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Der erste Job soll viel Geld bringen

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Karriere 12.09.2024
Mit dem Abschluss in der Tasche fühlen sich Nachwuchskräfte bereit für den Berufseinstieg in die Immobilienwirtschaft. Wer seinen Wert noch nicht kennt, geht beim ersten Gehaltswunsch ... 

Mit dem Abschluss in der Tasche fühlen sich Nachwuchskräfte bereit für den Berufseinstieg in die Immobilienwirtschaft. Wer seinen Wert noch nicht kennt, geht beim ersten Gehaltswunsch deshalb gerne aufs Ganze. Doch die Realität sieht anders aus.

Von der passenden Aufgabe über den Standort bis zur Unternehmensgröße haben Absolventen aus Studienfächern mit immobilienwirtschaftlichem Bezug genaue Vorstellungen davon, wie ihr Berufseinstieg aussehen soll. Ganz oben auf der Prioritätenliste bleibt jedoch als zentrales Thema das Geld. 87% der mehr als 500 Teilnehmenden der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) stufen die Höhe des Gehalts als wichtig oder sogar sehr wichtig bei der Wahl ihres ersten Jobs und somit ihres ersten Arbeitgebers ein.

"Zwischen 45.000 Euro und 75.000 Euro ist alles möglich", fasst Dario Markoc die Vorstellungen der Berufsanfänger zusammen. Er hat vor zweieinhalb Jahren das Nachwuchsnetzwerk Future of Real Estate (Fore) gegründet und wird seit seinem eigenen Berufseinstieg häufig von jungen Mitgliedern gefragt, welche Gehälter für sie realistisch sein könnten. "Im Netzwerk ist das ein großes Thema. Schon wer ein erstes Praktikum antritt, tauscht sich mit anderen in vertrauter Runde darüber aus, welches Unternehmen den Studenten wie viel zahlt", sagt er. Einen Branchenvertreter, der schon fest im Berufsleben steht, nach seinem Einkommen zu fragen, sei aber ein No-Go, findet Markoc. "Das Gehalt ist eine sehr private Sache, und ganz abgesehen davon auch etwas sehr Individuelles. Dadurch sind Vergleiche mit anderen kaum möglich – auch dann, wenn sie eine Stelle in der gleichen Position besetzen." Durch Gespräche könne höchstens ein Gespür für mögliche Gehaltsspannen entwickelt werden. Die Schwierigkeit bleibe es aber, sich selbst darin einzuordnen.

Genau dafür fehle es vielen Nachwuchskräften ohne vorherige Berufserfahrung jedoch an der notwendigen Orientierung. "Es werden häufig Wunschgehälter untereinander verglichen, um zu sehen, wer bei einer Angabe in einer Bewerbung bisher wie weit gegangen ist", erzählt Markoc. Dabei ginge es den jungen Talenten nicht unbedingt darum, mit ihren Vorstellungen zu prahlen oder sich "gegenseitig hochzupushen", sondern darum, Vergleichswerte zu finden.

Der Nachwuchs will mehr als noch vor fünf Jahren

Kommt in einem Bewerbungsverfahren die Frage nach dem Wunschgehalt auf, reizen viele Anfänger die Möglichkeiten aber aus. Für sie ist klar: Ein hohes Gehalt zeigt Anerkennung durch den Arbeitgeber. Fallen die Gehälter niedrig aus, sinkt also der Ruf des Unternehmens bei den jungen Kräften.

Die Vorstellungen von einem fairen Einstiegslohn sind dabei in den vergangenen Jahren ungeachtet der wirtschaftlichen Veränderungen gestiegen. Gaben sich die Bewerber vor fünf Jahren noch mit 46.826 Euro im Mittel zufrieden, lag das Durchschnittswunschgehalt der Teilnehmenden der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage bei 56.158 Euro. Lediglich während des ersten Corona-Lockdowns gingen die Vorstellungen der damaligen Berufseinsteiger leicht zurück. (Sehen Sie dazu auch die Grafik "Die Wunschgehälter der Absolventen steigen weiter").

Doreen von Bodecker, Geschäftsführerin der Personalberatung Cobalt, führt diese Entwicklung auf die Inflation in den zurückliegenden Jahren zurück. Ihr und ihrem Team falle immer wieder auf, dass Nachwuchskräfte bei der Festlegung ihres Wunschgehalts zunächst von den eigenen Bedürfnissen ausgehen. "Sie rechnen die Miete für die erste eigene Wohnung in guter Metropollage ein, die Kosten für ein Auto, Urlaube und andere Wünsche für den eigenen Lebensstandard. Und all das ist teurer geworden, genauso wie der tägliche Einkauf im Supermarkt", erklärt die Personalexpertin, warum die Ansprüche unabhängig von der Wirtschaftssituation steigen.

Dabei sind es nicht nur Berufseinsteiger in der Immobilienwirtschaft, deren Ansprüche seit Ende der Pandemie gestiegen sind. Laut dem Arbeitsmarktbarometer der Manpower Group sehen 32% aller deutschen Unternehmen eine Herausforderung darin, dass die Erwartungen an die Vergütung bei Arbeitnehmern mit weniger als zehn Jahren Berufserfahrung gestiegen sind.

Oft ziehen Nachwuchskräfte Stundenlöhne aus Studentenjobs als Basis heran, so von Bodecker. "Zwar arbeiten sie in dieser Zeit in der Regel nur wenige Stunden pro Woche, doch die werden oft sehr gut bezahlt." Sie mit einem Aufschlag für das Studium auf ein Monatsgehalt hochzurechnen, gehe nicht auf. Ebenso wenig sollten sich Absolventen nur auf Aussagen von Professoren und Dozenten verlassen. Diese wollen während des Studiums mit der Aussicht auf hohe Summen motivieren. Doch bei den Möglichkeiten, die im Hörsaal genannt werden, handelt es sich oft nicht um reine Einstiegsgehälter. Vorsicht geboten sei auch bei Durchschnittsangaben zu Jobtiteln auf Online-Jobbörsen. "Dort werden Gehälter von Mitarbeitern mit unterschiedlicher Berufserfahrung zusammengefasst", warnt von Bodecker.

Die höchsten Gehaltsvorstellungen haben Masterabsolventen (sehen Sie dazu auch die Grafik "Masterabsolventen verlangen mehr Gehalt als Bachelorabgänger, Männer mehr als Frauen"). Ihnen schweben im Schnitt 58.438 Euro für die ersten zwölf Monate vor. Bachelor verlangen mit 54.119 Euro etwa 4.000 Euro weniger im ersten Berufsjahr. Doch außerhalb von kommunalen Unternehmen, die nach Tarifverträgen zahlen, sieht von Bodecker den genauen Abschlusstitel nicht als ausschlaggebendes Argument für die Höhe des Gehalts. "Gerade bei Einstiegspositionen haben sowohl Bachelor- als auch Masterabsolventen die gleiche Ausgangsposition in den Gehaltsverhandlungen", sagt sie.

Die Wünsche unterscheiden sich je nach Sparte

Unabhängig vom Abschluss verlangen junge Männer mit 58.000 Euro im Mittel mehr als junge Frauen. Letztere geben sich im Schnitt mit 53.750 Euro beim Berufseinstieg zufrieden. Mit die höchsten Gehälter rechnen sich die Absolventen im Investment- und im Fondsmanagement aus (sehen Sie dazu auch die Grafik "Gehaltswünsche beim Berufseinstieg liegen meist über der Realität"). Dort wünschen sie sich fast 59.000 Euro. Fast genauso viel (rund 58.000) erhofft sich der Nachwuchs von einem Brancheneinstieg als Asset-Manager. Die niedrigsten Einstiegsgehälter werden im Property-Management und als Makler erwartet. Unter 50.000 Euro sinkt der Schnitt aber auch bei diesen nicht.

Dass diese Summen kaum der Realität entsprechen, zeigt eine Studie von Cobalt. Die Personalberater haben sich mehr als 1.000 Gehaltsangaben von Branchenprofis anvertrauen lassen. Im Schnitt kamen Berufsanfänger im Fondsmanagement auf 48.000 Euro. Ähnliche Abweichungen zwischen Wunsch und Wirklichkeit ergaben sich im Asset-Management, wo die Wünsche rund 11.000 Euro über dem Durchschnittsgehalt von 47.000 Euro lagen, und in der Projektentwicklung, wo die Differenz satte 32% betrug.

Von Bodecker hofft, dass die EU-Richtlinie des Entgelttransparenzgesetzes mehr Orientierung bringen wird. Sie tritt im Juni 2026 in Kraft und gibt vor, dass bei Stellenausschreibungen ein Durchschnittsgehalt angegeben werden muss, das das Unternehmen für die Stelle und die Hierarchieebene zahlt. Bisher sehen die meisten Arbeitgeber davon ab. Nicht zuletzt, weil sie eine Vergleichbarkeit zwischen den Unternehmen vermeiden wollen, aber auch um zu verhindern, dass sich bestehende Mitarbeiter gegenüber Neuanwerbungen benachteiligt fühlen.

Juniorpositionen sind besonders beliebt

Als häufigstes Argument zur Rechtfertigung ihres Gehaltswunschs nannten die Studenten in der IZ-Arbeitsmarktumfrage ihre "spezialisierte Ausbildung". Sie sehen sich damit gerüstet für den direkten Einstieg in den Job. Nur zwölf von mehr als 500 Teilnehmern würden gerne ein zusätzliches Studium anhängen, Orientierung in einem Traineeprogramm wünscht sich nicht einmal jeder Fünfte (96). Stattdessen planen mehr als zwei Drittel der Absolventen (364) einen Direkteinstieg in eine Juniorposition.

Eine feste Zusage für eine Stelle hatten zum Zeitpunkt der Umfrage nur 56 Teilnehmer. Die meisten von ihnen haben dafür Vereinbarungen zur Übernahme bei einem Arbeitgeber aus einem Praktikum oder einer Werkstudentenstelle getroffen. Doch nicht nur sie blicken dem Start ins Berufsleben optimistisch entgegen. Rund drei Viertel aller Befragten schätzten die Chancen, direkt nach dem Studium in eine Festanstellung übergehen zu können, als gut oder sehr gut ein. Einer der Hauptgründe für diese Einschätzung war dabei der Fachkräftemangel, von dem sie sich wenig Konkurrenz und viele offene Positionen erhoffen.

Von Bodecker differenziert: "Nachwuchspersonal wird grundsätzlich immer gebraucht. Aber nicht an jeder Front." Ob der Antritt direkt nach dem Studium zu den Konditionen der Bewerber möglich ist, hängt also von der genauen Zielrichtung ab. "Mit Blick auf Nachwuchskräfte werden immer noch viele Talente im Property-Management, im Feld Bauen im Bestand, im Facility-Management und ebenso ungemindert in klassischen Finanzfunktionen gesucht", erklärt von Bodecker. Schwerer haben es Einsteiger in den Feldern Transaktionen, Projektentwicklung und Ingenieure für Neubau. "Es wird wenig investiert, also brauchen diese Sparten weniger Nachwuchs. Stattdessen sind hier eher erfahrene Experten gesucht."

Personalberater Frank Groß von Immopersonal Consulting meint: "Eigentlich ist ein Berufseinstieg eine weitere Ausbildung, die die Realität nahebringt." Er betont, dass vor allem das Übernehmen von Verantwortung erst noch erlernt werden muss. Wer unmittelbar nach dem Abschluss für eine konkrete Aufgabe eingesetzt werden will, müsse sich im Klaren darüber sein, dass die Arbeitgeber bei den Gehaltsverhandlungen ganz genau hinschauen. Faktoren, die über das Gehalt entscheiden, sind in der Regel der Schul- und Hochschulabschluss, Noten und praktische Erfahrung. Dabei legen die Arbeitgeber aber weniger Augenmerk auf absolvierte Praktika, sondern achten darauf, dass die Erfahrungen zur Stelle passen. "Natürlich steht auch die Persönlichkeit im Vordergrund und die Motivation, etwas Neues, Praktisches mit Verantwortung zu lernen", sagt Groß.

Benefits haben auch ihren Wert

Der Personalexperte weiß: Die Möglichkeit, ein Wunschgehalt anzugeben, bedeutet nicht unbedingt, dass jedes Unternehmen auch bereit ist, alles zu zahlen. Eine zu niedrige Angabe würde allerdings auch nur selten ausgenutzt. "Die Unternehmen wollen ja gar nicht zu einem niedrigen Gehalt gewinnen, sondern sie möchten einen guten Bewerber zu einem guten Startgehalt einstellen, mit dem beide Seiten zufrieden sind", erklärt er.

Überzeugen kann laut Groß, wer sein Wunschgehalt erklären kann. Dafür empfiehlt er einen Blick in den Lebenslauf, einen CV-Check: "Wer mit einer abgeschlossenen Ausbildung oder gar einem Studium startet, der kann sich dafür schon mal einen Grundwert von 36.000 Euro zuschreiben", sagt er. Für weitere Qualifikationen könne jeder Bewerber noch einmal draufschlagen. "So um die 2.500 Euro pro Asset sind realistisch", sagt Groß. In einer Beispielrechnung kommt er auf ein Einstiegsgehalt für einen Hochschulabsolventen mit Wirtschaftsabitur, Praktika und guten Noten in Höhe von 43.000 bis 46.000 Euro. Das deckt sich mit den Gehältern aus der Cobalt-Studie.

Das Cobalt-Team weiß, dass bei vielen Gesprächen mit jungen Talenten zunächst Enttäuschung herrscht, wenn sie bemerken, dass ein realistisches Gehalt unter ihren Wünschen liegt. Wenn ein Arbeitgeber verdeutlicht, was er außer dem bloßen Gehaltsscheck noch zu bieten hat – etwa Benefits wie Zuschüsse zu Fahrkarten, Fitnessstudios oder Vergünstigungen bei Partnerunternehmen –, wird vielen Bewerbern klar, dass dies als Teil der Bezahlung einzuordnen ist. "Auch kleine Boni können schon zum Start der Karriere gute Anreize für Nachwuchskräfte sein", ordnet von Bodecker ein.

Dass es beim Einstiegsgehalt nicht bis zur Rente bleibt, wissen auch die Absolventen aus der Arbeitsmarktumfrage. 91% gaben an, dass ihnen Weiterentwicklungsmöglichkeiten wichtig bis sehr wichtig sind – das sind ebenso viele wie die, die ihren Fokus aufs Geld setzen. Nach zwei bis drei Jahren hoffen sie auf einen ersten Gehaltssprung. Wenn die Lernkurve bis dahin stimmt, ist ein Anstieg um bis zu 10% den Experten zufolge durchaus realistisch.

Janina Stadel

Mit Managern auf Zeit gegen die Betriebsblindheit

Interim-Manager sind in der Regel nur für wenige Monate in einem Unternehmen tätig.

Interim-Manager sind in der Regel nur für wenige Monate in einem Unternehmen tätig.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Liubomir

Karriere 15.08.2024
Wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt oder Experten für neue Projekte gebraucht werden, setzen Arbeitgeber auf Interim-Manager. Sie sind schnell einsetzbar und ... 

Wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt oder Experten für neue Projekte gebraucht werden, setzen Arbeitgeber auf Interim-Manager. Sie sind schnell einsetzbar und können mit neuen Ideen der eigenen Betriebsblindheit entgegenwirken. Weil die Nachfrage nach ihnen steigt, spezialisieren sich Recruiter bereits auf die Kandidatensuche für zeitlich begrenzte Besetzungen.

Vor allem in kleinen und mittelgroßen Unternehmen hat der Einsatz von Interim-Managern in den letzten zwei Jahren zugenommen. Das zeigen Zahlen aus Studien wie dem Trendbarometer der Dachgesellschaft Deutsches Interim Management und von Heuse Interim. Letzteres hat mehr als 900 Interim-Manager aus verschiedenen Branchen zu ihrer aktuellen Auftragslage befragt. Das Ergebnis: Die Nachfrage nach Fach- und Führungskräften auf Zeit ist seit dem Ende der Corona-Pandemie gestiegen.

Gleichzeitig ist aber die Auslastung derer gesunken, die ausschließlich nach diesem Modell arbeiten. Ein Grund dafür ist, dass immer mehr Fachkräfte diesen Weg einschlagen. Von den Befragten gaben 77% an, sich bewusst nur noch projektweise einstellen zu lassen. Fast alle von ihnen (82%) schätzen die selbstbestimmten Arbeitsweisen und die Möglichkeit, sich immer wieder für neue Projekte entscheiden zu können. Fast jeder Zweite (48%) gab zudem an, dass sich sein Einkommen im Vergleich zu einer vorherigen Festanstellung verbessert habe. Dabei arbeiten Interim-Manager in der Regel nach Tagessätzen, die höher liegen als ein heruntergerechnetes Jahresgehalt, oder verlangen Projektpauschalen, die vor Antritt einer Aufgabe festgelegt werden.

Dass sich der Einsatz von externen Experten auf Zeit trotz vorübergehender höherer Kosten für Arbeitgeber lohnen kann, weiß Steffi Floß. Sie stieg nach ihrem Studium an der Irebs im Centermanagement in die Immobilienwirtschaft ein und war vor einigen Jahren aus einer Leitungsposition heraus auf Mitarbeiter angewiesen, die ohne großen zeitlichen Vorlauf eingesetzt werden konnten. Um passende Kandidaten zu finden, begann sie, sich mit dem Thema Interim-Management auseinanderzusetzen. "Mir ist aufgefallen, dass externe und zeitlich begrenzte Besetzungen viele Vorteile haben – aber auch, dass das Thema in der Immobilienwirtschaft nur wenig verbreitet ist", erinnert sie sich. Inzwischen hat sie die Seite gewechselt und baut seit Juli für die Personalberatung Artes Recruitment einen spezialisierten Geschäftsbereich auf, um für ihre Kunden Interimstellen zu besetzen. Der häufigste Grund, warum Unternehmen sich für diese Möglichkeit entscheiden, sei die kurzfristige Besetzung von Vakanzen, bis ein Kandidat für eine langfristige Anstellung gefunden wurde oder verfügbar ist.

Mit der Entscheidung, ein ganzes Geschäftsfeld dafür aufzubauen, habe die Personalberatung auf die gestiegene Nachfrage nach Übergangsmanagern durch ihre Kunden reagiert. "Die Immobilienbranche sieht sich derzeit mit gravierenden Veränderungsprozessen konfrontiert, die sich auch auf die Personalsituation in Unternehmen niederschlagen. Lösungen auf Zeit bieten hier, richtig eingesetzt, vor allem im Senior-Level-Bereich gleichermaßen Expertise und Flexibilität", sagt Bushra Nadeem, Gründerin und Managing Director von Artes Recruitment. Ein passendes Netzwerk dafür hat sich Floß bereits aufgebaut, denn "eigentlich gab es das Konzept schon immer. Doch dass man eine Stelle bewusst auch als Interimstelle bezeichnet, war bis vor einiger Zeit in der Branche nicht üblich", sagt sie. Dass um die Übergangsbesetzungen inzwischen weniger Hehl gemacht wird, kann auf die Situation und die Marktlage in der Immobilienwirtschaft zurückgeführt werden: "Interessant werden Interimbesetzungen immer dann, wenn Zeitdruck und Personalnot herrschen. Die Marktlage in den letzten Monaten erschwerte die langfristige Personalplanung. Da geben Interimbesetzungen Flexibilität. Nicht zuletzt werden die Stellen auch oft in Teilzeit vergeben", sagt Floß. Besonders beliebt seien sie, wenn ein Unternehmen eine neue Abteilung oder ein neues Geschäftsfeld aufbauen will oder wenn es neue Mandate für Projekte gibt, die integriert werden müssen.

Schneller Ersatz ohne feste Bindung

"Die Interimbesetzungen bieten dann die Möglichkeit, sich zeitnah einen Experten ins Haus zu holen, ohne sich langfristig auf eine weitere Vollzeitbesetzung festlegen zu müssen", weiß auch Thomas Krentscher, Manager des Bereichs Interim-Management bei der Personalvermittlung Robert Walters. Er kennt noch ein weiteres Szenario, das häufig zum Wunsch nach Interim-Managern führt. Nämlich wenn ein Unternehmen frühzeitig einen steigenden Bedarf an Mitarbeitern voraussieht, etwa wenn ein neues Projekt in Auftrag gegeben wird. "Diese Unternehmen arbeiten präventiv gegen den Fachkräftemangel", sagt Krentscher.

Floß vermittle die meisten ihrer Kandidaten für einen zuvor abgesteckten Zeitraum von drei bis sechs Monaten. Zwar würden rund 70% dieser Jobs am Ende verlängert, doch weil zunächst nur ein begrenzter Einsatz geplant ist, fehlt die Zeit für eine gründliche Einarbeitung oder eine lange Findungszeit im Unternehmen. Interim-Manager müssen deshalb sofortige Einsetzbarkeit und auch Standortflexibiliät mitbringen. "Die Herausforderung für den Interim-Manager besteht immer darin, das Tagesgeschäft sowie den Projektauftrag sofort und parallel zu bewältigen", sagt Krentscher. Möglich macht das vor allem die vorherige Erfahrung.

Für Berufseinsteiger empfiehlt auch Floß das Konzept nicht. "Die meisten, die sich für diesen Weg bewusst entscheiden, haben schon ihre Karriere gemacht. Sie bringen meist zehn oder mehr Jahre Berufserfahrung mit und kennen die Branche. Der typische Interim-Manager ist ein Problemlöser, der gerne projektweise arbeitet und sich schnell in neue Themen und Umfelder einarbeitet", sagt die Recruiterin.

Neben fachlicher Expertise seien demnach auch Kenntnisse im Change- und Projektmanagement sowie in der Prozess- und Digitalisierungsberatung gefragt. Nicht zuletzt deshalb entscheiden sich einige Arbeitgeber im Moment gezielt für diesen Weg, denn durch den vorübergehenden Einsatz eines externen Experten können sie einer eingeschlichenen Betriebsblindheit entgegensteuern oder sich Expertise ins Haus holen, die bisher noch nicht aufgebaut wurde.

Krentscher erklärt: "Wenn ein Interim-Manager zur Vakanzüberbrückung eingesetzt wird, kann dies jedoch auch große Vorteile für das Unternehmen bringen. Der Projektauftrag des überbrückenden Interim-Managers sollte neben dem Tagesgeschäft unbedingt die Optimierung der Systeme und Schnittstellen umfassen. Nicht selten werden durch den Interim-Manager ganze Prozessketten deutlich verkürzt oder im Ganzen eingespart."

Angst davor, dass der Vertretungsmanager nach seinem Einsatz zur direkten Konkurrenz wechseln könnte und das Know-how aus dem eigenen Unternehmen dort weitergibt, herrscht laut Floß in der Immobilienwirtschaft kaum. "Die Branche ist untereinander so stark vernetzt, dass sich niemand einen solchen Fehler leisten könnte, ohne seiner eigenen Karriere langfristig zu schaden", meint sie.

"Das Risiko ist diesbezüglich nicht größer als bei einer Festanstellung auch. Dennoch werden solche Punkte natürlich genau in den Verträgen festgehalten und wir achten als Personalberater darauf, dass keiner zeitgleich für Unternehmen tätig wird, die einen Interessenkonflikt mit sich bringen könnten."

Dabei seien es gerade die Interim-Manager selbst, die häufig auf die Personalberater zukommen. Sie haben es bei einem Wechsel eilig, um möglichst ohne lange Pausen von einer Aufgabe in die nächste überzugehen. Das gelingt aber nur, wenn sie wissen, welche Stellen es für sie gibt. "Und die wenigsten Interimpositionen werden öffentlich ausgeschrieben", weiß Floß.

Das hänge zum einen damit zusammen, dass ein langer Recruitingprozess vermieden werden soll. Zum anderen aber auch damit, dass gerade diese Stellen oft auf einen wichtigen Personalwechsel in einem Unternehmen hindeuten oder ein erstes Anzeichen für den Aufbau eines zusätzlichen Geschäftsfelds sein können, von dem die Öffentlichkeit oder die Konkurrenz in einer so frühen Phase noch nichts wissen sollen.

Janina Stadel

Der Standort bestimmt das Grundgehalt

Karriere 04.07.2024
Bis zu ein Drittel mehr verdienen Immobilienprofis an manchen Standorten im Vergleich zu Kollegen in gleicher Position und Funktion an anderen Orten. Das hängt mit regionalen Unterschieden beim ... 

Bis zu ein Drittel mehr verdienen Immobilienprofis an manchen Standorten im Vergleich zu Kollegen in gleicher Position und Funktion an anderen Orten. Das hängt mit regionalen Unterschieden beim Personalbedarf zusammen, aber auch mit unterschiedlichen Lebenshaltungskosten in den Regionen. Vor allem im Osten und Norden der Republik fallen einige Fixgehälter deutlich niedriger aus als in Süddeutschland.

In Bayern und Baden-Württemberg verdienen Immobilienprofis im Durchschnitt am meisten. Um das herauszufinden, hat die Personalberatung Cobalt für die Immobilien Zeitung (IZ) mehr als 1.000 Gehälter von Arbeitnehmern analysiert, die ihren Job gewechselt haben. Dabei zeigten sich Unterschiede zwischen den Fixgehältern, die je nach Arbeitsort bis zu einem Drittel auseinanderlagen.

Einen Großteil der Gehaltsunterschiede innerhalb der Bundesrepublik zieht Cobalt-Geschäftsführerin Doreen von Bodecker auf die Verteilung der Firmenstandorte zurück. "Die sieben Top-Städte der Immobilienwirtschaft nach Büroflächenbestand sind Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart", zählt sie auf und zieht den Schluss: "Nur eine Stadt davon, nämlich Hamburg, liegt im Norden, und mit Berlin nur eine im Osten. Alle weiteren verteilen sich auf den Westen und den Süden. Hier wird also mehr Personal benötigt." Das führe bei Stellenbesetzungen zu mehr Wettbewerb um geeignete Kandidaten. Um sie zu sich zu locken, bieten Unternehmen ihnen höhere Gehälter an.

So zahlen Arbeitgeber in Norddeutschland ihren Property-Managern mit technischem Schwerpunkt Jahresgehälter um die 63.000 Euro, während im Süden für die gleiche Position im Durchschnitt 72.000 Euro möglich sind. Für Immobilienprofis mit Finanzfunktionen liegen die Durchschnittsgehälter im Westen bei bis zu 90.000 Euro, im Osten nur bei bis zu 70.000 Euro.

Ähnliche Unterschiede gibt es laut Personalexpertin und Cobalt-Geschäftsführerin Nicole Schwan selbst bei Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft, die an den Tarifvertrag der Gewerkschaft Verdi gebunden sind. Dieser weise nämlich je nach Bundesland verschiedene Tariftabellen auf, in die die Mitarbeiter eingruppiert werden. Das führt dazu, dass Unternehmen ihren Angestellten zum Teil unterschiedliche Gehälter für die gleichen Aufgaben in der identischen Position bezahlen, wenn sie an unterschiedlichen Standorten tätig sind.

Laut den Personalberatern machen sich einige Arbeitgeber die regionalen Gehaltsunterschiede zunutze. "Wir beobachten, dass Unternehmen immer wieder Abteilungen, deren Sitz unabhängig vom Geschäftszweck ist, an bestimmte Standorte verlagern, um Gehaltskosten einzusparen beziehungsweise zu reduzieren", sagt von Bodecker, und ihre Kollegin ergänzt: "Eine inflationsbedingte Gehaltsanpassung wird vorrangig in Regionen mit starkem Kandidatenwettbewerb durchgeführt, wodurch im Süden und Westen höhere Gehälter abgeleitet werden können. So ergibt es sich, dass gerade bei Stellen in Ostdeutschland das Gehalt teilweise den gestiegenen Lebenshaltungskosten hinterherhinkt", sagt Schwan.

Nicht nur für den Osten prognostiziert von Bodecker noch eine weitere Gehaltsfalle. "Auflagen der Bundesregierung zur Umsetzung des Heizungsgesetzes erfordern bauliche Investitionen. Es kann angenommen werden, dass in strukturschwachen Regionen diese Investitionen zulasten der Gehälter gehen, da es einen höheren Investitionsbedarf in den Beständen gibt", nennt sie eine Besonderheit der Branche.

Aus den Zahlen liest von Bodecker noch eine weitere Differenz heraus: Über alle untersuchten Berufsfelder hinweg verdienen Frauen weniger als ihre männlichen Kollegen. Je senioriger die Position jedoch ist, desto weiter gleichen sich die Gehälter an. Während im technischen Property-Management das durchschnittliche Einstiegsgehalt von Frauen über ganz Deutschland hinweg 2023 bei 31.000 Euro lag, verdienten Männer zum Berufsstart im Schnitt schon 46.000 Euro. Auf Senior-Ebene lagen die Gehälter mit 69.000 und 70.000 Euro übers Jahr gerechnet aber nur noch 1.000 Euro voneinander entfernt. Gleiches galt für Experten-Positionen, für die mehr als 15 Jahre Berufserfahrung vorausgesetzt wurden. Auf dieser Ebene verdienten die Frauen mit 77.000 Euro sogar etwas mehr als ihre männlichen Kollegen.

Von Bodecker erklärt sich das durch den starken Wettbewerb. "Frauen sind traditionell in technischen Funktionen weniger zu finden als Männer", sagt sie und gibt an, dass dies besonders für höhere Positionen gelte. "Unternehmen, die Frauen für Leitungsfunktionen in der Technik gewinnen wollen, sind bereit, ein höheres Gehalt zu zahlen", weiß die Personalberaterin aus ihrer Erfahrung.

Die geringsten Unterscheide zwischen den Gehältern zeigten sich in der Studie bei den Immobilienanwälten. Ihr Jahreseinkommen bewegt sich in ganz Deutschland zwischen 88.000 und 107.000 Euro. Auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern fallen bei den Juristen am geringsten aus. Jedoch kommt es für sie laut Schwan auf den exakten Standort an. "Kanzleien veröffentlichen Gehälter, die sie zum dritten oder vierten Jahr der Beschäftigung für Berufseinsteiger zahlen", erklärt Schwan. "In Städten wie Düsseldorf erhält jemand zum Beispiel ein höheres Gehalt als in Ratingen, obwohl beide Städte nebeneinander liegen", ist ihr aufgefallen. In den vergangenen Jahren haben die Kanzleien diese Unterscheide oft durch unterschiedlich hohe Lebenshaltungskosten an den Standorten begründet. "Dies trifft teilweise aber heutzutage nicht mehr zu. Wir gehen davon aus, dass in höheren Positionen die Schere weiter aufgeht und es daher regional starke Schwankungen gibt."

Bei Berufen, die in jedem Unternehmen gebraucht werden, liegen die Gehälter am engsten zusammen. Das gilt vor allem in der Buchhaltung von Immobilienunternehmen. Die Gehälter bewegen sich zwischen 50.000 und 60.000 Euro, wobei auch hier Arbeitgeber aus dem Süden und dem Westen am besten bezahlen. Ähnlich verhält es sich bei den Property-Managern mit kaufmännischem Hintergrund. Hier wiegt vor allem die Spanne zwischen den Geschlechtern nur wenig. Frauen kommen in dieser Sparte im Osten auf durchschnittlich 49.000 Euro, Männer auf 50.000 Euro. Am meisten verdienen sie im Süden. Dort lag das Durchschnittsgehalt der Frauen bei 57.000 Euro, das der Männer bei bis zu 60.000 Euro.

Das könnte laut von Bodecker auch noch eine Zeit lang so bleiben. "Gegenwärtig sind bei Gehältern in klassischen Fachkraftfunktionen keinerlei Gehaltssteigerungen zu verzeichnen." Sie spricht von einer "wirtschaftlich sensiblen Grundsituation" in vielen Unternehmen, die dazu führt, dass mehr Arbeit eher auf bestehende Mitarbeiter verteilt wird, als dass sie zu Neueinstellungen führt. Dabei seien die Schmerzgrenzen, was die finanzielle Entlohnung angeht, bei vielen Bewerbern in den vergangenen Jahren gesunken. "Kurze Arbeitswege, mobile Arbeitsmöglichkeiten, Anzahl der Urlaubstage und ein gutes Teamgefüge haben bei vielen Bewerbern den Wunsch nach mehr Gehalt relativiert", sagt von Bodecker.

Bei seniorigen Funktion bis hin zur Geschäftsführerebene sei der Wechselwille der Immobilienexperten im Moment in einigen Regionen besonders hoch, wodurch die Zahl der möglichen Kandidaten für eine vakante Stelle steigt. "Das wiederum schlägt sich teilweise sogar in sinkenden Gehältern nieder", sagt von Bodecker.

Janina Stadel

Verwalter Akademie bietet zusätzliche Formate an

Karriere 07.05.2024
Als Geschäftsführer haben Sven Tanneberger und Reik Westerhoff das Programm der Verwalter Akademie in Leipzig ausgebaut. Der Fokus der Angebote liegt nun auf praxisnahen Seminaren. ... 

Als Geschäftsführer haben Sven Tanneberger und Reik Westerhoff das Programm der Verwalter Akademie in Leipzig ausgebaut. Der Fokus der Angebote liegt nun auf praxisnahen Seminaren.

Nach einem Wechsel in der Geschäftsführung stellt sich die Verwalter Akademie in Leipzig unter der Leitung von Rechtsanwalt Sven Tanneberger und Hausverwalter Reik Westerhoff inhaltlich neu auf. Konkret hat das Bildungsinstitut für Hausverwalter Seminare ins Programm aufgenommen, die gezielt auf die Herausforderungen im Berufsbild eingehen. Um einen hohen Praxisanteil zu garantieren, wurden zudem weitere Formate eingeführt.

„Ein perfektes Beispiel dafür, dass wir mit frischen Ideen unterwegs sind, ist unser Verwalterfrühstück“, sagt Tanneberger. Dort werden aktuelle BGH-Entscheidungen diskutiert, die sich zum Beispiel um Schönheitsreparaturen drehen. Zusätzlich hat die Akademie einen Verwaltergesundheitstag eingeführt. Dieser findet am 23. Mai zum ersten Mal statt. Ein Life Coach und ein Ernährungscoach geben dann Tipps zu Stressmanagement, gesunder Ernährung und Bewegung am Arbeitsplatz, die auf den Alltag von Verwaltern abgestimmt werden.

„Uns ist es wichtig, dass unsere Seminare den Teilnehmern einen konkreten Mehrwert bieten und ihnen dabei helfen, ihre beruflichen Ziele zu erreichen“, erklärt Tanneberger. Die Akademie pflege daher bundesweite Kooperationen mit Unternehmen, die von ihren Lösungen und Angeboten berichten, um Best-Practice-Beispiele zu liefern.

Weitere zusätzliche Angebote der Akademie in den kommenden Wochen sind ein Webinar mit dem Titel „Was muss der Verwalter zum neuen GEG wissen?“, eine Beiratsschulung, in der Mitglieder von Verwaltungsbeiräten über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt werden sowie ein Seminar zu Energielösungen, Finanzierungen und Versicherungsschutz für Wohnungseigentümergemeinschaften.

Janina Stadel

Arbeiten mit Urlaubsgefühl

Arbeiten unter Palmen kann durch Workation möglich werden.

Arbeiten unter Palmen kann durch Workation möglich werden.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Hernandez & Sorokina/Stocksy

Karriere 25.04.2024
Über das Konzept Workation ermöglichen es Arbeitgeber ihren Mitarbeitern, für eine begrenzte Zeit aus dem Ausland zu arbeiten. Doch ein solcher Arbeitstrip erfordert einiges an ... 

Über das Konzept Workation ermöglichen es Arbeitgeber ihren Mitarbeitern, für eine begrenzte Zeit aus dem Ausland zu arbeiten. Doch ein solcher Arbeitstrip erfordert einiges an Vorbereitung. Je nach Zielland müssen unterschiedliche Regelungen eingehalten werden.

Weder im Büro noch im Homeoffice, sondern von einem Urlaubsort aus arbeiten – das Konzept "Workation", also "work" und "vacation" in einem, ist in der Immobilienbranche längst angekommen. In einer Onlineumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) gab mehr als jeder zweite (54%) von knapp 300 Teilnehmern an, gerne einmal mit dem Arbeitslaptop wegfahren und an Meetings in dieser Zeit via Online-Schalte teilnehmen zu wollen.

Zwei Mitarbeiter, die das schon in die Tat umgesetzt haben, sind Alina Schöne und Tobias Brunner von Cobalt. Als Headhunter besetzen sie Stellen für Unternehmen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft, und das zeitweise von Barcelona oder Lissabon aus. "Ich fand es schön, dass man in einem anderen Land sein und arbeiten kann, aber tatsächlich auch mal weg von Zuhause ist", sagt Schöne. Im Gegensatz zu einer normalen Urlaubsreise habe sie es geschätzt, dass sie durch einen längeren Aufenthalt im Ausland richtig in die Kultur eintauchen konnte. "Ich war teilweise produktiver als im Büro. Weil ich einfach diesen Drive hatte und weil ich wusste, ich starte früh, bin ich effektiv durch den Tag gegangen." Die neue Umgebung habe ihre Motivation befeuert.

Gesteigerte Produktivität in neuer Umgebung

Dabei entstand das Konzept im Unternehmen aus einem Scherz heraus, wie HR-Director Susanne Franke berichtet. Zum ersten Mal sei die Idee während eines Leaderevents auf Mallorca aufgekommen. Schnell hätten sie gemerkt, dass das Arbeiten in der Sonne gar nicht so abwegig ist. Bis zur vollständigen Umsetzung des Angebots musste Franke zusammen mit einer Inhouse-Juristin jedoch viele organisatorische Punkte beachten und regeln. "Wir haben uns ein gutes halbes Jahr mit dem Thema beschäftigt, weil es doch komplexer ist, als wir eingangs dachten", erinnert sie sich. Als Beispiele zählt sie sozialversicherungs-, steuer- und arbeitsrechtliche Aspekte auf, die beim Arbeiten vom Ausland aus zu berücksichtigen sind. Dabei holten sie auch Rat bei einer Steuerkanzlei und einem Juristen ein.

Denn den Überblick zu behalten, ist herausfordernd. Beispielsweise gelten für Zielländer außerhalb der EU andere Rahmenbedingungen als innerhalb. Dies schränkte die möglichen Workation-Ziele für die Cobalt-Mitarbeiter beim Start des Angebots im Januar 2023 ein. Dadurch sind die Mitarbeiter von Cobalt aber auf der sicheren Seite, wenn es um das Thema Datenschutz geht. Die Verordnung, nach der sie in Deutschland mit Kontakten von Kunden oder Kandidaten umgehen, gilt in ihrer Form EU-weit, sodass keine Arbeitsprozesse umgestellt werden müssen.

Als eine der größten rechtlichen Hürden sieht Franke aus unternehmerischer Sicht das Betriebsstättenrisiko. Wenn im Ausland ein Büro oder eine Wohnung von einem Unternehmen gemietet wird, können je nach Land dafür Steuern fällig werden. Die Cobalt-Mitarbeiter kümmern sich um ihre Unterkünfte deshalb selbst.

Organisatorischer Aufwand auf allen Seiten

Mehr als 20 Tage dürfen sie aber nicht verreisen. Durch die strenge Grenze können sie sich bei den EU-Zielen sicher sein, im Gastland keine Steuern abführen zu müssen. Einige Besonderheiten im Arbeitsalltag, das weiß Brunner, hängen aber nicht nur mit der Reisedauer zusammen. So etwa eine Zeitverschiebung, die es bei der Organisation von Arbeitszeiten und Kundenterminen zu beachten gilt.

Aber nicht nur das müssen Mitarbeiter wie Schöne und Brunner vor Reiseantritt berücksichtigen. "Man sollte darauf achten, neben seinem Arbeitsequipment auch eine sogenannte A1-Bescheinigung mitzuführen", erklärt Franke. Nur so seien die Mitarbeiter im Ausland abgesichert, wenn es zu einem Arbeitsunfall kommt.

Aus Gesprächen mit Kandidaten wissen Franke und ihre Kollegen, dass nicht nur ihre, sondern auch Mitarbeiter anderer Unternehmen Flexibilität vom Arbeitgeber in der Frage nach dem Arbeitsort verlangen. Workation anzubieten, könnte je nach Aufgabenprofil also auch Bewerber anlocken. Noch werde in solchen Segmenten wie etwa dem Property- und Asset-Management oder in der kaufmännischen Projektentwicklung eher der Wunsch nach Homeoffice als nach Workation geäußert. "Das sind auch Berufe, bei denen man teilweise einfach vor Ort sein muss", erklärt Schöne. In der Buchhaltung sähe das vielleicht anders aus. Ein Bauleiter sei viel auf Baustellen und müsse sich auch Urlaub nehmen, ergänzt Brunner.

In der Onlineumfrage der IZ gaben 15% der Teilnehmenden an, für ein Workation-Angebot sogar den Arbeitgeber wechseln zu wollen. Alina Schöne ist froh, dass sie das Workation ausprobieren konnte. "Ich bin mit neuen Eindrücken nach Hause gekommen, war erholt und das Business hat in der Zeit dennoch nicht gelitten. Für uns als Unternehmen war Workation deshalb auf jeden Fall ein absolutes Win-win."

Janina Stadel ,Marius Katzmann