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Die Branche ist in bei den Azubis

Unter den Ausbildungsberufen haben einige aus der Bau- und  Immobilienbranche die Nase vorn.

Unter den Ausbildungsberufen haben einige aus der Bau- und Immobilienbranche die Nase vorn.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: xyz+

Karriere 29.09.2022
Weil Berufe in der Bau- und Immobilienwirtschaft bei Jugendlichen als krisensicher und gut bezahlt gelten, steigt die Nachfrage nach Lehrstellen in der Branche. ... 

Weil Berufe in der Bau- und Immobilienwirtschaft bei Jugendlichen als krisensicher und gut bezahlt gelten, steigt die Nachfrage nach Lehrstellen in der Branche.

Knapp 21% weniger Bewerbungen für Lehrstellen haben Jugendliche im Vergleich zu 2016 im vergangenen Jahr geschrieben. Die Gründe dafür liegen zum einen im demografischen Wandel, denn die Jahrgänge werden kleiner und somit auch der Pool an Schulabsolventen, die für eine Ausbildung infrage kommen. Zum anderen verlassen immer mehr die Schule mit dem Abitur in der Tasche und qualifizieren sich damit für ein Hochschulstudium.

Doch während Berufe wie Metzger, Friseur sowie Tätigkeiten in der Gastronomie und Hotellerie nach Lebensmittelskandalen in der Presse und Stellenstreichungen während der Lockdowns immer unbeliebter werden, nimmt das Interesse, in die Immobilien- und Baubranche einzusteigen, bei jungen Leuten zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine Langzeitstudie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, für die Bewerberzahlen und abgeschlossene Ausbildungsverträge seit 2016 miteinander verglichen wurden. Das Fazit der Autoren: Die Bau- und Immobilienbranche lockt mit guten Gehältern, die zum Teil über dem Median aller Berufe liegen, sie verspricht Aufstiegs- und Karrierechancen und gilt als krisensicher und sinnstiftend beim Nachwuchs.

Diese Einstellung beobachtet auch der Handelsimmobilien-Spezialist MEC. Dort starteten im September zum ersten Mal zwei junge Frauen eine dreijährige Lehre zur Immobilienkauffrau. Das Unternehmen bietet die Ausbildung zusätzlich zu dualen Bachelor-Studiengängen an, um die Zielgruppe von qualifizierten Bewerbern zu verbreitern und Mitarbeiter schon in jungen Jahren an sich als Arbeitgeber zu binden.

Mit Erfolg: Rund 60 Interessierte reichten im Premierenjahr ihre Bewerbungsunterlagen ein. Mit dem Zulauf waren die Verantwortlichen zufrieden und organisierten einen Bewerbertag als spezielles Auswahlverfahren, bei dem die Kandidaten nach einer Vorauswahl in der Düsseldorfer Zentrale Aufgaben lösen mussten. Das Ziel war es, durch verschiedene Einzel- und Gruppenaufgaben herauszufinden, wie sich die jungen Talente im Team verhalten und mit Stresssituationen umgehen. "Mit den erbrachten Leistungen waren wir sehr zufrieden, sodass uns die finale Auswahl letztendlich nicht gerade leicht fiel. Am Ende haben wir daher auch berücksichtigt, welche der Kandidatinnen und Kandidaten sich am besten mit unserer wertebasierten Unternehmenskultur identifizieren", berichtet Ausbildungsbeauftragte Gina Wiening.

"Der primäre Ausbildungsort ist unsere Düsseldorfer Zentrale. Hier durchlaufen unsere Auszubildenden alle für das Berufsbild relevanten Abteilungen", erklärt sie das Konzept der Ausbildung. In jeder Abteilung bekommen die Azubis drei Monate lang Einblicke in die Praxis. Zusätzlich besuchen sie Handelsstandorte, um sich vor Ort mit dem Kerngeschäft des Unternehmens, dem Management von Handelsimmobilien, vertraut zu machen. "Da sie alle relevanten Fachbereiche durchlaufen, lernen sie die MEC von Grund auf kennen", sagt Wiening. Wichtig sei das, um die Nachwuchskräfte auf ihre weitere Karriere im Haus vorzubereiten, denn nach den drei Lehrjahren hat MEC noch einiges mit ihnen vor.

"Unser Ziel ist es, sie nach ihrem erfolgreichen Abschluss in verwaltungsbezogenen Positionen einzusetzen und somit langfristig ins Unternehmen zu integrieren", spricht die Ausbildungsbeauftragte über die Zukunftspläne. Doch bis die ersten Lehrstellen ausgeschrieben werden konnten, musste MEC nicht nur den Ablauf im Unternehmen organisieren, sondern auch einen passenden Partner für den theoretischen Teil der Ausbildung finden.

Weil in Düsseldorf keine Berufsschule die Ausbildung begleiten konnte, wich das Unternehmen auf eine Kooperation mit dem Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) in Bochum aus. Der Anfahrtsweg musste bei der Gestaltung der Zeitpläne im Betrieb mitgedacht werden. "Das Bildungszentrum bietet Blockunterricht und die Möglichkeit, vor Ort zu übernachten", erklärt Wiening. Für die Auszubildenden bedeutet das nun alle drei Wochen einen Wechsel zwischen den Schulungen in Bochum und der Ausbildung im Betrieb.

Früher Einstieg sorgt für Bindung an Arbeitgeber

Beim Beratungsunternehmen BNP Paribas Real Estate gibt es mehr Auszubildende als Studierende. Obwohl das Interesse an einem dualen Studium seit Jahren kontinuierlich steigt, stehen in diesem Jahr neun dualen Studenten 14 Azubis gegenüber. Während ein Fachabitur für ein duales Studium Voraussetzung ist und erste Berufserfahrungen oder Praktika erwünscht sind, ist der Einstieg als Azubi mit einem guten Realschulabschluss möglich. Der Nachwuchs lernt dann in beiden Fällen Kollegen, Kunden und den Markt im Unternehmen kennen und baut sich ein Netzwerk auf, um nach dem Abschluss "bestens für eine langfristige Karriere vorbereitet zu sein".

Deutschlandweit entschieden sich im vergangenen Jahr fast 2.670 Bewerber für eine Ausbildung ohne Studium, die sie für eine berufliche Tätigkeit in Immobilienvertrieb oder -verwaltung qualifiziert. Das sind fast 13% mehr als fünf Jahre zuvor. "Immobilienkauffrau und Immobilienkaufmann sind weiterhin beliebte Berufsbilder", heißt es von Strabag Property and Facility Services. Dort besteht für die fünf angebotenen Azubistellen pro Jahr kein Bewerbermangel.

Nachhaltige Technik lockt junge Auszubildende an

Noch stärker gestiegen ist das Interesse an technischen Berufen, die junge Leute mit der Reduzierung von CO2-Ausstößen in Gebäuden und somit mit dem Thema Nachhaltigkeit assoziieren. So etwa in der Bautechnik und im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Insgesamt kamen die Berufe auf knapp über 31.000 Interessenten im letzten Ausbildungsjahr, das Interesse ist in den Sparten seit 2016 um rund 20% gestiegen. Die Autoren der IW- Studie sehen zudem die verstärkte mediale Präsenz von Handwerker- und Technikerberufen in Social Media als einen Grund für die erhöhte Bewerberzahl.

Beim Unternehmen Caverion, Anbieter von technischer Gebäudeausrüstung, Facility-Services und Energiedienstleistungen, starteten in diesem Jahr 60 Jugendliche ihre Ausbildung, "so viele wie seit Jahren nicht mehr", bestätigt eine Unternehmenssprecherin. Strabag Property and Facility Services besetzte 2022 allein zwölf Azubistellen für Kältemechatroniker. Durch den Einsatz von Nachwuchskräften erhofft sich das Unternehmen eine höhere Innovationsfähigkeit, will Fachkräftemangel vorbeugen und Fehlbesetzungen minimieren, wenn Wechsler aus anderen Unternehmen geholt werden müssen.

Der technische Gebäudedienstleister Spie setzt auf regionale Nähe, um möglichst viele geeignete Azubi-Kandidaten für sich zu gewinnen. Dafür bietet das Unternehmen seine 36 technischen und kaufmännischen Ausbildungen an rund 90 Standorten in ganz Deutschland an, "sodass die jungen Talente sie auch ganz in ihrer Nähe beziehungsweise in ihrer Wunschregion finden", erklärt Bianca Stöhr, Leiterin People, Culture & CSR für Deutschland und Zentraleuropa. Zusammen mit den zehn Bachelorstudiengängen, die das Unternehmen zusätzlich anbietet, kommt Spie jährlich auf rund 300 neue Nachwuchskräfte. "In Zukunft möchten wir noch stärker auf den eigenen Nachwuchs setzen und wollen eine Ausbildungsquote von 10%", kündigt Stöhr an.

Hohe Übernahmequote bei allen Unternehmen

In der Baubranche verbuchte der Tiefbau den größten Bewerberzuwachs. Die Zahl der Interessenten ist seit 2016 um mehr als 40% gestiegen. Darauf reagieren die Unternehmen mit einem ständig wachsenden Ausbildungsangebot. Der Soka Ausbildungs- und Fachkräftereport der Bauwirtschaft verweist auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die einen Zuwachs an angebotenen Stellen von 1,3% im Hoch- und im Tiefbau allein im Jahr 2021 anzeigen. Beim Bauunternehmen Züblin sind die ausbildenden Direktionen deshalb permanent dran, mehr Stellen zu schaffen und die Zielberufsbilder zu verfeinern. Die Übernahmequote der inzwischen fast 40 auszubildenden Spezialtiefbauer pro Jahr liegt im Unternehmen bei 80%.

Die dauerhafte Bindung des Nachwuchses ans Unternehmen ist für die ausbildenden Betriebe die größte Motivation, Lehrstellen anzubieten. Die Quote an direkten Übernahmen von Azubis lag bei Spie in den vergangenen Jahren bei 90%. "Die weiteren 10% entscheiden sich meist für die direkte Weiterbildung zum Meister oder für ein weiterführendes Studium", erklärt Stöhr, "diesen Weg unterstützen wir sehr gerne, halten den Kontakt – und freuen uns darauf, die ehemaligen Auszubildenden danach wieder bei uns zu begrüßen."

Janina Stadel

Der richtige Dreh für die Kollegensuche

Der Mann mit der Pferdemaske ist ein Hingucker, Blau ist ein Hingucker. "Blau ist wow", sagt Gegenbauer, und rückt seine Unternehmensfarbe in den Fokus der Kampagne.

Der Mann mit der Pferdemaske ist ein Hingucker, Blau ist ein Hingucker. "Blau ist wow", sagt Gegenbauer, und rückt seine Unternehmensfarbe in den Fokus der Kampagne.

Quelle: mc-quadrat im Auftrag von Gegenbauer

Karriere 12.09.2019
Wer etwas zu zeigen hat, tut das heutzutage gerne per Video. Auch das Employer-Branding findet zunehmend auf YouTube statt. Von Facility-Managern über Baufirmen bis hin zu ... 

Wer etwas zu zeigen hat, tut das heutzutage gerne per Video. Auch das Employer-Branding findet zunehmend auf YouTube statt. Von Facility-Managern über Baufirmen bis hin zu Beratungshäusern - alle versuchen auf unterschiedliche Weise, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.

Rezo - ein Name, den man selbst in der Offline-Welt seit der Europawahl kennt. Der YouTuber hat es mit seiner harten Kritik an der CDU geschafft, in die Schlagzeilen zu kommen, sogar in althergebrachten Zeitungen zum Anfassen. Während sich die Zahl der Print-Leser kaum exakt erfassen lässt, beeindruckt die Aufmerksamkeit, die Rezos Video auf YouTube erlangt hat: etwa 16 Mio. Aufrufe.

Die Reaktionen auf das Rezo-Video zeigen, dass YouTube, Videos und Bewegtbilder aus dem Alltag der Bevölkerung nicht mehr wegzudenken sind. Vor allem Männer und Frauen im Alter von 18 bis 34 Jahren gehören zur Hauptnutzergruppe des Videoportals. Aus Sicht der Personaler also meist jene, die sich im Berufsleben noch orientieren. Somit ist YouTube eine Chance, sich Berufseinsteigern und Young Professionals im Video als Arbeitgeber zu präsentieren.

Einige Unternehmen aus der Immobilienbranche nutzen bereits diese Möglichkeit. Zu den aktivsten Branchenzweigen dürfte das Facility-Management gehören. Caverion ist mit seiner mehrteiligen Weltraum-Saga noch in Erinnerung (zum Nachlesen: "Caverion schraubt am Warp-Antrieb", IZ 9/16). In ähnlichem Maßstab angelegt als große Employer-Branding-Kampagne mit Kinospot und Werbung im öffentlichen Raum ist aktuell "Blau ist wow" von Gegenbauer. Seit Februar 2019 und derzeit in Münchner Multiplex-Kinos sowie auf YouTube ist der Werbespot zu sehen. Im Videoportal zählt er inzwischen etwa 1,3 Mio. Aufrufe.

"Blau ist doch eigentlich nur ne Farbe, oder? Falsch. Blau ist viel mehr." So startet der 50-Sekünder, in dem der Zuschauer in Kombination mit blaudominierten und dynamischen Bildern samt fetziger Musik erfährt: "Blau ist der Himmel, das Wasser, blau ist Deine Zunge." Aber auch: "Blau ist der Gang durch Deine alte Schule, der gemähte Rasen, die warme Heizung, das saubere Büro, der fette Bass beim Konzert. Blau ist hoch über der Stadt (Bild: Fensterputzer am Hochhaus) und tief unter der Erde (Bild: Prüfung der Gebäudetechnik). Blau ist Vielfalt und Zusammenhalt. (...) Blau ist unsere Farbe und unser Stolz. Blau ist Dein Style. Blau ist unser Style. Blau ist wow - Gegenbauer."

Mit diesem Spot will der Facility-Manager gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: sowohl nach innen als auch nach außen wirken, junge wie erfahrene Arbeitskräfte, Vertreter unterer wie höherer Hierarchien erreichen. Es gehe darum, die Werte des fast 100-jährigen Unternehmens zu präsentieren, Stolz und Identifikation auszulösen, berichtet Tom Kalányos, Leiter Digitale Medien bei Gegenbauer. Damit soll sich die Mitarbeiterbindung erhöhen - abseits vom sonst vielerorts üblichen Mittel der Lohnerhöhungen, die in dieser Branche wegen der knappen Margen nur schwer umsetzbar sind. Dazu trägt auch bei, dass etwa ein Dutzend der Personen, die im Spot zu sehen sind, Original-Mitarbeiter Gegenbauers sind.

Dass die Kampagne "Blau ist wow" zieht, macht Kalányos nicht nur an den vielen Aufrufen auf YouTube fest, sondern auch an den Besucherzahlen der unternehmenseigenen Corporate- und Karriere-Webseite. Seit der Spot zu sehen ist, gebe es dort ein Wachstum von 20% bis 25%. Zudem werde Kalányos bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter oft auf die Kampagne und den Kurzfilm angesprochen. Mindestens so stolz macht es ihn, wenn Kollegen den Spot z.B. bei Pitches zur Präsentation des Unternehmens vor (potenziellen) Kunden einsetzen.

Der personelle, zeitliche wie finanzielle Einsatz für diese Kampagne ist beträchtlich. Das dreiköpfige Team Digitale Medien hat sie zusammen mit der Agentur mc-Quadrat realisiert, die Planung reicht bis ins Jahr 2025 - bis zur Feier der 100-jährigen Unternehmensgeschichte. Nächstes Jahr werde eine weitere Stufe der Kampagne gezündet, berichtet Kalányos. Er will noch nicht zu viel verraten, nur das: "Dann wird es darum gehen, weitere Kollegen zu aktivieren und sie zu Botschaftern für die Marke Gegenbauer zu machen."

Genau das macht gerade Wettbewerber Piepenbrock. Der Facility-Manager stellt in kurzen Zwei-Minuten-Spots seine Mitarbeiter als "Piepenbrocker" vor. Mit dabei ist z.B. Daniel Erdmann, Objektleiter für die Niederlassung Göttingen. Er berichtet frei von der Leber weg, wie vielfältig seine Arbeit sei, was er an seinem Berufsalltag schätze, dass das Geld immer pünktlich komme und er sich auf seinen Meisterbrief im Gebäudereinigerhandwerk freue. Erdmann ist seit 20 Jahren bei Piepenbrock, ein Neuzugang im Vergleich dazu ist derweil Jonas Vetter, Implementierungsmanager des Technischen Managements für Großkunden. Er erzählt vom Einstieg ins Großunternehmen und dem Teamspirit.

Dieses Format, im Video engagierte und zufriedene Mitarbeiter zu Wort kommen zu lassen, ist weit verbreitet und bietet sich auch für kleinere und mittelständische Unternehmen und Firmen aus anderen Branchenzweigen an. Die Limburger Bauunternehmung Albert Weil zum Beispiel ließ einen Azubi, einen Polier und einen Bauleiter erzählen, wie es auf einer Baustelle zugeht. In einem anderen Spot berichten drei Mitarbeiter, auf welchen unterschiedlichen Wegen sie nach dem Studium allesamt bei Albert Weil gelandet sind. Damit will die Baufirma nicht nur die Vielfalt möglicher Einsatzgebiete zeigen, sondern auch einen möglichst authentischen Einblick in die Unternehmenskultur bieten. Der Zuschauer bekommt einen Eindruck, welche Stimmung im Team herrscht, mit welchen Geräten auf der Baustelle gearbeitet wird und wie die Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeiter sind. Künftig will Albert Weil nach eigenen Angaben noch mehr Videos à la "Ein Tag mit ..." initiieren.

Einen komplett anderen Weg, Nachwuchskräfte und Young Professionals für sich als Mitarbeiter zu gewinnen, geht aktuell BNP Paribas Real Estate (BNPPRE). Der Immobilienberater hat seine vierteilige Videoreihe "The Secret to" veröffentlicht. Die ersten drei Titel suggerieren, dass es auf den ersten Blick um praktische Tipps für den Business-Alltag geht: "Keine Angst vor Smalltalk", "Beim Geschäftsessen punkten" und "Auf Geschäftsreisen bestens vorbereitet". Im letzten Teil kommt BNPPRE dann zum wesentlichen Punkt: "Wann es Zeit wird, den Job zu wechseln". Die Videos sind keine dröge Anleitung, in welcher Reihenfolge z.B. das Hemd zu falten, der Ärmel in welchem Winkel zu legen ist. Vielmehr sind es humorige Episoden, in denen auch ein Teil des echten BNPPRE-Teams zu sehen ist. "Wir wollen damit zeigen, wie wir ticken", erzählt Philipp Benseler, Head of Human Resources bei BNPPRE. Er erinnert sich, dass zu früheren Zeiten in Videos eher die Informationen im Vordergrund standen, heutzutage gehe es mehr ums Storytelling. Informationen auf unterhaltsame Art und Weise und Unternehmenswerte eher implizit zu vermitteln, steht dabei im Fokus.

Während die kurzen Spots von "The Secret to" aktuell auf etwa 3.000 bis 4.000 Aufrufe kommen, hat das Video vom jüngsten Event Adventure@BNPPRE mit angehenden Nachwuchskräften eine deutlich größere Resonanz erzeugt (siehe "Recruiting mit dem Extra-Kick", IZ 4/19). Satte 315.000 Aufrufe wurden bis jetzt gezählt. Junge Menschen in lockerer Atmosphäre, Abenteuer und Adrenalin sind offenbar gute Zutaten für ein aufmerksamkeitsstarkes Video.

YouTube erreicht Milliarden Menschen

Das Online-Videoportal YouTube, das ein Tochterunternehmen von Google ist, zählte Anfang 2019 monatlich rund 1,9 Mrd. Nutzer weltweit. In der Onlinestudie von ARD und ZDF für das Jahr 2018 gaben 83% der befragten 14- bis 29-Jährigen an, ein Videoportal mindestens einmal wöchentlich zu nutzen, 47% schauten sich die Videos mindestens ebenso oft auf Facebook an. Das Statista-Ranking der beliebtesten YouTube-Channels weltweit führt dato das indische Musiklabel T-series mit 110,47 Mio. Abonnenten an, gefolgt von der Einzelperson Pewdiepie mit 100,8 Mio. Abos. Das meistgesehene Video ist laut Statista derweil der Spot zum Song Despacito von Luis Fonsi feat. Daddy Yankee mit 6,4 Mrd. Aufrufen. Es führt sogar die Liste der beliebtesten Videos an, wenn man auf die vergebenen Likes schaut. Da kommt das Video auf 34 Mio. Daumen nach oben. Nach unten zeigen nur 4,2 Mio. Kommentiert wurde es 3 Mio. Mal. api

Anke Pipke

Recruiting mit dem Extra-Kick

Mit Schwung ab zur nächsten Station. Beim Abseilen und Klettern in Duisburg lernen sich BNPler und junge Fachkräfte auf besondere Weise kennen.

Mit Schwung ab zur nächsten Station. Beim Abseilen und Klettern in Duisburg lernen sich BNPler und junge Fachkräfte auf besondere Weise kennen.

Quelle: BNP Paribas Real Estate

Karriere 24.01.2019
Im Kampf um junge Talente bietet BNP Paribas Real Estate spektakuläre Recruiting Events. Neben Personalakquise geht es den Immobilienberatern dabei vor allem um Employer Branding fürs ... 

Im Kampf um junge Talente bietet BNP Paribas Real Estate spektakuläre Recruiting Events. Neben Personalakquise geht es den Immobilienberatern dabei vor allem um Employer Branding fürs Unternehmen. Caverion hat von solchen Events indes Abstand genommen. Das Verhältnis von Aufwand und Nutzen stimmte zuletzt nicht mehr.

Mit weit ausgestreckten Armen und einem breiten Grinsen im Gesicht geht Julian David Tabares an den Rand des Hochhausdachs. "Ich stehe auf Adrenalin", sagt er in die Kamera und geht forschen Schrittes voran. Es geht hinab, angeseilt 100 m an der Außenwand des Leonardo Royal Hotels in Frankfurt entlang. Der Abenteuerdienstleister Jochen Schweizer hat das Event organisiert, sein Auftraggeber ist BNP Paribas Real Estate (BNPPRE).

Der Immobilienberater nutzt solche Events, um sich im Kampf um Fachkräfte von Wettbewerbern abzusetzen und gleich zwei Ziele zu erreichen: die Akquise von Personal und die Imagepflege des Unternehmens. Auf diesem Wege könne BNPPRE sowohl seine Kultur nach außen präsentieren als auch die Teilnehmer persönlich kennenlernen, betont Anne Camille Molthan, Team Manager Recruiting und HR Marketing bei BNPPRE.

Vor gut zwei Jahren aus der Taufe gehoben, macht BNPPRE im Mai 2017 den Anfang mit der Hochhausabseilaktion. Die Teilnehmergruppe umfasst rund 20 Personen. Nicht alle sind junge Studenten und Absolventen aus wirtschaftswissenschaftlichen und immobilienwirtschaftlichen Studiengängen, Werkstudenten oder Young Professionals. Zu ihnen gesellen sich auch Vorgesetzte, Vertreter aus der Personalabteilung und aus den Fachabteilungen. Sie sind nicht nur da, um die Gäste kennenzulernen und zu beobachten, manch eine Führungskraft spannt sich selbst den Gurt um und macht sich auf den Weg das Hochhaus hinab. "Das erzeugt ein Wir-Gefühl", sagt Molthan. Denn wie heißt es noch: Geteiltes Leid ist halbes Leid - gerade an der Hochhauskante - und geteiltes Glück ist doppeltes Glück, wenn die Teilnehmer wieder aufrecht auf festem Boden stehen.

Während die einen sich "die Kante geben", läuft teils gleichzeitig der fachliche Part des Programms. In konkreten Fallaufgaben schlüpft ein BNPPRE-Profi in die Kundenrolle, während die jungen Teilnehmer ihre beraterischen Qualitäten unter Beweis stellen können. In kleinen Gruppen werden Präsentationen erarbeitet, Einzelgespräche geführt, das Unternehmen stellt sich als künftiger Arbeitgeber vor.

Als alle ihren Adrenalin-Kick hinter sich haben, ist die Stimmung deutlich lockerer als zuvor. Selbst bei Julian fällt nach dem Hochhaus-Stunt das Grinsen noch ein Stückchen breiter aus, die Augen leuchten. Er holt tief Luft. "So", sagt er erleichtert und froh. "Ich glaube, ich kann bei BNP anfangen, oder? Ich hab den Job, oder?!" Ja, er hat den Job. Julian ist allerdings der einzige, der nach dem Event fest übernommen worden ist. Abgesehen von drei, vier weiteren Bewerbungen ist zumindest aus Sicht der Personalakquise nicht viel mehr hängengeblieben. Ein Garant, auf diesem Weg gleich mehrere offene Stellen besetzen zu können, scheint ein solches Event nicht zu sein. Bei einer zweiten Veranstaltung sprangen nur eine Werkstudenten- und eine Praktikantenstelle heraus.

Das sieht BNPPRE allerdings nicht tragisch, bleibt doch noch die Außenwirkung des Events. Die ist zwar nur schwer zu messen, doch Molthan und ihre Mitstreiter halten an der Hoffnung fest, dass solche Abenteuertage dazu beitragen, die lockere Unternehmenskultur und das Image des Beraters nachhaltig in den Köpfen der jungen Menschen positiv zu verankern. "Vielleicht denken die Werkstudenten, die uns jetzt verlassen, später nochmal an uns", sagt Molthan. Im Anschluss an den erlebnisreichen Tag treffen sich manche beim IZ-Karriereforum einen Tag danach, vernetzen sich mit den neuen BNPPRE-Kontakten per Xing und LinkedIn oder schreiben Mails, um sich in Erinnerung zu rufen und im Kontakt zu bleiben. Mit YouTube-Videos von den Events geht BNPPRE zudem in die breite Öffentlichkeit, teilt sie u.a. in sozialen Medien. Das Video von der Hochhausaktion ist bei YouTube mehr als 78.000 Mal angeklickt worden. "Wir werden manchmal auch von Studenten auf die Aktion angesprochen, weil sie das Video gesehen haben", erzählt Recruiting-Spezialistin Molthan. Das sporne an.

Inzwischen ist unter dem Stichwort BNPPRE@Adventures ein weiterer Film auf der Videoplattform zu finden, 315.000 Mal angeklickt. Er zeigt das letzte große Event im Juni 2018, das Klettern im Hochseilgarten Duisburg. Und wer ist wieder mit von der Partie? Julian! Als schillerndes Beispiel dafür, was aus einem Eventteilnehmer werden kann: Consultant Office Advisory. BNPPRE veranstaltet jedes Jahr einmal ein großes Abenteuer, organisiert allerdings auch mehrfach kleinere Treffen. So ging es z.B. mit einer Studentengruppe aus Hamburg in einen Escape Room oder die BNPPREler kochen zusammen mit angemeldeten Teilnehmern kurz vor der Expo Real.

Auch der FM-Technikspezialist Caverion hatte vor wenigen Jahren den spektakuläreren Weg der Personalakquise eingeschlagen. Etwa ein Dutzend interessante Bewerber, dabei vor allem angehende Techniker, Meister und Ingenieure, wurden zum zweitägigen FreeRide-Camp nach Garmisch-Partenkirchen eingeladen. Skifahren abseits gewohnter Pisten und dabei das Topmanagement von Caverion zu treffen, das war das verlockende Angebot. Zweimal organisierte Caverion ein solches Camp. 2015 konnte sich die Ausbeute sehen lassen: Acht offene Stellen wurden im Anschluss besetzt. Die Auflage 2016 hingegen mündete lediglich in einer Besetzung. Caverion hat anschließend beschlossen, dieses Format einzustellen. Der Aufwand, die Veranstaltung zu planen und durchzuführen, sei zu groß gewesen - angesichts gerade des Ergebnisses aus dem Camp 2016, berichtet Beate Eichinger, Marketing & Kommunikation. Daran konnte auch die positive Resonanz in der Presse und den sozialen Medien nichts ändern. Seit 2016 sei keine vergleichbare Aktion mehr durchgeführt worden, sagt Eichinger. Viel mehr verlässt sich Caverion wieder auf klassische Recruiting-Kanäle.

Warum das Camp 2016 nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt hat, dazu gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Nach persönlicher Einschätzung Eichingers könnte der veränderte Arbeitsmarkt eine Rolle spielen. Jungen Absolventen würden mitunter schon Arbeitsverträge angeboten, da hätten sie sich noch gar nicht recht beworben. Wenn sie bei Caverion indes zwei Tage bei einem Ski-Event verbringen sollten, wäre das den Topkräften vielleicht schon zu viel zeitlicher Aufwand.

Verhaltensregeln bei Recruiting-Events

Wer an einem solchen Recruiting-Event wie bei BNP Paribas Real Estate teilnimmt, muss sich darüber im Klaren sein, unter längerer Beobachtung künftiger Chefs zu stehen. Da helfen im Vorfeld ein paar Tipps zur Vorbereitung und zum richtigen Verhalten.

"Eine Grundregel lautet, die Einladung richtig zu lesen", rät Coach und Buchautorin Anke Quittschau. Gerade Angaben zum Dresscode sollten beachtet werden. Mit High Heels klettern gehen zu wollen, ist keine gute Idee. Wer den Dresscode nicht beachte, zeige eine geringe Wertschätzung dem Gastgeber gegenüber. Das ist kein guter Start.

Beim ersten Aufeinandertreffen rät Quittschau: "Lächeln, der alte Trick von Oma". Dadurch komme man direkt bei den anderen besser an. "Und nicht auf den Boden gucken, sondern offen auf die anderen Teilnehmer zugehen, sie begrüßen und sich vorstellen", fährt die Beraterin fort. Dabei sollte allerdings der Gastgeber der Erste sein, auf den der Teilnehmer zugeht. Wer unsicher ist, kann sich im Vorfeld im Internet schlau machen, welche Gesichter und Positionen zu den Namen in der Einladung gehören.

Sind diese ersten Hürden genommen, heißt es nur noch: authentisch bleiben. "Es bringt nichts, sich zu verstellen", sagt Quittschau. "Das kann man später im Job ohnehin nicht lange durchhalten." Wer gerade bei solchen Abenteuerevents kurz vor der Hochhauswand oder beim Abseilen Muffensausen bekommt, soll sich nicht grämen. "Es ist auch eine Form von Stärke, sich dafür zu entscheiden, nicht da herunterzugehen", sagt Quittschau. Führungskräfte wüssten das einzuordnen.

Vor lauter Nervosität und Vorsicht, selbst nichts verkehrt zu machen, darf zudem der Blick auf die anderen nicht vergessen werden. Der Teamplayer-Gedanke gehöre heutzutage zu den Kernkompetenzen, betont die Beraterin. Der könnte zu jeder Zeit ausgespielt werden, sei es in dem Event, wenn eine helfende Hand gefragt ist, oder am Buffet.

Das Duzen des Chefs ist übrigens kein Fauxpas mehr bei solchen Veranstaltungen, sondern oft von den Unternehmen erwünscht. Die Firmen tun nach Beobachtung Quittschaus derzeit "alles dafür, die Ehrfurcht vor dem Vorgesetzten zu mindern". Das mache es für die jungen Einsteiger allerdings nicht gerade einfacher. Es sei eine Gratwanderung, denn Respekt und Wertschätzung dem Vorgesetzten gegenüber dürfen auch nicht verloren gehen. api

Anke Pipke