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Von der deutschen "Lindenstraße" ins kanadische Maklerbüro

Für die Liebe zog Urs Villiger nach Kanada. Weil der Schauspieler dort in seinem Beruf nicht genug Aufträge erhielt, sattelte er um auf Immobilienmakler.

Für die Liebe zog Urs Villiger nach Kanada. Weil der Schauspieler dort in seinem Beruf nicht genug Aufträge erhielt, sattelte er um auf Immobilienmakler.

Bild: Stefan Wernz

Karriere 18.12.2014
Mehr als 50 Folgen lang trat Urs Villiger in der TV-Serie Lindenstraße auf. In der Rolle des Gastronoms Julian Hagen mischte er die Langzeitserie als Schürzenjäger und Manipulator auf. Das ... 

Mehr als 50 Folgen lang trat Urs Villiger in der TV-Serie Lindenstraße auf. In der Rolle des Gastronoms Julian Hagen mischte er die Langzeitserie als Schürzenjäger und Manipulator auf. Das TV-Set hat Villiger inzwischen seit fast sechs Jahren gegen ein Maklerbüro eingetauscht. Der gebürtige Schweizer heiratete eine Kanadierin, zog nach Toronto und legte dort die entsprechenden Zulassungsprüfungen ab. Wie er den Quereinstieg in die Immobilienwirtschaft erlebt, erzählt er im Interview.

Immobilien Zeitung: Herr Villiger, warum haben Sie sich nach Ihrem Umzug nach Kanada den Beruf als Immobilienmakler ausgesucht? Was wären Alternativen gewesen?

Urs Villiger: Ich hatte damals versucht, eine Stelle als Unternehmensberater zu kriegen, einen Job, den ich bereits in Köln in Teilzeit ausgeübt hatte. Das hat aber nicht geklappt, und so habe ich nach einer neuen Herausforderung gesucht. In Kanada ist der Beruf des Immobilienmaklers sehr weit verbreitet. Ich bin immer wieder in Kontakt mit Maklern gekommen und habe mit ihnen diskutiert. Irgendwann habe ich mir gedacht, warum nicht? Den finanziellen Background hatte ich bereits, und Immobilien interessieren mich seit jeher.

IZ: War der Schritt vom darstellenden Beruf zum Makler nicht sehr gravierend? Oder hilft Ihnen Ihre schauspielerische Erfahrung sogar dabei?

Villiger: Er war ein fließender Übergang. Immobilien sind ein Beziehungsgeschäft. Es braucht sehr viel Zeit, um sich ein Netzwerk zu schaffen, welches dann zu Aufträgen führt. So gesehen war ich für eine Weile parallel in beiden Berufen tätig. Erst nach und nach habe ich gemerkt, dass ich als Schauspieler in Kanada auf keinen grünen Zweig komme. So bin ich schließlich zum Vollzeit-Makler geworden.

IZ: Haben Sie die Entscheidung jemals bereut?

Villinger: Nein, es gibt nichts zu bereuen. Eine neue Herausforderung bedeutet immer eine Bereicherung des Lebens.

IZ: Arbeiten Sie freiberuflich oder in einem Maklerbüro?

Villiger: In Kanada ist das üblicherweise ein Mix. Rechtlich gesehen muss jeder Makler an einer so genannten Brokerage angeschlossen sein. Meine Arbeit ist aber vergleichbar mit einem Freiberufler, ich habe komplette Entscheidungsfreiheit.

IZ: Sie haben anfangs bei ReMax gearbeitet, arbeiten jetzt für ein anderes Unternehmen. Funktioniert das Maklersystem in Kanada über Franchise bzw. Ketten, oder gibt es auch Familienbetriebe wie in Deutschland?

Villiger: Wir haben hier ein rechtlich reguliertes System. Alle Brokerages und Makler sind registriert. Brokerages sind meist Franchises, es gibt aber lokal auch einige sehr erfolgreiche Familienbetriebe.

IZ: Was muss man tun, um in Kanada als Makler arbeiten zu dürfen? Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen?

Villiger: Es sind Prüfungen abzulegen, was ungefähr sechs Monate bis ein Jahr dauert. Bei erfolgreichem Abschluss erhält man die Maklerlizenz. Um diese zu behalten, muss man regelmäßig alle zwei Jahre weitere Schulungen durchlaufen.

IZ: Welche Schritte bis zur Maklerlizenz sind nötig?

Villiger: Drei bis vier Prüfungen zu diversen Themen des Immobiliengeschäfts.

IZ: Was ist Ihnen besonders schwer gefallen?

Villiger: Der Anfang war schwierig: ein Neuling zu sein, ohne großes Beziehungsnetz. Das verlangt viel Ausdauer.

IZ: Wie viele Stunden pro Woche arbeiten Sie? Müssen Sie auch an Wochenenden arbeiten?

Villiger: Immobilien sind hier ein 24/7-Business. Ich muss immer bereit sein für die Kunden. Da gehören Wochenenden dazu.

IZ: Welche Verdienstmöglichkeiten hat man als Makler?

Villiger: Kommt etwas darauf an, auf welchen Bereich man sich spezialisiert. Bei Wohnimmobilien kann ein Kauf bzw. Verkauf rasch zu einer Provision von 20.000 CAD bis 30.000 CAD führen, bei einer Miete sind es eher um die 2.000 CAD. Spezialisiert man sich auf Gewerbeimmobilien, kann eine Provision gerne bei 200.000 CAD liegen. Die Frage ist, wie gut ist mein Netzwerk von Freunden und Bekannten und welche Art und Anzahl von Aufträgen kann ich damit generieren. Die Aussichten sind generell sehr gut. Allerdings gibt es in Toronto mehr als 20.000 Makler. Die Konkurrenz ist damit sehr groß.

IZ: In Deutschland ist das Image des Immobilienmaklers nicht das beste. Wie wird der Beruf in Kanada wahrgenommen?

Villiger: Ist hier genau gleich.

IZ: Herr Villiger, vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellte Andreas Nöthen.

Andreas Nöthen

Wie die Deutschen arbeiten (wollen)

JLL prognostiziert in Deutschland noch große Effizienzsteigerungen beim Büroflächenverbrauch. Kein Wunder, dennn 29% der Büroangestellten haben ein Einzelbüro.

JLL prognostiziert in Deutschland noch große Effizienzsteigerungen beim Büroflächenverbrauch. Kein Wunder, dennn 29% der Büroangestellten haben ein Einzelbüro.

Bild: BilderBox.com

Karriere 04.12.2014
Welche Aspekte sind deutschen Büroangestellten bei dem Thema Arbeit besonders wichtig? Flexiblere Arbeitszeiten, kurze Wege ins Büro und eine Kinderbetreuung in der Nähe sind nur einige ... 

Welche Aspekte sind deutschen Büroangestellten bei dem Thema Arbeit besonders wichtig? Flexiblere Arbeitszeiten, kurze Wege ins Büro und eine Kinderbetreuung in der Nähe sind nur einige Schlagworte, die bei der repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag von JLL abgefragt wurden. Die Ergebnisse haben auch Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft.

Die Büroangestellten in Deutschland haben vergleichsweise viel Platz: 29% sitzen in einem Einzelbüro. Mit einer anderen Person teilen, müssen es sich 31% der Befragten. In einem Großraumbüro mit drei bis acht Kollegen verbringen 29% ihre Arbeitszeit, zeigt die Umfrage. Damit verbrauchen Einzel- und Zweier-Büros den größten Anteil an Bürofläche. Das sollte Immobilienunternehmen aufhorchen lassen. Verglichen mit internationalen Gepflogenheiten, gebe es noch enorme Effizienzpotenziale in Deutschlands Büroräumen, sagt Helge Scheunemann, JLL Head of Research Germany.

Das Büro ist wichtig, aber auch die tägliche Pendelei muss der Arbeitnehmer bewältigen können. Deswegen wollten die Interviewer auch wissen, wie die Befragten zur Arbeit gelangen. 78% setzen dabei auf das Auto.

Am schnellsten erreichen sie ihr Ziel in Kleinstädten sowie in Städten zwischen 100.000 und 500.000 Einwohnern, nämlich im Schnitt nach 25 Minuten. "Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen B-Städte-Diskussionen unter Investoren können kleinere Metropolen bei den Arbeitswegen bei den Bürobeschäftigten punkten. Sie sind groß genug, um ausreichend Arbeitsplätze anzubieten, aber kompakt genug um den Arbeitsweg kurz zu halten. Offensichtlich entsprechen die kleineren Metropolen in Deutschland damit einem idealen Bürostandort für die Arbeitnehmer", lautet Scheunemanns Analyse.

Gastronomie in der Nähe ist wichtig

Wegezeiten wollen Arbeitnehmer auch mittags sparen. Deswegen hält jeder Zweite gastronomische Angebote in der Mittagspause für wichtig. Besonders die jüngeren Befragten unter 35 Jahren legen Wert auf Kantinen, Restaurants oder Cafés. Auch die Wege zur Kinderbetreuung sollten möglichst kurz sein: Ein Viertel der Befragten und mehr als 30% der ostdeutschen Arbeitnehmer erwarten Kindergärten oder Kinderkrippen in der Nähe ihres Arbeitsortes. Das sei besonders für Arbeitnehmer im Familiengründungsalter bis 34 Jahre ein wichtiges Standortkriterium, heißt es in der Pressemitteilung zur Umfrage. "Für die Zukunft des Arbeitens werden Zeit und Familie diejenigen Kriterien sein, die einen Mitarbeiter verstärkt dazu bewegen, im Unternehmen zu bleiben. Unternehmen, die auf der Suche nach motivierten und zufriedenen Mitarbeitern sind, sollten bei potenziellen Standortverlagerungen diese Kriterien unbedingt berücksichtigen", sagt Scheunemann.

Der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten werde für viele Unternehmen künftig ebenfalls eine zentrale Herausforderung sein, sagt Scheunemann. Denn schon jetzt glauben 74% der Befragten, dass sich dadurch ihre Work-Life-Balance verbessern ließe. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer wünsche sich aus diesem Grund kürzere Wege zur Arbeit. Doch zu einem Umzug sind dafür nur wenige bereit: Zwei Drittel der befragten Bürobeschäftigten würden aktuell keinerlei Interesse zeigen in eine Großstadtregion umzuziehen, sagt Scheunemann. "Das ist umso ausgeprägter, wenn Kinder im Haushalt leben, hier steigt die Nicht-Umzugsbereitschaft auf 77%."

Sonja Smalian