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Karriere 05.10.2017

Domicil holt zwei Ex-Patrizier und einen Investmentbanker

Köpfe 29.09.2017
Das Investmenthaus Domicil Real Estate Group aus München hat nach der Verpflichtung dreier namhafter Kräfte von Patrizia Immobilien im letzten Jahr zwei weitere ehemalige Gesichter des ... 

Das Investmenthaus Domicil Real Estate Group aus München hat nach der Verpflichtung dreier namhafter Kräfte von Patrizia Immobilien im letzten Jahr zwei weitere ehemalige Gesichter des Augsburger Investmentmanagers zu sich geholt - und ein drittes mit Goldman-Sachs-Vergangenheit.

Doch der Reihe nach: Die Geschäfte von Domicil Investment Management führt nun Hannes Eckstein. Der Mann hat vorher fast 15 Jahre für Patrizia gearbeitet und war in dieser Zeit u.a. am Aufbau des regulierten Investmentgeschäfts und des gewerblichen Transaktionsbereichs nicht ganz unbeteiligt. Nach einem Intermezzo bei dem erst 2016 gegründeten Immobilienunternehmen Pure Development ist er im August 2017 zu Domicil gestoßen.

Vier ehemalige Patrizier zu Geschäftsführern von Domicil Investment Management bestellt

Die Geschäftsführung der Domicil Investment Management teilt sich Eckstein mit Markus Leitner, Andre Schmöller und Andreas Wißmeier. Diese drei Herren kamen schon im vergangenen Jahr von Patrizia zu Domicil: Wißmeier verantwortet seither das Asset-Management im Unternehmensbereich Investments, Leitner verantwortet den Bereich Transaction, also alle Ankaufs- und Verkaufsaktivitäten der Domicil-Gruppe, und Wißmeier ist Head of Acquisition.

Kristian Nittka und Andreas Friedrich spielen jetzt auch für Domicil

Neu bei Domicil ist auch Kristian Nittka. Er hat 13 Jahre im Investmentbanking hinter sich, darunter rund elf Jahre (von 2006 bis 2016) bei Goldman Sachs. Dort kümmerte er sich u.a. um den Ankauf fauler Kredite und Immobilien sowie um das operative Asset-Management dieser Objekte und deren Verkauf. Auch er machte zuletzt Zwischenstation bei der Pure Group, und zwar als Head of Investment. Nun ist Nittka Head of Acquisition bei der Domicil Real Estate Group. Der dritte Neue bei Domicil ist Andreas Friedrich. Der neue Head of Portfolio-Management der Domicil-Gruppe hat wie Eckstein eine lange Vergangenheit bei Patrizia: Er spielte seit 2003 für die Augsburger und baute u.a. das Portfolio-Management mit auf.

Harald Thomeczek

Gestatten, Immobilienhai Mathias Düsterdick

Seltener Anblick: Düsterdick in seinem Düsseldorfer Büro.

Seltener Anblick: Düsterdick in seinem Düsseldorfer Büro.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Harald Thomeczek

Karriere 28.09.2017
Master, Praktika und Werkstudentenjobs, perfekte Englischkenntnisse und Auslandssemester - was sollen Berufsanfänger heute nicht alles mitbringen, wenn sie es in der Immobilienwirtschaft ... 

Master, Praktika und Werkstudentenjobs, perfekte Englischkenntnisse und Auslandssemester - was sollen Berufsanfänger heute nicht alles mitbringen, wenn sie es in der Immobilienwirtschaft zu etwas bringen wollen. Mathias Düsterdick, Vorstandschef des Projektentwicklers Gerchgroup, hatte so gar nichts mit Immobilien am Hut, als er mit Anfang 20 zufällig in die Immobilienbranche rutschte. Sondern nur eine Freundin, die ihn bat, ihrem Vater auf die Finger zu sehen.

Meinem 18-jährigen Sohn versuche ich gerade beizubringen, warum er besser studieren soll. Heute würde eine Karriere wie meine wohl nicht mehr funktionieren", antwortet Quereinsteiger Düsterdick auf die Frage, ob sein Sohn ihm nacheifern und ruhig auf ein Studium verzichten soll. Dass man es auch ohne Hochschulausbildung im Leben zu etwas bringen kann, dürfte Düsterdick Senior dem Filius schließlich bewiesen haben.

Unlängst haben Düsterdick und Compagnon Christoph Hüttemann die Mehrheit an dem Projektportfolio, das sie in den anderthalb Jahren seit Gründung der Gerchgroup aufbauten, an die Schweizer SSN Group verkauft bzw. mit dieser ein Jointventure namens SG Development gegründet. "Letztes Jahr haben wir von einem namhaften Wettbewerber ein unerwartetes Angebot für unser Stuttgarter Grundstück bekommen. Weil wir nicht zu Spekulanten werden wollten, haben wir dann nach einer Lösung gesucht, bei der wir dauerhaft an diesem und den anderen Projekten beteiligt bleiben", erzählt Düsterdick.

Dass er nicht studiert hat, war tatsächlich lange ein Stachel im Fleisch des Mathias Düsterdick: "Ich habe jahrelang darunter gelitten." Erst als Karl-Werner Schulte, quasi der Vater aller Immobilienstudiengänge hierzulande, ihm nach dem Eingeständnis seines Minderwertigkeitskomplexes auf die Schulter klopfte und sagte: "Was soll ich Ihnen noch beibringen?", schloss Düsterdick Frieden mit seinem Curriculum Vitae. Heute lehrt der 49-Jährige selbst, Projektentwicklung, was sonst.

Düsterdick, Jahrgang 68 und gebürtiger Berliner, hatte in Frankfurt eine Ausbildung zum Werbekaufmann gemacht und wollte danach eigentlich Marketing in Berlin studieren. Doch dann gründete der Vater seiner damaligen Freundin Ende der 80er Jahre in Frankfurt - schon damals herrschte dort Wohnungsnotstand - eine Maklerfirma. Die Tochter machte sich Sorgen um das Gedeihen der Unternehmung: Düsterdick möge dem Herrn Papa unter die Arme greifen und das Maklerhaus auf einen guten Weg bringen, bat sie ihren Freund.

Das Geschäft mit der Vermittlung von Gewerbeflächen lief wie geschnitten Brot: "Nach einem Jahr hatte ich eine halbe Million D-Mark Provisionsumsatz gemacht." Die Pläne für ein Marketing-Studium verschwanden in der Schublade - wo sie für immer blieben. Statt unter die Werber ging Düsterdick 1990 selbst unter die Gründer und machte sich, mit einer Finanzspritze seines eigenen Vaters, als Makler selbstständig. Wohnimmobilien, auf diese Feststellung legt Düsterdick wert, habe er weder als Angestellter noch als Selbstständiger vermakelt: Er habe es als moralisch verwerflich empfunden, mit der Wohnungsnot der Menschen Geschäfte zu machen.

Darum tue es ihm auch so weh, wenn ihm ein wütender Bürger in Stuttgart, wo er auf dem Eiermann-Campus u.a. Wohnraum für rund 6.000 Menschen schaffen will, auf einer öffentlichen Veranstaltung unterstellt: "Du kriegscht ja de' Hals net voll!" Oder wenn Medien von ihm das Bild eines Immobilienhais, einer Heuschrecke oder eines Baulöwen zeichnen - und was Brehms Tierleben der Immobilienspezies sonst noch so zu bieten hat. "Stadtrat bremst Bauhai", ist so eine Schlagzeile im Passauer Lokalmagazin Bürgerblick, die Düsterdick trifft. "Klar will ich Geld verdienen - was denn sonst? Aber irgendjemand muss die ganzen Wohnungen, die wir brauchen, ja auch bauen."

Der Autor des kritischen Artikels zum Passauer Bauprojekt nimmt es Düsterdick übel, dass er die Spielräume für den Wohnungsbau, die die neue Baugebietskategorie Urbanes Gebiet eröffnet, bei der Umnutzung eines ehemaligen Brauereigeländes in ein Wohngebiet ausschöpfen will: Das Urbane Gebiet ermögliche "Wohngebiete zweiter Klasse, in der Nähe von Gewerbegebieten, in denen der Immissionsschutz nicht so strenggenommen wird". Im konkreten Fall der Peschl-Brauerei in der Nähe von historischer Altstadt und Hauptbahnhof müssten die künftigen Bewohner der "sieben verschachtelten Wohnblöcke, klein gerechnet Wohnraum für rund 900 Bürger, möglicherweise mit einer fünf Meter hohen Plexiglaswand" vor Bahnlärm geschützt werden.

Das Foto, das Düsterdick auf der Titelseite der Magazinausgabe vor der Brauereiruine zeigt, ist eine Montage: Düsterdick stützt die linke Hand ganz leicht auf dem Oberschenkel ab, die andere ist in der Hosentasche verschwunden, die Jacke weit offen, die Krawatte liegt über der Schulter - was, gepaart mit Düsterdicks eindringlichem Blick, ziemlich cool aussieht. Das Bild wirkt wie von Düsterdick bis ins letzte Detail inszeniert. Dabei, versichert er selbst, sei das Gegenteil der Fall, und er selbst gefällt sich auf diesem Bild auch nicht: Die Krawatte über die Schulter gehoben habe nicht er von Hand, sondern der Zufall in Gestalt einer steifen Hamburger Brise.

Aufgenommen wurde das Bild, das Düsterdick vor der Kulisse der Peschl-Brauerei zeigt, nämlich in Hamburg, vor einem anderen Brauerei-Gelände: dem der Holsten-Brauerei in Altona. Für die Holsten-Quartiere will SG Development nach aktuellem Planungsstand eine knappe Milliarde in die Hand nehmen. Die Gerchgroup hatte sich im Wettbewerb um das 86.500 m² große Areal gegen eine Konkurrenz aus rund 30 Bietern durchgesetzt und im Bieterfinale zwei ziemlich große Nummern aus dem Feld geschlagen: Patrizia Immobilien und Strabag Real Estate.

Stuttgart, Passau, Hamburg - Düsterdick kommt viel rum. "Ich bin vielleicht fünf Tage im Monat im Büro." So selten arbeitet er an seinem Schreibtisch in Düsseldorf, dass er sein Büro zunächst mit dem seines langjährigen Compagnon verwechselt, als er den Reporter herumführt: "Ach nein, das ist ja gar nicht mein Büro!" Das größte Kompliment ist für ihn, wenn die Leute ihn so oft in einer Stadt sehen, dass sie ihn für einen Einheimischen halten: "Wohnet Sie wieda in Schdurgert?", fragte ihn jemand, der ihn aus seiner Zeit beim Projektentwicklungsunternehmen Bülow kannte - das ist über 15 Jahre her - und nun durch die Gerchgroup-Aktivitäten auf dem ehemaligen IBM-Areal in Stuttgart-Vaihingen wieder öfter zu Gesicht bekam.

Bei der Bülow AG, einem Stuttgarter Projektentwickler, arbeitete er von 1996 bis 2001 als Direktor. Der Unternehmensgründer wollte ihn in den Vorstand heben - diese Offerte schlug Düsterdick jedoch aus. Stattdessen machte er sich als Projektentwickler mit PDP Property Development Partner selbstständig. "Es war vielleicht ein Fehler, von der Bülow AG wegzugehen", kommt Düsterdick ins Grübeln, als er gefragt wird, ob er irgendwas in seinem Berufsleben bereue. Er verwirft den Gedanken aber schnell wieder: An Weisungen gebunden zu sein, sei nicht so ganz sein Ding.

Die folgenden Stationen auf Düsterdicks Weg - PDP, NPC, PDI, 6B47 - dürften den meisten, die ihn von Nah und Fern kennen, bekannt sein. Was viele nicht wissen: Auch für den gern als "(Ex-)Baulöwen" titulierten Jürgen Schneider hat Düsterdick vor einer halben Ewigkeit gearbeitet. Schneider habe ihm einst den Posten als Geschäftsführer einer seiner Immobilienfirmen angetragen, ein Vierteljahrhundert ist das her. 23 Jahre alt war Düsterdick damals und in Schneiders berühmter Villa in Königstein im Taunus zu Gast. Schneider war auf den Makler Düsterdick aufmerksam geworden: "Reden und verkaufen konnte ich schon immer gut. Im Grunde besteht mein Job ja auch heute noch darin, Werbung und Marketing zu machen."

Sein Job in Schneiders Imperium war, Investoren für die von diesem aufgepäppelten Immobilien zu finden. Düsterdick fand, sagt er, auch viele - und wunderte sich, warum sein Chef keines der guten Angebote annahm. Bis das Schneider-System kollabierte. In Leipzig zum Beispiel habe Düsterdick für eine Immobilie, die Schneider für 80 Mio. D-Mark eingekauft hatte, einen Käufer gefunden, der 130 Mio. DM zahlen wollte - doch die Immobilie stand mit 160 Mio. DM in den Büchern der finanzierenden Bank. Nur ein einziges Objekt brachte Düsterdick in seiner Schneider-Zeit an den Mann: den Leipziger Fürstenhof. Die Abnehmer: Investoren aus Japan. Als das System Schneider aufflog, war Düsterdick ein gefragter Mann: "Ich hatte praktisch als einziger einen Überblick über Schneiders Immobilienportfolio. So wurde ich unfreiwillig zum Sprachrohr der Konkursverwaltung."

Länger als anderthalb Jahre währte die Schneider-Phase nicht. Doch wahrscheinlich wäre er an dessen Seite auch so nicht alt geworden: "Es gab in meinem Berufsleben zwei, drei gescheiterte Versuche, mit älteren, honorigen Herren klarzukommen." Er selbst will die Jüngeren mehr machen lassen, als er es früher selbst durfte. Klar, wo die Reise hingehen soll legt er schon selbst fest. Was denn sonst? Aber wie man ans Ziel komme, das müsse jeder Mitarbeiter doch selbst am besten wissen. Weil er "nicht am Schreibtisch sterben" wolle, ist er bereit, Verantwortung abzugeben: Er habe sich einen "Klon" geschaffen.

Düsterdick treibt viel Sport. Dreimal die Woche geht er laufen, um den Kopf freizukriegen, auch auf Reisen, wenn z.B. anstrengende Termine mit Stadtplanern anstehen: "Wenn ich nach Hamburg fliege, gehe ich zuerst immer an der Alster joggen." Andererseits isst er, was ihm schmeckt, Kalorienzählen ist seine Sache nicht. Seine Freude an gutem Essen erstreckt sich auch auf die Herstellung desselben: Düsterdick kocht regelmäßig mit vier anderen Herren der Immobilienschöpfung im Restaurant von Starkoch Alfons Schuhbeck in München. Die fünf Männer eint der Wunsch, ihr Netzwerk auf unkonventionelle Weise zu vergrößern.

Zu den Kochabenden darf jeder einen Gast aus der Branche mitbringen - allerdings nur einen männlichen: "Wenn auch Frauen dabei wären, wird doch nur gebalzt ..."Den Damen scheint einiges zu entgehen: "Seit Jahren kochen sie nun in meiner Kochschule am Platzl - auf ganz hohem Niveau. Es macht Spaß zu sehen, wie aus fünf Immobilienhaien ein toller Kochzirkel geworden ist. Bei der einen oder anderen Kreation überlege ich mir wirklich, diese in meine Karte aufzunehmen", schreibt Schuhbeck auf der Website von "Cooking Real Estate", wie sich der Herrenclub nennt.

Harald Thomeczek

"Mittlerweile schalten wir Stellenanzeigen"

Exporo-Immobilienchef Julian Oertzen über den Dächern von Hamburg. Im Hintergrund: die Elbphilharmonie.

Exporo-Immobilienchef Julian Oertzen über den Dächern von Hamburg. Im Hintergrund: die Elbphilharmonie.

Quelle: Exporo

Karriere 28.09.2017
Früher konnte der Schwarmfinanzierer Exporo seinen Bedarf an Immobilienköpfen durch das Anzapfen persönlicher Netzwerke decken. Heute hat die Crowdinvesting-Plattform wachstumsbedingt ... 

Früher konnte der Schwarmfinanzierer Exporo seinen Bedarf an Immobilienköpfen durch das Anzapfen persönlicher Netzwerke decken. Heute hat die Crowdinvesting-Plattform wachstumsbedingt eine hauptamtliche HR-Managerin und greift auf konventionelle Mittel der Personalsuche zurück.

Proptechs haben von Juli bis Dezember 2016 insgesamt 38% mehr Jobs ausgeschrieben als von Januar bis Juni 2016, wie die Metajobsuchmaschine Joblift herausfand. Exporo, Ende 2014 mit vier Gründern und einem weiteren Mitarbeiter gestartet, beschäftigt heute ca. 75 Mitarbeiter. Bis Ende 2018 soll die Exporo-Mannschaft auf 120 bis 130 Köpfe weiterwachsen. Im Rekrutierungsfokus stehen, neben Programmierern und Vertrieblern, insbesondere Kandidaten, die sich mit Immobilien auskennen.

Die Crowdinvesting-Plattform sammelte vor zwei Jahren 7 Mio. Euro für Projektentwicklungsfinanzierungen ein, 2016 waren es schon 23 Mio. Euro, und in diesem Jahr hat man bis Mitte August ca. 55 Mio. Euro beisammen. "Am Jahresende 2017 werden wir bei 80 bis 100 Mio. Euro rauskommen", schätzt Julian Oertzen, einer der Gründer und Vorstände von Exporo. Und 2018 will er in den "deutlich dreistelligen Bereich".

Insgesamt hat Exporo schon für 66 Vorhaben das nötige Kleingeld eingesammelt. Bei den meisten bisher bewerkstelligten Projektfinanzierungen handelte es sich um Nachrangdarlehen. Ende 2016 startete man auch mit Erstrangfinanzierungen. Bei zehn Projekten wurde das bei den Anlegern eingeworbene Geld inklusive der versprochenen Zinsen schon zurückgezahlt.

Demnächst schlägt Exporo ein weiteres Gesetzbuch auf - das Wertpapierhandelsgesetzbuch - und wird auch Anleihen begeben. So umgeht man die im Vermögensanlagegesetzbuch vorgesehene Deckelung von Schwarmfinanzierungen auf eine Obergrenze von 2,5 Mio. Euro pro Projektentwicklung bzw. von 10.000 Euro pro Anleger. Auch nach unten hin sollen dem Wachstum keine Grenzen mehr gesetzt sein: Hat Exporo bis dato eine Mindestbeteiligung von 500 Euro zur Bedingung gemacht, sollen sich Anleger in Zukunft über einen Ansparplan ab 50 Euro im Monat beteiligen können.

Als alles anfing, zog Oertzen, der heute im Exporo-Vorstand für die Immobilienthemen zuständig ist, mit Tim Bütecke, dem einzigen waschechten Immobilienprofi im Gründerquartett, auf der Suche nach kooperationswilligen Developern um die Häuser. Praktisch täglich lernte er in den Akquisegesprächen dazu, denn die Finanzierung von Immobilienprojekten war komplettes Neuland für ihn. Seit Bütecke Mitte dieses Jahres in den Aufsichtsrat gewechselt ist, ist Oertzen bei Exporo der alleinige Immobilienchef. Dabei kamen Immobilien in der Vita des heute 36-Jährigen nicht - naja: kaum vor, ehe er sich vor drei Jahren den anderen drei Exporo-Gründern anschloss.

Studiert hat der Kopf des Immobilienteams der Hamburger Crowdinvesting-Plattform Maschinenbau. Weil ihm die reine Ingenieurstätigkeit nicht reichte, ging er unter die Berater. In seiner Zeit bei der Boston Consulting Group kam er zum ersten Mal in seinem Leben mit einem Immobilienunternehmen in Berührung. Oertzen wirkte an der Erarbeitung eines Management-Tools für einen Wohnungskonzern mit. Das Ziel: die pekuniären Anreize für die Manager regionaler Teilportfolios beliebig an die Verbesserung bestimmter Leistungskennzahlen (Leerstand, Mietwachstum etc.) zu koppeln.

Bevor Oertzen bei Immobilienprojektentwicklern Klinken putzen ging, sollten jedoch noch einige Jährchen vergehen. Eines Tages klopfte der Gesellschafter eines Start-ups, das sich anschickte, Lösungen für die Zwischenspeicherung regenerativ erzeugten Stroms zu entwickeln, bei ihm an. Oertzen brach nach zweieinhalb Jahren seine Zelte bei der Unternehmensberatung ab - um keine zehn Monate später schon wieder bei dem Cleantech-Start-up auszusteigen: "Die Wirtschaftlichkeit der Technologie war nicht gegeben."

Die unverhoffte freie Zeit nutzte Oertzen für eine Art Praktikum bei einem Wagniskapitalgeber: "Um auch mal die Finanzierungsseite der Start-up-Welt kennenzulernen." Nach diesem Intermezzo machte er sich als Unternehmensberater selbstständig, beriet Technologiekonzerne bei Restrukturierungen oder Automobilhersteller bei E-Mobilitätskonzepten. Knapp drei Jahre währte diese Phase seines Lebens.

Die Weichenstellung in Richtung Real Estate nahm jemand vor, den es damals noch gar nicht gab: "Ich hatte drei Jahre lang praktisch nur gearbeitet und keinen Urlaub gemacht. Als mein erstes Kind kam, habe ich beschlossen, dass das anders werden muss, und mir erstmal zwei, drei Monate Auszeit genommen." In dieser Zeit ging Oertzen mit Simon Brunke, einem Freund aus Schulzeiten, auf der Alster segeln. "Mit zwölf haben Simon und ich in der Lüneburger Heide Figuren aus Überraschungseiern aufgekauft und in Hamburg weiterverkauft. Dort gab es damals einen Hype um die Ü-Ei-Figuren, der aber noch nicht bis in die Lüneburger Heide herübergeschwappt war ..."

Der Segeltörn mit Schulfreund Brunke wurde zum Flop: "Es gab keinen Wind. Aber weil wir den Termin schon fünf Mal verschoben hatten, segelten wir trotzdem raus." So hatte Brunke wenigstens reichlich Zeit, Oertzen auf stiller See bei einem Bierchen von "Exporo" zu erzählen. Nachdem Oertzen einen Blick in den Businessplan geworfen hatte, ging auch er an Bord. Wo er auf einen weiteren Schulkameraden aus Gymnasialzeiten traf: Björn Maronde. Alle drei heutigen Vorstandsmitglieder von Exporo haben zusammen Abi gemacht.

Heute führt Oertzen eine Abteilung mit zehn Mitarbeitern. Allein sechs davon akquirieren Projekte für die Plattform. Zwei Kollegen prüfen diese auf ihre Finanzierungswürdigkeit, und die restlichen beiden heben die für tauglich befundenen Bau- bzw. Finanzierungsvorhaben auf die Plattform und kümmern sich um das Vertragswerk. Fast alle Mitarbeiter im Immobilienbereich haben auch einen Immobilienhintergrund: Zwei haben vorher jahrelang bei der SEB Finanzierungen von Projektentwicklungen geprüft, einer kam von einem anderen Mezzanine-Kapitalgeber zu Exporo. Ein Vierter leitete vorher das Property-Management bei der Haspa HanseGrund, zwei Key-Accounter kamen von Immonet und Immoscout, ein Einkäufer von Conwert, einer von der Ratingagentur Scope.

"Am Anfang haben wir die Stellen mit erfahrenen Leuten besetzt, weil wir ja erstmal absolute Experten gebraucht haben", so Oertzen. Die braucht er natürlich immer noch, doch inzwischen setzt Exporo noch früher an: Exporo bietet Praktika und Werkstudentenjobs an und sucht Berufseinsteiger und Young Professionals. Denn selbst Absolventen und Studenten sind mittlerweile hart umkämpft. Zwei Praktikanten wurden schon in eine Festanstellung übernommen. Einer, der einen Abschluss in BWL in der Tasche hat, ist mit dem festen Arbeitsvertrag aus der Immobilienabteilung ins Business-Development gewechselt. Ein anderer hat International Business Management auf Bachelor studiert und absolviert jetzt in Kooperation mit Exporo das berufsbegleitende, duale Masterstudium "Real Estate and Leadership" an der HSBA in Hamburg.

Da bleibt es nicht aus, dass Oertzen, der sich früher selbst nebenbei um Personalfragen gekümmert hat, diese Tätigkeit mittlerweile an eine hauptamtliche HR-Managerin abgegeben hat. Die Dame kam übrigens von einem anderen, etwas prominenteren Unternehmen aus der digitalen Welt: Zalando. "Bei uns kann man früh Verantwortung übernehmen. Wenn Unternehmen wie wir wachsen, entstehen immer wieder Lücken: Ich hatte z.B. am Anfang sechs verschiedene Hüte auf."

Nicht nur das Gesicht des HR-Verantwortlichen ist heute ein anderes, auch die Wege der Mitarbeitersuche haben sich verändert: "Die ersten zwei, drei Mitarbeiter für den Immobilienbereich haben wir über unser persönliches Netzwerk gefunden. Mittlerweile schalten wir aufgrund des aufgestiegenen Bedarfs auf IZ-Jobs.de Stellenanzeigen. Es ist leider nicht einfacher, jemanden Erfahrenes für den Immobilienbereich zu finden als einen IT-Experten."

Wer sich nur auf der Gehaltsachse optimieren wolle, für den sei Exporo nicht der richtige Arbeitgeber: "Als Berufsanfänger kann man sicher in einem Konzern ein paar tausend Euro mehr verdienen." Geld ist natürlich auch heute noch ein Lockmittel im Wettbewerb der Arbeitgeber. Aber es muss ja nicht sofort fließen: "Wir bieten ein Mitarbeiterbeteiligungsprogramm an, wie andere Wachstumsunternehmen auch: Der Koch von Google ist mit Aktienoptionen beim Börsengang 26 Mio. USD reicher geworden."

Neben der Aussicht auf ein langfristiges finanzielles Upside lockt Exporo auch mit schicken neuen Büros - man ist dieses Jahr ins Vespucci-Haus in der Hamburger Hafencity umgezogen und hat vorsorglich ein paar hundert Quadratmeter mehr angemietet, als zurzeit eigentlich gebraucht werden - samt Dachterrasse zum Ausbrüten von Ideen und Konferieren, Chillen und Feiern. Spaß muss sein, doch die Arbeit geht natürlich auch bei einem Immobilien-Start-up vor: "Wir suchen diejenigen, die viel lernen, Verantwortung übernehmen und etwas bewegen wollen", betont der Exporo-Vorstand. "Wer einen klassischen Bürotag von neun bis fünf Uhr und keine Minute länger arbeiten will - den suchen wir nicht. Detaillierte Stellenbeschreibungen und Dienst nach Vorschrift können wir nicht bieten", sagt Oertzen. Zwingen müsse er niemanden, in die Verlängerung zu gehen: "So viel Verantwortung ist ansteckend! Selbst Banker arbeiten bei uns aus eigenem Antrieb viel länger, als im Vertrag steht."

Ein Wettbewerber raunt hinter vorgehaltener Hand, der stramme Wachstumskurs von Exporo könne nicht gesund sein. Herr Oertzen, was, wenn die Immobilienmärkte irgendwann mal einbrechen? Könnte sich Exporo dann vielleicht, auch personell, verhoben haben? "Klar würde ein Crash auch uns treffen. Wir können es aber überstehen, wenn mal ein halbes Jahr gar nix gehen sollte. Leute entlassen müssten wir bei unseren Kapitalreserven jedenfalls nicht sofort." Exporo habe schließlich unlängst in einer zweiten Finanzierungsrunde 8 Mio. Euro eingesammelt.

Vorzeichen für eine Talfahrt kann Oertzen zwar nicht am Firmament erkennen, aber ganz so rosig wie in der jüngeren Vergangenheit sind die Aussichten für die Immobilienmärkte nach seiner Wahrnehmung nicht mehr: Es gebe Bereiche, die "Sättigungseffekte" zeigten. "Luxuswohnprojekte machen wir z.B. nur noch in Ausnahmefällen." Von Exporo abgelehnte Projekte habe er allerdings auf anderen Crowdinvesting-Plattformen wieder auftauchen gesehen.

Harald Thomeczek

Oliver Wiegandt wird zum COO von Pegasus befördert

v.l.n.r.: Oliver Wiegandt, Boris Jordan und Dr. Matthias Hubert: Die Führungsriege von Pegasus Capital Partners bezieht Stellung für ein Fotoshooting.

v.l.n.r.: Oliver Wiegandt, Boris Jordan und Dr. Matthias Hubert: Die Führungsriege von Pegasus Capital Partners bezieht Stellung für ein Fotoshooting.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Harald Thomeczek

Köpfe 27.09.2017
Oliver Wiegandt (41) ist nach seinem Aufstieg in die Geschäftsleitung von Pegasus Capital Partners in diesem Frühjahr nun sogar bis in die Geschäftsführung des Erlanger ... 

Oliver Wiegandt (41) ist nach seinem Aufstieg in die Geschäftsleitung von Pegasus Capital Partners in diesem Frühjahr nun sogar bis in die Geschäftsführung des Erlanger Mezzaninekapital-Spezialisten vorgedrungen. Dort gesellt sich der 41-Jährige zum geschäftsführenden Gesellschafter (CEO) Dr. Matthias Hubert und Geschäftsführer (CFO) Boris Jordan. Wiegandt ist seit mehr als zehn Jahren für die sontowski-&-partner-Gruppe (S&P), aus der Pegasus hervorgegangen ist, tätig. 2014, im Gründungsjahr von Pegasus, wechselte er zu dem Funding- und Investmentmanager und zeichnete seither für Mezzanine-Partnering, Investments, Transaktionen und Akquisitionen verantwortlich. Seit seiner Bestellung zum Prokuristen vor einem halben Jahr verantwortete der diplomierte Wirtschaftsingenieur das Ressort Investitionen.

Als Geschäftsführer soll er nach dem Willen von Pegasus-Chef Hubert einerseits die bereits "implementierten Joint-Venture-Strukturen mit weiteren Partnern ausbauen". Hier sieht Hubert "große Potenziale" schlummern. Außerdem ist Wiegandt als Chief Operating Officer (COO) - einer neu geschaffenen Position - für das operative Tagesgeschäft zuständig. S&P hatte die Ausgründung einst gemeinsam mit einem Family-Office aus der Taufe gehoben.

Harald Thomeczek