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Studenten erwarten eine steile Gehaltstreppe

Mit der Zeit steigt in aller Regel das Gehalt. Das erste große Plus erwarten Berufseinsteiger nach zwei, drei Jahren.

Mit der Zeit steigt in aller Regel das Gehalt. Das erste große Plus erwarten Berufseinsteiger nach zwei, drei Jahren.

Quelle: Imago, Urheber: Alexander Limbach

Karriere 12.07.2021
Nach zwei bis drei Jahren im Job wollen Berufseinsteiger mit ihrem Gehalt richtig durchstarten. Teilnehmer an der Arbeitsmarktbefragung der Immobilien Zeitung erwarten dann ein Plus von gut ... 

Nach zwei bis drei Jahren im Job wollen Berufseinsteiger mit ihrem Gehalt richtig durchstarten. Teilnehmer an der Arbeitsmarktbefragung der Immobilien Zeitung erwarten dann ein Plus von gut 30% auf ihrer Gehaltsabrechnung. Damit geben sie sich noch selbstbewusster als vor zwei Jahren. Die Unternehmen reagieren darauf sehr zurückhaltend.

"Alles hat einen Wert", sagt Frank Groß. Der Inhaber der Personalberatung Immopersonal hat zuletzt im Rahmen der digitalen Karrierewoche der Immobilien Zeitung (IZ) damit geworben, gerade bei ersten Gehaltsverhandlungen alles in die Waagschale zu werfen, was der individuelle Lebenslauf zu bieten hat. Das scheinen sich die mehr als 400 Teilnehmer an der IZ-Arbeitsmarktumfrage auch für ihr weiteres Berufsleben zu Herzen zu nehmen. Auf die Frage, welches Gehalt sie gerne nach zwei bis drei Jahren im Job sehen würden, legen sie eine dicke Schippe oben drauf. Etwa ein Drittel darf das Gehaltsplus ausmachen - gerechnet von einem Einstiegsgehalt von im Schnitt fast 49.000 Euro.

Die Studenten preisen ihre kurze Berufserfahrung offenbar inzwischen gewichtiger ein als noch vor zwei Jahren. Bei der Befragung von 2019 lag das Plus noch bei rund 20% (siehe "Der Nachwuchs will mehr vom Kuchen", IZ 21/19). Inzwischen ist das Niveau der Forderungen gestiegen. Frauen wollen nun 28% und Männer sogar 35% mehr (siehe Grafik "Studenten fordern zügig einen spürbaren Gehaltssprung").

Folgt man den Erfahrungen von Stefanie Saß, Gründerin der Personalberatung Engaging Talents, bewegen sich die Vorstellungen der jungen Leute am oberen Rand des üblicherweise Machbaren. 20% bis 30% könnte das Gehalt in der ersten Zeit durchaus nach oben schnellen. "In drei Jahren lernt man auch einiges", argumentiert sie. Und das erkennen die Firmen. "Man merkt, dass die Unternehmen bei diesen Sprüngen mitziehen."

Es kommt auf die Leistungskurve an

Aber das tun sie offenbar nicht selbstverständlich. "Ich persönlich zucke immer etwas zusammen, wenn man solche hohen Prozentsätze in der pauschalen Angabe ausspricht", sagt Silke Paffhausen, Senior HR-Managerin bei Art-Invest Real Estate. Denn diese Steigerungen stellten sich nicht von allein ein. "Vielmehr liegen hier entsprechende Lern- und Leistungskurven zugrunde, die auch von den ehemaligen Studierenden in den ersten Jobs dargestellt werden müssen", betont sie und wird etwas konkreter: "Bei einer guten bis sehr guten Leistungsentwicklung halte ich nach zwei bis drei Jahren eine Gehaltsentwicklung von 10% bis 20% für grundsätzlich realistisch." Bei "High Potentials" seien auch mal 30% drin, ausgehend vom Einstiegsgehalt.

Sehr viel zurückhaltender mit einer Einschätzung zum Gehaltsplus geben sich die Schwergewichte unter den Gewerbeimmobilienmaklern, die bestplatzierten im IZ-Wunscharbeitgeberranking (siehe "JLL, CBRE und Beos sichern sich ihr Rampenlicht", aus dieser Ausgabe). Das Maklerhaus JLL verweist etwa auf "die individuelle Leistung und die Gesamtkonstellation" im Konzern, die es zunächst auch zulassen muss, höherrangige Stellen zu besetzen. Daher lasse sich die Gehaltsentwicklung "nicht pauschal beziffern", erklärt Anita Thelen, Head of Human Resources Central Europe bei JLL. Ebenfalls keine konkreten Zahlen oder Anhaltspunkte nennt Mitbewerber CBRE auf IZ-Anfrage.

Unterschiede in der Gehaltsentwicklung sieht auch Bushra Nadeem, Gründerin der Personalberatung Artes Recruitment. "Bei einem Verbleib im gleichen Unternehmen ist eine Gehaltssteigerung im gleichen Berufsfeld in einem Konzern (oder ähnlichem) von ca. 5% bis 10% möglich, bei einem Mittelständler im Durchschnitt von bis zu ca. 20%", erklärt sie. Bei letzterem seien ihr sogar Ausnahmefälle mit einem Plus von bis zu 40% untergekommen. In aller Regel aber bleibe ein Jobwechsel nach zwei bis drei Jahren eine attraktive Alternative für einen Gehaltskick. "Meiner Ansicht nach verlieren hier Unternehmen große Talente für wenig Geld", kommentiert Nadeem.

"Bei einem Jobwechsel sind bestimmt höhere Steigerungen möglich", mutmaßt auch Paffhausen. "Jedoch sollte man nicht zu ungeduldig allein deswegen den Job wechseln, sondern überprüfen, ob ein Wechsel nach dieser relativ kurzen Zeit wirklich auch nachhaltig positiv und zielführend für die eigene Entwicklung ist. Denn neben dem Gehalt sind gerade in den ersten Berufsjahren eine steile Lernkurve gepaart mit netten Kollegen und einer offenen Unternehmenskultur wichtig."

Anke Pipke

Wann Jobwechsel die Karriere eher behindern als fördern

Auch das Alter des Kandidaten spielt bei der Bewertung der Job- und Unternehmenswechsel eine Rolle.

Auch das Alter des Kandidaten spielt bei der Bewertung der Job- und Unternehmenswechsel eine Rolle.

Bild: contrastwerkstatt/Fotolia.com

Karriere 05.02.2015
Manche Karriereratgeber empfehlen, alle drei bis fünf Jahren den Arbeitgeber zu wechseln. Auch in der Immobilienwirtschaft ist die Wechselfreudigkeit groß. Doch nicht jeder Jobwechsel befördert ... 

Manche Karriereratgeber empfehlen, alle drei bis fünf Jahren den Arbeitgeber zu wechseln. Auch in der Immobilienwirtschaft ist die Wechselfreudigkeit groß. Doch nicht jeder Jobwechsel befördert die Karriere, und wenn es zu viele sind, können sie bei der nächsten Bewerbung eher hinderlich sein. Personalprofis aus der Immobilienwirtschaft geben Tipps, was Berufstätige beachten sollten.

In Deutschland ist jeder dritte Erwerbstätige zumindest latent auf Jobsuche und könnte sich 2015 einen beruflichen Wechsel vorstellen. Unter Arbeitnehmern bis zu einem Alter von 49 Jahren liegt die Wechselbereitschaft mit 40% noch höher, wie eine forsa-Umfrage zeigt. Jobwechsel können die eigene Karriere befördern. Doch der Bogen darf nicht überspannt werden, denn Job-Hopper haben es im Bewerbungsprozess nicht unbedingt leichter und sollten ihre Veränderungen begründen können.

"Alle Wechsel unter zwei Jahren sind kritisch zu sehen", sagt Richard-Emanuel Goldhahn, Geschäftsführer von Cobalt Recruitment. Doch der Personalberater betont auch, dass jeder Wechsel isoliert betrachtet wird und, dass es gute Gründe geben kann, die einen recht kurzfristigen Wechsel unumgänglich machen: Beispiele sind die Insolvenz des Unternehmens, befristete Tätigkeiten oder familiäre Veränderungen.

Wichtig seien die Fragen, warum jemand gewechselt hat, wer gekündigt hat und ob eine inhaltliche oder hierarchische Weiterentwicklung im Lebenslauf zu erkennen ist, beispielsweise vom Property-Manager über die Vermietung zum Asset-Manager und später zum Fondsmanager. Nicht so positiv zu bewerten sei es, gibt Goldhahn zu bedenken, wenn jemand das Unternehmen wechselt, um aufzusteigen, der bisherige Arbeitgeber aber für entsprechende Positionen in derselben Zeit Mitarbeiter gesucht hat.

Auch Thomas Flohr, Geschäftsführer von Bernd Heuer & Partner, sieht Wechsel im Zwei-Jahres-Rhythmus kritisch. "Ich kenne kaum Mandanten, die das akzeptieren", sagt der Personalberater. Von schnellen Wechsel lässt sich Susanne Ollmann, Mitglied der Geschäftsleitung von Aengevelt Immobilien, hingegen nicht sofort abschrecken. Sie prüft anhand des Track-Records, ob die gemeldeten Erfolgsstories zur Verweildauer bei dem jeweiligen Arbeitgeber passen, oder ob der Kandidat nur sequenziell an bestimmten Projekten mitgearbeitet haben kann.

Eine "optimale Verweildauer" im Unternehmen bewerten die Personalprofis unterschiedlich: Optimal sei immer so lange, wie ein Unternehmen dem Arbeitnehmer Entwicklungsmöglichkeiten bietet und der Mitarbeiter erfolgreich dem Unternehmen etwas zurückgeben kann, sagt Frank Groß von immopersonal consulting frank gross. Aber drei Jahre sollten es im Mittel dann schon sein, ergänzt Groß. Denn nur dann habe der Mitarbeiter den gesamten Zyklus mitgenommen von der anfänglichen Euphorie über die neue Aufgabe, die Routine und den Alltag bis hin zur Ernüchterung. Das heißt, der Mitarbeiter hat seine eigenen Erfolge oder Misserfolge erlebt und war gezwungen damit weiterzuarbeiten. Daran lasse sich zudem die Belastbarkeit des Kandidaten ablesen, sagt Groß. Verschwindet er nach einem Jahr wieder oder beißt er sich auch mal durch Tiefen durch?

Dass Mitarbeiter die Folgen ihres Handelns selbst spüren müssen, darauf legt Peter Jaksch, Group Head Human Ressources bei Patrizia Immobilien, ebenfalls großen Wert. Im ersten Jahr lerne der Mitarbeiter, im zweiten tue er und im dritten verbessere er, so Jaksch. Vier bis fünf Jahre brauche es daher schon in einer Position, um die Früchte der eigenen Arbeit ernten zu können.

Damit Jobwechsel im Lebenslauf positiv auffallen, sollte sich an ihnen eine Entwicklung ablesen lassen. Die muss nicht immer ein hierarchischer Aufstieg sein, betont Personalberater Flohr. Der Kandidat könne sein fachliches Spektrum erweitern, einen neuen Markt erschließen oder aber einen bestimmten Bereich bei einer guten Adresse aufbauen. Es gebe auch Jobangebote, wo solide, gute Spezialisten gefragt seien. Wichtig ist, dass die Jobwechsel plausibel erklärt werden können. Denn Lebensläufe sähen heute eh wilder aus als früher, sagt Jaksch. Er hat in den vergangenen Jahren etwa 600 Personen eingestellt und hat auch heute noch wöchentlich zehn bis fünfzehn Lebensläufe auf dem Tisch. Wer seine Karriere aktiv planen möchte, der sollte sich von vornherein ein Unternehmen aussuchen, das Karrieren fördert, betont Jaksch. Patrizia habe in den vergangenen Jahren zwei Drittel der Führungskräfte intern besetzt und fördere Inhouse-Bewerbungen außerhalb des eigenen Fachbereichs, um die Mitarbeiter breiter aufzustellen.

Durchaus kein Manko sei es, wenn jemand kaum Unternehmenswechsel vorzuweisen hat und zehn Jahre bei einem Arbeitgeber beschäftigt war - wenn er sich dort stetig weiterentwickelt hat. "Die Unternehmen sind sehr an Kontinuität interessiert", sagt Goldhahn. Zumal sich in den Firmen selbst viel verändere. Kontinuität sei deswegen ein gutes Verkaufsargument, so Goldhahn.

Für vermeintliche Job-Hopper gibt es gute Aussichten: Wenn jemand beispielsweise viele große Maklerhäuser gesehen hat, mitunter auch in kurzen Abständen, kann er dennoch für ein mittelständisches Unternehmen sehr interessant sein, die dieses Know-how schätzen, sagt Goldhahn.

Einem Wechsel zum alten Arbeitgeber, der in der Immobilienwirtschaft nicht selten ist, stehen die meisten Personalprofis positiv gegenüber: Eine Rückkehr ist für Susanne Ollmann von Aengevelt ein Signal dafür, dass sich beide Seiten professionell getrennt haben müssen, um einen Neustart zu wagen. Der Werdegang müsse aber auch bei dieser Variante eine Entwicklung aufzeigen, sagt Berater Flohr. Patrizia-Personalchef Jaksch hält zu ehemaligen Mitarbeitern des Unternehmens gar mit einem Newsletter Kontakt, um die Rückkehr zur erleichtern.

Bewerber ermahnt er, in Vorstellungsgesprächen nicht schlecht über den letzten Arbeitgeber zu sprechen. Solch ein Verhalten führe bei ihm sofort zum Ausschluss des Kandidaten. Und er warnt davor, Jobs anzunehmen, um diese als Sprungbrett für die eigentliche Wunschposition zu verwenden, so genannte "um-zu-Jobs". Es sei nur sinnvoll, eine Position anzutreten, die der Kandidat auch mit Lust und Leidenschaft ausfüllen möchte, denn nur dann sei er auch gut.

Sonja Smalian