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Die Ansprüche der Berufseinsteiger verblüffen die Chefs

Die jungen Leute wollen es sich am liebsten erstmal in ihrer Komfortzone bequem machen - mit einem guten Gehalt und einem sicheren Arbeitsplatz. Mit Risikobereitschaft und Flexibilität haben sie es oft nicht so.

Die jungen Leute wollen es sich am liebsten erstmal in ihrer Komfortzone bequem machen - mit einem guten Gehalt und einem sicheren Arbeitsplatz. Mit Risikobereitschaft und Flexibilität haben sie es oft nicht so.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: Andrey Kiselev

Karriere 09.05.2018
Die Berufsneulinge zeigen sich äußerst selbstbewusst, wenn sie über Einstiegsgehalt, Dienstwagen und Führungspositionen sprechen. Nur wenn es um finanzielle Verantwortung und räumliche ... 

Die Berufsneulinge zeigen sich äußerst selbstbewusst, wenn sie über Einstiegsgehalt, Dienstwagen und Führungspositionen sprechen. Nur wenn es um finanzielle Verantwortung und räumliche Flexibilität geht, schrecken sie zurück. Die Chefs schütteln darüber den Kopf und sagen: Das eine geht aber nicht ohne das andere.

In letzter Zeit staunen Chefs in Bewerbungsgesprächen nicht schlecht, wenn sie hören, wie klar und überhöht die Gehaltsvorstellungen mancher Berufseinsteiger sind. "Und das, obwohl sie noch gar keine Berufserfahrung vorzuweisen haben", wundert sich Andreas Engelhardt, Geschäftsführer der GWG-Gruppe. Rodolfo Lindner, Partner bei der Schweizer Unternehmensberatung cctm consulting, ist außerdem aufgefallen, dass sich die jungen Leute gerne als Unternehmer sehen, aber ungern Risiko eingehen.

Die Erfahrungen der beiden Unternehmer sind Ausdruck dessen, was die noch unveröffentlichte Studie "Was die Wirtschaft denkt – und die Jugend will" des Competence Center Process Management Real Estate (CC PMRE), der HTW Berlin und cctm consulting offenlegt: die unterschiedlichen Erwartungshaltungen an den gegenüberliegenden Seiten des Schreibtischs. 89 Auszubildende und Studenten aus immobiliennahen Ausbildungsgängen wurden für die Studie befragt. Und nicht nur die. Gleichzeitig haben die Wissenschaftler die Erwartungen von 173 Fach- und Führungskräften der Immobilienwirtschaft an ihre Mitarbeiter von morgen erhoben.

"Diesen Zahn muss man der Jugend ziehen"

Demnach wollen viele Einsteiger recht schnell eine Führungsrolle mit entsprechendem Gehalt übernehmen, schrecken jedoch zugleich vor finanzieller Verantwortung zurück. "Führung hat immer etwas mit Verantwortung zu tun", sagt Dirk Tönges, Geschäftsführer von Vivanium Real Estate. Dass es das eine ohne das andere geben könnte – "diesen Zahn muss man der Jugend ziehen".

Studenten: Gutes Gehalt für gutes Studium

"Das lässt sich doch alles erklären", lautet derweil der entspannte Tenor einzelner Studenten und Absolventen auf Nachfrage. Nico Busch und Agnes Cofalla halten ein gutes Gehalt zu Beginn des Berufslebens für angemessen. "Insbesondere Berufseinsteiger investieren sehr viel Zeit, scheuen nicht vor Überstunden zurück und müssen sich zunächst beweisen und wollen dies auch", sagt die 23-jährige Cofalla. Dafür müssten die Einsteiger oftmals im Privatleben zurückstecken. "Der Ausgleich dafür ist ein gutes Gehalt sowie mögliche Zusatzleistungen des Arbeitgebers", erklärt die Masterstudentin an der HTW Berlin.

Nico Busch bringt darüber hinaus das Schlagwort ins Spiel, das Unternehmern ohnehin bereits Sorgenfalten ins Gesicht treibt: der Fachkräftemangel. „Der ist inzwischen auch in den Köpfen der Absolventen angekommen", erklärt Busch, 26-jähriger Absolvent der hochschule 21 in Buxtehude.

Die Studie des CC PMRE ist mit weiteren Hinweisen zu möglichen Fehlinvestitionen der Wirtschaft gespickt. Mehr dazu erfahren Sie in der nächsten Ausgabe der Immobilien Zeitung.

Anke Pipke

SSN: Bernhard Hansen löst Jürgen Overath ab

Köpfe 10.04.2018
Bernhard Hansen kehrt auf die große Immobilienbühne zurück. Der Ex-Chef von Vivico bzw. CA Immo Deutschland ist neuer CEO von SSN Development. ... 

Bernhard Hansen kehrt auf die große Immobilienbühne zurück. Der Ex-Chef von Vivico bzw. CA Immo Deutschland ist neuer CEO von SSN Development.

Der 63-Jährige tritt in die Fußstapfen von Jürgen Overath, der erst im April 2017 als Deutschlandchef bei der Schweizer SSN Group angefangen hatte. Overath soll den Führungswechsel in den kommenden Monaten noch unterstützen, wie die Schweizer verlauten lassen.

Hansen trägt nun die Verantwortung für das deutsche Entwicklungsportfolio von SSN mit einer Fläche von rund 750.000 qm, verteilt auf mehr als zehn verschiedene Standorte. Die Schweizer hatten sich letztes Frühjahr mehrheitlich an einem Portfolio der Gerchgroup aus neun Projektentwicklungen beteiligt und damit eine deutliche Ausweitung ihrer hiesigen Entwickleraktivitäten eingeläutet.

Hansen war Ende 2013 von der großen Bühne abgetreten, sprich: aus der Geschäftsführung von CA Immo Deutschland, Frankfurt, sowie aus dem Vorstand der börsennotierten Wiener CA Immo ausgeschieden. Seitdem trat er vor allem im Executive Committee bzw. Advisory Board von ULI Germany, als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von bulwiengesa und als Gründer (Hansen Real Estate, Limeshain) in Erscheinung. Mit seinem Namen sind und bleiben jedoch vor allem Stadtentwicklungsprojekte wie das Europaviertel in Frankfurt mit dem Tower 185, die Europacity in Berlin mit dem Tour Total oder der Arnulfpark in München verbunden. Vor der Gründung seiner eigenen Firma Mitte 2016 agierte Hansen laut seinem Profil auf dem Karriereportal LinkedIn zwischenzeitlich zweieinhalb Jahre lang als Privatier.

Harald Thomeczek

Australischer Pensionsfonds hat (neuen) Appetit auf Europa

So sieht King's Cross heute nicht mehr aus. Die Aufnahme stammt von 2015.

So sieht King's Cross heute nicht mehr aus. Die Aufnahme stammt von 2015.

Quelle: TH Real Estate

Karriere 23.03.2018
AustralianSuper, der größte australische Pensionsfonds, hat TH Real Estate ein Einkaufsmandat für Kontinentaleuropa erteilt. Nachdem der Immobilieninvestmentmanager schon im Vereinigten ... 

AustralianSuper, der größte australische Pensionsfonds, hat TH Real Estate ein Einkaufsmandat für Kontinentaleuropa erteilt. Nachdem der Immobilieninvestmentmanager schon im Vereinigten Königreich zwei Großinvestitionen für die Australier getätigt hat, sucht Kontinentaleuropa-Chef Timothy Horrocks jetzt u.a. in Deutschland nach passenden Immobilien, die die Ansprüche des Pensionsfonds erfüllen.

Vor vier Jahren hatten die Australier TH Real Estate mit einem Mandat für das Vereinigte Königreich betraut. Das Resultat: eine ca. 200 Mio. Euro schwere 50%-Beteiligung an einem Shoppingcenter im englischen Milton Keynes und ein 67%-Anteil an einer milliardenschweren Bürorevitalisierung am Bahnhof King's Cross in London.

Nun soll der Investmentmanager die Fühler nach Einzelhandels- und Büroimmobilien auf dem Kontinent ausstrecken - aber nicht überall gleichermaßen: „Es gibt eine starke Präferenz für Nordeuropa“, berichtet Horrocks. Südeuropa fassen die Australier eher mit spitzen Fingern an - der „wirtschaftlichen Seite“ wegen und weil „die Märkte nicht so transparent“ seien. Deutschland hat es den Australiern dagegen angetan, und zwar aus folgenden Gründen: „Die Wirtschaft läuft gut, es gibt starkes Mietwachstum und viel job creation“, resümiert der gebürtige Brite Horrocks.

Vier deutsche A-Städte für Büroinvestments interessant

Der Fokus liege auf Immobilien der Güteklassen „Prime und Superprime“. Für den Kauf von Bürogebäuden kommen für Horrocks und sein 50-köpfiges Deutschlandteam ausschließlich die vier Immobilienhochburgen Berlin, Frankfurt, Hamburg und München infrage. „Wir werden AustralianSuper beispielsweise keine Büroobjekte in Nürnberg, Wiesbaden, Mannheim oder Koblenz vorschlagen“, so Horrocks.

Die Fokussierung auf die sogenannten A-Städte bei Büroinvestments hat auch damit zu tun, dass der Pensionsfonds aus Down-under möglichst große Tickets lösen will: Die „Mindestgröße“ beziffert Horrocks auf „rund 200 Mio. Euro“ - Eigenkapital. Nach oben sei alles offen: „Das hängt ganz von den Gelegenheiten ab.“ An Bieterverfahren wolle sich TH Real Estate für dieses Mandat nicht beteiligen: Diese bänden zu viel Manpower, gingen ins Geld und seien mit einer zu großen Unsicherheit behaftetet, am Ende überboten zu werden (oder womöglich selbst in Versuchung zu geraten, die Preisschraube zu überdrehen).

In der Assetklasse Einzelhandelsimmobilien kommen ob der avisierten Ticketgröße eigentlich nur Einkaufszentren für AustralianSuper infrage. Der geografische Fokus ist hier weiter als bei Bürogebäuden: „Bei dominanten Shoppingcentern sind sie bereit, sich bundesweit zu orientieren“, so Horrocks. Portfolios, die sich z.B. aus Geschäftshäusern zusammensetzen, sind eher kein Thema, denn die Wahrscheinlichkeit sei gering, dass in einem Paket alle Objekte die hohen Ansprüche gleichermaßen erfüllen.

Australier wollen IRR von 7% p.a. sehen

Apropos Ansprüche. Die Renditeerwartungen der Australier beschreibt Horrocks so: „Sie sind nicht ausschüttungsorientiert, sondern schauen auf den Total Return, gemessen an der Internal Rate of Return (IRR) auf Immobilienebene, also vor Steuern, Finanzierung und Managementgebühren.“ Gern sehen würden die Australier eine IRR von 7% p.a.

Weil Core-Bestandsimmobilien, vor allem in den Kernmärkten, in der jetzigen Marktphase solche Renditen eher nicht mehr liefern, kann sich Horrocks vorstellen, auch etwas mehr Risiko in Gestalt von Commitments und Fundings zu nehmen. Er liebäugelt also mit einem frühzeitigen Einstieg schon in der Entwicklungsphase einer Immobilie. Ähnlich sei TH Real Estate schon für andere Kunden bei zwei Berliner Projektentwicklungen vorgegangen: bei der Projektentwicklung The Cube von CA Immo am Kanzleramt und beim Investment in ein Büroprojekt von OVG am Berliner Hauptbahnhof.

„Wenn wir drei, vier Investments finden, ist das super!“

Die Ansprüche des australischen Auftraggebers zu erfüllen, wird nicht ganz so einfach, das weiß auch Horrocks: „Der Zyklus kennt seit neun Jahren nur eine Richtung. Wenn wir drei, vier Investments finden, ist das super! Wenn nicht, verlieren sie auch nicht die Geduld, denn sie investieren langfristig; über zehn, zwanzig Jahre.“

Vor vier Jahren hatte AustralianSuper übrigens schon mal einen Investmentmanager - Rockspring, der heute zu Patrizia Immobilien gehört - mit einem Mandat für den Kontinent betraut. Ob und welche Ankäufe im Namen dieses Mandats erfolgten, war bis Redaktionsschluss bei Rockspring nicht in Erfahrung zu bringen.

Harald Thomeczek