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Frauen an die Spitze

Frauen finden sich im Jahr 2020 noch immer selten in der Führung von Immobilienunternehmen.

Frauen finden sich im Jahr 2020 noch immer selten in der Führung von Immobilienunternehmen.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Wolfilser

Karriere 28.05.2020
Frauen sind in der Immobilienbranche keine Seltenheit mehr - auf den Führungsebenen bleiben sie aber etwas Besonderes. Ohne Frauenquote wird das vermutlich auch noch länger so bleiben. ... 

Frauen sind in der Immobilienbranche keine Seltenheit mehr - auf den Führungsebenen bleiben sie aber etwas Besonderes. Ohne Frauenquote wird das vermutlich auch noch länger so bleiben. Dabei tun die Unternehmen sich selbst den größten Gefallen, wenn sie ihre Führungsmannschaften stärker durchmischen: Ihr Gewinn kann im Schnitt zweistellig steigen.

Bei JLL Deutschland führt jetzt eine Frau das Unternehmen, bei DIC Asset seit gut drei Jahren. Eine CFO verantwortet Vonovias Finanzen, Patrizia besitzt eine Investmentchefin und die Aareal Bank hat zwei weibliche Vorstandsmitglieder. Swiss Life Asset Managers (SLAM), die Muttergesellschaft von Corpus Sireo und Beos, betraute vergangenes Jahr eine (damals) 33-Jährige mit dem CEO-Job in Deutschland. Bei der LEG klettert der Frauenanteil im Vorstand mit einer Finanzchefin ab Juli auf 33%. Führungsfrauen, so weit das Auge reicht!

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache

Wer sich die nackten Zahlen anschaut, der stellt allerdings fest: Frauen sind auf den obersten Führungsebenen von Unternehmen der deutschen Immobilienbranche wie eh und je eine Rarität. Ja, ihre Anzahl ist gewachsen. Doch die Männer dominieren immer noch die Vorstands- und Geschäftsführungsetagen. Nicht nur, dass Tina Störmer - wohlgemerkt aus gesundheitlichen Gründen - zurück in die Schweiz gewechselt ist und nun zwei männliche Geschäftsführer an der Spitze von SLAM Deutschland stehen. Anne Kavanagh von Patrizia hat sieben männliche Vorstandskollegen, Annette Kröger sitzt im Executive Committee von Allianz Real Estate neun Herren gegenüber. Apleona hat ein Management Board mit acht Positionen - alle mit Männern besetzt. Deutsche Wohnen: vier Vorstandsposten, vier Männer. Die Zahlen sprechen fast überall die gleiche Sprache.

Die Fakten sind deutlich. Sehr deutlich. Nicht, dass die Immobilienbranche im Vergleich mit anderen Branchen eine Ausnahme wäre - aber sie sticht im negativen Sinne hervor. Keine Frau im Vorstand, und keine Frau im Aufsichtsrat: Immobilienunternehmen sind überproportional stark mit einer doppelten Null vertreten. Von 17 börsennotierten Unternehmen, die auf der "doppelschwarzen Liste" der Allbright-Stiftung stehen, lassen sich sechs oder 35,3% der Immobilienbranche zurechnen (Stand September 2019). Bei einem Immobilienanteil von nur 13% unter den untersuchten Börsenunternehmen (21 von 160) ist das ein hoher Wert.

Unternehmen verschenken bares Geld

Dabei verschenken Unternehmen, die Diversität geringschätzen, Geld. Die Praxis lehrt, dass gemischte Führungsteams bessere Ergebnisse abliefern. Das Peterson Institute for International Economics, ein US-Thinktank, kam z.B. schon 2016 in einer internationalen Studie zu dem Fazit: Firmen mit einem Frauenanteil von mindestens 30% auf der obersten Managementebene machen im Schnitt 15% mehr Gewinn als vergleichbare Unternehmen ohne Frauen im Management. Eine brandaktuelle Studie von McKinsey zeigt: Die Unternehmen mit den höchsten Frauenanteilen im Topmanagement sind mit 25%iger Wahrscheinlichkeit profitabler als die Konkurrenz.

Eine Studie, die PwC im vergangenen Jahr für den Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) erstellte, zeigt: Unternehmen mit einem höheren Reifegrad in puncto Diversität wachsen nicht nur mit großer Wahrscheinlichkeit stärker als der Wettbewerb, sondern sind auch innovativer und freuen sich über zufriedenere Kunden und eine geringere Mitarbeiterfluktuation.

Vor allem die Immobilienbranche weiß die stillen Reserven nicht zu heben

Die Immobilienbranche weiß dieses Potenzial nicht zu heben, besagt die Studie des ZIA. So fehlt in der Mehrheit der 138 von PwC befragten Unternehmen eine klare Verantwortlichkeit für das Thema, und nur in einer kleinen Handvoll Firmen hat die Geschäftsführung mehr Vielfalt zur Chefsache erklärt - was meist nötig ist, um eine echte Veränderung einzuleiten.

Es kommt also nicht von ungefähr, dass mehr als jedes zweite Unternehmen einen Frauenanteil von unter 10% auf der Ebene der Geschäftsführung aufweist, und bei mehr als zwei Dritteln der Frauenanteil auch auf den anderen Führungsebenen unter 30% liegt. Es ist nicht absehbar, dass die Branche demnächst aufholt. Denn viele Immobilienunternehmen sind weiter zurückhaltend mit ehrgeizigen Zielen für Frauenanteile im Vorstand oder der Geschäftsführung.

Ziel Null Prozent Frauen

Viele börsennotierte oder mitbestimmungspflichtige Firmen mit mindestens 500 Arbeitnehmern müssen seit 2015 Zielgrößen für den Aufsichtsrat, das Leitungsorgan und die beiden obersten Führungsebenen unterhalb von Vorstand oder Geschäftsführung festlegen. Mehr als ein Drittel (58) der 160 Gesellschaften im DAX, MDAX und SDAX haben sich zuletzt für den Vorstand das Ziel 0% Frauen gesetzt. Zwei davon, u.a. der Onlinehändler Zalando, sind nach einem Shitstorm zurückgerudert. Von den verbliebenen 56 "Doppelnullen" gehören elf, und damit fast 20%, der Immobilienbranche an.

Die Unternehmen sind um gute Gründe nicht verlegen. Beispielhaft sei der Bauträger Instone Real Estate herausgegriffen. Der Wohnungsentwickler erklärt sein Ziel Null auf Anfrage der Immobilien Zeitung mit der "Vertragsdauer der laufenden Vorstandsverträge" und damit, dass das Unternehmen das aktuelle Vorstandsteam auch darüber hinaus halten wolle. Außerdem sei es doch legitim, "dass jede Position vorwiegend nach Qualifizierung und Kompetenz besetzt werden soll - unabhängig vom Geschlecht oder anderen nicht leistungsbezogenen Kriterien". In der Öffentlichkeit vermittle die Quote Null ein falsches Bild: "Als würde sich ein Unternehmen nicht um Frauenförderung kümmern."

Für Männer gibt es ja quasi schon eine Quote

Anne Tischer, Mitgründerin der Initiative Frauen in Führung (FiF), erklärt, warum ihr die Zielquote Null ein Dorn im Auge ist: "Wenn der Status quo 0% ist, kann das Unternehmen begründen, warum die Wahl - trotz intensiver Suche - z.B. auf genau diese vier Männer gefallen ist. Aber eine Zielquote Null ist ein fatales Signal an die eigenen Mitarbeiterinnen sowie an Kandidatinnen."

Dass der oder die Beste den Job kriegt, ganz gleich, welches Geschlecht, ist nicht unbestritten: "Jede Frau, die seit mindestens zehn, 15 Jahren in der Branche arbeitet, hat schon erlebt, dass nicht immer der oder die Bestqualifizierte den Job bekommt, sondern wer ein gutes Netzwerk hat und denjenigen kennt, der den Job vergibt", sagt Tischer. "Es ist kein Zufall, dass so viele Immobilienunternehmen in der Allbright-Liste die Forderungen nach Diversität nicht erfüllen. Die Immobilienwirtschaft hinkt anderen Branchen um fünf bis zehn Jahre hinterher", konstatiert Karin Barthelmes-Wehr, Geschäftsführerin des Instituts für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft.

"Mit Blick auf das Employer Branding ist ein 0%-Ziel natürlich wahnsinnig ungeschickt"

Sonja Rösch aus dem Management der Agentur PB3C, die auf Immobilienkommunikation spezialisiert ist, ergänzt: "Mit Blick auf das Employer Branding ist ein 0%-Ziel natürlich wahnsinnig ungeschickt." Doch die wenigsten Firmen bringen den Mut auf, den Willen zur Veränderung mit einer Selbstverpflichtung in Gestalt einer Quote zum Ausdruck zu bringen. "Wenn ein Unternehmen etwas wirklich will - z.B. bei der Umsatzentwicklung oder in der Akquise -, setzt es sich messbare Ziele, in der Regel in Form einer Zahl. Alles fängt doch mit dem Commitment an", meint Tischer.

FiF fordert von allen führenden Immobilienunternehmen der verschiedenen Marktsegmente, von der Finanzierung über die Projektentwicklung bis zum Fonds-, Asset- und Property-Management: "Setzt Euch Zielquoten für den Frauenanteil in den obersten drei Führungsebenen und Fristen, innerhalb derer ihr diese erreichen wollt! Bis 2025 soll überall mindestens eine Frau im Vorstand bzw. in der Geschäftsführung sein!" Die Immobilien Zeitung hat Unternehmen, die sich als führend in ihren Marktsegmenten verstehen, nach ihrer Meinung zu dem Forderungskatalog gefragt. Im Wesentlichen zusammengefasst: Wer nicht unbedingt muss, verzichtet meist lieber darauf, sich unbequeme Ziele zu setzen (siehe Tabelle "Unternehmen aus der Immobilienbranche tun sich meist schwer mit freiwilligen Zielvorgaben" weiter unten).

Ohne Quote kaum messbarer Fortschritt

Dass sich ohne Quotenzwang wenig an den herrschenden Verhältnissen ändert, zeigen Zahlen der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR). Für Gesellschaften, die sowohl börsennotiert als auch voll mitbestimmungspflichtig sind, also mehr als 2.000 Mitarbeiter beschäftigen, gilt eine harte 30%-Quote für den Aufsichtsrat. Bei diesen hat der Frauenanteil seit 2015 erheblich zugelegt und beträgt mittlerweile rund 34%. Bei den anderen in den DAX-Segmenten notierten Unternehmen verharrt er nur knapp über 20%. Das wichtigste Indiz dafür, dass sich ohne Quote allenfalls punktuell etwas tut, ist: In den Vorständen, für die allesamt noch keine Quote gilt, bewegt sich der Frauenanteil um die 10%. Im Lager der Unternehmen mit der AR-Quote ist er seit 2015 nur unwesentlich stärker geklettert bzw. liegt kaum höher (10,8%) als im Lager (8,9%) der Unternehmen ohne AR-Quote. "Damit ist eine stabile Männerquote von 90% weiterhin gesichert", bilanziert FidAR.

Nicht umsonst hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) Anfang dieses Jahres einen Gesetzentwurf für eine verschärfte Frauenquote vorgelegt. Dieser sieht vor, dass Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern und mindestens vier Vorstandsmitgliedern künftig mindestens eine Frau im Vorstand haben müssen. Giffey hatte ihre Quote für Vorstände mit dem hohen Anteil von Unternehmen, die sich eine Zielquote Null für den Vorstand setzen, begründet: "Nur mit freiwilligen Bekenntnissen kommen wir nicht weiter."

Frauenquote: Status quo und Zielgrößen
Unternehmen aus der Immobilienbranche tun sich meist schwer mit freiwilligen Zielvorgaben für Frauenquoten - Status quo und Zielgrößen für Frauenanteile auf den operativen Führungsebenen ausgewählter Immobilienunternehmen in Deutschland: zum PDF

An der Quote scheiden sich die Geister. Heike Gündling, früher u.a. COO bei Bilfinger Real Estate und heute Managing Director bei Eucon Digital, ist ganz bei Giffey: "Ich bin für die Quote. Gegen eine schwere Krankheit hilft nur ein schweres Medikament. Wenn man so will, kommen ja auch Männer in der Immobilienbranche oft genug wegen einer - ungeschriebenen - Quote zum Zug: weil sie irgendwann einfach mal dran sind. Nicht jeder Mann in einer Führungsposition macht einen Superjob." PR-Frau Rösch hält dagegen: "Eine Quote bringt nichts. Besser ein mittleres Management für Nachbesetzungen aufbauen. Ich habe in meiner Laufbahn Frauen erlebt, die wegen einer Quote mehrere Hierarchieebenen übersprungen haben - und dann zu kämpfen hatten; sie waren einfach noch nicht bereit."

In den Unternehmen hat die Quote wenige Freunde

Auch die allermeisten Unternehmen zeigen sich wenig begeistert von der Vorstellung fester Frauenanteile für operative Führungsebenen. Swiss Life Asset Managers etwa ist zwar "überzeugt, dass gemischte Teams besser performen". Aber: "Eine starre Quote erachten wir nicht als förderlich." Lieber versuche der Asset-Manager, "durch eine breite Förderung auf allen Ebenen des Unternehmens zu erreichen, dass der Pool von potenziellen Kandidatinnen für Führungsaufgaben immer größer wird und es somit automatisch mehr Frauen in Führungspositionen geben wird." Der Projektentwickler Consus begründet seine Ablehnung einer fixen Zielvorgabe damit, dass eine solche "die ohnehin schwierige Fachkräftesuche weiter einschränken würde". Zudem sei eine Quote auch für die Frauen selbst ein vergiftetes Geschenk: "Unsere weiblichen Führungskräfte haben viele eigene Akzente eingebracht. Dabei mussten sie nicht mit dem Makel von Quotenfrauen kämpfen, sondern werden als qualifizierte Mitglieder des Teams verstanden, sodass die Zusammenarbeit mit den Männern bestens funktioniert."

"Krisen werden gern dafür genutzt, einen Backlash einzuleiten"

Aus Giffeys Quote für Vorstände wird aber ohnehin wahrscheinlich erst einmal nichts. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) drohte laut einem Medienbericht, gegen einen Kabinettsbeschluss zu stimmen. Den Firmen sollten in der Krise weitere Belastungen erspart bleiben. Da ist es fast schon Ironie, dass Altmaiers Ministerium die Schirmherrschaft bei FiF innehat. Gündling warnt: "Krisen werden gern dafür genutzt, einen Backlash einzuleiten. Natürlich hat sich beim Thema Frauen in Führung in der Vergangenheit was getan. Aber speziell die Immobilienbranche ist immer noch sehr männerlastig. Da besteht einfach die Sorge, dass dieses zarte Pflänzchen jetzt in der Krise wieder verdorrt."

Die Krise ist jetzt schon Gift für dieses Pflänzchen. Laut der Hans-Böckler-Stiftung sind Männer und Frauen zwar in etwa gleich stark von Kurzarbeit betroffen. Doch die Frauen haben ihre Arbeitszeit wegen geschlossener Schulen und Kitas deutlich öfter (zusätzlich) reduziert. Dabei setzt sich nicht nur die Arbeitsteilung von vor der Krise fort. Vier von zehn Elternpaaren, die sich die Erziehungsarbeit vorher ungefähr gleich aufteilten, sind zu alten Rollenmustern zurückgekehrt.

"Corona macht die Mängel wieder sichtbar"

Was die Studie anhand von knapp 8.000 Erwerbstätigen zeigt, nimmt Izabela Danner täglich in ihrem Netzwerk wahr. "Die traditionellen Rollen werden wieder oft klassisch gelebt, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht", beobachtet die ehemalige Geschäftsführerin von JLL Deutschland. "Der Mann hängt den ganzen Tag in den Telkos - und die Frau natürlich auch. Denn wer die Verfügbarkeit für den Job nicht gewährleistet, ist ganz schnell weg vom Fenster." Für Frauen ohne Familie ist es vielleicht egal, wenn sie in Corona-Zeiten von morgens bis abends in Zoom-Meetings hängen. "Aber", betont Danner, "wenn kleinere Kinder da sind, dann läuft die Versorgung vorrangig bei den Müttern mit. Für viele ist die Belastung unerträglich geworden."

Danner erzählt von berufstätigen Frauen aus ihrem Bekanntenkreis: "Sie fangen teils um 5 Uhr morgens an - und wenn die Kinder schlafen, müssen sie aufholen, was sie den Tag über nicht geschafft haben. Corona macht die Mängel unserer Arbeitswelt wieder sichtbar - und vor allem klar, dass der Job nicht aus dem persönlichen Kontext herauslösbar ist." So manche Frau droht karrieretechnisch abgehängt zu werden: "Viele Entscheidungen müssen in der Krise schnell getroffen werden; da greift man automatisch zur starren Hierarchie oder zu denen, die rund um die Uhr verfügbar sind. Und das sind in unserer Branche besonders oft Männer."

Wie viele Frauen an der Spitze von Immobilienfirmen stehen, zeigt unsere IZ-Tabelle.

Details zur Initiative unter: www.frauen-in-fuehrung.info

Harald Thomeczek

Die Türsteherinnen der drei Top-Arbeitgeber

Izabela Danner leitet den Personalbereich bei JLL Deutschland. Zum Jahresende sucht das Unternehmen wieder rund zehn Trainees für das im Juli 2016 beginnende Programm.

Izabela Danner leitet den Personalbereich bei JLL Deutschland. Zum Jahresende sucht das Unternehmen wieder rund zehn Trainees für das im Juli 2016 beginnende Programm.

Bild: Melanie Bauer

Karriere 16.07.2015
JLL, Bilfinger und Corpus Sireo heißen die drei Top-Arbeitgeber der Immobilienwirtschaft in diesem Jahr. Wie Studenten und Absolventen bei ihren Traum-Unternehmen einsteigen können, verraten ... 

JLL, Bilfinger und Corpus Sireo heißen die drei Top-Arbeitgeber der Immobilienwirtschaft in diesem Jahr. Wie Studenten und Absolventen bei ihren Traum-Unternehmen einsteigen können, verraten ihre Personalchefinnen. Eintrittspfade gibt es viele.

Die drei unterschiedlichen Unternehmen eint, dass sie alle breit aufgestellt sind und eine Vielzahl von Tätigkeitsfeldern bieten. Und genau darauf legen Immobilienstudenten Wert: ein zu ihrer Qualifikation passendes Tätigkeitsfeld (siehe Artikel "Wer die Wahl hat, hat die Qual"). "Der Maklerstempel ist gut, der Stempel ist auch richtig", sagt Izabela Danner, verantwortlich für Human Resources bei JLL Deutschland. "Aber bei uns gibt es noch viel mehr." Weltweit machen Dienstleistungen für Konzerne, sogenannte Corporates, die Hälfte des JLL-Geschäfts aus. In Deutschland überwiege noch das Maklergeschäft. Schon jetzt gibt es Einsatzfelder wie u.a. Leasing, Bewertung, Asset-Management, Debt Advisory, Projektentwicklung, Property-Management oder Residential Investments. Die unterschiedlichen Dienstleistungen werden für verschiedene Assetklassen angeboten. "Wir haben für alle etwas da", sagt Danner, die Mitglied im Management Board Germany von JLL ist.

Der Konzern Bilfinger hat ebenfalls einiges im Angebot: Neben Hochbau und Facility-Services erbringt zudem Bilfinger Real Estate u.a. Dienstleistungen in den Bereichen Asset- und Property-Management, Corporate Solutions, Centermanagement oder Real Estate Consulting. Und Corpus Sireo bietet u.a. mit den Geschäftsfeldern Projektentwicklung, Asset-Management, Investmentmanagement und Makler eine bunte Palette an Tätigkeiten an.

Das dürfte den Studierenden gefallen, denn ihre Interessen sind breit gefächert: Am beliebtesten ist nach wie vor die Projektentwicklung, in die es 18% zieht, gefolgt vom Asset- und Property-Management sowie dem Fondsmanagement/Investment. Die vier Einsatzgebiete Facility-Management, Projektsteuerung, Bewertung und Corporate Real Estate Management wirken auf jeweils 6% bis 8% der Studierenden anziehend, wie die diesjährige Umfrage zur IZ-Joboffensive zeigt. 428 Studierende immobilienwirtschaftlicher und verwandter Fächer gaben in diesem Jahr Auskunft zu ihrer Qualifikation, ihren Berufs- und Gehaltsvorstellungen sowie ihren Wunsch-Arbeitgebern. Die Studierenden zieht es in die Praxis. 65% wollen direkt nach ihrem aktuellen Studium ins Berufsleben einsteigen.

Welche Chancen bieten die drei beliebtesten Unternehmen also den Nachwuchskräften? Bei JLL ist sowohl der Direkteinstieg als auch ein Traineeprogramm möglich. Zwölf Monate dauert das Programm, in dem die Einsteiger verschiedene Bereiche durchlaufen, um sich danach beispielsweise zwischen Valuation und Investment entscheiden zu können. Es komme gut an, dass es so kurz ist, sagt Danner. Wer dieses Jahr erfolgreich absolviert hat, der wird auch übernommen, betont die HR-Leiterin.

Bei Bilfinger Real Estate steigen Hochschulabsolventen in der Regel direkt ein, sagt Liselotte Gruse, Division HR Head für die Division Bilfinger Real Estate. So gebe es beispielsweise ein Junior-Centermanagerprogramm. Aber in den anderen Geschäftsbereichen, u.a. Capital Markets Consulting, Property Development Consulting, sei ein Einstieg ebenso möglich wie in den Zentralbereichen (HR, Rechnungwesen etc.). Konzernweit gebe es zudem auch Traineeprogramme. Bei Bilfinger würden Immobilienaffine oft in den Bereichen Hochbau und Facilities Services beginnen.

Bei Corpus Sireo fangen Berufsneulinge als Trainee an, um die Komplexität des Unternehmens kennenzulernen. Nimmt sie lieber Bachelor- oder Masterabsolventen? "Wir haben keine Präferenz", sagt Iris Schönbeck, Head of Human Resources Management bei Corpus Sireo. Alle Anfänger durchlaufen dasselbe 15 Monate währende Traineeprogramm. Fünf Stationen lernen die Trainees kennen, davon dürfen sie zwei selbst wählen. Betreut werden sie in der Station von einem Buddy, über das Programm hinweg zudem von einem Mentor. Ab 2016 wird das Traineeprogramm auf 18 Monate verlängert, damit auch eine Station bei Swiss Life möglich sei, dem Eigentümer von Corpus Sireo.

Doch es muss nicht immer gleich ein Arbeitsvertrag unterschrieben werden, um die drei Top-Arbeitgeber kennenzulernen. Sie bieten alle drei Praktika an. Allein JLL beschäftigt rund 180 Praktikanten jährlich. Hinzu kommen Stellen für Werkstudenten. Bei Corpus Sireo gibt es 30 bis 40 Stellen für Werkstudenten. Wer sich gut macht, wird bei Corpus Sireo for Students aufgenommen. Die Mitglieder werden u.a. zu Firmen-Events und Weiterbildungen eingeladen. Aus diesem Pool würden sich nicht selten Praktikanten rekrutieren, sagt Schönbeck. Bilfinger fördert zudem Studierende mit dem Deutschlandstipendium und lädt die Geförderten zu Veranstaltungen ein. Dies soll künftig noch ausgebaut werden.

Karriereperspektiven sind den Studierenden ebenfalls sehr wichtig. Leider sei in den Köpfen immer noch verankert, dass Karriere etwas mit Führung zu tun hat, sagt Schönbeck. Doch nicht jeder könne Führungskraft werden, auch wenn die Unternehmen Führungsnachwuchs durchaus fördern. JLL unterstützt mit einem Führungsnachwuchsprogramm junge Talente über einen Zeitraum von zwei Jahren. Bei Bilfinger gibt es beispielsweise ein Leadership Performance Programm. Neben einer gezielten Entwicklung von Führungskräften werden aber auch Karrierepfade für Spezialisten angeboten. Die Fachkarriere wird bewusst entwickelt.

Weiterbildung wird bei den drei Top-Arbeitgebern groß geschrieben. Corpus Sireo und Bilfinger setzen dabei auch auf ihre unternehmenseigenen Akademien. Corpus Sireo wird sich zudem ab dem kommenden Jahr wieder verstärkt um die Ausbildung kümmern und rekrutiert nach dem Sommer drei bis fünf Kandidaten für die Ausbildung zum Immobilienkaufmann bzw. -frau.

Für die Studierenden war bei der Wahl von JLL zum Wunscharbeitgeber das Thema Internationalität besonders wichtig. Das Beratungsunternehmen arbeitet an einem Austauschprogramm für Mitarbeiter, das dreimonatige Aufenthalte in anderen Büros innerhalb der Emea-Region ermöglicht. Voraussetzung für die Teilnahme ist jedoch ein passender Tauschpartner. 2014 habe es acht Emea-Tauschpärchen gegeben. "Es ist unser Ziel, den Austausch zu fördern", sagt Danner. Das Programm werde systematisch ausgebaut und soll auch exotische Ziele wie Istanbul oder Moskau umfassen.

Auch Bilfinger kann mit Internationalität locken. Der Konzern ist mit seinen mehr als 60.000 Mitarbeitern in rund 40 Ländern aktiv. Gerade engagiert sich Gruse dafür, dass eine deutsche Berufseinsteigerin in Großbritannien in der Projektentwicklung eingesetzt werden kann.

Wie vielen Berufseinsteigern werden die drei HR-Verantwortlichen in diesem Jahr noch die Türe aufhalten? JLL hat 20 offene Positionen für Direkteinsteiger und sucht bis zum Jahresende zehn Trainees für das im Juli 2016 beginnende Programm. Für die relativ junge Gesellschaft Tetris, die sich mit Innenausbau beschäftigt, werden 20 bis 30 Leute gebraucht.

Bei Bilfinger gibt es in diesem Kalenderjahr rund 150 Stellen für Berufseinsteiger, davon zehn in der Division Bilfinger Real Estate. Corpus Sireo sucht bis zum Jahresende fünf bis zehn Kandidaten für sein Traineeprogramm. Anders als bei JLL gibt es keinen festen Stichtag, sodass Bewerber das ganze Jahr über jederzeit ihre Unterlagen einschicken können.

Dazu kommen bei allen drei Unternehmen zusammengenommen noch hunderte von Praktikantenpositionen und Stellen als Werkstudent. Um an die Tür eines Top-Arbeitgebers zu klopfen, muss man zuerst den Arm ausstrecken. Also: An die Lebensläufe, fertig, los!

Sonja Smalian

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Stellenausschreibungen auf dem IZ-Karriereforum 2015. Die Arbeitgeber kommen aus ihren Unternehmen heraus, um sich mit potenziellen Bewerbern zu treffen.

Stellenausschreibungen auf dem IZ-Karriereforum 2015. Die Arbeitgeber kommen aus ihren Unternehmen heraus, um sich mit potenziellen Bewerbern zu treffen.

Bild: Alexander Sell

Karriere 16.07.2015
Die heutige Generation der Studierenden wird von den Unternehmen umworben. Das hemmt zwar die Sorge vor dem Berufseinstieg, macht aber die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber nicht ... 

Die heutige Generation der Studierenden wird von den Unternehmen umworben. Das hemmt zwar die Sorge vor dem Berufseinstieg, macht aber die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber nicht unbedingt einfacher. Bei ihrer Entscheidung stützen sich die Studierenden vor allem auf die vier Kriterien passendes Tätigkeitsfeld, Karriereperspektiven, positives Unternehmensimage und Standort - weniger auf Gehalt und Arbeitsplatzsicherheit.

Die Signale vom Arbeitsmarkt könnten besser kaum sein. 61% der Immobilienunternehmen wollen bis zum Frühjahr 2016 mehr Mitarbeiter einstellen. Jede dritte offene Stelle soll mit einem Berufseinsteiger besetzt werden. Die durchschnittlichen Einstiegsgehälter liegen auf dem höchsten Niveau seit 2003. Auf Karriere- und Hochschulmessen treten die Unternehmen aktiv auf die Studierenden zu und bieten ihre Direkteinstiegspositionen und Traineeprogramme, nicht selten mit Auslandsstation, feil. Praktika, Werkstudentenplätze, von Unternehmen bereitgestellte Themen für Bachelor- und Masterarbeiten sowie Kaminabende und Unternehmensvorstellungen gehören inzwischen zum guten Ton an quasi jeder Hochschule. Wer vor fünfzehn oder mehr Jahren seinen Hochschulabschluss gemacht hat, reibt sich angesichts dieser Umstände die Augen und versucht sich zu erinnern, wie es früher überhaupt möglich war, die Eintrittspforte ins Berufsleben zu durchschreiten.

Doch die schöne neue Welt bringt ganz eigene Herausforderungen mit sich. Die Umworbenen haben die Qual der Wahl angesichts vieler verlockender Optionen und großer Mobilität. Gleichzeitig sind die Bachelorabsolventen häufig erst Anfang 20. Kennen sie ihre eigenen Bedürfnisse schon gut genug, um mit ihrer Entscheidung glücklich zu sein? Welche Kriterien legen die Studierenden also für die Wahl ihres Wunscharbeitgebers zugrunde? Was lässt einen Top-Arbeitgeber aus der Masse herausstechen?

Am Wichtigsten ist das, was auch am wichtigsten sein sollte: das Tätigkeitsfeld (siehe Grafik "Das Tätigkeitsfeld gibt den Ausschlag"). Wer intensiv studiert hat, will sein Wissen auch in einem passenden Umfeld anwenden. Wer sich für ein spezialisiertes Immobilienstudium und beispielsweise gegen ein allgemeines BWL-Studium in jungen Jahren entschieden hat, dürfte sich für die Immobilie nachhaltig genug interessieren, um dort dann seine Berufschancen auszuloten.

An zweiter Stelle stehen die Karriereperspektiven. Der Wunsch aufzusteigen, seinen eigenen Weg zu machen, ist ein Merkmal der Jugend. Genährt wird diese Zielrichtung nach oben auch von den Hochschulen, die ihre Studierenden mit breitem Rücken in den Ring des Arbeitslebens treten lassen. Manchmal sei das Selbstbewusstsein deutlich größer als die Praxistauglichkeit des neuen Mitarbeiters und die ambitionierten Nachwuchskräfte müssten erst sanft in den Berufsalltag integriert werden, sagen Personalverantwortliche allenthalben.

In einer Welt, in der es von Marken und Logos nur so wimmelt, und selbst als Anti-Marken-Produkte eingeführte Lebensmittel der Kategorie "Die Weißen" oder "Ja!" längst zur Marke geworden sind, werden auch Unternehmen nach ihrem Image ausgewählt. Das ist die drittwichtigste Kategorie, wie die Auswertung zum Top-Arbeitgeberranking bei der diesjährigen Umfrage zur IZ-Joboffensive zeigt. Interessanterweise spielt die positive Wahrnehmumg der Arbeitgebermarke nur eine untergeordnete Rolle (Rang acht von zwölf Kriterien).

Das viertwichtigste Kriterium können die Unternehmen nur bedingt beeinflussen, den Standort. Besonders zieht es die jungen Menschen in Metropolregionen wie das Rhein-Main-Gebiet oder aber nach München, Hamburg, Berlin und Stuttgart.

Auch die Unternehmensgröße ist für die Studierenden entscheidend. Big is beautiful gilt bei der Generation Y nicht, für die Kommunikation, Austausch und ein kollegiales Betriebsklima wichtige Aspekte sind (siehe auch die Zitate von Studierenden in "Erwartungen an die Arbeitgeber"). 38% favorisieren für sich eine Betriebsgröße von elf bis 250 Mitarbeiter. Internationalität des Unternehmens ist ebenfalls ein wichtiges Element, um als Top-Arbeitgeber in die engere Wahl zu kommen. Immerhin können sich fast drei Fünftel der Immobilienstudenten vorstellen, im Ausland zu arbeiten.

Auch wenn Themen wie Work-Life-Balance oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei den künftigen Absolventen kaum eine Rolle bei der Wahl des Top-Arbeitgebers spielen, so gibt es dennoch deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede (siehe Grafik "JLL liegt bei Männern und Frauen vorn") bei der Bewertung der Arbeitgeber. Während JLL und Bilfinger von Männern und Frauen gleichermaßen als Top-Arbeitgeber eingestuft werden, sieht es bei Drees & Sommer sowie CBRE anders aus: CBRE wurde von deutlich mehr Männern als Frauen als Top-Arbeitgeber eingestuft, hingegen erhielt Drees & Sommer seine Punkte stärker von Frauen. Auch Cushman & Wakefield kann vor allem beim weiblichen Geschlecht punkten.

Interessanterweise gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Anforderungen an Arbeitgeber im Allgemeinen, die die Studierenden stellen, und den Anforderungen an Top-Arbeitgeber im Speziellen. Die beiden Kriterien "finanzielle Aspekte" und "ein sicherer Arbeitsplatz" rangieren bei den Top-Arbeitgebern eher auf den hinteren Rängen (Rang sieben und zehn von zwölf), während bei den Anforderungen an Arbeitgeber im Allgemeinen finanzielle Aspekte und ein sicherer Arbeitsplatz Rang drei und vier nach Aufstiegsoptionen und Weiterbildungsangeboten belegen. Offenbar ist das Vertrauen in einen Top-Arbeitgeber höher, sodass diese beiden Kategorien als gegeben angesehen werden.

Sonja Smalian