Karriere-News

Virtuelle Tuchfühlung mit potenziellen Arbeitgebern

So manches Meeting auf der IZ-Karrierewoche entwickelte sich von einem Kennenlernen zu einem echten Vorstellungsgespräch.

So manches Meeting auf der IZ-Karrierewoche entwickelte sich von einem Kennenlernen zu einem echten Vorstellungsgespräch.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: New Africa

Karriere 12.11.2020
Es gab schon bessere Zeiten für einen Berufseinstieg in der Immobilienbranche: Halb so viele Arbeitgeber, halb so viele Jobs wie 2019 - das ist die nackte Bilanz der digitalen ... 

Es gab schon bessere Zeiten für einen Berufseinstieg in der Immobilienbranche: Halb so viele Arbeitgeber, halb so viele Jobs wie 2019 - das ist die nackte Bilanz der digitalen IZ-Karrierewoche 2020. Die gute Nachricht: Corona hin oder her, es gibt noch jede Menge Immobilienunternehmen, die einstellen. Den Teilnehmern sind die Einschläge zwar nicht verborgen geblieben, doch die Zuversicht überwiegt.

Keine Ahnung, wo ich mich bewerben soll. Alles hört sich so superspannend an", sagt eine Studentin. Die junge Frau, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, berichtet von "wahnsinnig positiven Gesprächen" mit Corpus Sireo, Commerz Real, HIH, Instone oder Bauwens. Die ambitionierte Nachwuchskraft hat sich nach eigenen Angaben einen guten Überblick verschafft, indem sie auf der Karrierewoche mit fast allen 27 Ausstellern gesprochen hat. Vermisst hat sie ein paar große Namen wie Union Investment oder Drees & Sommer.

"Vor Corona gab es so unfassbar viele Jobs, wie Sand am Meer", erzählt die Anonyma. "Jetzt sagen viele Unternehmen, dass sie aufgrund der Corona-Lage gerade keine Jobs für Einsteiger haben. Dies wurde mir von Kommilitonen bestätigt." Angesichts der vielversprechenden virtuellen Meetings auf der Karrierewoche geht sie dennoch davon aus, dass es für qualifizierte und ehrgeizige Talente genug Chancen auf einen zeitnahen und gut dotierten Einstieg gibt, ob als Trainee oder als Junior. "Eine endgültige Bilanz, ob es trotz Corona noch so einfach ist, eine passende Stelle zu finden, werde ich jedoch erst nach den Rückmeldungen auf meine Bewerbungen ziehen können."

Wer dieses oder kommendes Jahr den Arbeitsmarkt betritt, beobachtet das Suchverhalten potenzieller Arbeitgeber genau: "Was mir bereits im Vorhinein bei der Terminvereinbarung aufgefallen ist: Im Gegensatz zum letzten Jahr haben die Unternehmen von sich aus weniger Terminanfragen geschickt, und auch mein Bewerberprofil wurde weniger oft besucht - was sicher auch daran lag, dass weniger Unternehmen an der Messe teilgenommen haben", bilanziert Annalena Graf. Sie studiert an der Technischen Hochschule Aschaffenburg Immobilienmanagement und visiert ihren Bachelor-Abschluss für 2021 an.

Graf hatte per Matching-Verfahren virtuelle Gespräche mit HIH, Deka Immobilien, alstria und Art-Invest klargemacht. "Bei alstria und HIH hatte ich auf jeden Fall das Gefühl, dass Interesse besteht und die Bereitschaft durchaus da ist, Werkstudenten- und auch Traineestellen zu vergeben", erzählt die Aschaffenburger Studentin. HIH und alstria warben, so der Eindruck von Graf, deutlich mehr um sie als Deka und Art-Invest.

"Jedoch hatte ich bei den Gesprächen mit Deka und Art-Invest auch nicht das Gefühl, dass sie die Bremse angezogen haben, sie haben lediglich weniger aktiv Werbung für ihre Stellen gemacht. Zusammenfassend hatte ich bei keinem der vier Gespräche das Gefühl, dass die Einstellungsbereitschaft derzeit gering ist."

Im Gegensatz dazu hat eine Bachelorabsolventin der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden dieses Gefühl durchaus. Geknickt schaut sie drein, als sie mit dem Verfasser dieser Zeilen videotelefoniert. Im September hat sie ihr Immobilienmanagement-Studium abgeschlossen. Zehn Bewerbungen hat sie schon verschickt - ohne ins Schwarze zu treffen. Die Hoffnung, dass sich das Blatt schnell wenden könnte, hat die IZ-Karrierewoche bei ihr nicht genährt. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass die wollen, dass ich da arbeite. Bei manchen hieß es, wegen Corona haben sie im Moment keine Stellen für Berufseinsteiger. Vielleicht Anfang 2021. Ich soll dann nochmal schauen." Angeboten wurden ihr Traineestellen: "Das wäre in Ordnung - aber keine zwei Jahre." Eine Firma biete zum Einstieg nur Praktika an, keine Junior-Stellen: "Ein Praktikum wäre zur Not auch in Ordnung."

Sarah-Madeline Buschmann hat längst einen Job, mit dem sie glücklich ist: Die 28-jährige gelernte Immobilienkauffrau ist Projektleiterin im Bereich Projektentwicklung bei dem kommunalen Hannoveraner Wohnungsunternehmen hanova. Neben dem Job macht sie den Master Real Estate Management an der EBZ, der Abschluss steht 2021 auf dem Programm.

Eines möglichen neuen Jobs wegen hat Buschmann die digitale IZ-Karrierewoche beileibe nicht besucht, vielmehr wohnte sie Young Professional Talks bei, machte sich für ihre Masterarbeit über das Recherche-Toolkit IZ Research schlau, nahm ein Coaching zu agiler Karrieregestaltung wahr und verfolgte den Bewerbungsaufruf für einen Award für Nachwuchskräfte der Immobilienbranche.

Die Angst von Immobilienabsolventen, die in Corona-Zeiten auf den Jobmarkt kommen, keinen - oder nicht den richtigen - Job zu finden und sich vielleicht unter Wert verkaufen zu müssen, kann Buschmann nachvollziehen. "Zum Glück haben wir die Hürde des Berufseinstiegs bereits genommen und sitzen bei einem verlässlichen Unternehmen fest im Sattel", hat sie neulich zu einer Bekannten aus einem anderen städtischen Unternehmen gesagt. "Manchmal heißt es ja, dass kommunale Arbeitgeber nicht so sexy sind - doch in Sachen Beständigkeit sind diese besonders attraktiv, vor allem in der Krise!"

Mehr Vielfalt, weniger Laufkundschaft

Ein virtuelles Dating kann eine Präsenzveranstaltung nicht ersetzen, ist aber in Corona-Zeiten a) besser als nichts und hat b) sogar den einen oder anderen Vorteil gegenüber einer physischen Messe. Julia Faeser, Personalrecruiterin beim Bauträger Instone Real Estate, ist angetan von der "fast gleichmäßigen Verteilung" der Interessenten auf Studenten, Absolventen und Berufserfahrene. Faeser freut sich außerdem darüber, dass "eine Vielzahl an Bewerbern aus technischen Studiengängen" dabei waren - und nicht nur aus den klassischen Immobilienmanagement-Studiengängen. Der Asset-Manager Beos fügt dem Befund einer stärkeren Ausdifferenzierung des Teilnehmerfelds noch eine Facette hinzu: "Während in den Vorjahren primär Interessenten von uns gut bekannten Hochschulen - u.a. Irebs Regenburg, Holzminden, Aschaffenburg und Geislingen - das Karriereforum besuchten, waren in diesem Jahr auch deutschlandweite Universitäten vertreten, die bisher seltener auf der Präsenzveranstaltung in Frankfurt präsent waren, z.B. die Universität Stuttgart oder die RWTH Aachen." Ein weiterer, unübersehbarer Unterschied: In den Hallen der Frankfurter Goethe-Universität können sich die Besucher treiben lassen. "Die Quantität der Gespräche war geringer als auf der Messe, da Laufkundschaft fehlte", sagt Oksana Hübert von der Deka. "Dafür war die Qualität höher." Kaufland vermisste die Laufkundschaft: In den vergangenen Jahren fischte das traditionell große Kaufland-Team bis zu 170 Besucher aus dem Passantenstrom heraus. Vergangenes Jahr kamen so 50 bis 60 vertiefende Gespräche zustande. Dieses Jahr waren es nur um die 20 Gespräche. "Wer da war, war gut - aber es fehlte die Möglichkeit der Ansprache", bilanziert Nadine Sohlich, Personalerin Immobilien/Bau bei Kaufland. Auch Commerz Real gießt etwas Wasser in den Wein: "Der Kontakt mit dem Bewerber kommt nur durch einen vereinbarten Termin zustande. Im jetzigen Format gibt es möglicherweise eine kleine Hemmschwelle für die Bewerber. Und ein informeller Austausch, wie es auf dem IZ-Karriereforum der Fall sein kann, ist leider nicht möglich." Der Austausch mit anderen Unternehmensvertretern kam dem Fonds- und Asset-Manager ebenfalls zu kurz. Erste Bewerbungen im Nachgang zur Karrierewoche sind bei den Ausstellern angekommen. Deka hat eine von zwei versprochenen Bewerbungen erhalten. Kaufland hat an zwei Kandidaten schon Einladungen für Vorstellungsgespräche verschickt - vor Ort in der Zentrale in Neckarsulm. Auch Corpus Sireo erreichten "vielversprechende Bewerbungen, die bereits erfolgreiche Vorstellungsgespräche ergaben". Harald Thomeczek

Harald Thomeczek

Die Absolventen bleiben bei der Jobwahl selbstbewusst

Studierende auf Jobsuche achten bei möglichen Arbeitgebern wegen der Corona-Krise nun auf andere Details.

Studierende auf Jobsuche achten bei möglichen Arbeitgebern wegen der Corona-Krise nun auf andere Details.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Artem

Karriere 23.07.2020
Die Immobilienbranche ist in der Corona-Krise - im Vergleich zu anderen Branchen - bisher mit einem blauen Auge davongekommen. Studierende immobilienwirtschaftlicher Fachrichtungen bereuen ... 

Die Immobilienbranche ist in der Corona-Krise - im Vergleich zu anderen Branchen - bisher mit einem blauen Auge davongekommen. Studierende immobilienwirtschaftlicher Fachrichtungen bereuen jedenfalls nicht, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Die eine oder andere Assetklasse ist in der Gunst des Nachwuchses allerdings gesunken.

Das Angebot für Absolventen ist nicht mehr ganz so üppig. So manche Firma hat Stellenausschreibungen auf Eis gelegt und besetzt nur nach, was unbedingt nötig ist. Trainee-Programme wurden im Frühjahr mitunter gestoppt oder, sofern erst für den Herbst geplant, zumindest mit einem dicken Fragezeichen versehen. Der Grund ist noch nicht mal unbedingt, dass es so schlecht läuft. Es ist vielmehr die große Ungewissheit, der sich vor allem Handelsimmobilien ohne Lebensmittelanker, Hotels und Bürogebäude ausgesetzt sehen. Und mit ihnen die Unternehmen, die sie bauen, managen und vermitteln. Maklerhäuser wie Avison Young, NAI apollo, Colliers, Savills, JLL oder BNP Paribas Real Estate führten Kurzarbeit ein. Erzählungen von nicht verlängerten Probezeiten oder gar Kündigungswellen, abgebrochenen Assessment-Centern und gekündigten Werkstudenten machen die Runde.

Mark Spangenberg, COO bei CBRE in Deutschland, beteuert jedoch: "Einen klassischen Einstellungsstopp hatten wir nicht." Und Personalchef Mike Schrottke ergänzt: "Wir haben uns mit dem Thema Kurzarbeit beschäftigt. Es steht aber nicht im Vordergrund. Sowohl das Management als auch unsere Mitarbeiter in den betroffenen Bereichen haben freiwillig auf Gehalt verzichtet und zusätzlich ihren Resturlaub, größtenteils auch ihre Überstunden abgebaut."

Spuren hinterließ das Coronavirus dennoch auch bei CBRE. "Wir schauen noch etwas genauer hin, wo die Bedarfe im Unternehmen sind", gibt Spangenberg zu. Er präzisiert: "Wir sehen in einigen Bereichen Rückgänge, etwa im Retail Leasing und im Hotelsegment gibt es negative Einflüsse. Dort sind wir zurzeit mit Neueinstellungen vorsichtiger." Dafür läuft es beispielsweise im Bereich Industrial & Logistics weiter sehr gut. "Dort gewinnen wir aktuell Marktanteile und haben zuletzt auch verstärkt eingestellt", berichtet Spangenberg. Im Bürobereich laufen alle großen Mandate weiter, heißt es. Das Fazit der Führungskräfte für CBRE Germany: "Im europäischen Vergleich mit anderen Ländergesellschaften kommen wir wohl glimpflich davon." Mangels Glaskugel müssen Spangenberg und Schrottke beim Blick in die Zukunft allerdings orakeln: "Fraglich sind allerdings die Auswirkungen der Rezession und der Entwicklung im Jahr 2021."

Den Studierenden sind die kleinen und großen Einschläge in bestimmten Assetklassen und bei bestimmten Geschäftsmodellen nicht verborgen geblieben. Das gilt auch für die selektivere Einstellungspolitik einiger Unternehmen. Sie sind aber fest davon überzeugt, dass sich die Corona-Pandemie langfristig nicht negativ auf ihre berufliche Laufbahn auswirken wird - und würden sich, wenn sie wieder vor der Wahl stünden, noch einmal für die Immobilienwirtschaft entscheiden.

"Selbstverständlich tangiert die Corona-Krise auch die Immobilienbranche, einige Bereiche durchaus mehr als andere, und es bestehen gewisse Risiken", sagt Farina Lutz, die als selbstständige Immobilienmaklerin tätig ist und an der Hochschule Biberach studiert. "Dennoch hat diese Branche meiner Meinung nach Zukunft und ein enormes Potenzial, weshalb ich meine Entscheidung, diesen Weg eingeschlagen zu haben, nicht bereue", meint sie stellvertretend für viele andere.

Im Branchenvergleich ist die Immobilienwirtschaft in der Corona-Zeit in der Gunst des Nachwuchses sogar gestiegen. Auch weil der Anlagedruck der Investoren sich nicht einfach in Luft aufgelöst hat. Immobilien gelten jetzt noch mehr als sicherer Hafen. Selbst coronabedingte schlechte Nachrichten lassen meist keine Zweifel aufkommen. Ein Beispiel: Der Wohnungsentwickler Instone kassierte die Prognose für 2020 und stellte den Vertrieb eines Projekts in Augsburg aufgrund stockender Nachfrage ein. Schon abgeschlossene Kaufverträge hat er rückabgewickelt. Ein Bachelorstudent von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Holzminden, der Instone in der Arbeitsmarktumfrage 2020 der Immobilien Zeitung (IZ) als Wunscharbeitgeber Nummer eins angegeben hat, bleibt bei seiner Wahl: "Instone hat die Entscheidungen in meinen Augen plausibel begründet, weswegen sich meine Wahrnehmung auf das Unternehmen nicht geändert hat."

"Logistikimmobilien hatte ich vor Corona nur latent auf dem Schirm"

Das mag an der Assetklasse liegen: Wohnen steht mehr denn je für Sicherheit. Andere Nutzungsarten haben einen schwereren Stand: "Vor allem die Assetklassen Retail und Hotel würde ich definitiv als kritischer ansehen, da diese durch die Corona-Krise stark gelitten haben bzw. immer noch stark leiden", sagt Amira Hollweg, die Immobilienmanagement im Master an der HAWK studiert. Handel ist natürlich nicht gleich Handel: "Vor Probleme gestellt werden vor allem Einzelhandelsimmobilien abseits der Ia-Lagen und Shoppingcenter", weiß Masterstudent Mario Sterl von der Universität Regensburg (Irebs). Für Sarah Schwarz ist klar: "Für mich kommt der Lebensmitteleinzelhandel an erster Stelle, da er grundsätzlich systemrelevant war und als Gewinner aus der Krise gehen wird." In der IZ-Umfrage hatte die junge Frau, die im vierten Mastersemester Humangeographie mit dem Schwerpunkt Raumplanung, Raumentwicklung und Raumkonflikte an der WWU in Münster studiert, noch CBRE als ihren Favoriten angegeben. Doch mit der Krise hat sich ihr vorheriger Zweitkandidat Lidl vor den Immobiliendienstleister geschoben.

"Bei Hotels mitzumischen, stelle ich mir äußerst spannend vor"

Hotels haben weiter ihre Fans. Obgleich die Hotellerie wegen des Lockdowns schwer zu kämpfen hat - für Immobilienspezialisten eröffnen sich durch die Umwälzungen, die dem Hotelmarkt prophezeit werden, Chancen. Da ist sich Julius Range, der ebenfalls an der Irebs studiert, sicher: "Hier wird es Insolvenzen geben, die den Markt mit Hotelimmobilien fluten könnten. Die Markenhotellerie wird noch mehr an Einfluss gewinnen. Die Bewertung von Hotelimmobilien wird höhere Risiken einkalkulieren, und die Pachtverträge werden an Krisen angepasst werden müssen. Dort mitzumischen, stelle ich mir äußerst spannend vor." Ein anderer Regensburger Irebs-Student hat gar eine neue Immobilienart für sich entdeckt: "Mich reizen Einblicke in Logistikimmobilien, die ich vor der Corona-Krise nur sehr latent auf dem Schirm hatte."

Und dann ist da noch der Büromarkt, dem viele einen gewaltigen Wandel voraussagen: "Der Bereich Office wird sich bestimmt durch die neuen Möglichkeiten des Homeoffice stark verändern, und ich bin gespannt, wie sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird. Deswegen schaue ich auch auf Investmentunternehmen und hinterfrage deren Strategien seit Corona intensiver", erzählt Hollweg. Bei vielen der Studierenden wecken die möglichen Umwälzungen im Bereich Büro besonderes Interesse. Masterstudent Sterl ist sich sicher: "Die Büroimmobilie wird neu gedacht werden, und digitale Lösungen bekommen einen Schub, sodass sich Smart-Office-Solutions schneller am Markt etablieren könnten." Sterl sollte es wissen: Seine Masterarbeit schreibt er über die Wirtschaftlichkeit intelligenter Büroobjekte.

"Wer schlagartig viele Studierende vor die Tür setzt, verliert an Ansehen"

Bei den Nachwuchskräften verloren haben vor allem Unternehmen außerhalb der Immobilienbranche - die durch den Shutdown oft heftigere Einschnitte zu verkraften hatten als die meisten Immobilienunternehmen. "Automobilhersteller fallen aktuell als Arbeitgeber für mich weg. Vor Corona konnte ich mir das gut vorstellen", sagt Tim Hackenberg, der dieses Jahr seinen Bachelorabschluss in Immobilienwirtschaft an der HfWU Nürtingen-Geislingen macht. Bei Range hat der Umgang mit dem Lockdown die Sicht auf zuvor favorisierte Arbeitgeber negativ beeinflusst. "Bosch und Daimler, die ich zusammen mit Art-Invest angegeben habe, haben auf einen Schlag eine große Anzahl an Praktikanten und Werkstudenten vor die Tür gesetzt. Das halte ich nicht für nachhaltig. Diese Unternehmen haben bei mir an Ansehen verloren." In der Gunst von Alexandra Hell sind insbesondere Unternehmen gesunken, die sich gegenüber ihren Vermietern nicht korrekt verhalten haben: "Es kursierten ja Schlagzeilen, dass manche Großfirmen in der Corona-Krise keine Miete mehr zahlen wollten. Das finde ich überhaupt nicht gut."

Harald Thomeczek

"Es geht ums Netzwerken, nicht um Jobs"

Personalberaterin Inga Beyler (links) auf dem CareerDay 2017 im Plausch mit angehenden Immobilienprofis.

Personalberaterin Inga Beyler (links) auf dem CareerDay 2017 im Plausch mit angehenden Immobilienprofis.

IZ

Karriere 04.10.2018
Auf dem CareerDay der Expo Real tummeln sich dieses Jahr 44 Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft - und wieder hunderte von Studenten. Für die Unternehmen eine gute Gelegenheit, darauf ... 

Auf dem CareerDay der Expo Real tummeln sich dieses Jahr 44 Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft - und wieder hunderte von Studenten. Für die Unternehmen eine gute Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, dass es sie überhaupt gibt.

Im vergangenen Jahr hatten 38 Unternehmen um die Aufmerksamkeit des Branchennachwuchses gebuhlt. Das bedeutete damals ein starkes Wachstum der Ausstellerzahl von mehr als 70%. Dass das Plus dieses Jahr nicht ganz so groß ausfällt, liegt nicht zuletzt an einer banalen Tatsache: "Es gab noch Anfragen von Unternehmen, aber denen mussten wir eine Absage erteilen, weil wir einfach nicht mehr Fläche zur Verfügung haben. 44 Aussteller ist die finale Zahl, der CareerDay ist ausgebucht", sagt Isabell Kaiser, Exhibition Manager Expo Real.

Dass Immobilienunternehmen zurzeit alle Hände voll zu tun haben und sich immer mehr um Nachwuchskräfte bemühen (müssen), war auch auf dem 9. Karriereforum der Immobilien Zeitung zu beobachten: 58 Aussteller warben im Juni 2018 in Frankfurt um die Gunst studierender Köpfe - so viele wie noch nie. Mit von der Partie waren beim IZ-Karriereforum dieses Jahr 47 Unternehmen und elf Institute der Aus- und Weiterbildung.

Der CareerDay der Expo Real fand letztes Jahr auf der Fläche der Meet & Retreat Lounge statt. Diese wird es in diesem Jahr so nicht mehr geben, "daher musste die Veranstaltung umziehen und findet jetzt im Eingang West statt; deswegen hat sich auch die Fläche verkleinert", erklärt Kaiser. Die neue Fläche im Eingang West, auf der sich die Aussteller am letzten Messetag (Mittwoch, 10. Oktober; 9 bis 14 Uhr) als potenzielle Arbeitgeber vorstellen, ist ca. 500 m² groß. Das Rahmenprogramm dagegen findet wie in den Vorjahren im Discussion & Networking Forum in Halle A1, Stand 250, statt.

In wie viele junge Gesichter die Personaler und sonstigen Unternehmensvertreter auf dem CareerDay 2018 blicken werden, wird sich erst auf den letzten Metern entscheiden. Schlussendlich "möchten wir auch in diesem Jahr gerne wieder zwischen 500 und 600 Studenten auf der Expo Real willkommen heißen", wünscht sich Kaiser. Studenten und Azubis, die bis zum 7. Oktober online ein Ticket ordern, zahlen 100 Euro. Wer erst auf der Messe ein Ticket löst, zahlt 150 Euro. Was die Aussteller aufwenden müssen, gibt Kaiser nicht preis. Die Vermutung, dass sich die gestiegene Nachfrage auch in steigenden Preisen niedergeschlagen hat, bestätigt sie jedoch: "Ja, die Preise sind gestiegen."

Die Expo-Real-Macher haben den CareerDay 2010 aus der Taufe gehoben. Seitdem fand er jedes Jahr statt. Die Zahl der Aussteller ist seither deutlich gewachsen: Mit nur vier Ausstellern (Commerz Real, DU Diederichs Projektmanagement, Greif & Contzen und Savills) gestartet, ging es bis 2014 auf 22 Teilnehmer hoch. In den Jahren 2015/2016 stagnierte die Ausstellerzahl, ehe sie 2017 erneut kräftig zulegte.

Für Alena Gosis wird es das erste Mal sein. Die Recruiterin beim Projektsteuerer DU Diederichs kommt aber mit ziemlich klaren Vorstellungen zum CareerDay: "Offene Vakanzen stehen nicht im Vordergrund." Natürlich wollen Gosis und ihre Mitstreiter aus dem "Tagesgeschäft" (weil "Young Professionals Hemmungen haben, mit Geschäftsleitern ins Gespräch zu kommen") in Umlauf bringen, welche Einstiegsmöglichkeiten studierte Köpfe bei DU Diederichs so haben. Eigentlich geht es ihnen aber "um den Aufbau eines Netzwerks". Denn "Projektsteuerung ist eine Nische, die nicht jedem geläufig ist", und den Mittelständler DU Diederichs kennt auch nicht jeder als Arbeitgeber. Letztes Jahr hat dieses "aktive Sourcing" (im Gegensatz zum "passiven Sourcing", wenn ein Unternehmen akuten Personalbedarf hat) sich schon ausgezahlt: "Bei uns sind noch ein halbes Jahr nach der Messe Bewerbungen eingegangen, die sich auf Gespräche auf der Messe bezogen haben", so Gosis.

Lisa Bielert, bei APOprojekt für Human Resources und Recruitment zuständig, stößt in das gleiche Horn: Eine solche Veranstaltung biete eine schöne Gelegenheit, in den direkten Dialog zu kommen und sich über gegenseitige Erwartungen auszutauschen. "Beim späteren Kontakt können beide Seiten an das Gespräch anknüpfen - man lernt die Kandidaten ja noch vor der eigentlichen Bewerbung kennen. Außerdem kann man im gemeinsamen Gespräch auch immer schauen, welche der angebotenen Stellen konkret zum jeweiligen Kandidaten passt".

Einige Unternehmen werden 2018 zum ersten Mal ihr Fähnchen auf dem CareerDay hissen. Neu dabei ist z.B. die Rewe Group, die ihren Wettbewerbern Lidl und Kaufland, die schon letztes Jahr Präsenz zeigten, offenbar das Feld nicht kampflos überlassen will. "Um unsere Pläne im Immobilienbereich umzusetzen, benötigen wir die entsprechenden Fachkräfte", erzählt Alexander Thurn, Geschäftsleiter Immobilien bei Lidl in Deutschland. Er will den CareerDay deshalb dafür nutzen, "uns potenziellen Bewerbern zu präsentieren, denen bislang nicht bewusst war, dass Lidl auch in der Immobilienbranche attraktive Jobs zu bieten hat".

Bei Rewe klingt das ähnlich: Ziel des Messeauftritts am CareerDay sei es, jüngere und gerne auch ältere Immobilien-Professionals "über die Karrieremöglichkeiten innerhalb der Rewe Group aufzuklären". Die verfüge nämlich über einen großen eigenen Immobilienbereich mit Zentrale in Köln und Dependancen in den Regionszentralen, was vielen Studenten und Absolventen wohl noch nicht hinlänglich bekannt ist: "Wir möchten die Zielgruppe der - Young - Professionals über unseren Immobilienbereich aufklären und die Rewe Group somit als attraktiven Arbeitgeber präsentieren", so Pressesprecher Andreas Krämer.

Lidl bestreitet den CareerDay mit einem Team, das überwiegend aus Abteilungsleitern aus dem operativen Immobiliengeschäft besteht - damit das "sachkundige Publikum" mit den Lidl-Vertretern "fundierte Gespräche auf Fachebene führen" kann, erläutert Thurn. Das Jobportfolio ist breit gefächert: Willkommen sind Bauingenieure, Architekten, Wirtschaftsingenieure, Wirtschaftsgeografen "sowie vergleichbare Fachkräfte mit fundierter Berufserfahrung".

Rewe bringt einige Angebote für einen Direkteinstieg in der hauseigenen Immobilienabteilung mit zum CareerDay. So werden für den Bereich Bauwesen Projektleiter Bau und Projektleiter Großprojekte gesucht, ebenso wie Planungsmanager und "Projektleiter Integration Digitales Bauen". Für das kaufmännische Asset-Management sind Fachwirte Immobilienwirtschaft gefragt; außerdem benötigt der Kölner Handelskonzern "Projektkoordinatoren Immobiliensysteme".

Lidl sorgt in weiser Voraussicht selbst für Besucher am CareerDay-Stand: In diesem Jahr "unterstützt" der Lebensmittel-Discounter den Verein WiBiNET - ein Netzwerk von Studenten und Alumni des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen mit technischer Fachrichtung Bauingenieurwesen der Technischen Universität Darmstadt, "um Studierenden der TU Darmstadt einen Besuch der Messe zu ermöglichen", berichtet Thurn.

Neben Rewe feiern auf dem Career Day 2018 noch folgende Unternehmen Premiere als Aussteller: Witte Projektmanagement, Wilhelm Geiger, P&P, die Niedersächsische Landgesellschaft, M&P Management, Kondor Wessels, Instone, d.i.i. Deutsche Invest Immobilien, HW Ingenieure, Goldbeck, Catella, Die Immobilien Partner Hamburg, Interboden sowie Christie & Co.

Der u.a. auf Hotelimmobilien spezialisierte Makler und Berater macht mit, "weil wir bereits verschiedene Wege für Recruiting ausprobiert haben, jedoch der Meinung sind, dass der direkte Austausch und das Kennen

lernen unseres Teams besonders wichtig sind", erklärt Sandra Pechac, Marketing Manager Germany, Austria & CEE bei Christie & Co. Zum CareerDay bringt Christie & Co Jobs für Immobilienmakler in Berlin und München als auch einen Consultant Advisory & Valuations in Frankfurt und zwei Plätze für Praktikanten mit.

Gesicht zeigen - das steht auch bei Interboden an erster Stelle. "Der Austausch mit dem Nachwuchs ist uns genauso wichtig wie die Präsentation als potenzieller Arbeitgeber - beides funktioniert am besten, wenn man Gesichter zeigt und gute Gespräche führt", findet Simone Hamann, Assistentin im Bereich Vertrieb und Marketing. Darum sind praktisch alle Unternehmensbereiche in München vertreten: Geschäftsführung, Projektentwicklung Wohnen und Gewerbe, IT und Digitalisierung, Verwaltung und Service, Finanzen und Marketing.

Interboden hat u.a. Bedarf an "Junioren, Trainees, Werkstudenten und Praktikanten für die Projektentwicklung in den Bereichen Wohnen und Gewerbe", zählt Hamann auf. Der CareerDay ist nur ein Mosaikstein der Nachwuchsgewinnung: Neben Gastvorlesungen lädt Interboden "regelmäßig Studenten aus dem In- und Ausland zu uns ein", um ihnen die Vielfalt der Branche aufzuzeigen.

Auch bei d.i.i. erklärt man den CareerDay zur Chefsache: Geschäftsführer Frank Wojtalewicz empfängt die Studenten persönlich. Die Firma stellte in den letzten drei Jahren mehr als 60 neue Mitarbeiter ein und wuchs so auf 140 Köpfe. Aktuell hat d.i.i. Plätze für Trainees und Praktikanten frei und Positionen für Berufseinsteiger in den Bereichen Asset-Management, Einkauf, Investment, Projektentwicklung, Fonds- und Vertriebsmanagement zu besetzen.

Harald Thomeczek