Karriere-News

Technische Experten sind sehr gefragt

Die Motivation von Bewerbern offenbart sich im persönlichen Gespräch.

Die Motivation von Bewerbern offenbart sich im persönlichen Gespräch.

Quelle: Career Pioneer, Urheber: Alexander Sell

Karriere 25.05.2023
In der Projektentwicklung und im Immobilienmanagement ist die Nachfrage nach Experten mit technischem Schwerpunkt und Interesse für Nachhaltigkeit groß. Wer sich schon während des ... 

In der Projektentwicklung und im Immobilienmanagement ist die Nachfrage nach Experten mit technischem Schwerpunkt und Interesse für Nachhaltigkeit groß. Wer sich schon während des Studiums einen entsprechenden Fokus setzt, hat deshalb gute Karrierechancen.

Um Gebäude in der Zukunft nachhaltig bauen zu können und Bestand entsprechend am Laufen zu halten oder zu sanieren, braucht es neue technische Anlagen und passende Baustoffe. Mit ihnen arbeiten kann aber nur, wer sie kennt – und sie mit einem Blick durch die Techniker-Brille auch versteht. Profis mit technischem Schwerpunkt sind deshalb bei vielen Unternehmen gefragt. Und weil das neueste Wissen an den Hochschulen vermittelt wird, setzen viele auf den Nachwuchs, um sich die Expertise ins Haus zu holen.

Ansprüche von Kunden verlangen neue Experten

"Im Bauingenieurwesen als solchem verändert sich nicht viel. Aber die Ansprüche der Kunden. Vor allem was das Thema Sustainability angeht. Hier müssen wir bei jedem Projekt neue Möglichkeiten finden und entwickeln", beschreibt Silke Bley vom Planungs- und Ingenieurbüro Arcadis die Herausforderungen. Für ihren Arbeitgeber ist sie auf der Suche nach jungen Bauingenieuren und Architekten, die sich am besten schon im Studium einen technischen Schwerpunkt gesetzt haben und so in der Lage sind, sich schnell Wissen zu Heiz- und Klimaanlagen oder isolierenden Baustoffen anzuschaffen.

Gerade bei Studenten muss sie aber zunächst das Interesse wecken. "Viele wollen am liebsten direkt nach dem Studium ins Projektmanagement einsteigen. Doch gerade dafür braucht es viel Erfahrung. Wer hingegen in der Beratung startet und sich von vornherein einen technischen Schwerpunkt setzt, hat in einigen Jahren gute Karrieremöglichkeiten. Denn die technische Projektentwicklung wird sich noch weiter verändern und immer mehr Experten brauchen", prognostiziert Bley.

Zum IZ Karriereforum hat auch JLL eine offene Stelle für Nachwuchskräfte mit technischem Schwerpunkt mitgebracht. Das Unternehmen sucht Nachwuchskräfte, die zum Beispiel als Werkstudenten schon während ihrer Ausbildung den Geschäftsbereich Project & Development Services kennen lernen wollen. "Im Vergleich zu anderen Säulen des Unternehmen ist das ein eher technisch aufgebauter Bereich", beschreibt Talent Acquisition Advisor Sarah Behrens. Gerade jungen Studenten, die das Unternehmen auf den ersten Blick oft nur als Maklerhaus wahrnehmen, müssen Behrens und ihre Kollegen die Aufgaben dieser Abteilung erst nahebringen. "Die Hauptaufgaben liegen in der Unterstützung beim Entwickeln von Arbeitsplatzkonzepten und in der Überwachung von Baubudgets", erklärt sie. Für diese Rolle kommen angehende Ingenieure und Architekten infrage, aber auch Studenten, die einen Abschluss im Fach Immobilienmanagement anstreben.

Die Karriereaussichten in diesem Feld seien gut, ergänzt Behrens. "Viele finden es interessant, weil internationales Arbeiten oder Auslandsaufenthalte in der späteren Karriere nicht selten sind. Auch die Gehälter sind in vielen Positionen hoch und die direkte Verbindung zum Feld Sustainability spricht vor allem junge Nachwuchskräfte an." Aber nicht jeder sei für diese Aufgabe geschaffen, warnt sie. "Es ist oft viel Druck da – sowohl von Seiten der Kunden als auch, was die Arbeitsaufgaben selbst angeht. Damit muss man klarkommen können."

Wegen der hohen Nachfrage baut auch Cushman & Wakefield einen Geschäftsbereich Project & Development Services auf, berichtet Mitarbeiterin Kim Eickmeier. Um dort als Senior Consultant in der Generalplanung eine Chance zu haben, sind laut der Stellenausschreibung fünf Jahre Erfahrung in diesem Bereich nötig, für eine Stelle als Associate Project Manager sogar acht Jahre im Beruf und Führungserfahrung.

Motivation kann fehlende Erfahrung ausgleichen

Seniors mit so viel Erfahrung in Nachhaltigkeitsthemen sind jedoch in jedem Berufsfeld rar, weiß Kristina Gukelberger, Head of Human Resources bei Swiss Life Asset Managers. "Wir suchen Experten aus dem Gebiet Nachhaltigkeit für alle unsere Marken und für ganz verschiedene Aufgabenfelder", sagt sie. Gerade weil es so wenige Seniors am Markt gibt, setzt sie bei Sustainability auf den Nachwuchs. "Es geht nicht immer um die explizite Erfahrung oder um bestimmte Studienabschlüsse, sondern oft eher darum, dass jemand einen gewissen Drive mitbringt, genauso wie Kreativität und Innovationskraft." Ob jemand für das Thema Nachhaltigkeit brennt und die Motivation hat, neue Aufgaben anzugehen, will sie mit ihren Kollegen überwiegend in persönlichen Gesprächen herausfinden. "Wenn mir jemand auffällt, den ich mir gut in unserem Team vorstellen könnte, drehe ich das Recruiting inzwischen auch um und gehe selbst auf den Kandidaten zu, noch bevor er sich bei uns bewirbt", verrät Gukelberger ihre Strategie.

Janina Stadel

MAT: Victor Philippi

Karriere 25.05.2023
Consultant bei Savills Deutschland. Geboren 1996. ... 

Consultant bei Savills Deutschland. Geboren 1996.

Werdegang

Praktikant/Werkstudent in diversen Bereichen der Immobilienwirtschaft: Workplace Consulting, Designfunktion Hamburg. Office Agency, Savills Berlin. Investment, Savills Berlin. Asset-Management, Becken Hamburg. Transaction Advisory, EY Real Estate Hamburg. Office Agency, Savills Hamburg. Influencer, Immobilien Zeitung. Seit 09/2022: Consultant Office Agency, Savills Hamburg.

Top-Projekte

Mitwirken beim Aufbau des immobilienwirtschaftlichen Netzwerks für die Next Gen und Übernahme des überregionalen Managements von 13 Standorten. Akquisition eines Mandats für Savills Hamburg im Jahr 2022 mit vollständiger Prozessbegleitung sowie Abwicklung im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Etablierung von eigenen Social-Media-Kanälen zum Thema Commercial Real Estate.

Ziele

Kurzfristig: Aufbau eines Track-Records sowie die Erweiterung meines Netzwerks. Mittelfristig: ein Experte meines Tätigkeitsfelds werden und Personalverantwortung übernehmen. Darüber hinaus möchte ich mein erworbenes Wissen und meine Erfahrungen in Form von Dozententätigkeiten an junge Menschen weitergeben und meinen MRICS absolvieren. Ich möchte mit tollen Büroflächen einen Beitrag zu mehr Interaktion und Kreativität für die Arbeitswelt von morgen leisten.

Motivation als MAT

Mit Fore haben wir bereits eine Plattform geschaffen, welche die Next Gen überregional und hochschulübergreifend vernetzt und eine Brücke zu vielen Unternehmen schafft. Als MAT möchte ich stets am Puls der Zeit sein, vorausschauend agieren und mein Wissen einbringen sowie die zukünftigen Entwicklungen der Immobilienbranche mitgestalten.

Ethische Grundsätze

Integrität, Toleranz, Respekt und Fairness.

Netzwerke und Engagements

Future of Real Estate (Fore), Matrics, Immobilienjunioren, Gif. Zwei Jahre in Folge zum Vorstand für Finanzen & Verwaltung des AStA der HS Fresenius gewählt (2018 bis 2020).

Kontakt:

Immobilien Zeitung

Wie die Branche den Nachwuchs begeistern kann

Nur wer die Branche kennt,  steigt auch ein.

Nur wer die Branche kennt, steigt auch ein.

Quelle: Career Pioneer, Urheber: Alexander Sell

Karriere 25.05.2023
Wenn Nachwuchskräfte vor der Wahl ihrer Ausbildung stehen, kennen viele die Möglichkeiten in der Immobilienwirtschaft nicht. Um sie für die Branche zu gewinnen, müssen die Berufsbilder ... 

Wenn Nachwuchskräfte vor der Wahl ihrer Ausbildung stehen, kennen viele die Möglichkeiten in der Immobilienwirtschaft nicht. Um sie für die Branche zu gewinnen, müssen die Berufsbilder transparenter werden und die Generationen sich austauschen.

Rund 30% der deutschen Arbeitnehmer gehen laut Hochrechnungen des Statistischen Bundesamts im Laufe der nächsten 15 Jahre in den Ruhestand. Sie gehören den geburtenstarken Jahrgängen 1946 bis 1964 an und werden bei ihrem Renteneintritt auch in der Bau- und Immobilienwirtschaft weitere Lücken in der Personaldecke hinterlassen. Dabei werden geeignete Experten für viele Positionen in der Branche schon jetzt händeringend gesucht.

"Wir müssen uns dem Thema jetzt wirklich annehmen", sagt Sunniva Stüven. Die Investmentmanagerin hat für ihre Masterarbeit an der EBS Universität mit fast 300 Young Professionals und mit Führungskräften aus der Immobilienwirtschaft über Bedürfnisse und Herausforderungen am Arbeitsmarkt gesprochen. Ein Problem sind dabei kleiner werdende Jahrgänge, wodurch weniger junge Leute nachrücken könnnen. 

Um den Personalmangel zu reduzieren, steht für sie deshalb fest: "Wir müssen zusehen, dass die Digitalisierung voranschreitet", denn mithilfe von Innovationen aus Proptechs können langfristig Arbeitsschritte, etwa aus der Sachbearbeitung, an digitale Tools übergehen. "Diese müssen aber erst entwickelt werden und den Bedürfnissen der Endnutzer auch entsprechen. Dafür ist ein enger Austausch zwischen den Immobilienunternehmen und den Proptechs nötig."

Durch den verstärkten Einsatz von digitalen Tools erweitere sich langfristig das Spektrum an Fachgebieten, die in der Branche mitwirken. Es werden mehr ITler nötig sein. Diese bilden einen ganz neuen Pool an Nachwuchskräften, die die Branche für sich gewinnen kann.

Berufsbilder sind oft große Unbekannte

Nach ihren Beobachtungen ist vielen Schulabgängern während der Phase ihrer Berufsorientierung nicht klar, welche Aufgabengebiete die Immobilienwirtschaft abdeckt. "Viele denken als erstes an den Makler oder an den Hausverwalter", berichtet sie. "Dass die Tätigkeitsfelder viel vielfältiger sind, ist gerade jungen Menschen bei der Wahl ihrer Ausbildung gar nicht klar." Vor allem die gestalterischen Möglichkeiten, durch die Branche Wirkung entfalten kann, müssen aus ihrer Sicht besser kommuniziert werden – außerhalb der üblichen Immobilienkreise.

"So könnten Interessierte schon wesentlich früher, und zwar in einem passenden Alter, abgeholt und für die Branche gewonnen werden." Dass das möglich ist, zeigt das Planspiel Urban Plan, das der Verband Urban Land Institute (ULI) seit 2017 an mehr als 40 deutschen Schulen durchgeführt hat. Schüler schlüpfen dabei in die Rolle von Stadtplanern, spielen deren Aufgaben in Workshops durch, um ganze Quartiere und deren Infrastruktur zu entwickeln. Solche Wege könnten auch Unternehmen gehen, um Interessierte für Ausbildungen in der Immobilienwirtschaft – und nicht zuletzt auch für den Bau zu gewinnen.

Stüven setzt auch auf Zuwanderung. "Neben qualifizierten Kräften aus dem Ausland müssen wir auch solche mit Potenzial gewinnen und entsprechend qualifizieren, beziehungsweise ausbilden."

Teambuilding ist eine Führungsaufgabe

Die jetzigen Immobilienprofis sieht Stüven ebenfalls in der Pflicht. "Die Generationen müssen sich austauschen. Und zwar nicht nur auf Bühnen und in Panels bei Veranstaltungen, sondern auch im Berufsalltag", appelliert sie. Experteninterviews, die Stüven für ihre wissenschaftliche Arbeit mit Führungskräften aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern geführt hat, haben ihr gezeigt, dass viele Mitarbeiter die Meinungen und Ideen der Next Gen berücksichtigen. Das funktioniere im Alltag besonders gut, wenn sich Teams aus diversen Mitgliedern  zusammensetzen. Dazu zählen u.a. verschiedene Altersgruppen. "Eine wichtige Führungsaufgabe ist, zu entscheiden, wie diese gemischten Teams sinnvoll zusammengesetzt werden."

Wenn das mit Blick auf die Berufserfahrung nicht gelingt, weiß Sebastian Wirbals, können Berufseinsteiger früh in ihrer Karriere den Spaß am Job verlieren. Wirbals ist seit zehn Jahren bei der List-Gruppe für Personal und Teams zuständig. Das Generalunternehmen, das im Sommer seinen elften Standort eröffnet, ist über die Jahre auf rund 650 Mitarbeiter gewachsen und stolz drauf, dass die meisten viele Jahre lang bleiben.

Verantwortung von Anfang an gewünscht

Nachwuchstalente als Bauingenieure oder Projekteiter spricht das Unternehmen vor allem auf Karrieremessen an. Doch die Talente können nicht von Anfang an in allen Bereichen eingesetzt werden. "Gerade komplexere Projekte wie Logistikhallen bringen ein großes Stück Verantwortung mit sich. Um das leisten zu können, braucht es oft viele Jahre Berufserfahrung", sagt Wirbals, obwohl er weiß, dass viele Berufseinsteiger am liebsten von Anfang an volle Verantwortung übernehmen würden. "Im Job geht es nicht darum, was man sich selbst zutraut, sondern darum, was man wirklich leisten kann", schränkt er ein. "Man wird beim Berufseinstieg ins kalte Wasser geworfen, doch unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass niemand friert. Denn wenn der Spaß verloren geht, springt der Nachwuchs schnell wieder ab."

Der Berater und Makler CBRE nimmt Nachwuchskräfte schon als Praktikanten oder Werkstudenten bei allen Projekten und Besprechungen dazu. Führungskräfte werden auf den richtigen Umgang mit ihnen geschult, erzählt Head of People Mike Schrottke. Durch die frühe Einbindung funktioniere eine anschließende Übernahme fließend und das Team verjünge sich automatisch. "Bei uns sind 48% der Kollegen 35 Jahre oder jünger", stellt Schrottke fest.

Einer von ihnen ist Lukas Schultz. Der 26-Jährige ist technischer Berater im An- und Verkauf. Dass er nach seinem Studium zum Wirtschaftsingenieur in der Immobilienbranche Fuß gefasst hat, bezeichnet er selbst als "Zufall". Die Entscheidung, nach dem Studentenjob bei CBRE zu bleiben, habe er gefällt, weil ihm das Gefühl eines "begleitenden Berufseinstiegs" vermittelt wurde und er schon früh mit großen Kunden arbeiten durfte.

Sein Beispiel zeigt, dass die Immobilienunternehmen beim Recruiting nicht nur vor der Aufgabe stehen, die einzelnen Berufsbilder und Karrierechancen bekannter zu machen. Um Nachwuchskräfte nach der Einstellung auch langfristig in der Branche halten zu können, müssen Führungskräfte bereit sein, die Next Gen von Anfang an wirklich einzubeziehen.

Janina Stadel