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Y - eine Generation zwischen Prestigewunsch und Sinnsuche

Die Generation Y steht in dem Ruf, eine ausgeglichene Work-Life-Balance einzufordern.

Die Generation Y steht in dem Ruf, eine ausgeglichene Work-Life-Balance einzufordern.

Bild: fotolia.com/opolja

Karriere 15.05.2015
Die Generation Y hat so viel in ihre Bildung investiert wie kaum eine andere zuvor. Das macht sie interessant für Arbeitgeber. Thomas Beyerle, Chef-Researcher von Catella, hat die Wünsche der ... 

Die Generation Y hat so viel in ihre Bildung investiert wie kaum eine andere zuvor. Das macht sie interessant für Arbeitgeber. Thomas Beyerle, Chef-Researcher von Catella, hat die Wünsche der Gen-Y-Studierenden untersucht. Die Gruppe ist heterogener als gedacht und präsentiert sich durchaus flexibel.

Regelmäßig wird sie vermessen, die Generation Y. Sie war es, die die Frage nach der Work-Life-Balance im Vorstellungsgespräch salonfähig gemacht hat. Arbeitgeber und Unternehmen suchen auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels eine Annäherung an die zwischen 1977 und 1998 Geborenen.

Auf was muss sich die Immobilienwirtschaft also einlassen? 77% der Befragten nennen als wichtigste Aspekte bei der Arbeitgeberwahl das Gehalt und Karriereperspektiven. Mit deutlichem Abstand folgt das Image des Unternehmens (43%). Dafür hat Thomas Beyerle, Managing Director von Catella Property Valuation, Fragebögen von 67 Studierenden der fünf Hochschulen EBS Universität für Wirtschaft und Recht, EBZ Business School, HBC Hochschule Biberach, Irebs International Real Estate Business School an der Universität Regensburg und der Berufsakademie Sachsen - Staatliche Studienakademie Leipzig untersucht. Beyerle unterscheidet in seiner Auswertung zwischen der Gruppe der bis einschließlich 24-Jährigen und denjenigen, die 25 Jahre und älter sind. Er findet dadurch signifikante Unterschiede zwischen den beiden Altersgruppen der Generation Y: Den jüngeren Vertretern waren im Vergleich zu den Älteren vermeintlich softe Faktoren wie gute Arbeitsatmosphäre, flexible Arbeitszeiten sowie Work-Life-Balance-Maßnahmen deutlich wichtiger als Gehalt und Karriereperspektiven.

Angetrieben werde die Generation Y durch Werte wie Erfolg und den klassischen Motivationsfaktor Einkommen, gefolgt von Selbsterfüllung durch Arbeit. Darin drücke sich die "Sinnsuche" der Generation "Why?" aus, wie sie auch genannt wird. Ein anderes Bild zeichne sich bei den Bis-24-Jährigen ab. Hier sei besonders der Faktor "Prestige", also Ansehen, Lob, Anerkennung als immaterielle Belohnung der größte Motivationsfaktor.

Als relevante Qualifikationen bewerten die Studierenden zeitliche und räumliche Flexibilität als wichtigstes Kriterium, gefolgt von einem Studienabschluss und Sozialkompetenz. 18,5% wären bereit, für einen Job umzuziehen, und 40% würden dafür sogar den Sprung ins Ausland wagen. Über mögliche Arbeitgeber informieren sich die Befragten vor allem über eine Internetrecherche, die Firmenhomepage sowie Bekannte und Freunde.

Die Ergebnisse der nicht-repräsentativen Umfrage haben Alexandra Winn, Head of Administration bei Catella Property, nicht überrascht. "Die Ergebnisse entsprechen meiner Wahrnehmung", sagt Winn. Die Internationalisierung der jungen Generation sei unglaublich, sagt Winn. Es gebe in der Tat eine große Flexibilität, beispielsweise nach Hamburg zu wechseln, wenn die Aufgabe stimme. Allerdings nehme diese Umzugsbereitschaft mit steigendem Alter ab. Auf die Wünsche der Gen Y stellt sich das Unternehmen mit dem Projekt "Young Catella" ein, das gerade erarbeitet wird und noch in diesem Jahr beginnen soll. Dabei werde u.a. eine Kultur der Wertschätzung stärker in den Fokus gerückt und mehr Teamwork in den Bereichen angeboten, in die viele junge Menschen einsteigen. In diesem Jahr will das Unternehmen sechs Traineestellen bzw. Positionen für den Direkteinstieg mit Einsteigern besetzen.

Da die Befragten größtenteils weiterbildende bzw. berufsbegleitende Studiengänge absolvieren, verfügen 47% von ihnen schon über ein Arbeitsplatzangebot. Jeder Vierte rechnet damit, nicht länger als zwei Monate nach einer Position suchen zu müssen. Die Bewerber könnten mindestens zwischen zwei Jobangeboten wählen, besagt die Studie.

Veränderungen in der Arbeitswelt durch den Einfluss der Generation Y hat Beyerle verschiedentlich beobachtet. Die Immobilienunternehmen müssten sich heute einem "Beauty-Test" unterziehen, denn der Bewerber lasse die Unternehmen zu ihm kommen. Die Generation Y stelle zudem in viel höherem Maße die Sinnfrage und fordere Wertschätzung ein. Das erfordere von den Führungskräften eine andere Kommunikationsleistung. Starre Systeme der Gratifikation oder Aufstiegswege würden nach der Beobachtung von Beyerle hinterfragt. Anstelle eines Dienstwagens könnte es auch ein Zuschuss zum MBA-Studium oder aber ein Fahrrad sein. Dennoch sei die Generation Y heterogener als ursprünglich angenommen, wie der Vergleich der beiden Gruppen zeigt.

Beyerle sieht es als problematisch an, dass es der Branche noch zu wenig gelinge, junge qualifizierte Menschen nicht-immobilienwirtschaftlicher Abschlüsse zu gewinnen. Das liege zum einen daran, dass die Branche sehr heterogen in ihren Dienstleistungen und eher mittelständisch organisiert sei. Zudem gebe es viel B2B-Geschäft. Doch der Researcher lässt diese wenig idealen Ausgangsbedingungen bei der Rekrutierung von Berufseinsteigern nicht als Entschuldigung gelten. "Ich sehe die Bringschuld bei der Immobilienbranche."

In dem Buch "Die heimlichen Revolutionäre: Wie die Generation Y unsere Welt verändert" wirft der Bildungswissenschaftler Klaus Hurrelmann zusammen mit dem Journalisten Erik Albrecht u.a. einen Blick auf die Arbeitswelt der Zukunft.

Sonja Smalian

Wie die Deutschen arbeiten (wollen)

JLL prognostiziert in Deutschland noch große Effizienzsteigerungen beim Büroflächenverbrauch. Kein Wunder, dennn 29% der Büroangestellten haben ein Einzelbüro.

JLL prognostiziert in Deutschland noch große Effizienzsteigerungen beim Büroflächenverbrauch. Kein Wunder, dennn 29% der Büroangestellten haben ein Einzelbüro.

Bild: BilderBox.com

Karriere 04.12.2014
Welche Aspekte sind deutschen Büroangestellten bei dem Thema Arbeit besonders wichtig? Flexiblere Arbeitszeiten, kurze Wege ins Büro und eine Kinderbetreuung in der Nähe sind nur einige ... 

Welche Aspekte sind deutschen Büroangestellten bei dem Thema Arbeit besonders wichtig? Flexiblere Arbeitszeiten, kurze Wege ins Büro und eine Kinderbetreuung in der Nähe sind nur einige Schlagworte, die bei der repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag von JLL abgefragt wurden. Die Ergebnisse haben auch Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft.

Die Büroangestellten in Deutschland haben vergleichsweise viel Platz: 29% sitzen in einem Einzelbüro. Mit einer anderen Person teilen, müssen es sich 31% der Befragten. In einem Großraumbüro mit drei bis acht Kollegen verbringen 29% ihre Arbeitszeit, zeigt die Umfrage. Damit verbrauchen Einzel- und Zweier-Büros den größten Anteil an Bürofläche. Das sollte Immobilienunternehmen aufhorchen lassen. Verglichen mit internationalen Gepflogenheiten, gebe es noch enorme Effizienzpotenziale in Deutschlands Büroräumen, sagt Helge Scheunemann, JLL Head of Research Germany.

Das Büro ist wichtig, aber auch die tägliche Pendelei muss der Arbeitnehmer bewältigen können. Deswegen wollten die Interviewer auch wissen, wie die Befragten zur Arbeit gelangen. 78% setzen dabei auf das Auto.

Am schnellsten erreichen sie ihr Ziel in Kleinstädten sowie in Städten zwischen 100.000 und 500.000 Einwohnern, nämlich im Schnitt nach 25 Minuten. "Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen B-Städte-Diskussionen unter Investoren können kleinere Metropolen bei den Arbeitswegen bei den Bürobeschäftigten punkten. Sie sind groß genug, um ausreichend Arbeitsplätze anzubieten, aber kompakt genug um den Arbeitsweg kurz zu halten. Offensichtlich entsprechen die kleineren Metropolen in Deutschland damit einem idealen Bürostandort für die Arbeitnehmer", lautet Scheunemanns Analyse.

Gastronomie in der Nähe ist wichtig

Wegezeiten wollen Arbeitnehmer auch mittags sparen. Deswegen hält jeder Zweite gastronomische Angebote in der Mittagspause für wichtig. Besonders die jüngeren Befragten unter 35 Jahren legen Wert auf Kantinen, Restaurants oder Cafés. Auch die Wege zur Kinderbetreuung sollten möglichst kurz sein: Ein Viertel der Befragten und mehr als 30% der ostdeutschen Arbeitnehmer erwarten Kindergärten oder Kinderkrippen in der Nähe ihres Arbeitsortes. Das sei besonders für Arbeitnehmer im Familiengründungsalter bis 34 Jahre ein wichtiges Standortkriterium, heißt es in der Pressemitteilung zur Umfrage. "Für die Zukunft des Arbeitens werden Zeit und Familie diejenigen Kriterien sein, die einen Mitarbeiter verstärkt dazu bewegen, im Unternehmen zu bleiben. Unternehmen, die auf der Suche nach motivierten und zufriedenen Mitarbeitern sind, sollten bei potenziellen Standortverlagerungen diese Kriterien unbedingt berücksichtigen", sagt Scheunemann.

Der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten werde für viele Unternehmen künftig ebenfalls eine zentrale Herausforderung sein, sagt Scheunemann. Denn schon jetzt glauben 74% der Befragten, dass sich dadurch ihre Work-Life-Balance verbessern ließe. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer wünsche sich aus diesem Grund kürzere Wege zur Arbeit. Doch zu einem Umzug sind dafür nur wenige bereit: Zwei Drittel der befragten Bürobeschäftigten würden aktuell keinerlei Interesse zeigen in eine Großstadtregion umzuziehen, sagt Scheunemann. "Das ist umso ausgeprägter, wenn Kinder im Haushalt leben, hier steigt die Nicht-Umzugsbereitschaft auf 77%."

Sonja Smalian