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Der Bau kämpft um den Nachwuchs

Ausbildungsstellen auf dem Bau gibt es deutschlandweit genug. Doch nur wenige Jugendliche schlagen beim Karrierestart diesen Weg ein.

Ausbildungsstellen auf dem Bau gibt es deutschlandweit genug. Doch nur wenige Jugendliche schlagen beim Karrierestart diesen Weg ein.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: skarie

Karriere 02.05.2024
Mehr als 6.000 Ausbildungsstellen im Hochbau blieben in diesem Frühjahr unbesetzt. Dabei kämpfen die Unternehmen um jeden Bewerber. Weil das Interesse an der Branche nicht groß genug ... 

Mehr als 6.000 Ausbildungsstellen im Hochbau blieben in diesem Frühjahr unbesetzt. Dabei kämpfen die Unternehmen um jeden Bewerber. Weil das Interesse an der Branche nicht groß genug ist, setzen sie inzwischen auf intensive Weiterbildungsangebote, um attraktive Karrierewege anbieten zu können.

In einem technisch hochausgestatteten Bus schauen Schüler kurze Imagefilme zu verschiedenen Berufen der Baubranche. Sie spazieren mit Hilfe von Augmented-Reality-Brillen über Baustellen, bewegen Baumaschinen und lösen gemeinsam Aufgaben. Anschließend gibt es für alle eine Tasche mit Werbegeschenken: ein Geodreieck, ein Taschenrechner und Karten, die unterschiedliche Ausbildungsberufe erklären. Alles versehen mit einem Firmenlogo. Schließlich sollen die Jugendlichen sich noch in einigen Jahren an Strabag erinnern, das Unternehmen hinter dem Bus.

Das österreichische Bauunternehmen mit Deutschlandsitz in Köln steckt seit Jahren viel Mühe in das Azubi-Recruiting. Der Bus, der Schulen und Sportvereine besucht, ist da als neues Pilotprojekt nur ein weiterer Baustein des Nachwuchsprogramms. "Eine finale Auswertung, wie erfolgreich die Besuche sind, gibt es bislang noch nicht", sagt Martina Lepke, HR-Verantwortliche bei Strabag. Die ersten Rückmeldungen sind ihr zufolge aber sehr positiv. Der Bus soll Schüler:innen in ganz Deutschland erreichen und früh für den Bau begeistern. Denn bei Strabag sind von insgesamt mehr als 28.800 Mitarbeiter:innen in Deutschland regelmäßig rund 1.000 Jugendliche in der Lehre. Nur etwa 50 bis 60 von ihnen schaffen die Ausbildung nicht, und wenn jährlich beinahe ein Drittel der Azubis in die Abschlussprüfungen startet, sind jedes Jahr zwischen Oktober und März rund 300 neue Stellen zu besetzen. Doch trotz der Anstrengungen und der vielen Standorte in ganz Deutschland findet Strabag nicht immer ausreichend Bewerber: So sind auch in diesem Jahr laut der Website etwa 550 Ausbildungsstellen unbesetzt. Kein Wunder, denn das Missverhältnis von offenen Ausbildungsstellen und geeigneten Kandidaten ist deutschlandweit groß.

Recruiting an Schulen, online und bei Vereinen

Das bestätigen auch die aktuellen Ausbildungszahlen der Bundesagentur für Arbeit für dieses Frühjahr. Demnach sind aktuell 6.040 Berufsausbildungsstellen im Hochbau frei. Der Anteil unbesetzter Stellen liegt bei 68%. Vor zwei Jahren, im März 2022, waren es 71% – und im Jahr 2014 sogar noch 78%. Der Mangel ist also leicht zurückgegangen.

Trotz einer schwachen Baukonjunktur stellen die Betriebe weiterhin fleißig ein, wenn sie passende Interessenten finden. In einer Online-Umfrage der Sozialkassen des Baugewerbes (Soka-Bau) gaben im März etwa 85% der befragten ehemaligen Ausbildungsbetriebe an, dass sie zwar gerne ausgebildet hätten, aber im aktuellen Jahrgang gar keine oder keine geeigneten Bewerbungen bekommen hätten. Nur 8% von ihnen nannten eine schlechtere Auftragslage als Grund dafür, nicht auszubilden. "Offensichtlich wissen die Firmen, dass sie wegen des demografischen Wandels langfristig neue Fachkräfte brauchen", sagt Torge Middendorf von Soka-Bau. Besonders großen Mangel gebe es in kleineren Handwerksbetrieben, sagt er. Ein Grund dafür könnten fehlende Karriereaussichten sein. "In einem dreiköpfigen Betrieb mit einem Meister ist auf der Karriereleiter schnell Schluss", sagt Middendorf. Ein strukturelles Problem, denn rund 80% der Betriebe haben ihm zufolge weniger als zehn Mitarbeiter. "Das führt dazu, dass viele nach der Ausbildung abwandern", sagt Middendorf.

Doch die Branche verändert sich. In Bauberufen gewinnt das duale Studium an Bedeutung. Auch Strabag und die Tochterfirma Züblin bieten daher gleich für eine ganze Reihe von Berufen die Möglichkeit des dualen Studiums an, darunter Bauingenieurswesen, Elektrotechnik und Montageingenieurswesen. Die klassischen Ausbildungen überwiegen aber nach wie vor. Von den mehr als 500 ausgeschriebenen Ausbildungsstellen bei Strabag sind 37 ein duales Studium. Aber auch sonst setzt man im Betrieb auf Weiterbildung. Der Großkonzern leistet sich dafür eine konzerneigene Akademie. "Hier gibt es Angebote zu Führungskräfte- und Persönlichkeitsentwicklung, zu Technik, IT und Recht", erklärt die HR-Verantwortliche Lepke. Ihr zufolge geht ohne Weiterbildungs- und Schulungsangebote nichts mehr. "Junge Menschen wollen sich stetig entwickeln", sagt sie. "Kaum jemand arbeitet heute noch 40 Jahre in einer Stelle."

In der Akademie können sich die Auszubildenden außerdem vor ihrer Abschlussprüfung intensiv vorbereiten. "Die Azubis werden eng betreut und wenn jemand Schwierigkeiten hat, fördern und unterstützen die Ausbildungsleiter gezielt", sagt Lepke. "Es darf auch schon mal eine Schicht auf der Baustelle ausfallen, um ein bisschen Theorie zu büffeln", ergänzt sie.

Gute Chancen auch ohne hohen Abschluss

Ihr zufolge ist das einer der Gründe für die geringe Abbruch- und Durchfallrate bei Strabag. "Von unseren 1.000 Azubis machen im Schnitt nur 5,5% bis 6,5% keinen Abschluss", sagt sie. Die meisten Abgänger hören schon in den ersten drei Monaten nach Ausbildungsbeginn auf, weil sie merken, dass der Beruf doch nichts für sie ist. "Das ist dann schade, aber zumindest haben die Jugendlichen es ausprobiert", sagt Lepke.

Sie störe sich daran, dass viele hartnäckige Vorurteile junge Kandidaten, die eigentlich geeignet sind, von einem Weg in die Bauwirtschaft abhielten. "Bei vielen Eltern hält sich das Klischee des Bauarbeiters als schlecht bezahltem Mann, der körperlich so hart arbeitet, dass seine Knie und Bandscheiben noch vor der Rente hin sind", sagt sie. "Dabei sieht die Realität längst anders aus."

Das bestätigt auch Thomas Reimann vom Frankfurter Bauunternehmen Alea. "Baustellen sind heute hochtechnisiert", sagt er. "Es gibt Exoskelette, die beim Heben schützen, mit dem Tablet steuerbare Hydraulikarme und moderne, nicht gesundheitsschädliche Baustoffe." Doch trotz solcher Modernisierungen bleiben Stellen offen. So nimmt auch Reimann heute Azubis an, deren Qualifikation früher nicht gereicht hätte, investiert viel in ihre Weiterbildung und wirbt auf allen Kanälen. "Instagram, Schulbesuche, Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit und natürlich bedarfsbedingt Internetportale wie Aubi-plus und Azubi.de – wir sind überall unterwegs", sagt er.

Sowohl bei Strabag als auch bei Alea wurden Jugendliche ohne höheren Schulabschluss oder Geflüchtete als wichtige potenzielle Fachkräfte ausgemacht. Mit einem Hauptschulabschluss kann man bei Strabag beispielsweise Land- und Baumaschinenmechatroniker oder Straßenbauer werden und sich später zum Polier im Tiefbau oder zum Straßenbaumeister weiterbilden. "Wir bieten zudem geflüchteten Auszubildenden, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, gezielt Deutschunterricht. Und alle Auszubildenden haben drei Chancen bei der Abschlussprüfung", erklärt Lepke.
Die Autorin: Mia Pankoke ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Mia Pankoke

Daniel Preuße und Robert Heinlein sollen Immobiliengeschäft der VKB ausbauen

Köpfe 04.04.2024
Der Konzern Versicherungskammer Bayern (VKB) hat eine eigene Immobilien-Managementgesellschaft namens Versicherungskammer (VK) Real Estate gegründet. Sie soll ihre Dienste nun auch Unternehmen ... 

Der Konzern Versicherungskammer Bayern (VKB) hat eine eigene Immobilien-Managementgesellschaft namens Versicherungskammer (VK) Real Estate gegründet. Sie soll ihre Dienste nun auch Unternehmen außerhalb des Konzernkreises anbieten. Das Führungsgremium hat die Gruppe dennoch mit eigenen Managern besetzt.

Daniel Preuße ist bereits Leiter der Hauptabteilung Immobilienmanagement von VKB und fungiert nun als einer von zwei Geschäftsführern des neu gegründeten Unternehmens Versicherungskammer (VK) Real Estate. Sein Kollege Robert Heinlein war bislang Geschäftsführer von VKB Immobilienmanagement und ist zudem in der Geschäftsführung bzw. als Prokurist bei verschiedenen anderen Gesellschaften aus dem Konzern aktiv.

VK Real Estate hat zu Beginn dieses Monats mit über 100 Mitarbeitern seinen Betrieb aufgenommen und betreut ein Immobilienvermögen von rund 8 Mrd. Euro. Die Gesellschaft verfügt nach eigenen Angaben über Inhouse-Kompetenzen vom Property- bis zum Investmentmanagement. Sie soll nun ihre Dienste auch externen Kunden anbieten. VKB ist der größte öffentlich-rechtliche Versicherer und versammelt elf verschiedene Versicherungsgesellschaften unter seinem Dach.

Monika Leykam

Andreas Muschter wird Deutschlandchef bei Edge Technologies

Andreas Muschter.

Andreas Muschter.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Köpfe 21.07.2022
Andreas Muschter (50) hatte seinen letzten operativen Arbeitstag als Vorstand der Zech Group. Ab dem 1. Oktober tritt er dann seine neue Tätigkeit beim europäischen Projektentwickler Edge ... 

Andreas Muschter (50) hatte seinen letzten operativen Arbeitstag als Vorstand der Zech Group. Ab dem 1. Oktober tritt er dann seine neue Tätigkeit beim europäischen Projektentwickler Edge Technologies an: Als CEO der DACH-Region (Deutschland, Schweiz, Österreich) und Mitglied im Edge-Executive Commitee. Geht es nach ihm, wird Edge seine langfristige berufliche Heimat werden: „Ich möchte meine Karriere bis 67 hier fortsetzen“, sagt Muschter. 

Muschters Intermezzo bei der Zech Group dauerte nur 18 Monate, auch die vorangegangene Tätigkeit als CFO der niederländischen Gruppe The Student Hotel währte nur ein halbes Jahr. Commerz Real war Muschter zuvor dagegen zehn Jahre lang treu geblieben, bis Ende 2020 leitete er den Fondsriesen für 7,5 Jahre als CEO. Bei Edge ersetzt er nun Martin Rodeck, der als Executive Managing Director für Deutschland das Unternehmen bereits Ende Juni verlassen hatte. Edge Technologies mit Zentrale in Amsterdam ist auf große, innovative Büroentwicklungen mit hohem Nachhaltigkeitsanspruch spezialisiert. In Deutschland besetzt der Entwickler aktuell mit den Projekten Südkreuz, East Side, Elbside und Hafencity die Standorte Berlin und Hamburg.

Frankfurt und München auf der Liste

Mit Unterstützung von Muschter sollen bald – neben der Schweiz und Wien – auch Frankfurt und München dazukommen. Beide Märkte seien ausreichend groß und liquide, um Chancen zum Einstieg zu eröffnen, meint Muschter. „Wir erleben gerade besondere Zeiten, die aber auch viele Chancen eröffnen. Es kann sein, dass in der nächsten Zeit die Kaufpreise sinken, aber die Mieten nicht steigen. Möglicherweise werden die Banken dann von manchen Entwicklern für laufende Projekte mehr Eigenkapital fordern, was wiederum uns eine Chance für Partnerschaften eröffnet“, sagt er.

Macquarie ist Miteigentümer von Edge

Bei Edge ist Kapitalknappheit im Augenblick kein Thema. 2021 stieg der australische Investmentriese Macquarie mit eigenem Geld bei Edge Technologies ein. Seitdem arbeitet der Entwickler daran, eine zweite Geschäftsschiene im Investmentmanagement aufzubauen. Edge arbeitet bereits am Portfolioaufbau für ein 1,3 Mrd. Euro schweres Joint Venture aus Allianz und BVK, weitere deutsche Anleger sind aber ebenfalls willkommen. „Wir sind sehr froh, dass wir Andreas Muschter dafür gewinnen konnten, unsere Kompetenzen in den Bereichen Innovation und ESG auf die nächste Ebene zu führen und auch seine Erfahrung in den Bereichen M&A und Kontakte zu deutschen Investoren einzubringen“, sagt Edge-Gründer und CEO Coen van Oostrom. 

In den kommenden Monaten werde man gemeinsam mit Muschter eine europäische Strategie für Edge entwickeln. Im Augenblick bilden Deutschland und die Niederlande den Schwerpunkt des Edge-Geschäfts. Van Oostrom sieht sein Unternehmen trotz des eher trüben konjunkturellen Umfelds gut gerüstet. „Die Nachfrage nach Top-Büroflächen mit bester Nachhaltigkeits- und Aufenthaltsqualität ist größer denn je, wir hatten noch nie so viele Anfragen von großen deutschen Firmen wie in den letzten Wochen. Und dank Macquarie sind wir auf der Eigenkapitalseite sehr stark.“

„Viel Geld, aber wenige gute Ideen“

Derzeit drehen sich die Edge-Projekte um das Thema Büroarbeit, perspektivisch könnte aber auch die Assetklasse Life Science hinzukommen. „Nicht auszuschließen“ seien später außerdem Wohnprojekte in zentralen Innenstadtlagen. Die Entwicklung der Einkaufspreise sei für Edge momentan schwer kalkulierbar. Auf zeitnahe Abschläge solle man besser nicht hoffen: „Meiner Erfahrung aus 2008 zufolge zieht sich eine Preiskorrektur am Immobilienmarkt über mehrere Jahre hin“, sagt van Oostrom. Potenzial für seine Wachstumspläne sieht er trotzdem. „Wir sind der Überzeugung, dass die Gebäudetransformation von „braun“ zu „grün“ für uns jetzt ein super wichtiges Thema wird. Hier müssen die deutschen Bewerter aber auch den Aufwand, den das kostet, mit einrechnen. Anders als 2008 herrscht aktuell keinen Mangel an Liquidität. Es gibt im Augenblick sehr viel Geld im Markt, aber sehr wenige gute Ideen.“
Monika Leykam