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ver.di droht Vonovia mit Arbeitskampf

Vonovia hat Mitarbeiter aus Bochum, Essen und Mülheim im Sommer 2016 im neuen Kundenservice-Standort in Duisburg zusammengezogen. Die 650 Mitarbeiter haben ihre Arbeitsplätze im Gebäude Silberpalais am Hauptbahnhof.

Vonovia hat Mitarbeiter aus Bochum, Essen und Mülheim im Sommer 2016 im neuen Kundenservice-Standort in Duisburg zusammengezogen. Die 650 Mitarbeiter haben ihre Arbeitsplätze im Gebäude Silberpalais am Hauptbahnhof.

Bild: Vonovia

Karriere 15.11.2016
Dem im Dax notierten Wohnungsvermieter Vonovia steht ein Streik ins Haus. Mitarbeiter aus dem Duisburger Kundenservicecenter sind laut der Gewerkschaft ver.di bereit, die Arbeit ... 

Dem im Dax notierten Wohnungsvermieter Vonovia steht ein Streik ins Haus. Mitarbeiter aus dem Duisburger Kundenservicecenter sind laut der Gewerkschaft ver.di bereit, die Arbeit niederzulegen. ver.di will Vonovia so an den Verhandlungstisch und schlussendlich zu einer Rückkehr zum Tarifvertrag für die Wohnungswirtschaft bewegen.

Rund 650 Mitarbeiter nehmen für die Vonovia Property Management GmbH in Duisburg Anfragen und Aufträge von Mietern und Mietinteressenten entgegen. Circa 20% davon haben nach Angaben von ver.di noch alte Verträge, die sich am Tarif orientieren. Der große Rest ist außertariflich beschäftigt. In puncto Gehalt bedeutet das ein "Delta von bis zu 500 Euro", sagt Andrea Becker, designierte Verhandlungsführerin von ver.di. Während die nach Tarif bezahlten Kollegen Becker zufolge 2.500 Euro brutto bekommen, erhielten diejenigen ohne Tarifvertrag „um die 2.000 Euro - für die gleiche Tätigkeit!“

Außerdem müssten die Kollegen mit Altverträgen nur 37,5 Stunden in der Woche arbeiten, die anderen aber 40 Stunden. Auch ein 13. Monatsgehalt gebe es für die tariflos Beschäftigten nicht, und regelmäßige Gehaltssteigerungen nach Berufsjahren kennten diese ebenfalls nicht.

"Wir zahlen doch gute Gehälter"

Aus den genannten Gründen versucht ver.di nach eigenen Angaben seit rund einem halben Jahr, Vonovia an den Verhandlungstisch zu bekommen - bislang vergebens. "Wir zahlen doch gute Gehälter", sagt Vonovia-Sprecherin Nina Henckel auf Anfrage der Immobilien Zeitung. Womit sie - anders als ver.di - jedoch nicht auf den für die Wohnungswirtschaft geltenden Tarifvertrag abzielt, sondern Gehälter im Auge hat, die nach ihrer Aussage in Kundencentern üblich sind. "Unsere Einstiegsgehälter liegen zwischen 2.000 Euro und 2.400 Euro." Damit würden die Mitarbeiter mehr als bei externen Dienstleistern verdienen, die teilweise nur den Mindestlohn von rund 1.600 Euro zahlten. Soll wohl heißen: Vonovia könnte den gleichen Service auch deutlich billiger haben.

Zusätzlich zum Festgehalt, betont die Sprecherin, werden die Mitarbeiter aus dem Duisburger Kundenservice mit einer Erfolgsprämie von bis zu 1.600 Euro im Jahr am Unternehmenserfolg beteiligt.

"Kosten und Qualität müssen mit externen Dienstleistern vergleichbar sein"

Die Sichtweise der Gewerkschaft teilt man bei Vonovia nicht: "Der Grad der Arbeitsteilung ist heute viel stärker ausgeprägt als in der Vergangenheit", sagt Henckel. "Die Mitarbeiter übernehmen die zentrale Service- und Kundenbetreuung wie in vielen anderen Branchen auch." Beim Aufbau des internen Kundenservices habe Vonovia neue Mitarbeiter eingestellt. Zudem seien Mitarbeiter, die zuvor in wohnungswirtschaftlichen Kernbereichen gearbeitet hätten, ohne Vertragsänderung in diesen Bereich gewechselt. "Das ist selbstverständlich. Aber wir müssen wettbewerbsfähig bleiben und die Leistungen zu Kosten und Qualität erbringen, die mit denen eines externen Dienstleisters vergleichbar sind." Vonovia bzw. ihre Vorläuferin Deutsche Annington hatte den Kundenservice - wie andere Mieterdienstleistungen auch - nach einer Outsourcingwelle in den vergangenen Jahren wieder aufgebaut.

"Vonovia weh tun"

ver.di-Fachbereichsleiterin Becker überzeugen die Argumente von Vonovia nicht: Sie kündigt an, ver.di werde noch in diesem Jahr zum Streik aufrufen. Wann und wie lange im Duisburger Kundenservice der Aufstand geprobt werden soll, will sie naturgemäß nicht verraten. Da auf einer Betriebsversammlung im Juni drei Viertel der Anwesenden ver.di gleichsam das Mandat für eine Auseinandersetzung erteilt hätten und rund 30% der Kundenservice-Mitarbeiter aus Duisburg mittlerweile gewerkschaftlich organisiert seien, geht Becker davon aus, dass die Kollegen beim Aufruf zum Warnstreik mitziehen - und es Vonovia weh tun wird“.

Vonovia-Sprecherin Henckel lässt das kalt. Sie sagt zur Streikandrohung der Gewerkschaft: "Das bleibt abzuwarten. Wir werden alles tun, um unseren guten Kundenservice weiterhin zu gewährleisten. Wir haben Flexibilität durch unseren Kundenservice in Dresden, können kurzfristig aber auch externe Dienstleister nutzen, falls erforderlich." Und was die Bereitschaft, mit ver.di zu diskutieren angeht, stellt Henckel klar: In Fragen der Lohn- und Arbeitsplatzgestaltung sei für Vonovia der Betriebsrat der erste Ansprechpartner.

Harald Thomeczek

Think Tank widmet sich Compliance in der Immobilienbranche

Dr. Thomas Durchlaub.

Dr. Thomas Durchlaub.

Bild: Exzenterhaus Business Club/Dr. Thomas Durchlaub

Karriere 20.10.2016
"Die Immobilienwirtschaft ist von Compliance-Fragen stärker betroffen als die meisten anderen Branchen." Das sagt der Jurist Dr. Thomas Durchlaub, Vorsitzender des neu ins Leben gerufenen ... 

"Die Immobilienwirtschaft ist von Compliance-Fragen stärker betroffen als die meisten anderen Branchen." Das sagt der Jurist Dr. Thomas Durchlaub, Vorsitzender des neu ins Leben gerufenen Compliance-Forums des Diplomatic Council.

Der weltweite Think Tank ruft zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung, Korruption, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung in der Immobilienwirtschaft auf. Um solcherlei Missstände in der Immobilienbranche ins Visier zu nehmen, hat das Diplomatic Council das DC Global Compliance Forum gegründet. Unternehmen, die Mitglied des Diplomatic Council sind, können ihre Complianceregeln durch das Forum prüfen und gegebenenfalls anpassen lassen.

Vorsitzender des Compliance Forums ist Dr. Thomas Durchlaub von der Bochumer Kanzlei Haas und Partner, seines Zeichens nicht nur Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht, Notar und Mediator, sondern auch zertifizierter Geldwäschebeauftragter, Certified Compliance Officer und Certified Compliance Auditor sowie Chief Compliance Officer des Diplomatic Council. "Projektentwickler, internationale Makler und andere Akteure der Immobilienwirtschaft, die nicht in das Blickfeld der Behörden geraten wollen, sollten besser darauf achten, dass sie die aktuelle internationale Rechtsprechung zu Compliancefragen genau kennen und penibel einhalten", so Durchlaub. Denn die staatlichen Aufsichts- und Strafverfolgungs­behörden auch in Europa achteten in Zeiten wie diesen genauer als je zuvor auf die Einhaltung von Richtlinien zur Verhinderung von z.B. Geldwäsche, die oft der Terrorfinanzierung diene.

Die Vielfalt und Komplexität der zu beachtenden Regeln machten es selbst Großkonzernen schwer, keine Gesetzesverstöße zu begehen. Der Immobiliensektor und die Bauwirtschaft seien mit am meisten anfällig für solche Verstöße. Compliancerisiken für Immobilienunternehmen sieht das Diplomatic Council mit Blick auf die Rechte von Arbeitnehmern - Stichworte: Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, Mutterschutzgesetz, Teilzeit- und Befristungsgesetz oder Arbeitsstrafrecht - sowie beim Insolvenz- und dem Datenschutzrecht.

Harald Thomeczek

Patrizia-CFO wirbt rund um den Erdball um Anleger

Karim Bohn.

Karim Bohn.

Bild: Patrizia Immobilien

Karriere 18.10.2016
Der Investmentmanager Patrizia Immobilien streckt jenseits des europäischen Tellerrands verstärkt die Fühler nach zusätzlichen Eigenkapitalgebern aus. Um es potenziellen Kunden leichter zu ... 

Der Investmentmanager Patrizia Immobilien streckt jenseits des europäischen Tellerrands verstärkt die Fühler nach zusätzlichen Eigenkapitalgebern aus. Um es potenziellen Kunden leichter zu machen, mit Patrizia in Kontakt zu treten, gehen Fundraising-Büros in den USA, Asien und Australien an den Start.

Laut Finanzchef Karim Bohn sollen Ende 2016 bzw. Anfang 2017 Fundraising-Büros in Hongkong und New York eröffnet werden, um stärker ins Gespräch mit institutionellen Investoren aus Asien bzw. Nordamerika zu kommen. In Australien wurde ein solches Büro bereits eröffnet. Das Institutional-Clients-Team von Patrizia wurde für den Ausbau der globalen Fundraisingaktivitäten personell verstärkt. Aktuell liegt der Anteil nicht-deutschen, von der Patrizia im Auftrag Institutioneller investierten Eigenkapitals bei rund 10%, die restlichen 90% stammen von deutschen Geldgebern. Etwa die Hälfte des nicht-deutschen Geldes, also circa 5% des gesamten EK, stammt von Anlegern außerhalb Europas.

Assets under Management sollen um 2 Mrd. Euro im Jahr zulegen

Patrizia will ihre Assets under Management - aktuell belaufen sich diese auf rund 18 Mrd. Euro, von denen rund 5,5 Mrd. Euro oder 30% in ausländischen Immobilien angelegt sind - in den kommenden Jahren auf organischem Wege im Durchschnitt um jährlich etwa 2 Mrd. Euro netto steigern. Dafür müssen Bohn zufolge voraussichtlich ca. 4 Mrd. bis 5 Mrd. Euro im Jahr gedreht werden, weil ja auch immer wieder Immobilien verkauft werden. Zusätzliches anorganisches Wachstum schließt der CFO nicht aus.

Patrizia verfügt aktuell über liquide Mittel in Höhe von rund 400 Mio. Euro. Dieses Geld soll entweder für Zukäufe für die Patrizia-Plattformen, über die man sich neue Kunden, Märkte oder Produkte erschließen will, eingesetzt werden oder als direktes Immobilieninvestment im Wege eines Co- oder Principal-Investments.

In den vergangenen 15 Monaten hat Patrizia nach eigenen Angaben für asiatische Investoren Immobilieninvestments im Gesamtwert von 1,3 Mrd. Euro getätigt. Vor wenigen Wochen schnappte sich der südkoreanische Samsung-Konzern mit den Augsburgern an seiner Seite den Commerzbank-Turm in Frankfurt.

Harald Thomeczek

Stellenabbau bei Coba betrifft Commerz Real "nicht direkt"

Fondsgesellschaft mit Herz: Give-away der Commerz Real auf dem IZ-Karriereforum 2016 in Frankfurt.

Fondsgesellschaft mit Herz: Give-away der Commerz Real auf dem IZ-Karriereforum 2016 in Frankfurt.

Bild: Melanie Bauer

Karriere 18.10.2016
Die Commerz Real bleibt von den avisierten Stellenstreichungen bei der Commerzbank verschont. Die Fondsgesellschaft sei allenfalls "indirekt" betroffen, erklärt die Personalleiterin. ... 

Die Commerz Real bleibt von den avisierten Stellenstreichungen bei der Commerzbank verschont. Die Fondsgesellschaft sei allenfalls "indirekt" betroffen, erklärt die Personalleiterin. Inwieweit das Geschäft mit der gewerblichen Immobilienfinanzierung Einschränkungen erfährt, lässt die Frankfurter Zentrale offen.

Die Fondsgesellschaft Commerz Real bleibt vom groß angelegten Stellenabbau bei der Commerzbank verschont. "Die strategischen Pläne der Commerzbank haben keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Commerz Real. Wir sind überaus profitabel und eine stabile Ertragsquelle für den Konzern. Zudem sind unsere Produkte eine sinnvolle Ergänzung der Angebotspalette der Bank", sagt Sandra Scholz, Personalleiterin von Commerz Real auf Anfrage der Immobilien Zeitung. Soll heißen: "Der geplante Stellenabbau wird uns daher nicht direkt, sondern nur indirekt betreffen, da Neueinstellungen im Konzern sehr restriktiv gehandhabt werden", so Scholz.

Die Commerz Real hat derzeit ungefähr 700 Mitarbeiter. Etwa jeweils die Hälfte davon sitzt in Wiesbaden bzw. Düsseldorf. In Wiesbaden ist u.a. der offene Immobilienpublikumsfonds hausInvest zuhause sowie das Fondsmanagement, die Stabfunktionen, Rechnungslegung und die Bereiche Recht und Compliance. In Düsseldorf sind die geschlossenen CFB-Fonds, das Mobilienleasing und Teile des Asset Structuring angesiedelt.

Ob die Einheit, die sich mit der gewerblichen Immobilienfinanzierung beschäftigt und damit das Erbe der Hypothekenbank Frankfurt resp. Eurohypo verwaltet, vom geplanten Stellenabbau betroffen ist, ließ die Commerzbank auf Nachfrage unkommentiert.

Die Commerzbank hatte Ende September 2016 im Zuge einer "Fokussierung auf das Kerngeschäft" bis Ende 2020 einen Stellenabbau in Höhe von rund 9.600 Vollzeitkräften angekündigt. In den inländischen Tochtergesellschaften der Bank, zu denen auch die Commerz Real gehört, sollen einer internen Präsentation zufolge, die der "Börsen-Zeitung" vorliegt, 750 Stellen abgebaut werden.

Nicolas Katzung,Harald Thomeczek

"Good Company Ranking": Vonovia trägt die rote Laterne

Die Wohnungs-AG Vonovia landet im aktuellen "Good Company Ranking" aller Dax-30-Unternehmen auf dem letzten Platz.

Die Wohnungs-AG Vonovia landet im aktuellen "Good Company Ranking" aller Dax-30-Unternehmen auf dem letzten Platz.

Bild: Vonovia

Karriere 12.10.2016
Die im Dax notierte Wohnungsgesellschaft Vonovia hat in Sachen Corporate Social Responsibility (CSR) offenbar noch viel Luft nach oben. Das legt jedenfalls das heute veröffentlichte "Good ... 

Die im Dax notierte Wohnungsgesellschaft Vonovia hat in Sachen Corporate Social Responsibility (CSR) offenbar noch viel Luft nach oben. Das legt jedenfalls das heute veröffentlichte "Good Company Ranking 2016" nahe, für das Wissenschaftler mehrerer Hochschulen untersucht haben, ob und wie die Dax-30-Unternehmen u.a. ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, der Umwelt und ihren Mitarbeitern nachkommen und wie sie dies auch für Außenstehende nachvollziehbar und messbar kommunizieren.

Im Gesamtranking landet Deutschlands größter Wohnungsvermieter mit 45,2 von 100 möglichen Punkten auf dem 30. und damit letzten Platz. Zum Vergleich: Spitzenreiter Daimler und die Zweit- und Drittplatzierten Bayer und SAP erzielen jeweils mehr als 70 Punkte. Die durchschnittlich erreichte Punktzahl liegt bei 61,5 Punkten.

Für das Ranking wurden die 30 Dax-Unternehmen in den Kategorien Gesellschaft, Mitarbeiter, Umwelt und "Financial Integrity" - wie verantwortungsvoll die Aktiengesellschaften also mit dem Geld ihrer Kapitalgeber umgehen - unter die Lupe genommen. Die ersten drei Kategorien wurden mit je 20 (möglichen) Punkten gewichtet, die finanzielle Integrität schlug mit 40 Punkten zu Buche, weil die wirtschaftliche Performance ja die Grundlage für ein segensreiches Wirken auf den anderen Feldern ist, wie Rankinginitiator Klaus Rainer Kirchhoff, CEO von Kirchhoff Consult, heute Vormittag in einer Telefonkonferenz sagte.

"Vonovia ist in Sachen Transparenz und Kommunikation noch nicht so entwickelt, wie es sein sollte"

Das schlechte Abschneiden von Vonovia ist nicht gleichbedeutend damit, dass die Wohnungsgesellschaft in puncto unternehmerischer Verantwortung praktisch auf ganzer Linie versagt hat. Kirchhoff stellte klar: "Dass Vonovia in Sachen Transparenz und Kommunikation noch nicht so entwickelt ist, wie es sein sollte, und viele Informationen, die wir für die Beurteilung gebraucht hätten, nicht verfügbar waren, ist sicher auch damit zu erklären, dass Vonovia noch recht frisch an der Börse ist." Für das Ranking wurden keine Interviews mit Unternehmensvertretern geführt, sondern ausschließlich aktuelle Geschäftsberichte ausgewertet.

Lobend erwähnte Kirchhoff mit Blick auf die Bochumer Wohnungsgesellschaft ein "umweltorientiertes Gebäudemanagement" und "eine starke Kundenorientierung sowie viele Maßnahmen zur Umsetzung der Kundenzufriedenheit". Dort, wo es um eine "direkte Geschäftsbeziehung" gehe, mache Vonovia eine gute Figur.

"Keine klare Personalstrategie erkennbar"

Zu allem, was mit Blick auf Gesellschaft und Umwelt über "direkte Geschäftsbeziehungen" hinausgeht, fänden sich jedoch kaum verwertbare Informationen zu CSR-Zielen und messbaren -Fortschritten. "Schwer zu sagen, ob das alles nicht vorhanden ist oder es nur nicht kommuniziert wird." So sei trotz einer "grundsätzlich guten Positionsbestimmung im Bereich Human Resources" auch "keine klare Personalstrategie erkennbar". Vonovia sei zwar in der beruflichen Ausbildung stark und fördere gezielt benachteiligte Jugendliche: "Aber das reicht eben nicht."

Auch bei den anderen Dax-Unternehmen sehen die Autoren der Analyse im Schnitt jedoch "den größten Spielraum" im Personalmanagement, gegenteiligen Bekundungen von Arbeitgebern - "Die Mitarbeiter sind unser höchstes Gut!" - zum Trotz: "Wenn es darum geht, ein echtes Normen- und Wertesystem für die Belegschaft zu entwickeln oder ihre Personalarbeit mit belastbaren Zahlen zu untermauern, üben sie sich in unverbindlicher Zurückhaltung und verstecken sich hinter vagen Formulierungen", kritisiert Kirchhoff. "Bei einer durchschnittlichen Betriebszugehörigkeit junger Mitarbeiter von dreieinhalb Jahren würde man sich wünschen, dass die Unternehmen sich bei Themen wie Mitarbeiterbindung und -motivation oder Weiterbildung mehr einfallen lassen."

Last but not least: Bei der "Financial Integrity", zu deren Messung die Wissenschaftler laut Kirchhoff im Grunde wie ein Aktienanalyst die Finanzkennzahlen bzw. die Leistungsfähigkeit und Stabilität einer AG unter die Lupe genommen haben - allerdings als notwendige Bedingung nachhaltigen Handelns und nicht als Voraussetzung für langfristig glückliche Aktionäre -, hat Vonovia offenbar Luft nach oben: Wissenschaftler der HHL Leipzig Graduate School of Management jedenfalls, die sich um diesen Aspekt gekümmert haben, wollen bei Vonovia eine "mangelhafte Offenlegung strategischer Zielgrößen im Wertmanagement" erkannt haben. Im gesonderten Financial-Integrity-Ranking landet Vonovia auf Platz 24, in den Kategorien Umwelt und Gesellschaft jeweils auf dem letzten Platz und in der Kategorie Mitarbeiter gemeinsam mit Beiersdorf auf Rang 28.

Für das "Good Company Ranking 2016", Untertitel: "Der Corporate Social Responsibility-Wettbewerb der Dax 30 Unternehmen", werteten Wissenschaftler der TU Dresden, der Universität Hohenheim, der Universität des Saarlandes und der HHL Leipzig Graduate School of Management die Geschäftsberichte aller im Dax notierten Gesellschaften von 2015 aus. Das Ranking wurde in diesem Jahr zum fünften Mal seit 2005 erhoben.

Harald Thomeczek

6M: Martin Rühlemann leitet operatives Geschäft

Martin Rühlemann.

Martin Rühlemann.

Bild: Gerchgroup

Karriere 30.09.2016
Der Projektentwickler Gerchgroup hat eine Schwestergesellschaft gegründet, die sich auf den Bau von "günstigen" Mietwohnungen in Ballungsgebieten spezialisiert. Die operative Leitung hat ein ... 

Der Projektentwickler Gerchgroup hat eine Schwestergesellschaft gegründet, die sich auf den Bau von "günstigen" Mietwohnungen in Ballungsgebieten spezialisiert. Die operative Leitung hat ein bisheriger Mitarbeiter der Gerchgroup übernommen.

6M Wohnraum - so heißt die neue Gesellschaft - biete Kommunen an, "bei einer Bauzeit von nur sechs Monaten auf subventionierten Grundstücken langfristig günstigen Mietraum mit Belegungsrechten durch die jeweiligen Städte und Gemeinden zu errichten". So soll die Wohnungsnot in "Städten und Gemeinden in Metropolregionen, die besonders unter der nicht vorhandenen Verfügbarkeit von günstigen Mietwohnungen leiden", gelindert werden.

"Günstig" bedeutet: Die Wohnungen sollen (möglichen) Mietern zu einem Mietpreis von 7,95 Euro/qm angeboten werden. Dafür will 6M Aspekte wie generationenübergreifendes Wohnen und Barrierefreiheit in die Grundrissgestaltung miteinbeziehen und die Gebäude im KfW-55-Standard errichten.

Geführt wird die als Aktiengesellschaft aufgesetzte 6M von den Gerchgroup-Chefs Mathias Düsterdick und Christoph Hüttemann. Das operative Geschäft von 6M leitet Martin Rühlemann als Prokurist bzw. Direktor. Der 43-Jährige war bei der Gerchgroup vorher im Bereich Projektentwicklung für Sonderaufgaben der Geschäftsführung zuständig. Rühlemann kam im April 2016 zur Ende 2015 gegründeten Gerchgroup. Der prominent besetzte Aufsichtsrat setzt sich aus dem ehemaligen Stuttgarter OB Wolfgang Schuster (Vorsitzender), dem langjährigen WestImmo-Chef Claus-Jürgen Cohausz (Stellvertreter) und Fritz Berner, Professor am Institut für Baubetriebslehre der Uni Stuttgart, zusammen.

Harald Thomeczek

Bilfinger: Keysberg wird "mitverkauft"

Jochen Keysberg.

Jochen Keysberg.

Bild: Bilfinger

Karriere 07.09.2016
Der Verkauf des Immobilien- und Baugeschäfts von Bilfinger an den Finanzinvestor EQT ist unter Dach und Fach. Und wie erwartet ist Dr. Jochen Keysberg (50), bislang im Vorstand von Bilfinger für ... 

Der Verkauf des Immobilien- und Baugeschäfts von Bilfinger an den Finanzinvestor EQT ist unter Dach und Fach. Und wie erwartet ist Dr. Jochen Keysberg (50), bislang im Vorstand von Bilfinger für die Immobilienaktivitäten verantwortlich, im Zuge des nun abgeschlossenen Verkaufs der Divisionen Building, Facility und Real Estate als CEO zu dem neuen Unternehmen gewechselt.

Designierter Aufsichtsratsvorsitzender dieses neuen Unternehmens ist Ex-Hochtief-Aufsichtsratschef Manfred Wennemer. Wie das neue Unternehmen künftig heißt, soll am 4. Oktober auf der Expo Real in München bekannt gegeben werden. Bilfinger bleibt nach der mit EQT getroffenen Vereinbarung zu 49% am neuen Unternehmen beteiligt und wird so auch in entsprechender Höhe am Wiederverkaufserlös partizipieren. Keysberg war seit November 2012 im Bilfinger-Vorstand für das Segment Building and Facility zuständig.

Die drei nun an EQT verkauften Divisionen kamen im Geschäftsjahr 2015 zusammen mit rund 22.000 Mitarbeitern auf eine Leistung von 2,5 Mrd. Euro. Für den Übergang von Bilfinger zu EQT wurde, sozusagen als vorübergehende zentrale Schaltstelle für diese drei Divisionen, eine neue Gesellschaft gegründet: die Bilfinger Real Estate Solutions GmbH mit Sitz in Neu-Isenburg. Die Funktion dieser Gesellschaft wird künftig von der neuen Company, deren Namen noch bekannt gegeben wird, übernommen.

Der Kaufpreis für das Segment Building and Facility liegt bei 1,2 Mrd. Euro. Allerdings stundet Bilfinger einen Teil des Kaufpreises, nämlich 100 Mio. Euro, als Verkäuferdarlehen. Dieses Darlehen verzinst sich endfällig mit 10%. Weitere 200 Mio. Euro bringt Bilfinger als Eigenkapitalbeteiligung in das neue gemeinsame Unternehmen mit EQT ein. Diese Summe entspricht einem Eigenkapitalanteil von 49%. Die 900 Mio. Euro, die Bilfinger direkt zufließen, schlagen sich mit einem Verkaufsgewinn von 500 Mio. Euro in der Bilanz des Mannheimer Konzerns nieder. Mehrheitseigentümer EQT lotet angeblich bereits einen Weiterverkauf des Hochbaugeschäfts aus.

Harald Thomeczek