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Frauen an die Spitze

Frauen finden sich im Jahr 2020 noch immer selten in der Führung von Immobilienunternehmen.

Frauen finden sich im Jahr 2020 noch immer selten in der Führung von Immobilienunternehmen.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Wolfilser

Karriere 28.05.2020
Frauen sind in der Immobilienbranche keine Seltenheit mehr - auf den Führungsebenen bleiben sie aber etwas Besonderes. Ohne Frauenquote wird das vermutlich auch noch länger so bleiben. ... 

Frauen sind in der Immobilienbranche keine Seltenheit mehr - auf den Führungsebenen bleiben sie aber etwas Besonderes. Ohne Frauenquote wird das vermutlich auch noch länger so bleiben. Dabei tun die Unternehmen sich selbst den größten Gefallen, wenn sie ihre Führungsmannschaften stärker durchmischen: Ihr Gewinn kann im Schnitt zweistellig steigen.

Bei JLL Deutschland führt jetzt eine Frau das Unternehmen, bei DIC Asset seit gut drei Jahren. Eine CFO verantwortet Vonovias Finanzen, Patrizia besitzt eine Investmentchefin und die Aareal Bank hat zwei weibliche Vorstandsmitglieder. Swiss Life Asset Managers (SLAM), die Muttergesellschaft von Corpus Sireo und Beos, betraute vergangenes Jahr eine (damals) 33-Jährige mit dem CEO-Job in Deutschland. Bei der LEG klettert der Frauenanteil im Vorstand mit einer Finanzchefin ab Juli auf 33%. Führungsfrauen, so weit das Auge reicht!

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache

Wer sich die nackten Zahlen anschaut, der stellt allerdings fest: Frauen sind auf den obersten Führungsebenen von Unternehmen der deutschen Immobilienbranche wie eh und je eine Rarität. Ja, ihre Anzahl ist gewachsen. Doch die Männer dominieren immer noch die Vorstands- und Geschäftsführungsetagen. Nicht nur, dass Tina Störmer - wohlgemerkt aus gesundheitlichen Gründen - zurück in die Schweiz gewechselt ist und nun zwei männliche Geschäftsführer an der Spitze von SLAM Deutschland stehen. Anne Kavanagh von Patrizia hat sieben männliche Vorstandskollegen, Annette Kröger sitzt im Executive Committee von Allianz Real Estate neun Herren gegenüber. Apleona hat ein Management Board mit acht Positionen - alle mit Männern besetzt. Deutsche Wohnen: vier Vorstandsposten, vier Männer. Die Zahlen sprechen fast überall die gleiche Sprache.

Die Fakten sind deutlich. Sehr deutlich. Nicht, dass die Immobilienbranche im Vergleich mit anderen Branchen eine Ausnahme wäre - aber sie sticht im negativen Sinne hervor. Keine Frau im Vorstand, und keine Frau im Aufsichtsrat: Immobilienunternehmen sind überproportional stark mit einer doppelten Null vertreten. Von 17 börsennotierten Unternehmen, die auf der "doppelschwarzen Liste" der Allbright-Stiftung stehen, lassen sich sechs oder 35,3% der Immobilienbranche zurechnen (Stand September 2019). Bei einem Immobilienanteil von nur 13% unter den untersuchten Börsenunternehmen (21 von 160) ist das ein hoher Wert.

Unternehmen verschenken bares Geld

Dabei verschenken Unternehmen, die Diversität geringschätzen, Geld. Die Praxis lehrt, dass gemischte Führungsteams bessere Ergebnisse abliefern. Das Peterson Institute for International Economics, ein US-Thinktank, kam z.B. schon 2016 in einer internationalen Studie zu dem Fazit: Firmen mit einem Frauenanteil von mindestens 30% auf der obersten Managementebene machen im Schnitt 15% mehr Gewinn als vergleichbare Unternehmen ohne Frauen im Management. Eine brandaktuelle Studie von McKinsey zeigt: Die Unternehmen mit den höchsten Frauenanteilen im Topmanagement sind mit 25%iger Wahrscheinlichkeit profitabler als die Konkurrenz.

Eine Studie, die PwC im vergangenen Jahr für den Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) erstellte, zeigt: Unternehmen mit einem höheren Reifegrad in puncto Diversität wachsen nicht nur mit großer Wahrscheinlichkeit stärker als der Wettbewerb, sondern sind auch innovativer und freuen sich über zufriedenere Kunden und eine geringere Mitarbeiterfluktuation.

Vor allem die Immobilienbranche weiß die stillen Reserven nicht zu heben

Die Immobilienbranche weiß dieses Potenzial nicht zu heben, besagt die Studie des ZIA. So fehlt in der Mehrheit der 138 von PwC befragten Unternehmen eine klare Verantwortlichkeit für das Thema, und nur in einer kleinen Handvoll Firmen hat die Geschäftsführung mehr Vielfalt zur Chefsache erklärt - was meist nötig ist, um eine echte Veränderung einzuleiten.

Es kommt also nicht von ungefähr, dass mehr als jedes zweite Unternehmen einen Frauenanteil von unter 10% auf der Ebene der Geschäftsführung aufweist, und bei mehr als zwei Dritteln der Frauenanteil auch auf den anderen Führungsebenen unter 30% liegt. Es ist nicht absehbar, dass die Branche demnächst aufholt. Denn viele Immobilienunternehmen sind weiter zurückhaltend mit ehrgeizigen Zielen für Frauenanteile im Vorstand oder der Geschäftsführung.

Ziel Null Prozent Frauen

Viele börsennotierte oder mitbestimmungspflichtige Firmen mit mindestens 500 Arbeitnehmern müssen seit 2015 Zielgrößen für den Aufsichtsrat, das Leitungsorgan und die beiden obersten Führungsebenen unterhalb von Vorstand oder Geschäftsführung festlegen. Mehr als ein Drittel (58) der 160 Gesellschaften im DAX, MDAX und SDAX haben sich zuletzt für den Vorstand das Ziel 0% Frauen gesetzt. Zwei davon, u.a. der Onlinehändler Zalando, sind nach einem Shitstorm zurückgerudert. Von den verbliebenen 56 "Doppelnullen" gehören elf, und damit fast 20%, der Immobilienbranche an.

Die Unternehmen sind um gute Gründe nicht verlegen. Beispielhaft sei der Bauträger Instone Real Estate herausgegriffen. Der Wohnungsentwickler erklärt sein Ziel Null auf Anfrage der Immobilien Zeitung mit der "Vertragsdauer der laufenden Vorstandsverträge" und damit, dass das Unternehmen das aktuelle Vorstandsteam auch darüber hinaus halten wolle. Außerdem sei es doch legitim, "dass jede Position vorwiegend nach Qualifizierung und Kompetenz besetzt werden soll - unabhängig vom Geschlecht oder anderen nicht leistungsbezogenen Kriterien". In der Öffentlichkeit vermittle die Quote Null ein falsches Bild: "Als würde sich ein Unternehmen nicht um Frauenförderung kümmern."

Für Männer gibt es ja quasi schon eine Quote

Anne Tischer, Mitgründerin der Initiative Frauen in Führung (FiF), erklärt, warum ihr die Zielquote Null ein Dorn im Auge ist: "Wenn der Status quo 0% ist, kann das Unternehmen begründen, warum die Wahl - trotz intensiver Suche - z.B. auf genau diese vier Männer gefallen ist. Aber eine Zielquote Null ist ein fatales Signal an die eigenen Mitarbeiterinnen sowie an Kandidatinnen."

Dass der oder die Beste den Job kriegt, ganz gleich, welches Geschlecht, ist nicht unbestritten: "Jede Frau, die seit mindestens zehn, 15 Jahren in der Branche arbeitet, hat schon erlebt, dass nicht immer der oder die Bestqualifizierte den Job bekommt, sondern wer ein gutes Netzwerk hat und denjenigen kennt, der den Job vergibt", sagt Tischer. "Es ist kein Zufall, dass so viele Immobilienunternehmen in der Allbright-Liste die Forderungen nach Diversität nicht erfüllen. Die Immobilienwirtschaft hinkt anderen Branchen um fünf bis zehn Jahre hinterher", konstatiert Karin Barthelmes-Wehr, Geschäftsführerin des Instituts für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft.

"Mit Blick auf das Employer Branding ist ein 0%-Ziel natürlich wahnsinnig ungeschickt"

Sonja Rösch aus dem Management der Agentur PB3C, die auf Immobilienkommunikation spezialisiert ist, ergänzt: "Mit Blick auf das Employer Branding ist ein 0%-Ziel natürlich wahnsinnig ungeschickt." Doch die wenigsten Firmen bringen den Mut auf, den Willen zur Veränderung mit einer Selbstverpflichtung in Gestalt einer Quote zum Ausdruck zu bringen. "Wenn ein Unternehmen etwas wirklich will - z.B. bei der Umsatzentwicklung oder in der Akquise -, setzt es sich messbare Ziele, in der Regel in Form einer Zahl. Alles fängt doch mit dem Commitment an", meint Tischer.

FiF fordert von allen führenden Immobilienunternehmen der verschiedenen Marktsegmente, von der Finanzierung über die Projektentwicklung bis zum Fonds-, Asset- und Property-Management: "Setzt Euch Zielquoten für den Frauenanteil in den obersten drei Führungsebenen und Fristen, innerhalb derer ihr diese erreichen wollt! Bis 2025 soll überall mindestens eine Frau im Vorstand bzw. in der Geschäftsführung sein!" Die Immobilien Zeitung hat Unternehmen, die sich als führend in ihren Marktsegmenten verstehen, nach ihrer Meinung zu dem Forderungskatalog gefragt. Im Wesentlichen zusammengefasst: Wer nicht unbedingt muss, verzichtet meist lieber darauf, sich unbequeme Ziele zu setzen (siehe Tabelle "Unternehmen aus der Immobilienbranche tun sich meist schwer mit freiwilligen Zielvorgaben" weiter unten).

Ohne Quote kaum messbarer Fortschritt

Dass sich ohne Quotenzwang wenig an den herrschenden Verhältnissen ändert, zeigen Zahlen der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR). Für Gesellschaften, die sowohl börsennotiert als auch voll mitbestimmungspflichtig sind, also mehr als 2.000 Mitarbeiter beschäftigen, gilt eine harte 30%-Quote für den Aufsichtsrat. Bei diesen hat der Frauenanteil seit 2015 erheblich zugelegt und beträgt mittlerweile rund 34%. Bei den anderen in den DAX-Segmenten notierten Unternehmen verharrt er nur knapp über 20%. Das wichtigste Indiz dafür, dass sich ohne Quote allenfalls punktuell etwas tut, ist: In den Vorständen, für die allesamt noch keine Quote gilt, bewegt sich der Frauenanteil um die 10%. Im Lager der Unternehmen mit der AR-Quote ist er seit 2015 nur unwesentlich stärker geklettert bzw. liegt kaum höher (10,8%) als im Lager (8,9%) der Unternehmen ohne AR-Quote. "Damit ist eine stabile Männerquote von 90% weiterhin gesichert", bilanziert FidAR.

Nicht umsonst hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) Anfang dieses Jahres einen Gesetzentwurf für eine verschärfte Frauenquote vorgelegt. Dieser sieht vor, dass Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern und mindestens vier Vorstandsmitgliedern künftig mindestens eine Frau im Vorstand haben müssen. Giffey hatte ihre Quote für Vorstände mit dem hohen Anteil von Unternehmen, die sich eine Zielquote Null für den Vorstand setzen, begründet: "Nur mit freiwilligen Bekenntnissen kommen wir nicht weiter."

Frauenquote: Status quo und Zielgrößen
Unternehmen aus der Immobilienbranche tun sich meist schwer mit freiwilligen Zielvorgaben für Frauenquoten - Status quo und Zielgrößen für Frauenanteile auf den operativen Führungsebenen ausgewählter Immobilienunternehmen in Deutschland: zum PDF

An der Quote scheiden sich die Geister. Heike Gündling, früher u.a. COO bei Bilfinger Real Estate und heute Managing Director bei Eucon Digital, ist ganz bei Giffey: "Ich bin für die Quote. Gegen eine schwere Krankheit hilft nur ein schweres Medikament. Wenn man so will, kommen ja auch Männer in der Immobilienbranche oft genug wegen einer - ungeschriebenen - Quote zum Zug: weil sie irgendwann einfach mal dran sind. Nicht jeder Mann in einer Führungsposition macht einen Superjob." PR-Frau Rösch hält dagegen: "Eine Quote bringt nichts. Besser ein mittleres Management für Nachbesetzungen aufbauen. Ich habe in meiner Laufbahn Frauen erlebt, die wegen einer Quote mehrere Hierarchieebenen übersprungen haben - und dann zu kämpfen hatten; sie waren einfach noch nicht bereit."

In den Unternehmen hat die Quote wenige Freunde

Auch die allermeisten Unternehmen zeigen sich wenig begeistert von der Vorstellung fester Frauenanteile für operative Führungsebenen. Swiss Life Asset Managers etwa ist zwar "überzeugt, dass gemischte Teams besser performen". Aber: "Eine starre Quote erachten wir nicht als förderlich." Lieber versuche der Asset-Manager, "durch eine breite Förderung auf allen Ebenen des Unternehmens zu erreichen, dass der Pool von potenziellen Kandidatinnen für Führungsaufgaben immer größer wird und es somit automatisch mehr Frauen in Führungspositionen geben wird." Der Projektentwickler Consus begründet seine Ablehnung einer fixen Zielvorgabe damit, dass eine solche "die ohnehin schwierige Fachkräftesuche weiter einschränken würde". Zudem sei eine Quote auch für die Frauen selbst ein vergiftetes Geschenk: "Unsere weiblichen Führungskräfte haben viele eigene Akzente eingebracht. Dabei mussten sie nicht mit dem Makel von Quotenfrauen kämpfen, sondern werden als qualifizierte Mitglieder des Teams verstanden, sodass die Zusammenarbeit mit den Männern bestens funktioniert."

"Krisen werden gern dafür genutzt, einen Backlash einzuleiten"

Aus Giffeys Quote für Vorstände wird aber ohnehin wahrscheinlich erst einmal nichts. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) drohte laut einem Medienbericht, gegen einen Kabinettsbeschluss zu stimmen. Den Firmen sollten in der Krise weitere Belastungen erspart bleiben. Da ist es fast schon Ironie, dass Altmaiers Ministerium die Schirmherrschaft bei FiF innehat. Gündling warnt: "Krisen werden gern dafür genutzt, einen Backlash einzuleiten. Natürlich hat sich beim Thema Frauen in Führung in der Vergangenheit was getan. Aber speziell die Immobilienbranche ist immer noch sehr männerlastig. Da besteht einfach die Sorge, dass dieses zarte Pflänzchen jetzt in der Krise wieder verdorrt."

Die Krise ist jetzt schon Gift für dieses Pflänzchen. Laut der Hans-Böckler-Stiftung sind Männer und Frauen zwar in etwa gleich stark von Kurzarbeit betroffen. Doch die Frauen haben ihre Arbeitszeit wegen geschlossener Schulen und Kitas deutlich öfter (zusätzlich) reduziert. Dabei setzt sich nicht nur die Arbeitsteilung von vor der Krise fort. Vier von zehn Elternpaaren, die sich die Erziehungsarbeit vorher ungefähr gleich aufteilten, sind zu alten Rollenmustern zurückgekehrt.

"Corona macht die Mängel wieder sichtbar"

Was die Studie anhand von knapp 8.000 Erwerbstätigen zeigt, nimmt Izabela Danner täglich in ihrem Netzwerk wahr. "Die traditionellen Rollen werden wieder oft klassisch gelebt, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht", beobachtet die ehemalige Geschäftsführerin von JLL Deutschland. "Der Mann hängt den ganzen Tag in den Telkos - und die Frau natürlich auch. Denn wer die Verfügbarkeit für den Job nicht gewährleistet, ist ganz schnell weg vom Fenster." Für Frauen ohne Familie ist es vielleicht egal, wenn sie in Corona-Zeiten von morgens bis abends in Zoom-Meetings hängen. "Aber", betont Danner, "wenn kleinere Kinder da sind, dann läuft die Versorgung vorrangig bei den Müttern mit. Für viele ist die Belastung unerträglich geworden."

Danner erzählt von berufstätigen Frauen aus ihrem Bekanntenkreis: "Sie fangen teils um 5 Uhr morgens an - und wenn die Kinder schlafen, müssen sie aufholen, was sie den Tag über nicht geschafft haben. Corona macht die Mängel unserer Arbeitswelt wieder sichtbar - und vor allem klar, dass der Job nicht aus dem persönlichen Kontext herauslösbar ist." So manche Frau droht karrieretechnisch abgehängt zu werden: "Viele Entscheidungen müssen in der Krise schnell getroffen werden; da greift man automatisch zur starren Hierarchie oder zu denen, die rund um die Uhr verfügbar sind. Und das sind in unserer Branche besonders oft Männer."

Wie viele Frauen an der Spitze von Immobilienfirmen stehen, zeigt unsere IZ-Tabelle.

Details zur Initiative unter: www.frauen-in-fuehrung.info

Harald Thomeczek

RICS fördert das Lernen

Karriere 22.05.2020
Die Berufsorganisation RICS stellt für Mitglieder und Kandidaten bis Ende Juli alle Lerninhalte kostenfrei bereit. ... 

Die Berufsorganisation RICS stellt für Mitglieder und Kandidaten bis Ende Juli alle Lerninhalte kostenfrei bereit.

Dass viele Beschäftigte in der Immobilienbranche die Zeit des weit verbreiteten Homeoffice zur persönlichen Weiterbildung nutzen, spürt auch die Berufsorganisation RICS. Sie bietet seit Mitte März alle ihre Inhalte zum Lernen und Weiterbilden nicht nur für ihre Mitglieder, sondern auch für die Anwärter auf eine Mitgliedschaft kostenlos im Internet an. Dazu zählen nicht nur Kurse zur Prüfungsvorbereitung oder für Zertifikate, die berufsbegleitend erworben werden können, auch zahlreiche Webinare sind seit dem Corona-Lockdown for free. "Wir erfahren darauf ein größeres Echo als erwartet", sagt Sabine Georgi, Country Managerin der RICS in Deutschland. Das Angebot ist zunächst bis Ende Juli beschränkt.

Die RICS hat darüber hinaus die Prüfungen zum MRICS auf ein Online-Verfahren umgestellt. "Das war schon zuvor global erprobt", erzählt Georgi. So konnte RICS Deutschland das Verfahren aus den anderen Ländern schneller adaptieren. Wie bereits zuvor üblich reichen die Prüflinge ihre Unterlagen, die für die Zulassung zur Prüfung benötigt werden, digital ein. Die Prüfung an sich findet dann in einem Videocall statt, zu dem der Kandidat und die Prüfer zugeschaltet werden.

Anke Pipke

Kurzarbeit: Hotels stark betroffen, Immobilienbranche kaum

Apps erleichtern die Erfassung der Arbeitszeiten.

Apps erleichtern die Erfassung der Arbeitszeiten.

Quelle: imago images, Urheber: Bernhard Classen

Karriere 05.05.2020
Die Gastronomie und die Hotellerie sind hierzulande die Spitzenreiter in puncto Kurzarbeit. Die Immobilienwirtschaft hat dagegen - bisher - ziemlich selten auf diese Art der Staatshilfe ... 

Die Gastronomie und die Hotellerie sind hierzulande die Spitzenreiter in puncto Kurzarbeit. Die Immobilienwirtschaft hat dagegen - bisher - ziemlich selten auf diese Art der Staatshilfe zurückgegriffen. Das geht aus den Umfragen des ifo-Instituts für den Monat April hervor.

Von Deutschlands Hotelbetrieben fahren 97% Kurzarbeit. In der Gastronomie arbeiten die Beschäftigten sogar in 99% der Unternehmen deutlich weniger als vor der Corona-Krisenpolitik. Auch Mitarbeiter in der Automobilindustrie haben gewaltig unter den Folgen zu leiden (94%). Der Schnitt über alle Branchen liegt bei 50%. Die aktuellen Quoten schlagen alle Zahlen aus der Finanzkrise von 2009.

Auf dem Bau arbeitet jeder dritte Betrieb kurz

Vergleichsweise selten haben bisher Unternehmen aus der Immobilienbranche Kurzarbeit eingeführt. So weist die ifo-Statistik für das Grundstücks- und Wohnungswesen lediglich eine Quote von 11% aus. Im Cluster Architekten, Ingenieure und technische/phsyikalische/chemische Untersuchungen liegt der Anteil mit 26% höher, aber immer noch deutlich unter dem branchenweiten Durchschnitt. Im Bauhauptgewerbe haben immerhin 37% der vom ifo-Institut befragten Betriebe die Option Kurzarbeit gezogen, und im Bereich Gebäudebetreuung/Garten- und Landschaftsbau liegt der Wert mit 57% über dem Schnitt.

Die Wirtschaftsforscher befragten insgesamt rund 9.000 Unternehmen in Deutschland. Die Antworten wurden nach Firmengröße gewichtet.

Peter Dietz,Harald Thomeczek

Baumindestlohn: Arbeitgeber stimmen Schlichterspruch zu

Die neuen Mindestlöhne auf dem Bau sind endlich sicher gelandet.

Die neuen Mindestlöhne auf dem Bau sind endlich sicher gelandet.

Quelle: imago images, Urheber: Jochen Tack

Karriere 17.01.2020
Bis zum heutigen 17. Januar 2020 hatten die Arbeitgeber aus der Bauindustrie und dem Bauhandwerk Zeit, sich zum Schlichterspruch für die Mindestlöhne auf dem Bau zu verhalten. ... 

Bis zum heutigen 17. Januar 2020 hatten die Arbeitgeber aus der Bauindustrie und dem Bauhandwerk Zeit, sich zum Schlichterspruch für die Mindestlöhne auf dem Bau zu verhalten. "Buchstäblich in letzter Minute" haben sie sich nun, wie die Gewerkschaft IG Bau formuliert, "noch richtig entschieden", sprich: Die Arbeitgeber haben den Schlichterspruch angenommen. Damit liegt die unterste Lohngrenze nun bei 12,55 Euro.

Den von den Arbeitgebern angepeilten einheitlichen Branchenmindestlohn wird es bis auf Weiteres nicht geben. Statt dessen bleibt es bei einer Zweiteilung in Mindestlohn 1 - die Lohnuntergrenze für Hilfsarbeiten auf dem Bau - und Mindestlohn 2 für qualifiziertere Arbeiten in den alten Bundesländern und Berlin.

Konkret: Der Mindestlohn 1 steigt bundesweit ab dem 1. April 2020 um 2,9% auf 12,55 Euro pro Stunde. Der Mindestlohn 2 bleibt erhalten und klettert im April um jeweils 1,3% auf 15,40 Euro im Westen bzw. 15,25 Euro in Berlin. Die neuen Mindestlöhne gelten nur bis Ende 2020.

Nach der Verhandlung ist vor der Verhandlung

Die Arbeitgeber sehen schon in der zweiten Jahreshälfte 2020 einer Fortsetzung des Ringens um die vermeintlich richtige Branchenmindestlohnstruktur entgegen. Sie wollen einen einheitlichen Mindestlohn, weil der Zoll es dann leichter habe zu kontrollieren, ob die Mindestlohngrenzen in der Lohngruppe 2 tatsächlich eingehalten werden. Nach früheren Angaben der IG Bau von Ende Oktober 2019 schwebte der Arbeitgeberseite ein einheitlicher Mindestlohn in Höhe von 12,40 Euro die Stunde vor.

Bauhandwerk und Bauindustrie hätten sich mit der Annahme des Schlichterspruchs kurz vor Ablauf der Frist "buchstäblich in letzter Minute noch richtig entschieden", atmet die Baugewerkschaft erleichtert auf. Die Arbeitnehmervertreter hatten für den Fall der Fälle ein Absacken der Lohnuntergrenze auf das Niveau des gesetzlichen Mindestlohns (9,35 Euro) befürchtet. Ein solcher "Lockruf für Dumping-Firmen aus dem In- und Ausland" könne, so das vergangene Woche gezeichnete Worst-Case-Szenario der Gewerkschaft, dazu führen, "die Unternehmen des Bauhandwerks und der Bauindustrie wirtschaftlich abzudrängen, die Tariflöhne zahlen, ordentliche Arbeit leisten und Qualität liefern".

Die Sozialpartner wollen jetzt umgehend beim Bundesarbeitsministerium beantragen, dass die neuen Mindestlöhne für alle im Bauhauptgewerbe in Deutschland tätigen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gelten. Laut IG Bau sind das auf Arbeitnehmerseite mehr als 200.000 Bauarbeiter.

Harald Thomeczek

Daniel Kaltofen wird Rektor der EBZ Business School

Prof. Daniel Kaltofen.

Prof. Daniel Kaltofen.

Quelle: EBZ Business School

Köpfe 08.01.2020
Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Daniel Kaltofen (Jahrgang 1976) ist zum Rektor der EBZ Business School University of Applied Sciences in Bochum gewählt worden. Er tritt sein Amt am 1. ... 

Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Daniel Kaltofen (Jahrgang 1976) ist zum Rektor der EBZ Business School University of Applied Sciences in Bochum gewählt worden. Er tritt sein Amt am 1. Februar an. Kaltofen kommt ursprünglich aus dem Finanzbereich und ist u.a. Geschäftsführer des ikf - Institut für Kredit- und Finanzwirtschaft. Dort habe er die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft aus der Finanzperspektive verfolgt, heißt es von der EBZ. Zuletzt habe er sich intensiv mit "Smart-City-Konzepten" auseinandergesetzt. Nach Stationen in der freien Wirtschaft bei Finanzinstituten (u.a. als Risikoanalyst) erhielt er 2011 einen Ruf an die Fachhochschule BiTS in Iserlohn.

Die EBZ sieht sich mit 1.000 Studierenden als die größte immobilienwirtschaftliche Fakultät in Deutschland. Träger der Hochschule sind der VdW Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen, der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen und der BFW Bundesverband Freier Wohnungsunternehmen.

Christoph von Schwanenflug

"Viele haben den Schuss noch nicht gehört"

Die leeren Stühle lassen es erahnen: Das Interesse der Immobilienbranche an Nachhaltigkeit im weitesten Sinne ist ausbaufähig.

Die leeren Stühle lassen es erahnen: Das Interesse der Immobilienbranche an Nachhaltigkeit im weitesten Sinne ist ausbaufähig.

Quelle: ICG

Karriere 20.11.2019
Kein Immobilienunternehmen kann es sich heute noch leisten, auf Nachhaltigkeit zu pfeifen. Weil die Gewinne in der Immobilienbranche aber weiter sprudeln, tun viele so, als gingen sie ... 

Kein Immobilienunternehmen kann es sich heute noch leisten, auf Nachhaltigkeit zu pfeifen. Weil die Gewinne in der Immobilienbranche aber weiter sprudeln, tun viele so, als gingen sie Themen wie Klimawandel oder gesellschaftliche Verantwortung nichts an. Wem das zu weit weg ist, kann damit anfangen, Boni nach und nach auszuzahlen. So wird es für Mitarbeiter wichtiger, dass Kunden dauerhafte Freude an ihren Leistungen haben.

Das ist die Botschaft des Instituts für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG). Das ICG stellte in der vergangenen Woche in Berlin eine Publikation mit dem Titel "Nachhaltige Management- und Kompensationssysteme" vor. Untertitel: "Ein innovativer Praktiker-Leitfaden für die Immobilienwirtschaft". Dem Aufruf zur Teilnahme an der Vorstellung des Leitfadens waren jedoch weit weniger Unternehmen gefolgt als erwartet - irgendwie symptomatisch für die Resonanz, die das - weit gefasste - Thema Nachhaltigkeit in weiten Teilen der Immobilenbranche im Moment noch erfährt: "Viele haben den Schuss noch nicht gehört", sagte Werner Knips, Partner bei der Personalberatung Heidrick & Struggles und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des ICG, der Immobilien Zeitung.

Warum soll es uns in fünf oder zehn Jahren noch geben?

Dabei gäbe es für alle Immobilienunternehmen der Gründe genug, sich schon heute zu hinterfragen, wie in der brandaktuellen Publikation nachzulesen ist: Klimawandel (Fridays for Future), gesellschaftliche Verantwortung (Mietendeckel, Enteigungsdebatte), Handelskrieg zwischen den USA und China. Unternehmen und Unternehmern, die ihr Geschäftsmodell auf nachhaltigere Beine stellen wollen, rät Knips: "Wichtig ist, dass Eigentümer und Management sich darüber klarwerden: Warum soll es uns in fünf oder zehn Jahren noch geben? Was ist unser Beitrag für die Gesellschaft, unsere Mitarbeiter und Shareholder? Diese Fragen haben sich bisher wenige Unternehmen gestellt."

Der Immobilienbranche geht es einfach (noch) zu gut

Frank Billand, früher Investmentchef von Union Investment Real Estate und zusammen mit Knips Leiter der Arbeitsgruppe Nachhaltige Management- und Kompensationssysteme beim ICG, hat eine Erklärung für dieses Phänomen parat: "Die Immobilienbranche ist seit zehn Jahren in Partylaune. Welche Branche hat noch so ein Umfeld wie wir dank des Niedrigzinses der EZB? Fast jeder kann hier tolle Geschäfte machen."

Als Best-Practice-Beispiele in Sachen Klimaschutz oder nachhaltige Bonifizierung traten auf der Veranstaltung in Berlin der börsennotierte französische Shoppingcenterkonzern Unibail-Rodamco-Westfield und die Hamburger Investmentgesellschaft Aquila Capital auf. Michaela Maria Eder von Grafenstein, Executive Board Member von Aquila Capital, erläuterte z.B., wie sie die Denke "Ich mache jetzt den Deal und nach mir die Sintflut" aus den Köpfen ihrer Kollegen fernhält.

Einfach mal die Boni strecken

Damit der Aquila-Kunde, sprich: Investor, möglichst lange Freude z.B. an der von Aquila errichteten Logistikimmobilie oder Wohnanlage hat, streckt das Unternehmen die Auszahlung von Boni auf bis zu fünf Jahre. Denn, so die Logik dahinter, die (pekuniären) Interessen des Mitarbeiters an diejenigen des Anlegers zu binden, erhöhe die Wahrscheinlichkeit, Letzteren nicht nur kurzfristig, sondern dauerhaft glücklich zu machen.

Harald Thomeczek

WoWi-Mitarbeiter stehen auf gute Kollegen und Wertschätzung

Menschen aus der Wohnungswirtschaft lieben ihren Job, wenn das Team passt und der Chef ihre Arbeit wertschätzt.

Menschen aus der Wohnungswirtschaft lieben ihren Job, wenn das Team passt und der Chef ihre Arbeit wertschätzt.

Quelle: imago images, Urheber: Westend61

Karriere 04.11.2019
Der Teamzusammenhalt, ein sicherer Arbeitsplatz, eine Kultur der Wertschätzung und flexible Arbeitszeiten: Diese Faktoren sind Mitarbeitern aus der Wohnungswirtschaft (WoWi) im Job am ... 

Der Teamzusammenhalt, ein sicherer Arbeitsplatz, eine Kultur der Wertschätzung und flexible Arbeitszeiten: Diese Faktoren sind Mitarbeitern aus der Wohnungswirtschaft (WoWi) im Job am wichtigsten. Das hat die EBZ Akademie zusammen mit der FH Bielefeld bei einer Befragung von Beschäftigten aus der Wohnungswirtschaft im Sommer 2019 herausgefunden.

Auf einer Skala von 1 bis 5 erhielten die genannten Kriterien Werte zwischen 4,56 und 4,45. Das absolute Topkriterium für einen attraktiven Arbeitsplatz in einem Wohnungsunternehmen ist die Kollegialität bzw. eine vom Arbeitgeber beförderte Kultur der gegenseitigen Wertschätzung.

Am wenigsten wichtig sind Mitarbeitern aus der Wohnungswirtschaft eine moderne Gebäudearchitektur (2,96), mobiles Arbeiten (3,45), Gesundheitsförderung durch den Arbeitgeber (3,47) und flexible Teilzeitmodelle (3,6). Eine "angemessene Belohnung" - sprich ein ordentliches Grundgehalt und mögliche Boni - gehören zwar nicht zu Top-Fünf-Aspekten, sind den Befragten aber auch nicht ganz unwichtig: Sie landen ganz knapp auf Platz sechs (4,4).

IT-Spezialisten und Bauingenieure legen mehr Wert auf gutes Geld

Und: Fachkräfte wie IT-Leute oder Bauingenieure, die nicht direkt mit dem Kerngeschäft eines Wohnungsunternehmens zu tun haben - der Vermietung von Wohnraum -, liegt der schnöde Mammon mehr am Herzen. Sie legen zudem mehr Wert auf inspirierende Führungskräfte und ein modernes, "transformationales" Führungsverständnis. Leute, die schon lange in der Wohnungsbranche sind, können dagegen nicht so viel mit Innovation und Dynamik anfangen.

Für die vorliegende Untersuchung durften 839 Menschen aus der Wohnungswirtschaft ihre persönlichen Ansichten in puncto Arbeitgeberattraktivität zu Protokoll geben. Ziemlich genau zwei Drittel von ihnen fallen in die Kategorie gemeiner Mitarbeiter oder Referent, jeder Fünfte gilt als Führungskraft und je 6% zählen zur Unternehmensleitung bzw. zum Kreise des Nachwuchses (Azubis).

Die Autoren der Studie nehmen für sich in Anspruch, die erste ausgefeilte Analyse zum Thema Arbeitgeberattraktivität für die Wohnungswirtschaft vorgelegt zu haben. Sie haben ein sogenanntes Arbeitgeberattraktivitätsmodell entwickelt, das acht Faktoren umfasst, die sich aus jeweils vier branchenspezifischen "Attraktivitätstreibern" speisen.

Mietendemos machen die Wohnungswirtschaft als Arbeitgeber nicht beliebter

Hintergrund ist, dass die Mitarbeitersuche auch für Wohnungsunternehmen nicht leichter wird. Besonders in den Bereichen Technik, Rechnungswesen und IT dauert es immer länger, offene Stellen zu besetzen. Hinzu komme: "Aktuelle Entwicklungen bestärken die Notwendigkeit für Wohnungsunternehmen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Beispielsweise durch die zunehmenden Demonstrationen in Berlin gegen steigende Mieten stehen Wohnungsunternehmen in der Pflicht, an ihrem Image zu arbeiten."

Harald Thomeczek