Karriere-News

Ihre gewählten Filter:

"Gewöhnen Sie sich sportlichen Ehrgeiz an"

Die Regeln und Gepflogenheiten der Kommunikation sind keineswegs geschlechtsneutral. Wenn Frauen in männerdominierten Umfeldern vorne mitspielen möchten, sollten sie die Unterschiede kennen und mit ihnen "sportlich" umgehen lernen.

Die Regeln und Gepflogenheiten der Kommunikation sind keineswegs geschlechtsneutral. Wenn Frauen in männerdominierten Umfeldern vorne mitspielen möchten, sollten sie die Unterschiede kennen und mit ihnen "sportlich" umgehen lernen.

Bild: pressmaster/Fotolia.com

Karriere 05.12.2013
Wer im Beruf aufsteigen will, der muss so sprechen, dass er verstanden wird. Das kann für Frauen in vornehmlich männlich geprägten Berufen oft eine Stolperfalle sein. Denn was ... 

Wer im Beruf aufsteigen will, der muss so sprechen, dass er verstanden wird. Das kann für Frauen in vornehmlich männlich geprägten Berufen oft eine Stolperfalle sein. Denn was Zuhörerinnen als "kooperativen Stil" bezeichnen würden, kommt bei Männern nicht selten als unentschlossenes Gerede an. Beim Women in Red - Ladies' Lunch von Norton Rose Fulbright lernten die Teilnehmerinnen die gröbsten Fehler zu vermeiden.

Wer die Chefposition einnehmen möchte, der sollte auch so sprechen: Hochrangkommunikation nennt sich dieser Sprechmodus, der keineswegs geschlechtsneutral ist. Männliche Hochrangkommunikation umfasst beispielsweise verbale Angriffe, Eigenlob, Behauptungen und Sprechen in der Ich-Form - und weckt damit beim männlichen Zuhörer den Ehrgeiz und fordert ihn zum Wettstreit auf. Auf Frauen wirkt dieser Sprachmodus häufig anders. Sie fühlen sich eher angegriffen und ausgeschlossen, auch wenn das vom Sprecher gar nicht so gewollt sein mag.

Doch Frauen, die um diese Muster wissen, könnten damit umgehen lernen, lautet das Credo der Referentin Kornelia Straub-Kuri, geschäftsführende Gesellschafterin von HMP Executive Search. "Gewöhnen Sie sich sportlichen Ehrgeiz an", forderte sie die Teilnehmerinnen des Women in Red - Ladies' Lunch auf.

Interne Förderung und Vernetzung nach außen

Das Konzept für den Ladies' Lunch ist vor etwa zwei, drei Jahren in der Pariser Niederlassung von Norton Rose Fulbright entstanden. Neben internen Veranstaltungen für die weiblichen Angestellten gebe es auch branchenübergreifende Netzwerktreffen. Das interne Netzwerk soll Rechtsanwältinnen unterstützen, die sich die Laufbahn zum Partner vorstellen können, sagt Caroline Herkströter, Partner bei Norton Rose Fulbright. Das Netzwerk soll aber genauso eine Stütze sein für diejenigen, für die es nicht erklärtes berufliches Ziel sei, Partner zu werden. Auch diese Frauen müssten gehalten werden.

Norton Rose Fulbright zählt rund 145 Rechtsanwälte in Deutschland, davon sind 37% Frauen. Auf der Partnerebene beträgt der Frauenanteil 23%. Auf den Ebenen Senior Associates bzw. Off Counsel liegt er bei 43% bzw. 29%. Drei der fünf in diesem Jahr ernannten Partner waren weiblich.

Neben den internen Veranstaltungen gibt es auch öffentliche Treffen wie den Ladies' Lunch in Frankfurt am Main, zu dem sich neben zehn Kanzlei-Mitarbeiterinnen auch rund 45 Externe angemeldet hatten. Die Treffen finden in der Mittagszeit statt, damit auch Frauen in Teilzeit oder Mütter ohne Betreuungsmöglichkeit am Abend daran teilnehmen können. Über die Veranstaltungen sollen sich Frauen untereinander besser kennenlernen können, denn die weiblichen Netzwerke seien noch nicht so gut, wie sie sein könnten, sagt Herkströter. Als sie zusammen die Gästeliste für den ersten Ladies' Lunch aufstellten, wurde den Rechtsanwältinnen bewusst, "wie wenige Frauen in der Stadt in Führungspositionen arbeiten". Doch der im halbjährlichen Turnus stattfindende Ladies' Lunch richtet sich nicht nur an Frauen, die die obersten Sprossen der Karriereleiter schon erklommen haben. "Es geht um jede Frau."

Die Männer reagierten mit Verunsicherung auf den Ladies' Lunch und rein weibliche Veranstaltungen. "Wenn ich einen Rock anziehe, darf ich dann auch mitkommen?", gehört noch zu den harmloseren Äußerungen. Diese Verunsicherung dürfe nicht unterschätzt und auch nicht ignoriert werden, sagt Herkströter. "Ich glaube, Frauenförderung ist auch Männerförderung. Wir müssen die Männer mitnehmen." Das reine Frauentreffen begründet sie damit, dass Frauen sich auf gemischt geschlechtlichen Veranstaltungen manchmal nicht so richtig verstanden fühlen. Äußerungen würden vielleicht als Unsicherheit ausgelegt - als Folge eines anderen Kommunikationsverhaltens. In einer Frauengruppe fühlten sie sich besser verstanden - und ließen sich von Coach Straub-Kuri gern ihr mitunter fehlerhaftes Verhalten erläutern.

Während männliche Chefs Anweisungen geben, formulierten weibliche hingegen Ermahnungen wie "Bitte nehmen Sie beim Rausgehen Ihre Kaffeetassen mit". Solche Sätze kämen jedoch in den Ohren männlicher Kollegen gar nicht gut an, sagt Straub-Kuri. Frauen sollten sich auch bewusst sein, dass Rückfragen, Entschuldigungen oder die Verwendung des Konjunktivs in ihren Reden bei männlichen Zuhörern wahrscheinlich als Unterwürfigkeit oder Unsicherheit wahrgenommen werden - auf Frauen wirken diese Sprachstile dagegen positiv. Wer sich jedoch in einem eher männlich geprägten Umfeld bewege, sollte allein aus pragmatischen Erwägungen heraus sein eigenes Verhalten der Situation anpassen. Die Erfolgschancen seien schlicht höher.

Von Pragmatismus und hoher Praxistauglichkeit waren auch die weiteren Tipps von Straub-Kuri geprägt. Ein Grund dafür, warum Frauen auf der Führungsetage immer noch deutlich seltener vertreten sind als Männer, liege auch in den fehlenden weiblichen Vorbildern, wie eine Studie von McKinsey vor einigen Jahren zeigte. Doch wo reale Vorbilder Mangelware sind, könnten sich Frauen ihr eigenes Vorbild im Kopf kreieren. Ein Tipp, den auch andere Coaches immer wieder empfehlen.

Auch die Tiefrangsignale von Männern und Frauen unterscheiden sich deutlich. Während Männer strammstehen, dienen oder nicken, sind es bei Frauen eher Tätigkeiten wie Putzen, Aufräumen oder "Nahrung bringen". Dahinter verbirgt sich auch die nett gemeinte Geste "Ich habe einen Kuchen gebacken". Nette Gesten werden Frauen nicht in die Chefposition bringen, geschweige denn mit dem Respekt der männlichen Kollegen belohnt werden. Wenn es denn schon Kuchen sein muss, dann sollte er lieber gekauft werden. Denn etwas zu spendieren, gehört zu den klassischen männlichen Hochrangsignalen. Mit diesem Hintergrundwissen dürfte ein Satz wie "Die Rechnung geht auf mich" noch einmal eine andere Wirkung entfalten.

Frauen sollten auch überlegen, ob sie nicht männliche Tiefrangsignale zur Schau stellen, wenn sie in einem überwiegend männlichen Umfeld agieren. Das könnte besser verstanden werden als die typisch weiblichen, lautet ein Tipp der Referentin.

Rang-Rangeleien und Statussymbole gehören dazu

Die nonverbale Kommunikation dürfen Frauen ebenfalls nicht unterschätzen, denn diese basiert immer auf dem Rang innerhalb der Gruppe. Und der Rang wird von der Gruppe vergeben. Er verleiht Privilegien, und die wollen auch genutzt werden. Für Frauen sind Rang-Rangeleien jedoch eher unangenehm: "Rang wird durch Unverschämtheiten geklärt", sagt Straub-Kuri. Dazu zählt z.B. jemanden ungefragt anzufassen, um ein Haar von der Kleidung zu zupfen. Die Rolle hingegen wird selbst gewählt oder vom System angeboten bzw. gefordert. Straub-Kuri rät, auch wenn Sie auf ein großes Auto keinen Wert legen: "Sollte Ihnen jemand in einer Position ein Statussymbol anbieten - dann greifen Sie zu!"

Ansprechpartnerinnen für den Ladies' Lunch sind Dr. Caroline Herkströter in Frankfurt am Main und Dr. Cornelia Marquardt in München.

Sonja Smalian