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Vier Fragen an Anne Tischer

Anne Tischer.

Anne Tischer.

Karriere 09.10.2024
Frau Tischer, Frauen in Führung (FiF) feiert auf dieser Expo Real fünfjähriges Bestehen. Sind auch Männer eingeladen? ... 

Frau Tischer, Frauen in Führung (FiF) feiert auf dieser Expo Real fünfjähriges Bestehen. Sind auch Männer eingeladen?


Natürlich. Wir sind ein Verein, der sich an alle wendet, weil wir nur gemeinsam den Wandel hin zu mehr Frauen in Führung schaffen. Dafür brauchen wir ein großes und gemischtes Netzwerk, also auch Männer an Bord.

Auf welche drei Meilensteine blicken Sie heute ganz besonders gern zurück?

Wir haben 2022 eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, was Frauen daran hindert, Führungspositionen anzutreten. Sie ist bis heute Futter für unsere Argumentationen. 2023 haben wir einen Speakerinnenpool eröffnet, um Frauen in der Branche mehr Sichtbarkeit für ihre Themen zu ermöglichen. Zudem haben wir das Male-Ally-Netzwerk mit 50 männlichen Botschaftern für mehr gemischte Teams aufgebaut.

Welches Projekt steht als nächsten an?

Wir wollen unsere bisherigen Projekte stärken und stehen im Austausch mit anderen Verbänden, dem Bundesbauministerium und Zertifizierern, um das Thema weibliche Perspektiven in der Stadtplanung und der Architektur anzugehen.

Was müsste in der Branche passieren, damit es Initiativen wie FiF nicht mehr braucht?

Männerdominierte Netzwerke müssten sich für Frauen öffnen, die Führungsstärken von Frauen müssten erkannt und gefördert werden, sodass sie nach ihren Ideen führen könnten, ohne vorherigen Habitus zu kopieren, und Personalentscheidungen müssten häufiger von Frauen getroffen werden. Bestehende Führungskräfte müssen sich für Veränderungen öffnen und einen Wandel hin zu mehr gemischten Teams als Chance für alle sehen. Aber ganz ohne Druck über Zielgrößen und Fristen für mehr Diversität und Inklusion wird es auch nicht gehen.

Unser
Online-Special liefert einen Überblick über alle Messenews zur Expo Real.

Janina Stadel

„Viele unterschätzen den Schaden durch Schwarzarbeit“

Steffen Szeidl.

Steffen Szeidl.

Urheber: Tom Maurer

Karriere 29.08.2024
Verantwortung. Das Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) und der Verein EMB-Wertemanagment Bau erkennen gegenseitig ihre Compliance- und ... 

Verantwortung. Das Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) und der Verein EMB-Wertemanagment Bau erkennen gegenseitig ihre Compliance- und Wertemanagementsysteme an. Warum Sensibilität für Themen wie Schwarzarbeit am Bau gerade jetzt gefragt ist, erklärt Steffen Szeidl, ICG-Vorstand und CEO von Drees & Sommer.

Immobilien Zeitung: Herr Szeidl, Schwarzarbeit verursacht Schätzungen zufolge jährlich bis zu 100 Mrd. Euro Schaden auf deutschen Baustellen, das ist mehr als ein Drittel des gesamten Bauvolumens überhaupt. Und das, obwohl es seit Jahren Selbstverpflichtungserklärungen wie die vom ICG gibt. Wie sinnvoll sind solche freiwilligen Absichtsbekundungen?

Steffen Szeidl: Schwarzarbeit ist unterschiedlich strukturiert. Der eine Teil ist der Typ Freund Fliesenleger, der mal schnell am Wochenende das Bad des Nachbarn fliest. Viele unterschätzen hier sicher, welchen enormen volkswirtschaftlichen Schaden auch das verursacht. Bei dem anderen Teil handelt es sich um organisierte Schwarzarbeit, strafbare und kriminelle Handlungen auf Großbaustellen. In einem System mit Subunternehmern und multinationalen Firmen ist es schwierig, alles zu überblicken – viele Unternehmen verpflichten sich zum Einhalten von Standards, auch international. Aber bedeutet das auch, dass sie einhalten, was in Deutschland gilt? Ich bin überzeugt, dass Selbstverpflichtungen sinnvoll sind – als ein Baustein, und um zu sensibilisieren und Handlungsfelder aufzuzeigen.

IZ: Wie funktioniert denn die ICG-Selbstverpflichtung?

Szeidl: Wir haben einen Ethik-Kodex definiert. Die Unternehmen, die ihn unterzeichnen und ihm damit zustimmen, müssen ein internes Kontrollsystem implementieren. Im Nachgang kommen externe Audits hinzu mit der Option einer Zertifizierung. Letztere funktionieren wie eine Art TÜV. Indem wir nun die Systeme der Bauunternehmerseite, also EMB, und unser ICG-System kompatibel machen, erhöhen wir die Transparenz.

IZ: Wie messen Sie den Erfolg?

Szeidl: Den Erfolg hier quantitativ unmittelbar zu bemessen ist natürlich schwierig.

IZ: Woran bemerken Sie, dass Firmen für das Thema sensibilisierter erscheinen?

Szeidl: Alle ICG-Mitglieder haben sich zum Einhalten unseres Kodex verpflichtet, und es werden mehr. Auf Großbaustellen werden Arbeitszeiten inzwischen in der Regel mit Drehkreuzen und Protokollen überwacht. Weil gleichzeitig staatliche Kontrollen zunehmen, droht Rechtsbrechern ein Ausschluss von öffentlichen Aufträgen. Das sind schon prozessuale Veränderungen. Unternehmen können sich schlechte Führung auf der Baustelle nicht mehr leisten.

IZ: Gerade auf Großbaustellen arbeiten Unternehmer oft mit Subunternehmern zusammen. Sie sind selbst im operativen Geschäft tätig. Wie merken Sie denn, dass Ihr Kooperationspartner mauschelt?

Szeidl: Ich würde nicht gleich vom negativsten Fall ausgehen und zunächst von der Vertrauensseite ansetzen. Ich bin zertifiziert, mein Vertragspartner ist es womöglich auch. Das schafft schon einmal eine Basis. Ansonsten kann ich auf der Baustelle nicht mit den Arbeitenden sprechen: Wo wohnt ihr denn? Kann ich eure Lohnauszüge sehen? Abgesehen davon, dass ein solches Vorgehen nicht erlaubt ist, wäre es vom Aufwand nicht machbar und bringt leider dann wenig, wenn zum Beispiel Arbeitende offiziell ihr Gehalt bekommen und es dann hintenrum teilweise zurückzahlen müssen. Komplette Kontrolle bleibt schwierig.

IZ: Beim Thema Subunternehmer spielen Lieferketten eine Rolle und damit entsprechende Gesetzgebungen auf EU- und nationaler Ebene. Noch so ein heikler Punkt. Viele Betriebe beschweren sich über den bürokratischen Aufwand. Wie sehen Sie das?

Szeidl: Ich sehe das differenzierter. Lieferkettenkontrolle bedeutet ja auch Transparenz. Und egal wie, der Druck von EU-Seite ist da und wird zunehmen. Wenn man jetzt aktiv wird – zum Beispiel mit einer Zertifizierung –, liefert man positive Beispiele und hebt sich von den schwarzen Schafen ab, die es zweifelsohne gibt. Schon allein die Berichterstattungspflichten über die Nachhaltigkeitsrichtlinie CSRD fordert Entsprechendes ein.

IZ: Wer kontrolliert denn, ob Unternehmen diese gesetzlichen Verpflichtungen einhalten?

Szeidl: Wirtschaftsprüfern kommt hier eine entscheidende Rolle zu. Was das Lieferkettengesetz angeht, ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle die Kontrollinstanz, und ich sehe auch in der Vorschrift eine Chance, dass Unternehmen einen anonymen Beschwerdekanal einrichten müssen.

IZ: Sie sprachen davon, dass die unstrukturierte "Nachbarschaftshilfe" auch einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden verursacht. Wo setzen Sie hier den Hebel an, um Verbesserungen zu erreichen?

Szeidl: Jeder weiß, dass Schwarzarbeit im Privaten genauso verboten ist wie im Geschäftlichen. Und dennoch gibt es sie. Im Gespräch sind immer wieder Gutscheinmodelle, die Anreize bieten sollen, dass der Privathaushalt als offizieller Arbeitgeber agiert.

IZ: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Kristina Pezzei.

Kristina Pezzei

Kristina Frank soll Bayerns Wohnungsgesellschaften vereinen

Köpfe 22.07.2024
Alexander Heintze

Der Bau kämpft um den Nachwuchs

Ausbildungsstellen auf dem Bau gibt es deutschlandweit genug. Doch nur wenige Jugendliche schlagen beim Karrierestart diesen Weg ein.

Ausbildungsstellen auf dem Bau gibt es deutschlandweit genug. Doch nur wenige Jugendliche schlagen beim Karrierestart diesen Weg ein.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: skarie

Karriere 02.05.2024
Mehr als 6.000 Ausbildungsstellen im Hochbau blieben in diesem Frühjahr unbesetzt. Dabei kämpfen die Unternehmen um jeden Bewerber. Weil das Interesse an der Branche nicht groß genug ... 

Mehr als 6.000 Ausbildungsstellen im Hochbau blieben in diesem Frühjahr unbesetzt. Dabei kämpfen die Unternehmen um jeden Bewerber. Weil das Interesse an der Branche nicht groß genug ist, setzen sie inzwischen auf intensive Weiterbildungsangebote, um attraktive Karrierewege anbieten zu können.

In einem technisch hochausgestatteten Bus schauen Schüler kurze Imagefilme zu verschiedenen Berufen der Baubranche. Sie spazieren mit Hilfe von Augmented-Reality-Brillen über Baustellen, bewegen Baumaschinen und lösen gemeinsam Aufgaben. Anschließend gibt es für alle eine Tasche mit Werbegeschenken: ein Geodreieck, ein Taschenrechner und Karten, die unterschiedliche Ausbildungsberufe erklären. Alles versehen mit einem Firmenlogo. Schließlich sollen die Jugendlichen sich noch in einigen Jahren an Strabag erinnern, das Unternehmen hinter dem Bus.

Das österreichische Bauunternehmen mit Deutschlandsitz in Köln steckt seit Jahren viel Mühe in das Azubi-Recruiting. Der Bus, der Schulen und Sportvereine besucht, ist da als neues Pilotprojekt nur ein weiterer Baustein des Nachwuchsprogramms. "Eine finale Auswertung, wie erfolgreich die Besuche sind, gibt es bislang noch nicht", sagt Martina Lepke, HR-Verantwortliche bei Strabag. Die ersten Rückmeldungen sind ihr zufolge aber sehr positiv. Der Bus soll Schüler:innen in ganz Deutschland erreichen und früh für den Bau begeistern. Denn bei Strabag sind von insgesamt mehr als 28.800 Mitarbeiter:innen in Deutschland regelmäßig rund 1.000 Jugendliche in der Lehre. Nur etwa 50 bis 60 von ihnen schaffen die Ausbildung nicht, und wenn jährlich beinahe ein Drittel der Azubis in die Abschlussprüfungen startet, sind jedes Jahr zwischen Oktober und März rund 300 neue Stellen zu besetzen. Doch trotz der Anstrengungen und der vielen Standorte in ganz Deutschland findet Strabag nicht immer ausreichend Bewerber: So sind auch in diesem Jahr laut der Website etwa 550 Ausbildungsstellen unbesetzt. Kein Wunder, denn das Missverhältnis von offenen Ausbildungsstellen und geeigneten Kandidaten ist deutschlandweit groß.

Recruiting an Schulen, online und bei Vereinen

Das bestätigen auch die aktuellen Ausbildungszahlen der Bundesagentur für Arbeit für dieses Frühjahr. Demnach sind aktuell 6.040 Berufsausbildungsstellen im Hochbau frei. Der Anteil unbesetzter Stellen liegt bei 68%. Vor zwei Jahren, im März 2022, waren es 71% – und im Jahr 2014 sogar noch 78%. Der Mangel ist also leicht zurückgegangen.

Trotz einer schwachen Baukonjunktur stellen die Betriebe weiterhin fleißig ein, wenn sie passende Interessenten finden. In einer Online-Umfrage der Sozialkassen des Baugewerbes (Soka-Bau) gaben im März etwa 85% der befragten ehemaligen Ausbildungsbetriebe an, dass sie zwar gerne ausgebildet hätten, aber im aktuellen Jahrgang gar keine oder keine geeigneten Bewerbungen bekommen hätten. Nur 8% von ihnen nannten eine schlechtere Auftragslage als Grund dafür, nicht auszubilden. "Offensichtlich wissen die Firmen, dass sie wegen des demografischen Wandels langfristig neue Fachkräfte brauchen", sagt Torge Middendorf von Soka-Bau. Besonders großen Mangel gebe es in kleineren Handwerksbetrieben, sagt er. Ein Grund dafür könnten fehlende Karriereaussichten sein. "In einem dreiköpfigen Betrieb mit einem Meister ist auf der Karriereleiter schnell Schluss", sagt Middendorf. Ein strukturelles Problem, denn rund 80% der Betriebe haben ihm zufolge weniger als zehn Mitarbeiter. "Das führt dazu, dass viele nach der Ausbildung abwandern", sagt Middendorf.

Doch die Branche verändert sich. In Bauberufen gewinnt das duale Studium an Bedeutung. Auch Strabag und die Tochterfirma Züblin bieten daher gleich für eine ganze Reihe von Berufen die Möglichkeit des dualen Studiums an, darunter Bauingenieurswesen, Elektrotechnik und Montageingenieurswesen. Die klassischen Ausbildungen überwiegen aber nach wie vor. Von den mehr als 500 ausgeschriebenen Ausbildungsstellen bei Strabag sind 37 ein duales Studium. Aber auch sonst setzt man im Betrieb auf Weiterbildung. Der Großkonzern leistet sich dafür eine konzerneigene Akademie. "Hier gibt es Angebote zu Führungskräfte- und Persönlichkeitsentwicklung, zu Technik, IT und Recht", erklärt die HR-Verantwortliche Lepke. Ihr zufolge geht ohne Weiterbildungs- und Schulungsangebote nichts mehr. "Junge Menschen wollen sich stetig entwickeln", sagt sie. "Kaum jemand arbeitet heute noch 40 Jahre in einer Stelle."

In der Akademie können sich die Auszubildenden außerdem vor ihrer Abschlussprüfung intensiv vorbereiten. "Die Azubis werden eng betreut und wenn jemand Schwierigkeiten hat, fördern und unterstützen die Ausbildungsleiter gezielt", sagt Lepke. "Es darf auch schon mal eine Schicht auf der Baustelle ausfallen, um ein bisschen Theorie zu büffeln", ergänzt sie.

Gute Chancen auch ohne hohen Abschluss

Ihr zufolge ist das einer der Gründe für die geringe Abbruch- und Durchfallrate bei Strabag. "Von unseren 1.000 Azubis machen im Schnitt nur 5,5% bis 6,5% keinen Abschluss", sagt sie. Die meisten Abgänger hören schon in den ersten drei Monaten nach Ausbildungsbeginn auf, weil sie merken, dass der Beruf doch nichts für sie ist. "Das ist dann schade, aber zumindest haben die Jugendlichen es ausprobiert", sagt Lepke.

Sie störe sich daran, dass viele hartnäckige Vorurteile junge Kandidaten, die eigentlich geeignet sind, von einem Weg in die Bauwirtschaft abhielten. "Bei vielen Eltern hält sich das Klischee des Bauarbeiters als schlecht bezahltem Mann, der körperlich so hart arbeitet, dass seine Knie und Bandscheiben noch vor der Rente hin sind", sagt sie. "Dabei sieht die Realität längst anders aus."

Das bestätigt auch Thomas Reimann vom Frankfurter Bauunternehmen Alea. "Baustellen sind heute hochtechnisiert", sagt er. "Es gibt Exoskelette, die beim Heben schützen, mit dem Tablet steuerbare Hydraulikarme und moderne, nicht gesundheitsschädliche Baustoffe." Doch trotz solcher Modernisierungen bleiben Stellen offen. So nimmt auch Reimann heute Azubis an, deren Qualifikation früher nicht gereicht hätte, investiert viel in ihre Weiterbildung und wirbt auf allen Kanälen. "Instagram, Schulbesuche, Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit und natürlich bedarfsbedingt Internetportale wie Aubi-plus und Azubi.de – wir sind überall unterwegs", sagt er.

Sowohl bei Strabag als auch bei Alea wurden Jugendliche ohne höheren Schulabschluss oder Geflüchtete als wichtige potenzielle Fachkräfte ausgemacht. Mit einem Hauptschulabschluss kann man bei Strabag beispielsweise Land- und Baumaschinenmechatroniker oder Straßenbauer werden und sich später zum Polier im Tiefbau oder zum Straßenbaumeister weiterbilden. "Wir bieten zudem geflüchteten Auszubildenden, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, gezielt Deutschunterricht. Und alle Auszubildenden haben drei Chancen bei der Abschlussprüfung", erklärt Lepke.
Die Autorin: Mia Pankoke ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Mia Pankoke

Konkursverfahren über René Benko eröffnet

Die Gläubiger von René Benko könnten womöglich nicht mal 20% ihrer Forderungen wiedersehen.

Die Gläubiger von René Benko könnten womöglich nicht mal 20% ihrer Forderungen wiedersehen.

Quelle: Imago, Urheber: Eibner Europa

Karriere 08.03.2024
Das Insolvenzgericht in Innsbruck eröffnet diesen Freitag ein Konkursverfahren über das Vermögen von René Benko als Einzelunternehmer. Für die Experten des Gläubigerverbands KSV ... 

Das Insolvenzgericht in Innsbruck eröffnet diesen Freitag ein Konkursverfahren über das Vermögen von René Benko als Einzelunternehmer. Für die Experten des Gläubigerverbands KSV 1870 kommt es überraschend, dass Benko die Eröffnung eines Konkurs- und nicht etwa eines Sanierungsverfahrens beantragt hat. Benko haftet nun mit seinem gesamten Privatvermögen. Spannend ist dabei die Frage, was alles unter sein Vermögen fällt.

Bei einem Konkursverfahren verliert ein Schuldner die Verfügungsmacht über sein Vermögen. „Der ursprüngliche Insolvenzeröffnungsantrag der Finanzprokuratur war ebenfalls auf die Eröffnung eines Konkursverfahrens gerichtet. Aus verfahrensrechtlicher Sicht macht für den KSV 1870 ein Eröffnungsantrag durch René Benko selbst nur dann Sinn, wenn dadurch das von der Finanzprokuratur angestrebte Konkursverfahren verhindert und im Eigenantrag ein Sanierungsverfahren beantragt wird“, erklärt der Gläubigerverband.

Benko befindet sich nun also genau in jener Art von Insolvenzverfahren, welches von der Finanzprokuratur – der rechtlichen Vertreterin der Republik Österreich – bei ihrem Insolvenzantrag gegen die Person René Benko Ende Januar angestrebt wurde. Benko stellte gestern einen eigenen Insolvenzantrag als Einzelunternehmer. Er kam damit anscheinend einem Insolvenzbescheid durch das Innsbrucker Gericht zuvor und gestand selbst ein, zahlungsunfähig zu sein. Zum Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Andreas Grabenweger aus Innsbruck bestellt.

Benko haftet mit seinem gesamten Privatvermögen

Das Konkursverfahren umfasst laut KSV 1870 das Beratungsunternehmen und sämtliches Privatvermögen von Benko. Der Signa-Gründer hatte bei der Unternehmensgruppe seit 2013 kein operatives Amt mehr inne, sondern fungierte nur noch als deren Berater. Er hält aber über Privatstiftungen wesentliche Anteile daran. Gleichzeitig erstreckt sich die Wirkung eines in Österreich eröffneten Insolvenzverfahrens auch auf etwaiges im Ausland liegendes Vermögen. „Kurz zusammengefasst geht es nun um das gesamte Vermögen des René Benko“, resümiert Klaus Schaller, Regionalleiter West beim KSV 1870.

Dass Benko direkt ein Konkursverfahren statt einer Sanierung beantragt, könnte vordergründig ein Hinweis darauf sein, dass ein Schuldner nicht davon ausgeht, die bei einem Sanierungsverfahren erforderliche Mindestquote von 20% der Forderungen erfüllen zu können. Andererseits stellt sich die Frage, was genau alles unter „gesamtes Privatvermögen des René Benko“, mit dem der nun haftet, fällt. Experten verweisen zum Beispiel darauf, dass Benko einen großen Teil seines Vermögens in Privatstiftungen untergebracht hat, bei denen nicht er selbst, sondern etwa Familienmitglieder die wirtschaftlich Begünstigten sind. Inwieweit Forderungen von Gläubigern auch mit diesem Geld befriedigt werden können, wäre zu klären. „Die Stiftungen sind so konstruiert, dass da keiner ran kann, und daher ist das dann keine Haftungsmasse“, sagt ein Insider. Benko sei wohl nur bei der in Liechtenstein ansässigen Stiftung der direkt Begünstigte.

Mammutaufgabe mit Spannungsmomenten

Den vom Insolvenzrichter Hannes Seiser bestellten Insolvenzverwalter Andreas Grabenweger sieht Schaller vor einer Mammutaufgabe. „Primär muss der Insolvenzverwalter klären, ob das Beratungsunternehmen des René Benko ohne weitere Nachteile für die Gläubiger fortgeführt werden kann. Daneben besteht seine Hauptaufgabe darin, sich rasch ein Bild über die Vermögenslage des Signa-Gründers zu verschaffen. Spannend wird dabei insbesondere die Frage, ob und wenn ja welche wechselseitigen Ansprüche zu Signa-Gesellschaften bestehen und welche Vermögensbewegungen in der Vergangenheit in der privaten Vermögenssphäre des René Benko stattgefunden haben“, sagt Schaller.

Die Summe der berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten von Benko ist noch nicht klar. Es bleibe abzuwarten, ob durch Signa-Gesellschaften oder Signa-Gläubiger Ansprüche gegen Benko geltend gemacht werden, so der Gläubigerverband. Denkbar sei etwa, dass Benko persönliche Haftungen für Signa-Verbindlichkeiten übernommen hat. Derzeit nicht abschätzbar ist auch das Ausmaß möglicher Schadenersatzansprüche aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs von wesentlichen Signa-Gesellschaften, welche gegenüber Benko geltend gemacht werden könnten. Auch solche Ansprüche müssten im Konkursverfahren vor dem Landesgericht Innsbruck zur Anmeldung kommen. Die Tagsatzung zur Prüfung der angemeldeten Forderung legten die Innsbrucker Richter auf den 24. April.

Insolvenzverwalter kann die „wirtschaftliche Gebarung des Schuldners“ zehn Jahre rückwirkend durchleuchten

So oder so dürften auf Benko hohe Forderungen zukommen. Diese könnten zusätzlich wachsen, wenn der Insolvenzverwalter Geschäftsfälle aus der weiter zurückreichenden Vergangenheit untersucht: Der österreichische Gesetzgeber gebe dem Insolvenzverwalter mit dem Anfechtungsrecht ein sehr mächtiges Werkzeug in die Hand, gibt Gläubigervertreter Schaller zu bedenken. So könnten Anfechtungen des Insolvenzverwalter unter bestimmten Voraussetzungen Gläubiger schlechter stellende Rechtsakte nachträglich nichtig machen.

Der Insolvenzverwalter werde das wirtschaftliche Gebaren des Schuldners daher im Detail bis zu zehn Jahre zurück überprüfen. Es sei dabei zu klären, ob der Haftungsfonds der nunmehrigen Gläubiger in der Vergangenheit ungebührlich verringert wurde.

Harald Thomeczek

Das waren die meistgelesenen Personalien 2023

Centrum-Chef Uwe Reppegather.

Centrum-Chef Uwe Reppegather.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Christoph von Schwanenflug

Köpfe 29.12.2023
Kurze Gastspiele und Abschiede nach langer Zugehörigkeit: Auch 2023 hat sich das Personalkarusell wieder gedreht. Doch welche Nachrichten schafften es dieses Jahr in die Top Ten der ... 

Kurze Gastspiele und Abschiede nach langer Zugehörigkeit: Auch 2023 hat sich das Personalkarusell wieder gedreht. Doch welche Nachrichten schafften es dieses Jahr in die Top Ten der meistgelesenen Personalien? Mit dabei: Centrum-Gruppe, Signa und Colliers.

Angeführt wird das Ranking der meistgelesenen Personalien von Uwe Reppegather. Der Immobilien-Unternehmer und Centrum-Geschäftsführer hatte im August dieses Jahres beim Amtsgericht Düsseldorf Privatinsolvenz angemeldet. Für die Holding und weitere Gesellschaften wurden die Anträge beim Düsseldorfer Insolvenzgericht Anfang Juli gestellt. Das Unternehmen entwickelte seit der Gründung 1998 mit Reppegather als persönlich haftendem Gesellschafter Handelsimmobilien in ganz Deutschland und verlagerte seine Schwerpunkte in den vergangenen Jahren auf Premiumlagen.

Eine Spitzenposition nimmt auch die Absage des Unternehmensberaters Ralf Schmitz an Signa mit Platz zwei ein. Er hatte das Mandat als Sanierungsvorstand bei Signa Development und Signa Prime abgelehnt. Kurz zuvor hatte Signa noch verkündet, dass Schmitz als Chief Restructuring Officer die Restrukturierung des Konzerns als zusätzliches Vorstandsmitglied bei den Gesellschaften Signa Prime und Signa Development verantworten sollte. Inzwischen hat Dr. Erhard F. Grossnigg diese Rolle übernommen. 

Viel Aufmerksamkeit und damit den dritten Platz erhielt die Meldung zu Matthias Leube, Ex-Chef von Colliers. Im November hatte er die Makler-Gruppe überraschend verlassen. An seine Stelle als CEO rückte Achim Degen, der schon fast zum Inventar des Unternehmens gehört.

Dem Immobilienvolk war auch die Meldung zu Barbara Lewandowicz viele Aufrufe wert. Ihr Abschied von NAI Apollo etablierte sich auf Platz vier der Hitliste. Nach nur einem halben Jahr hatte Lewandowicz das Maklernetzwerk im Juni dieses Jahres wieder verlassen. Der plötzliche Abschied der Geschäftsführerin erfolgte in einer schwierigen Marktlage. Ein Jahr zuvor, im November 2022, hatte NAI Apollo einen Umbruch im Management verkündet. Nach fünf Jahren an der Spitze verließ zum Jahreswechsel 2022/2023 Andreas Wende die Geschäftsführung und Lewandowicz übernahm dessen Position.

Auf Rang fünf schaffte es die Personalie Klaus-Michael Dengler. Die Stadt München hatte sich im März vom Geschäftsführer der städtischen Münchner Wohnungsgesellschaft Gewofag getrennt. Er stolperte über die sogenannte Schriftproben-Affäre. Beim Versuch, den Schreiber eines anonymen Briefs herauszufinden, soll Dengler auch zwei CSU-Abgeordnete verdächtigt haben. In dem anonymen Schreiben wurde er des Mobbings und der Vetternwirtschaft beschuldigt.

Ab 1. Oktober sollte dann Andreas Lehner, Ex-Vorstandchef der Deutschen Wohnen, neuer Chef der Gewofag werden. Doch nach nur wenigen Wochen als Geschäftsführer verließ er aber die Wohnungsbaugesellschaft wieder: Platz sechs.

Der Anlass für die Meldung, die auf dem siebten Rang geklickt worden ist, ist ein trauriger: der Tod von Proximus-Gründer Michael Kunz. Er verstarb im November nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 54 Jahren. Kunz, eine feste Größe unter Kölns Projektentwicklern, gründete das Unternehmen seinerzeit mit seinem Bruder Florian.

Dicht gefolgt und damit auf Rang acht ist die Meldung zu Alexander Pauls. Zuletzt Chief Development Officer der Gerchgroup, hat er das Unternehmen im November verlassen und sich selbstständig gemacht. Pauls arbeitete seit rund acht Jahren für das Unternehmen.

Schon im März verkündete der Projektentwickler Soravia den Abschied von CEO Stefan Spilker. Über das Businessnetzwerk Linkedin verriet Spilker, sich eine berufliche Auszeit bis zum Sommer nehmen zu wollen, um ab dann eine neue Aufgabe zu ergreifen. Und tatsächlich trat er im September beim Entwickler Fox Real Estate die Position des Geschäftsführers an.

Auf dem zehnten Platz findet sich mit dem Tod von Ron Hillmann wieder eine traurige Nachricht. Der Co-Founder der Berliner Immobilien-Plattform Allmyhomes verstarb nach schwerer Krankheit. Als Investor und Entrepreneur wirkte er seit der Gründung der Berliner Agentur für Neubauimmobilien 2016 dort unter anderem im Onlinemarketing mit. 

Alexandra Bertram

Sie kommt auch dieses Jahr

Klara Geywitz (re.) am IZ-Stand im vergangenen Jahr.

Klara Geywitz (re.) am IZ-Stand im vergangenen Jahr.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell.

Köpfe 04.10.2023
Klara Geywitz wird auch in diesem Jahr auf der Expo Real erwartet, und zwar am Donnerstag. Ansonsten macht sich die Polit-Prominenz eher rar. ... 

Klara Geywitz wird auch in diesem Jahr auf der Expo Real erwartet, und zwar am Donnerstag. Ansonsten macht sich die Polit-Prominenz eher rar.

Es war der Schlachtruf der vergangenen Expo: "Sie kommt!" Nach Jahren der Geringschätzung fühlte sich die Branche wieder wahrgenommen – die Ministerin, eine, die nur für Bauen und Wohnen zuständig war, besuchte die Expo Real. Auch bei der Immobilien Zeitung schaute Klara Geywitz (SPD) vorbei.

In diesem Jahr wird die Ministerin die Leitmesse aufs Neue beehren. Am Donnerstag (5.10.) trifft sie um 10 Uhr den ZIA-Vorstand zum Gespräch (B2.411), im Anschluss daran diskutiert die Ministerin mit der Bundesstiftung Baukultur und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) über Qualität in Planung und Bau (11 Uhr, A2.334). Darum, wie der Bund Vorbild und Wegbereiter beim Klimaschutz im Gebäudebereich sein kann, geht es schließlich bei einer Diskussionsrunde der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (14 Uhr, C1.210). Auch der Immobilien Zeitung will die Ministerin erneut Hallo sagen – bei der Immobilien Zeitung wird sie gegen 16.30 Uhr erwartet (C2.120).

Ob der Rundgang ähnliche Begeisterung wie im letzten Jahr auslösen wird, bleibt abzuwarten – nach dem politischen Auf und Ab, was Förderung und Gesetzesvorhaben betrifft, scheint die Beziehung zwischen Politik und Immobilienbranche etwas an Wärme verloren zu haben. Oder vielleicht haben beide Seiten genug mit sich selbst zu tun, die einen kämpfen mit gestiegenen Kosten, die anderen mit dem Spagat zwischen politischen Weichenstellungen und knappen Kassen. Das könnte teilweise erklären, warum sich bis zuletzt keine weiteren Spitzenpolitiker zur Expo Real ankündigten.

Kristina Pezzei