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"Ich würde auch für mehr Geld nicht wechseln"

CREM-Mann Jöri Engel mit Smartphone - wohl ein zarter Hinweis auf das Kerngeschäft seines Arbeitgebers.

CREM-Mann Jöri Engel mit Smartphone - wohl ein zarter Hinweis auf das Kerngeschäft seines Arbeitgebers.

Urheberin: Nadia Schweizer

Karriere 26.03.2020
Jöri Engel ist Head Corporate Real Estate Management (CREM) bei Swisscom. Er hält dem Schweizer Telekommunikationskonzern schon seit 18 Jahren die Treue - auch wenn er außerhalb der ... 

Jöri Engel ist Head Corporate Real Estate Management (CREM) bei Swisscom. Er hält dem Schweizer Telekommunikationskonzern schon seit 18 Jahren die Treue - auch wenn er außerhalb der CREM-Welt vielleicht größere Brötchen backen könnte. Sein Arbeitgeber punktet bei ihm mit anderen Werten.

Wissen Sie, was ein Global Head of Corporate Real Estate eines internationalen Finanzdienstleisters, eines Technologiekonzerns oder einer großen Versicherung verdient? Im vergangenen Jahr im Schnitt 307.000 US-Dollar (Grundgehalt plus Boni). Das waren 4,7% mehr als 2018. Das zeigt die aktuelle Gehaltsumfrage des Berufsverbands CoreNet Global, der seine Wurzeln in den USA hat, zusammen mit FPL Associates. Insgesamt lüfteten 158 CRE-Leute, vom Global Head of bis zum gemeinen Immobilienprofi, anonym das Geheimnis ihres Gehaltszettels. Die meisten von ihnen haben ihren Dienstsitz in Nordamerika.

In Europa werden etwas kleinere Brötchen gebacken: Hier wog das durchschnittliche Gehaltspaket, das der Chef einer CRE-Abteilung bekam, nur rund 256.000 USD - minus 7,2%. Doch Vorsicht: In Europa beteiligt sich traditionell nur eine Handvoll CREM-Leute an der Befragung. In diesem Jahr flossen nicht mehr als fünf Angaben von CREM-Leitern in die europäische Benchmark ein. Angesichts der Nordamerikalastigkeit des Zahlenwerks - und weil man nicht weiß, wer bei der Umfrage im jeweiligen Jahr aus Europa mitgemacht hat, - ist es wohl kaum statthaft, aus dem Vergleich der 2018er und der 2019er Zahlen eine Art Entwicklung der europäischen CREM-Gehälter herleiten zu wollen.

Sicher nicht mitgemacht hat Jöri Engel. Der Schweizer ist Head Corporate Real Estate Management beim Telekommunikations- und IT-Unternehmen Swisscom mit Sitz in Worblaufen bei Bern. "Früher haben wir bei solchen Gehaltsstudien auch mitgemacht. Dann mussten wir jedoch enttäuscht feststellen, dass die nicht viel hergeben." Ein Grund: In keinem Unternehmen sei eine bestimmte Rolle genau so definiert wie in einem anderen. "Bei uns ist ein Asset-Manager etwas ganz anderes als bei der Credit Suisse. Und bei der Schweizer Bundesbahn wäre mein Asset-Manager wahrscheinlich ein Portfoliomanager", nennt Engel Beispiele.

Dass Engel trotzdem an dieser Stelle zu Wort kommt, auch wenn er für die Gehälteranalyse keine Daten geliefert hat, liegt daran, dass er seit dem vergangenem Jahr Präsident von CoreNet Global in der Region Central Europe ist. Nicht, dass ihn die Gehälter anderer CREM-Chefs oder von Asset-, Investment- oder Projektmanagern in den CREM-Abteilungen anderer Konzerne aus der Schweiz oder Deutschland nicht interessieren würden. Aber um an Daten wie diese zu gelangen, setzt Engel eher auf einen "vertraulichen Austausch" mit Branchenkollegen.

Festgestellt hat er bei den Tête-à-Têtes insbesondere drei Dinge. Erstens: "Wenn wir uns im artreinen CREM-Umfeld bewegen, sind die Vergütungen vergleichbar. Zumindest, was die Basissaläre betrifft."

Zweitens gebe es in Konzernstrukturen für gewöhnlich Zulagen, "die andere, reine Immobilienunternehmen vielleicht nicht haben". Die Swisscom z.B. punktet bei Engel, indem sie einen großen Teil seiner Altersvorsorge übernimmt, ihm eine Lebensversicherung sponsert oder ihm einen Freibetrag für Telekommunikationsdienstleistungen gewährt.

"Sobald Rendite hineinspielt, werden andere Gehälter gezahlt"

Dritte Erkenntnis: "Sobald ein Unternehmen nicht mehr artrein CREM macht, sondern auch nur zum Teil Property-Company ist, z.B. Projektentwicklung gemacht oder in Liegenschaften investiert, sobald also das Renditeelement als Teil der Finanzwirtschaft hineinspielt, werden andere Gehälter gezahlt." Konkret können sich die Saläre laut Engel auf C-Level (CEO & Co.) teilweise verdoppeln.

Da stellt sich doch die Frage, warum Engel selbst dieser Verlockung bis dato widerstanden hat und seinem Arbeitgeber schon seit 18 Jahren die Treue hält. Seine Laufbahn bei Swisscom begann 2002 im Bereich Facility-Management. "Ich würde auch für mehr Geld nicht im Property-Management arbeiten", sagt Engel und meint mit Property-Management nicht die schnöde Immobilienverwaltung, sondern den rein renditeorientierten Umgang mit Gebäuden. "Im CREM geht es um Gestaltung. Wir haben direkten Zugang zu der Konzernleitung und sind Teil von vertraulichen Themen."

Von einer Tätigkeit bei Swisscom Immobilien fühlen sich, hat Engel festgestellt, vor allem Menschen mit einer technischen Affinität angesprochen. Menschen, die in erster Linie einen Bezug zum Kerngeschäft Telekommunikation/IT mitbringen. Menschen, die "nachhaltig" und "langfristig" orientiert seien und eher auf "wiederkehrende Projekte und Menschen" aus seien - und weniger auf einen großen Deal nach dem anderen.

"Wir gewinnen viele Leute, die sich in ihrem zweiten beruflichen Lebensabschnitt befinden, die schon Karriere gemacht haben und jetzt nicht mehr unbedingt einen Führungsjob brauchen", verrät der Immobilienchef des Schweizer Großkonzerns, der rund 17.000 Mitarbeiter beschäftigt (Festnetz, TV, Mobilfunk etc.).

Nicht, dass Engel nicht gern auch das eine oder andere jüngere Semester in seine Immobilienmannschaft aufnähme: "Das ist schon auch unsere Zielgruppe." Aber: "Wir können Absolventen vier, fünf, sechs Jahre begeistern - dann kommt das Problem, dass sie den beruflichen Aufstieg wollen." Der ist aber leider mit Führungspositionen verbunden, von denen es in der nur 27-köpfigen Truppe von Swisscom Immobilien - das Facility-Management hat Swisscom 2009 ausgelagert - kaum welche gibt. Und ins Kerngeschäft Telekom hineinentwickeln können sich die Immobilienspezialisten ja auch schlecht.

Wer zurzeit einen immobilienwirtschaftlichen Studiengang absolviert und sich nach seinem Abschluss ein Engagement im Ausland vorstellen kann, könnte nach seinem Abschluss einen Blick auf die Jobinserate von Swisscom werfen. Neulinge mit Masterabschluss, die z.B. FM-Dienstleister steuern, "starten bei uns mit rund 100.000 Franken", lockt Engel. Das wären Stand Mitte März rund 94.000 Euro. Selbst für Bachelorabsolventen wären zum Berufsstart um die 90.000 Franken drin. "Aber das Leben in der Schweiz kostet auch was", relativiert Engel diese üppigen Saläre.

Swisscom Immobilien kümmert sich in der Schweiz um knapp 1.200 Liegenschaften, von Rechenzentren über Bürogebäude bis hin zu Shops, mit einer Gesamtfläche von ca. 1,1 Mio. m². Eigentlich sind es sogar rund 13.000 Objekte - darunter allerdings viele kleine Parzellen mit Mobilfunkantennen, "die man nicht als Immobilien bezeichnen würde", so Engel. Von den Objekten, die "eine Tür, Fenster und ein Dach haben", gehören rund 1.000 Swisscom selbst, die restlichen 200 sind gemietet. Flächenmäßig machen die gemieteten Gebäude, darunter alle Büros und Shops, jedoch ca. 40% des Gesamtportfolios aus. Im Eigentum hält der Konzerns vor allem Betriebsobjekte, also u.a. die Rechenzentren.

Harald Thomeczek

Drei Berufswege ins Corporate Real Estate Management

Manchmal geht der Weg eben nicht schnurstracks zum Ziel.

Manchmal geht der Weg eben nicht schnurstracks zum Ziel.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: ra2 studio

Karriere 25.10.2018
Man kann, man muss aber nicht unbedingt ein immobilienwirtschaftliches Studium hinter sich haben, um in der Branche auf Erfolgskurs zu sein. Florian Kappes, Locke McKenzie und Patrick Lange ... 

Man kann, man muss aber nicht unbedingt ein immobilienwirtschaftliches Studium hinter sich haben, um in der Branche auf Erfolgskurs zu sein. Florian Kappes, Locke McKenzie und Patrick Lange stehen für drei unterschiedliche Lebensläufe, die dato alle in der Sparte Corporate Real Estate Management (CREM) münden.

Das CREM ist ein vielfältiges Themenfeld. Es bildet alle Aspekte des Lebenszyklus einer Immobilie ab und spricht somit unzählig viele Dienstleister an. Diese Vielfalt spiegelt sich auch unter den Mitgliedern der internationalen Vereinigung CoreNet Global (CNG) wider, deren Fokus auf dem CREM-Geschäft liegt. Dort tummeln sich etliche Quereinsteiger.

Einer von ihnen ist Florian Kappes. An seinem Werdegang ist vor allem ein Arbeitsvermittler schuld. Er hat Kappes damals in London auf die Idee gebracht, in die Real-Estate-Branche einzusteigen. Studiert hatte Kappes Angewandte Kulturwissenschaften an der Leuphana-Uni in Lüneburg. Nachdem er mit seiner Frau nach London gezogen war, arbeitete er zunächst im Tourismussektor. 2008 dann suchte die Instant Group, ein Anbieter und Vermittler flexibler Workspace-Lösungen, einen deutschsprachigen Vertriebler, der vor allem die B2B- und B2C-Kontakte im Blick haben sollte. Kappes bekam den Job. "Die Engländer schauen nicht so stark auf das absolvierte Studium", erklärt Kappes. "Sie achten auf die Fähigkeiten." Die in Lüneburg erworbenen Skills, z.B. die Offenheit gegenüber verschiedenen Kulturen und die große Empathiefähigkeit, haben ihm Pluspunkte für den Instant-Job gebracht.

Vor fünf Jahren zog er nach Berlin und ist vom Inbound- zum Outbound-Geschäft gewechselt. Als Geschäftsführer Deutschland und Global Account Director gehört es zu seinen Aufgaben, die Marke Instant in Deutschland bekannter zu machen. Er tritt als Speaker bei Events auf, als Sponsor und Networker. Darüber hinaus akquiriert er Neukunden im flexiblen Büromarkt, also Anbieter, Makler und Berater, betreut Gesuche von Serviced Offices und Maklern und kümmert sich selbst um Büros in der DACH-Region, teilweise sogar Emea-weit. Dafür werden Marktreports erstellt, Objekte vor Ort besichtigt und Verträge verhandelt. Sein Fachwissen hat sich Kappes vor allem in Eigenregie beigebracht. "Ich habe viel bei den Kollegen abgeguckt, online recherchiert und Fachliteratur gelesen", erzählt der 36-Jährige.

Das Netzwerken hat ihm ebenso dabei geholfen, sich in der Branche zu orientieren. Und das betreibt er auch heute noch mit vollem Engagement. Vom Central-Europe-Chapter des CNG hat Kappes den regionalen Award Young Leader of the Year 2017 erhalten. Dieser Preis würdigt junge Führungskräfte, die sich besonders für das CREM einsetzen und dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Kappes hatte sich vor allem mit seinem Organisationsgeschick bei Events und der Mitgliederwerbung hervorgetan. Sein berufliches Know-how in der Eventplanung und Kontakte aus dem Netzwerk ergänzen sich für ihn dabei optimal. Es seien daraus sogar europaweite Freundschaften entstanden.

Zum Beispiel zu Locke McKenzie. Es ist elf Jahre her, als der US-Amerikaner mit einem Fulbright-Stipendium in der Tasche nach München gekommen ist. Er sollte nur ein Jahr lang hier bleiben - eigentlich. McKenzie vertiefte sich ins Nischenthema der deutschen Brauereikultur. Die Hälfte seiner Zeit forschte er, die andere Hälfte verbrachte er als Sprachlehrer im Gymnasium. Und während dieser Zeit verfestigte sich sein Wille, in Deutschland zu bleiben. Doch was sollte er arbeiten? Das, womit er sich schon auskannte: zum einen die Beratung kleinerer, bayerischer Brauereien, um ihre Marktpräsenz innerhalb Deutschlands auszubauen, und zum anderen die Beratung deutscher mittelständischer Unternehmen, um sie international bekannter zu machen. Nebenher arbeitete er zudem als Journalist und Übersetzer. Acht Jahre lang war McKenzie damit selbstständig tätig.

Vor etwa drei Jahren stieß McKenzie dann zu Deka Immobilien. Damals baute die Bank gerade die Abteilung Mietermanagement auf. McKenzie gehörte zum Team, das sich um das Emea-weite Büroportfolio kümmerte. "Ich war damals eher der Mann für die Soft Skills", erzählt er von den Anfängen. Bei Meetings mit internationalen Kunden sollte er als Vorbereitung zu den harten Verhandlungen für eine angenehme und lockere Stimmung sorgen. Zudem wurde er als Sprachtrainer für die Kollegen eingesetzt, die die Bank u.a. zu internationalen Messen schickte.

Nach sechs Monaten schon hatte McKenzie den ersten Aufstieg geschafft. Heute ist der 33-Jährige Senior Manager im Bereich Strategic Tenant Relations. Er ist daran beteiligt, strategische Partnerschaften mit internationalen Konzernen aufzubauen. Dabei hat er das globale Büroportfolio im Blick. McKenzie beobachtet den Markt und erkennt Trends in der Gestaltung von Arbeitswelten - wie eine flexible Mietvertragsgestaltung für möblierte Flächen oder das Angebot eines Fitnessstudios und weiteren Services für Mitarbeiter.

"Es war eine große Herausforderung, sich als Quereinsteiger in der Materie zurechtzufinden", berichtet der Amerikaner. Er hatte vor seinem Eintritt bei Deka einen Kurs in Asset-Management bei der Deutschen Immobilien Akademie in Freiburg besucht. Bei Deka hat er anschließend die ersten zwei Monate damit verbracht, Mietverträge zu wälzen und zu verstehen, wie welche Entscheidungen gefällt wurden.

Zurück in die USA will McKenzie nicht, auch wenn er seine Familie nur selten sieht. "Ich bin jetzt schon so lange in Deutschland. Ich habe mir hier mein Berufsleben aufgebaut. Zurückzugehen wäre mittlerweile schwierig." Dann müsste er auch die Kontakte zurücklassen, die er sich im Core-Net-Chapter Central Europe aufgebaut hat. Dort ist er Vorstandsmitglied und für den Aufbau der Young-Professional-Gruppe verantwortlich. "Wir wollen die Netzwerktreffen auf eine regionale Ebene bringen", erklärt er ein Ziel.

Behilflich ist ihm dabei Patrick Lange. Auf die Idee mit dem Studium des internationalen Bauingenieurwesens habe ihn sein amerikanischer Mentor gebracht, als er 2003 ein Auslandsjahr in Michigan verbrachte, erinnert sich Lange. "Damit könne man gutes Geld verdienen, hat er gesagt." Das hat sich der junge Mann gemerkt und sein Bachelor-Studium drei Jahre später in Mainz aufgenommen. Für Bilfinger Berger verbrachte er ein gutes halbes Jahr in Nigeria und half dabei, ein Regierungsgebäude zu errichten. Nach seiner Rückkehr nach Mainz sattelte Lange einen Master in technischem Gebäudemanagement auf. Schon in dieser Zeit knüpfte er Kontakte zur Ernst & Young Real Estate (EY RE), arbeitete dort als Consultant Real Estate Risk Advisory (Reras). Der Master war Lange aber noch nicht genug. Thomas Glatte, Geschäftsführer von BASF Real Estate, hatte den Student in den Vorlesungen so auf den CREM-Geschmack gebracht, dass Lange das Studium Master of Corporate Real Estate (MCR) absolvierte. Es wird in Kooperation von CNG und der Irebs Immobilienakademie angeboten. Der Aufstieg zum Senior Consultant bei EY RE folgte schnell. Dennoch wagte Lange einen Abstecher in den strategischen Einkauf Facility-Management bei ECE Projektmanagement.

Seit November 2017 ist er als Manager Corporate Solutions zurück bei EY RE. Dort berät er Industrieunternehmen zu ihrem Immobilienbestand. Das umfasst unter anderem die Strategieberatung genauso wie das Facility-Management, das Investitionsmanagement ebenso wie die Begleitung von Workplace-Transformationen. Darüber hinaus gehören digitale Trends im Corporate-Real-Estate-Portfolio sowie das Buy- und Sell-Side-Transaktionsmanagement zu seinen Themen.

Neben seiner Arbeit findet der 31-Jährige Zeit, sich für CNG zu engagieren. Er ist seit 2013 Mitglied des zentraleuropäischen Chapters. Besonders sein Einsatz zum Aufbau der Young-Professional-Gruppe bescherte ihm den regionalen Award Young Leader of the Year 2018. "Wir leben alle vom Netzwerk", sagt Lange. Es gehe nicht nur darum, Wissen über die Branche und Methoden zu teilen, sondern sich auch abseits vom Schreibtisch und ohne Schlips in Restaurants oder ungewöhnlicheren Umgebungen zu treffen. Die Entwicklung der Mitgliederzahl gibt ihm Recht. Es gebe immer mehr Zuspruch.

Anke Pipke

Mitarbeiters des Monats? Oh nein!

Karriere 05.10.2017