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Eine Frage des Profils: Wollen Sie netzwerken oder suchen Sie einen Job?

Einige Unternehmen unterstützen das Engagement ihrer Mitarbeiter auf Xing und tragen die Kosten für eine Premium-Mitgliedschaft. Bei wem das nicht der Fall ist, der kann versuchen sie steuerlich abzusetzen.

Einige Unternehmen unterstützen das Engagement ihrer Mitarbeiter auf Xing und tragen die Kosten für eine Premium-Mitgliedschaft. Bei wem das nicht der Fall ist, der kann versuchen sie steuerlich abzusetzen.

Bild: Natalia Merzlyakova/Fotolia.com

Karriere 12.02.2015
"Und es hat Xing gemacht ... als sich zum ersten Mal ein Headhunter bei mir gemeldet hat." Mit diesem Slogan warb das Netzwerk im Jahr 2010 für sich. Von einem plötzlichen Karrieresprung ... 

"Und es hat Xing gemacht ... als sich zum ersten Mal ein Headhunter bei mir gemeldet hat." Mit diesem Slogan warb das Netzwerk im Jahr 2010 für sich. Von einem plötzlichen Karrieresprung dürften viele Nutzer träumen. Doch Xing ist mehr als nur eine Plattform um "gefunden" zu werden. Es ist ein Werkzeug zum aktiven Selbstmarketing und für den unkomplizierten Austausch auf Augenhöhe. Dabei sollten Nutzer nicht nur aus arbeitsrechtlichen Gründen einiges beachten.

Wie in sein E-Mail-Programm, schaut Gerrit Fischer jeden Morgen auch in sein Xing-Profil. Der Berater von FMC Facility Management Consulting hält darüber Verbindung mit seinen beruflichen Kontakten und wendet sich bei Fachfragen schnell mal an jemanden aus seinem Bekanntenkreis. Für Marcel Köhler, Geschäftsführer von Weritas Immobilienbewertung & Consulting, ist das Xing-Profil ein Baustein in der Fülle von Werkzeugen für die Außendarstellung, und er hat auch schon auf Stellenausschreibungen seines Unternehmens hingewiesen. Beide sind mit einem kostenlosen Standardprofil bei Xing präsent, wie die große Mehrheit der knapp acht Millionen Mitglieder, die das Netzwerk in Deutschland, Österreich und der Schweiz zählt. 833.000 Nutzer lassen sich ihr Premium-Profil etwas kosten und zahlen für ihre Präsenz im Netz.

Täglich tummeln sich Millionen von Deutschen auf so unterschiedlichen Plattformen wie Facebook, Twitter, Flickr oder Instagram. Fürs Geschäftliche hat sich in Deutschland Xing durchgesetzt. Nach dem Austausch von Visitenkarten auf einem Branchenevent ist es für viele inzwischen Usus, sich anschließend in der digitalen Welt über Xing zu vernetzen.

Wer im Netz lieber wenige Spuren hinterlassen möchte, der kann von seinem Arbeitgeber nicht zur Xing-Mitgliedschaft gezwungen werden. "Es gibt jedoch eine Ausnahme", sagt Katrin Scheicht, Fachanwältin für Arbeitsrecht bei Norton Rose Fulbright. "Wenn die Mitgliedschaft Teil des Arbeitsvertrags ist. Gehört beispielsweise die Akquise über soziale Netzwerke wie Xing fest zum Stellenprofil, dann sollte der Arbeitgeber das explizit im Arbeitsvertrag aufführen." Andernfalls sei der Arbeitgeber in diesem Punkt nicht weisungsbefugt. Wird die Xing-Präsenz hingegen nicht vom Arbeitgeber gefordert, kann er dem Mitarbeiter die Verwendung der Firmenadresse als E-Mail-Kontakt untersagen.

Auch im Netz ist der Mitarbeiter das Gesicht des Unternehmens zur Welt. Doch wie gelungen der Auftritt dort ist, hängt oft von der Internetaffinität des Einzelnen ab. Wer weiß schon, dass er seinen Fotografen fragen muss, ob er das Bewerbungsfoto auch online stellen darf oder dafür weitere Nutzungsrechte erwerben muss? Dabei ist das Foto entscheidend für einen professionellen Auftritt. "Das Bild sollte die Persönlichkeit und die Tätigkeit unterstreichen", sagt Karen Gräper, Manager Corporate Communications bei Xing. Damit die Seite mobil gut nutzbar ist, werden die Fotos quadratisch angezeigt. Die optimale Bildgröße beträgt 1.024 x 1.024 Pixel.

Weitere wichtige Elemente des Profils sind die Bereiche Berufserfahrung und Ausbildung. Für Nutzer gilt zu überlegen, wie umfassende Angaben sie dort machen und wie dieses wirken. 70% bis 80% der normalen Nutzerprofile sehen in den Augen des Xing-Experten Joachim Rumohr, Autor des Buches "Xing optimal nutzen”, aus wie Karriereprofile in eigener Sache. Tatsächlich würden aber nur 5% bis 10% der Nutzer aktiv einen neuen Job suchen, sagt Rumohr. Diese missverständliche Aufmachung kann dann zum Problem werden, wenn sie neue Kontakte stutzig macht, ob die Person nicht vielleicht bald aus dem Unternehmen ausscheidet, weil sie auf dem Sprung in eine andere Firma ist. Provoziert wird dieses Gefühl häufig durch das Herzstück vieler Profile - den Lebenslauf. Aber kein Kunde benötige einen Lebenslauf, sagt Rumohr. Denn bei einem Angestellten schaue der Profil-Besucher eher auf das Unternehmen.

Die Suche auf Xing erfolgt über Schlagworte. Xing-Pressereferentin Gräper empfiehlt deswegen den Netzwerkmitgliedern, alle für ihr Tätigkeitsprofil relevanten Begriffe in ihr Profil einzugeben, z.B. Positionsbezeichnung und Aufgaben. Darüber hinaus sollten in die Felder "ich suche" und "ich biete" passgenaue Begriffe und branchenspezifische Schlagworte eingesetzt werden. Für ausführlichere Beschreibungen im Volltext sei der Bereich "Portfolio" vorgesehen, erläutert Gräper. Doch prinzipiell gilt: Je aktiver jemand in dem Netzwerk agiert, desto leichter wird er gefunden, sagt Rumohr. Dafür sorgen die üblichen Datenverknüpfungen.

Bei Kontaktanfragen sollten sich die Nutzer fragen, ob die Person ein Kunde, Dienstleister oder Kooperationspartner sein könnte, und zwar getreu dem Netzwerk-Gedanken für sich selbst - und die eigenen Kontakte. Wer eine Kontaktanfrage von jemand Unbekanntem erhält, könne auch mal zum Hörer greifen, um die Person kurz zu sprechen. Ergeben sich dann aber keinerlei Berührungspunkte, die eine Zusammenarbeit vermuten lassen, dann darf die Kontaktanfrage auch abgelehnt werden.

Immer wieder befassen sich Gerichte mit der Frage nach einer Impressumpflicht auf Xing. Das Portal bietet inzwischen ein entsprechendes Feld im Profil an und gibt Hilfestellung im eigenen Blog dazu. Doch die Rechtslage ist unsicher, ohne Impressum drohen Abmahnungen. "Angestellte sollten eines aufführen und kenntlich machen, dass sie bei dem genannten Unternehmen angestellt sind. Nur einen Link auf die Unternehmenswebseite zu setzen, reicht nicht", sagt Arbeitsrechtlerin Scheicht.

Weiter ist zu beachten, dass auf Xing ebenso wie im richtigen Leben die freie Meinungsäußerung nicht unbegrenzt gilt. "Beleidigung, unwahre Tatsachenbehauptungen oder die Offenlegung von Betriebs- und Geschäftszahlen sind nicht erlaubt", betont Scheicht. "Und niemand darf sich als Head of Sales darstellen, wenn er eigentlich am Empfang sitzt."

"Geschönte" Lebensläufe und falsche Positionsbezeichnungen fallen auch Aileen Abbas, Head of Human Resources von BNP Paribas Real Estate (BNPPRE), bei Xing immer wieder auf. Ertappt sie einen schon längst ausgeschiedenen Mitarbeiter dabei, sich im Netz noch als BNPPRE-Angestellten zu präsentieren, meldet sie das an Xing. Die bitten dann das Mitglied, sein Profil zu korrigieren, sagt Abbas. "Im Normalfall klappt das."

Wegen der nicht wenigen Fragen, was man darf und was man sollte, sind Unternehmen gut beraten, sich Social Media Guidelines zu geben, um ihre Mitarbeiter zu unterstützen. In diesen kann der Arbeitgeber Empfehlungen zum sachlichen und höflichen Umgang im Netz formulieren und Angaben dazu machen, wer etwa Links zu Pressemitteilungen posten darf. Abbas arbeitet gerade an einem solchen Regelwerk - doch zunächst nur für die Führungskräfte ihres Unternehmens.

Sonja Smalian

Visitenkartentausch im Sieben-Minuten-Takt

Munteres Visitenkartentauschen beim Speeddating im Frankfurter Ebbelwei-Expreß: Axel Schilder, Thomas Greving, Gastgeber Marcus Hübner Christopher Hütewohl (v.l.n.r.).

Munteres Visitenkartentauschen beim Speeddating im Frankfurter Ebbelwei-Expreß: Axel Schilder, Thomas Greving, Gastgeber Marcus Hübner Christopher Hütewohl (v.l.n.r.).

Bild: sma

Karriere 07.06.2012
Ebbelwei, Bretzeln, Wasser und Visitenkarten, das waren die Zutaten für das erste Immobilien-Speed-Dating der ADI Akademie der Immobilienwirtschaft in Frankfurt am Main. Gemeinsam mit dem zweiten ... 

Ebbelwei, Bretzeln, Wasser und Visitenkarten, das waren die Zutaten für das erste Immobilien-Speed-Dating der ADI Akademie der Immobilienwirtschaft in Frankfurt am Main. Gemeinsam mit dem zweiten Gastgeber ENA Experts hatten sie rund 40 Immobilienprofis in den Ebbelwei-Expreß geladen. Während der rund zweieinhalbstündigen Fahrt quer durch Frankfurt sollten sie alle sieben Minuten ihren Gesprächspartner wechseln, um möglichst viele Teilnehmer kennenzulernen. Das ungewöhnliche Networking-Event hatte sogar Gäste aus Köln und Düsseldorf an den Main gelockt.

Um pünktliches Erscheinen war gebeten worden, denn um 18:20 Uhr sollte es am Willy-Brandt-Platz zwischen Kunst (Schauspielhaus) und Kommerz (EZB) losgehen. Als der bunte Ebbelwei-Expreß dann an die Haltestelle zuckelte, mussten die rund 40 Immobilienprofis schnell einsteigen, denn der Zug darf den offiziellen Fahrplan des Nahverkehrs nicht stören. Wer zu spät kam, blieb zurück.

Doch wer an Bord war, der verlor keine Zeit. Noch bevor sich die drei Wagen in Bewegung setzen konnten und das offizielle Startsignal fiel, hielten die ersten schon fremde Visitenkarten in den Händen. Gegen das Quietschen der alten Waggons wurde sofort drauflos geredet. Von Bewertungsthemen über Stadtentwicklung bis zu Personal- und Führungsfragen war alles dabei. Berührungsängste? Fehlanzeige! Wer nach sieben Minuten seinen Gesprächspartner noch nicht gehen lassen wollte, der setzte einen Wechsel aus. Zweiergruppen wurden kurzerhand auf fünf Mitglieder erweitert, um dann genauso einfach wieder zum geplanten Rhythmus zurückzukehren.

Nach einem erfolgreichen Start der Speed-Dating-Reihe in München hatte die ADI gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner ENA Experts dieses Mal nach Frankfurt geladen. Ziel sei es gewesen, Studenten, Alumni und Dozenten besser zu vernetzen - und zwar ungezwungen über alle Hierarchieebenen hinweg, sagt ADI-Geschäftsführer Marcus Hübner. Denn neben den Lehrinhalten, dem Abschluss und der RICS-Akkreditierung sei das Netzwerk ein wichtiger Aspekt der Studenten bei der Studienwahl. Die zweite Gastgeberin, Brigitte Adam, geschäftsführende Gesellschafterin von ENA Experts, ist nicht nur selbst ADI-Absolventin, sondern gibt ihr Wissen inzwischen auch als Dozentin an die nächsten Jahrgänge weiter.

Mit an Bord war auch ADI-Dozent Axel Schilder, Partner der Kanzlei King & Spalding. Ihn hatte das ungewöhnliche Konzept neugierig gemacht. Wie bei wohl allen Teilnehmern war es sein erstes Speeddating. Doch es hat ihn überzeugt. "Was in der kurzen Zeit an Inhalten transportiert wurde - grandios!", so das Fazit des Steuerrechtlers. 17 Visitenkarten nahm er mit nach Hause.

Angetan von dem Format war auch Matthias Bentz von der Deka Immobilien. Er erfuhr bei einem "Date" etwas über die Architektur in Hollywood und tauschte sich mit anderen auch über Hobbys aus. Der ADI-Absolvent, der mit seinen 29 Jahren einer der jüngeren Teilnehmer war, zählte am Abend 14 Visitenkarten und hatte zudem ein paar bekannte Gesichter wiedergetroffen. "Bei einem Dinner hätte ich wahrscheinlich nur mit drei bis vier Leuten Kontakt geknüpft", sagt Bentz.

Aus Düsseldorf war Marcel Köhler zum Netzwerken gekommen. Der Geschäftsführer von Weritas Immobilienbewertung & Consulting hatte am nächsten Morgen schon die ersten Kontakte bei Xing.com angemailt. Mit dem einen oder anderen hat er sich locker auf einen Kaffee in Düsseldorf verabredet. Wie intensiv gesprochen wurde, formuliert einer der Teilnehmer bei der Einfahrt in die Endhaltestelle so: "Jetzt sind wir an den Projekten vorbeigefahren und haben gar nichts davon gesehen."

Das nächste Immobilien-Speed-Dating findet am 20. Juni 2012 auf dem Stuttgarter Fernsehturm statt. Nähere Informationen sind per E-Mail erhältlich (alumni@adi-akademie).

Sonja Smalian