Karriere-News

Ihre gewählten Filter:

Konkursverfahren über René Benko eröffnet

Die Gläubiger von René Benko könnten womöglich nicht mal 20% ihrer Forderungen wiedersehen.

Die Gläubiger von René Benko könnten womöglich nicht mal 20% ihrer Forderungen wiedersehen.

Quelle: Imago, Urheber: Eibner Europa

Karriere 08.03.2024
Das Insolvenzgericht in Innsbruck eröffnet diesen Freitag ein Konkursverfahren über das Vermögen von René Benko als Einzelunternehmer. Für die Experten des Gläubigerverbands KSV ... 

Das Insolvenzgericht in Innsbruck eröffnet diesen Freitag ein Konkursverfahren über das Vermögen von René Benko als Einzelunternehmer. Für die Experten des Gläubigerverbands KSV 1870 kommt es überraschend, dass Benko die Eröffnung eines Konkurs- und nicht etwa eines Sanierungsverfahrens beantragt hat. Benko haftet nun mit seinem gesamten Privatvermögen. Spannend ist dabei die Frage, was alles unter sein Vermögen fällt.

Bei einem Konkursverfahren verliert ein Schuldner die Verfügungsmacht über sein Vermögen. „Der ursprüngliche Insolvenzeröffnungsantrag der Finanzprokuratur war ebenfalls auf die Eröffnung eines Konkursverfahrens gerichtet. Aus verfahrensrechtlicher Sicht macht für den KSV 1870 ein Eröffnungsantrag durch René Benko selbst nur dann Sinn, wenn dadurch das von der Finanzprokuratur angestrebte Konkursverfahren verhindert und im Eigenantrag ein Sanierungsverfahren beantragt wird“, erklärt der Gläubigerverband.

Benko befindet sich nun also genau in jener Art von Insolvenzverfahren, welches von der Finanzprokuratur – der rechtlichen Vertreterin der Republik Österreich – bei ihrem Insolvenzantrag gegen die Person René Benko Ende Januar angestrebt wurde. Benko stellte gestern einen eigenen Insolvenzantrag als Einzelunternehmer. Er kam damit anscheinend einem Insolvenzbescheid durch das Innsbrucker Gericht zuvor und gestand selbst ein, zahlungsunfähig zu sein. Zum Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Andreas Grabenweger aus Innsbruck bestellt.

Benko haftet mit seinem gesamten Privatvermögen

Das Konkursverfahren umfasst laut KSV 1870 das Beratungsunternehmen und sämtliches Privatvermögen von Benko. Der Signa-Gründer hatte bei der Unternehmensgruppe seit 2013 kein operatives Amt mehr inne, sondern fungierte nur noch als deren Berater. Er hält aber über Privatstiftungen wesentliche Anteile daran. Gleichzeitig erstreckt sich die Wirkung eines in Österreich eröffneten Insolvenzverfahrens auch auf etwaiges im Ausland liegendes Vermögen. „Kurz zusammengefasst geht es nun um das gesamte Vermögen des René Benko“, resümiert Klaus Schaller, Regionalleiter West beim KSV 1870.

Dass Benko direkt ein Konkursverfahren statt einer Sanierung beantragt, könnte vordergründig ein Hinweis darauf sein, dass ein Schuldner nicht davon ausgeht, die bei einem Sanierungsverfahren erforderliche Mindestquote von 20% der Forderungen erfüllen zu können. Andererseits stellt sich die Frage, was genau alles unter „gesamtes Privatvermögen des René Benko“, mit dem der nun haftet, fällt. Experten verweisen zum Beispiel darauf, dass Benko einen großen Teil seines Vermögens in Privatstiftungen untergebracht hat, bei denen nicht er selbst, sondern etwa Familienmitglieder die wirtschaftlich Begünstigten sind. Inwieweit Forderungen von Gläubigern auch mit diesem Geld befriedigt werden können, wäre zu klären. „Die Stiftungen sind so konstruiert, dass da keiner ran kann, und daher ist das dann keine Haftungsmasse“, sagt ein Insider. Benko sei wohl nur bei der in Liechtenstein ansässigen Stiftung der direkt Begünstigte.

Mammutaufgabe mit Spannungsmomenten

Den vom Insolvenzrichter Hannes Seiser bestellten Insolvenzverwalter Andreas Grabenweger sieht Schaller vor einer Mammutaufgabe. „Primär muss der Insolvenzverwalter klären, ob das Beratungsunternehmen des René Benko ohne weitere Nachteile für die Gläubiger fortgeführt werden kann. Daneben besteht seine Hauptaufgabe darin, sich rasch ein Bild über die Vermögenslage des Signa-Gründers zu verschaffen. Spannend wird dabei insbesondere die Frage, ob und wenn ja welche wechselseitigen Ansprüche zu Signa-Gesellschaften bestehen und welche Vermögensbewegungen in der Vergangenheit in der privaten Vermögenssphäre des René Benko stattgefunden haben“, sagt Schaller.

Die Summe der berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten von Benko ist noch nicht klar. Es bleibe abzuwarten, ob durch Signa-Gesellschaften oder Signa-Gläubiger Ansprüche gegen Benko geltend gemacht werden, so der Gläubigerverband. Denkbar sei etwa, dass Benko persönliche Haftungen für Signa-Verbindlichkeiten übernommen hat. Derzeit nicht abschätzbar ist auch das Ausmaß möglicher Schadenersatzansprüche aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs von wesentlichen Signa-Gesellschaften, welche gegenüber Benko geltend gemacht werden könnten. Auch solche Ansprüche müssten im Konkursverfahren vor dem Landesgericht Innsbruck zur Anmeldung kommen. Die Tagsatzung zur Prüfung der angemeldeten Forderung legten die Innsbrucker Richter auf den 24. April.

Insolvenzverwalter kann die „wirtschaftliche Gebarung des Schuldners“ zehn Jahre rückwirkend durchleuchten

So oder so dürften auf Benko hohe Forderungen zukommen. Diese könnten zusätzlich wachsen, wenn der Insolvenzverwalter Geschäftsfälle aus der weiter zurückreichenden Vergangenheit untersucht: Der österreichische Gesetzgeber gebe dem Insolvenzverwalter mit dem Anfechtungsrecht ein sehr mächtiges Werkzeug in die Hand, gibt Gläubigervertreter Schaller zu bedenken. So könnten Anfechtungen des Insolvenzverwalter unter bestimmten Voraussetzungen Gläubiger schlechter stellende Rechtsakte nachträglich nichtig machen.

Der Insolvenzverwalter werde das wirtschaftliche Gebaren des Schuldners daher im Detail bis zu zehn Jahre zurück überprüfen. Es sei dabei zu klären, ob der Haftungsfonds der nunmehrigen Gläubiger in der Vergangenheit ungebührlich verringert wurde.

Harald Thomeczek

René Benko meldet sich selbst insolvent

René Benko.

René Benko.

Quelle: Imago, Urheber: Vistapress

Köpfe 07.03.2024
Signa-Chef René Benko hat nun selbst einen Insolvenzantrag gestellt. Ausgangspunkt war der Insolvenzantrag der Finanzprokuratur von Ende Januar gegen ihn. ... 

Signa-Chef René Benko hat nun selbst einen Insolvenzantrag gestellt. Ausgangspunkt war der Insolvenzantrag der Finanzprokuratur von Ende Januar gegen ihn.

„René Benko hat einen Eigenantrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt“, bestätigt Klaus Jennewein, Vizepräsident des Landesgerichtes Innsbruck, einen Bericht der österreichischen Zeitung Krone gegenüber der Immobilien Zeitung. Der Antrag sei heute eingegangen, und es soll eine schnelle Entscheidung fallen: „Der Antrag wird schnell behandelt.“ Je nachdem, ob noch Unterlagen benötigt werden, soll noch heute, spätestens morgen über Benkos Insolvenzantrag beschieden werden. Noch hat Richter Jennewein keinen Blick in Benkos Unterlagen geworfen. Sollte das Verfahren eröffnet werden, würde es angesichts der Bedeutung des Falls unmittelbar im österreichischen Insolvenzedikt angezeigt.

Ausgangspunkt für Benkos Antrag war der Insolvenzantrag der Finanzprokuratur der Republik Österreich gegen ihn persönlich. Die rechtliche Vertreterin des österreichischen Staats stellte Ende Januar einen Insolvenzantrag gegen den Signa-Gründer persönlich. „Der Eigenantrag ist ein Hinweis darauf, dass René Benko nicht den Nachweis hat erbringen können, dass er zahlungsfähig ist“, erklärt Richter Jennewein. Bei natürlichen Personen kommt nur Zahlungsunfähigkeit als Auslöser für einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Frage. „Mit einem solchen Antrag hat er selbst anzeigt, dass er fällige Verbindlichkeiten nicht begleichen kann“, ergänzt Jennewein. Sollte Benkos Eigenantag eröffnet werden, wäre der Antrag der Finanzprokuratur hinfällig. Der Richter legt jedoch Wert auf folgende Feststellung: „Es handelt sich um keine Privatinsolvenz, sondern um eine Unternehmerinsolvenz.“ Benko haftet also für seine Verbindlichkeiten als Einzelunternehmer. Sein Vermögen dürfte aber nicht zuletzt in seinen Privatstiftungen gebündelt sein.

Für den Insolvenzantrag der Finanzprokuratur gegen Benko gab es laut einem damaligen Bericht der österreichischen Zeitung Der Standard zwei Gründe: Zum einen soll Benko dem Finanzamt noch Geld in Millionenhöhe schulden. Außerdem habe er nicht die vollen 3 Mio. Euro überwiesen, die er dem Insolvenzverwalter der Signa Holding zur Finanzierung des Insolvenzverfahrens zugesagt hatte. Schon die zweite von drei Raten soll „von dritter Seite“ und nicht von Benko selbst gekommen sein.

Die Holding hat das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung inzwischen aufgegeben, der Insolvenzverwalter hat nun das Sagen. Der Insolvenzantrag der Finanzprokuratur wurde bei den zuständigen Insolvenzrichtern in Innsbruck eingereicht, die nun über Benkos Eigenantrag entscheiden. Gläubiger fordern gut 16 Mrd. von Signa-Unternehmen: 7,85 Mrd. von der Holding,
6,3 Mrd. von Signa Prime und 2,2 Mrd. von Signa Development.
Mehr News zu Signa lesen Sie im IZ-Profil des Unternehmens.
Harald Thomeczek

Die Luft wird dünner für René Benko

René Benko Anfang des vergangenen Jahres an der Seite seiner Frau Nathalie.

René Benko Anfang des vergangenen Jahres an der Seite seiner Frau Nathalie.

Quelle: Imago, Urheber: GEPA pictures

Köpfe 01.02.2024
Die Finanzprokuratur der Republik Österreich, die rechtliche Vertreterin des österreichischen Staates, hat der Zeitung Standard zufolge einen Insolvenzantrag gegen den Signa-Gründer ... 

Die Finanzprokuratur der Republik Österreich, die rechtliche Vertreterin des österreichischen Staates, hat der Zeitung Standard zufolge einen Insolvenzantrag gegen den Signa-Gründer René Benko persönlich gestellt. Ärger droht Benko offenbar auch von den Gesellschaftern der Signa Holding und der großen Immobiliengesellschaften Signa Prime und Signa Development: Viele von ihnen prüfen wohl Klageoptionen.

Für den Insolvenzantrag der Finanzprokuratur gegen Benko soll es zwei Gründe geben: Laut der Wirtschaftszeitung Der Standard soll Benko dem Finanzamt noch Geld schulden, und außerdem habe Benko möglicherweise noch nicht die vollen 3 Mio. Euro überwiesen, die er dem Insolvenzverwalter der Holding zur Finanzierung des Insolvenzverfahrens zugesagt hatte. Der Insolvenzantrag liege bei den zuständigen Insolvenzrichtern in Innsbruck.

Birgit Fink, Richterin am Landesgericht Innsbruck, möchte den Bericht des Standard gegenüber der Immobilien Zeitung weder bestätigen noch dementieren. Sie darf erst über Insolvenzanträge sprechen, wenn ein Insolvenzverfahren eröffnet ist und in der Insolvenzdatei veröffentlicht wird. Das kann aber ein bis zwei Monate dauern. Bevor es so weit ist, „muss der behauptete Insovenzschuldner seine Vermögenslage erklären, damit der Verdacht einer behaupteten Zahlungsunfähigkeit vom Tisch ist oder nicht. Auf dieser Basis entscheidet das Insolvenzgericht, ob er wirklich zahlungsunfähig ist oder nicht“, erklärt Fink. Kann der Schuldner zahlen, weisen die Insolvenzrichter den Antrag ab.

Ob Benko nicht zahlen kann oder nur nicht will, ist nicht klar: Laut Standard spielen hier „rechtliche Überlegungen“ hinein. Von drei Tranchen, in denen er die 3 Mio. Euro für das Sanierungsverfahren der Holding einschießen wollte, sollen zwei schon geflossen sein, allerdings teils „von dritter Seite“, wie sich dem jüngsten Zwischenbericht des Insolvenzverwalters Christof Stapf von Anfang dieser Woche entnehmen lasse. Ob auch die dritte, „für diese Woche“ terminierte Tranche schon an Stapf überwiesen wurde, sei nicht bekannt. Was die offenen Steuerforderungen des Finanzamts angeht, sollen Benkos Steuerberater dem Standard zufolge einen Stundungsantrag gestellt haben.

„Praktisch alle Gesellschafter lassen sich in puncto Schadenersatz oder Strafrecht beraten“

Ungemach steht Benko auch seitens der Aktionäre und Miteigentümer der Holding und der beiden ebenfalls insolventen Immobiliengesellschaften Signa Prime und Signa Development ins Haus. Von ihnen prüfen offenbar nicht wenige Möglichkeiten, den Klageweg gegen ihn zu beschreiten. „Praktisch alle Gesellschafter auf allen Ebenen – Signa Holding, Signa Prime und Signa Development usw. – lassen sich gerade in vielen Richtungen juristisch beraten: allen voran in puncto Schadenersatz und Strafrecht“, sagt jemand aus dem Umfeld eines Gesellschafters, der anonym bleiben möchte. „Und alle fragen sich, warum die Staatsanwaltschaft nicht schon lange am Werk ist.“ Ein Insider bestätigt: „Einige Aktionäre prüfen, ob sie klagen, aber sie müssen halt aufpassen, da sie zum Teil selbst in den Aufsichtsgremien vertreten waren.“ Die aufgebrachten Gesellschafter werfen Benko etwa eine faktische Geschäftsführerschaft vor, und auch die Bilanzen der verschiedenen Signa-Gesellschaften bis hin zu den Immobilienbewertungen sind Anlass für viele kritische Fragen.

Abgeordnete stellt 41 heikle Fragen zu Signa
Stephanie Krisper, Abgeordnete im österreichischen Nationalrat, hat 41 Fragen zum Fall Signa an Alma Zadić, Justizministerin des Alpenlandes, gerichtet. Sie will etwa wissen, ob wegen Insolvenzverschleppung ermittelt wird, und äußert Kritik an Wirtschaftsprüfern, die „ihrer gesetzlich bestehenden Verantwortung“ nicht nachgekommen seien. Auch die Frage, ob René Benko als sogenannter faktischer Geschäftsführer agierte, treibt sie um. Unterdessen hat die Republik Österreich Medienberichten zufolge einen Insolvenzantrag gegen Benko persönlich gestellt.

Seit Benko vor über zehn Jahren in einem Korruptionsverfahren rechtskräftig zu einer Bewährungsstrafe von zwölf Monaten verurteilt wurde, bekleidet der Gründer bei der Signa-Gruppe kein operatives Amt mehr, weder als Geschäftsführer noch als Vorstandsmitglied. Benko soll Insidern zufolge dennoch im Hintergrund immer die Strippen gezogen und praktisch die gesamte Kommunikation in Richtung der Anteilseigner geführt haben. Er habe Sitzungen mit Geselleschaftern geleitet, und ohne ihn seien weder Beschlüsse getroffen noch Verträge abgeschlossen worden sein, heißt es hinter vorgehaltener Hand in Gesellschafterkreisen. Benko soll sich mitunter noch nicht einmal die Mühe gemacht, bei Gesellschafterbeschlüssen, die er auf elektronischem Wege verschickte, die operativ Verantwortlichen in cc zu setzen. Er sei zudem fast der Einzige gewesen – bis auf Manuel Pirolt, Vorstandsmitglied von Signa Prime und Signa Development –, der den vollen Überblick über sein Firmengeflecht besaß.

Für Unmut sorgen zudem die Bilanzen. „Die Zahlen, die René Benko uns persönlich präsentierte, stimmten nicht mit den offiziellen Zahlen überein“, sagte jemand aus dem Kreise eines Gesellschafters. „Das ist das Wiedeking-Phänomen.“ Der Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking begründete seinen Ausstieg aus der Signa Holding im Handelsblatt vor Kurzem so: „Ich bin 2016 bei Signa als Aktionär ausgeschieden, weil die Zahlen, die mir vorgelegt wurden, nicht mit dem übereinstimmten, was uns Benko in den Sitzungen vorgetragen hat.“

Im vergangenen Sommer flossen der Holding von Gesellschaftern noch 350 Mio. Euro zu. Geworben hatte Benko um 500 Mio. Euro, doch nicht jeder Anteiseigner wollte oder konnte mitziehen. Die Verwunderung unter den Gesellschaftern soll im Nachhinein groß gewesen sein, dass beim Abschluss der Kapitalerhöhung Anfang Juli 2023 nicht im Entfernsten von drohender Zahlungsunfähigkeit oder dergleichen die Rede war – denn keine fünf Monate später meldete die Holding Insolvenz an: „Da muss die wirtschaftliche Situation doch sicher schon eine deutlich andere gewesen, als die Wirtschaftsprüfer in ihrem Bestätigungsvermerk zum 31. Dezember 2022 festgestellt hatten“, sagt ein Gesellschaftervertreter.

Harald Thomeczek

CEO der Bank Julius Bär muss wegen Signa-Krediten gehen

Der Sitz der Schweizer Privatbank Julius Bär in der Zürcher Bahnhofstraße.

Der Sitz der Schweizer Privatbank Julius Bär in der Zürcher Bahnhofstraße.

Quelle: Imago, Urheber: Manuel Stefan

Köpfe 01.02.2024
Die Schweizer Privatbank Julius Bär hat das größte Einzelengagement aus ihrem Private-Debt-Kreditbuch in Höhe von rund 600 Mio. Euro vollständig wertberichtigt, das der insolventen ... 

Die Schweizer Privatbank Julius Bär hat das größte Einzelengagement aus ihrem Private-Debt-Kreditbuch in Höhe von rund 600 Mio. Euro vollständig wertberichtigt, das der insolventen Signa-Gruppe zuzuordnen ist. Konzernchef Philipp Rickenbacher nimmt seinen Hut.

Die Bank Julius Bär zieht sich komplett aus dem Geschäft mit Private Debt zurück und wickelt den verbleibenden Bestand von 800 Mio. CHF ordentlich ab. Hintergrund ist die vollständige Wertberichtigung auf das größte Einzelengagement in diesem Bereich, das ein Volumen von 606 Mio. CHF hat. Es setzt sich aus drei Krediten an verschiedene Einheiten innerhalb eines europäischen Konglomerats zusammen. Laut einer Gläubigerliste ist dieses Konglomerat die insolvente Signa-Gruppe. Ende November hatte die Bank für dieses Engagement eine Rückstellung in Höhe von 70 Mio. CHF gebildet. Analysten hatten in der Folgezeit mit einem Wertberichtigungsbedarf von 300 Mio. bis 400 Mio. CHF gerechnet.

Die Wertberichtigung führt bei Julius Bär fürs abgelaufene Geschäftsjahr zu einem Netto-Kreditverlust von CHF 586 Mio. (CHF 475 Mio. nach Steuern). Hauptsächlich aufgrund dieses Effekts sank der Betriebsertrag um 16% oder 614 Mio. CHF auf 3,2 Mrd. CHF. Der den Aktionären zuzurechnende Konzerngewinn (IFRS) fiel um 52% auf 454 Mio. CHF. „Unsere Ergebnisse für das Jahr 2023 spiegeln unsere Entschlossenheit wider, jegliche Unsicherheit in Bezug auf unser Private-Debt-Geschäft durch diese vollständige Wertberichtigung zu beseitigen“, sagt Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher.

Bank will sich auf weniger riskante Kredite konzentrieren

Im Segment Private Debt können Kredite vergeben werden, die ein höheres Risiko oder eine geringere Besicherung aufweisen als klassische Bankkredite. Im Gegenzug werden sie mit einer höheren Verzinsung vergütet. Künftig will sich Julius Bär wieder auf risikoärmere Lombard- und Hypothekarkredite konzentrieren, die mit Wertpapieren bzw. erstrangigen Grundpfandrechten besichert sind.

Die Wertberichtigung hat personelle Konsequenzen. CEO Philipp Rickenbacher tritt im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Verwaltungsrat zurück. Er sprach mit Blick auf das Private-Debt-Geschäft von einem „klaren Schlusstrich“. Sein derzeitiger stellvertretender CEO und Chief Operating Officer Nic Dreckmann wird Interims-Chef. David Nicol, der den Vorsitz des Governance- und Risikoausschusses des Verwaltungsrats innehat, wird sich an der Generalversammlung 2024 nicht zur Wiederwahl stellen.
Ulrich Schüppler

Signas Ex-Bürovermietungschefin berät jetzt bei Drees & Sommer

Köpfe 16.01.2024
Head of Office Leasing – diesen Titel trug Katharina Sekunde rund dreieinhalb Jahre bei Signa in Deutschland. Jetzt verfolgt Sekunde wieder ihren generalistischen Ansatz: Sie ist als Senior ... 

Head of Office Leasing – diesen Titel trug Katharina Sekunde rund dreieinhalb Jahre bei Signa in Deutschland. Jetzt verfolgt Sekunde wieder ihren generalistischen Ansatz: Sie ist als Senior Consultant zu Drees & Sommer Schweiz nach Zürich gewechselt.

„Ich wollte wieder mehr generalistisch arbeiten – so bin ich von meiner Ausbildungshistorie her aufgestellt – und nicht mehr rein die Eigentümerbrille aufsetzen. Außerdem hatte ich mich Anfang 2023 entschlossen, Berlin zu verlassen und aus privaten Gründen in die Schweiz zu gehen“, verriet Sekunde der Immobilien Zeitung. Sie kündigte deshalb ihren Job als Leiterin Bürovermietung bei Signa in Deutschland. Ihren letzten Arbeitstag hatte sie Ende April – noch bevor es die Signa-Gruppe in den Abwärtsstrudel zog.

Nach einer kleinen Auszeit hat Sekunde nun beim Projektplanungs- und Beratungsunternehmen Drees & Sommer in der Schweiz als Senior Consultant mit Aussichten auf eine Führungsrolle ein neues Kapitel aufgeschlagen. Dort hat sie wieder mit Transaktions- und Bewirtschaftungsthemen zu tun: Sie berät etwa Corporates bei der Frage, ob diese die Immobilien aus dem eigenen Bestand versilbern sollen und wie sie sich im CREM effizienter aufstellen können. Das passt zu ihrer Vergangenheit als Corporate Real Estate Managerin bei Zalando in Berlin. In der CREM-Abteilung des Online-Modehändlers wirkte sie an der Office- und Retail-Expansion 2018/2019 mit: So entwickelte Sekunde das Berliner Verwaltungsgebäude BHQ-Z mit, war an Sale-and-Leaseback-Deals von Zalando an HIH Real Estate beteiligt und arbeitete an den Eröffnungen der Zalando Outlets in Münster oder Düsseldorf mit. HIH Real Estate war ihre erste Station im Berufsleben: Dort arbeitete sie drei Jahre im Asset-Management.

„Wir beraten Unternehmen, die in ihrem Kerngeschäft Geld mit Immobilien verdienen, aber auch solche, die Immobilien nur für ihr Kerngeschäft nutzen und sich überlegen, auf die Mieterseite zu wechseln“, erzählt Sekunde nach ihren ersten Arbeitstagen bei Drees & Sommer in Zürich. Ein Unterschied, der Sekunde direkt zu ihrem Start im Nachbarland ins Auge gefallen ist: „In der Schweiz halten viele Immobiliennutzer die Gebäude im Bestand, in Deutschland wird mehr gemietet. Doch man merkt in der Schweiz langsam einen Umschwung: Die Unternehmen verkaufen mehr und mehr Immobilien und mieten sie zurück.“ Drees & Sommer bietet seine Dienste in der Schweiz von den Niederlassungen in Basel, Zürich und Lausanne mit rund 230 Leuten an.

Bei Signa war Sekunde an der Ausgestaltung der Büro-Projektentwicklungen an der Seite von Ex-Deutschlandchef Timo Herzberg beteiligt, sie initiierte und leitete Maklerpitches. Das Ziel: Developments wie den Elbtower „optimal auf Nutzer ausrichten, damit wir sie ideal vermieten können“. Sekunde fädelte viele große Vermietungen ein: im Elbtower (Hamburg Commercial Bank, IWG) in der Berliner Charlottenstraße (Contora) oder im historischen Schicklerhaus in der Schicklerstrasse, dem heutigen Bürohaus Beam, an Warner Music und CBRE.

Harald Thomeczek

Das waren die meistgelesenen Personalien 2023

Centrum-Chef Uwe Reppegather.

Centrum-Chef Uwe Reppegather.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Christoph von Schwanenflug

Köpfe 29.12.2023
Kurze Gastspiele und Abschiede nach langer Zugehörigkeit: Auch 2023 hat sich das Personalkarusell wieder gedreht. Doch welche Nachrichten schafften es dieses Jahr in die Top Ten der ... 

Kurze Gastspiele und Abschiede nach langer Zugehörigkeit: Auch 2023 hat sich das Personalkarusell wieder gedreht. Doch welche Nachrichten schafften es dieses Jahr in die Top Ten der meistgelesenen Personalien? Mit dabei: Centrum-Gruppe, Signa und Colliers.

Angeführt wird das Ranking der meistgelesenen Personalien von Uwe Reppegather. Der Immobilien-Unternehmer und Centrum-Geschäftsführer hatte im August dieses Jahres beim Amtsgericht Düsseldorf Privatinsolvenz angemeldet. Für die Holding und weitere Gesellschaften wurden die Anträge beim Düsseldorfer Insolvenzgericht Anfang Juli gestellt. Das Unternehmen entwickelte seit der Gründung 1998 mit Reppegather als persönlich haftendem Gesellschafter Handelsimmobilien in ganz Deutschland und verlagerte seine Schwerpunkte in den vergangenen Jahren auf Premiumlagen.

Eine Spitzenposition nimmt auch die Absage des Unternehmensberaters Ralf Schmitz an Signa mit Platz zwei ein. Er hatte das Mandat als Sanierungsvorstand bei Signa Development und Signa Prime abgelehnt. Kurz zuvor hatte Signa noch verkündet, dass Schmitz als Chief Restructuring Officer die Restrukturierung des Konzerns als zusätzliches Vorstandsmitglied bei den Gesellschaften Signa Prime und Signa Development verantworten sollte. Inzwischen hat Dr. Erhard F. Grossnigg diese Rolle übernommen. 

Viel Aufmerksamkeit und damit den dritten Platz erhielt die Meldung zu Matthias Leube, Ex-Chef von Colliers. Im November hatte er die Makler-Gruppe überraschend verlassen. An seine Stelle als CEO rückte Achim Degen, der schon fast zum Inventar des Unternehmens gehört.

Dem Immobilienvolk war auch die Meldung zu Barbara Lewandowicz viele Aufrufe wert. Ihr Abschied von NAI Apollo etablierte sich auf Platz vier der Hitliste. Nach nur einem halben Jahr hatte Lewandowicz das Maklernetzwerk im Juni dieses Jahres wieder verlassen. Der plötzliche Abschied der Geschäftsführerin erfolgte in einer schwierigen Marktlage. Ein Jahr zuvor, im November 2022, hatte NAI Apollo einen Umbruch im Management verkündet. Nach fünf Jahren an der Spitze verließ zum Jahreswechsel 2022/2023 Andreas Wende die Geschäftsführung und Lewandowicz übernahm dessen Position.

Auf Rang fünf schaffte es die Personalie Klaus-Michael Dengler. Die Stadt München hatte sich im März vom Geschäftsführer der städtischen Münchner Wohnungsgesellschaft Gewofag getrennt. Er stolperte über die sogenannte Schriftproben-Affäre. Beim Versuch, den Schreiber eines anonymen Briefs herauszufinden, soll Dengler auch zwei CSU-Abgeordnete verdächtigt haben. In dem anonymen Schreiben wurde er des Mobbings und der Vetternwirtschaft beschuldigt.

Ab 1. Oktober sollte dann Andreas Lehner, Ex-Vorstandchef der Deutschen Wohnen, neuer Chef der Gewofag werden. Doch nach nur wenigen Wochen als Geschäftsführer verließ er aber die Wohnungsbaugesellschaft wieder: Platz sechs.

Der Anlass für die Meldung, die auf dem siebten Rang geklickt worden ist, ist ein trauriger: der Tod von Proximus-Gründer Michael Kunz. Er verstarb im November nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 54 Jahren. Kunz, eine feste Größe unter Kölns Projektentwicklern, gründete das Unternehmen seinerzeit mit seinem Bruder Florian.

Dicht gefolgt und damit auf Rang acht ist die Meldung zu Alexander Pauls. Zuletzt Chief Development Officer der Gerchgroup, hat er das Unternehmen im November verlassen und sich selbstständig gemacht. Pauls arbeitete seit rund acht Jahren für das Unternehmen.

Schon im März verkündete der Projektentwickler Soravia den Abschied von CEO Stefan Spilker. Über das Businessnetzwerk Linkedin verriet Spilker, sich eine berufliche Auszeit bis zum Sommer nehmen zu wollen, um ab dann eine neue Aufgabe zu ergreifen. Und tatsächlich trat er im September beim Entwickler Fox Real Estate die Position des Geschäftsführers an.

Auf dem zehnten Platz findet sich mit dem Tod von Ron Hillmann wieder eine traurige Nachricht. Der Co-Founder der Berliner Immobilien-Plattform Allmyhomes verstarb nach schwerer Krankheit. Als Investor und Entrepreneur wirkte er seit der Gründung der Berliner Agentur für Neubauimmobilien 2016 dort unter anderem im Onlinemarketing mit. 

Alexandra Bertram