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Academies stärken Bindung der Mitarbeiter

In internen Schulungen lernen Mitarbeiter unternehmens- und jobrelevante Inhalte.

In internen Schulungen lernen Mitarbeiter unternehmens- und jobrelevante Inhalte.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Andrey Popov

Karriere 20.10.2022
Mit internen Akademien nehmen Unternehmen die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter selbst in die Hand. Inhaltlich sollen job- und unternehmensspezifisches Fachwissen vermittelt werden. ... 

Mit internen Akademien nehmen Unternehmen die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter selbst in die Hand. Inhaltlich sollen job- und unternehmensspezifisches Fachwissen vermittelt werden. Aber auch das Zugehörigkeitsgefühl zum Arbeitgeber wollen die Firmen durch die hausinternen Kurse stärken.

Wer beim Immobilienfinanzierungsvermittler Baufi24 Karriere machen will, muss zuerst das hauseigene Training überstehen. Alle neuen Mitarbeiter durchlaufen das Onboarding an der sogenannten Bilthouse-Academy, in der die Unternehmensgruppe unter anderem ihre Finanzberater ausbildet. Wer bisher nur wenig Praxiserfahrung vorweisen kann, lernt sogar bis zu vier Wochen lang in Vollzeit. Es geht um Fachwissen zur Baufinanzierung, um Beratungsdialoge und Prozesse. Auch wer Quereinsteiger ist, muss die Kurse durchstehen. Er lernt zwei Wochen lang die Kultur des Unternehmens kennen, den Beratungsansatz der Bilthouse-Gruppe sowie die spezifischen Systeme und Plattformen.

Die Bilthouse-Gruppe ist nur eines von zahlreichen Unternehmen der Branche, die die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter selbst in die Hand nehmen. Der Immobilienverwalter Reanovo hat seine Academy kürzlich um einen mehrwöchigen Kurs erweitert, der rund 260 Verwalter fit macht für eine Zertifizierung durch die Industrie- und Handelskammer. Und die niederländische Ten-Brinke-Gruppe schult ihre Mitarbeiter seit fast zehn Jahren darin, nicht nur Immobilien zu entwickeln, sondern auch die eigene Persönlichkeit. Damit schlagen die Unternehmen mehrere Fliegen mit einer Klappe: Einerseits positionieren sie sich als attraktiver Arbeitgeber, dem die Förderung der Mitarbeiter am Herzen liegt. Andererseits haben sie die Kontrolle darüber, was ihre Mitarbeiter lernen – und können das vermittelte Wissen speziell auf die Bedürfnisse der Organisation zuschneiden.

Helena von Voithenberg, seit September Personalchefin der Bilthouse-Gruppe, will mit ihrer Academy den Vertrieb "bestmöglich qualifizieren, um eine hohe Beratungsqualität sicherstellen zu können". Gleichzeitig sorgt sie so für eine gute Vernetzung innerhalb des Unternehmens – immerhin sind die Baufinanzierungsprofis für verschiedene Marken der Bilthouse-Gruppe tätig, also für Baufi24, Hüttig & Rompf oder Loan Link.

Fachwissen aus dem eigenen Unternehmen

In der Academy gibt es aber noch weit mehr als Onboarding-Seminare: Wer eine Geschäftsstelle eröffnen möchte, wird zusätzlich in Unternehmertum geschult. Auch das Vorbereitungstraining zur Sachkundeprüfung 34i und Leadership-Coachings laufen über die Academy. Jede Woche steht zudem ein anderes Fachthema auf dem Plan, etwa Bausparen oder energieeffizientes Bauen. "Weit mehr als 80% der Kollegen nehmen jede Woche an der Austauschrunde teil", sagt die Personalchefin. Die Berater können außerdem Kundenfälle mit Coaches diskutieren, die zu bestimmten Sprechzeiten erreichbar sind. Die Lehrkräfte dort stellen die Gruppen nach ihren Vorerfahrungen zusammen. Gerade pilotiert von Voithenberg einen achtwöchigen Leadership-Basiskurs, der über eine App läuft. "Die Nachfrage nach den zwölf Plätzen war immens", sagt die Personalchefin.

Die Inhalte der Academy stammen von unternehmenseigenen Vertriebscoaches, Trainern für Baufinanzierung sowie externen Referenten und werden laufend aktualisiert. Etwa, wenn die Förderbank KfW ihre Kreditvergaberichtlinien aktualisiert oder die Zentralbanken die Zinsen erhöhen. Nur bei Inhalten zu Führungsthemen und der Sachkundeprüfung, die alle Finanzberater vorweisen müssen, greift die Bilthouse-Gruppe auf externe Anbieter zurück. Den Löwenanteil bestreitet das Unternehmens allerdings intern: "Die Akzeptanz von Trainings ist höher, wenn sie aus dem eigenen Unternehmen kommen", sagt von Voithenberg. Die Mitarbeiter fühlen sich dann eher angesprochen, können die Inhalte leichter in die Praxis übertragen, erklärt die Personalerin.

Angebote stärken Arbeitgebermarke

Ronnie Witte, der seit dem Jahr 2013 die Academy des niederländischen Immobilienentwicklers Ten Brinke leitet, sieht sogar noch einen wichtigeren Vorteil: "Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter gut ausbilden, machen die nicht nur bessere Arbeit, sondern bleiben ihrem Arbeitgeber länger treu", sagt er. "Die Mitarbeiter fühlen sich durch die Trainings sicherer und motivierter im Job. Das stärkt die Bindung zum Unternehmen." Witte rechnet vor: "Ständig neue Leute anzulernen, kostet mehr als die bestehenden Mitarbeiter weiterzuentwickeln und zu binden." Deshalb gibt es bei Ten Brinke auch Weiterbildung ohne Limit: Jeder darf so viele Kurse belegen, wie er möchte. Die rund 350 angebotenen Kurse reichen von Bauplanungsrecht und Grundbuchlesen über einen Ersthelferkurs und Techniken für mehr Produktivität. All das zählt als Arbeitszeit – außer Sprachkurse, die Mitarbeiter nicht für ihren Job benötigen. Die Module werden als E-Learning-Kurse angeboten, zusätzlich gibt es Gruppenveranstaltungen, die vor Ort in den Niederlassungen stattfinden. Die Teilnahme an der Academy ist zwar freiwillig, doch im Jahresgespräch schauen die Vorgesetzten genau hin und empfehlen das ein oder andere Modul falls nötig. Wer beispielsweise Führungsverantwortung übernimmt, sollte sich entsprechend darauf vorbereiten. Ein unternehmenseigenes vierköpfiges Team entwickelt technische Inhalte selbst, Baurecht und Fassadendämmung etwa. Weichere Themen zur Persönlichkeitsentwicklung kommen vom Partner Good Habitz, einem niederländischen E-Learning-Anbieter. Vor allem der Nachwuchs springt darauf an: "Ich bewerbe unsere Academy an Hochschulen und merke, wie wichtig jungen Leuten die persönliche Weiterentwicklung ist", sagt Witte. "Da zahlt unsere Academy natürlich auf unsere Arbeitgebermarke ein."

Auch Reanovo hat seine Academy im Frühjahr um einen Vorbereitungskurs zur IHK-Zertifizierung ausgeweitet. In den nächsten Wochen kommt noch ein Programm zur Führungskräfteentwicklung hinzu. Die Grundpfeiler: einheitliche Führungskultur, Führungstechniken und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Personalleiter Tom Goerke will das Onboarding seiner Auszubildenden weiter professionalisieren und über alle Reanovo-Standorte vereinheitlichen. Auch hier soll sie natürlich helfen: die Academy.

Die Autorin:Anna Friedrich ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Anna Friedrich

Von Krisenmodus noch keine Spur

Guter Dinge gaben sich auf dem IZ-Karriereforum im Mai Johannes Schlosser (Mitte), Patrick Zauner (rechts) und Jan Gatter von LBBW Immobilien.

Guter Dinge gaben sich auf dem IZ-Karriereforum im Mai Johannes Schlosser (Mitte), Patrick Zauner (rechts) und Jan Gatter von LBBW Immobilien.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Harald Thomeczek

Karriere 17.06.2022
Die Projektentwickler – und unter ihnen vor allem die Wohnungsentwickler – werden zurzeit gleich von mehreren Seiten in die Zange genommen: Lieferengpässe und Rohstoffknappheit, ... 

Die Projektentwickler – und unter ihnen vor allem die Wohnungsentwickler – werden zurzeit gleich von mehreren Seiten in die Zange genommen: Lieferengpässe und Rohstoffknappheit, gestiegene Baupreise und höhere Energiekosten, Inflation und Zinswende, sinkende Nachfrage, Verkaufspreise und Margen unter Druck, ESG-Anforderungen obendrauf. Da liegt die Vermutung nicht fern, dass die Entwickler in dieser Gemengelage beim Personal auf die Bremse treten. Doch weit gefehlt: Noch ist von Krisenmodus keine Spur. Das kann sich jedoch ändern.

Als die Münchner Personalberaterin Sabine Märten vor rund anderthalb Monaten von einem renommierten Projektentwickler mit der Besetzung der Niederlassungsleitung in der bayerischen Landeshauptstadt beauftragt wurde, vermutete sie Bewegung im Markt der Bewerber. Doch sie wurde eines Besseren belehrt, nachdem sie 80 Zielfirmen identifiziert und 50 bis 60 Kandidaten angesprochen hatte. "Fast alle von mir kontaktierten Kandidaten fühlen sich bei ihren Arbeitgebern sehr wohl – von Krisenmodus oder Plan B überlegen noch keine Spur. Im Gegenteil, die Mehrzahl der Unternehmen sucht selbst noch Projektentwickler", klagt Märten von der Schwere ihrer Aufgabe.

Johann Pardun, Senior-Berater bei Westwind Real Estate Executive Search aus Berlin, kann Märten nur zustimmen: "Wir erhalten viele Aufträge und Anfragen; es kommen auch weitere Unternehmen auf den Markt, die Projektleiter suchen. Die Nachfrage bleibt daher auf dem gleichen hohen Niveau wie 2021", resümiert Pardun, der bundesweit Positionen besetzt.

Die Entwickler stellen weiter ein, bleiben aber wachsam

Die von der Immobilien Zeitung befragten Projektentwickler und Bauträger bestätigen den Eindruck, der sich in Gesprächen mit den Headhuntern aufdrängt, ob Ten Brinke und Bonava, BPD und Pandion, Trei Real Estate, Instone oder LBBW Immobilien Development: Sie alle wollen laufende Vorhaben mit unverminderter Kraft vorantreiben und weiter kräftig Leute einstellen. Allerdings wollten nicht alle befragten Developer die Fragen rund ums Thema Krise und Personal beantworten. Das mag daran liegen, dass sie sich in unsicheren Zeiten nicht festlegen wollen.

Ten Brinke sucht wie eh und je Architekten, Bau- und Projektleiter, Vertriebler sowie Kollegen für das Controlling oder die Finanzabteilung. Bei Neueinstellungen seien derzeit keine Befristungen geplant, die über das übliche Maß an befristeten Verträgen hinausgingen, betont Deutschlandgeschäftsführer Jens Wantia, Geschäftsführer von Ten Brinke Projektentwicklung. Doch in Wantias Worte mischen sich Molltöne: "Unbestritten ist, dass steigende Zinsen, Verbraucherkosten und steigende Baupreise zulasten der Marge eines Projektentwicklers gehen und das Risiko von Projektentwicklungen in der Regel erhöhen." Ten Brinke beobachte das Geschehen "aufmerksam" und werde Planungen "gegebenenfalls" überarbeiten.

Alexander Heinzmann, Sprecher der deutschen Geschäftsführung von BPD, betont ebenfalls: "Wir werden weiterhin vakante Stellen besetzen." Dank der Zugehörigkeit zur niederländischen Rabobank seien die laufenden Projekte "durchfinanziert". Heinzmann verhehlt aber auch nicht: "Bei Neueinstellungen fahren wir auf Sicht." Auch der Bauträger Bonava stellt seine Grundaussage – offene Stellen sollen weiter besetzt werden – unter einen Vorbehalt: "Wir schauen uns sehr genau an, welche Auswirkungen die Marktsituation auf unsere Projekte hat, und treffen dann Entscheidungen."

Einen kleinen Nachfragerückgang fände Personalberater Pardun verkraftbar: "Wir kommen von einem sehr hohen Level an Nachfrage – bei einem überschaubaren Angebot. Sie werden in Deutschland vielleicht 10.000 Bauleiter finden, aber sicher keine 10.000 Projektleiter", die das Anforderungsprofil erfüllen, sprich: eine Mischung aus Fach- und Führungskraft darstellen und Kaufmanns- und Technikergene vereinen. Sollte die Nachfrage etwas zurückgehen, würde sie sich "immer noch auf einem hohen Niveau befinden", auch gemessen am überschaubaren Angebot.

Headhunterin Märten hat sich sagen lassen, dass die Wohnungsentwickler in und um München sich mehr oder minder einen Stopp bei den Grundstücksankäufen verordnet haben. Die Antikrisenstimmung überrascht die Personalberaterin trotzdem nicht. Sie erklärt sich das Desinteresse an der von ihr lancierten Jobofferte so: Die Bauträger hätten sich schon "mit Grundstücken vollgesaugt", lange bevor Wolken über dem Entwicklerhimmel aufzogen, und die Finanzierung für die meisten laufenden Projekte stehe längst. Auch ohne zusätzliche Grundstücksankäufe hätten die Entwickler damit genug Arbeit für die nächsten zwei, drei oder vier Jahre. Hinzu komme, dass "alles 20%, 30% mehr Zeit kostet", gerade weil das Entwicklerrisiko zurückgekehrt sei. Da seien erfahrene Kaufleute und Techniker noch wichtiger als vor der Krise.

Das gilt wahrscheinlich auch für Instone. Der Bauträger hat seine Umsatzerwartung fürs laufende Jahr jüngst wegen Materialengpässen, sprunghaft gestiegener Baukosten und der Bauzinswende gekappt. Viele Reservierungen seien zurückgezogen worden, berichtete der Vorstand bei einem Earnings Call. Schlimmstenfalls 200 Mio. Euro Umsatz könnte das den Projektentwickler kosten – bei einer Prognose von 900 Mio. bis 1 Mrd. Euro an Erlösen also 20% oder mehr des Umsatzes. Doch auch Instone tritt nicht auf die Personalbremse: "Wir gehen von einem mittelfristig deutlich steigenden Umsatzvolumen aus", betont Instone-Sprecher Jens Herrmann auf Anfrage und stellt klar: "Dafür müssen wir die Voraussetzungen durch den notwendigen Aufbau von Personalkapazitäten schaffen. Wir stellen weiter ein."

"Wir sehen mittelfristig Chancen auf erfahrene potenzielle Mitarbeiter"

Vom Krisenmodus weit entfernt zeigten sich auch hochrangige Vertreter von LBBW Immobilien Development auf dem von der Immobilien Zeitung ausgerichteten Karriereforum Ende Mai in Frankfurt. "Wir stellen weiter ein", lautet der Tenor der Aussagen von Geschäftsführer Johannes Schlosser, Patrick Zauner (Niederlassungsleiter Frankfurt) und Jan Gatter, Konzernpersonalleiter bei LBBW Immobilien. Erleichterungen bei der Personalakquise können auch die drei Herren von der Immobilientochter der Landesbank Baden-Württemberg nicht feststellen: "Aktuell ist es noch ein Bewerbermarkt."

Pandion-Chef Reinhold Knodel ist der Nächste im Bunde, der "weiterhin ganz normal einstellt, und dies auch mit unveränderten Vertragsmodellen". Der Personalbedarf sei in allen Bereichen "unverändert bzw. mit zunehmendem Geschäftsvolumen steigend". All den vielfältigen Herausforderungen zum Trotz will Knodel die Projektpipeline "moderat" ausbauen. Chancen sieht der Pandion-Chef gerade jetzt vermehrt, weil "andere Marktteilnehmer weniger solide gewirtschaftet haben als wir und jetzt entsprechend unter Druck geraten".

Bonava glaubt ebenfalls, als Gewinner aus der Krise hervorzugehen. Der Bauträger hofft nicht nur auf eine "Normalisierung" der Grundstückspreise, sondern auch darauf, dass "mittelfristig gut ausgebildete und erfahrene potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung stehen werden". Die Krise weckt auch bei Ten-Brinke-Geschäftsführer Wantia Hoffnungen: "Unserer Einschätzung nach wird eine große Vielzahl an Projekten nicht realisiert werden können oder zumindest zurückgestellt werden." Und da, so ist Wantias Aussage zu verstehen, würde Ten Brinke dann eventuell selbst gern in die Bresche springen.

Pepijn Morshuis, CEO der Tengelmann-Tochter Trei Real Estate, bremst: "Die Chancen, die wir alle gerne sehen würden, sind noch nicht da. Es ist dafür noch viel zu früh." Aktuell sei kein Entwickler gezwungen, Notverkäufe vorzunehmen oder Personal zu reduzieren, konstatiert der Trei-Chef. "Dafür dauert die Krise bislang einfach viel zu kurz. Haben wir in zwölf Monaten eine vergleichbare Situation, wird sich das ändern."

Eine gewisse Anspannung ist den Entwicklern anzuhören, dramatisch scheint die Lage nicht zu sein, erst recht nicht auf der Personalseite. Das Haltbarkeitsdatum dieser Aussage ist allerdings nicht unendlich: "Wie sich der Markt mit Blick auf den Herbst entwickeln wird, ist natürlich schwer vorausschaubar", gibt Personalberater Pardun zu bedenken. "Verschiedene Faktoren wie eine mögliche nächste Corona-Welle, Lieferengpässe durch den Ukraine-Krieg, steigende Zinsanforderungen, Inflation und Energiekosten oder auch Maßnahmen in der Baupolitik können einen ohnehin schon angespannten Markt negativ eskalieren lassen."

Noch können sich Fachkräfte kaum vor Jobofferten retten. Nach den Erfahrungen von Personalberaterin Märten haben die Gehälter für Projektentwickler in der bajuwarischen Landeshauptstadt in den vergangenen zwei, drei Jahren kräftig angezogen, im Schnitt um 30% bis 40%, schätzt Märten. "Es haben sich Projektboni durchgesetzt, die auch auf Expertenebene bei kleineren, inhabergeführten Projektentwicklern siebenstellig werden können." Solche prozentualen Beteiligungen am Projektgewinn verteilen sich allerdings auf drei bis fünf Jahre.

Das Gros der kaufmännischen bzw. technischen Senior-Projektentwickler kommt inklusive Projektboni auf 140.000 bis 200.000 Euro Bruttojahresgehalt, überschlägt Köpfejägerin Märten am Beispiel München – "teilweise aber auch wesentlich mehr". Erfahrene Niederlassungsleiter lägen bei 220.000 bis 300.000 Euro. Sprünge machen aber nicht nur Wechsler: Um sich vor Abwerbung zu schützen und ihre Leute zum Bleiben zu bewegen, haben zwei, drei Entwickler, die Märten bekannt sind, "die Bestandsgehälter pauschal um 20%, 30% angehoben".

Harald Thomeczek

Wenn der Verwalter aus Sofia anruft

IntelliWay-Chef Sergey Koynov ist seit 2012 an Bord und hat, wie er sagt, keine Probleme, in Bulgarien und in Deutschland qualifiziertes Personal für die Verwaltungstätigkeiten zu bekommen.

IntelliWay-Chef Sergey Koynov ist seit 2012 an Bord und hat, wie er sagt, keine Probleme, in Bulgarien und in Deutschland qualifiziertes Personal für die Verwaltungstätigkeiten zu bekommen.

Quelle: IntelliWay

Karriere 16.07.2020
IntelliWay bietet seit 2012 in Deutschland Property- und Facility-Management-Dienstleistungen an. Das Besondere ist, dass der Großteil der Aufgaben nicht im Frankfurter Büro erledigt ... 

IntelliWay bietet seit 2012 in Deutschland Property- und Facility-Management-Dienstleistungen an. Das Besondere ist, dass der Großteil der Aufgaben nicht im Frankfurter Büro erledigt wird, sondern in der bulgarischen Hauptstadt Sofia. CEO Sergey Koynov erklärt, woher er qualifizierte Mitarbeiter nimmt und wie er sie schult. Und auch, wie schwer es war, die Kunden vom Outsourcing der Verwaltung ins Ausland zu überzeugen.

Immobilien Zeitung: Herr Koynov, wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen der deutschen und der bulgarischen Vertretung von IntelliWay?

Sergey Koynov: Die Vertretung in Frankfurt fungiert als Vertragspartner für unsere Kunden mit einem Werkvertrag nach deutschem Recht und beauftragt die Filiale in Sofia. Aber praktisch alle Dienstleistungen werden in Bulgarien erbracht. Nur die Finanzbuchhaltung und das Controlling werden von Deutschland aus gesteuert.

IZ: Wie werden die bulgarischen Mitarbeiter auf ihre Arbeit vorbereitet? Schließlich müssen sie mit den deutschen Regeln und Gegebenheiten bestens vertraut sein.

Koynov: Die Mitarbeiter wurden anfangs durch unsere Muttergesellschaft Ten Brinke intensiv geschult, beispielsweise zur deutschen Betriebskostenverordnung. Heute werden sie von unseren Kunden selbst ausgebildet. Deshalb sind wir immer auf dem neuesten Stand. Unsere verantwortlichen Mitarbeiter sind den deutschen Kunden übrigens bestens bekannt. Die Schulungen sind auf die Property-Management-Bedürfnisse der jeweiligen Kunden zugeschnitten.

Die Schulungen finden in beiden Ländern statt

IZ: Wo finden diese Schulungen statt?

Koynov: Sowohl in Deutschland als auch in Bulgarien. Deutsche Teams kommen regelmäßig nach Sofia und unsere Mitarbeiter besuchen auch unsere Kunden in Deutschland. In der derzeitigen Covid-19-Lage ist es allerdings ein wenig komplizierter. Seit einigen Wochen stehen die virtuellen Lernmethoden stärker im Vordergrund.

IZ: Wie viele Unternehmen in Bulgarien bieten derzeit Outsourcing-Dienstleistungen an? Haben Sie viel Konkurrenz?

Koynov: Es gibt hierzulande etwa 600 solcher Firmen. 100 davon arbeiten aktiv für deutsche Unternehmen, auch für namhafte Firmen wie SAP. Sie sind aber nicht spezialisiert auf den Immobilien-Facility- und Property-Management-Bereich. Das machen nur wir. Ich beispielsweise war sechs Jahre lang Geschäftsführer von Cushman & Wakefield in dieser Region. Später war ich für die Projektentwicklung von Bürogebäuden zuständig. Und ich war bei einem Büro- und Gewerbeimmobilienfonds in Sofia tätig. Ich kenne die Branche und verstehe sehr gut, was unsere Kunden benötigen, weil auch ich mit entsprechenden Dienstleistern zusammengearbeitet habe.

IZ: Wo werben Sie Ihre Mitarbeiter an? Nur in Bulgarien? Oder auch gezielt in Deutschland?

Koynov: In Bulgarien gibt es derzeit über 230.000 Studenten. Etwa zwei Drittel davon haben gute bis sehr gute Deutsch- oder Englischkenntnisse. Es gibt 96 Sprachgymnasien. In Deutschland studieren etwa 12.500 bulgarische Studenten. Wir haben gerade drei Bulgaren, die in Berlin tätig waren, bei uns angestellt. Alle unsere Mitarbeiter haben studiert - meist Betriebswirtschaftslehre oder Bauingenieurswesen, zwölf davon in Deutschland. Nach dem Start in unserem Unternehmen werden sie zunächst in den Immobiliengrundlagen geschult und dann in Bezug auf die jeweiligen Kundenbedürfnisse spezialisiert.

"Wir haben eine sehr aktive Personalabteilung"

IZ: Ist es schwer, deutschsprachige Mitarbeiter zu gewinnen?

Koynov: Deutschsprachige Mitarbeiter sind gesucht auf dem hiesigen Arbeitsmarkt. Wir haben eine sehr aktive Personalabteilung, um auch Leute von anderen Unternehmen zu gewinnen. Das gelingt uns aus unserer Sicht recht gut, da der Immobilienbereich attraktiv zu sein scheint.

IZ: Wie sicher sind die Kundendaten bei Ihnen?

Koynov: Zunächst einmal haben wir die gleichen gesetzlichen Datenschutz-Standards wie in Deutschland. Dennoch ist für die Kunden alles nach deutschem Recht und in einem deutschen Vertrag geregelt. Wir arbeiten innerhalb der Systeme der Kunden über VPN- oder Citrix-Systeme. Die Daten bleiben deshalb immer beim Kunden selbst und er schaltet letztlich nur die relevanten Daten frei. Sie werden genau darüber informiert, welcher Mitarbeiter wann im entsprechenden System gearbeitet hat. Es findet ein Kennenlernprozess statt. Im Prinzip wird unser IntelliWay-Mitarbeiter ein Teil des jeweiligen deutschen Unternehmens.

IZ: Müssen Sie beim deutschen Mittelstand viel Überzeugungsarbeit leisten? Denn diese Unternehmen gelten als besonders zögerlich beim Auslagern von Property-Management-Dienstleistungen. Und dann auch noch ins Ausland? Das ist quasi Doppel-Outsourcing.

Koynov: Viele Unternehmen in Deutschland leiden unter Personalmangel vor allem im Property-Management-Bereich. Nehmen wir beispielsweise die Betriebskostenabrechnung. Das ist oft eine große zeitintensive Belastung für die Unternehmen. Aber ja, zunächst war es enorm schwer, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Der Vorteil ist aber, dass die Branche letztlich klein ist und sich gute Dienstleistungen schnell herumsprechen. Wir setzen auf Mundpropaganda. Das klappt wirklich gut. Unser Türöffner war anfangs Ten Brinke, der jetzt ja noch Gesellschafter bei uns ist. Wir haben mittlerweile bereits drei von den zehn größten deutschen Property-Management-Unternehmen auf der Kundenliste.

IZ: Wie haben Sie letzten Endes Ihre deutschen Kunden überzeugt?

Koynov: Sie werden sich wundern, nicht der Preis war das Wichtigste. Es hat sich herausgestellt, dass es eher die Qualität und die Schnelligkeit ist.

IZ: In Ihrer Firmenbroschüre betonen Sie, dass Bulgarien ein Land mit christlichen Werten sei. Meinen Sie, dass das für deutsche Kunden eine wichtige Information ist?

Koynov: Zu Beginn unserer Geschäftstätigkeit bin ich nach Indien gereist, wo es tausende Unternehmen gibt, die dieses Geschäft machen. Dort ist mir aufgefallen, wie unterschiedlich die Werte dort im Vergleich zu Europa sind. Es ist sogar vorgekommen, dass Kunden vertröstet worden sind, wenn es ein Dienstleistungsmitarbeiter nicht zum Arbeitsplatz geschafft hat. Dann hat er vorgeschlagen, dass eben sein Bruder die Arbeit übernehmen kann. Es geht uns bei dieser Formulierung eher um die Betonung europäischer Kulturvorstellungen, denen wir eng verbunden sind. Wir wollen damit herausstellen, dass sich die Werte zwischen Deutschland und Bulgarien kaum unterscheiden.

IZ: Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Ihr Unternehmen? Und welche Erwartungen haben Sie durch diese Situation an Ihr Geschäft?

Koynov: Wir spüren bislang keine Auswirkungen auf das Geschäft. Es hat uns aber gezeigt, dass wir auch mit Distanz, beispielsweise von zu Hause aus, gut arbeiten können. Videokonferenzen funktionieren hervorragend und kommen noch stärker zum Einsatz. Die Kommunikation auch mit den deutschen Kunden ist noch persönlicher geworden. Warum? Die oft konservativen deutschen Mittelständler öffnen sich den digitalen Wegen und schalten viel häufiger als vor der Krise ihre Videokamera an. Wir sehen häufiger die Gesichter unserer Kunden.

IZ: Welche Ziele haben Sie sich für die kommenden drei Jahre vorgenommen?

Koynov: In diesem Jahr haben wir schon viel von dem erreicht, was wir erreichen wollten. Unser Ziel ist es, in den kommenden drei bis fünf Jahren die Zahl unserer Kunden zu verdreifachen. Unser einziger Fokus wird dabei nach wie vor der Property-Management-Markt in Deutschland sein.

IZ: Herr Koynov, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Daniel Rohrig.

Daniel Rohrig