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Von der deutschen "Lindenstraße" ins kanadische Maklerbüro

Für die Liebe zog Urs Villiger nach Kanada. Weil der Schauspieler dort in seinem Beruf nicht genug Aufträge erhielt, sattelte er um auf Immobilienmakler.

Für die Liebe zog Urs Villiger nach Kanada. Weil der Schauspieler dort in seinem Beruf nicht genug Aufträge erhielt, sattelte er um auf Immobilienmakler.

Bild: Stefan Wernz

Karriere 18.12.2014
Mehr als 50 Folgen lang trat Urs Villiger in der TV-Serie Lindenstraße auf. In der Rolle des Gastronoms Julian Hagen mischte er die Langzeitserie als Schürzenjäger und Manipulator auf. Das ... 

Mehr als 50 Folgen lang trat Urs Villiger in der TV-Serie Lindenstraße auf. In der Rolle des Gastronoms Julian Hagen mischte er die Langzeitserie als Schürzenjäger und Manipulator auf. Das TV-Set hat Villiger inzwischen seit fast sechs Jahren gegen ein Maklerbüro eingetauscht. Der gebürtige Schweizer heiratete eine Kanadierin, zog nach Toronto und legte dort die entsprechenden Zulassungsprüfungen ab. Wie er den Quereinstieg in die Immobilienwirtschaft erlebt, erzählt er im Interview.

Immobilien Zeitung: Herr Villiger, warum haben Sie sich nach Ihrem Umzug nach Kanada den Beruf als Immobilienmakler ausgesucht? Was wären Alternativen gewesen?

Urs Villiger: Ich hatte damals versucht, eine Stelle als Unternehmensberater zu kriegen, einen Job, den ich bereits in Köln in Teilzeit ausgeübt hatte. Das hat aber nicht geklappt, und so habe ich nach einer neuen Herausforderung gesucht. In Kanada ist der Beruf des Immobilienmaklers sehr weit verbreitet. Ich bin immer wieder in Kontakt mit Maklern gekommen und habe mit ihnen diskutiert. Irgendwann habe ich mir gedacht, warum nicht? Den finanziellen Background hatte ich bereits, und Immobilien interessieren mich seit jeher.

IZ: War der Schritt vom darstellenden Beruf zum Makler nicht sehr gravierend? Oder hilft Ihnen Ihre schauspielerische Erfahrung sogar dabei?

Villiger: Er war ein fließender Übergang. Immobilien sind ein Beziehungsgeschäft. Es braucht sehr viel Zeit, um sich ein Netzwerk zu schaffen, welches dann zu Aufträgen führt. So gesehen war ich für eine Weile parallel in beiden Berufen tätig. Erst nach und nach habe ich gemerkt, dass ich als Schauspieler in Kanada auf keinen grünen Zweig komme. So bin ich schließlich zum Vollzeit-Makler geworden.

IZ: Haben Sie die Entscheidung jemals bereut?

Villinger: Nein, es gibt nichts zu bereuen. Eine neue Herausforderung bedeutet immer eine Bereicherung des Lebens.

IZ: Arbeiten Sie freiberuflich oder in einem Maklerbüro?

Villiger: In Kanada ist das üblicherweise ein Mix. Rechtlich gesehen muss jeder Makler an einer so genannten Brokerage angeschlossen sein. Meine Arbeit ist aber vergleichbar mit einem Freiberufler, ich habe komplette Entscheidungsfreiheit.

IZ: Sie haben anfangs bei ReMax gearbeitet, arbeiten jetzt für ein anderes Unternehmen. Funktioniert das Maklersystem in Kanada über Franchise bzw. Ketten, oder gibt es auch Familienbetriebe wie in Deutschland?

Villiger: Wir haben hier ein rechtlich reguliertes System. Alle Brokerages und Makler sind registriert. Brokerages sind meist Franchises, es gibt aber lokal auch einige sehr erfolgreiche Familienbetriebe.

IZ: Was muss man tun, um in Kanada als Makler arbeiten zu dürfen? Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen?

Villiger: Es sind Prüfungen abzulegen, was ungefähr sechs Monate bis ein Jahr dauert. Bei erfolgreichem Abschluss erhält man die Maklerlizenz. Um diese zu behalten, muss man regelmäßig alle zwei Jahre weitere Schulungen durchlaufen.

IZ: Welche Schritte bis zur Maklerlizenz sind nötig?

Villiger: Drei bis vier Prüfungen zu diversen Themen des Immobiliengeschäfts.

IZ: Was ist Ihnen besonders schwer gefallen?

Villiger: Der Anfang war schwierig: ein Neuling zu sein, ohne großes Beziehungsnetz. Das verlangt viel Ausdauer.

IZ: Wie viele Stunden pro Woche arbeiten Sie? Müssen Sie auch an Wochenenden arbeiten?

Villiger: Immobilien sind hier ein 24/7-Business. Ich muss immer bereit sein für die Kunden. Da gehören Wochenenden dazu.

IZ: Welche Verdienstmöglichkeiten hat man als Makler?

Villiger: Kommt etwas darauf an, auf welchen Bereich man sich spezialisiert. Bei Wohnimmobilien kann ein Kauf bzw. Verkauf rasch zu einer Provision von 20.000 CAD bis 30.000 CAD führen, bei einer Miete sind es eher um die 2.000 CAD. Spezialisiert man sich auf Gewerbeimmobilien, kann eine Provision gerne bei 200.000 CAD liegen. Die Frage ist, wie gut ist mein Netzwerk von Freunden und Bekannten und welche Art und Anzahl von Aufträgen kann ich damit generieren. Die Aussichten sind generell sehr gut. Allerdings gibt es in Toronto mehr als 20.000 Makler. Die Konkurrenz ist damit sehr groß.

IZ: In Deutschland ist das Image des Immobilienmaklers nicht das beste. Wie wird der Beruf in Kanada wahrgenommen?

Villiger: Ist hier genau gleich.

IZ: Herr Villiger, vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellte Andreas Nöthen.

Andreas Nöthen

Studentenjob gesucht? Bewerben Sie sich als IZ-Messenger!

Bis zum 20. November 2014 können sich Immo- und FM-Studenten noch als IZ-Messenger bewerben.

Bis zum 20. November 2014 können sich Immo- und FM-Studenten noch als IZ-Messenger bewerben.

Bild: IZ

Karriere 28.10.2014
Die Immobilien Zeitung (IZ) sucht abermals Studenten, die die immobilienwirtschaftliche Jobmesse IZ-Karriereforum 2015 als IZ-Messenger an ihrer Hochschule bekanntmachen und bewerben. Der ... 

Als IZ-Messenger können sich Studenten von folgenden 15 Hochschulen bewerben: Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Leipzig, Bauhaus-Universität Weimar, Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim, Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart, EBZ Business School (Bochum), FH Mainz, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Hochschule Anhalt (Bernburg/Dessau), Hochschule Aschaffenburg, Hochschule Biberach, Hochschule RheinMain (Wiesbaden), TU Darmstadt, TU Dortmund, Universität Regensburg und Universität Stuttgart.

Alle Informationen zur Ausschreibung finden Sie hier.

Sonja Smalian

Arbeitskreis Baufachpresse wählt Vorstand

Köpfe 02.10.2014
Die Mitglieder des Arbeitskreises Baufachpresse haben turnusgemäß ihren Vorstand gewählt. Burkhard Fröhlich, Chefredakteur der Deutschen Bauzeitschrift (DBZ), wurde als Vorsitzender im Amt ... 

Die Mitglieder des Arbeitskreises Baufachpresse haben turnusgemäß ihren Vorstand gewählt. Burkhard Fröhlich, Chefredakteur der Deutschen Bauzeitschrift (DBZ), wurde als Vorsitzender im Amt bestätigt. Er führt die Vereinigung seit 2002. Ebenfalls wiedergewählt wurde seine Stellvertreterin, Dr. Ilona Klein. Sie leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Zentralverband Deutsches Baugewerbe.

Unverändert gehören dem Vorstand folgende Mitglieder an: Schatzmeister Jürgen Schaal (Geschäftsführer Schaal.Trostner Kommunikation), Schriftführerin Maike Sutor-Fiedler (Chefredakteurin von Asphalt), Heinz Schmid (Wirtschaftspublizist und Baufachjournalist Wien) sowie Hanns-Christoph Zebe (zebe-pr-kommunikation für das Bauwesen), der für die Öffentlichkeitsarbeit des Arbeitskreises zuständig ist.

Neu in den Vorstand gewählt wurde Ulrike Silberberg (Chefredakteurin von Die Wohnungswirtschaft). Sie folgte auf Elke Herbst, Verlagsleiterin der Rudolf-Müller Mediengruppe. Herbst ist künftig Beisitzerin.

Sonja Smalian

"Die beste Expo"

Elke Buhl hat die Expo Real für ihre Jobsuche genutzt. Nach einer Interimstätigkeit leitet sie heute die Frankfurter Niederlassung von FA|KT Valuation.

Elke Buhl hat die Expo Real für ihre Jobsuche genutzt. Nach einer Interimstätigkeit leitet sie heute die Frankfurter Niederlassung von FA|KT Valuation.

Bild: sma

Karriere 25.09.2014
Die Kündigung aus betriebsbedingten Gründen überraschte Bewerterin Elke Buhl kalt und die sofortige Freistellung war ein Schock. Während der Auszeit definierte die studierte Diplom-Ingenieurin ... 

Die Kündigung aus betriebsbedingten Gründen überraschte Bewerterin Elke Buhl kalt und die sofortige Freistellung war ein Schock. Während der Auszeit definierte die studierte Diplom-Ingenieurin der Architektur ihre beruflichen Ziele neu, bildete sich weiter - und fuhr dann zur Expo Real, um sich zu bewerben. Im Interview verrät die Leiterin des Frankfurter Büros von FA|KT Valuation mit Sitz in Hamburg und Büro in Berlin, wie Arbeitssuchende die Messe für sich am besten nutzen können.

Immobilien Zeitung: Frau Buhl, Sie waren dreieinhalb Jahre lang als Director Valuation Germany bei einem internationalen Beratungsunternehmen tätig gewesen, als Sie gekündigt und freigestellt wurden.

Elke Buhl: Für mich war die Freistellung dramatisch, weil von jetzt auf gleich die gewohnte Struktur wegfiel. Der Knacks saß tief. Plötzlich konnte ich nicht mehr sagen "Ich mache das und das". Es war wie ein Makel. Ich hatte mir Urlaub genommen, um mich auf die Re-Zertifizierungs-Prüfung von HypZert vorzubereiten. Und plötzlich hatte ich den Kopf dafür gar nicht mehr frei, weil ich nicht wusste, wie es danach weitergehen würde. Nach dem Kündigungsgespräch bin ich erst einmal ins Fleming's gegangen und habe auf der Dachterrasse einen Cappuccino getrunken um mich zu sammeln.

IZ: Sind Sie dann doch zur HypZert-Prüfung gegangen?

Buhl: Ja, meine Freunde hatten mich motiviert. Nach der Prüfung habe ich mich dann einem der Prüfer anvertraut und ihm erzählt, dass ich auf Jobsuche bin.

IZ: Wie hat er reagiert?

Buhl: Sehr hilfsbereit, wie alle anderen übrigens in der Zeit auch. Den Schritt nach vorne zu machen und offensiv mit der Situation umzugehen, bietet viele Chancen. Dazu kann ich jedem in einer solchen Situation nur raten. Eine Freundin empfahl mir: "Du musst jetzt erreichbar sein". Also habe ich mir ein Design überlegt und private Visitenkarten mit Titel und Zertifizierungen gedruckt.

IZ: Wie sind Sie das Projekt Jobsuche dann weiter angegangen?

Buhl: Nachdem ich mich bei zwei Internet-Jobbörsen angemeldet hatte, kontaktierte ich auch Headhunter und bewarb mich auf Stellenausschreibungen. Es lohnt sich, auch mal auf eine Anzeige zu antworten, die streng genommen nicht ganz dem eigenen, engen Suchraster entspricht. Dann kann man versuchen, dem Unternehmen ein Add-on anzubieten. Doch sehr wichtig ist meiner Meinung nach, sich selbst kritisch zu befragen "Was kann ich?", "Was kann ich anbieten?" und "Was habe ich vielleicht auch falsch gemacht?". Jeder, der einmal ausgebremst wurde, sollte sich für diese Fragen Zeit nehmen. Das hilft, um sich ein Bild von sich selbst zu machen und sich ein eigenes Produkt zu überlegen, mit dem man wieder auf den Markt geht.

IZ: In Ihrem Fall war das die Expo Real.

Buhl: Ja, für mich war klar, dass ich auf die Expo gehen würde, um aktiv auf Unternehmen zuzugehen.

IZ: Wie haben Sie sich vorbereitet?

Buhl: Ich habe ausgewählte Personen in Schlüsselpositionen aus meinem Netzwerk zuvor angerufen oder ihnen ein individuelles Bewerbungsanschreiben geschickt.

IZ: Und, haben Sie darauf Rückmeldung bekommen?

Buhl: Auf alle - da kam immer ein Feedback! Und dann war ich auf der Expo. Ich war hochmotiviert und freute mich auf interessante Gespräche. Zum ersten Mal hatte ich auch Zeit, mir die Messe einfach mal anzuschauen. Ich habe so viele Leute getroffen und bin vielen neuen Kontakten durch Bekannte vorgestellt worden, dass ich mit einem ganzen Stapel Visitenkarten wieder nach Hause gefahren bin. Das war die beste Expo, die ich je hatte.

IZ: Was hat sich Ihrer Meinung nach bewährt?

Buhl: Es hilft, auf der Messe einen Stand als Anlaufstelle zu haben. Bei mir war das der Frankfurt-Stand, wo auch u.a. der Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft beheimatet war. Dort konnten Visitenkarten für mich abgegeben werden. Es eignen sich aber auch Stände anderer Institutionen wie RICS oder HypZert. Man kann sich auch überlegen, dort mal einen Standdienst zu übernehmen. Wichtig ist auch, nicht zu viele Termine zu vereinbaren: Drei bis vier pro Tag reichen, damit genug Zeit für die spontanen Treffen auf der Messe bleibt.

IZ: Sind Sie mit einer Jobzusage von München nach Hause gefahren?

Buhl: Nein, obwohl ich viele sehr gute Gespräche hatte. Aber sechs Wochen später bekam ich ein Angebot von einer regionalen Sparkasse, bei der ich meine Visitenkarte hinterlegt hatte, für eine sechsmonatige Interims-Aufgabe.

IZ: Und haben Sie zugesagt?

Buhl: Ja, und das war der Anfang vom Ende meiner Arbeitslosigkeit. Dort konnte ich meine bisherigen vielfältigen Berufserfahrungen einbringen. Der Einsatz war zeitlich überschaubar. Ich habe gemerkt, wie flexibel ich bin. Gleichzeitig hatte ich die Möglichkeit, weiter nach einer unbefristeten Stelle zu suchen - nach einer, die zu mir passt.

IZ: Sie haben die Auszeit auch für Weiterbildungen genutzt.

Buhl: Ja. Die Zeit sollte unbedingt aktiv genutzt werden, also habe ich den Chartered Surveyor gemacht, den wollte ich schon immer machen. Und ich habe mir einen Englisch-Crashkurs und ein Coaching gegönnt. Aber ich habe nicht meinen Kleiderschrank, nicht mein Bücherregal und nicht meinen Keller aufgeräumt!

IZ: Frau Buhl, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Sonja Smalian.

Sonja Smalian

"Ich finde den Namen Berufsakademie sehr, sehr unglücklich"

Stabwechsel an der Berufsakademie Sachsen: Prof. Dr. Kerry-U. Brauer (links) übernahm als Direktorin die Leitung der Akademie. Prof. Dr. Bettina Lange trat ihre Nachfolge als Leiterin der Studienrichtung Immobilienwirtschaft an.

Stabwechsel an der Berufsakademie Sachsen: Prof. Dr. Kerry-U. Brauer (links) übernahm als Direktorin die Leitung der Akademie. Prof. Dr. Bettina Lange trat ihre Nachfolge als Leiterin der Studienrichtung Immobilienwirtschaft an.

Bild: sma

Karriere 04.09.2014
Prof. Dr. Kerry-U. Brauer führt die Staatliche Studienakademie Leipzig der Berufsakademie Sachsen nun als Direktorin und hat nach 18 Jahren die Leitung der Studienrichtung Immobilienwirtschaft an ... 

Prof. Dr. Kerry-U. Brauer führt die Staatliche Studienakademie Leipzig der Berufsakademie Sachsen nun als Direktorin und hat nach 18 Jahren die Leitung der Studienrichtung Immobilienwirtschaft an Prof. Dr. Bettina Lange übergeben. Ein Gespräch über die Besonderheiten des dualen Studiums, die künftige Ausrichtung der Studienrichtung und Karrierechancen für Frauen in der Immobilienwirtschaft.

Immobilien Zeitung: Die Zahl der dualen Studiengänge hat sich in den fünf Jahren von 2007 bis 2012 um etwa 700 auf rund 1.380 erhöht. Mehr als 64.000 Studenten absolvieren ein solches Studium in Kooperation mit ca. 45.600 Unternehmen. Verspüren Sie auch einen solch starken Druck auf die Studienrichtung Immobilienwirtschaft?

Kerry-U. Brauer: Unsere Zahlen sind stabil geblieben. 1997 haben wir 61 Studenten aufgenommen, 2013 waren es 72. Damit stoßen wir an unsere Kapazitätsgrenze. Deswegen werden wir die Studienrichtung ausbauen.

IZ: Warum ist das Modell so erfolgreich?

Bettina Lange: Das duale Studium hat große Vorteile: Das von den Studenten erworbene akademische Wissen kann unmittelbar in der Praxis getestet werden. Beides schult die soziale Kompetenz im Umgang mit Kollegen und Kunden.

Brauer: Die Praxispartner schätzen, dass die Absolventen schon nach sehr kurzer Zeit voll einsatzfähig sind. Große Unternehmen müssen Hochschulabsolventen oft erst ein Traineeship anbieten. Wie effizient ist das?

Lange: Häufig hören wir von unseren rund 130 Praxispartnern, dass sie gern mehr duale Studenten im Studium begleiten würden, aber nicht immer die richtigen Kandidaten finden.

IZ: Woran liegt das?

Lange: Einerseits sind die Anforderungen der Praxispartner sehr hoch, andererseits haben die heutigen Gymnasiasten viele Möglichkeiten. Da ist es wichtig, früh und viel zu informieren. Wir organisieren deswegen Tage der offenen Tür und präsentieren uns auf Bildungsmessen.

Brauer: Ich schreibe mich erst einmal ein und schaue dann, ob das Studienfach zu mir passt - diese Methode funktioniert an einer Berufsakademie nicht. Unsere Studenten müssen sich vor dem Studium stärker mit den Inhalten auseinandersetzen, um dann einen Praxispartner von sich zu überzeugen, der mit ihnen einen Vertrag über drei Jahre abschließt. Das ist eine wesentlich größere Hürde, als sich nur an einer Hochschule einzuschreiben.

IZ: Wer die aber genommen hat, der bleibt?

Lange: Ja. Unsere Abbrecherquote, d.h. die aus persönlichen Gründen das Studium abbrechen, liegt bei unter 1%.

IZ: In der aktuellen Umfrage zur IZ-Joboffensive sind die Einstiegsgehälter von Berufsakademie-Absolventen 12% niedriger als von Absolventen einer Universität oder Hochschule, obwohl beide einen immobilienspezifischen Bachelorabschluss mitbringen. Wie erklären Sie sich diese Differenz?

Brauer: So etwas ärgert uns auch. Von der Öffentlichkeit wird den Berufsakademien vorgeworfen, zu wenig Theorie und zu viel Praxis zu vermitteln. Dabei schreiben unsere Studenten Bachelorarbeiten im Umfang von 50 bis 70 Seiten und nicht wenige absolvieren erfolgreich ein Masterstudium an einer Hochschule oder Universität. Außerdem ist der theoretische Studienanteil in Qualität und Quantität adäquat und entspricht anderer Hochschulen, da unsere Studenten keine Semesterferien haben. Ich finde den Namen Berufsakademie sehr, sehr unglücklich. Auch wir streben das Modell einer dualen Hochschule wie in Baden-Württemberg an. Durch diese Weiterentwicklung würde sich der Status der Studenten ändern.

IZ: Zumal sich hinter dem Stichwort duales Studium inzwischen verschiedene Varianten verbergen.

Brauer: Genau. Manchmal ähnelt der Praxisanteil eher einem verlängerten Praktikum. Bei uns ist jedes der sechs Semester in eine dreimonatige Praxisphase im Unternehmen und eine dreimonatige Studienphase an der Berufsakademie geteilt. Beide sind aufeinander abgestimmt, theoretische und praktische Studienmodule miteinander verzahnt. Die Studienrichtung Immobilienwirtschaft gibt es seit 1993. Wir hatten also Zeit, um das Know-how zu erwerben, Praxispartner in die Lehre einzubinden. Ich glaube, das müssen viele andere Anbieter erst noch entwickeln.

IZ: Fürchten Sie den Wettbewerb durch neue Angebote?

Brauer: Natürlich gibt es einen gewissen Wettbewerb um die besten Köpfe. Aus meiner Sicht dominiert aber eher die Vielfalt sowohl für potenzielle Studenten als auch für Unternehmen. Universitäten, Fachhochschulen und die Berufsakademie haben jeweils einen anderen Fokus. Natürlich werden wir an der Berufsakademie keine Grundlagenforschung machen, dafür sind die Universitäten zuständig und diese Arbeitsteilung ist gut. Praxisbezogene angewandte Forschung passt dagegen sehr gut. So bearbeiten wir aktuell zum Beispiel ein Forschungsprojekt im Controlling, das von der IHK unterstützt wird. Solche Engagements werden wir ausbauen.

IZ: Wenn Sie das Studienangebot ausbauen, woher sollen dann die ganzen Studenten und Praxispartner kommen?

Brauer: Schon jetzt haben wir Studenten und Praxispartner aus dem ganzen Bundesgebiet. Die Mehrheit der Studenten kommt aber aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.

IZ: Neue Studiengänge werden allerorten entwickelt und auch Sie planen, ihr Angebot auszubauen.

Brauer: Mit dem Ausbau soll Rechnung getragen werden, dass wir in der Branche gleichermaßen Generalisten benötigen, die das facettenreiche Gebiet der Immobilienwirtschaft überblicken und parallel aber auch über Spezialistenwissen verfügen. So entwickelt sich hier neben den speziellen Managementbereichen in Abhängigkeit der Nutzungsart der Immobilie einerseits der Trend in Richtung Kapitalmarktorientierung, andererseits werden aber auch zunehmend technische Kenntnisse insbesondere im Bereich Energie und Gebäudeausrüstung gefordert.

IZ: Würden Sie Ihren Absolventen eine Hochschulkarriere empfehlen?

Brauer: Ehrlich gesagt, eher nicht. Es gibt kaum neue Stellen. Sachsen und auch andere Bundesländer sind dem Sparwahn verfallen und im Hochschulbereich müssen allein in Sachsen ca. 1.200 Stellen abgebaut werden. Ich halte das für eine völlig falsche Politik.

IZ: 62% Ihrer Studenten sind inzwischen weiblich. Wie haben sich die Karrierechancen für Frauen in der Branche entwickelt?

Brauer: Ich glaube, sie haben sich verbessert. Zum einen sind die Kommunikationsanforderungen in der Branche gestiegen, ein eher weiblich besetzter Aufgabenbereich. Zum anderen ist die Immobilienwirtschaft klein- und mittelständisch geprägt. Diese Strukturen bieten für Frauen bessere Entwicklungsmöglichkeiten als Konzerne.

IZ: Frau Lange, Sie waren bislang für die Studienrichtung Bankwirtschaft zuständig. Was sind Ihre Pläne für das neue Aufgabengebiet Immobilienwirtschaft?

Lange: Wir wollen noch flexibler auf die Anforderungen der Praxispartner und der Studenten eingehen. Dazu besteht die Möglichkeit, innerhalb des Studiengangs Vermögensmanagement Module individuell auszuwählen und damit Finanz-, Steuer- und Controllingkompetenz zu vertiefen. Außerdem soll mehr technisches Fachwissen aus dem Studiengang Service Engineering den Studenten und Praxispartnern zugängig gemacht werden. Geplant ist darüber hinaus, in Kooperation mit anderen Hochschulen einen berufsbegleitenden Master zu entwickeln.

IZ: Frau Brauer, Frau Lange, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Sonja Smalian.

Sonja Smalian

Fertig ... und los!

Besonders die Bachelor-Studierenden zeigen sich reiselustig: Zwei Drittel von ihnen würden nach ihrem Abschluss gern im Ausland arbeiten. Von den etwas älteren Masterstudierenden sagt das nur jeder Zweite.

Besonders die Bachelor-Studierenden zeigen sich reiselustig: Zwei Drittel von ihnen würden nach ihrem Abschluss gern im Ausland arbeiten. Von den etwas älteren Masterstudierenden sagt das nur jeder Zweite.

Bild: Andrey Kiselev/Fotolia.com

Karriere 21.08.2014
Die Studenten immobilienwirtschaftlicher Fächer sind mobil. Ein Praktikum, ein Job oder ein Auslandssemester haben schon fast jeden Dritten einmal jenseits der deutschen Grenze geführt, ... 

Die Studenten immobilienwirtschaftlicher Fächer sind mobil. Ein Praktikum, ein Job oder ein Auslandssemester haben schon fast jeden Dritten einmal jenseits der deutschen Grenze geführt, wie die diesjährige Umfrage zur IZ-Joboffensive zeigt. Auch nach dem Abschluss würden gerne knapp zwei Drittel im Ausland arbeiten.

Im Ausland den Beruf ausüben, das würden 61% der Immobilienstudenten in Deutschland gern einmal ausprobieren. Das Fernweh kennt keine Geschlechtergrenzen, sondern packt sowohl Männer wie auch Frauen gleichermaßen. Das zeigt die diesjährige Umfrage zur IZ-Joboffensive, an der sich 446 Studenten immobilienwirtschaftlicher und verwandter Fächer beteiligt haben (siehe "Die IZ-Joboffensive" auf dieser Seite unten).

Dem Lockruf der Fremde würden zwei Drittel der Eingeschriebenen an Universitäten und Berufsakademien gern nachgeben. An Fachhochschulen liegt der Anteil der reiselustigen Studenten mit 58% etwas niedriger. Ähnliche Differenzen lassen sich zwischen Bachelor- und Masterstudenten ausmachen. Von den meist jüngeren Bachelorstudenten würden ebenfalls zwei Drittel gern außerhalb Deutschlands einen Job antreten, bei den etwas älteren Masterstudenten ist es hingegen nur jeder Zweite.

Damit zeigen sich die Immobilienstudenten mobiler als der durchschnittliche Berufstätige. Nach einer Umfrage des sozialen Netzwerks Xing unter seinen Mitgliedern würden nur 41% der Xing-Nutzer für ihren Traumjob weltweit umziehen. Unter den jungen Berufstätigen zwischen 18 und 29 Jahren liegt der Anteil mit 47% etwas höher.

Wohin zieht es die angehenden Immobilienprofis? Auf der Wunschliste der 271 Studenten, die gern im Ausland arbeiten würden, stehen gleich vier englischsprachige Länder: Rang eins belegen wie auch schon in den Jahren zuvor die USA. Jeder Vierte würde gerne dort mal ins Berufsleben reinschnuppern. Großbritannien kann, wenn auch mit deutlichem Abstand, ebenfalls punkten (15%). Rang fünf belegen Australien und Neuseeland, wohin es immerhin 7% zieht. Mit der Schweiz ist ebenfalls ein Land in den Top 5, in dem es zumindest im deutschsprachigen Teil wenig sprachliche Hürden geben dürfte. Noch völlig offen und flexibel zeigt sich jeder zehnte Student bei der Länderwahl: Diese Gruppe würde "überall" hingehen für den Job. Das dürfte die Arbeitgeber freuen.

Zumal der Sprung über die Grenze gar nicht für jeden Neuland ist. Denn knapp ein Drittel der 446 Befragten hat schon immobilienspezifische Auslandserfahrung gesammelt, zumeist durch ein Auslandssemester oder ein Praktikum. Manch einer verfügt sogar schon über Berufserfahrung. In dieser Kategorie haben die Männer die Nase leicht vorn im Vergleich zu ihren Kommilitoninnen. Doch beim Thema Auslandspraktika liegen beide Geschlechter gleichauf. Abermals gehören englischsprachige Länder wie Großbritannien (31%), USA (18%) und Australien/Neuseeland (8%) zu den Favoriten der Studenten für ihren Auslandstrip. Aber auch die europäischen Nachbarländer Deutschlands, wie die Niederlande oder die Schweiz, standen in der Gunst der Studenten ganz weit oben (jeweils 6%).

Die Vorliebe für englischsprachige Länder hat ihren Grund. Quasi jeder der befragten 446 Studenten - mit einer Ausnahme - gibt an, Englisch zu sprechen. Knapp ein Viertel würde seine Kenntnisse als verhandlungssicher bezeichnen, jeder Zweite als fließend. Kein Wunder also, dass es die Studenten vor allem in Länder zieht, in denen die globale Wirtschaftssprache beheimatet ist - zumal London das Wirtschaftszentrum Europas ist und die USA zu den größten Märkten der Welt zählt und als Ursprungsland der Subprime-Krise eine weltweite Finanzkrise auslösen konnte. Diese Märkte näher kennenzulernen, dürfte für einen Berufseinsteiger in der Branche sicherlich interessant sein. Neben Englisch parliert noch knapp jeder Dritte auf Französisch und knapp jeder Siebte auf Spanisch. Auch über italienische und russische Sprachkenntnisse verfügen 4% bzw. 7% der Befragten. 29 Fremdsprachen von Afrikaans bis Zulu umfasst der Sprachenschatz der Befragungsteilnehmer.

Die Studierenden haben auch klare Vorstellungen davon, wo sie in Deutschland am liebsten arbeiten würden: Auf dem ersten Rang steht wieder einmal Frankfurt mit dem Rhein-Main-Gebiet (17%). Mainhatten lockt nicht nur mit einer für Deutschland ungewöhnlichen Skyline aus Wolkenkratzern, sondern ist auch Sitz zahlreicher Immobilienunternehmen und Finanzierer. Auf den Rängen zwei bis fünf finden sich mit München (15%), Berlin (13%), Stuttgart (12%) und Hamburg (11%) die größten deutschen Städte wieder. Auf Platz 6 - allerdings mit sechs Prozentpunkten Abstand - hat es mit Leipzig sogar eine ostdeutsche Stadt auf einen der vorderen Plätze geschafft. Die Stadt teilt sich Rang sechs mit der Kategorie "deutschlandweit". Jeder 20. Student ist geografisch noch nicht festgelegt - und bereit, dem besten Angebot zu folgen.

Unternehmen, die Berufseinsteiger auf sich aufmerksam machen wollen, müssen vor allem Aufstiegsmöglichkeiten aufzeigen und mit einem Weiterbildungsangebot aufwarten können. Die Höhe des Gehalts, ein zumindest bei der Entscheidungsfindung offenbar sicherer Arbeitsplatz, eine ansprechende Unternehmenskultur und ein Karriereplanungsprogramm sind ebenfalls wichtige Auswahlfaktoren. Auch wenn die Nachwuchskräfte sich eine Auslandstätigkeit vorstellen können: Bei der Arbeitgeberwahl spielt der Faktor "Möglichkeit einer Auslandsentsendung" nur eine untergeordnete Rolle.

Die IZ-Joboffensive

Die Joboffensive für die Immobilienwirtschaft, eine Initiative der Immobilien Zeitung, fördert seit 2001 den Austausch zwischen Arbeitgebern der Immobilienwirtschaft und Berufseinsteigern. Orientierung für den Übergang vom Studium in den Beruf bietet u.a. eine Gehalts- und Arbeitsmarktumfrage, an der sich in diesem Jahr 115 Immobilienunternehmen und 446 Studenten immobilienwirtschaftlicher und verwandter Studiengänge beteiligt haben. Die Ergebnisse der Umfragen werden im IZ-Karriereführer 2014/15 für die Immobilienwirtschaft (Erscheinungstag: 1. September) veröffentlicht. Unterstützt wird die IZ-Joboffensive 2014 von: Aareal Bank, Bernd Heuer & Partner Human Resources, BNP Paribas Real Estate, CBRE, Corpus Sireo, DTZ, ECE, Irebs Immobilienakademie, Kaufland, Messe München/Expo Real, mfi management für immobilien, Patrizia Immobilien und RGM. sma

Sonja Smalian

Immobilienjournalisten des Jahres gekürt

Der Journalistenpreis der Deutschen Immobilienwirtschaft wurde zum 14. Mal ausgelobt.

Der Journalistenpreis der Deutschen Immobilienwirtschaft wurde zum 14. Mal ausgelobt.

Bild: Fotolia.de/Dariusz Urbanczyk

Köpfe 09.07.2014
Die Wissenschaftliche Vereinigung zur Förderung des Immobilienjournalismus (WVFI) hat die diesjährigen Preisträger des Journalistenpreises der Immobilienwirtschaft bestimmt. Ausgezeichnet ... 

Die Wissenschaftliche Vereinigung zur Förderung des Immobilienjournalismus (WVFI) hat die diesjährigen Preisträger des Journalistenpreises der Immobilienwirtschaft bestimmt. Ausgezeichnet wurden Andreas Dey, Jan Haarmeyer und Joachim Mischke für ihre Artikelserie zur Hamburger Elbphilharmonie, die im Dezember 2013 im Hamburger Abendblatt erschienen war. Der Sonderpreis geht an Tanja Schuhbauer von der Schwäbischen Zeitung. Sie hatte im Januar und Februar 2013 eine Artikelserie über den Wohnungsmarkt im Südwesten Deutschlands verfasst.

Die WVFI zeichnet mit dem Preis Journalisten aus, die sich "durch ihre Beiträge um den Immobilienjournalismus verdient gemacht haben". Auch die Immobilien Zeitung war in der Vergangenheit mit dem Preis geehrt worden: 2012 ging er an Chefredakteur Thomas Porten und 2005 an Redakteurin Monika Leykam. Die diesjährige Preisverleihung findet am 7. Oktober 2014 auf der Expo Real statt.

Sonja Smalian