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Baufirma schreibt Personalentwicklung groß

Karriere 07.06.2018
Der Fachkräftemangel treibt Bauunternehmen Sorgenfalten auf die Stirn. Der Mittelständler Wolff & Müller will im War for Talents mit neuen Ansätzen in der Personalentwicklung punkten. ... 

Der Fachkräftemangel treibt Bauunternehmen Sorgenfalten auf die Stirn. Der Mittelständler Wolff & Müller will im War for Talents mit neuen Ansätzen in der Personalentwicklung punkten.

Die Wolff & Müller Personalentwicklung GmbH (WMPE) wird von Julia-Carolin Schmid geführt, die auch das Geschäftsführungsbüro der Wolff & Müller Holding leitet. Kümmerten sich vorher drei Leute innerhalb der Personalabteilung der Holding um die Entwicklung der Mitarbeiter in der hauseigenen Akademie, beschäftigen sich heute in der Dienstleistungsgesellschaft zehn Personalentwickler mit nichts anderem als dem Scouting und der Veredelung von Talenten - und allen anderen auch: "Alle unsere gut 2.000 Mitarbeiter werden regelmäßig geschult, jede Zielgruppe individuell: Studienabgänger haben meistens ein generalistisches Bachelorstudium absolviert und wollen sich dann vertiefen. Es gibt aber auch viele Mitarbeiter aus dem gewerblichen Bereich, die sich fortbilden wollen."

Die tiefer liegende Motivation, eine eigene Gesellschaft für Personalentwicklung auf die Beine zu stellen, beschreibt Schmid so: "Wir haben einen gravierenden Fachkräftemangel. Das zieht sich durch alle unsere Geschäftsbereiche, vom Bau über die Projektplanung und -entwicklung bis hin zu Dienstleistungen wie Facility-Management oder Immobilienverwaltung. In der technischen Gebäudeausrüstung z.B. bekommen wir kaum noch Fachexperten und müssen große Anstrengungen bei der Personalsuche unternehmen." Schmids Mission: "Einen Mehrwert im Kampf um Talente bieten." Die WMPE versteht sich ausdrücklich nicht nur als Dienstleister der operativen Unternehmensbereiche von Wolff & Müller: Von ihren Angeboten angesprochen fühlen sollen sich auch Nachunternehmen, die von Wolff & Müller als Generalunternehmer beauftragt werden. Nicht weniger als bis zu 80% der Bauleistung stemmt Wolff & Müller mit Partnern.

Eine der Neuerungen, die die WMPE bereits im eigenen Haus initiiert hat, nennt Schmid ein kürzlich entwickeltes Einarbeitungsprogramm für Jungbauleiter: "Denken Sie an den klassischen jungen Bauingenieur, der von der Universität kommt und jetzt bei uns ins Berufsleben startet. Der will natürlich raus auf die Baustelle. Trotzdem müssen wir unseren jungen Ingenieuren den gesamten Wertschöpfungsprozess nahelegen." Die Jungbauleiter an diesen Prozess heranzuführen - dafür nimmt man sich bei Wolff & Müller künftig ein halbes Jahr Zeit, ehe es für die Frischlinge ernst wird.

Noch diskutiert werden Fragen rund um den Arbeitsplatz der Zukunft, was u.a. "steuerbegünstigte Möglichkeiten für mehr Netto vom Brutto" einschließt: "Ein E-Bike zu leasen ist z.B. günstiger, wenn dies über die Firma läuft", sagt Bernd Hautz, Personalleiter der Wolff & Müller Holding. Außerdem macht sich ein Arbeitskreis aus Führungskräften Gedanken darüber, wie "sich jeder Mitarbeiter seine Gehaltsbestandteile zu einem gewissen Teil selbst zusammensetzen kann. Konzerne haben das klassischerweise heute schon im Angebot. Für uns als Mittelständler wäre das schon ein großer Schritt." Ein Mitarbeiter, dem dies aufgrund seiner Position bzw. Funktion eigentlich nicht zustehen würde, könnte z.B. dennoch unter bestimmten Umständen einen Firmenwagen für den (weiten) Weg zur Arbeit erhalten. Oder ein anderer erhält statt einer Gehaltserhöhung einen steuerfreien Kindergartenzuschuss.

Harald Thomeczek

Für Chefs zählen auch die inneren Werte

Erst ein Blick hinter die Stirn offenbart die wahren Qualitäten eines Mitarbeiters oder einer Führungskraft.

Erst ein Blick hinter die Stirn offenbart die wahren Qualitäten eines Mitarbeiters oder einer Führungskraft.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: Markus Bormann

Karriere 01.06.2018
Persönlichkeitsanalysen sind für Ziegert Immobilienconsulting, JLL und Rayak Immobilien wertvolle Instrumente, um Mitarbeiter und Führungskräfte gezielt nach ihren Stärken einzusetzen. ... 

Persönlichkeitsanalysen sind für Ziegert Immobilienconsulting, JLL und Rayak Immobilien wertvolle Instrumente, um Mitarbeiter und Führungskräfte gezielt nach ihren Stärken einzusetzen. Das motiviert die Mitarbeiter, bringt einen höheren Output und fährt die Fluktuationsrate nach unten.

Wer Spaß an der Arbeit hat, sorgt für eine gute Stimmung im Büro, bringt gute Ergebnisse und macht sich weniger schnell Gedanken um einen neuen Job. Um motivierte Mitarbeiter auf diese Weise ans Unternehmen zu binden, muss der Chef allerdings erst einmal wissen, was denn Spaß für jeden einzelnen Mitarbeiter bedeutet. Der Umgang mit Kunden ist für den einen ein lockerer Zeitvertreib, für den anderen der Grund schlafloser Nächte. Persönlichkeitsanalysen in der Belegschaft geben wertvolle Hinweise, wer wie tickt.

Andreas Etzel, Senior Consultant bei Ziegert Bank- und Immobilienconsulting, greift dazu gerne auf das DISG-Persönlichkeitsmodell zurück. Es ist in den 1920er bis 1930er Jahren vom Verhaltenspsychologen Dr. Carl Gustav Jung entwickelt worden und untersucht vor allem die vier Verhaltenstendenzen Dominant, Initiativ, Stetig und Gewissenhaft (zusammen ergibt das DISG). Die Fragen, die hinter DISG stecken, seien: "Wie kommuniziere ich, wie wirke ich dabei auf Menschen, die anders sind als ich, und wie möchte ich, dass jemand mit mir kommuniziert?" Auf diese Art werde vor allem die Kommunikation innerhalb des Unternehmens und mit dem Kunden nach außen verbessert, erklärt Etzel.

Den vier Eigenschaften werden verschiedene Farben zugeordnet. "Gute Vertriebler sind häufig rot-gelb", sagt Etzel. Sie seien vor allem dominant und initiativ, hätten eine klare Zielsetzung, legten Wert auf Effektivität, hätten keine Angst vor der Abschlussfrage, gingen auf Kunden unvoreingenommen zu und könnten gut mit ihnen kommunizieren. Kommen dann noch solche individuellen Eigenschaften dazu, dass sie Spaß daran haben, Neues zu erfahren, stets mehr Geld zu verdienen und selbstständig zu arbeiten, habe man es mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% bis 90% mit einer Top-Besetzung zu tun. Wenn sich eine solche Person auf eine Stelle als Vertriebler bei Ziegert bewirbt, dann ist "in einem solchen Fall die Qualifikation sekundär", sagt Etzel. "Wenn die Motivation passt, dann eignet er sich auch schnell das nötige Fachwissen an."

Etzel nutzt die Persönlichkeitsanalysen generell gerne bei Neubesetzungen. Zwar könnte er inzwischen die Bewerber bereits anhand des Lebenslaufs, des Fotos, eines Telefonats und später an ihrer Körpersprache einschätzen, die Analyse im Nachgang zum Einstellungsgespräch lege aber noch einmal genauer die Motivation des Gegenübers offen. Macht er den Job vor allem, z.B. um Probleme zu lösen, um Geld zu verdienen, um Menschen zu helfen oder etwas Neues zu erleben?

Wenn Etzel selbst Personal anwirbt, achtet er genau auf die Persönlichkeit des Kandidaten. Schon beim Recruiting-Gespräch soll der Auserwählte Spaß haben und sich wohlfühlen. Dazu werden auch die Führungskräfte, die an dem Gespräch teilnehmen, vorab in ihrem Umgang mit dem Gast gebrieft.

Das setzt natürlich voraus, dass die Führungskraft selbst ein bestimmtes Maß an Empathie mitbringt. Um herauszufinden, inwieweit das beim Bewerber ausgeprägt ist und welche anderen individuellen Eigenschaften ein Kandidat für eine exponierte Stelle bietet, bemüht Etzel oft die Insights-Analysen des Scheelen-Instituts in Waldshut-Tiengen. "Damit arbeite ich seit zehn Jahren", sagt Etzel. Ein Unterschied zu anderen Herangehensweisen ist u.a.: Sie betrachten das natürliche Verhalten und das Verhalten im beruflichen Umfeld getrennt voneinander.

Wenn es um Führungskräfte geht, setzt auch JLL diagnostische Verfahren ein. Izabel Danner, Head of Human Resources, schwört auf die sogenannten Big Five. Im Zentrum steht dabei das Ocean-Modell, zurückzuführen auf die fünf Faktoren Aufgeschlossenheit, Perfektionismus, Geselligkeit, Rücksichtnahme und Empathie sowie emotionale Labilität und Verletzlichkeit. "Wir setzen die Analyse bei allen Stellen ab dem Teamleiter aufwärts ein", sagt Danner. Das sei ein Onlineverfahren und dauere nicht lange. Die Ergebnisse daraus bilden für Danner - je nach Ausgangssituation - im Bewerbungsverfahren eine Ergänzung zu dem Bild, das sie sich anschließend persönlich von dem Kandidaten macht, oder die Grundlage für ein Gespräch zu Entwicklungspotenzialen bereits tätiger Führungskräfte. Beobachtet wird darüber hinaus, wie der Befragte auf die Ergebnisse reagiert. "Wir schauen, wie souverän er mit dem Ergebnis umgeht", sagt Danner. Daraus ließe sich für sie ablesen, wie dieser Chef mit seinen Mitarbeitern umgeht, welche Führungskultur ihn umgibt.

Die Führungskräfte wiederholen bei JLL in der Regel alle zwei bis drei Jahre den Test. Es sei möglich, dass anschließend eine Führungskraft auf die Fachebene versetzt wird, erzählt Danner. Wenn jemand Chef sei, der aber nicht über die nötigen Qualitäten verfügt, "dann ist das Quälerei für alle Seiten", sagt sie. Grämen müsse sich derjenige dann aber nicht. "Karriere wird fälschlicherweise häufig mit Führungspositionen verbunden, die Fachebene wird dabei vernachlässigt. Dabei bieten wir auch dort Karrierechancen", erinnert die Personalchefin.

Nicht nur bei der Besetzung neuer Stellen oder der Überprüfung bestehender Arbeitsverhältnisse kommen Persönlichkeitsanalysen zum Einsatz. Rayak Immobilien aus Düsseldorf setzt das Profiling vor allem bei der Teambildung ein. Angelina Rayak ist nach den Tests, die die Firma 4-Quadrat aus Düsseldorf nach wissenschaftlichen Maßstäben durchgeführt hat, über die Stärken und Schwächen all ihrer Mitarbeiter informiert. "Die dadurch gewonnenen wertvollen Erkenntnisse jedes einzelnen Mitarbeiters wurden noch durch das anschließende Teamprofiling vertieft und in Zusammenhang gebracht", erklärt Rayak. "So entstand eine sehr interessante und aussagefähige Team-Matrix."

Der sogenannte profilingvalues Report, den 4-Quadrat am Ende der Analyse herausgibt, geht zurück auf die Untersuchung des individuellen Wertesystems. Letztendlich lässt sich damit abbilden, welche Interessen und welche Fähigkeiten die befragte Person hat. Es wird also dargelegt, wie stark das Wollen ausgeprägt ist, aber auch wie stark das Können. Es werden dabei zwölf Charaktereigenschaften abgefragt, z.B. praktisches Denken, Zielorientierung, soziale Kompetenz, Verantwortung und Durchsetzung sowie strukturelle Problemlösung.

"Es ist wichtig zu betonen, dass es keine richtigen und falschen Ergebnisse gibt", sagt Cristina Brandt-Weil, Geschäftsführerin von 4-Quadrat. Geht es um die Besetzung einer offenen Stelle, sei nur die Frage von Bedeutung, ob die Person zu diesem Posten passt, es wird nicht die Person bewertet.

Sollte der Report Ausreißer bei einer Eigenschaft offenlegen, ist das im ersten Moment weder gut noch schlecht. Für vieles gebe es eine einfache Erklärung. Die Ergebnisse dürften ohnehin nicht losgelöst von der Lebenssituation des Befragten betrachtet werden. "Deswegen spreche ich zuerst mit der Testperson über ihre Ergebnisse. Und erst dann gebe ich meine Interpretation der Resultate an meinen Auftraggeber weiter", erklärt Brandt-Weil. Er kann dann entscheiden, ob Job und Mensch gut zusammenpassen.

Und genau darauf kommt es an - vor allem jetzt, da in der Branche akuter Fachkräftemangel herrscht. "Gerade in Zeiten der Knappheit darf man nicht auf Qualität verzichten - Führungskräfte spielen eine enorm große Rolle bei der Mitarbeitermotivation", sagt JLL-Personalchefin Danner. Ziegert-Personalexperte Etzel macht den Erfolg der Analysen sogar an konkreten Dingen fest: Die Geschäftsergebnisse steigen deutlich an, gleichzeitig sinkt die Fluktuation, wenn die Menschen das tun, was sie können und was ihnen Freude bereitet.

Anke Pipke

Digitaler Nomade? Ein Exot!

Karriere 03.05.2018
Der Mitarbeiter, der rund um die Uhr und von jedem Ort der Welt für seinen Arbeitgeber tätig sein kann, ist ein viel propagiertes Zukunftsszenario. Realität ist es selten. ... 

Der Mitarbeiter, der rund um die Uhr und von jedem Ort der Welt für seinen Arbeitgeber tätig sein kann, ist ein viel propagiertes Zukunftsszenario. Realität ist es selten.

Die Digitalisierung macht vieles möglich. Es ist inzwischen oft machbar, auf zentral abgelegte Daten des Unternehmens rund um die Uhr und überall zuzugreifen. Doch gelingt der Sprung von der Theorie in die Praxis? "Gibt es heute schon den digitalen Nomaden?", war die Eingangsfrage bei der Paneldiskussion "Smart Mensch" auf dem EBS-Immobilienkongress in Oestrich-Winkel. "Nein, bei uns nicht", sagt Stephan Peters, Leiter Personal bei der Hamburgischen Immobilienhandlung (HIH) Real Estate. Die Gruppe zählt rund 600 Mitarbeiter. "Wir haben keinen digitalen Nomaden. Und die stehen auch nicht Schlange."

Auch bei den anderen Diskutanten, Lisa Deppe, Geschäftsführerin bei Numeris Consulting, Birgid Rita Schlasius, Director Human Resources Development bei der Aareal Bank, und Martina Güttler, Managing Director bei Allthings, sind digitale Nomaden höchstens eine Randerscheinung. Das mag auch an der Branche liegen, gibt Deppe zu bedenken. Viele Jobs in der Immobilienwirtschaft seien mit Kundenkontakt und Präsenz am Arbeitsplatz verbunden.

Anke Pipke

Sattes Gehaltsplus für CREM-Chefs

Karriere 03.04.2018
Immobilienchefs von weltweit agierenden Großkonzernen haben 2017 inklusive Boni und langfristiger Prämien im Schnitt 339.000 USD verdient. Das geht aus der aktuellen Vergütungsstudie von ... 

Immobilienchefs von weltweit agierenden Großkonzernen haben 2017 inklusive Boni und langfristiger Prämien im Schnitt 339.000 USD verdient. Das geht aus der aktuellen Vergütungsstudie von CoreNet Global, einem in den USA beheimateten Verband für Corporate Real Estate Manager (CREM), und der Personalberatung FPL Associates hervor. Die Vorjahresstudie hatte - bezogen auf das Jahr 2016 - einen Durchschnittsverdienst von 315.000 USD zu Tage gefördert. Damit steht aktuell ein 7,6%iges Gehaltsplus zu Buche. Insgesamt steuerten Heads of Corporate Real Estate von 73 Unternehmen Gehaltsdaten zur aktuellen Studie bei. Die meisten Unternehmen kommen aus Nordamerika, ein kleiner Teil aber auch aus Europa.

Die CRE-Manager europäischer Firmen erhielten 2017 eine Gesamtvergütung von durchschnittlich 248.000 USD - 9,3% mehr als im Vorjahr (2016: 227.000 USD). Vor allem ihr Grundgehalt hat von 2016 auf 2017 kräftig zugelegt: Es ist von 166.000 auf 199.000 USD geklettert (plus 19,9%). Damit liegen die Grundgehälter der Nordamerikaner (206.000 USD) in Reichweite. Dafür sind die Cashboni der Europäer von 45.000 auf 33.000 USD geschrumpft, und ihre langfristigen Prämien blieben gleich (16.000 USD). Mit den Boni (85.000 USD) und den langfristigen Prämien der Nordamerikaner (76.000 USD) können die Europäer längst noch nicht mithalten.

Harald Thomeczek

Kleidung kann den Verkauf fördern

Katharina Starlay lässt Maßanzüge für Männer in deutscher Produktion fertigen.

Katharina Starlay lässt Maßanzüge für Männer in deutscher Produktion fertigen.

Urheber: Ulrich Schepp, Frankfurt

Karriere 29.03.2018
Die gelernte Modedesignerin und Imageberaterin Katharina Starlay hat schon große Firmen eingekleidet. Vor zehn Jahren entwarf sie zum Beispiel die grünen Firmenuniformen, in denen die ... 

Die gelernte Modedesignerin und Imageberaterin Katharina Starlay hat schon große Firmen eingekleidet. Vor zehn Jahren entwarf sie zum Beispiel die grünen Firmenuniformen, in denen die Servicekräfte des Autovermieters Europcar immer noch weltweit am Schalter sitzen. Heute bringt Starlay Mitarbeitern auch aus Immobilienunternehmen bei, wie sie ihren Gesamtauftritt vertriebsfördernd optimieren.

Immobilien Zeitung: Frau Starlay, können Sie sich noch vor Aufträgen retten? Je besser es für die Unternehmen läuft, desto leichter sollte es diesen doch fallen, in Dinge zu investieren, die nicht direkt mit dem Kerngeschäft zu tun haben.

Starlay: Das Geld mag da sein. Aber die Bereitschaft, in gute Kleidung für Mitarbeiter und Stilberatung zu investieren, ist vergleichsweise gering. Dabei entscheidet heute in gesättigten Märkten vor allem eins über die Verteilung von Marktanteilen: das Vertrauen der Kunden. Das beste Marketing ist doch der gelungene Kontakt meiner Vertriebsmitarbeiter zu meinen Kunden - und zu den Kunden, die ich gerne hätte. Entweder der Kunde kauft dem Vertrieb buchstäblich die Versprechen ab, die eine Firma ihm gibt - oder nicht.

IZ: Das klingt etwas wolkig.

Starlay: Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Ein Technologieunternehmen schrieb sich "Innovation" als Markenkern auf die Fahnen. Doch die Vertreter, die diese Botschaft zu den Kunden tragen sollten, kamen in grauen Anzügen daher. Das Erscheinungsbild konterkarierte das Werbeimage. Verkaufsfördernd war das nicht.

IZ: Gehören auch Firmen aus der großen weiten Immobilienwelt zu Ihren Kunden?

Starlay: Natürlich. Ein großes Wohnungsunternehmen zum Beispiel. Dessen Vertriebsleiter kam nach einem Vortrag auf mich zu und sagte: "Sie haben mir die Augen geöffnet und mich gelehrt zu sehen." Oder ein Maklerhaus. Der Inhaber wünschte sich einen avantgardistischen, aber gleichzeitig an die Zielgruppe angepassten Auftritt für seine Mitarbeiter. Die gesamte 14-köpfige Belegschaft besuchte ein Seminar bei mir. Anschließend haben wir mit einem Mitarbeitergremium die Markenwerte und die dazu passenden Dresscodes und Styles definiert, und ich habe daraus einen Stil-Leitfaden entwickelt und das Fotoshooting in einem Modehaus mit Mitarbeitern als Models koordiniert. Dort setzten wir die Stiltypen ins Bild.

(Starlay holt eine Broschüre mit den Fotos hervor, die sie für die Maklerfirma geschrieben und gestaltet hat. Darin finden sich auch allerlei Tipps für einen rundum gelungenen Auftritt eines Immobilienmaklers, z.B. auch Benimmregeln für den Straßenverkehr im beschrifteten Firmenwagen.)

IZ: Was waren das denn für Stiltypen?

Starlay: Das Team definierte zwei Kundengruppen nach Investitionsvolumen: Bei den meisten Objekten kann man auch sportive Kleidungsstücke wie z.B. eine gepflegte Jeans tragen, in diesem Fall natürlich stylish und ein bisschen Avantgarde, passend zu der Marke. Sonst ist der Makler womöglich besser angezogen als sein Kunde. Das wirkt schnell distanziert. Bei Kunden für sehr hochpreisige Objekte ab 350.000 Euro ist formellere Kleidung wie Anzug oder Kostüm passender, auch ohne Krawatte.

IZ: In der Einleitung der Broschüre schreiben Sie von erodierenden Benimm- und Bekleidungsregeln: Wie schlimm steht es um den guten Geschmack in deutschen Unternehmen?

Starlay: Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt - und mit ihr die Spielregeln, auch in Sachen Kleidung. Der Casual-Look wird zur neuen Uniform. Das ist genauso schade wie der monochrome dunkle Manager-Anzug vorher, denn die Freude daran, gut auszusehen, geht verloren. Die Krawatte bleibt z.B. immer öfter weg - auch da, wo sie passen würde. Dabei gibt es immer noch Männer, die gerne Krawatte tragen und sich darin wohlfühlen. Das alles führt zu Verwirrung. Viele Führungskräfte ringen heute um die Einhaltung von Mindeststandards.

IZ: Lassen sich Junge besonders gehen?

Starlay: Im Gegenteil! Gerade bei jungen Männern sieht man wieder ein hohes Interesse an Anlasskleidung und schicker Garderobe, auch im Job.

IZ: Mal angenommen, wir IZ-Redakteure würden checken wollen, wie es um unsere Stilsicherheit bestellt ist: Wie läuft so ein Seminar bei Ihnen im Detail ab? Wir ziehen uns so an und stylen uns so wie immer - und Sie scannen uns dann und verteilen Stilkritiken?!

Starlay: Die Teilnehmer kommen so, wie sie sich im Beruf kleiden. Aber Stilnoten verteile ich nicht. Schlechte Dinge werden von mir nicht erwähnt, sondern behandelt. In meinen Seminaren geben die Teilnehmer einander ein wertschätzendes Feedback darüber, wie sie aufeinander wirken. Ich moderiere diese und gebe selbst Feedback, um sicherzustellen, dass die Rückmeldungen das tun, was sie sollen: das Gegenüber aufbauen und Klarheit über dessen Stärken und Vorzüge geben.

IZ: Wie funktioniert das, wenn Sie Probleme behandeln?

Starlay: Schauen Sie: (Starlay zeigt Vorher-Nachher-Bilder von einem Einzelcoaching.) Dieser Mann hier ist ein Spezialist der Versicherungsbranche. Er neigt dazu, unter den Armen zu schwitzen - und trägt deshalb bevorzugt kurzärmlige Hemden. Dabei muss er das gar nicht: Statt auf langärmlige Hemden zu verzichten, die ihn viel besser kleiden, riet ich ihm, auf bügelfreie Hemden zu verzichten und auf solche aus reiner Baumwolle umzusteigen. Denn Baumwollhemden, die nicht knittern, wurden mit Chemikalien behandelt. Deshalb kann der Schweiß nicht mehr so gut abtransportiert werden - und bleibt auf der Haut.

IZ: Abgesehen davon, dass sein Kurzarmhemd den Herrn nicht so recht kleidet, säuft er auch regelrecht in seiner Anzughose ab. Und die Haare könnten auch etwas mehr Zuwendung vertragen.

Starlay: Er hatte vor unserem Termin abgenommen, aber noch dieselben Sachen wie vorher. Ist der Anzug zu groß, macht das den Menschen darin jedoch automatisch kleiner.

IZ: Und wer ist der Herr daneben?

Starlay: Das ist derselbe Mensch. Nur dass er jetzt einen gut sitzenden Anzug trägt und die Haare in Form gebracht sind. Einen ähnlichen, allerdings ganz anders gelagerten Fall hatte ich bei dieser 49-Jährigen hier. (Starlay zeigt weitere Aufnahmen einer schlanken Frau mit Pagenschnitt.) Ihre Mutter hatte sie als Kind immer davor gewarnt, zu enge Sachen anzuziehen, weil das unseriös aussehe. Mit 49 hielt sie sich immer noch an diese mütterliche Maßgabe und mied alle Bekleidungsstücke, die körperbetonter ausfielen. Sie versank geradezu in zu großen Sachen. An ihrer Garderobe habe ich kiloweise Stecknadeln verbraucht, um das meiste passend zu machen.

IZ: Und diese kleine blonde Frau mit Pony und Rollkragenpullover, die so nett in die Kamera lächelt?

Starlay: Von wegen nette kleine Frau. Das ist eine Personalerin aus einem Großkonzern. Die Dame weiß, was sie will. Nur dass sie aufgrund ihres Erscheinungsbilds nicht immer von jedem ernst genommen wurde: Sie ist mit 1,56 Metern sehr filigran, hat ein sehr freundliches Auftreten und ...

IZ: ... und so ein weiter Pullover und der brave Haarschnitt ließen sie noch kleiner, niedlicher und harmloser wirken.

Starlay: Und jetzt schauen Sie sich das Foto an, das nach unserem Termin entstanden ist: Im Business-Kostüm mit passenden Längen wirkt die Dame doch gleich viel größer, dazu ein anderer Haarschnitt ...

IZ: ... fertig ist ein neuer Mensch! Danke für das erhellende Gespräch, Frau Starlay!

Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

Führungskraft in zwei Tagen

Karriere 19.03.2018
Die Akademie der Immobilienwirtschaft (ADI) hat ein neues Seminar im Angebot: das zweitägige Intensivseminar Führungskompetenz. Führungskraft in nur zwei Tagen werden - ganz so einfach ist es ... 

Die Akademie der Immobilienwirtschaft (ADI) hat ein neues Seminar im Angebot: das zweitägige Intensivseminar Führungskompetenz. Führungskraft in nur zwei Tagen werden - ganz so einfach ist es natürlich nicht. Vermittelt werden sollen in diesem überschaubaren Zeitraum nur die Grundlagen von Führung. Das Seminar ist also als Einstiegsseminar für junge oder angehende Führungskräfte konzipiert, und zwar speziell für solche aus der bzw. für die Immobilienwirtschaft, wie die ADI verspricht. Der erste Crashkurs ist für Ende Mai 2018 in Hamburg geplant, weitere sollen in diesem Jahr in München und Frankfurt folgen. Kostenpunkt: 1.900 Euro (plus Mehrwertsteuer) für Nicht-ADI-Mitglieder. Dozentin ist Sandra Günther, geschäftsführende Gesellschafterin von Stoneset Partners.

Auf dem Lehrplan stehen am ersten Tag die Themenkreise Führung und Führungspersönlichkeit, Führungsstile und -modelle, Führungsinstrumente, Delegation und Konfliktmanagement. Tag zwei dreht sich um Führung durch Kommunikation, Transaktionsanalyse, Gesprächsstrategien und Kommunikationstools. An einem möglichen dritten Tag steht eine Verhaltens-Profil-Analyse nach Thomas International auf dem Programm. Diese muss aber separat dazugebucht werden und kostet extra.

Harald Thomeczek

Cobalt vermittelte 2017 50% mehr Jobs

Richard-Emanuel Goldhahn.

Richard-Emanuel Goldhahn.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 26.01.2018
Das internationale Personalberatungsunternehmen Cobalt Recruitment hat im vergangenen Jahr tatsächlich viel mehr Stellen in der deutschen Bau- und Immobilienwirtschaft besetzt, als ... 

Das internationale Personalberatungsunternehmen Cobalt Recruitment hat im vergangenen Jahr tatsächlich viel mehr Stellen in der deutschen Bau- und Immobilienwirtschaft besetzt, als Deutschlandchef Richard-Emanuel Goldhahn noch zur Expo Real erwartet hatte.

Ging Goldhahn Anfang Oktober noch von rund 600 Stellenbesetzungen durch seine Leute im Jahr 2017 aus, wurden es schlussendlich rund 750 vermittelte Jobs. Im Vorjahresvergleich bedeutet das ein sattes Plus von 50% (2016: ca. 500 besetzte Stellen). Vor allem Positionen für die Leitung und Steuerung von technischen Projekten und Bauvorhaben waren gut gefragt - und daran soll sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern: Für das laufende Jahr rechnet Goldhahn Stand heute mit 800 bis 900 Jobvermittlungen durch seine Berater. Vor einigen Monaten hatte der Geschäftsführer von Cobalt Recruitment in Deutschland die Messlatte fürs neue Jahr noch deutlich tiefer gehängt (ca. 750 Besetzungen).

Weil irgendjemand all die Köpfe, die derzeit in der deutschen Immobilienwirtschaft benötigt werden, auch finden muss, hat Goldhahn die Mitarbeiterzahl in seinen sechs Büros in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart im vergangenen Jahr um mehr als ein Drittel auf aktuell 85 Festangestellte in die Höhe geschraubt. Bis Ende 2018, so Goldhahn, soll sich die Mitarbeiterzahl "im dreistelligen Bereich bewegen". Einige davon werden auch in Wien arbeiten: Dort soll zum Ende des ersten Quartals 2018 eine neue Niederlassung an den Start gehen. Der Umsatz kletterte hierzulande im vergangenen Jahr um 50% im Vorjahresvergleich.

Harald Thomeczek