiede innerhalb der Bundesrepublik zieht Cobalt-Geschäftsführerin Doreen von Bodecker auf die Verteilung der Firmenstandorte zurück. "Die sieben Top-Städte der Immobilienwirtschaft nach Büroflächenbestand sind Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart", zählt sie auf und zieht den Schluss: "Nur eine Stadt davon, nämlich Hamburg, liegt im Norden, und mit Berlin nur eine im Osten. Alle weiteren verteilen sich auf den Westen und den Süden. Hier wird also mehr Personal benötigt." Das führe bei Stellenbesetzungen zu mehr Wettbewerb um geeignete Kandidaten. Um sie zu sich zu locken, bieten Unternehmen ihnen höhere Gehälter an.

So zahlen Arbeitgeber in Norddeutschland ihren Property-Managern mit technischem Schwerpunkt Jahresgehälter um die 63.000 Euro, während im Süden für die gleiche Position im Durchschnitt 72.000 Euro möglich sind. Für Immobilienprofis mit Finanzfunktionen liegen die Durchschnittsgehälter im Westen bei bis zu 90.000 Euro, im Osten nur bei bis zu 70.000 Euro.

Ähnliche Unterschiede gibt es laut Personalexpertin und Cobalt-Geschäftsführerin Nicole Schwan selbst bei Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft, die an den Tarifvertrag der Gewerkschaft Verdi gebunden sind. Dieser weise nämlich je nach Bundesland verschiedene Tariftabellen auf, in die die Mitarbeiter eingruppiert werden. Das führt dazu, dass Unternehmen ihren Angestellten zum Teil unterschiedliche Gehälter für die gleichen Aufgaben in der identischen Position bezahlen, wenn sie an unterschiedlichen Standorten tätig sind.

Laut den Personalberatern machen sich einige Arbeitgeber die regionalen Gehaltsunterschiede zunutze. "Wir beobachten, dass Unternehmen immer wieder Abteilungen, deren Sitz unabhängig vom Geschäftszweck ist, an bestimmte Standorte verlagern, um Gehaltskosten einzusparen beziehungsweise zu reduzieren", sagt von Bodecker, und ihre Kollegin ergänzt: "Eine inflationsbedingte Gehaltsanpassung wird vorrangig in Regionen mit starkem Kandidatenwettbewerb durchgeführt, wodurch im Süden und Westen höhere Gehälter abgeleitet werden können. So ergibt es sich, dass gerade bei Stellen in Ostdeutschland das Gehalt teilweise den gestiegenen Lebenshaltungskosten hinterherhinkt", sagt Schwan.

Nicht nur für den Osten prognostiziert von Bodecker noch eine weitere Gehaltsfalle. "Auflagen der Bundesregierung zur Umsetzung des Heizungsgesetzes erfordern bauliche Investitionen. Es kann angenommen werden, dass in strukturschwachen Regionen diese Investitionen zulasten der Gehälter gehen, da es einen höheren Investitionsbedarf in den Beständen gibt", nennt sie eine Besonderheit der Branche.

Aus den Zahlen liest von Bodecker noch eine weitere Differenz heraus: Über alle untersuchten Berufsfelder hinweg verdienen Frauen weniger als ihre männlichen Kollegen. Je senioriger die Position jedoch ist, desto weiter gleichen sich die Gehälter an. Während im technischen Property-Management das durchschnittliche Einstiegsgehalt von Frauen über ganz Deutschland hinweg 2023 bei 31.000 Euro lag, verdienten Männer zum Berufsstart im Schnitt schon 46.000 Euro. Auf Senior-Ebene lagen die Gehälter mit 69.000 und 70.000 Euro übers Jahr gerechnet aber nur noch 1.000 Euro voneinander entfernt. Gleiches galt für Experten-Positionen, für die mehr als 15 Jahre Berufserfahrung vorausgesetzt wurden. Auf dieser Ebene verdienten die Frauen mit 77.000 Euro sogar etwas mehr als ihre männlichen Kollegen.

Von Bodecker erklärt sich das durch den starken Wettbewerb. "Frauen sind traditionell in technischen Funktionen weniger zu finden als Männer", sagt sie und gibt an, dass dies besonders für höhere Positionen gelte. "Unternehmen, die Frauen für Leitungsfunktionen in der Technik gewinnen wollen, sind bereit, ein höheres Gehalt zu zahlen", weiß die Personalberaterin aus ihrer Erfahrung.

Die geringsten Unterscheide zwischen den Gehältern zeigten sich in der Studie bei den Immobilienanwälten. Ihr Jahreseinkommen bewegt sich in ganz Deutschland zwischen 88.000 und 107.000 Euro. Auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern fallen bei den Juristen am geringsten aus. Jedoch kommt es für sie laut Schwan auf den exakten Standort an. "Kanzleien veröffentlichen Gehälter, die sie zum dritten oder vierten Jahr der Beschäftigung für Berufseinsteiger zahlen", erklärt Schwan. "In Städten wie Düsseldorf erhält jemand zum Beispiel ein höheres Gehalt als in Ratingen, obwohl beide Städte nebeneinander liegen", ist ihr aufgefallen. In den vergangenen Jahren haben die Kanzleien diese Unterscheide oft durch unterschiedlich hohe Lebenshaltungskosten an den Standorten begründet. "Dies trifft teilweise aber heutzutage nicht mehr zu. Wir gehen davon aus, dass in höheren Positionen die Schere weiter aufgeht und es daher regional starke Schwankungen gibt."

Bei Berufen, die in jedem Unternehmen gebraucht werden, liegen die Gehälter am engsten zusammen. Das gilt vor allem in der Buchhaltung von Immobilienunternehmen. Die Gehälter bewegen sich zwischen 50.000 und 60.000 Euro, wobei auch hier Arbeitgeber aus dem Süden und dem Westen am besten bezahlen. Ähnlich verhält es sich bei den Property-Managern mit kaufmännischem Hintergrund. Hier wiegt vor allem die Spanne zwischen den Geschlechtern nur wenig. Frauen kommen in dieser Sparte im Osten auf durchschnittlich 49.000 Euro, Männer auf 50.000 Euro. Am meisten verdienen sie im Süden. Dort lag das Durchschnittsgehalt der Frauen bei 57.000 Euro, das der Männer bei bis zu 60.000 Euro.

Das könnte laut von Bodecker auch noch eine Zeit lang so bleiben. "Gegenwärtig sind bei Gehältern in klassischen Fachkraftfunktionen keinerlei Gehaltssteigerungen zu verzeichnen." Sie spricht von einer "wirtschaftlich sensiblen Grundsituation" in vielen Unternehmen, die dazu führt, dass mehr Arbeit eher auf bestehende Mitarbeiter verteilt wird, als dass sie zu Neueinstellungen führt. Dabei seien die Schmerzgrenzen, was die finanzielle Entlohnung angeht, bei vielen Bewerbern in den vergangenen Jahren gesunken. "Kurze Arbeitswege, mobile Arbeitsmöglichkeiten, Anzahl der Urlaubstage und ein gutes Teamgefüge haben bei vielen Bewerbern den Wunsch nach mehr Gehalt relativiert", sagt von Bodecker.

Bei seniorigen Funktion bis hin zur Geschäftsführerebene sei der Wechselwille der Immobilienexperten im Moment in einigen Regionen besonders hoch, wodurch die Zahl der möglichen Kandidaten für eine vakante Stelle steigt. "Das wiederum schlägt sich teilweise sogar in sinkenden Gehältern nieder", sagt von Bodecker.

Janina Stadel

Arbeiten mit Urlaubsgefühl

Arbeiten unter Palmen kann durch Workation möglich werden.

Arbeiten unter Palmen kann durch Workation möglich werden.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Hernandez & Sorokina/Stocksy

Karriere 25.04.2024
Über das Konzept Workation ermöglichen es Arbeitgeber ihren Mitarbeitern, für eine begrenzte Zeit aus dem Ausland zu arbeiten. Doch ein solcher Arbeitstrip erfordert einiges an ... 

Über das Konzept Workation ermöglichen es Arbeitgeber ihren Mitarbeitern, für eine begrenzte Zeit aus dem Ausland zu arbeiten. Doch ein solcher Arbeitstrip erfordert einiges an Vorbereitung. Je nach Zielland müssen unterschiedliche Regelungen eingehalten werden.

Weder im Büro noch im Homeoffice, sondern von einem Urlaubsort aus arbeiten – das Konzept "Workation", also "work" und "vacation" in einem, ist in der Immobilienbranche längst angekommen. In einer Onlineumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) gab mehr als jeder zweite (54%) von knapp 300 Teilnehmern an, gerne einmal mit dem Arbeitslaptop wegfahren und an Meetings in dieser Zeit via Online-Schalte teilnehmen zu wollen.

Zwei Mitarbeiter, die das schon in die Tat umgesetzt haben, sind Alina Schöne und Tobias Brunner von Cobalt. Als Headhunter besetzen sie Stellen für Unternehmen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft, und das zeitweise von Barcelona oder Lissabon aus. "Ich fand es schön, dass man in einem anderen Land sein und arbeiten kann, aber tatsächlich auch mal weg von Zuhause ist", sagt Schöne. Im Gegensatz zu einer normalen Urlaubsreise habe sie es geschätzt, dass sie durch einen längeren Aufenthalt im Ausland richtig in die Kultur eintauchen konnte. "Ich war teilweise produktiver als im Büro. Weil ich einfach diesen Drive hatte und weil ich wusste, ich starte früh, bin ich effektiv durch den Tag gegangen." Die neue Umgebung habe ihre Motivation befeuert.

Gesteigerte Produktivität in neuer Umgebung

Dabei entstand das Konzept im Unternehmen aus einem Scherz heraus, wie HR-Director Susanne Franke berichtet. Zum ersten Mal sei die Idee während eines Leaderevents auf Mallorca aufgekommen. Schnell hätten sie gemerkt, dass das Arbeiten in der Sonne gar nicht so abwegig ist. Bis zur vollständigen Umsetzung des Angebots musste Franke zusammen mit einer Inhouse-Juristin jedoch viele organisatorische Punkte beachten und regeln. "Wir haben uns ein gutes halbes Jahr mit dem Thema beschäftigt, weil es doch komplexer ist, als wir eingangs dachten", erinnert sie sich. Als Beispiele zählt sie sozialversicherungs-, steuer- und arbeitsrechtliche Aspekte auf, die beim Arbeiten vom Ausland aus zu berücksichtigen sind. Dabei holten sie auch Rat bei einer Steuerkanzlei und einem Juristen ein.

Denn den Überblick zu behalten, ist herausfordernd. Beispielsweise gelten für Zielländer außerhalb der EU andere Rahmenbedingungen als innerhalb. Dies schränkte die möglichen Workation-Ziele für die Cobalt-Mitarbeiter beim Start des Angebots im Januar 2023 ein. Dadurch sind die Mitarbeiter von Cobalt aber auf der sicheren Seite, wenn es um das Thema Datenschutz geht. Die Verordnung, nach der sie in Deutschland mit Kontakten von Kunden oder Kandidaten umgehen, gilt in ihrer Form EU-weit, sodass keine Arbeitsprozesse umgestellt werden müssen.

Als eine der größten rechtlichen Hürden sieht Franke aus unternehmerischer Sicht das Betriebsstättenrisiko. Wenn im Ausland ein Büro oder eine Wohnung von einem Unternehmen gemietet wird, können je nach Land dafür Steuern fällig werden. Die Cobalt-Mitarbeiter kümmern sich um ihre Unterkünfte deshalb selbst.

Organisatorischer Aufwand auf allen Seiten

Mehr als 20 Tage dürfen sie aber nicht verreisen. Durch die strenge Grenze können sie sich bei den EU-Zielen sicher sein, im Gastland keine Steuern abführen zu müssen. Einige Besonderheiten im Arbeitsalltag, das weiß Brunner, hängen aber nicht nur mit der Reisedauer zusammen. So etwa eine Zeitverschiebung, die es bei der Organisation von Arbeitszeiten und Kundenterminen zu beachten gilt.

Aber nicht nur das müssen Mitarbeiter wie Schöne und Brunner vor Reiseantritt berücksichtigen. "Man sollte darauf achten, neben seinem Arbeitsequipment auch eine sogenannte A1-Bescheinigung mitzuführen", erklärt Franke. Nur so seien die Mitarbeiter im Ausland abgesichert, wenn es zu einem Arbeitsunfall kommt.

Aus Gesprächen mit Kandidaten wissen Franke und ihre Kollegen, dass nicht nur ihre, sondern auch Mitarbeiter anderer Unternehmen Flexibilität vom Arbeitgeber in der Frage nach dem Arbeitsort verlangen. Workation anzubieten, könnte je nach Aufgabenprofil also auch Bewerber anlocken. Noch werde in solchen Segmenten wie etwa dem Property- und Asset-Management oder in der kaufmännischen Projektentwicklung eher der Wunsch nach Homeoffice als nach Workation geäußert. "Das sind auch Berufe, bei denen man teilweise einfach vor Ort sein muss", erklärt Schöne. In der Buchhaltung sähe das vielleicht anders aus. Ein Bauleiter sei viel auf Baustellen und müsse sich auch Urlaub nehmen, ergänzt Brunner.

In der Onlineumfrage der IZ gaben 15% der Teilnehmenden an, für ein Workation-Angebot sogar den Arbeitgeber wechseln zu wollen. Alina Schöne ist froh, dass sie das Workation ausprobieren konnte. "Ich bin mit neuen Eindrücken nach Hause gekommen, war erholt und das Business hat in der Zeit dennoch nicht gelitten. Für uns als Unternehmen war Workation deshalb auf jeden Fall ein absolutes Win-win."

Janina Stadel ,Marius Katzmann

ESG-Experten dringend gesucht

Um die Transformation der Branche voranzutreiben, braucht es Experten mit echtem Interesse am Thema.

Um die Transformation der Branche voranzutreiben, braucht es Experten mit echtem Interesse am Thema.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Janina Stadel

Karriere 30.11.2023
Auf der Suche nach ESG-Managern stoßen Arbeitgeber auf viele Hürden. Die Kandidatenlage ist genauso unübersichtlich wie die Qualifikationen von Bewerbern. Weil auch die Erwartungen der ... 

Auf der Suche nach ESG-Managern stoßen Arbeitgeber auf viele Hürden. Die Kandidatenlage ist genauso unübersichtlich wie die Qualifikationen von Bewerbern. Weil auch die Erwartungen der einstellenden Unternehmen oft voneinander abweichen, müssen Headhunter Interessenten genau unter die Lupe nehmen.

Die Nachfrage nach Experten für Environmental Social Governance (ESG) in allen Sparten der Immobilienwirtschaft reißt nicht ab. Das zeigt sich an den Auftragszahlen von Headhuntern. Während die Personalberatung Cobalt Recruitment im gesamten Jahr 2022 nur eine einzige Funktion mit dem Schwerpunkt vermittelt hat, waren es allein im ersten Halbjahr 2023 schon acht. "Die Herausforderung für die gesamte Branche besteht darin, dass es kein genaues Bild von einem ESG-Experten gibt", sagt Cobalt-Geschäftsführerin Doreen von Bodecker. "Genauso neu wie der Berufsschwerpunkt sind die Zertifizierungen, die bisher angeboten werden", erläutert sie weiter. Diese Weiterbildungen gibt es zum Beispiel bei der IHK Münster unter dem Titel "ESG: Chancen für den Mittelstand", bei der IHK München in Form einer Ausbildung zum Transformation-Manager oder als Webinare zu EU-Taxonomien. Bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) kann man sich in zwei bis drei Monaten zum ESG-Manager weiterbilden lassen. In der Schulung wird Wissen zu Zertifizierungen und EU-Taxonomien ebenso vermittelt wie Kenntnisse von den Anforderungen für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb und von den Methoden, eine Immobilie ESG-konform zu managen. Weil sich die Inhalte der Schulungen aber unterscheiden, können Arbeitgeber die Zertifikate oft nicht richtig einordnen. Als Headhunterin fragt von Bodecker bei Kandidaten deshalb genau nach, was sie in der Vergangenheit gemacht haben, um einschätzen zu können, ob sie fachlich zu einer Stelle passen – und auch ins Teamgefüge. Letzteres sei deshalb wichtig, weil ESG-Manager das Thema auch in die Belegschaft tragen müssen. In vielen Fällen bedeute dies erst einmal aufzuklären, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht länger als Belastung gesehen werden darf.

Für Christoph Hartmann, Gesellschafter der Personalberatung Deiniger Consulting, umfasst das Thema ESG in den Unternehmen drei Blöcke. "Zum einen ist da der Bestand, also die Immobilien eines Unternehmens als solche, auf die ein ESG-Experte achten muss. Hinzu kommen die Mitarbeiter. Da greift vor allem das S für Social in ESG. Darüber hinaus hat ESG aber auch eine Bedeutung für die Wirkung eines Unternehmens nach außen. Anders ausgedrückt: Wer auf diesem Gebiet schon sehr weit ist, brüstet sich damit gerne und nutzt es als Marketingtool." Welche Schwerpunkte für ein Unternehmen wichtig sind, kann unterschiedlich ausfallen, für Hartmann ist aber klar: "Der Dreiklang muss stimmen. Dafür muss ein Bewusstsein bei den Mitarbeitern, vor allem aber bei den Führungskräften geschaffen werden."

Auf der Suche nach passenden ESG-Managern für ein Unternehmen befragt Hartmann seine Kunden deshalb proaktiv, welche Profile sie suchen. "Ich lasse die Klienten eine klare Erwartungshaltung aufdröseln. Aus Aufgaben und Verantwortlichkeiten müssen Anforderungen an die Kandidaten abgeleitet werden." Wichtig sei auch, wie sich die Stelle in den kommenden drei bis fünf Jahren weiterentwickeln soll. "Diese Frage stellt für viele die größte Herausforderung dar."

Die Verantwortung für das Thema einem bestehenden Mitarbeiter zusätzlich zu übertragen, sieht Hartmann nicht immer als die beste Lösung. "Gerade mit Blick auf den Bestand kann es Vorteile haben, wenn der ESG-Manager ihn gut kennt. Aber ihm kann auch der objektive Blick fehlen." Zudem bedeute eine Doppelrolle höhere Belastung, die auf die Qualität der Arbeit wirken kann.

Wegen der unübersichtlichen Kandidatenlage sei die Suche nach externen Kandidaten aber schwer für die Arbeitgeber. An bisherigen Berufsbezeichnungen könne man sich kaum orientieren, weil Immobilienexperten und somit auch potenzielle ESG-Manager oft trotz gleicher Aufgaben und Fähigkeiten in jeder Firma einen anderen Titel tragen. Was genau sich dahinter verbirgt, muss Hartmann jedesmal im Gespräch und durch genaues Prüfen der Vita herausfiltern. Hinzu komme, dass viele Unternehmen bei der Suche nach ihren Mitarbeitern nur auf die eigene Sparte schauen. "Das schränkt den Talentepool natürlich ein. Wer nur auf ein einziges Marktsegment schaut, hat in der Regel nur die Möglichkeit, Kandidaten von der direkten Konkurrenz abzuwerben", sagt Hartmann. Neue Blickwinkel gingen dadurch verloren. Doch gerade für einen ESG-Manager könnten diese nützlich sein und das Unternehmen langfristig nach vorne bringen. "Der Blick auf andere Branchen bleibt jedoch schwierig, denn Immobilienkenntnisse bleiben die Grundvoraussetzung."

Wo genau das Thema ESG innerhalb der Unternehmenshierarchie zu verorten ist, bestimmen die Arbeitgeber in der Regel individuell. "Wer glaubt, es muss beim CEO aufgehängt sein, lässt sich davon selten abbringen", so Hartmanns Erfahrung. Doch auch den Human Resources oder dem Business Development wird der ESG-Manager in einigen Unternehmen zugeordnet. Daraus ergeben sich ganz unterschiedliche Berichtsketten und unterschiedliche Entscheidungsgewalten für die gesuchten Experten.

Gute Chancen auf eine Stelle haben laut Patrycja Arendt, CEO der Headhuntingboutique One Match, junge Kandidaten, denn auf der Suche nach einem ESG-Manager genüge oft schon die pure Affinität für das Thema. "Junge Kandidaten haben die Möglichkeit, ihre Schwerpunkte vom Karrierestart an auf das Thema zu legen und auf die Basis, die sie von der Hochschule mitbringen, aufzubauen. Sie sind selbst noch im Thema Lernen drin, weshalb man ihnen die Möglichkeit, sich fortzubilden, gut zuspricht."

Janina Stadel

Profis für ESG und Daten sind gesucht

Nicole Schwan (links) und Doreen von Bodecker.

Nicole Schwan (links) und Doreen von Bodecker.

Quelle: Cobalt, Urheber: Picture People

Karriere 04.10.2023
Die Suche nach ESG-Experten und Data-Mining-Spezialisten beschäftigen die Personalberater. Und zu möglichen Gehaltspaketen beraten Headhunter die Arbeitgeber verstärkt. ... 

Die Suche nach ESG-Experten und Data-Mining-Spezialisten beschäftigen die Personalberater. Und zu möglichen Gehaltspaketen beraten Headhunter die Arbeitgeber verstärkt.

Eine "richtige Arbeitsmesse" erwartet sich Doreen von Bodecker von den drei Tagen in München. Sie ist Geschäftsführerin der Personalberatung Cobalt (C1.011) und will zusammen mit 20 Kollegen auf der Expo Real die Bedürfnisse von Arbeitgebern in den Fokus nehmen. "Uns geht es in diesem Jahr viel um Kommunikation und ums Netzwerken. Wir wollen Trends aufspüren und News weitertragen", sagt sie.

Das helfe ihr und ihrem Team auch in Zukunft bei der Suche nach Kandidaten für Spezialistenstellen, wie etwa die von ESG-Managern. "Gesucht werden sie in allen Sparten – vom Generalunternehmen über die Investmentgesellschaft bis hin zur Bank für Immobilienfinanzierungen ist die Nachfrage überall hoch", sagt die Headhunterin. Doch die Anforderungen an die Bewerber fielen je nach Arbeitgeber ganz unterschiedlich aus und verändern sich fortlaufend.

"Data-Mining ist aktuell ein weiteres großes Thema", ergänzt von Bodecker. "Gesucht werden Datenmanager, die nicht nur Datenbanken zu Immobilien aufbauen können, sondern die gesammelten Daten auch aktuell halten und über statistische Methoden mit diesen arbeiten", beschreibt sie die Herausforderung. Die Experten sollen auf der Basis dieser Daten in den Unternehmen Prognosen erstellen, aus denen sich Trends für die Zukunft ableiten lassen. So sollen Kundenpräferenzen möglichst frühzeitig erkannt werden. "Zum Teil spielt hier auch der gekonnte Umgang mit KI-Tools eine große Rolle", gibt sie ein Beispiel für Kenntnisse, auf die sie bei der Kandidatensuche achtet.

Bei der Besetzung von vielen anderen Stellen hält die Headhunterin hingegen Ausschau nach Generalisten. "Statt mehrere Experten einzustellen, suchen Arbeitgeber wieder gezielter nach Mitarbeitern, die mehrere Aufgabenbereiche übernehmen können – nicht zuletzt, um so auch Stellen zu reduzieren und Kosten zu sparen", sagt von Bodecker. "Uns fällt auf, dass Arbeitgeber nicht mehr so häufig bereit sind, auf alle Gehaltsforderungen von Kandidaten einzugehen."

Dadurch, dass die Gehaltswünsche von Bewerbern in den letzten Monaten zum Teil weit über dem Budget der Arbeitgeber liegen, ist für die Expertinnen ein weiteres Aufgabenfeld in den Fokus gerückt. "Wir beraten dann, welche Pakete man gestalten könnte, etwa mit Boni oder Staffelungen des Fixums oder Benefits, um Kandidaten doch noch zu gewinnen", erklärt von Bodeckers Kollegin Nicole Schwan, die ebenfalls Mitglied in der Geschäftsführung von Cobalt ist. "Die Nachfrage nach diesem Beratungsangebot ist im Vergleich zu den letzten Jahren stark gestiegen", sagt sie.

Janina Stadel

Reden Sie über das Gehalt!

Je mehr übers Gehalt gesprochen wird, umso leichter fällt es Einsteigern, ihren Wert fürs Unternehmen einschätzen zu können.

Je mehr übers Gehalt gesprochen wird, umso leichter fällt es Einsteigern, ihren Wert fürs Unternehmen einschätzen zu können.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Daniel Berkmann

Karriere 24.06.2021
Die Höhe des Gehalts gehört bei vielen hierzulande zu den bestgehüteten Geheimnissen. So ist es für Immobilienabsolventen einer der kniffligsten Punkte der Bewerbung, dem potenziellen ... 

Die Höhe des Gehalts gehört bei vielen hierzulande zu den bestgehüteten Geheimnissen. So ist es für Immobilienabsolventen einer der kniffligsten Punkte der Bewerbung, dem potenziellen Arbeitgeber das gewünschte Bruttojahresgehalt zu nennen. Hilfe und auch einen Realitätscheck bieten die eigenen Kommilitonen, Personalberater und die Unternehmen selbst.

"Über Geld spricht man nicht, man hat es." Der Öl-Tycoon und Kunstmäzen Jean Paul Getty hatte gut reden. Vor allem Berufseinsteiger fragen sich, mit welchem Jahresbruttogehalt sie in Bewerbungsgespräche gehen können - schließlich legen die meisten Arbeitnehmer ihre Lohnzettel nicht offen. Wohl dem, der sich an einer Gehaltstabelle wie beispielsweise einem Tarif orientieren kann. Das aber ist nur bei den wenigsten in der Immobilienbranche der Fall.

Die Schwarmintelligenz gibt die Richtung vor

Die erste Orientierung gibt die Schwarmintelligenz, etwa in Gestalt der Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ). Sie spiegelt in diesem Jahr die Gehaltsvorstellungen von mehr als 400 Studenten immobilienwirtschaftlicher Studiengänge wider. Herausgekommen ist ein durchschnittliches Jahresgehalt von 48.900 Euro brutto, das die jungen Leute zum Einstieg in den Beruf fordern. Masterabsolventen möchten noch etwas mehr, nämlich 51.900 Euro, Bachelorstudenten wären mit 46.500 Euro zufrieden (siehe Grafik "Masterabsolventen wollen mehr Geld als Bachelorabgänger, Männer mehr als Frauen").

"In Gehaltsfragen wird unter den Absolventen und Studenten sehr viel miteinander gesprochen und verglichen", weiß Bushra Nadeem, Personalberaterin und Gründerin von Artes Recruitment. "Das ist sehr wichtig, um ein Gefühl für den Markt zu bekommen." Dennoch verliert manch einer offenbar die Bodenhaftung angesichts der letzten fetten Jahre der Immobilienbranche. Die eine oder andere Nachwuchskraft meine, vom Fleck weg 80.000 bis 90.000 Euro wert zu sein, berichtet Holger Matheis, Vorstand des Projektentwicklers Beos. "Da fehlt das Verständnis davon, was jemand zum Einstieg bringen kann. Das passt nicht ins Gehaltsgefüge. Die Leute müssen die ersten zwei Jahre lernen, ehe sie große Sprünge machen können."

Licht ins Dunkel bringen die Zahlen von Personalberatern. So rechnet Stefanie Saß, Gründerin von Engaging Talents, für den ersten Job in der Projektentwicklung mit 46.000 bis 55.000 Euro. Bei diesem Berufsfeld handelt es sich für viele um die Königsdisziplin der Branche, die ein breites Fachwissen voraussetzt und zumeist hohe Verantwortung mit sich bringt.

In einer ähnlichen Spanne, an der unteren Grenze sogar einen Tick höher, setzt Maximilian Wright, Consultant im Immobilienwesen bei Cobalt Recruitment Deutschland, das Einstiegsgehalt im Asset-Management an. Im Vergleich dazu: Für Einsteiger in der Bewertung sind laut Saß etwa 42.000 bis 46.000 Euro realistisch, Nadeem sieht für Makler und Berater die Spanne bei 30.000 bis 40.000 Euro in einem Konzern. Mittelständler zahlten Letzteren teils 5% bis 10% mehr, wobei die Unterschiede zwischen Master- und Bachelorabschlüssen im Schnitt eher gering sind. Bei den genannten Summen handelt es sich um Fixgehälter. "Viele Einstiegspositionen beinhalten zudem einen Bonus von 10% bis 15%", erklärt Saß. Je nach Firma seien die Zahlungen an individuelle Leistungen, Unternehmens- oder Teamerfolge gekoppelt.

Dass die Dynamik einer Schwarmintelligenz unter den Studierenden durchaus mal Irrwege nimmt, die nicht zur unternehmerischen Realität passen, zeigt sich am Beispiel der Corona-Pandemie. Die aktuelle IZ-Arbeitsmarktbefragung weist einen Rückgang bei den Gehaltsforderungen aus. Die 48.900 Euro aus diesem Jahr liegen gut 4% unter den Erwartungen von vor dem ersten Lockdown (siehe Grafik "Die Pandemie lässt die Gehaltsforderungen schrumpfen").

"Es gibt keinen großen Corona-Effekt"

Hier gilt: Während sicherlich einzelne Unternehmen etwa aus den Bereichen Retail, Shoppingcenter und Hotels ihre Ausgaben reduzieren müssen, kommen die Personalberater mit Blick auf die gesamte Branche zum Schluss: "Bei den Gehältern gibt es keinen großen Corona-Effekt." Zwar habe es in der ersten Schockstarre im Frühling und Frühsommer vergangenen Jahres Einstellungsstopps gegeben, doch das habe sich inzwischen wieder normalisiert, erzählt Saß bei der digitalen Karrierewoche der Immobilien Zeitung. Daher lautet ihr Tipp trotz Pandemie: "Es kommt darauf an, wo ich mich bewerbe. Aber ich würde erstmal mit meiner gewohnten Gehaltsvorstellung ins Gespräch gehen und schauen, wie die Verhandlungen laufen."

Wem Personalberater und Kommilitonen als Gehaltslotsen nicht ausreichen, kann zudem den direkten Weg wählen, um ein Gefühl für das Gehaltsniveau am künftigen Arbeitsplatz zu bekommen. "Ein Anruf bei der Personalabteilung ist völlig legitim", ermuntert Nadeem die Absolventen. "Ich habe Interesse an der Position XY, können Sie mir bitte sagen, wo dafür in etwa das Einstiegsgehalt liegt?", souffliert die Beraterin. Viele Unternehmen schätzten diese Proaktivität. Auf diesem Weg erfahre der Bewerber gleich, wie das Unternehmen mit einer solchen Anfrage umgehe. Alternativen zum Anruf in der Personalabteilung sind die Ansprache bei Jobmessen oder das Kontakteknüpfen über Alumni-Netzwerke.

Doch selbst die Unternehmen geben mit ihren Gehaltsspannen nur eine grobe Marschrichtung vor. Die letzten, zielgerichteten Schritte zum Einstiegsgehalt muss jeder Bewerber selbst gehen. "Jeder Einzelne muss sich fragen: Was bin ich wert?", rät Frank Groß, Inhaber der Personalberatung Immopersonal bei der IZ-Karrierewoche. Sein Tipp: Absolventen sollten sich einen Richtwert für ihre angestrebte Position suchen, zum Beispiel 40.000 Euro mit Bachelorabschluss, 45.000 Euro für Masterabsolventen. Und dann schlagen sie etwa für ihre Vorerfahrung durch Praktika und Werkstudententätigkeit etwas obendrauf und ziehen unter Umständen etwas wegen einer fehlenden Ausbildung ab. "Alles hat einen Wert", sagt Groß. "Je mehr Immobilienspezifika ich mitbringe, desto größer ist der Wert für den Arbeitgeber." Selbst die Wahl der Hochschule schlägt Groß zufolge unterschiedlich stark zu Buche. Ein Abschluss beispielsweise an der HAWK oder der Irebs sei von Vorteil. Insgesamt rät er den Berufsneulingen: "Bleibt beim Einstieg möglichst unter der Marke von 50.000 Euro." Zu mehr seien die wenigsten Arbeitgeber bereit.

Wie viele Tausend Euro Bruttojahresgehalt ein Praktikum allerdings konkret wert ist, das ist eine Sache der individuellen Einschätzung - von beiden Seiten, sowohl des Bewerbers als auch des Unternehmens. Dabei muss zum Beispiel berücksichtigt werden, ob das Praktikum bei einem namhaften Konzern oder in einer kleinen Firma absolviert wurde, zudem spielen die Dauer und nicht zuletzt der Inhalt eine Rolle.

Außerdem schätzen Arbeitgeber den Wert von Vorerfahrungen unterschiedlich ein. "Praktische Erfahrungen im Vorfeld sind ein wichtiger Baustein, jedoch nicht der größte Turbo im Einstiegsgehalt", berichtet etwa Silke Paffhausen, Senior HR-Managerin bei Art-Invest Real Estate, den Teilnehmern der IZ-Karrierewoche. "Wenn man erstmal im Unternehmen ist, ist die praktische Erfahrung eine sehr gute Voraussetzung, sich als leistungsstark und gewappnet zeigen zu können. Ich glaube, das ist eine gute Vorbedingung, um schneller Fuß zu fassen und sich schnell weiterzuentwickeln. Wer mit Leidenschaft Leistung zeigt, zu dem kommt das höhere Gehalt ganz automatisch."

Bei der Gehaltsfrage seinen eigenen Wert in den Fokus zu stellen, sei das A und O, betont Groß. "Am Ende ist es wichtig, dass ich gegenüber dem Arbeitgeber mit meinen eigenen Assets gut argumentieren kann." Dabei sei es durchaus möglich, mit Bandbreiten zu arbeiten. Personalberater Wright ist dagegen kein Freund von Spannen. "Dann gibt man gleich seine unterste Schmerzgrenze preis."

Frauen sollten mehr mit Männern reden

Dass die Gehaltsfindung sehr von der inneren Einstellung der Bewerber und Bewerberinnen abhängt, zeigt auch der Vergleich zwischen den Geschlechtern. Die weiblichen Teilnehmer der IZ-Arbeitsmarktumfrage setzten ihre Gehaltsforderung knapp 7% tiefer an als ihre männlichen Kollegen (siehe Grafik "Masterabsolventen wollen mehr Geld als Bachelorabgänger, Männer mehr als Frauen"). Das ist ein Phänomen, das Beos-Vorstand Matheis kennt. "Frauen muss man manchmal ermutigen, manchen muss man sagen: Pass auf, Du bringst das mit, Du bringst das mit und bringst das mit - stell Dich doch einfach hin und sag: Das ist meine Forderung, das hast Du verdient! Und dann sind das halt nicht 3.500, mit denen Du einsteigst, sondern 4.000 Euro. Das bist Du wert." Personalberaterin Saß ermuntert ebenfalls: "Ich gebe Frauen den Ratschlag, sich stärker untereinander auszutauschen, was die Gehaltsforderung angeht." Und: Sie sollten sich außerdem die Zahlen der männlichen Kommilitonen anhören.

Mit der Plus-Minus-Rechnung zwischen Richtwert und Erfahrung ist es für der Bewerber noch nicht getan mit der Suche nach dem angemessenen Gehalt. Die eigene Vorstellung des passenden Arbeitsplatzes spielt natürlich mit hinein. So antworteten bei der IZ-Umfrage die meisten Teilnehmer auf die Frage nach den wichtigsten Aspekten bei der Arbeitgeberwahl mit Aufstiegsmöglichkeiten, Sinn im Job und Unternehmenskultur. Auch das eigenverantwortliche Arbeiten und die Weiterbildungsangebote stehen noch vor der Höhe des Gehalts.

HR-Managerin Paffhausen unterstützt diese Prioritätensetzung. "Dabei sollte darauf geachtet werden, mit hochqualifizierten Kollegen und Führungskräften zusammenzuarbeiten, von denen ich lernen kann. Gibt es spannende Projekte, die mich fordern? Wie ist die Unternehmenskultur? Nur so kann der Bewerber die ersten Jahre voll mitnehmen, sein Handwerkszeug erlernen, die Lernkurve geht steil nach oben und er kann schon zügig weitere Karriereschritte machen. Die richtige Grundlage zahlt sich nachhaltig auf die gesamte Laufbahn aus."

Nachhaltigkeit ist ein Stichwort, das viele Absolventen beschäftigt - und nicht nur als Worthülse. Manche von ihnen, wenngleich die Minderheit, wären Beraterin Saß zufolge sogar bereit, einen bis zu rund 20% hohen Abstrich beim Gehalt zu machen, wenn das Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit verfolgt. Das wäre dann beispielsweise in Form von nachhaltigeren Baumaterialien, neuen Bauweisen und sozialen Quartiersentwicklungen greifbar.

Aus alldem ergibt sich eine Richtschnur fürs Gehalt. Vom Standard ausgehend sollten individuelle Fähigkeiten, Erfahrungen und Wertvorstellungen die Einstiegsforderung der Berufsanfänger ausmachen. Dennoch kann dabei ein Wert herauskommen, der sich nicht mit den Vorstellungen des Arbeitgebers deckt. "Kein seriöser Arbeitgeber nutzt es schamlos aus, wenn der Bewerber zu niedrig ansetzt", beruhigt Berater Groß. Und HR-Managerin Paffhausen hält es für "keine Schande", wenn die Zahlen im ersten Anlauf zu hoch gegriffen sind. "Gerade bei Absolvierenden, die in der Berufsorientierung sind und bei denen dies der erste feste Job nach der Ausbildung ist, ist es für uns wichtig zu erfahren: Wo kommt diese Erwartung her, was haben sie recherchiert, auf welchen Berater haben sie sich verlassen - aus dem privaten, universitären oder professionellen Bereich? Am Ende des Tages kommt es darauf an, gemeinsam eine Erwartungshaltung zu definieren, sodass die Studierenden sagen können, das ist mir wichtig, das ist meine Untergrenze, das ist meine Erwartung und die finde ich hier entsprechend gewürdigt." Der einzige Fehler, den ein Kandidat bei der Gehaltsfrage im Bewerbungsgespräch begehen könne, sei eine Alles-oder-Nichts-Einstellung, sagt Paffhausen. "Ich glaube, man muss offen sein, über die Höhe des Gehalts zu sprechen." Öl-Tycoon Getty zum Trotz.

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Anke Pipke