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ESG-Experten dringend gesucht

Um die Transformation der Branche voranzutreiben, braucht es Experten mit echtem Interesse am Thema.

Um die Transformation der Branche voranzutreiben, braucht es Experten mit echtem Interesse am Thema.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Janina Stadel

Karriere 30.11.2023
Auf der Suche nach ESG-Managern stoßen Arbeitgeber auf viele Hürden. Die Kandidatenlage ist genauso unübersichtlich wie die Qualifikationen von Bewerbern. Weil auch die Erwartungen der ... 

Auf der Suche nach ESG-Managern stoßen Arbeitgeber auf viele Hürden. Die Kandidatenlage ist genauso unübersichtlich wie die Qualifikationen von Bewerbern. Weil auch die Erwartungen der einstellenden Unternehmen oft voneinander abweichen, müssen Headhunter Interessenten genau unter die Lupe nehmen.

Die Nachfrage nach Experten für Environmental Social Governance (ESG) in allen Sparten der Immobilienwirtschaft reißt nicht ab. Das zeigt sich an den Auftragszahlen von Headhuntern. Während die Personalberatung Cobalt Recruitment im gesamten Jahr 2022 nur eine einzige Funktion mit dem Schwerpunkt vermittelt hat, waren es allein im ersten Halbjahr 2023 schon acht. "Die Herausforderung für die gesamte Branche besteht darin, dass es kein genaues Bild von einem ESG-Experten gibt", sagt Cobalt-Geschäftsführerin Doreen von Bodecker. "Genauso neu wie der Berufsschwerpunkt sind die Zertifizierungen, die bisher angeboten werden", erläutert sie weiter. Diese Weiterbildungen gibt es zum Beispiel bei der IHK Münster unter dem Titel "ESG: Chancen für den Mittelstand", bei der IHK München in Form einer Ausbildung zum Transformation-Manager oder als Webinare zu EU-Taxonomien. Bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) kann man sich in zwei bis drei Monaten zum ESG-Manager weiterbilden lassen. In der Schulung wird Wissen zu Zertifizierungen und EU-Taxonomien ebenso vermittelt wie Kenntnisse von den Anforderungen für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb und von den Methoden, eine Immobilie ESG-konform zu managen. Weil sich die Inhalte der Schulungen aber unterscheiden, können Arbeitgeber die Zertifikate oft nicht richtig einordnen. Als Headhunterin fragt von Bodecker bei Kandidaten deshalb genau nach, was sie in der Vergangenheit gemacht haben, um einschätzen zu können, ob sie fachlich zu einer Stelle passen – und auch ins Teamgefüge. Letzteres sei deshalb wichtig, weil ESG-Manager das Thema auch in die Belegschaft tragen müssen. In vielen Fällen bedeute dies erst einmal aufzuklären, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht länger als Belastung gesehen werden darf.

Für Christoph Hartmann, Gesellschafter der Personalberatung Deiniger Consulting, umfasst das Thema ESG in den Unternehmen drei Blöcke. "Zum einen ist da der Bestand, also die Immobilien eines Unternehmens als solche, auf die ein ESG-Experte achten muss. Hinzu kommen die Mitarbeiter. Da greift vor allem das S für Social in ESG. Darüber hinaus hat ESG aber auch eine Bedeutung für die Wirkung eines Unternehmens nach außen. Anders ausgedrückt: Wer auf diesem Gebiet schon sehr weit ist, brüstet sich damit gerne und nutzt es als Marketingtool." Welche Schwerpunkte für ein Unternehmen wichtig sind, kann unterschiedlich ausfallen, für Hartmann ist aber klar: "Der Dreiklang muss stimmen. Dafür muss ein Bewusstsein bei den Mitarbeitern, vor allem aber bei den Führungskräften geschaffen werden."

Auf der Suche nach passenden ESG-Managern für ein Unternehmen befragt Hartmann seine Kunden deshalb proaktiv, welche Profile sie suchen. "Ich lasse die Klienten eine klare Erwartungshaltung aufdröseln. Aus Aufgaben und Verantwortlichkeiten müssen Anforderungen an die Kandidaten abgeleitet werden." Wichtig sei auch, wie sich die Stelle in den kommenden drei bis fünf Jahren weiterentwickeln soll. "Diese Frage stellt für viele die größte Herausforderung dar."

Die Verantwortung für das Thema einem bestehenden Mitarbeiter zusätzlich zu übertragen, sieht Hartmann nicht immer als die beste Lösung. "Gerade mit Blick auf den Bestand kann es Vorteile haben, wenn der ESG-Manager ihn gut kennt. Aber ihm kann auch der objektive Blick fehlen." Zudem bedeute eine Doppelrolle höhere Belastung, die auf die Qualität der Arbeit wirken kann.

Wegen der unübersichtlichen Kandidatenlage sei die Suche nach externen Kandidaten aber schwer für die Arbeitgeber. An bisherigen Berufsbezeichnungen könne man sich kaum orientieren, weil Immobilienexperten und somit auch potenzielle ESG-Manager oft trotz gleicher Aufgaben und Fähigkeiten in jeder Firma einen anderen Titel tragen. Was genau sich dahinter verbirgt, muss Hartmann jedesmal im Gespräch und durch genaues Prüfen der Vita herausfiltern. Hinzu komme, dass viele Unternehmen bei der Suche nach ihren Mitarbeitern nur auf die eigene Sparte schauen. "Das schränkt den Talentepool natürlich ein. Wer nur auf ein einziges Marktsegment schaut, hat in der Regel nur die Möglichkeit, Kandidaten von der direkten Konkurrenz abzuwerben", sagt Hartmann. Neue Blickwinkel gingen dadurch verloren. Doch gerade für einen ESG-Manager könnten diese nützlich sein und das Unternehmen langfristig nach vorne bringen. "Der Blick auf andere Branchen bleibt jedoch schwierig, denn Immobilienkenntnisse bleiben die Grundvoraussetzung."

Wo genau das Thema ESG innerhalb der Unternehmenshierarchie zu verorten ist, bestimmen die Arbeitgeber in der Regel individuell. "Wer glaubt, es muss beim CEO aufgehängt sein, lässt sich davon selten abbringen", so Hartmanns Erfahrung. Doch auch den Human Resources oder dem Business Development wird der ESG-Manager in einigen Unternehmen zugeordnet. Daraus ergeben sich ganz unterschiedliche Berichtsketten und unterschiedliche Entscheidungsgewalten für die gesuchten Experten.

Gute Chancen auf eine Stelle haben laut Patrycja Arendt, CEO der Headhuntingboutique One Match, junge Kandidaten, denn auf der Suche nach einem ESG-Manager genüge oft schon die pure Affinität für das Thema. "Junge Kandidaten haben die Möglichkeit, ihre Schwerpunkte vom Karrierestart an auf das Thema zu legen und auf die Basis, die sie von der Hochschule mitbringen, aufzubauen. Sie sind selbst noch im Thema Lernen drin, weshalb man ihnen die Möglichkeit, sich fortzubilden, gut zuspricht."

Janina Stadel

Profis für ESG und Daten sind gesucht

Nicole Schwan (links) und Doreen von Bodecker.

Nicole Schwan (links) und Doreen von Bodecker.

Quelle: Cobalt, Urheber: Picture People

Karriere 04.10.2023
Die Suche nach ESG-Experten und Data-Mining-Spezialisten beschäftigen die Personalberater. Und zu möglichen Gehaltspaketen beraten Headhunter die Arbeitgeber verstärkt. ... 

Die Suche nach ESG-Experten und Data-Mining-Spezialisten beschäftigen die Personalberater. Und zu möglichen Gehaltspaketen beraten Headhunter die Arbeitgeber verstärkt.

Eine "richtige Arbeitsmesse" erwartet sich Doreen von Bodecker von den drei Tagen in München. Sie ist Geschäftsführerin der Personalberatung Cobalt (C1.011) und will zusammen mit 20 Kollegen auf der Expo Real die Bedürfnisse von Arbeitgebern in den Fokus nehmen. "Uns geht es in diesem Jahr viel um Kommunikation und ums Netzwerken. Wir wollen Trends aufspüren und News weitertragen", sagt sie.

Das helfe ihr und ihrem Team auch in Zukunft bei der Suche nach Kandidaten für Spezialistenstellen, wie etwa die von ESG-Managern. "Gesucht werden sie in allen Sparten – vom Generalunternehmen über die Investmentgesellschaft bis hin zur Bank für Immobilienfinanzierungen ist die Nachfrage überall hoch", sagt die Headhunterin. Doch die Anforderungen an die Bewerber fielen je nach Arbeitgeber ganz unterschiedlich aus und verändern sich fortlaufend.

"Data-Mining ist aktuell ein weiteres großes Thema", ergänzt von Bodecker. "Gesucht werden Datenmanager, die nicht nur Datenbanken zu Immobilien aufbauen können, sondern die gesammelten Daten auch aktuell halten und über statistische Methoden mit diesen arbeiten", beschreibt sie die Herausforderung. Die Experten sollen auf der Basis dieser Daten in den Unternehmen Prognosen erstellen, aus denen sich Trends für die Zukunft ableiten lassen. So sollen Kundenpräferenzen möglichst frühzeitig erkannt werden. "Zum Teil spielt hier auch der gekonnte Umgang mit KI-Tools eine große Rolle", gibt sie ein Beispiel für Kenntnisse, auf die sie bei der Kandidatensuche achtet.

Bei der Besetzung von vielen anderen Stellen hält die Headhunterin hingegen Ausschau nach Generalisten. "Statt mehrere Experten einzustellen, suchen Arbeitgeber wieder gezielter nach Mitarbeitern, die mehrere Aufgabenbereiche übernehmen können – nicht zuletzt, um so auch Stellen zu reduzieren und Kosten zu sparen", sagt von Bodecker. "Uns fällt auf, dass Arbeitgeber nicht mehr so häufig bereit sind, auf alle Gehaltsforderungen von Kandidaten einzugehen."

Dadurch, dass die Gehaltswünsche von Bewerbern in den letzten Monaten zum Teil weit über dem Budget der Arbeitgeber liegen, ist für die Expertinnen ein weiteres Aufgabenfeld in den Fokus gerückt. "Wir beraten dann, welche Pakete man gestalten könnte, etwa mit Boni oder Staffelungen des Fixums oder Benefits, um Kandidaten doch noch zu gewinnen", erklärt von Bodeckers Kollegin Nicole Schwan, die ebenfalls Mitglied in der Geschäftsführung von Cobalt ist. "Die Nachfrage nach diesem Beratungsangebot ist im Vergleich zu den letzten Jahren stark gestiegen", sagt sie.

Janina Stadel

Reden Sie über das Gehalt!

Je mehr übers Gehalt gesprochen wird, umso leichter fällt es Einsteigern, ihren Wert fürs Unternehmen einschätzen zu können.

Je mehr übers Gehalt gesprochen wird, umso leichter fällt es Einsteigern, ihren Wert fürs Unternehmen einschätzen zu können.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Daniel Berkmann

Karriere 24.06.2021
Die Höhe des Gehalts gehört bei vielen hierzulande zu den bestgehüteten Geheimnissen. So ist es für Immobilienabsolventen einer der kniffligsten Punkte der Bewerbung, dem potenziellen ... 

Die Höhe des Gehalts gehört bei vielen hierzulande zu den bestgehüteten Geheimnissen. So ist es für Immobilienabsolventen einer der kniffligsten Punkte der Bewerbung, dem potenziellen Arbeitgeber das gewünschte Bruttojahresgehalt zu nennen. Hilfe und auch einen Realitätscheck bieten die eigenen Kommilitonen, Personalberater und die Unternehmen selbst.

"Über Geld spricht man nicht, man hat es." Der Öl-Tycoon und Kunstmäzen Jean Paul Getty hatte gut reden. Vor allem Berufseinsteiger fragen sich, mit welchem Jahresbruttogehalt sie in Bewerbungsgespräche gehen können - schließlich legen die meisten Arbeitnehmer ihre Lohnzettel nicht offen. Wohl dem, der sich an einer Gehaltstabelle wie beispielsweise einem Tarif orientieren kann. Das aber ist nur bei den wenigsten in der Immobilienbranche der Fall.

Die Schwarmintelligenz gibt die Richtung vor

Die erste Orientierung gibt die Schwarmintelligenz, etwa in Gestalt der Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ). Sie spiegelt in diesem Jahr die Gehaltsvorstellungen von mehr als 400 Studenten immobilienwirtschaftlicher Studiengänge wider. Herausgekommen ist ein durchschnittliches Jahresgehalt von 48.900 Euro brutto, das die jungen Leute zum Einstieg in den Beruf fordern. Masterabsolventen möchten noch etwas mehr, nämlich 51.900 Euro, Bachelorstudenten wären mit 46.500 Euro zufrieden (siehe Grafik "Masterabsolventen wollen mehr Geld als Bachelorabgänger, Männer mehr als Frauen").

"In Gehaltsfragen wird unter den Absolventen und Studenten sehr viel miteinander gesprochen und verglichen", weiß Bushra Nadeem, Personalberaterin und Gründerin von Artes Recruitment. "Das ist sehr wichtig, um ein Gefühl für den Markt zu bekommen." Dennoch verliert manch einer offenbar die Bodenhaftung angesichts der letzten fetten Jahre der Immobilienbranche. Die eine oder andere Nachwuchskraft meine, vom Fleck weg 80.000 bis 90.000 Euro wert zu sein, berichtet Holger Matheis, Vorstand des Projektentwicklers Beos. "Da fehlt das Verständnis davon, was jemand zum Einstieg bringen kann. Das passt nicht ins Gehaltsgefüge. Die Leute müssen die ersten zwei Jahre lernen, ehe sie große Sprünge machen können."

Licht ins Dunkel bringen die Zahlen von Personalberatern. So rechnet Stefanie Saß, Gründerin von Engaging Talents, für den ersten Job in der Projektentwicklung mit 46.000 bis 55.000 Euro. Bei diesem Berufsfeld handelt es sich für viele um die Königsdisziplin der Branche, die ein breites Fachwissen voraussetzt und zumeist hohe Verantwortung mit sich bringt.

In einer ähnlichen Spanne, an der unteren Grenze sogar einen Tick höher, setzt Maximilian Wright, Consultant im Immobilienwesen bei Cobalt Recruitment Deutschland, das Einstiegsgehalt im Asset-Management an. Im Vergleich dazu: Für Einsteiger in der Bewertung sind laut Saß etwa 42.000 bis 46.000 Euro realistisch, Nadeem sieht für Makler und Berater die Spanne bei 30.000 bis 40.000 Euro in einem Konzern. Mittelständler zahlten Letzteren teils 5% bis 10% mehr, wobei die Unterschiede zwischen Master- und Bachelorabschlüssen im Schnitt eher gering sind. Bei den genannten Summen handelt es sich um Fixgehälter. "Viele Einstiegspositionen beinhalten zudem einen Bonus von 10% bis 15%", erklärt Saß. Je nach Firma seien die Zahlungen an individuelle Leistungen, Unternehmens- oder Teamerfolge gekoppelt.

Dass die Dynamik einer Schwarmintelligenz unter den Studierenden durchaus mal Irrwege nimmt, die nicht zur unternehmerischen Realität passen, zeigt sich am Beispiel der Corona-Pandemie. Die aktuelle IZ-Arbeitsmarktbefragung weist einen Rückgang bei den Gehaltsforderungen aus. Die 48.900 Euro aus diesem Jahr liegen gut 4% unter den Erwartungen von vor dem ersten Lockdown (siehe Grafik "Die Pandemie lässt die Gehaltsforderungen schrumpfen").

"Es gibt keinen großen Corona-Effekt"

Hier gilt: Während sicherlich einzelne Unternehmen etwa aus den Bereichen Retail, Shoppingcenter und Hotels ihre Ausgaben reduzieren müssen, kommen die Personalberater mit Blick auf die gesamte Branche zum Schluss: "Bei den Gehältern gibt es keinen großen Corona-Effekt." Zwar habe es in der ersten Schockstarre im Frühling und Frühsommer vergangenen Jahres Einstellungsstopps gegeben, doch das habe sich inzwischen wieder normalisiert, erzählt Saß bei der digitalen Karrierewoche der Immobilien Zeitung. Daher lautet ihr Tipp trotz Pandemie: "Es kommt darauf an, wo ich mich bewerbe. Aber ich würde erstmal mit meiner gewohnten Gehaltsvorstellung ins Gespräch gehen und schauen, wie die Verhandlungen laufen."

Wem Personalberater und Kommilitonen als Gehaltslotsen nicht ausreichen, kann zudem den direkten Weg wählen, um ein Gefühl für das Gehaltsniveau am künftigen Arbeitsplatz zu bekommen. "Ein Anruf bei der Personalabteilung ist völlig legitim", ermuntert Nadeem die Absolventen. "Ich habe Interesse an der Position XY, können Sie mir bitte sagen, wo dafür in etwa das Einstiegsgehalt liegt?", souffliert die Beraterin. Viele Unternehmen schätzten diese Proaktivität. Auf diesem Weg erfahre der Bewerber gleich, wie das Unternehmen mit einer solchen Anfrage umgehe. Alternativen zum Anruf in der Personalabteilung sind die Ansprache bei Jobmessen oder das Kontakteknüpfen über Alumni-Netzwerke.

Doch selbst die Unternehmen geben mit ihren Gehaltsspannen nur eine grobe Marschrichtung vor. Die letzten, zielgerichteten Schritte zum Einstiegsgehalt muss jeder Bewerber selbst gehen. "Jeder Einzelne muss sich fragen: Was bin ich wert?", rät Frank Groß, Inhaber der Personalberatung Immopersonal bei der IZ-Karrierewoche. Sein Tipp: Absolventen sollten sich einen Richtwert für ihre angestrebte Position suchen, zum Beispiel 40.000 Euro mit Bachelorabschluss, 45.000 Euro für Masterabsolventen. Und dann schlagen sie etwa für ihre Vorerfahrung durch Praktika und Werkstudententätigkeit etwas obendrauf und ziehen unter Umständen etwas wegen einer fehlenden Ausbildung ab. "Alles hat einen Wert", sagt Groß. "Je mehr Immobilienspezifika ich mitbringe, desto größer ist der Wert für den Arbeitgeber." Selbst die Wahl der Hochschule schlägt Groß zufolge unterschiedlich stark zu Buche. Ein Abschluss beispielsweise an der HAWK oder der Irebs sei von Vorteil. Insgesamt rät er den Berufsneulingen: "Bleibt beim Einstieg möglichst unter der Marke von 50.000 Euro." Zu mehr seien die wenigsten Arbeitgeber bereit.

Wie viele Tausend Euro Bruttojahresgehalt ein Praktikum allerdings konkret wert ist, das ist eine Sache der individuellen Einschätzung - von beiden Seiten, sowohl des Bewerbers als auch des Unternehmens. Dabei muss zum Beispiel berücksichtigt werden, ob das Praktikum bei einem namhaften Konzern oder in einer kleinen Firma absolviert wurde, zudem spielen die Dauer und nicht zuletzt der Inhalt eine Rolle.

Außerdem schätzen Arbeitgeber den Wert von Vorerfahrungen unterschiedlich ein. "Praktische Erfahrungen im Vorfeld sind ein wichtiger Baustein, jedoch nicht der größte Turbo im Einstiegsgehalt", berichtet etwa Silke Paffhausen, Senior HR-Managerin bei Art-Invest Real Estate, den Teilnehmern der IZ-Karrierewoche. "Wenn man erstmal im Unternehmen ist, ist die praktische Erfahrung eine sehr gute Voraussetzung, sich als leistungsstark und gewappnet zeigen zu können. Ich glaube, das ist eine gute Vorbedingung, um schneller Fuß zu fassen und sich schnell weiterzuentwickeln. Wer mit Leidenschaft Leistung zeigt, zu dem kommt das höhere Gehalt ganz automatisch."

Bei der Gehaltsfrage seinen eigenen Wert in den Fokus zu stellen, sei das A und O, betont Groß. "Am Ende ist es wichtig, dass ich gegenüber dem Arbeitgeber mit meinen eigenen Assets gut argumentieren kann." Dabei sei es durchaus möglich, mit Bandbreiten zu arbeiten. Personalberater Wright ist dagegen kein Freund von Spannen. "Dann gibt man gleich seine unterste Schmerzgrenze preis."

Frauen sollten mehr mit Männern reden

Dass die Gehaltsfindung sehr von der inneren Einstellung der Bewerber und Bewerberinnen abhängt, zeigt auch der Vergleich zwischen den Geschlechtern. Die weiblichen Teilnehmer der IZ-Arbeitsmarktumfrage setzten ihre Gehaltsforderung knapp 7% tiefer an als ihre männlichen Kollegen (siehe Grafik "Masterabsolventen wollen mehr Geld als Bachelorabgänger, Männer mehr als Frauen"). Das ist ein Phänomen, das Beos-Vorstand Matheis kennt. "Frauen muss man manchmal ermutigen, manchen muss man sagen: Pass auf, Du bringst das mit, Du bringst das mit und bringst das mit - stell Dich doch einfach hin und sag: Das ist meine Forderung, das hast Du verdient! Und dann sind das halt nicht 3.500, mit denen Du einsteigst, sondern 4.000 Euro. Das bist Du wert." Personalberaterin Saß ermuntert ebenfalls: "Ich gebe Frauen den Ratschlag, sich stärker untereinander auszutauschen, was die Gehaltsforderung angeht." Und: Sie sollten sich außerdem die Zahlen der männlichen Kommilitonen anhören.

Mit der Plus-Minus-Rechnung zwischen Richtwert und Erfahrung ist es für der Bewerber noch nicht getan mit der Suche nach dem angemessenen Gehalt. Die eigene Vorstellung des passenden Arbeitsplatzes spielt natürlich mit hinein. So antworteten bei der IZ-Umfrage die meisten Teilnehmer auf die Frage nach den wichtigsten Aspekten bei der Arbeitgeberwahl mit Aufstiegsmöglichkeiten, Sinn im Job und Unternehmenskultur. Auch das eigenverantwortliche Arbeiten und die Weiterbildungsangebote stehen noch vor der Höhe des Gehalts.

HR-Managerin Paffhausen unterstützt diese Prioritätensetzung. "Dabei sollte darauf geachtet werden, mit hochqualifizierten Kollegen und Führungskräften zusammenzuarbeiten, von denen ich lernen kann. Gibt es spannende Projekte, die mich fordern? Wie ist die Unternehmenskultur? Nur so kann der Bewerber die ersten Jahre voll mitnehmen, sein Handwerkszeug erlernen, die Lernkurve geht steil nach oben und er kann schon zügig weitere Karriereschritte machen. Die richtige Grundlage zahlt sich nachhaltig auf die gesamte Laufbahn aus."

Nachhaltigkeit ist ein Stichwort, das viele Absolventen beschäftigt - und nicht nur als Worthülse. Manche von ihnen, wenngleich die Minderheit, wären Beraterin Saß zufolge sogar bereit, einen bis zu rund 20% hohen Abstrich beim Gehalt zu machen, wenn das Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit verfolgt. Das wäre dann beispielsweise in Form von nachhaltigeren Baumaterialien, neuen Bauweisen und sozialen Quartiersentwicklungen greifbar.

Aus alldem ergibt sich eine Richtschnur fürs Gehalt. Vom Standard ausgehend sollten individuelle Fähigkeiten, Erfahrungen und Wertvorstellungen die Einstiegsforderung der Berufsanfänger ausmachen. Dennoch kann dabei ein Wert herauskommen, der sich nicht mit den Vorstellungen des Arbeitgebers deckt. "Kein seriöser Arbeitgeber nutzt es schamlos aus, wenn der Bewerber zu niedrig ansetzt", beruhigt Berater Groß. Und HR-Managerin Paffhausen hält es für "keine Schande", wenn die Zahlen im ersten Anlauf zu hoch gegriffen sind. "Gerade bei Absolvierenden, die in der Berufsorientierung sind und bei denen dies der erste feste Job nach der Ausbildung ist, ist es für uns wichtig zu erfahren: Wo kommt diese Erwartung her, was haben sie recherchiert, auf welchen Berater haben sie sich verlassen - aus dem privaten, universitären oder professionellen Bereich? Am Ende des Tages kommt es darauf an, gemeinsam eine Erwartungshaltung zu definieren, sodass die Studierenden sagen können, das ist mir wichtig, das ist meine Untergrenze, das ist meine Erwartung und die finde ich hier entsprechend gewürdigt." Der einzige Fehler, den ein Kandidat bei der Gehaltsfrage im Bewerbungsgespräch begehen könne, sei eine Alles-oder-Nichts-Einstellung, sagt Paffhausen. "Ich glaube, man muss offen sein, über die Höhe des Gehalts zu sprechen." Öl-Tycoon Getty zum Trotz.

Lesen Sie zum Thema Arbeitsmarkt für Einsteiger und Young Professionals unser IZ-Magazin Immobilienkarriere, zu beziehen auf iz-shop.de.

Anke Pipke

Es wird weiter auch im Büro gearbeitet

Der persönliche Austausch mit Kollegen im Büro bleibt wichtig - mit oder ohne mehr Homeoffice in den Unternehmen.

Der persönliche Austausch mit Kollegen im Büro bleibt wichtig - mit oder ohne mehr Homeoffice in den Unternehmen.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: JustLife

Karriere 25.03.2021
Investitionen in Immobilien sind eine Wette auf die Zukunft. Nicht ohne Grund hat sich das Thema Homeoffice und Büronachfrage zu einem Dauerbrenner von Befragungen und Diskussionsrunden in ... 

Investitionen in Immobilien sind eine Wette auf die Zukunft. Nicht ohne Grund hat sich das Thema Homeoffice und Büronachfrage zu einem Dauerbrenner von Befragungen und Diskussionsrunden in der Immobilienbranche gemausert. Harte Parameter fehlen jedoch. Diesem Mangel wollte KGAL Research mit einer Auswertung von Stellenanzeigen abhelfen. Ob die Ergebnisse dieser Analyse die ganze Wahrheit ans Licht bringen, ist unter Personalberatern zumindest umstritten.

Wie sich der Bedarf an Büroflächen entwickelt, falls Homeoffice, mobiles Arbeiten & Co. sich in Deutschland dauerhaft in der Arbeitswelt etablieren, fragen sich viele Marktteilnehmer. Auch wenn das eine nicht unbedingt drastisch einbrechen muss, wenn das andere deutlich zunimmt: Eine gewisse Korrelation dürfte bestehen. Derzeit ist Heimarbeit weit verbreitet. Axel Drwenski, Head of Research von KGAL, wollte herausfinden, ob sich die grundsätzliche Bereitschaft der Arbeitgeber hierfür durch die Corona-Zeit auch langfristig signifikant erhöht.

Um eine Antwort zu finden, hat er mit Unterstützung der Datenforscher von der Münchner KI-Company Glanos viele Stellenanzeigen unter die Lupe genommen, sehr viele. Genauer gesagt wurden 7,8 Mio. Jobannoncen, die zwischen Anfang 2019 und Januar 2021 veröffentlicht wurden, daraufhin untersucht, ob sie Wörter aus dem Dunstkreis der Arbeit in den eigenen vier Wänden enthielten: Homeoffice, mobiles Arbeiten, Telearbeit, Remote Work usw. Drwenskis Gedanke hinter der umfangreichen Datenanalyse: "Wenn Homeoffice in Zukunft wirklich so eine große Rolle spielen wird, wie manche glauben, müsste man das doch daran ablesen, dass es im größeren Stil angeboten wird."

Das Ergebnis der Untersuchung, das Drwenski und Glanos vorstellen, dürfte Büroinvestoren und Bestandshalter aufatmen lassen - Drwenskis Kollegen aus dem Asset-Management von KGAL eingeschlossen, die sich um 43 Büroimmobilien mit 1.228.000 m² Fläche kümmern. Im Durchschnitt boten die rekrutierenden Unternehmen gerade mal in 3,5% der untersuchten Anzeigen ihren potenziellen künftigen Mitarbeitern in der ersten Ansprache die Möglichkeit zum Homeoffice an.

Im zeitlichen Verlauf klettert der Anteil an Jobs mit expliziter Homeoffice-Option zwar, von einer regelrechten Explosion ist aber nichts zu erkennen. Lag er im letzten coronafreien Jahr 2019 im Schnitt bei etwas über 3%, legte er bis Dezember 2020 - quasi im Gleichschritt mit den verschärften Corona-Restriktionen - auf 5,5% zu. Glanos filterte lediglich White-Collar-Jobs, die traditionell im Büro erledigt werden.

Nur 5% der Anzeigen werben mit Homeoffice

Seine Ausgangsfrage sieht Drwenski damit ziemlich eindeutig beantwortet: Nein, die grundsätzliche Bereitschaft von Arbeitgebern, ihren Büromitarbeitern mobiles Arbeiten langfristig zu ermöglichen, habe sich durch Corona nicht signifikant erhöht. "Das ist offensichtlich kein Thema, mit dem die Unternehmen offensiv werben. Natürlich ist Homeoffice gekommen, um zu bleiben - nur nicht in einem Ausmaß, dass es große Folgen für den Büromarkt hätte. Und selbst, wenn künftig im Extremfall beispielsweise 20% Fläche weniger gebraucht wird, kann der Markt das aushalten. Klar wird es Immobilien geben, die an Wert verlieren oder gar nicht mehr in den Markt reinpassen. Andere, gut positionierte Immobilen dagegen werden sogar im Wert steigen."

So plausibel Drwenskis Argumentation sein mag, einen kleinen Haken hat sie: Ob aus dem (Nicht-)Vorhandensein von Wörtern rund ums Thema Homeoffice darauf geschlossen werden kann, dass mobiles Arbeiten Nischenphänomen bleiben und das Büro seine angestammte Rolle als alleiniger oder zumindest Hauptarbeitsplatz behalten wird, darf zumindest bezweifelt werden. "Dieser Schluss kann aus unserer Sicht nicht gezogen werden, nein", sagt Felix Birkhofer, Niederlassungsleiter der auf die Bau- und Immobilienwirtschaft spezialisierten Personalberatung Cobalt in Frankfurt und Düsseldorf. "Homeoffice ist als Baustein einer attraktiven Position zu selbstverständlich geworden, um es explizit zu erwähnen."

Als Kind der Corona-Krise nimmt Cobalt-Mann Birkhofer Homeoffice nicht wahr. In jedem Fall habe die vielerorts erzwungene Heimarbeit eine natürliche Entwicklung aber beschleunigt: "Wo sich Unternehmen noch vor wenigen Jahren reflexhaft einer Einführung widersetzt haben, sind viele nun positiv überrascht."

Diesen Effekt hat auch Kathrin von Hardenberg bei ihren Kunden wahrgenommen. "Die Bereitschaft ist gestiegen, einen höheren Anteil an mobilem Arbeiten bzw. Homeoffice zu gewähren", sagt die Geschäftsführerin von Indigo Headhunters aus Frankfurt. "Dennoch gehen bei weitem nicht alle proaktiv damit nach draußen, um das Thema zu vermarkten." Von Hardenberg wundert es daher auch nicht, dass es in den meisten Stellenbeschreibungen fehlt. Sie räumt zwar ein, dass die Erwartungen von Kandidaten und Kunden in diesem Punkt "noch deutlich auseinanderliegen" und dass sich kaum ein Kandidat ausschließlich im Heimbüro sieht - "aber dass wir nach der Pandemie einen höheren Anteil an Homeoffice-Tagen in vielen Unternehmen sehen werden, halte ich für höchst wahrscheinlich". Besonders bei wichtigen Jobs schrumpfe der Kandidatenpool beträchtlich, wenn eine Firma die Arbeit von zuhause von vornherein ausschließt. "Das ist nicht zeitgemäß und transportiert ein schlechtes Bild des Unternehmens in den Markt."

"Die Homeoffice-Quote wird sicherlich leicht ansteigen, jedoch über ein gewisses Schattendasein nicht hinauskommen", ist sich Christoph Hartmann, Managing Partner von Deininger Consulting in Düsseldorf, sicher. Sobald sich das Infektionsgeschehen verringere, werden die Unternehmen auf eine Rückkehr in die Büros bestehen, vor allem bei Mitarbeitern ohne Führungsverantwortung.

Speziell Firmen aus der Immobilienwelt fremdeln nach Erfahrung von Hartmann mit dem Thema Homeoffice. Diese Arbeitgeber würden von der Furcht geplagt, dass ihnen "eine gewisse Kontrollfunktion über die Mitarbeiter abhanden kommt". Auch nach einem Jahr Corona-Krise sei Homeoffice "als dezidierter Punkt in einem Arbeitsvertrag sehr schwierig umsetzbar und wird vom Großteil der Unternehmen innerhalb der deutschen Immobilien- und Bauwirtschaft - wenn möglich - vermieden".

KGAL-Researcher Drwenski hatte schon vor Corona ein Arbeitszimmer in seinem Haus im hessischen Limburg. Nach Grünwald bei München, wo sein Arbeitgeber sitzt, musste er nur zweimal im Monat fahren. Wäre es anders, wäre der dreifache Vater und langjährige Head of Research des Wiesbadener Asset-Managers Commerz Real vielleicht nicht in den tiefen Süden gewechselt.

Harald Thomeczek

Cobalt Recruitment spaltet Geschäft mit Top-Besetzungen ab

Richard-Emanuel Goldhahn ist seit vielen Jahren das Gesicht von Cobalt Deutschland.

Richard-Emanuel Goldhahn ist seit vielen Jahren das Gesicht von Cobalt Deutschland.

Quelle: Cobalt Recruitment

Karriere 18.02.2021
Mit Valdivia hat sich innerhalb weniger Monate eine zweite Agentur gegründet, die aus ehemaligen Führungskräften der auf die Immobilienbranche spezialisierten Personalberatung Cobalt ... 

Mit Valdivia hat sich innerhalb weniger Monate eine zweite Agentur gegründet, die aus ehemaligen Führungskräften der auf die Immobilienbranche spezialisierten Personalberatung Cobalt Deutschland besteht. Das lässt aufhorchen. Doch Geschäftsführer Richard-Emanuel Goldhahn erklärt die Strategie dahinter.

Immobilien Zeitung: Herr Goldhahn, das vergangene Jahr war für viele Unternehmen ein herausforderndes. Wie laufen derzeit die Geschäfte von Cobalt Deutschland?

Richard-Emanuel Goldhahn: Ich kann sagen, dass wir positiv überrascht sind. Wir mussten zwar im vergangenen Jahr aufgrund der Pandemie den ersten Umsatz- und Gewinnrückgang in unserer 13-jährigen deutschen Unternehmensgeschichte hinnehmen. Dieser fiel aber deutlich geringer aus, als wir zunächst befürchtet hatten. Wir haben die vergangenen zwölf Monate vor allem dazu genutzt, unsere Führungsmannschaft komplett umzubauen. Vor genau einem Jahr haben wir mit Doreen von Bodecker und Nicole Schwan zwei neue Geschäftsführerinnen ernannt. Beide sind langjährige und erfahrene Führungskräfte unseres Unternehmens und stehen für den kulturellen Wandel, den Cobalt derzeit vollzieht. Außerdem setzen wir in den Büros in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und München auf neue Führungskräfte.

IZ: Worin besteht dieser kulturelle Wandel?

Goldhahn: Wir haben die Pandemiezeit vor allem dazu genutzt, uns auf unsere Unternehmenswerte und unsere Kernkompetenzen zu besinnen. Hierzu gehört neben einer klarer gelebten Führungskultur, die auf gegenseitigem Vertrauen, Wertschätzung, Transparenz und Leistungsorientierung beruht, unter anderem, dass wir vor allem Kandidaten zwischen etwa 40.000 und 200.000 Euro Jahresgehalt in den Bereichen Festanstellung, Interimmanagement und Arbeitnehmerüberlassung besetzen.

IZ: Nach der Gründung von Artes Recruitment ist Valdivia nun die zweite Agentur, mit der ehemalige Cobalt-Mitarbeiter eigene Wege gehen. Da frage ich mich: Was geht denn da bei Cobalt vor sich?

Goldhahn: Zunächst möchte ich betonen, dass Cobalt maßgeblich an der Gründung von Valdivia beteiligt war. Die Cobalt-Gruppe ist Hauptgesellschafter des Unternehmens. Die Umsetzung unserer eben beschriebenen Strategie macht es aber erforderlich, den Executive-Search-Bereich, d.h. Mandate im Gehaltssegment von deutlich über 200.000 Euro, vom Kerngeschäft zu trennen. Dieses Marktsegment gehört nicht zu unserem originären Schwerpunkt und lässt sich auch nur bedingt mit unserem Brot- und Buttergeschäft vereinbaren.

IZ: Also war es ein friedlicher Abschied von Ihrem früheren Berater und aktuellen Valdivia-Chef Daniel Bauer?

Goldhahn: Daniel Bauer ist einer der erfolgreichsten Cobalt-Berater aller Zeiten und war über die vergangenen Jahre nahezu ausschließlich mit Mandaten beauftragt worden, die in das Executive-Search-Segment fallen. Er hatte bereits seit einiger Zeit sein Interesse geäußert, sich im Bereich Executive Search weiterzuentwickeln. Er kennt dieses Marktsegment wie kaum ein anderer und es macht daher Sinn, dass er sich als Managing Partner um das neue Unternehmen kümmert. Wir freuen uns deshalb, dass wir ihn bei der Gründung der Valdivia Consulting unterstützen konnten.

"Wir haben bewusst Chinese Walls installiert"

IZ: Warum erfolgt die Trennung der einzelnen Geschäftsfelder nun so strikt?

Goldhahn: Wir wollten, dass Daniel Bauer und sein Team freie Hand bei der Strukturierung der Systeme und Prozesse sowie beim Außenauftritt des Unternehmens haben. Wir haben bewusst sogenannte Chinese Walls installiert; wir trennen also klar die Datenbank, das Marketing, den Vertrieb. Es gibt keinerlei Überschneidungen bei den Ressourcen. Wir wollten einfach das neue Geschäftsfeld von null aufbauen. Dies ist der Garant dafür, dass später jeder Kunde gemäß seinen Bedürfnissen bedient werden kann.

IZ: Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Anke Pipke.

Anke Pipke

Recruiting klappt nicht rein digital

Mitarbeiter können separiert werden, doch bei Einstellungen bleibt das reale Treffen wichtig.

Mitarbeiter können separiert werden, doch bei Einstellungen bleibt das reale Treffen wichtig.

Urheber: Peter Neusser

Karriere 15.10.2020
Neueinstellungen können auch während der Corona-Pandemie nicht auf die lange Bank geschoben werden. Die Bewerbungsverfahren laufen nun häufig hybrid ab. ... 

Neueinstellungen können auch während der Corona-Pandemie nicht auf die lange Bank geschoben werden. Die Bewerbungsverfahren laufen nun häufig hybrid ab.

In den rund sechs Monaten mit Corona hat jedes Unternehmen der Bau- und Immobilienbranche seinen Workflow umstellen müssen. Doch Baustellen und Projekte liefen fast durchweg weiter und damit auch die Suche nach qualifiziertem Personal.

"Zwischen März und Juni ist das Recruiting fast zum Erliegen gekommen. Auch laufende Bewerbungsverfahren brachen aufgrund von Unsicherheiten der Bewerber zusammen", konstatiert Julien Ahrens, Mitglied der Geschäftsleitung der Strenger-Gruppe aus Ludwigsburg. Das mittelständische Bauträgerunternehmen mit rund 100 Mitarbeitern stellte fest, dass gesuchte Fachleute mehr denn je nach Sicherheit verlangen. Mit den Argumenten Solidität und Kontinuität hätte Strenger bei Bewerbern aus arbeitsplatzsicheren Branchen wie dem Wohnungsbau dennoch punkten können.

Bei der Personalberatung Cobalt gab es laut Anna-Lena Pancirov, Associate Director in der Niederlassung Hamburg, nur während des Lockdowns ein Innehalten und Neusortieren. Deutlich stärker hingegen wurden Videomeetings bei Bewerbungsverfahren genutzt, gerade von international aufgestellten Unternehmen. Denn sie haben auch einen positiven Umweltaspekt: Wer nicht zum ersten Vorstellungsgespräch zum potenziellen Arbeitgeber anreisen muss, spart viel CO2. "Durch den Corona-Effekt und die Umweltschutzdebatte haben einige Unternehmen auch die Vorteile von hybriden Vorstellungsgesprächen entdeckt", beobachtet Pancirov.

Wichtig ist ein zügiger Personalgewinnungsprozess, weil es in der Branche kaum Arbeitslosigkeit und fast keinen Stellenabbau gibt und damit kein Atemholen bei der Fachkräftesuche. Weil ab einer gewissen Position letztlich doch die Soft Skills entscheiden, wird laut Pancirov bei 90% der Personalentscheidungen nicht auf das persönliche Gespräch verzichtet. Das unterstreicht auch Ralph Wanke, Head of Talent Acquisition bei Drees & Sommer. Das Unternehmen hat ein hybrides Vorstellungsmodell etabliert. Auf ein Telefoninterview folgt ein zweites Vorstellungsgespräch, das auch rein digital ablaufen kann. Nicht nur Werkstudenten, sondern auch Projektmanager wurden in den letzten Monaten rein digital eingestellt. "Diese Videomeetings brauchen eine extrem gute Vorbereitung", so Wanke. "Beim Recruiting versuchen wir jeden Kanal zu bedienen. Die Qualität des Prozesses bleibt das Wichtigste." Er stellt fest, dass in Corona-Zeiten die Suche nach "seniorigen Fachkräften" wie Bau- oder Wirtschaftsingenieuren schwieriger geworden ist, weil diese aus Sicherheitsaspekten eher am alten Job festhalten.

Culture Fit, also die Übereinstimmung von Bewerbern und Unternehmen, steht unter anderem bei Commerz Real an oberster Stelle. Ein Faktor, der gerade der Generation Y wichtig sei, wie Vorstandsmitglied Sandra Scholz betont. Zufällig mit der Pandemie zusammen fiel der neue Recruiting-Prozess, der die "time to hire" verkürzen soll. Darauf und auf den Onboarding-Prozess, also die Überbrückungsphase von Vertragsunterschrift bis zum realen Arbeitsbeginn, komme es an, damit gute Leute nicht abspringen.

Dagmar Lange