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Trainees wollen Vielfalt geboten bekommen

Beim Berufseinstieg muss der Nachwuchs Aufgaben und Kollegen erst kennenlernen.

Beim Berufseinstieg muss der Nachwuchs Aufgaben und Kollegen erst kennenlernen.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Kostiantyn

Karriere 30.03.2023
Von einem Traineeprogramm als Berufseinstieg profitieren Hochschulabsolventen und Arbeitgeber gleichermaßen. Dafür müssen die Ausbildungsgänge ständig aktualisiert werden. Die HIH-Gruppe ... 

Von einem Traineeprogramm als Berufseinstieg profitieren Hochschulabsolventen und Arbeitgeber gleichermaßen. Dafür müssen die Ausbildungsgänge ständig aktualisiert werden. Die HIH-Gruppe reagiert auf die Anforderungen der Bewerber.

Durch die Vielfalt an Studiengängen mit immobilienwirtschaftlichem Bezug an den deutschen Hochschulen unterscheiden sich die Qualifikationen, mit denen Absolventen in den Beruf einsteigen. Das gilt nicht nur für das fachliche Wissen, sondern auch für ihre Erfahrungen in der Praxis. Gerade diejenigen Studenten und Studentinnen, die in den vergangenen Jahren pandemiebedingt nur selten ihre Kommilitonen zum Austausch auf dem Campus getroffen haben und nur wenige Praktika absolvieren konnten, haben oft kein genaues Bild davon, wie unterschiedliche Tätigkeitsfelder im Berufsalltag aussehen und in welcher Disziplin sie langfristig Fuß fassen wollen.

Diese Erfahrung hat auch Andreas Ertle als Geschäftsführer der Immobilien-Service-KVG Intreal gemacht: "Nicht selten haben sich Berufsanfänger in den ersten Monaten noch einmal umentschieden, weil sie ihren tatsächlichen Schwerpunkt erst in der Praxis gefunden haben", berichtet er. Um Absprünge zu vermeiden, setzt die Unternehmensgruppe HIH, zu der Intreal gehört, auf eine möglichst breite Ausbildung nach dem Studium. "Wir können Trainees ein Spektrum an Aufgaben anbieten, von der Administrationsplattform Intreal über Juristisches bis zu IT", fasst Ertle zusammen. Trainees durchlaufen bei der KVG mehrere Pflichtstationen und müssen so vor der festen Übernahme Erfahrungen im Fondscontrolling sowie in der Buchhaltung, der IT, dem Beteiligungsmanagement und im Bereich Steuern sammeln. Durch Feedbacks am Ende jeder Station sollen sie ihre Fähigkeiten besser einordnen können. "Umgekehrt können auch wir so die Trainees testen und sehen, wo sie hinpassen. Sie lernen nicht nur die fachlichen Aufgaben kennen, sondern auch die Gruppen, in die sie später als Kollegen kommen, und verstehen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Abteilungen", erklärt Ertle.

Dauer und Inhalte entscheiden über Erfolg

Damit es nach dem Traineeprogramm zu einer direkten Übernahme ins Unternehmen kommen kann, sei die richtige Betreuung der Trainees essenziell. Dafür brauchen die Mitarbeiter Kapazitäten. "Da war der Widerstand am Anfang groß", räumt Ertle ein. "Doch wenn sich niemand um den Trainee kümmert, dann springt er im schlimmsten Fall ab, oder er schafft es einfach nicht, richtig ins Unternehmen integriert zu werden." Inzwischen hätten die Kollegen und Kolleginnen erkannt, dass die eigene Ausbildung sich auszahlt. "Als einige Jahre nach Start des Programms die ersten Trainees übernommen wurden, wurde das in den Abteilungen als großer Gewinn angesehen. Das hat wiederum mehr Mitarbeiter dazu bewegt, sich in der Betreuung zu engagieren." So habe sich in den Abteilungen, die die Trainees durchlaufen, ein fester Pool an Führungskräften gebildet, die die Ausbildung übernehmen. Ertle schätze es, dass die Trainees im Vergleich zu Direkteinsteigern die Firma kennenlernen können, "zudem kann das Teamfit besser beurteilt werden als beim externen Recruiting."

Mit den Betreuern der gesamten Unternehmensgruppe und den Trainees selbst steht Stephan Peters in ständigem Austausch. Er ist seit zwölf Jahren als Leiter Personal auch für die Personalentwicklung und die Ausbildungsformate bei HIH zuständig. "Seitdem ist die Unternehmensgruppe stetig gewachsen. Mehr als 100 Mitarbeitende werden pro Jahr integriert." Heute zähle sie 865 Mitarbeitende, rund 500 davon mache Intreal aus. Über die gesamte Gruppe hinweg seien zumeist zehn Trainees gleichzeitig im Einsatz. Dabei achtet Peters auf zeitversetzte Einstiege. "So schließen nicht alle auf einen Schlag ab und wir können die Übernahmen in Festanstellungen gleichmäßig über das Jahr verteilen", erklärt der Personalleiter. Er schätze die Flexibilität in der Planung, die ein Traineeship im Vergleich zu einem dualen Studium bietet. Denn aufwendige Personalplanungen, die sich dem Wechsel zwischen Hochschule und Unternehmen anpassen müssen, fallen für ihn weg. Stattdessen können Stationen im Traineeprogramm sogar getauscht werden, wenn in einer vorgesehenen Abteilung ein Großprojekt ansteht, das Ausbildungskapazitäten vorübergehend einschränkt.

Auf der Kandidatenseite sei das Interesse an diesem Ausbildungsweg zuletzt gewachsen, berichtet er. Zwölf Absolventen habe es bei HIH in den vergangenen drei Jahren gegeben. "Zwar verdient man beim Direkteinstieg mehr, doch viele nehmen das inzwischen für die begrenzte Zeit der ersten ein bis zwei Berufsjahre in Kauf und sehen es als Möglichkeit der Orientierung."

Doch um die Zahl der Bewerber zu halten, müsse Peters auch die Angebote der Wettbewerber im Blick haben und Vergleiche ziehen zwischen der Organisation bei HIH und anderen. "Wir starteten mit einer Dauer von 18 Monaten. Inzwischen haben wir gemerkt, dass das Interessenten zu lang ist. Außerdem hat sich auch in den Abteilungen herausgestellt, dass ein Trainee bei einer Verkürzung schneller zur Verfügung stehen kann." Deshalb betrage die Ausbildungszeit inzwischen nur noch 15 Monate.

Damit diese weiterhin sinnvoll gefüllt bleiben, passt die Gruppe auch die Inhalte ständig an die Interessen der Kandidaten und das Marktumfeld an. Ganz konkret überarbeite das Team derzeit das Traineeprogramm für diejenigen, die sich ganz auf Immobilien spezialisieren wollen. Pflichtstationen bleiben die Abteilungen Asset-Management, Transaktionen, Fondsmanagement, Research und Capital-Management. Aber: "Wir müssen im Moment auf die Entwicklungen am Transaktionsmarkt reagieren und überlegen, wie wir diese Pflichtstation anpassen können", sagt Peters und bezeichnet diese Arbeit als "Spagat zwischen Anforderungen des Unternehmens und der Individualität der jungen Leute".

Janina Stadel

Freitags sind sie nie da

Die Viertagewoche soll Arbeitgeber interessanter für neue Mitarbeiter  machen und die Belegschaft zufriedener.

Die Viertagewoche soll Arbeitgeber interessanter für neue Mitarbeiter machen und die Belegschaft zufriedener.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber Kalenderblätter: Brad Pict; Urheber Icons: Icons-Studio

Karriere 24.11.2022
Ein neues Arbeitsmodell hält Einzug in deutschen Unternehmen. Immer mehr Firmen gönnen ihren Angestellten eine Viertagewoche. In der Immobilienwirtschaft überwiegt die Skepsis. Lange ... 

Ein neues Arbeitsmodell hält Einzug in deutschen Unternehmen. Immer mehr Firmen gönnen ihren Angestellten eine Viertagewoche. In der Immobilienwirtschaft überwiegt die Skepsis. Lange werden die Arbeitgeber ihre Zurückhaltung aber nicht aufrechterhalten können, wenn sich das Modell in anderen Branchen durchsetzt.

Wer freitags bei Unternehmen anruft, hört zukünftig wohl häufiger die Bandansage "Sie rufen außerhalb unserer Geschäftszeiten an. Diese sind montags bis donnerstags ...". Denn freitags ist frei. Nachdem der Trend zu einer verkürzten Arbeitswoche in diesem Jahr schon in den USA und einigen europäischen Ländern Einzug gehalten hat, experimentieren inzwischen immer mehr deutsche Unternehmen mit der Viertagewoche. Sie verspricht Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern weniger Stress und mehr Zeit für Familie und Hobbys. Die Arbeitgeber bekommen im Gegenzug zufriedenere Angestellte und müssen gleichzeitig keine Einbußen bei der Produktivität hinnehmen. Das legen zumindest die Ergebnisse einiger Testläufe und erste Studien aus anderen Ländern nahe.

Seit Mai 2022 haben 38 Unternehmen in den USA für sechs Monate die 4-Day-Week eingeführt. Gearbeitet wird an vier Arbeitstagen zusammengerechnet 32 statt 40 Stunden bei gleichem Gehalt. Die ersten Erfahrungen sind so positiv, dass die Bundesstaaten Kalifornien und New York nun überlegen, Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern zur Viertagewoche zu verpflichten.

Weniger Arbeitszeit bei gleicher Bezahlung und gleicher Produktivität

Der größte Feldversuch läuft derzeit in Großbritannien. Etwas mehr als 70 Unternehmen und Organisationen mit 3.300 Beschäftigten probieren dort seit Anfang Juni die Arbeitszeitverkürzung aus. Grundlage ist das "100:80:100-Modell". Das bedeutet, die Mitarbeitenden bekommen 100% Lohn und reduzieren ihre Arbeitszeit auf 80%. Die Bedingung dabei ist, dass die Produktivität bei 100% bleibt. Die ersten Zwischenergebnisse zeigen, dass beide Seiten zufrieden sind. So meldeten fast 90% der Unternehmen, dass die Arbeitszeitverkürzung gut funktioniere. Knapp die Hälfte der Firmen gab an, die Produktivität sei ungefähr gleich geblieben. Die andere Hälfte beobachtet sogar eine leichte (34%) oder erhebliche Verbesserung (15%) der Produktivität. Mehr als 80% der teilnehmenden Unternehmen überlegen, das Arbeitszeitmodell nach der Testphase beizubehalten.

In Deutschland ist die Viertagewoche ebenfalls keine Fiktion mehr. Quer durch alle Branchen und Unternehmensgrößen bieten Firmen ihren Beschäftigten an, freitags frei zu haben. So lässt der deutsche Bekleidungshersteller Gerry Weber künftig seine Mitarbeiter entscheiden, ob sie ihre Wochenarbeitszeit auf vier oder fünf Tage verteilen wollen. Einzige Bedingung: Die Abteilungen müssen weiter durchgehend erreichbar sein. Selbst in der Immobilienbranche trauen sich erste Unternehmen an diese Art des New Work heran. Allen voran im Handwerk und bei Bauzulieferern versuchen Unternehmen so Arbeitskräfte anzulocken. Der Fassadenbauer Boetker Metall und Glas aus Stuhr bei Bremen oder Remotex Gebäudetechnik aus Wetzlar sind zwei Beispiele.

In München schickt der Projektentwickler Michael Schwaiger seine zwölf Angestellten seit Anfang des Jahres regelmäßig am Donnerstagabend ins Wochenende – bei vollem Lohnausgleich. Nach einer zweimonatigen Probezeit gilt die Regelung unbefristet. "Ich wollte meinen Angestellten etwas zurückgeben, weil sie hier keinen Nine-to-five-Job machen", erklärt Schwaiger seine Motivation. Homeoffice und flexible Modelle, bei denen jeder selber entscheiden kann, wann er arbeitet, haben ihn nicht überzeugt. "Wir tun den Mitarbeitern keinen Gefallen, wenn wir sie ins Homeoffice auslagern. Die meisten wollten wieder zurück ins Büro", beschreibt Schwaiger seine Erfahrungen mit den Modellen, die seit der Pandemie in vielen Büros Einzug gehalten haben.

Schwaiger zieht ein positives Fazit aus seinen ersten Monaten mit der Viertagewoche. Weder die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden noch die des Unternehmens habe sich durch die Verkürzung verringert. "Ich finde, dass die Produktivität sogar zugenommen hat", freut er sich. Im Büro werde konzentrierter gearbeitet, weil jeder wisse, dass der Freitag nicht mehr zur Verfügung steht. Einen strafferen Ablauf des Büroalltags belegen die bisherigen Studien. So werden etwa Meetings kürzer und konzentrierter abgehalten. Auf der Kostenseite machen sich geringere Strom- und Heizkosten bemerkbar.

Schwaiger kommt mit seiner Experimentierfreude offenbar einem Wunsch vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland entgegen. Nach einer Umfrage von Yougov für die Berufe-Studie des Versicherers HDI von September können sich drei Viertel aller Berufstätigen in Deutschland die Viertagewoche vorstellen, wenn sie dafür keine Einbußen beim Gehalt hinnehmen müssen. Eine Forsa-Umfrage für RTL und NTV kommt zu dem gleichen Ergebnis.

"Arbeitszeit spielt grundsätzlich eine immer größere Rolle. Hier machen die Beschäftigten in der Immobilienbranche keine Ausnahme", bestätigt Norbert Reuter, Leiter der Tarifpolitischen Grundsatzabteilung bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Die Umsetzung flexibler Zeitmodelle könne "die Attraktivität in der Immobilienbranche erhöhen und so dem Arbeitskräftemangel entgegenwirken", vermutet er. Daher werde sich die Immobilienbranche der Debatte um flexiblere Arbeitszeiten nicht entziehen können. Allerdings müssten die Unternehmen gleichzeitig die Stundenlöhne erhöhen, damit die Beschäftigten keine Lohneinbußen hinnehmen müssen. "Ansonsten wäre es nur ein schlichtes Teilzeitmodell", sagt Reuter.

Holger Schäfer, Experte für Beschäftigung und Arbeitslosigkeit beim Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW), sieht in dem starren Wegfall eines Tages hingegen nicht nur Vorteile für Arbeitnehmer. Angestellte und Betriebe hätten bei der Viertagewoche kaum noch Spielraum, die tägliche Arbeitszeit bedarfsgerecht und flexibel zu handhaben, warnt Schäfer. Das sieht auch Gewerkschaftler Reuter so. "Da heute Vollzeitbeschäftigte auch in der Immobilienbranche länger als 32 Stunden pro Woche arbeiten, würde eine Viertagewoche auch eine Verkürzung der Arbeitszeit nach sich ziehen müssen." Beide plädieren daher für mehr Flexibilität statt starren Regelungen.

In der Praxis ist die Umsetzung ohnehin nicht so einfach. Das bestätigt Maximilian Seil vom Frankfurter Immobilienmanager Seil Real Estate. Er hat für seine Mitarbeiter eingeführt, dass jeweils der letzte Freitag im Monat frei ist. Diese zwölf freien Tage im Jahr mehr in die Arbeitsverträge so zu integrieren, dass sie nicht als Urlaub gelten und damit beliebig genommen werden können und auch keinen anderen rechtlichen Vorteil darstellen, sind eine Herausforderung für Juristen.

Praktische Probleme wie die Erreichbarkeit, wenn am Freitag bei einem Projekt mal eine Frage auftaucht, sieht Seil hingegen nur wenige. "Die Branche arbeitet mittlerweile so mobil und remote, dass das lösbar ist." Nach seiner Erfahrung suchen die Mitarbeiter im gegenseitigen Austausch selbst Lösungen für solche Schwierigkeiten. "Allein das führt zu mehr Produktivität", sagt Seil. Gleichzeitig stiegen die Motivation und die Zufriedenheit. "Wir müssen uns als Arbeitgeber viel mehr die Frage stellen, was wir für unsere Arbeitnehmer machen können. Wir wollen zufriedene Menschen, keine Roboter", fordert Seil zum Umdenken auf.

Viele Vertreter aus der Immobilienbranche beobachten die Diskussion allerdings skeptisch. "Eine Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich erscheint momentan unrealistisch", sagt Martin Kaßler, Geschäftsführer des Verbands der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV). Gerade kleinere Unternehmen dürfte eine solche Flexibilisierung vor große Herausforderungen stellen. "Immer sollte dabei bedacht werden, dass zunächst Umsatz und Gewinn erwirtschaftet werden müssen. Bei einem Wegfall eines kompletten Arbeitstags kann sich jeder selbst ausrechnen, ob das aufgehen kann."

Realistisches Modell oder Arbeitnehmer-Fantasie?

"Eine generelle Viertagewoche erscheint mir eher fantasievoll als realistisch", sagt ebenfalls Ralf Büschl, Geschäftsführer des Münchner Projektentwicklers Büschl-Gruppe. Gerade jetzt, wo sich "das Wohlfühlklima unserer Immobilienwirtschaft" weiter abkühle, müssten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer anstrengen, um die Herausforderungen zu meistern. "Mit weniger Arbeit wird das wohl nicht klappen", glaubt Büschl.

Auch für Michael Schneider, Geschäftsführer der Immobilien-Service-KVG Intreal, ist die Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich schwer vorstellbar. "Wir bräuchten für die gleiche Arbeit mehr Mitarbeiter. Die können wir derzeit und künftig nicht finden, außerdem können wir die Mehrkosten in einem wettbewerbsintensiven Umfeld nicht oder nicht vollständig weiterreichen", gibt er zu bedenken. Daher sei das lange Wochenende "keine realistische Arbeitgeberoption".

Andere Unternehmen probieren das Modell jedoch gerade aus oder entwickeln eigene Ansätze. So gibt der Projektentwickler UBM Development seinen Mitarbeitenden seit Juli 26 Freitage im Jahr frei (siehe "UBM verlängert jedes zweite Wochenende"). Seit dem Sommer testet auch die in Deutschland tätige österreichische United Benefits Holding bei ihren Tochtergesellschaften, dem Projektentwickler Invester und dem Asset-Manager Ekazent, die Viertagewoche bei gleichbleibendem Lohn (siehe "Die Mitarbeiter sind kreativer und produktiver").

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) rät dazu, sich mit der kurzen Arbeitswoche zu befassen. "Wenn das Modell in vielen Branchen zur Umsetzung kommt, wird sich auch die Immobilienbranche damit auseinandersetzen müssen", ist sich der Verband sicher. Dieser Meinung ist schließt sich Arbeitsmarktforscher Enzo Weber vom Lehrstuhl für Empirische Wirtschaftsforschung der Universität Regensburg an: "Die Viertagewoche ist aus der aktuellen arbeitsmarkt- und gesellschaftspolitischen Diskussion nicht wegzudenken." Falsch sei aber die Aussage, die jüngere Generation wolle schlicht weniger arbeiten. Vielmehr gehe es um ein Mehr an Flexibilität. "Beschäftigte sind mit ihrer Arbeitssituation vor allem dann zufrieden, wenn sie ihre Arbeitszeit selbst beeinflussen können", sagt Weber. Er plädiert für die Viertagewoche – "für diejenigen, die sie wollen. Wer fünf Tage möchte, soll fünf bekommen, wer drei will, drei."

Alexander Heintze

IT-Unternehmen easol baut seine Geschäftsführung um

Köpfe 08.07.2020
Das IT-Unternehmen easol, ein Joint Venture von Intreal und control.IT, hat seine Chefetage umgebaut und noch einen Stuhl hinzugefügt. Nun sitzen neben Geschäftsführer Markus Schmitt auch Marko ... 

Das IT-Unternehmen easol, ein Joint Venture von Intreal und control.IT, hat seine Chefetage umgebaut und noch einen Stuhl hinzugefügt. Nun sitzen neben Geschäftsführer Markus Schmitt auch Marko Broschinski (53) und Sebastian Runge (36).

Klaus Weinert lässt easol nun alleine schwimmen. Der Interims-Geschäftsführer des 2019 gegründeten Joint Ventures hat sich Ende Mai wieder auf seinen Posten des Geschäftsführers von control.IT zurückgezogen. "Die easol hat den Markteintritt und die ersten Wachstumsschritte sehr erfolgreich gemeistert und ist nun am Markt etabliert", stellt Weinert fest. Sein Geschäftsführerkollege Markus Schmitt bleibt indes an Bord. Er kümmert sich um die Themen cloud, Infrastructure und SAP.

Broschinski kennt easol von Anfang an

Aus der bisherigen Zweierbesetzung macht easol nun ein Chef-Trio. Neben Schmitt gehören jetzt auch Marko Broschinski und Sebastian Runge zur Geschäftsführung. Broschinski kennt easol bereits von Anfang an, er war seit Juni 2019 Director Sales. Zuvor war Broschinski selbstständiger Unternehmensberater und u.a. zwei Jahre Regionalkoordinator Ostafrika/Landesdirektor Tansania bei der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation und mehr als 20 Jahre beim Bankhaus Carl F. Plump & Co. Die letzten achte Jahre dort verbrachte er im Vorstand. In der easol-Leitung übernimmt er die Verantwortung für den Vertrieb sowie für die Bereiche Key Accounts, Finance und Administration.

Sebastian Runge kommt derweil von dem verwandtschaftlich verbundenen Unternehmen control.IT. Dort war er Prokurist, Head of Infrastructure und Mitglied im Management Team. Darüber hinaus leitete er den Standort Schwerin. Bei easol kümmert er sich um die Bereiche Projektmanagement, Schnittstellen und bison.box.

Das Unternehmen easol bietet vor allem die IT-Lösung easol solutions für Investments in Immobilien und andere Real-Assetklassen an. "Die easol ist ein rasch wachsendes Unternehmen, im ersten Halbjahr 2020 haben wir zehn neue Software-Mandate gewonnen", erläutert Geschäftsführer Schmitt. "Die Assets under Management (AuM), die auf der easol solution digital abgebildet werden, sind auf rund 40 Mrd. Euro gestiegen." Dazu zählen unter anderem Immobilien der HIH-Gruppe, einschließlich der Intreal.

Anke Pipke

Spezialisten haben ihren Preis

Michael Schneider (links) und Stephan Peters.

Michael Schneider (links) und Stephan Peters.

Quelle: Intreal

Karriere 24.05.2018
Die Service-KVG Intreal zählte Anfang 2017 noch 139 Köpfe. Ende 2017 waren es schon 211. Und für 2018 sieht der Businessplan 50 zusätzliche Stellen vor. Geschäftsführer Michael ... 

Die Service-KVG Intreal zählte Anfang 2017 noch 139 Köpfe. Ende 2017 waren es schon 211. Und für 2018 sieht der Businessplan 50 zusätzliche Stellen vor. Geschäftsführer Michael Schneider und Stephan Peters, als Personalleiter der HIH-Gruppe auch für Intreal zuständig, erzählen, wie sie trotz grassierenden Fachkräftemangels so viele Leute zu dem Hamburger - und bald auch Frankfurter - Fondsadministrator lotsen.

Immobilien Zeitung: Herr Peters, wie ziehen Sie so viele Leute an Land, wo alle Welt über den Fachkräftemangel klagt? Oder ist der nur eine Erfindung von Unternehmen, die in der Personalsuche nicht findig genug oder knauserig sind?

Stephan Peters: Wir bespielen eigentlich alle Kanäle, die andere auch bespielen: ein Karriereportal auf unserer Website, klassische Stellenausschreibungen, Personalberater - und seit einigen Jahren Empfehlungsmanagement. So um die 20 Leute haben wir in den letzten vier, fünf Jahren schon auf Empfehlung gewonnen. Eine einzige Kollegin hat in den letzten Jahren allein acht Leute angeworben! Von allen vermittelten Mitarbeitern hat noch kein einziger das Unternehmen verlassen oder musste gehen. Pro Vermittlung gibt es einen einheitlichen, festgelegten Betrag: ein paar Tausend Euro pro Kopf. Schließlich sparen wir uns so auch die teuren Headhunter-Honorare. Noch ein Wort zum Fachkräftemangel: Den gibt es ganz klar!

Michael Schneider: Um die gesuchten Fachkräfte zu gewinnen, muss man deshalb mehr bieten als nur ein gutes Gehalt.

IZ: Und zwar?

Schneider: Das Gesamtpaket muss stimmen. Dazu gehört auch die richtige Unternehmenskultur, eine persönliche Perspektive, Jobsicherheit und das richtige Maß an Verantwortung und Handlungsspielräumen. Zum Thema Gehalt: Wir sind seit unserer Gründung vor neun Jahren in einer permanenten Wachstumsphase und stellen kontinuierlich Mitarbeiter ein. Dabei mussten wir immer aktuelle Marktgehälter zahlen. Alle unsere Leute sind Spezialisten und diese haben ihren Preis - den wir auch kennen.

IZ: Woher wissen Sie denn, was ein marktgerechtes Gehalt ist?

Peters: Das ist tatsächlich gar nicht so leicht. Es gibt zwar eine ganze Reihe von Anbietern, die Benchmarks erstellen - da ist es aber schwer, die Qualität der Daten zu beurteilen. Dann gibt es natürlich viel Marktgeflüster - aber das ist keine verlässliche Quelle. Aus der großen Zahl der Bewerbungen, die wir erhalten, bekommen wir jedoch ein sicheres Gefühl, ob wir marktgerecht bezahlen oder nicht. Und wir nehmen eigene Vergütungsauswertungen vor.

IZ: Immobilienstudenten ist laut einer aktuellen Umfrage nichts so wichtig wie ihr Gehalt. Sind die jungen Leute heute wirklich solche Egoshooter?

Peters: Für solche Studien werden junge Leute gefragt, die noch mitten im Studium sind oder gerade ihren Abschluss machen. Wenn ich zurückschaue, habe ich als Student auch von einem dicken Gehalt geträumt. Im Job kriegt man solche Vorstellungen schnell geradegerückt. Ich beobachte nicht, dass die heutige Jugend nicht leistungsbereit wäre. Die wollen nur den Sinn von dem, was sie tun, verstehen, und nicht einfach gehorsam Sachen wegarbeiten.

IZ: Was für Leute suchen Sie zurzeit?

Peters: Die von uns verwalteten Assets under Administration haben seit Ende 2016 von rund 13,5 Mrd. auf heute 19,6 Mrd. Euro zugelegt. Das Wachstum verteilt sich ziemlich gleichmäßig über alle Bereiche, sodass wir auch personell überall in etwa gleich stark wachsen: in der klassischen Bilanz- und Fondsbuchhaltung, im Controlling, im Risikomanagement oder bei anderen Regulierungsthemen, im Client- bzw. Key-Account-Management oder im IT-Bereich.

IZ: Elternzeit, flexible Arbeitszeiten, mobiles Arbeiten und Homeoffice oder Sabbaticals: Mitarbeiter kommen heutzutage ja auf die dollsten Ideen. Machen Sie da mit?

Schneider: Solche Ideen basieren ja meistens auf konkreten Bedürfnissen. Klar bieten wir unseren Leuten - fast - alle diese Möglichkeiten! Das gehört heute einfach dazu.

IZ: Mit welchen Pfunden wuchern Sie noch?

Schneider: Gesundheitsangebote: Zu uns kommt z.B. regelmäßig ein Osteopath. Und wir bezahlen unseren Leuten das Fitnessstudio. Natürlich halten wir unsere Mitarbeiter dazu an, dieses Angebot dann auch zu nutzen - oder die Mitgliedschaft wieder zu kündigen.

IZ: Sie wissen, wer wie oft pumpen geht?

Schneider: Wir arbeiten nach dem Prinzip der Vertrauensarbeitszeit, und auch beim Thema Fitnessstudio vertrauen wir den Mitarbeitern. Aber: Unser Partner gibt uns einen Hinweis, wenn sich die Nutzung in eine passive Mitgliedschaft verwandelt, und dann stellen wir schon mal die Frage, ob das für die jeweilige Person die richtige Sportart ist. Die Mitarbeiter wissen aber um die Rahmenbedingungen.

IZ: Wie lange geht Ihre Wachstumsstory weiter?

Schneider: Die nächsten Jahre hält das Wachstum der Immobilienfonds auf jeden Fall noch an! Was unsere personelle Planung angeht, werden wir perspektivisch aber schon vorsichtiger. Besser, die vorhandenen Mitarbeiter müssen übergangsweise etwas mehr arbeiten, als dass wir Leute wieder entlassen müssen. Wir stellen niemanden ein, wenn wir nicht sicher wissen, dass wir ihn in zwei, drei Jahren noch brauchen.

IZ: Wo finden all die neuen Leute Platz?

Schneider: Wachstumsbedingt haben wir die Straße und die Gebäude in Hamburg schon mehrfach gewechselt.

Mit der zentralen Lage rund um die Ferdinandstraße können wir durch weitere Anmietungen für die nächsten Jahre planen. Ein neues Büro eröffnen wir dieses Jahr noch in Frankfurt; die ersten Kollegen werden schon geschult. Hamburg ist nicht der Investmentstandort Nummer eins:

Die meisten KVGs sitzen in Frankfurt. Und in Hamburg zu wohnen ist mittlerweile genauso teuer wie in Frankfurt. Außerdem bekommen wir mit dem neuen Büro Zugang zu mehr Spezialisten.

IZ: Besten Dank für die Unterhaltung!

Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

Fondsmanager zapfen EBS-Wissen an

EBS-Remi-Leiter Jan Mutl, eingerahmt von Gregor Volk (links) und Jens Göttler von La Française.

EBS-Remi-Leiter Jan Mutl, eingerahmt von Gregor Volk (links) und Jens Göttler von La Française.

Bild: hat

Karriere 15.09.2016
La Française hat seinen ersten Fonds für deutsche Investoren aufgelegt. Damit die Insti-Anleger lange Freude an dem Produkt haben, holt sich die Fondsgesellschaft wissenschaftliche ... 

La Française hat seinen ersten Fonds für deutsche Investoren aufgelegt. Damit die Insti-Anleger lange Freude an dem Produkt haben, holt sich die Fondsgesellschaft wissenschaftliche Unterstützung beim EBS Remi.

Die französische Vermögensverwaltung La Française wirbt erstmals um deutsches Geld. Für den neu aufgelegten Einzelhandelsimmobilienfonds LF Konsumfonds Deutschland will La Française 250 Mio. bis 280 Mio. Euro bei deutschen institutionellen Investoren einsammeln und so eine Feuerkraft von 400 Mio. Euro entwickeln. Im Visier hat man sowohl innerstädtische Geschäftshäuser als auch Nahversorger, Fachmarktzentren, Supermärkte und Discounter. Der Vertrieb ist in der vorvergangenen Woche gestartet.

Drei Objekte der Kategorie "Basic Retail" mit zusammen rund 25.000 m² Mietfläche hat das Fondsmanagement um Jens Göttler zum Vertriebsstart in der vergangenen Woche für insgesamt 67 Mio. Euro gesichert. Als durchschnittliche Ticketgröße peilt Gregor Volk, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung von La Française AM International, 25 Mio. Euro an; die Bandbreite reiche von ca. 10 Mio. bis rund 60 Mio. Euro.

Das Mindestzeichnungsvolumen für den offenen Immobilien-Spezial-AIF, der von der Service-Kapitalverwaltungsgesellschaft Intreal verwaltet wird, haben die Fondsmacher bei 10 Mio. Euro angesetzt. In puncto Rendite wollen sie ihren künftigen Anlegern, ihrem Konzept einer Mischung aus Nahversorgung und High Street entsprechend, einen Mix aus höheren Ausschüttungsrenditen einerseits und einem höheren Mietsteigerungspotenzial andererseits bieten. "Die Bruttoanfangsrenditen für innerstädtische Einzelhandelsimmobilien liegen hier und da schon unter 4%. Bei Fachmarktzentren sind immer noch über 5% drin", berichtet Göttler.

Damit die Immobilien, die der Fonds einkauft, den Anlegern über die gesamte Fondslaufzeit und auch nach deren Ende, also nach zehn bis zwölf Jahren, noch Freude machen, hat sich La Française wissenschaftliche Unterstützung beim EBS Real Estate Management Institute (EBS Remi) unter Leitung von Jan Mutl geholt. Die Wissenschaftler haben für beide Investitionsschienen des Fonds ein "indikatorenbasiertes empirisches Städte- bzw. Ballungszentrenranking" (Mutl) entwickelt und sollen mindestens zweimal im Jahr "einen Ausblick für die beiden verschiedenen konsumbasierten Immobilienarten, in die der Fonds investiert, erstellen" (Göttler).

Zu den Indikatoren, die die EBS-Wissenschaftler entwickelt haben, zählt auch die "E-Commerce-Resistenz". Hierfür nehmen Mutl und seine Doktoranden z.B. unter die Lupe, wie hoch die Dichte an Cafés oder anderer Aufenthaltsmöglichkeiten im Umfeld einer Einkaufslage ist, wie viele Parks sich in der Umgebung befinden oder ob Veranstaltungen und Feste den Händlern vor Ort einen Zustrom potenzieller Käufer bescheren. Was die Einwohnerzahl angeht, geben die Fondsväter eine Mindestgröße von 150.000 Einwohnern für innerstädtische Retail-Immobilien an. Bei Investments in der Kategorie täglicher Bedarf sollten im Einzugsgebiet nicht weniger als 50.000 Menschen wohnen.

Geboren wurde die Idee, das EBS Remi mit der Entwicklung von Indikatoren und deren regelmäßigen Überprüfung zu beauftragen, "während meiner dreijährigen Weiterbildung am Remi", erzählt Volk. "Das, was in den USA schon lange vorgelebt wird, u.a. von den Universitäten Yale und Harvard, wollen wir zusammen mit der EBS umsetzen. Ein gegenseitiger nutzenbringender Wissenstransfer zwischen Theorie und Praxis." Für was eine Fortbildung so alles gut sein kann.

Harald Thomeczek