Karriere-News

Netzwerke statt Stellenanzeigen

Eine eigene Karrieremesse auf der Expo Real ist der CareerDay am Mittwoch. In diesem Jahr fand er in der Meet & Retreat Lounge statt. Doch Informationen und Tipps für den Ein- und Aufstieg gibt es an allen drei Messetagen.

Eine eigene Karrieremesse auf der Expo Real ist der CareerDay am Mittwoch. In diesem Jahr fand er in der Meet & Retreat Lounge statt. Doch Informationen und Tipps für den Ein- und Aufstieg gibt es an allen drei Messetagen.

Bild: Messe München

Karriere 22.10.2015
Beim jährlichen Schaulaufen der Branche in München stehen Projekte, Trends und Transaktionen im Vordergrund. Aber auch das Thema Karriere wird in den Messegängen und auf den Podien der Expo ... 

Beim jährlichen Schaulaufen der Branche in München stehen Projekte, Trends und Transaktionen im Vordergrund. Aber auch das Thema Karriere wird in den Messegängen und auf den Podien der Expo Real diskutiert. Die wichtigsten Tipps der Immobilienprofis - nicht nur für die nächste Messe.

Knapp 38.000 Teilnehmer zählte die Expo Real in diesem Jahr. Eine gute Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und Bewerbungsmöglichkeiten zu sondieren. "Die Immobilienwirtschaft funktioniert über Netzwerke, nicht über Stellenausschreibungen", betont Wolfgang Schäfers, Professor an der Universität Regensburg. Aus diesem Grund sollten Berufseinsteiger oder potenzielle Wechselwillige ihr Gesicht in München zeigen. Zumal sie sich dort ganz anders über eine Firma informieren können. Hier erhielten sie einen Überblick, wer die tradierten, wer die weniger tradierten Unternehmen seien, sagt Schäfers.

Auch Personalberater Frank Groß von immopersonal hat in einigen studentischen Netzwerken für einen Besuch der Messe geworben, nicht nur im Hinblick auf den CareerDay am letzten Tag. "Diese Messe hat eine ganz große Effizienz", sagt Groß. Doch dazu müssten sich die Besucher vorbereiten und über die Angebote informieren, um sie dann auch nutzen zu können. Er empfiehlt, schon früh Kontakt zu einem Personalberater aufzunehmen. Denn dieser gebe auch offen und ehrlich Feedback zur Bewerbungsmappe. Das nicht zu nutzen, sei eine vertane Chance.

Auch wenn die Kontaktschwelle auf der Messe oft niedrig ist, gilt es doch professionell aufzutreten, insbesondere beim Thema Bewerbung. Gut vorbereitete potenzielle Bewerber fielen Rainer Krauß, Geschäftsführer von Greif & Contzen Immobilien, beim CareerDay auf.

Doch auch an den Messeständen lassen sich Gespräche mit Personalverantwortlichen führen. Susanne Ollmann, Personalleiterin von Aengevelt Immobilien, hatte vorab Termine vereinbart, sich aber auch Zeit für spontane Treffen gelassen. Um die Ernsthaftigkeit eines solchen Gesprächs zu betonen, empfiehlt es sich, einen Lebenslauf oder eine Visitenkarte dabei zu haben.

Das eigene Netzwerk lässt sich auch über eine (berufsbegleitende) Weiterbildung vergrößern. Im Idealfall lassen sich die Schulungskosten im Nachgang durch einen Deal mit einem neuen Netzwerkkontakt amortisieren. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Absolventen und Dozenten der einzelnen Anbieter "ticken", empfehle sich ein Besuch der Alumni-Veranstaltungen auf der Messe, sagt Marcus Hübner, geschäftsführender Gesellschafter der ADI Akademie der Immobilienwirtschaft. Da bekämen Studieninteressierte mit, was für einen Stil die jeweilige Institution hat und wer zum Netzwerk aus Dozenten und Almuni gehört.

Das Thema Frauen in Führungspositionen hatte Prologis aufs Podium geholt und zur Diskussionsrunde "The war on talent for Real Estate´s Top Jobs - Where are the women?" geladen. Dort bekamen die Zuhörer, darunter auch viele Männer, so manchen Karrieretipp. Beispielsweise sollten Frauen, aber das dürfte genauso für Männer gelten, die aufsteigen wollen, mit einem Coach oder Mentor zusammenarbeiten. "Denn würde irgendjemand glauben, dass der Tennisspieler Andy Murray nicht mit einem Trainer zusammenarbeitet?", lautete eine provokante Frage. Vor allem sollten Frauen sagen, was sie von ihrer Firma brauchen, um mit ihr verbunden zu bleiben, z.B. nach der Geburt eines Kindes. Oft seien mehr Zugeständnisse möglich als gedacht. Doch sie müssten ihre Wünsche an- und aussprechen.

Daran scheint es zu hapern. Wie sonst lässt sich erklären, dass es nicht genügend weibliche Bewerberinnen für 20 Stipendien am Real Estate Management Institute (Remi) der EBS Universität für Wirtschaft und Recht gibt? Bis zu 50% der Studiengebühren für die Intensiv- und Kontaktstudiengänge werden durch Sponsoren übernommen. Doch bislang seien noch nie alle Plätze vergeben worden, sagt Prof. Jan Mutl, Leiter des Remi. Wenn Frauen in der Aus- und Weiterbildung in der Unterzahl seien, sagt er, dann werde es künftig immer schwieriger, den Frauenanteil in Spitzenpositionen zu erhöhen.

Und was ist der häufigste genannte Tipp von Headhuntern, um die Messe mit ihren vielfältigen Kontaktmöglichkeiten zu nutzen? "Lassen Sie eine Lücke im Terminkalender", rät beispielsweise Sabine Märten von Sabine Märten Executive Search, "um Zeit für spontane Begegnungen auf dem Gang zu haben und dem Zufall eine Chance zu geben".

Sonja Smalian

Was Personalberater für Kandidaten tun können

Eine einfache Google-Suche mit den Worten Headhunter + Immobilien führt
nicht direkt zum Erfolg, die Branche gibt sich zurückhaltend. Wer den
passenden Berater für sich finden möchte, muss sich etwas mehr Mühe geben.

Eine einfache Google-Suche mit den Worten Headhunter + Immobilien führt nicht direkt zum Erfolg, die Branche gibt sich zurückhaltend. Wer den passenden Berater für sich finden möchte, muss sich etwas mehr Mühe geben.

Bild: sma

Karriere 22.11.2012
Personalberatung ist ein diskretes Geschäft. So diskret, dass viele Fach- und Führungskräfte in der Immobilienwirtschaft weder die spezialisierten Headhunter ihrer Branche kennen, noch mit ... 

Personalberatung ist ein diskretes Geschäft. So diskret, dass viele Fach- und Führungskräfte in der Immobilienwirtschaft weder die spezialisierten Headhunter ihrer Branche kennen, noch mit deren Arbeitsweise wirklich vertraut sind. Wer gerne die Position wechseln möchte und dafür aktiv auf Personalberater zugeht, muss wissen, was diese für Kandidaten tun können.

Das Telefon im Büro klingelt und eine unbekannt Stimme fragt: "Können Sie frei sprechen?" Am anderen Ende der Leitung ist höchstwahrscheinlich gerade ein Personalberater, der mit Ihnen über ein Stellenangebot sprechen möchte. Sie dürfen sich freuen, denn Sie haben gerade einen Cold-Call erhalten. Antworten Sie jetzt nicht mit "Woher haben Sie meine Nummer?", denn damit verraten Sie gleich, dass Sie im Umgang mit Headhuntern noch ungeübt sind. Ein seriöser Berater wird Ihnen zudem seine Quelle nie verraten. Das ist Betriebsgeheimnis. Von einem Anruf eines Personalberaters dürfte schon so manch ein Angestellter geträumt haben, wenn sich die Arbeit auf seinem Schreibtisch türmt. Ein Anruf genügt und quasi ohne eigenes Zutun wird dem Kandidaten ein neuer Job angeboten. Kein Wunder, dass viele Immobilienprofis bei ausbleibendem Cold-Call ihrem beruflichen Glück etwas auf die Sprünge helfen möchten und sich initiativ bei einem Personalberater bewerben.

Doch das Verhältnis zwischen Berater und Kandidat ist nicht immer ungetrübt. Denn die Methoden der diskret arbeitenden Branche sind auch vielen Fach- und Führungskräften oftmals nur rudimentär bekannt und führen nicht selten zu Missverständnissen und falschen Erwartungshaltungen.

Die erste Hürde ist meist schon, den Kontakt zu einem Personalberater herzustellen. Denn eine einfache Google-Suche bringt häufig nicht besonders schnell und effizient den Überblick. Stattdessen gibt es Verweise auf Portale und einige wenige Anbieter. Einen guten Überblick erhält der Suchende nicht. "Die Branche ist recht intransparent", sagt auch Michael Heidelberger. Er ist Vorsitzender des Fachverbands Personalberatung im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU), in dem rund 70 Personalberater Mitglied sind. Zugelassen werden nur Personalberater, die bestimmte Qualitätskriterien, wie mindestens fünf Jahre Berufserfahrung, erfüllen. Denn die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt, und so könnte sich theoretisch jeder mit entsprechenden Visitenkarten ausstatten.

Empfehlungen können den Weg zum Berater weisen

Wo es wenig Einblick gibt, können Empfehlungen von Bekannten den Weg weisen. Darüber hinaus zeigen die Personalberater nicht selten Gesicht und sind bei Alumni-Treffen, Netzwerk-Events oder auf Messen vertreten und stehen nicht selten für Vorträge über die Personalentwicklung der Branche selbst auf der Bühne. Knapp jeder fünfte Student gab bei der Umfrage zur IZ-Joboffensive 2012 an, dass er schon einmal von einem Personalberater angesprochen wurde. Nichtsdestotrotz erreichte auch die Redaktion mehrfach Anfragen, wer denn im Markt aktiv sei. Bei akutem Wechselwunsch oder einer Kündigung scheinen viele nicht zu wissen, an wen sie sich wenden sollen.

44% der 86 Immobilienunternehmen, die sich an der diesjährigen Umfrage zur IZ-Joboffensive beteiligt haben, setzen bei der Rekrutierung von Berufseinsteigern (!) schon auf die Unterstützung von Personalvermittlern und Headhuntern. Dennoch muss jedem Jobsuchenden klar sein, dass längst nicht alle Stellen über eine Beratung besetzt werden. Zudem gibt es gerade in den gehobenen Positionen gar nicht so häufig Wechsel, wie die vielen Personalmeldungen in der Zeitung vermuten lassen. Ein vereinfachtes Rechenbeispiel eines Personalprofis macht das deutlich: Angenommen alle fünf Jahre müssen 100 Unternehmen die Position ihres Geschäftsführers neu besetzen. Das hört sich zunächst viel an. Wird jedoch weiterhin angenommen, dass sich diese 100 Top-Wechsel gleichmäßig auf den Zeitraum von fünf Jahren verteilen, dann sind das nur noch 20 Positionen im Jahr. Davon werden vielleicht jeweils fünf durch Stellenanzeigen, durch eigene Unternehmensnachfolger, durch Empfehlungen von außen - und auch durch Personalberater besetzt. Und um diese fünf Mandate kämpft rein rechnerisch eine Vielzahl von Beratern.

Personalberater arbeiten nur im Auftrag eines Unternehmens

Wer Enttäuschungen bei der Jobsuche mit Personalberatern vermeiden will, muss deswegen ihre Arbeitsweise kennen: Personalberater werden nicht vom Kandidaten bezahlt, sondern erhalten ihr Mandat immer von einem Unternehmen, das eine Vakanz hat. Der Personalberater ist also kein Fallmanager, der den Kandidaten bei der Hand nimmt und zum neuen Job führt, auch wenn das sehr bequem wäre und ein Service, für den manch Wechselwilliger gern bereit wäre, in die Tasche zu greifen. Doch Personalberater seien keine Arbeitsvermittler, wie Heidelberger betont. Die so genannten Lebenslaufmakler, die ohne Mandat mit Kandidatenprofilen hausieren gehen, haben denn auch einen schlechten Ruf in der Beraterzunft. Fast jeder Berater kennt Fälle, in denen Profile "verbrannt" wurden. Deswegen sollten Kandidaten genau hinschauen, wem sie ihre privaten Daten anvertrauen. Einen ersten Blick über das Leistungsspektrum gibt die Homepage. Wie die Arbeitsweise konkret aussieht, muss der Kandidat im Zweifelsfall erfragen. Wichtig ist zu prüfen, ob wirklich ein konkretes Mandat vorliegt. Falls ja, sollte der Berater detaillierte Fragen zum Personal suchenden Unternehmen beantworten können. Welche Kriterien die BDU-Mitglieder im Fachverband Personalberatung bei der Suche erfüllen müssen, lässt sich in den Grundsätzen ordnungsgemäßer und qualifizierter Personalberatung online nachlesen.

Professioneller Umgang mit Personalberatern ist Pflicht

Schicken Kandidaten ihre Initiativbewerbung einem Personalberater, dann nimmt dieser die Kerndaten in seine Datenbank auf. Doch mit einem Anruf kann der Bewerber nur rechnen, wenn er in ein aktuelles Mandat passt. Das kann bereits morgen sein, es kann aber auch Monate dauern - oder gar nicht geschehen! Deswegen sollte die Zusammenarbeit mit einem Personalberater auch eher langfristig gedacht werden, sagt Frank Groß, Geschäftsführer von immopersonal. Ein Berater kann immer nur ein Baustein der Bewerbungsstrategie des Kandidaten sein, so Groß.

Wer gut mit einem Berater zusammenarbeiten will, sollte ihm beim Erstkontakt kein joviales "Wie ist denn so der Markt?" entgegenschleudern. Professionell wirke es hingegen, wenn die Kandidaten ihre Unterlagen gut aufbereitet und zügig schicken, sagt Sabine Märten, Geschäftsführerin von Sabine Märten Executive Search. Andernsfalls entsteht beim Berater schnell der Eindruck, der Kandidat ist nicht gut organisiert oder nimmt die Sache nicht wirklich ernst. Auch wer am Telefon pampig ist, bekommt dafür keinen positiven Vermerk in der Datenbank. Denn der Kontakt mit dem Personalberater zählt bereits zum Auswahlgespräch mit dazu. Einen unprofessionell oder unhöflich wirkenden Kandidaten wird kaum ein Dienstleister seinem Kunden weiterempfehlen.

Sonja Smalian