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Bauindustrie gründet Netzwerk für Frauen

Karriere 07.03.2023
Unter der Schirmherrschaft von Bundesbauministerin Clara Geywitz nimmt das Frauennetzwerk-Bau des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie (HBD) am Mittwoch seine Arbeit auf. Es soll ein Forum zum ... 

Unter der Schirmherrschaft von Bundesbauministerin Clara Geywitz nimmt das Frauennetzwerk-Bau des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie (HBD) am Mittwoch seine Arbeit auf. Es soll ein Forum zum Austausch zwischen Frauen im Baugewerbe darstellen und Raum für deren Fragen und Themen bieten.

Um dem Mangel an weiblichen Nachwuchskräften am Bau entgegenzuwirken, ruft der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) das Frauennetzwerk-Bau ins Leben. Die Schirmherrschaft übernimmt Clara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.

Hintergrund ist, dass laut aktuellen Erhebungen nur rund 3% aller Auszubildenden in der Branche Frauen sind. Auch die Zahl von Studentinnen im Fach Bauingenieurwesen geht seit einigen Jahren zurück. Laut Bauindustrie-Präsident Peter Hübner liegt der Frauenanteil in der Fachrichtung derzeit bei rund 30%. „Die Zahlen sind, trotz starker Anstrengungen, nicht so gut, wie sie sein müssten“, kommentiert Geywitz.

Austauschforum für Frauen in der Baubranche

Hübner erklärt: „Mit der Gründung des Netzwerkes senden wir ein Signal an künftige weibliche Fach- und Führungskräfte, bieten ihnen ein Forum für den Austausch und werden nachhaltige Mentoring-Strukturen schaffen, um den Ein- und Aufstieg von Frauen in der Bauwirtschaft zu unterstützen.“ Zudem soll das Netzwerk zur Klärung von spezifischen Fragen der weiblichen Zielgruppe dienen. Dazu zählen sowohl Unternehmerinnen, die bereits fest im Beruf stehen und in der Branche Fuß gefasst haben, als auch Schülerinnen, die sich für eine Ausbildung im Baugewerbe interessieren. Das Netzwerk nimmt seine Arbeit anlässlich des Weltfrauentags am Mittwoch, 8. März, auf.

Janina Stadel

IG Bau warnt vor langfristigen Personalfolgen bei Stellenabbau

Karriere 07.03.2023
Die sinkende Auftragslage im Wohnungsbau könnte bei vorübergehendem Personalabbau den Fachkräftemangel am Bau auch langfristig verstärken. Davor warnt die Gewerkschaft IG Bau und zieht ... 

Die sinkende Auftragslage im Wohnungsbau könnte bei vorübergehendem Personalabbau den Fachkräftemangel am Bau auch langfristig verstärken. Davor warnt die Gewerkschaft IG Bau und zieht Vergleiche zur Gastronomie, wo sich nach den Corona-Lockdowns viele Fachkräfte umorientiert haben.

Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr um 9,6% gesunken. Dabei sind es v.a. Aufträge im Wohnungsbau, die laut Carsten Burckhardt, zuständigem Mitglied für die Bauwirtschaft bei der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), zurückgegangen sind. Er beobachtet, dass sowohl börsennotierte Unternehmen als auch kommunale, kirchliche und genossenschaftliche Wohnungsgesellschaften trotz bundesweitem Wohnungsmangel zuletzt immer mehr Aufträge für Neubauten und Sanierungen auf Eis gelegt haben und sieht das als Alarmsignal für die Beschäftigten im Baugewerbe. 

„Einen Fehler dürfen wir jetzt nicht machen“, sagt er, „Wir dürfen keinen Bauarbeiter nach Hause schicken.“ Dadurch würden Personalkapazitäten, die in den letzten Jahren aufgebaut wurden, leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.

Personalressourcen halten

Burckhardt warnt vor dem „Gastro-Effekt“, der sich während der Lockdowns in der Corona-Pandemie im Gastgewerbe gezeigt hat: „Wer einmal geht, der ist weg. Der kommt, wenn man ihn braucht, nicht zurück. Das haben die Pandemie-Lockdowns in der Gastronomie gezeigt“, erklärt er. 

Er ruft daher Bund und Länder auf, das Bauen zu fördern und Maßnahmen im Bestand zu erleichtern. „Notwendig ist ein konsequentes Durchforsten des Dickichts von Gesetzten und Verordnungen – ein Ausmisten bei den Vorschriften, die Neubau und Umbau verhindern“ und legt dabei den Fokus auf die Auswirkungen auf das Personal: „Manpower und Material sind da. Dieses Potential darf der Staat jetzt nicht verschenken.“

Janina Stadel

Die Baubranche bezahlt ihre Auszubildenden am besten

Auf dem Bau fallen Vergütungen für Azubis hoch aus.

Auf dem Bau fallen Vergütungen für Azubis hoch aus.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Monkey Business

Karriere 23.02.2023
Zum ersten Mal überstieg das Durchschnittsgehalt von Auszubildenden in allen tarifgebundenen Betrieben und allen Branchen die 1.000-Euro-Grenze. Bei den Handwerksberufen fielen die Vergütungen ... 

Zum ersten Mal überstieg das Durchschnittsgehalt von Auszubildenden in allen tarifgebundenen Betrieben und allen Branchen die 1.000-Euro-Grenze. Bei den Handwerksberufen fielen die Vergütungen für Ausbildungen mit Baubezug am höchsten aus. Und auch die Bezahlungen für angehende Gebäudereiniger lagen knapp über dem Durchschnitt.

Ausbildungen im Baubereich gehören zu den bestbezahlten aller Handwerksberufe. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), die zum Stichtag 1. Oktober die tariflichen Ausbildungsvergütungen von mehr als 100 Ausbildungen in deutschen Betrieben verglichen hat.

Mit Blick auf alle Berufe, die neben dem Handwerk auch Ausbildungen im öffentlichen Dienst, in freien Berufen, der Landwirtschaft, der Hauswirtschaft und in Industrie und Handel umfassen, stellte das BIBB im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der Azubigehälter von 4,2% fest. Im Durchschnitt wurden die Ausbildungen in tarifgebundenen Betrieben mit 1.028 Euro brutto im Monat vergütet. Seit Beginn der jährlichen Studienreihe 1976 lag dieser Wert erstmals über 1.000 Euro. In den Handwerksberufen lag das monatliche Ausbildungsgehalt über alle Lehrjahre hinweg bei 930 Euro.

Unter ihnen stachen vor allem Ausbildungen im Bereich Bau durch ihre Entlohnung hervor. Sie lagen zum größten Teil über dem Durchschnitt. Am meisten verdienten die angehenden Zimmerer. Sie kamen auf 1.245 Euro pro Monat, aber auch in der Maurer- und Gerüstbauerausbildung gab es 2022 knapp über 1.200 Euro Ausbildungsgehalt.

Auszubildende zum Beton- und Stahlbauer, angehende Fliesen- und Plattenleger sowie Auszubildende in Stuckateurbetrieben erhielten monatlich je 1.198 Euro im Durchschnitt. Diese Vergütungen lagen nur wenige Euro über denen im Straßenbau (1.193 Euro). Den angehenden Hoch- und Tiefbaufacharbeitern zahlten die Betreibe rund 1.050 Euro. Nur knapp unter dem Gesamtdurchschnitt lagen die Bezahlungen für Auszubildende in der Gebäudereinigung mit monatlich 1.020 Euro. Dachdecker kamen auf 1.017 Euro pro Ausbildungsmonat. Knapp unter dem Durchschnitt aller Handwerksausbildungen von 930 Euro lag die monatliche Bezahlung für Elektroniker-Lehrlinge mit 925 Euro. Azubis im Metallbau verdienten im Schnitt 895 Euro pro Monat. Die geringsten Vergütungen unter allen Handwerksberufen gab es für angehende Bäcker mit 782 Euro, für Friseurlehrlinge mit 657 Euro und für Orthopädieschuhmacher mit 625 Euro.

Janina Stadel

Sarah Dungs will mit Verband für Bauen im Bestand das Klima schützen

Sarah Dungs.

Sarah Dungs.

Quelle: Greyfield Group, Urheberin: Catrin Moritz

Köpfe 10.02.2023
Herausforderungen und Lösungen für Bauen im Bestand will ein neu gegründeter gleichnamiger Verband eine öffentlichkeitswirksame Stimme verleihen. Auf den Bestand komme es an, wenn ... 

Herausforderungen und Lösungen für Bauen im Bestand will ein neu gegründeter gleichnamiger Verband eine öffentlichkeitswirksame Stimme verleihen. Auf den Bestand komme es an, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen wolle, erklärt die erste Vorsitzende vom Verband für Bauen im Bestand (BiB), Sarah Dungs. Daher müssten Fortschritte und Marktstandards für den Bestand zielgerichtet gewährleistet werden.

Dungs ist Geschäftsführerin beim Essener Projektentwickler Greyfield, auf dessen Initiative die Gründung zurückgeht. Zum Vorstand des Verbands gehören außerdem Diana Anastasija Radke, Managing Partner bei KVL Bauconsult, Nicola Halder-Haß von Bricks & Beyond sowie Annabelle von Reutern von Concular.

Der Verband sieht sich als zentrale Plattform, „um die notwendigen Wege für die Bestandsimmobilien zu ebnen“. Dazu zählten die Diskussion über neue Marktstandards genauso wie über angepasste Normen und Verordnungen, erklärt Dungs. Beispielsweise ergebe sich aus der Arbeitsstättenrichtlinie häufig, dass die Deckenhöhen im Bestand zu niedrig seien. Beim Schallschutz und bei Stellplatzverordnungen passten die Vorgaben ebenfalls häufig nicht zu den Gegebenheiten bei Bestandsbauten – vieles sei nach wie vor auf Neubauten ausgelegt, sagt Dungs auf Nachfrage. Gleiches gelte für manche DIN-Norm, etwa die für Kostenschätzungen im Bestand.

Dungs will mit dem Verband nicht nur die politischen Ebenen adressieren, sondern auch Problembewusstsein und den Willen zu Lösungen in der Branche selbst anstacheln. Dazu passt, dass sich das Bündnis auch als Schaltstelle sieht, um Wissen zu bündeln und weiterzugeben.

Kristina Pezzei

"Es ging für mich gleich ohne Schonfrist los"

Bundesbauministerin  Klara  Geywitz (SPD).

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD).

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Thomas Rosenthal

Karriere 22.12.2022
Klara Geywitz wurde im Dezember vor einem Jahr als Bundesbauministerin vereidigt. In einem Gastbeitrag für die Immobilien Zeitung beschreibt sie ihr erstes Jahr im Kabinett und lobt die ... 

Klara Geywitz wurde im Dezember vor einem Jahr als Bundesbauministerin vereidigt. In einem Gastbeitrag für die Immobilien Zeitung beschreibt sie ihr erstes Jahr im Kabinett und lobt die Zusammenarbeit mit der Immobilienbranche.

Ein sehr bewegtes und hochgradig intensives Jahr liegt hinter uns. Als ich vor einem Jahr das Amt der Bundesbauministerin angetreten habe, bin ich auf eine Branche gestoßen, die mit vielen Herausforderungen gleichzeitig zu kämpfen hat und aktuell mit sehr schwierigen Bedingungen konfrontiert ist.

Da ist die Dekarbonisierung der Bau- und Wohnungswirtschaft, die in den nächsten Jahren vorangebracht werden muss. Dazu zählt, dass die Energieeffizienz in den Gebäuden – sei es beim Neubau, sei es bei der Sanierung – erhöht wird, das ressourcenschonende Bauen gestärkt und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes von der Planung über den Bau bis zur Nutzung einbezogen wird.

Außerdem müssen wir die Resilienz der Städte stärken. Das war auch Thema unseres G7-Treffens der Ministerinnen und Minister für Stadtentwicklung in meiner Heimatstadt Potsdam. Hier haben wir die Anpassung der Städte an den Klimawandel und ihre Rolle für eine nachhaltige Entwicklung diskutiert.

Eine andere – nicht neue – Herausforderung ist der große Bedarf an bezahlbarem Wohnraum, dem wir mit unserem Bündnis, mit konjunkturellen Impulsen und vielen weiteren Maßnahmen begegnen wollen. Mit den 34 Partnerinnen und Partnern aus der Bau- und Immobilienwirtschaft, aus Politik, Ländern und Kommunen, von Sozialpartnern und Initiativen konnten wir in diesem Jahr bereits Lösungen erarbeiten. Dazu zählt, dass Genehmigungen vereinfacht, Bauordnungen harmonisiert, Innovationen wie das serielle, modulare Bauen umgesetzt werden.

Und wir haben dafür gesorgt, dass ab Januar gleich mehrere konjunkturelle Impulse gesetzt werden: 14,5 Mrd. Euro stehen bis 2026 für den sozialen Wohnungsbau, 1,1 Mrd. Euro pro Jahr für die Neubauförderung und 790 Mio. Euro jedes Jahr für die Städtebauförderung zur Verfügung. Ein wichtiges Anliegen ist mir auch das "Junge Wohnen" – 500 Mio. Euro können im kommenden Jahr eingesetzt werden, damit Auszubildende und Studenten endlich wieder leichter eine Wohnung finden.

Und dann ist da die Digitalisierung – die Industrie 4.0 –, die in jeden Bereich der Branche Einzug hält, von der Bauplanung über die Baustelle bis zum Smart Home. Wir müssen die digitalen Angebote nutzen, um die Verfahren und Genehmigungen für das Bauen zu beschleunigen. In diesem Jahr haben wir bereits dafür gesorgt, dass die Digitalisierung im Bauleitplanverfahren gestärkt und die Verfahren damit beschleunigt werden.

Als wäre all das nicht genug. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat noch einmal alles verändert. Energiekrise, Lieferengpässe, Inflation, dazu die Ungewissheit, wohin sich alles entwickelt. Auch hier müssen wir handeln. Wir müssen möglichst schnell von russischem Gas wegkommen und die Wärmewende im Gebäudebereich beschleunigen. Wir haben zwei Wärmepumpengipfel ausgerichtet und dafür gesorgt, dass der Ausbau von Windenergie und Photovoltaik beschleunigt, die Produktion von Wasserstoff verbessert wird.

Dann kommt noch der Fachkräftemangel hinzu. Es gilt, junge Menschen wieder für die spannenden Berufe in Bauwirtschaft und Immobilienbranche zu gewinnen.

Es ging für mich gleich ohne Schonfrist los, da wir diese vielen Baustellen gemeinsam und zügig mit der Branche lösen müssen. Glücklicherweise habe ich ein hochmotiviertes Haus vorgefunden, das dank seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ersten Jahr viel auf die Beine gestellt hat. Und ich bin auf eine hochgradig unternehmerische, kreative und kooperative Branche gestoßen. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Ich freue mich auf die nächsten 365 Tage, in denen wir mit dem gleichen Engagement und der gleichen Motivation weitermachen werden.

Klara Geywitz

Mit Spezialisten das Baubudget einhalten

Neben Training on the Job gibt es bei Turner & Townsend auch theoretischen Input.

Neben Training on the Job gibt es bei Turner & Townsend auch theoretischen Input.

Quelle: Turner & Townsend

Karriere 01.12.2022
Der angelsächsische Baudienstleister Turner & Townsend braucht dringend Cost-Manager in seinen deutschen Niederlassungen – ein Berufsbild, das es hierzulande in der ... 

Der angelsächsische Baudienstleister Turner & Townsend braucht dringend Cost-Manager in seinen deutschen Niederlassungen – ein Berufsbild, das es hierzulande in der Hochschulausbildung nicht gibt. Deshalb setzen die Engländer auf eine eigene Qualifikation und bilden die gefragten Spezialisten in Deutschland selbst zu Baukalkulatoren aus.

Kosten sind ein maßgeblicher Treiber in der Bauindustrie. Bei Projektvolumen in Millionenhöhe können schon wenige Prozentpunkte einen großen Unterschied machen. In der deutschen Bauwirtschaft haben häufig Architekten und Ingenieure die Kosten im Blick – zusätzlich zu ihrer eigentlichen Arbeit: der Planung von Gebäuden und der Baubegleitung. Wie es anders gehen könnte, zeigen Baufirmen im angelsächsischen Raum. Dort gibt es den Beruf "Quantity Surveyor", auch "Cost-Manager" genannt, zu Deutsch Baukalkulator oder Kostenmanager. Sie schätzen die Kosten von Projekten, kalkulieren Budgets und sorgen dafür, dass diese eingehalten werden. Genau solche Leute braucht die Beratungsfirma Turner & Townsend. Doch in Deutschland ist diese Qualifikation Mangelware – deshalb setzen die Berater auf eine eigene Ausbildung.

Ausbildung nach angelsächsischem Vorbild

Ein gelernter Kostenmanager ist Kirk Smith: Der Kanadier arbeitet seit 2010 für Turner & Townsend und verantwortet seit November 2021 das Kostenmanagement in Deutschland und Österreich. Sein Arbeitgeber berät Konzerne wie Google, Shell und Adidas etwa im Kosten- und Projektmanagement sowie in der Vertriebs- und Beschaffungsstrategie. Weltweit zählt das Unternehmen mehr als 9.000 Mitarbeiter, in den deutschen Büros in Berlin, Hamburg, Frankfurt und München sind es knapp 300. Im Jahr 2022 hat Turner & Townsend hierzulande knapp 30 Mio. Euro umgesetzt.

50 der 300 Mitarbeiter in Deutschland sind Kostenmanager. Die Hälfte von ihnen kommt aus dem Ausland – und wurde speziell für diese Aufgabe ausgebildet. Der Rest stammt aus Deutschland und muss einiges aufholen: "Ingenieure und Architekten lernen hierzulande Kosten zu schätzen und sie anhand bestimmter Planungsmeilensteine zu berechnen", erklärt Smith. Was sie meist nicht wissen: wie sie bereits zu Projektbeginn eine Budgethöhe festlegen und Maßnahmen veranlassen, damit das Budget eingehalten wird. Hinzu kommt: Ingenieure stecken oft so tief in der Planung, dass sie die Kosten erst am Ende der Planungsphase schätzen. "Das führt dann mitunter dazu, dass sie umplanen müssen, wenn sie das Budget überschreiten – und das kostet zusätzlich Zeit und Geld."

Kostenmanager hingegen steuern Projekte auf einen Zielwert hin und wissen, an welchen Stellschrauben sie drehen können, um das Budget einzuhalten. Dazu gehört unter anderem die Beschaffungsstrategie, die je nach Risikoaffinität und Marktbeschaffenheit unterschiedlich ausfällt. Deshalb werden die Cost-Manager im angelsächsischen Raum speziell ausgebildet, es gibt sogar eigene Studiengänge dafür. Turner & Townsend versucht, dieses Modell auf seine deutschen Mitarbeiter zu übertragen. Smith hat deshalb eine Ausbildung geschaffen, die eine hybride Lösung vorsieht: Die Lehrinhalte der angelsächsischen Cost-Manager werden auf deutsche Ingenieure angepasst. Im Juli 2022 ist der erste Jahrgang mit 15 angehenden Kostenmanagern gestartet. Sie lernen innerhalb von drei Jahren, wie sie die Lebenszykluskosten in die Kalkulation einbeziehen, Beschaffungsstrategien auswählen und während des gesamten Projekts im Budget bleiben, ohne Anforderungen des Kunden zu verändern.

Aufklärungsbedarf auf allen Kanälen

"Wir haben so viele Auftragsanfragen, dass wir in den kommenden Jahren ca. 100 Kostenmanager beschäftigen könnten", berichtet Smith. Realistisch sind 25 bis 30 weitere, denn die Ausbildung besteht zu einem Fünftel aus Mentoring: Den angehenden Baukalkulatoren steht ein erfahrender Mitarbeiter zur Seite, der in derselben Niederlassung arbeiten sollte. 70% der Ausbildung besteht aus Training on the Job, den restlichen Teil bilden Sitzungen mit Theorie-Input. Ziel der Ausbildung ist, alle auf den gleichen Stand zu bringen – denn für die angehenden Kostenmanager nimmt Smith sowohl erfahrene Ingenieure als auch Hochschulabsolventen und Quereinsteiger auf.

Um genügend Kostenmanager zu finden, nutzt Turner & Townsend sämtliche Recruiting-Kanäle. Smith bewirbt seine Einstiegsrollen ins spezialisierte Kostenmanagement unter anderem auf Hochschulmessen, erklärt im Gespräch den vielen unbekannten Beruf und versucht, Interesse zu wecken. Außerdem hält er Vorlesungen an Hochschulen und bietet Inhouse-Veranstaltungen für Studenten an, deren Fachrichtung eine gute Grundlage für die weitere Ausbildung darstellt.

Auf seiner Website hat das Unternehmen eine Beschreibung der Serviceleistung Cost-Management hinterlegt. In Karrierenetzwerken spricht Turner & Townsend Kandidaten mit geeigneten Kenntnissen und Erfahrungen direkt an. "Mitarbeiterempfehlungen spielen ebenfalls eine große Rolle", sagt Smith. "Oftmals werden wir auch von anderen Projektbeteiligten angesprochen, die sich aufgrund unserer Kostenmanagementleistungen für diesen Bereich interessieren." Er schaut bei der Auswahl der Kandidaten weniger auf die Qualifikation als auf die Kompetenzen: "Sie müssen gut in Mathematik sein und Prognosen aufstellen können. Diese Fähigkeiten testet Smith in Interviews, etwa indem er fragt, wie die Person mit einer bestimmten Situation umgehen würde.

Turner & Townsend bezahlt seine Nachwuchs-Kostenmanager genauso wie die erfahrenen Kollegen. Aktuell befindet sich das Unternehmen in Gesprächen mit der Technischen Universität München, um die Lehrinhalte in die deutsche universitäre Ausbildung zu integrieren. Das Interesse aus dem Markt sei da: Sowohl der Nachwuchs signalisiere Begeisterung – vor allem, weil Turner & Townsend weltweite Karrieremöglichkeiten eröffnet. Aber auch die Baubranche schaut genau hin. "Einige unserer Kostenmanager sind auf die Kundenseite gewechselt", erzählt Smith. Er sieht das eher als Gewinn: "Dann sitzt da jemand, den wir sehr gut kennen, und wir haben direkt einen Fuß in der Tür."

Die Autorin: Anna Friedrich ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Anna Friedrich