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Hier spricht die Zukunft

Die nächste Generation fordert von der Immobilienbranche Veränderungen und einen Wertewandel ein. Und sie will mitreden.

Die nächste Generation fordert von der Immobilienbranche Veränderungen und einen Wertewandel ein. Und sie will mitreden.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Jacob Lund

Karriere 22.12.2021
Sie übernehmen bereits in jungen Jahren Verantwortung – und fordern diese auch ein. Die sogenannte Next Gen repräsentiert die Zukunft der Immobilienbranche. Jedes Unternehmen, das für ... 

Sie übernehmen bereits in jungen Jahren Verantwortung – und fordern diese auch ein. Die sogenannte Next Gen repräsentiert die Zukunft der Immobilienbranche. Jedes Unternehmen, das für sich eine Zukunft plant, muss ihre Stimmen ernst nehmen. Denn niemand versteht die künftigen Kunden, Arbeitnehmer und Nutzer besser – weil sie ein Teil davon sind.

Sie stehen für die Anforderungen der nächsten Generation in Sachen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit. Und sie sind die nächste Generation der Immobilienbranche, einige von ihnen die Entscheider und Führungskräfte von morgen. Sie sind also jene Menschen, die in den kommenden Jahrzehnten den Weg prägen werden, den der Immobiliensektor einschlägt.

Ein neues Mindset für ESG-Themen

Was sie eint, ist ihre Jugend ? mehr noch aber ihr klarer Blick in die Zukunft. Und das Selbstbewusstsein, dass sie es sind, die den an so vielen Stellen notwendigen Wandel vorantreiben müssen. "Was ESG-Themen angeht, bringen die Jungen ein ganz neues Mindset mit. Das liegt daran, dass sie ganz anders aufgewachsen sind und somit eine andere Denkweise entwickelt haben: Sie legen Wert auf Nachhaltigkeit", sagt Student Dario Markoc. Dass sich besonders junge Proptechs dem Ziel verschrieben haben, emissionsärmer zu werden und gleichzeitig die Mieten bezahlbar zu halten, hält er nicht für einen Zufall. Ihnen gehe es darum, Prozesse zu entschlacken. Die 20-jährige Werkstudentin Léocadie Reimers hat einen anderen Aspekt besonders im Blick: Während ihre Kommilitonen fleißig mit Aktien handeln, ließen sie noch immer viel zu oft die Finger von Investments in Immobilien. Die Branche müsse daher neue Geschäftsmodelle und Zugänge entwickeln, um auch der jungen Generation das Investieren zu erleichtern.

Verantwortung schreckt die jungen Immobilienprofis nicht ab ? im Gegenteil. Lea Herrmanns baut den Colivinganbieter Poha House auf und hat festgestellt, welchen Einfluss die Immobilienwirtschaft ausüben kann, "allein schon aufgrund ihrer wirtschaftlichen Kraft und Größe". Was also wäre, fragt sie sich, wenn die Branche auf breiter Basis nachhaltigere Produkte nachfragen würde? Darauf hofft sie. Und darauf, dass die Immobilienwelt insgesamt bunter wird. Würde die Branche im nächsten Jahr ein wenig jünger und weiblicher, wäre das schon "ein Schritt in die richtige Richtung", davon ist sie überzeugt.

Einen natürlichen Zugang zum Digitalen

Den wünscht sich auch Portfoliomanagerin Laura Henninger im nächsten Jahr. Auch mit Blick auf die Entwicklung der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und Wirtschaft. "Ich hoffe auf ein normales Jahr", sagt sie und schiebt noch nach: "Und dass die Leichtigkeit wiederkommt." Für die Immobilienbranche sieht sie sich und ihre Altergenossen als (An-)Treiber. Für sie stehen Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Vordergrund.

Erwartungen an die neue Bundesregierung bringen sie alle mit. Gut, dass die nächste Generation hier ebenfalls mitredet. Kassem Taher Saleh ist der neue Obmann der Grünen für bau- und wohnpolitische Fragen und Bauingenieur. Er setzt auf einen ganzheitlichen Blick und will dafür einstehen, dass Wohnungs-, Bau-, Menschenrechts- und Klimapolitik Hand in Hand gehen.

Wer glaubt, dass unter 30-Jährige ausschließlich sorgenfrei und mit vielen Plänen durchs die Welt gehen, irrt gewaltig. Benedikt Rohletter wird etwas bang, wenn er das viele "billige" Geld sieht, das auf den Markt drängt. Auch durch Klima-Förderprogramme. Er mahnt an, hier das Gleichgewicht zu finden. Denn: "Energieeffizienz ist zusammen mit der Entwicklung neuer, ressourcenschonender Baustoffe sicher eine der derzeit wichtigsten Aufgaben der Branche." Die nächste Generation ist bereit Verantwortung zu tragen.



Robin Göckes

Nachhaltige Wohnungsbestände? Ideen gibt es genug!

20 Mitglieder des MAT-Netzwerks diskutierten über Maßnahmen für nachhaltigeres Wohnen.

20 Mitglieder des MAT-Netzwerks diskutierten über Maßnahmen für nachhaltigeres Wohnen.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Janina Stadel

Karriere 09.12.2021
Durch nachhaltige Baustoffe, einheitliche Verordnungen und digitale Tools für den Alltag kann die Wohnungswirtschaft ihren CO?-Ausstoß in Zukunft senken. Damit diese Ideen auch umgesetzt ... 

Durch nachhaltige Baustoffe, einheitliche Verordnungen und digitale Tools für den Alltag kann die Wohnungswirtschaft ihren CO?-Ausstoß in Zukunft senken. Damit diese Ideen auch umgesetzt werden können, braucht es viel Kommunikation zwischen allen Vertretern der Immobilienbranche ? und mit der Politik, die in den Augen der Akteure vieles ausbremst. Das ist das Ergebnis zu dem zwanzig junge Frauen und Männer, alle Mitglieder des Nachwuchsnetzwerks Most Aspiring Talents (MATs), gekommen sind. Zwei Tage lang haben sie in einer Zukunftswerkstatt gemeinsam mit Patinnen und Paten aus der Praxis ? unter anderem Meravis-Chef Matthias Herter, ZIA-Geschäftsführerin Aygül Özkan und Sarah Maria Schlesinger, Geschäftsführerin von blackprintpartners ? an konkreten Maßnahmen für die Immobilienwirtschaft gearbeitet.

Was wir von der Politik fordern, ist ein weißes Blatt Papier", insistiert Projektentwicklerin Sarah-Madeline Buschmann. Sie schwenkt zur Veranschaulichung ein leeres DIN-A4-Blatt. Die Zustimmung im Plenum ist groß, als die Kollegen und Kolleginnen ihrer Arbeitsgruppe "Bauen" erklären, dass es ihnen bei dem Blatt um Bauverordnungen geht.

Buschmanns Ziel ist es, die Wohnungswirtschaft nachhaltiger zu machen. 55% weniger Treibhausgase bis 2030, so lauten die klaren Vorgaben der EU. Wenn es nach den Mitgliedern des MAT-Netzwerks geht, soll die Wohnungswirtschaft das vorgegebene Ziel schon früher erreichen. Wie das möglich werden soll, dafür haben die Nachwuchstalente der Immobilienwirtschaft in einem zweitägigen Workshop Ideen gesammelt und Konzepte entworfen.

In einem Planspiel haben sie verschiedene Rollen und damit auch unterschiedliche Sichtweisen eingenommen. Als Vertreter der Politik, von Wohnungsunternehmen, der Bauwirtschaft, der Mieter, der Verbände und der Digitalunternehmen der Branche ging es darum, Lösungen zu finden. Beraten wurden sie dabei von Praktikern, die in der jeweiligen Sparte aktiv sind (siehe "Rollenspiel: Der Weg zum klimaneutralen Wohnungsbestand"). Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen galt es anschließend für die MATs in einer großen Abschlussdiskussion vorzustellen ? und auch gegen die Interessen der anderen "Branchenakteure" zu verteidigen. Alle präsentieren eine Liste von konkreten Maßnahmen, die ihrer Meinung nach jetzt zu ergreifen sind, um Wohnungsbestände klimaneutral zu machen, oder um zumindest nachhaltig CO2 einzusparen. Die Schaffung von bundeseinheitlichen Regelungen, die für mehr Klarheit bei Projekten sorgen, landete beim Team Bauwirtschaft dabei ganz oben auf der Prioritätenliste.

"Es gibt in Deutschland tausende Bauvorschriften. Viele von ihnen sind historisch gewachsen und müssen bei jedem Vorhaben miteinander abgeglichen werden", moniert Buschmann, "aber damit nicht

genug. Es kommen ständig neue hinzu. Etwa ganz aktuell für CO2-Regelungen." Sie fordert deshalb mit Nachdruck: "Man muss sich auch mal trauen, die alten rauszuschmeißen."

Team Bauen: "Eine schlanke Bauverordnung für alle Bundesländer"

Franziska Weis, im normalen Leben Product Developerin bei Patrizia und an diesem Tag Politkerin, kann das gut nachvollziehen. Gemeinsam mit Gianluca Martinelli und Maximilian Woiczikowsky machte sie sich für die Vereinheitlichung von Vorschriften in den verschiedenen Bundesländern stark. Es falle vielen Akteuren der Bau- und Immobilienbranche schwer, den Überblick über alle geltenden Verordnungen zu behalten, argumentierte Weis. Doch Gruppenpate Staatssekretär Frank Doods vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klima, stellt klar, dass die Unterschiede in den Bauverordnungen nicht nur mit den Zuständigkeiten der Länder, sondern auch mit den Gegebenheiten in den Regionen zusammenhängen: "Es ist eben so, dass der Punkt hohe Schneebelastung in Bayern wichtiger ist als in Schleswig-Holstein", nennt er ein Beispiel. Mit seiner Gegenrede holt er auch Team Bauen auf den Boden der Tatsachen.

Team Politik: "Sekundärrohstoffe im Bau fördern"

Doch Weis und ihre Mitstreiter lassen als Nachwuchspolitiker im Planspiel nicht locker. Sie liefern neue Ansätze für eine Politik, von der die Immobilien- und die Bauwirtschaft profitieren können. Die Verordnungen, die die Ministerien festsetzen, so wollen es die MATs, sollen dazu führen, dass Immobilien nachhaltiger werden, besonders in Bezug auf die verwendeten Baustoffe. "50% aller Abfälle entstehen in der Immobilienindustrie, allein 8% der weltweiten CO2-Emission bei der Zementproduktion", nennt Weis konkrete Zahlen. Sie möchte diese Abfälle verstärkt wieder nutzbar zu machen. In Eigenregie hat sie deshalb recherchiert, welche Maßnahmen andere Länder schon ergriffen haben, um bei Bauvorhaben Ressourcen zu schonen. Eine Möglichkeit ist eine Primärrohstoffsteuer. Sie wird in Schweden seit 1996 auf Kies erhoben und hat unter anderem dazu geführt, dass dieser Rohstoff aus Kostengründen beim Straßenbau sparsamer eingesetzt wird. Doch Weis, Martinelli und Woiczikowsky möchten seitens der Politik positive Anreize setzen. Sie schlagen daher vor, in Deutschland den umgekehrten Weg zu gehen. Statt die Primärrohstoffe zu verteuern, wollen sie das Recycling von vorhandenem Material belohnen. Team Politik ist sich sicher, dass sich Subventionen für Unternehmen, die Sekundärbaustoffe aufbereiten, für mehrere Seiten lohnen würden. Zum einen, weil langfristig mehr Sekundärrohstoffe für die Bauindustrie bereitstünden, zum anderen aber auch, weil sie die Aufbereitungsverfahren durch die erhöhte Nachfrage schneller weiterentwickeln könnten. "So können neue Geschäftszweige in der Branche entstehen", nennt Woiczikowsky einen weiteren Vorteil. Martinelli denkt noch in eine andere Richtung und wünscht sich als Rollenspiel-Politiker von der "echten" Politik: "Gerade bei öffentlichen Ausschreibungen sollten Projekte, die von Anfang an mit diesen Stoffen planen, bevorzugt werden."

"Der Bedarf an Baustoffen wächst, weil der Bedarf an Wohnungen immer größer wird", weiß auch Bauvertreterin Buschmann und betont, dass in den kommenden vier Jahren schätzungsweise 1,5 Mio. zusätzliche Wohnungen in Deutschland bereitgestellt werden müssen. Schon beim Bau Rohstoffe einzusparen und gleichzeitig den Anteil versiegelter Flächen in den Städten möglichst gering zu halten, so lautet das Ziel, das Mark Andresen benennt. Er ist Referent des Vorstands bei Europa-Center und ebenfalls im Team Bauen. "Wir könnten vorhandene Bestandsimmobilien umbauen und so abändern, dass wir dem aktuellen Bedarf gerecht werden", ist er sich sicher. Dabei denkt Andresen geminsam mit Michael Sandbichler in seiner Arbeitsgruppe groß: Umstrukturierung von ganzen Quartieren, mehr gemischt genutzte Gebäude, die Wohnen und Gewerbe auf engem Raum kombinieren. "Im Erdgeschoss der Nahversorger und in den oberen Stockwerken Wohnungen in verschiedenen Größen und auf dem Dach eine Kita mit Spielplatz", beschreibt er eine ihrer Ideen, "und das könnte man noch weiter ausbauen." Dann, so überlegen die drei weiter, könnten in Mehrfamilienhäusern Sharing-Angebote für Fahrräder und Autostellplätze bis hin zu Rasenflächen und Hobbyräumen in den Kellern für neue Raumaufteilungen sorgen und die benötigte Fläche pro Bewohner reduzieren.

An dieser Stelle schlägt erneut die Realität in Form der Bauregularien zu, deren Sinnhaftigkeit die Politikvertreter Doods betont und etwa auf Gesundheitsschutz verweist ? und ihre Einhaltung anmahnt. Doch alle MATs bedauern, dass eine Experimentierklausel in der vergangenen Legislaturperiode keinen Einzug ins Baulandmobilisierungsgesetz gefunden hat, obwohl sich Branchenverbände wie etwa der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) seit Jahren dafür stark machen. Die Norm ist als eine befristete Ausnahmeregelung gedacht, die es den Kommunen für einige Jahre erleichtern soll, Wohnen und Gewerbe auf näherem Raum zusammenzubringen, ohne den strengen Auflagen der TA Lärm zu unterliegen. So könnten verschiedene Arten der Lärmdämmung getestet und die Vor- oder Nachteile nach Ende der Frist ausgewertet werden.

"Wir brauchen vielleicht nicht nur eine Bauverordnung, sondern zusätzlich eine Umbauverordnung", macht Beate Kleinewefers aus der Arbeitsgruppe Bauen, die als Consultant für BIM Solutions bei Drees & Sommer arbeitet, einen weiteren Vorschlag in Richtung Bestandsimmobiliennutzung. "Bei Neubauprojekten kann man vieles anders angehen, weil man von Anfang an weiß, welche Regularien zu befolgen sind. Für Nachrüstungen müsste es Zwischenschritte geben. Und das meinen wir ganz praktisch: Wenn Mieter im Haus sind, muss die Möglichkeit bestehen, Maßnahmen nach und nach zu treffen. So, dass ein Haus trotz Sanierung durchgängig bewohnt bleiben kann."

Team Mieter: "Wir brauchen finanzielle Unterstützung"

Für diese Idee gehen bei rund zwei Dritteln der 20 Mats und ihrer Paten grüne Papp-Schilder in Luft. So drücken sie ihre Zustimmung aus. Verhalten hingegen bleiben die Reaktionen in der Gruppe von Elena ter Glane. Sie ist als Manager Corporate Development für Art-Invest tätig ist und nimmt im Rollenspiel gemeinsam mit Katharina Sophie Tietz und Benjamin Reichel die Perspektive der Mieter ein. Sie haben Bedenken, wenn es um aufwendige Sanierungen geht ? und zwar aus finanziellen Gründen. "Wir müssen als Mieter auch den Geldbeutel im Blick behalten. Wir lehnen nachhaltige Wohnungen nicht ab, weil wir sie nicht wollen, sondern weil die Mieten oft zu hoch sind. Es herrscht ein Angebotsmarkt und kein Nachfragemarkt. Das gilt vor allem für die großen Städte", macht Tietz, sonst Vorstandsreferentin bei Union Investment Real Estate und nicht Mietervertreterin, deutlich. Für Tietz ist klar, die Mieter würden gerne einen Teil zum klimaneutralen Wohnen beitragen, doch sie brauchen dabei Unterstützung, um die Kosten dafür tragen zu können. Eine Mietsteigerung nach einer Sanierung sei gerade für einkommensschwache Familien nicht tragbar.

Knapp 90 Klebezettel mit Wünschen an Wohnungsunternehmen hat die Arbeitsgruppe Mieter über Stunden gesammelt und als große Mindmap an eine Wand gepinnt. Im Alltag denken sie beim Umweltschutz in den eigenen vier Wänden an Heizkosten, an Grünflächen im Quartier und an Haushaltsabfälle. "Mülltrennung wird uns seit Kindheitstagen eingetrichtert. Manche Mieter sind einfach zu faul oder sehen den Mehrwert darin nicht. Wenn aber ein Zähler am Müllschacht im Mehrfamilienhaus anzeigen würde, wie viel Energie aus den Abfällen im Bio-Heizkraftwerk produziert werden kann, könnte das zu mehr Genauigkeit animieren", glaubt Reichel, Junior Associate bei Habona Invest Asset Management.

Im Brainstorming wurde den Mietervertretern schnell klar, dass es in vielen Wohnungen an Transparenz fehlt. "Wir würden gerne unseren Energieverbrauch senken, aber wir wissen ja gar nicht, was wir im Moment verbrauchen", fasst Tietz im Plenum das Problem vieler Mieter zusammen. "Soll ich mir einen neuen Kühlschrank kaufen? Verbraucht der dann weniger?", wirft sie eine Alltagsfrage in die Runde. Nur die Angaben zur Energieeffizienzklasse auf den Produkten seien für die Mieter nicht ausreichend, um ein genaues Bild über den Energieverbrauch und den damit verbundenen CO2-Austausch bei längerer Nutzung zu bekommen. Stattdessen sehen die MATs die Vermieter in der Pflicht, ihrer Interessensgruppe nicht nur eine Abrechnung über Nebenkosten vorzulegen, sondern auch aufzuschlüsseln, wie diese zustande kommen.

Team Wohnungsanbieter:"Verbrauchseinsparung der Mieter belohnen"

Chiara Künzle, Marvin Greim und Niklas Querfeld und Jakob Wischhusen, die sich als Wohnungsunternehmen positioniert haben, müssen dazu nicht lange grübeln. Sie hatten als Wohnungsvermieter und -verwalter einen ähnlichen Ansatz ins Auge gefasst. "Wir müssen transparent machen, wie die CO2-Bilanz einer jeden Wohnung aktuell ist. Der Mieter muss sehen, dass er nicht nur CO2 einsparen kann, wenn er auf seinen Plastik-Strohhalm verzichtet, sondern wenn er den Verbrauch von jedem seiner Haushaltsgeräte kennt", führt Irebs- Doktorantin Künzel aus. Wie das gehen könnte, weiß Querfeld. Er schlägt vor: "Da muss eine technische Lösung her. Wir brauchen eine App." Sie wünschen sich ein Tool, das direkt an Steckdosen gekoppelt werden kann und so den Verbrauch eines jeden Geräts in Echtzeit abbildet.

In der Gruppe der Digitalisierer denken Christoph Schmidt, Linda Mayr und Enrico Kürtos noch einen Schritt weiter. Schmidt ist CEO des Proptechs Docestate und weiß, dass eine App nur zum Erfolg führt, wenn sie auch regelmäßig und flächendeckend zum Einsatz kommt. "Mietern müssen Anreize zur App-Nutzung gemacht werden. Sie sollen durch das Angebot den eigenen Verbrauch nicht nur verstehen und beobachten, sondern ganz bewusst umstellen. Dafür könnten die Vermieter Belohnungen bereitstellen. Zum Beispiel Freikilometer mit einem E-Auto aus der Quartiersgarage", schlägt er vor.

Zustimmung kommt dafür nicht nur von den Mietern. Auch die Wohnungsunternehmen könnten sich sein solches Angebot gut vorstellen. Die Baugruppe formuliert die nächste Sharingidee und denkt an geteilte Parkplätze im Quartier. Doch da rudern die Digitalisierer erst einmal zurück und zerstören die Illusion einer schnellen Lösung. Kürtös wendet sich an die Vermieter und verlangt: "Dann müsst ihr uns aber auch die entsprechenden Daten zur Verfügung stellen."

Team Verbände: "Mehr Kommunikation zwischen den Akteuren"

Dass genau dieser Punkt zum Problem werden könnte, hat Tobias Burkhard, der sich dem Team Verbände angeschlossen hat, schon geahnt. Er studiert Facility-Management und kennt das Problem der uneinheitlichen Datendokumentation. Burkhard beschreibt: "Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Oft werden die Zahlen in Excel-Tabellen festgehalten. Das kostet im Arbeitsalltag Unmengen an Zeit in der Erfassung und bei der Auswertung merkt man oft, dass die Dokumentationen lückenhaft sind oder beim Festhalten der Daten unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt wurden." Digitale Tools zur Erfassung gebe es zwar schon etliche auf dem Markt, doch mit ihnen werde oft nur der Verbrauch ab der Einführung erfasst. "Ein weiteres Problem ist, dass die Produkte, die die Daten erheben, viel zu unterschiedlich sind."

Burkhards Mitstreiter ist Philipp Luckas, der als Vorsitzender des Vereins Students meet Real Estate an der Hochschule Aschaffenburg schon Erfahrungen mit der Arbeit der Verbände gesammelt hat. Luckas Und Burkhard sehen die Verbände als einen Schlüssel auf dem Weg zu einem einheitlichen Dokumentationssystem für die gesamte Branche. "Wir müssen hier erst schauen, wer welche Datensätze hat und wer welche davon braucht", notiert sich Burkhard und erklärt, "erst wenn die Zahlen vergleichbar sind, können sie so abgebildet werden, dass auch die Mieter sie nachvollziehen können." Die Verbände sollten die einzelnen Akteure wie Vermieter, Verwalter, Property-Manager und die App-Entwickler dafür an einen Tisch bringen und einen gemeinsamen Weg finden, wie die Daten als Grundlage für die App überhaupt bereitgestellt werden können. Aus Sicht eines Vermieters fordert Querfeld an dieser Stelle mehr Druck von der Regierung: "Damit das Ganze nicht aufgeschoben werden kann, muss die Politik dafür sorgen, dass in einem festen Zeitfenster alle Verbrauchsdaten in einheitliche Systeme übertragen werden."

Team Proptech: "Einheitliche Daten für die gesamte Branche"

Deshalb sehen die Rollenspiel-Verbände sich nicht nur Vermittler innerhalb der Branche, sondern es zudem als ihre Aufgabe mit Politikern ins Gespräch zu kommen, um die Interessen der Branchenakteure zu erklären und deren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Wie wichtig es ist, alle Hemmschuhe anzusprechen, zeigt ein weiterer Einwurf seitens Team Proptech. "Bei der App zum Beispiel müssen die Datenerhebungen und Verarbeitungen nämlich auch noch mit dem Datenschutz konform gehen", heißt es leicht genervt von Schmidt.

Zurück bleibt zunächst etwas Frust. Denn schnell standen sich im Plenum die Vertreter der verschiedenen Sparten in Opposition gegenüber. Wie im echten Leben, so ein Fazit. Deshalb, da sind sich die MATs wieder einig, muss das Thema Nachhaltigkeit nun angegangen werden, ohne dass noch mehr Zeit vergeht. Denn im Rollenspiel habe sich ? ähnlich wie im Berufsleben vieler MATs ? gezeigt, dass die Immobilienwirtschaft nur vorankommt, wenn sich die einzelnen Akteure zusammentun und sich gegenseitig anschieben, fasst Burkhard zusammen. Sein abschließendes Beispiel: "Es ist Aufgabe der Politik, veraltete Verordnungen zu streichen. Aber als Branche müssen wir uns gemeinsam Gehör verschaffen und so Druck ausüben, damit Bauverordnungen und Co. in der aktuellen Legislaturperiode gesichtet werden."

Rollenspiel: Der Weg zum klimaneutralen Wohnungsbestand

Für einen zweitägigen Workshop haben sich 20 der insgesamt 30 Mitglieder des Netzwerks der Most Aspiring Talents (MATs) der Immobilienwirtschaft in Hannover getroffen. Dabei haben sie Ideen für eine nachhaltigere Wohnungswirtschaft erarbeitet. Um Vorschläge für möglichst viele Akteure der verzahnten Branche zu finden, haben die Nachwuchstalente in einem Rollenspiel die Perspektiven von verschiedenen Akteuren und Interessensgruppen eingenommen und in sechs Kleingruppen konkrete Maßnahmen für unterschiedliche Adressaten erarbeitet. Zum Abschluss galt es im Plenum die entwickelten Konzepte vorzustellen.

Als Unterstützung standen den MATs in der Arbeitsphase Paten zur Seite. Matthias Herter, CEO der Meravis Immobiliengruppe, begleitete die Mitglieder der Arbeitsgruppe Wohnungsunternehmen, diejenigen, die die Proptechs repräsentierten, wurden von blackprintpartners-Geschäftsführerin Sarah Schlesinger beraten, und Staatssekretär Frank Doods vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klima unterstützte die Arbeitsgruppe Politik. Als Patin für die Baugruppe reiste Dilek Ruf an. Sie ist Vorsitzende des Bundes deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Niedersachsen. Den MATs, die sich mit den Aufgaben von Verbänden beschäftigten, stand Aygül Ozkan, Geschäftsführerin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), zur Seite. Die Arbeitsgruppe, die die Interessen der Wohnungsmieter repräsentierte, tauschte sich mit Dirk Kotylak, dem stellvertretenden Landesgeschäftsführer des niedersächsischen Landesverbands des Sozialverbands Deutschland (SoVD) aus.



Janina Stadel

Walter Brune ist gestorben

Walter Brune 2016 im Garten seines Bungalows in Düsseldorf.

Walter Brune 2016 im Garten seines Bungalows in Düsseldorf.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Thorsten Karl

Köpfe 18.11.2021
Der Architekt, Städteplaner und Immobilienentwickler Walter Brune ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Zu seinen Werken zählen das Rhein-Ruhr-Zentrum sowie die Kö-Galerie und die ... 

Der Architekt, Städteplaner und Immobilienentwickler Walter Brune ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Zu seinen Werken zählen das Rhein-Ruhr-Zentrum sowie die Kö-Galerie und die Schadow-Arkaden in Düsseldorf.

Er war vital, diszipliniert, wach und auch im hohen Alter das Gegenteil eines alten Mannes: der Architekt und Immobilienunternehmer Walter Brune. 1926 wurde er geboren, 1950 gründete er sein eigenes Architekturbüro. Er entwarf zunächst Industriegebäude (u.a. Großzechenanlage Franz Haniel in Bottrop) und Bungalows, darunter ein luxuriöses Anwesen für den Kaufhauskönig Helmut Horten, das leider nicht mehr existiert. Über den Entwurf mehrerer Warenhäuser für Horten und Karstadt kam er zur Einzelhandelsimmobilie. Aus seinem Büro stammen z.B. das Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim (1973), die Kö-Galerie (1986) in Düsseldorf, die Heuvel-Galerie in Eindhoven (1992) und die Schadow-Arkaden in Düsseldorf (1994). "Eine Einkaufsgalerie, wie ich sie mir vorstelle, ist ein öffentlicher Raum, der bis in die Nacht und auch am Sonntag geöffnet ist", sagte er 2009 in einem Interview mit der Immobilien Zeitung ("Der Architekt des Kaufhaus-Königs erinnert sich", IZ 30/09).

Die Grundlagen für sein Vermögen legte Brune, indem er die Gewinne seines Architekturbüros in Grundstücke investierte, die er entwickelte und bebaute. So entstand Brune Real Estate. Drei seiner Kinder sind im Unternehmen aktiv: die älteste Tochter Cornelia Bösel ist im Aufsichtsrat, Frederic Brune (31) ist Mitgeschäftsführer von Brune Bau sowie Brune Immobilien. Christopher Brune (33) führt das Tagesgeschäft der Gruppe seit dem krankheitsbedingten Rückzug von Walter Brune vor zwei Jahren alleinverantwortlich.

Walter Brune war auch publizistisch aktiv. 2006 veröffentlichte er das Buch "Angriff auf die City", in dem er die Shoppingcenter-Industrie als Totengräber der deutschen Städte porträtierte. Auch im Verlag der Immobilien Zeitung sind mehrere Bücher von und über Brune erschienen: "Centro Oberhausen – Die verschobene Stadtmitte" (2009), "Factory Outlet Center – Ein neuer Angriff auf die City" (2014), "Arbeitswelten. Büro- und Verwaltungsbauten von Walter Brune" (2014), "Wohnungsbauten von Walter Brune" (2017) und "Stoppt die Verödung unserer Städte durch Shopping- und Outlet-Center vor den Stadtgrenzen" (2018). Am 5. November ist Brune im Alter von 95 Jahren gestorben.

Christoph von Schwanenflug

Harfid gründet eine Akademie für die Mitarbeiter

Geschult werden alle Mitarbeiter.  Ob sie auf dem Bau arbeiten oder, wie hier, in der Verwaltung.

Geschult werden alle Mitarbeiter. Ob sie auf dem Bau arbeiten oder, wie hier, in der Verwaltung.

Quelle: Harfid, Urheber: Christiane Klieve

Karriere 11.11.2021
Der Essener Baukonzern Harfid hat sich zu einem Projektentwickler gemausert. Damit die gestiegenen Ansprüche des Unternehmens an seine Produkte erfüllt werden können, hat Harfid eine ... 

Der Essener Baukonzern Harfid hat sich zu einem Projektentwickler gemausert. Damit die gestiegenen Ansprüche des Unternehmens an seine Produkte erfüllt werden können, hat Harfid eine eigene Akademie zur Mitarbeiterschulung gegründet. Dass es das Unternehmen damit ernst meint, lässt sich daran erkennen, dass die Akademie einen eigenen Geschäftsführer bekommen hat.

Die Mitarbeiter sind das höchste Gut eines Unternehmens, das betonen viele. Wie sich das in der Praxis darstellt, ist jedoch höchst unterschiedlich. Unstrittig ist, dass neue Herausforderungen und Entwicklungen auch Weiterbildung erfordern. Das Essener Bau- und Projektentwicklungsunternehmen Harfid geht diesen Weg jetzt über eine unternehmenseigene Akademie.

Sie ist ein eigener Geschäftsbereich innerhalb der Holding und wird von Denis Busch als Geschäftsführer geleitet. Busch ist darüber hinaus wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Bochum im Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen. Mit einem mehrköpfigen Team sollen die Mitarbeiter kontinuierlich weiterqualifiziert werden.

Ein erstes Augenmerk der Akademie liegt auf der sprachlichen Qualifizierung. Auf den Baustellen, so heißt es bei Harfid, sind häufig Menschen unterschiedlicher Herkunft mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen beschäftigt. Das macht die Kommunikation untereinander nicht immer einfach. Die muss jedoch funktionieren, damit eine Baustelle reibungslos läuft. Um eine dafür ausreichende Verständigung zu erreichen, sei ein gemeinsames sprachliches Wissen notwendig.

Deutschkurse sollen den Beschäftigten ermöglichen, ein gutes Sprachniveau zu erlangen. Das Angebot soll dabei so differenziert ausfallen, dass auch die Vorkenntnisse der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Doch auch jenseits der Baustelle wollen die Kurse die Integration in das tägliche Leben erleichtern. Darum werden dort auch gesellschaftliche und kulturelle Aspekte vermittelt. Das soll allen Mitarbeitern helfen, Deutschland besser kennenzulernen und zu verstehen.

"Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig persönliche Qualifizierung und Weiterbildung sind", erklärt Unternehmenschef Harfid Hadrovic. "Dies gilt insbesondere für die Immobilienwirtschaft. Denn hier ballen sich die Themen der Zukunft. Kontinuierliches Lernen und Teilen von Erfahrungen gelten in unserem familiengeführten Unternehmen daher als gelebte Kultur. Und anders hätten wir unsere bisherigen Ziele in dieser Form auch nicht erreichen können."

Interne sowie externe Experten übernehmen die Schulungen. Zudem kommen digitale Lernplattformen, -videos sowie interaktive Konzepte zum Einsatz. Gelernt wird inhouse in dafür eigens geschaffenen Räumen.

Im Wesentlichen erstrecken sich dabei die Themen auf vier Kernbereiche: Fachwissen, Organisation, Kommunikation und Arbeitssicherheit. Konkret geht es um die Vermittlung von Kenntnissen in den Bereichen Digitalisierung, den Einsatz und die Verarbeitung von Materialien, Rechtsfragen und wichtige Vorschriften. Ebenfalls spielt die Vermittlung organisatorischer Praktiken zur Verbesserung der Effizienz eine Rolle. Auch wenn bereits erste Qualifizierungsmaßnahmen laufen, steht die Akademie noch ganz am Anfang. "Schritt für Schritt werden wir das Schulungsangebot und die dafür erforderliche Infrastruktur weiter ausbauen", sagt Busch.

Im Segment Digitalisierung steht für die Mitarbeiter ein Bauprozess-Management-System im Sinne eines 5D BIM (Building Information Modeling) auf dem Lehrplan. Neben dem "klassischen" 3D BIM werden bei diesem System als weitere Bausteine die Simulation von Planungen, die Kostenwirkung materialwirtschaftlicher Entscheidungen, die Zeitplanung und das konzentrierte Zusammenführen aller Informationen einbezogen.

Bei einer weiteren Komponente der Schulungsmaßnahmen geht es um den Rückbau der erstellten Immobilie. Dieser Schulungsteil soll als sechste Dimension Eingang in die Fortbildung finden. Auch die Optimierung unternehmensinterner Verwaltungsprozesse inklusive eines digitalisierten Erwerbermanagements zur Verbesserung der Kommunikation innerhalb des Unternehmens sind Teil des Stoffs im Unterricht.

Im Segment Bauprozessoptimierung liegt ein Fokus darauf, dass Dritte die erbrachten Leistungen des Unternehmens auch nachvollziehen können. Hierzu hat die Akademie ein Auswertungstool geschaffen. So entstand ein digitales System für das Mängelmanagement inklusive Dokumentation und Nachweisführung. Die Bewertung der Nachunternehmerleistungen wurde ebenso digital umgestellt. Es wird ein Schema mit verschiedenen Bewertungskategorien aus den Bereichen Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Qualität eingesetzt. Hierzu laufen gleichfalls Schulungen.

Deutlich konkreter wird der Unterrichtsstoff, wenn es um die verwendeten Werkstoffe geht. Hier werden die Mitarbeiter über Entwicklungen, Neuerungen sowie die damit verbundenen Kosten auf dem Laufenden gehalten. So lassen sich frühzeitig Einsatz- und Verwendungsmöglichkeiten der Materialien planen. In der Harfid Akademie stellen externe Spezialisten Innovationen, ihre fachgerechte Anwendung sowie Alternativen vor. In den kommenden Wochen werden sie in mehreren Kursen hierfür unter anderem die Themen Brand- und Schallschutz, Akustik und Nassräume behandeln.

Die Akademie kooperiert mit der Universität Duisburg-Essen

"Eine Studie des Forschungsunternehmens Prognos aus diesem Jahr ergab, dass der Bau und Betrieb von Gebäuden fast 41% der deutschen Treibhausgas-Emissionen verursacht", heißt es bei Harfid. Darum liegt ein weiterer Fokus auf dem Thema Nachhaltigkeit. So werden die Mitarbeiter über die Verwendung nachhaltiger Bauprodukte geschult. Als Beispiel wird der Einsatz von Hohlkörperdecken genannt. Durch diese kann der Betonverbrauch bei einer Baumaßnahme gesenkt werden. Außerdem wird der Bau mit recycelten bzw. ressourcenschonenden Materialien gelehrt.

Darüber hinaus gibt es interdisziplinäre Arbeitskreise, die sich zum Beispiel um die Optimierung von Datenstrukturen und Prozessen hinsichtlich der Verwendung branchenspezifischer Softwarelösungen kümmern. Schließlich besteht im Bereich BIM eine Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen für die Implementierung und Optimierung von 5D-BIM-Prozessen.

Harfid Hadrovic

Unternehmenschef Harfid Hadrovic kommt 1992 als Flüchtlingskind mit seiner Familie aus Bosnien-Herzegowina nach Deutschland. Er absolviert zunächst eine Ausbildung zum Spezialhochbaufacharbeiter. Schon bei seiner ersten Station handelt es sich um ein ganz besonderes Projekt: die Veltins-Arena auf Schalke. Während der dreijährigen Bauzeit gelingt ihm schnell der Aufstieg zum Polier und später zum Bauführer. Er entwickelt sich stetig weiter – vom Bauleiter zum Projektleiter zum technischen Leiter.

2008, mitten in der Finanzkrise macht sich Hadrovic selbstständig und startet die Harfid GmbH mit 40 Mitarbeitenden und dem Auftrag für die Roharbeiten des Großprojekts Shoppingcenter Limbecker Platz in Essen. Im Jahr 2014 steigt das Unternehmen in die Projektentwicklung ein. Hinzu kommt noch der Bereich Betreuen, sodass Harfid heute als integrierter Projektentwickler und Totalunternehmer agiert.

Parallel zum Ausbau seines Unternehmens absolvierte Hadrovic ein Bachelor- und Master-Studium im Bereich Baumanagement an der Universität Duisburg-Essen. Aktuell promoviert er dort am Institut für Baubetrieb und Baumanagement zum Thema modellbasiertes Bauen in der Ausführungsphase. Gleichzeitig lehrt er an der Hochschule als Dozent in den Fachbereichen Projektmanagement und Kalkulation. Thorsten Karl



Thorsten Karl

Auf dem Bau wollen Frauen Vorbilder

Barbara Hagedorn ist auf der Suche nach mehr Kolleginnen.

Barbara Hagedorn ist auf der Suche nach mehr Kolleginnen.

Quelle: Hagedorn

Karriere 11.09.2021
Das Baugewerbe ist eine Männerdomäne. Doch wenn es nach Barbara Hagedorn geht, soll sich das bald ändern. Sie will herausfinden, was Frauen von einer Karriere auf dem Bau abhält, und ... 

Das Baugewerbe ist eine Männerdomäne. Doch wenn es nach Barbara Hagedorn geht, soll sich das bald ändern. Sie will herausfinden, was Frauen von einer Karriere auf dem Bau abhält, und die Arbeitsbedingungen anpassen. Dadurch erhofft sie sich einen Vorteil beim Kampf um die besten Fachkräfte.

Auf den Baustellen von Kafril in Sachsen, der Bauer Group aus Oberbayern und des Malerbetriebs Prasse aus der Nähe von Gütersloh sollen künftig mehr Frauen mit anpacken. Die Unternehmen sind drei von mehr als 20 Betrieben aus ganz Deutschland, die sich Barbara Hagedorns Netzwerk "Wir.Können.Bau" angeschlossen haben. Das Ziel der Initiatorin: mehr Frauen eine Karriere im Baugewerbe schmackhaft machen und so dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Denn Hagedorns Schätzungen zufolge geht in den kommenden zehn Jahren jeder vierte Facharbeiter aus dem Tiefbau in Rente. Gleichzeitig zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts, dass der Anteil von Frauen im Baugewerbe bei nur 13% liegt.

Deshalb wollte Hagedorn als Geschäftsführerin eines mittelständischen Bauunternehmens in Gütersloh herausfinden, was Frauen von der Branche fernhält. Dafür hat sie eine Umfrage mit mehr als 800 Teilnehmern gestartet. "Es sind eigentlich kaum mehr die klassischen Klischees wie Machosprüche auf der Baustelle oder Probleme mit der Kinderbetreuung, die Frauen davon abhalten, Karriere im Baugewerbe zu machen", stellte die 52-Jährige fest. "Was mich sehr überrascht hat: Es fehlt den Frauen stattdessen an Vorbildern in den Berufen. Hier setzen wir an und liefern Vorbilder."

Fachkraftsuche mit Plakaten und Netzwerken

Auf Plakaten, bei Fernsehauftritten und Vorträgen stellte sie ihre Mitarbeiterinnen, deren Berufe und Motivation der Öffentlichkeit vor. "Man muss eben manchmal in Vorleistung treten", kommentiert Hagedorn den Aufwand hinter der Kampagne. "Unser Ziel war es, drei gewerbliche weibliche Auszubildende zum 1. August 2021 einzustellen. Jetzt sind es sogar vier geworden, das ist mega und zeigt uns, dass sich der Einsatz lohnt", erzählt sie stolz. Die Azubis arbeiten jetzt im Tiefbau und als angehende Baugeräteführerinnen.

Auf die Kampagne folgte schließlich die Gründung des Netzwerks "Wir.Können.Bau". Über den zugehörigen Instagram-Kanal geben Unternehmen seit Sommer regelmäßig Einblicke in den Arbeitsalltag ihrer Mitarbeiterinnen. Außerdem finden seit Anfang des Jahres regelmäßige Treffen statt.

Hagedorn will in Zukunft noch mehr Frauen auf ihren Baustellen einsetzen. Die Geschäftsführerin habe festgestellt, dass Diversität im Unternehmen dazu führt, dass Aufgaben aus unterschiedlichen Perspektiven gesehen und angepackt werden. Oft habe sie gehört, Frauen seien "komplizierter" als Männer. "Tatsächlich gehen Frauen manche Aufgaben anders an. In unserer Umfrage haben wir gesehen, dass sie Probleme oft nicht zuerst in ihrem Team besprechen, sondern sich Rat von Familie und Bekannten holen", nennt sie ein Beispiel.

Doch es habe eine Zeit lang gedauert, bis ihre Mission bei jedem Kollegen im Betrieb angekommen ist. "Es ist wichtig, dass jede und jeder im Unternehmen weiß, was zu tun ist. So gab es bei unserer Kampagne "Frau am Bau" den klaren Auftrag in die HR, dass alle eingehenden Bewerbungen von Frauen gesichtet werden, auch wenn derzeit keine passende Stelle zu besetzen ist", berichtet Hagedorn. "Es geht nicht darum, eine gendergerechte Sprache auf dem Bau einzuführen. Es geht vielmehr darum, den Grundgedanken der Diversität so im Unternehmen zu verankern, dass jede Kollegin und jeder Kollege weiß, dass er oder sie sich im Unternehmen behaupten und selbstbewusst auftreten kann."

Um das auch nach außen zu kommunizieren, hat Hagedorn die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Die Arbeitgeberinitiative setzt sich für mehr Diversität in der Arbeitswelt ein. Seit dem Start 2006 sind bereits mehr als 4.000 Organisationen, Verbände und öffentliche Stellen diese Selbstverpflichtung eingegangen. Doch Hagedorn weiß: "Mit einer einfachen Unterschrift ist es nicht getan. Wir müssen ein Umdenken anstoßen, das in den Köpfen von jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter ankommen und gelebt werden muss."

Dass sie mit dieser Einstellung Vorteile bei der Suche nach Nachwuchskräften hat, konnte sie schon feststellen. "Es geht bei der Wahl des Arbeitgebers oft nicht mehr nur um das Gehalt oder das Auto. Wichtig sind den Bewerbern Weiterbildung, Unternehmenskultur, Nachhaltigkeit und die Sinnhaftigkeit des Berufs geworden. Wer es versteht, das umzusetzen, hat einen klaren Vorteil beim Kampf um die besten Köpfe."

Janina Stadel

Andrea Gebhard und Thomas Kraubitz in DGNB-Präsidium gewählt

Köpfe 05.07.2021
In ihrer letzten Mitgliederversammlung hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) Andrea Gebhard und Thomas Kraubitz in ihr oberstes Gremium gewählt.  ... 

In ihrer letzten Mitgliederversammlung hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) Andrea Gebhard und Thomas Kraubitz in ihr oberstes Gremium gewählt.

Die DGNB hat zwei Positionen ihrem Präsidium umbesetzt. Andrea Gebhard, die auch Präsidentin der Bundesarchitektenkammer ist, folgt auf Barbara Ettinger-Brinkmann und Thomas Kraubitz von Buro Happold löst seinen Vorgänger Dr. Peter Mösle von Drees und Sommer in dem Gremium ab. Jedoch will Mösle weiterhin die Arbeit der Gesellschaft im Rahmen einer ESG-Working Group unterstützen.

Zehnköpfiges Gremium

Insgesamt setzt sich das DGNB-Präsidium aus zehn Mitgliedern zusammen. Die anderen acht waren schon vor der letzten Mitgliederversammlung Teil des Gremiums und wurden für weitere zwei Jahre in ihrem Amt bestätigt. Es sind dies: Martin Haas (haas.cook.zemmrich - Studio 2050), Hermann Horster (BNP Paribas Real Estate), Prof. Anett-Maud Joppien (TU Darmstadt), Prof. Anke Karmann-Woessner (Stadt Karlsruhe), Prof. Matthias Rudolf (Transsolar Energietechnik), Prof. Alexander Rudolphi (Rudolphi und Rudolphi), Amadeus Samsoe Sattler (Allmann Sattler Wappner Architekten) und Josef Steretzeder (Lindner Group).

Janina Stadel