Karriere-News

Die Absolventen bleiben bei der Jobwahl selbstbewusst

Studierende auf Jobsuche achten bei möglichen Arbeitgebern wegen der Corona-Krise nun auf andere Details.

Studierende auf Jobsuche achten bei möglichen Arbeitgebern wegen der Corona-Krise nun auf andere Details.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Artem

Karriere 23.07.2020
Die Immobilienbranche ist in der Corona-Krise - im Vergleich zu anderen Branchen - bisher mit einem blauen Auge davongekommen. Studierende immobilienwirtschaftlicher Fachrichtungen bereuen ... 

Die Immobilienbranche ist in der Corona-Krise - im Vergleich zu anderen Branchen - bisher mit einem blauen Auge davongekommen. Studierende immobilienwirtschaftlicher Fachrichtungen bereuen jedenfalls nicht, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Die eine oder andere Assetklasse ist in der Gunst des Nachwuchses allerdings gesunken.

Das Angebot für Absolventen ist nicht mehr ganz so üppig. So manche Firma hat Stellenausschreibungen auf Eis gelegt und besetzt nur nach, was unbedingt nötig ist. Trainee-Programme wurden im Frühjahr mitunter gestoppt oder, sofern erst für den Herbst geplant, zumindest mit einem dicken Fragezeichen versehen. Der Grund ist noch nicht mal unbedingt, dass es so schlecht läuft. Es ist vielmehr die große Ungewissheit, der sich vor allem Handelsimmobilien ohne Lebensmittelanker, Hotels und Bürogebäude ausgesetzt sehen. Und mit ihnen die Unternehmen, die sie bauen, managen und vermitteln. Maklerhäuser wie Avison Young, NAI apollo, Colliers, Savills, JLL oder BNP Paribas Real Estate führten Kurzarbeit ein. Erzählungen von nicht verlängerten Probezeiten oder gar Kündigungswellen, abgebrochenen Assessment-Centern und gekündigten Werkstudenten machen die Runde.

Mark Spangenberg, COO bei CBRE in Deutschland, beteuert jedoch: "Einen klassischen Einstellungsstopp hatten wir nicht." Und Personalchef Mike Schrottke ergänzt: "Wir haben uns mit dem Thema Kurzarbeit beschäftigt. Es steht aber nicht im Vordergrund. Sowohl das Management als auch unsere Mitarbeiter in den betroffenen Bereichen haben freiwillig auf Gehalt verzichtet und zusätzlich ihren Resturlaub, größtenteils auch ihre Überstunden abgebaut."

Spuren hinterließ das Coronavirus dennoch auch bei CBRE. "Wir schauen noch etwas genauer hin, wo die Bedarfe im Unternehmen sind", gibt Spangenberg zu. Er präzisiert: "Wir sehen in einigen Bereichen Rückgänge, etwa im Retail Leasing und im Hotelsegment gibt es negative Einflüsse. Dort sind wir zurzeit mit Neueinstellungen vorsichtiger." Dafür läuft es beispielsweise im Bereich Industrial & Logistics weiter sehr gut. "Dort gewinnen wir aktuell Marktanteile und haben zuletzt auch verstärkt eingestellt", berichtet Spangenberg. Im Bürobereich laufen alle großen Mandate weiter, heißt es. Das Fazit der Führungskräfte für CBRE Germany: "Im europäischen Vergleich mit anderen Ländergesellschaften kommen wir wohl glimpflich davon." Mangels Glaskugel müssen Spangenberg und Schrottke beim Blick in die Zukunft allerdings orakeln: "Fraglich sind allerdings die Auswirkungen der Rezession und der Entwicklung im Jahr 2021."

Den Studierenden sind die kleinen und großen Einschläge in bestimmten Assetklassen und bei bestimmten Geschäftsmodellen nicht verborgen geblieben. Das gilt auch für die selektivere Einstellungspolitik einiger Unternehmen. Sie sind aber fest davon überzeugt, dass sich die Corona-Pandemie langfristig nicht negativ auf ihre berufliche Laufbahn auswirken wird - und würden sich, wenn sie wieder vor der Wahl stünden, noch einmal für die Immobilienwirtschaft entscheiden.

"Selbstverständlich tangiert die Corona-Krise auch die Immobilienbranche, einige Bereiche durchaus mehr als andere, und es bestehen gewisse Risiken", sagt Farina Lutz, die als selbstständige Immobilienmaklerin tätig ist und an der Hochschule Biberach studiert. "Dennoch hat diese Branche meiner Meinung nach Zukunft und ein enormes Potenzial, weshalb ich meine Entscheidung, diesen Weg eingeschlagen zu haben, nicht bereue", meint sie stellvertretend für viele andere.

Im Branchenvergleich ist die Immobilienwirtschaft in der Corona-Zeit in der Gunst des Nachwuchses sogar gestiegen. Auch weil der Anlagedruck der Investoren sich nicht einfach in Luft aufgelöst hat. Immobilien gelten jetzt noch mehr als sicherer Hafen. Selbst coronabedingte schlechte Nachrichten lassen meist keine Zweifel aufkommen. Ein Beispiel: Der Wohnungsentwickler Instone kassierte die Prognose für 2020 und stellte den Vertrieb eines Projekts in Augsburg aufgrund stockender Nachfrage ein. Schon abgeschlossene Kaufverträge hat er rückabgewickelt. Ein Bachelorstudent von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Holzminden, der Instone in der Arbeitsmarktumfrage 2020 der Immobilien Zeitung (IZ) als Wunscharbeitgeber Nummer eins angegeben hat, bleibt bei seiner Wahl: "Instone hat die Entscheidungen in meinen Augen plausibel begründet, weswegen sich meine Wahrnehmung auf das Unternehmen nicht geändert hat."

"Logistikimmobilien hatte ich vor Corona nur latent auf dem Schirm"

Das mag an der Assetklasse liegen: Wohnen steht mehr denn je für Sicherheit. Andere Nutzungsarten haben einen schwereren Stand: "Vor allem die Assetklassen Retail und Hotel würde ich definitiv als kritischer ansehen, da diese durch die Corona-Krise stark gelitten haben bzw. immer noch stark leiden", sagt Amira Hollweg, die Immobilienmanagement im Master an der HAWK studiert. Handel ist natürlich nicht gleich Handel: "Vor Probleme gestellt werden vor allem Einzelhandelsimmobilien abseits der Ia-Lagen und Shoppingcenter", weiß Masterstudent Mario Sterl von der Universität Regensburg (Irebs). Für Sarah Schwarz ist klar: "Für mich kommt der Lebensmitteleinzelhandel an erster Stelle, da er grundsätzlich systemrelevant war und als Gewinner aus der Krise gehen wird." In der IZ-Umfrage hatte die junge Frau, die im vierten Mastersemester Humangeographie mit dem Schwerpunkt Raumplanung, Raumentwicklung und Raumkonflikte an der WWU in Münster studiert, noch CBRE als ihren Favoriten angegeben. Doch mit der Krise hat sich ihr vorheriger Zweitkandidat Lidl vor den Immobiliendienstleister geschoben.

"Bei Hotels mitzumischen, stelle ich mir äußerst spannend vor"

Hotels haben weiter ihre Fans. Obgleich die Hotellerie wegen des Lockdowns schwer zu kämpfen hat - für Immobilienspezialisten eröffnen sich durch die Umwälzungen, die dem Hotelmarkt prophezeit werden, Chancen. Da ist sich Julius Range, der ebenfalls an der Irebs studiert, sicher: "Hier wird es Insolvenzen geben, die den Markt mit Hotelimmobilien fluten könnten. Die Markenhotellerie wird noch mehr an Einfluss gewinnen. Die Bewertung von Hotelimmobilien wird höhere Risiken einkalkulieren, und die Pachtverträge werden an Krisen angepasst werden müssen. Dort mitzumischen, stelle ich mir äußerst spannend vor." Ein anderer Regensburger Irebs-Student hat gar eine neue Immobilienart für sich entdeckt: "Mich reizen Einblicke in Logistikimmobilien, die ich vor der Corona-Krise nur sehr latent auf dem Schirm hatte."

Und dann ist da noch der Büromarkt, dem viele einen gewaltigen Wandel voraussagen: "Der Bereich Office wird sich bestimmt durch die neuen Möglichkeiten des Homeoffice stark verändern, und ich bin gespannt, wie sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird. Deswegen schaue ich auch auf Investmentunternehmen und hinterfrage deren Strategien seit Corona intensiver", erzählt Hollweg. Bei vielen der Studierenden wecken die möglichen Umwälzungen im Bereich Büro besonderes Interesse. Masterstudent Sterl ist sich sicher: "Die Büroimmobilie wird neu gedacht werden, und digitale Lösungen bekommen einen Schub, sodass sich Smart-Office-Solutions schneller am Markt etablieren könnten." Sterl sollte es wissen: Seine Masterarbeit schreibt er über die Wirtschaftlichkeit intelligenter Büroobjekte.

"Wer schlagartig viele Studierende vor die Tür setzt, verliert an Ansehen"

Bei den Nachwuchskräften verloren haben vor allem Unternehmen außerhalb der Immobilienbranche - die durch den Shutdown oft heftigere Einschnitte zu verkraften hatten als die meisten Immobilienunternehmen. "Automobilhersteller fallen aktuell als Arbeitgeber für mich weg. Vor Corona konnte ich mir das gut vorstellen", sagt Tim Hackenberg, der dieses Jahr seinen Bachelorabschluss in Immobilienwirtschaft an der HfWU Nürtingen-Geislingen macht. Bei Range hat der Umgang mit dem Lockdown die Sicht auf zuvor favorisierte Arbeitgeber negativ beeinflusst. "Bosch und Daimler, die ich zusammen mit Art-Invest angegeben habe, haben auf einen Schlag eine große Anzahl an Praktikanten und Werkstudenten vor die Tür gesetzt. Das halte ich nicht für nachhaltig. Diese Unternehmen haben bei mir an Ansehen verloren." In der Gunst von Alexandra Hell sind insbesondere Unternehmen gesunken, die sich gegenüber ihren Vermietern nicht korrekt verhalten haben: "Es kursierten ja Schlagzeilen, dass manche Großfirmen in der Corona-Krise keine Miete mehr zahlen wollten. Das finde ich überhaupt nicht gut."

Harald Thomeczek

Frauen an die Spitze

Frauen finden sich im Jahr 2020 noch immer selten in der Führung von Immobilienunternehmen.

Frauen finden sich im Jahr 2020 noch immer selten in der Führung von Immobilienunternehmen.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Wolfilser

Karriere 28.05.2020
Frauen sind in der Immobilienbranche keine Seltenheit mehr - auf den Führungsebenen bleiben sie aber etwas Besonderes. Ohne Frauenquote wird das vermutlich auch noch länger so bleiben. ... 

Frauen sind in der Immobilienbranche keine Seltenheit mehr - auf den Führungsebenen bleiben sie aber etwas Besonderes. Ohne Frauenquote wird das vermutlich auch noch länger so bleiben. Dabei tun die Unternehmen sich selbst den größten Gefallen, wenn sie ihre Führungsmannschaften stärker durchmischen: Ihr Gewinn kann im Schnitt zweistellig steigen.

Bei JLL Deutschland führt jetzt eine Frau das Unternehmen, bei DIC Asset seit gut drei Jahren. Eine CFO verantwortet Vonovias Finanzen, Patrizia besitzt eine Investmentchefin und die Aareal Bank hat zwei weibliche Vorstandsmitglieder. Swiss Life Asset Managers (SLAM), die Muttergesellschaft von Corpus Sireo und Beos, betraute vergangenes Jahr eine (damals) 33-Jährige mit dem CEO-Job in Deutschland. Bei der LEG klettert der Frauenanteil im Vorstand mit einer Finanzchefin ab Juli auf 33%. Führungsfrauen, so weit das Auge reicht!

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache

Wer sich die nackten Zahlen anschaut, der stellt allerdings fest: Frauen sind auf den obersten Führungsebenen von Unternehmen der deutschen Immobilienbranche wie eh und je eine Rarität. Ja, ihre Anzahl ist gewachsen. Doch die Männer dominieren immer noch die Vorstands- und Geschäftsführungsetagen. Nicht nur, dass Tina Störmer - wohlgemerkt aus gesundheitlichen Gründen - zurück in die Schweiz gewechselt ist und nun zwei männliche Geschäftsführer an der Spitze von SLAM Deutschland stehen. Anne Kavanagh von Patrizia hat sieben männliche Vorstandskollegen, Annette Kröger sitzt im Executive Committee von Allianz Real Estate neun Herren gegenüber. Apleona hat ein Management Board mit acht Positionen - alle mit Männern besetzt. Deutsche Wohnen: vier Vorstandsposten, vier Männer. Die Zahlen sprechen fast überall die gleiche Sprache.

Die Fakten sind deutlich. Sehr deutlich. Nicht, dass die Immobilienbranche im Vergleich mit anderen Branchen eine Ausnahme wäre - aber sie sticht im negativen Sinne hervor. Keine Frau im Vorstand, und keine Frau im Aufsichtsrat: Immobilienunternehmen sind überproportional stark mit einer doppelten Null vertreten. Von 17 börsennotierten Unternehmen, die auf der "doppelschwarzen Liste" der Allbright-Stiftung stehen, lassen sich sechs oder 35,3% der Immobilienbranche zurechnen (Stand September 2019). Bei einem Immobilienanteil von nur 13% unter den untersuchten Börsenunternehmen (21 von 160) ist das ein hoher Wert.

Unternehmen verschenken bares Geld

Dabei verschenken Unternehmen, die Diversität geringschätzen, Geld. Die Praxis lehrt, dass gemischte Führungsteams bessere Ergebnisse abliefern. Das Peterson Institute for International Economics, ein US-Thinktank, kam z.B. schon 2016 in einer internationalen Studie zu dem Fazit: Firmen mit einem Frauenanteil von mindestens 30% auf der obersten Managementebene machen im Schnitt 15% mehr Gewinn als vergleichbare Unternehmen ohne Frauen im Management. Eine brandaktuelle Studie von McKinsey zeigt: Die Unternehmen mit den höchsten Frauenanteilen im Topmanagement sind mit 25%iger Wahrscheinlichkeit profitabler als die Konkurrenz.

Eine Studie, die PwC im vergangenen Jahr für den Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) erstellte, zeigt: Unternehmen mit einem höheren Reifegrad in puncto Diversität wachsen nicht nur mit großer Wahrscheinlichkeit stärker als der Wettbewerb, sondern sind auch innovativer und freuen sich über zufriedenere Kunden und eine geringere Mitarbeiterfluktuation.

Vor allem die Immobilienbranche weiß die stillen Reserven nicht zu heben

Die Immobilienbranche weiß dieses Potenzial nicht zu heben, besagt die Studie des ZIA. So fehlt in der Mehrheit der 138 von PwC befragten Unternehmen eine klare Verantwortlichkeit für das Thema, und nur in einer kleinen Handvoll Firmen hat die Geschäftsführung mehr Vielfalt zur Chefsache erklärt - was meist nötig ist, um eine echte Veränderung einzuleiten.

Es kommt also nicht von ungefähr, dass mehr als jedes zweite Unternehmen einen Frauenanteil von unter 10% auf der Ebene der Geschäftsführung aufweist, und bei mehr als zwei Dritteln der Frauenanteil auch auf den anderen Führungsebenen unter 30% liegt. Es ist nicht absehbar, dass die Branche demnächst aufholt. Denn viele Immobilienunternehmen sind weiter zurückhaltend mit ehrgeizigen Zielen für Frauenanteile im Vorstand oder der Geschäftsführung.

Ziel Null Prozent Frauen

Viele börsennotierte oder mitbestimmungspflichtige Firmen mit mindestens 500 Arbeitnehmern müssen seit 2015 Zielgrößen für den Aufsichtsrat, das Leitungsorgan und die beiden obersten Führungsebenen unterhalb von Vorstand oder Geschäftsführung festlegen. Mehr als ein Drittel (58) der 160 Gesellschaften im DAX, MDAX und SDAX haben sich zuletzt für den Vorstand das Ziel 0% Frauen gesetzt. Zwei davon, u.a. der Onlinehändler Zalando, sind nach einem Shitstorm zurückgerudert. Von den verbliebenen 56 "Doppelnullen" gehören elf, und damit fast 20%, der Immobilienbranche an.

Die Unternehmen sind um gute Gründe nicht verlegen. Beispielhaft sei der Bauträger Instone Real Estate herausgegriffen. Der Wohnungsentwickler erklärt sein Ziel Null auf Anfrage der Immobilien Zeitung mit der "Vertragsdauer der laufenden Vorstandsverträge" und damit, dass das Unternehmen das aktuelle Vorstandsteam auch darüber hinaus halten wolle. Außerdem sei es doch legitim, "dass jede Position vorwiegend nach Qualifizierung und Kompetenz besetzt werden soll - unabhängig vom Geschlecht oder anderen nicht leistungsbezogenen Kriterien". In der Öffentlichkeit vermittle die Quote Null ein falsches Bild: "Als würde sich ein Unternehmen nicht um Frauenförderung kümmern."

Für Männer gibt es ja quasi schon eine Quote

Anne Tischer, Mitgründerin der Initiative Frauen in Führung (FiF), erklärt, warum ihr die Zielquote Null ein Dorn im Auge ist: "Wenn der Status quo 0% ist, kann das Unternehmen begründen, warum die Wahl - trotz intensiver Suche - z.B. auf genau diese vier Männer gefallen ist. Aber eine Zielquote Null ist ein fatales Signal an die eigenen Mitarbeiterinnen sowie an Kandidatinnen."

Dass der oder die Beste den Job kriegt, ganz gleich, welches Geschlecht, ist nicht unbestritten: "Jede Frau, die seit mindestens zehn, 15 Jahren in der Branche arbeitet, hat schon erlebt, dass nicht immer der oder die Bestqualifizierte den Job bekommt, sondern wer ein gutes Netzwerk hat und denjenigen kennt, der den Job vergibt", sagt Tischer. "Es ist kein Zufall, dass so viele Immobilienunternehmen in der Allbright-Liste die Forderungen nach Diversität nicht erfüllen. Die Immobilienwirtschaft hinkt anderen Branchen um fünf bis zehn Jahre hinterher", konstatiert Karin Barthelmes-Wehr, Geschäftsführerin des Instituts für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft.

"Mit Blick auf das Employer Branding ist ein 0%-Ziel natürlich wahnsinnig ungeschickt"

Sonja Rösch aus dem Management der Agentur PB3C, die auf Immobilienkommunikation spezialisiert ist, ergänzt: "Mit Blick auf das Employer Branding ist ein 0%-Ziel natürlich wahnsinnig ungeschickt." Doch die wenigsten Firmen bringen den Mut auf, den Willen zur Veränderung mit einer Selbstverpflichtung in Gestalt einer Quote zum Ausdruck zu bringen. "Wenn ein Unternehmen etwas wirklich will - z.B. bei der Umsatzentwicklung oder in der Akquise -, setzt es sich messbare Ziele, in der Regel in Form einer Zahl. Alles fängt doch mit dem Commitment an", meint Tischer.

FiF fordert von allen führenden Immobilienunternehmen der verschiedenen Marktsegmente, von der Finanzierung über die Projektentwicklung bis zum Fonds-, Asset- und Property-Management: "Setzt Euch Zielquoten für den Frauenanteil in den obersten drei Führungsebenen und Fristen, innerhalb derer ihr diese erreichen wollt! Bis 2025 soll überall mindestens eine Frau im Vorstand bzw. in der Geschäftsführung sein!" Die Immobilien Zeitung hat Unternehmen, die sich als führend in ihren Marktsegmenten verstehen, nach ihrer Meinung zu dem Forderungskatalog gefragt. Im Wesentlichen zusammengefasst: Wer nicht unbedingt muss, verzichtet meist lieber darauf, sich unbequeme Ziele zu setzen (siehe Tabelle "Unternehmen aus der Immobilienbranche tun sich meist schwer mit freiwilligen Zielvorgaben" weiter unten).

Ohne Quote kaum messbarer Fortschritt

Dass sich ohne Quotenzwang wenig an den herrschenden Verhältnissen ändert, zeigen Zahlen der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR). Für Gesellschaften, die sowohl börsennotiert als auch voll mitbestimmungspflichtig sind, also mehr als 2.000 Mitarbeiter beschäftigen, gilt eine harte 30%-Quote für den Aufsichtsrat. Bei diesen hat der Frauenanteil seit 2015 erheblich zugelegt und beträgt mittlerweile rund 34%. Bei den anderen in den DAX-Segmenten notierten Unternehmen verharrt er nur knapp über 20%. Das wichtigste Indiz dafür, dass sich ohne Quote allenfalls punktuell etwas tut, ist: In den Vorständen, für die allesamt noch keine Quote gilt, bewegt sich der Frauenanteil um die 10%. Im Lager der Unternehmen mit der AR-Quote ist er seit 2015 nur unwesentlich stärker geklettert bzw. liegt kaum höher (10,8%) als im Lager (8,9%) der Unternehmen ohne AR-Quote. "Damit ist eine stabile Männerquote von 90% weiterhin gesichert", bilanziert FidAR.

Nicht umsonst hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) Anfang dieses Jahres einen Gesetzentwurf für eine verschärfte Frauenquote vorgelegt. Dieser sieht vor, dass Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern und mindestens vier Vorstandsmitgliedern künftig mindestens eine Frau im Vorstand haben müssen. Giffey hatte ihre Quote für Vorstände mit dem hohen Anteil von Unternehmen, die sich eine Zielquote Null für den Vorstand setzen, begründet: "Nur mit freiwilligen Bekenntnissen kommen wir nicht weiter."

Frauenquote: Status quo und Zielgrößen
Unternehmen aus der Immobilienbranche tun sich meist schwer mit freiwilligen Zielvorgaben für Frauenquoten - Status quo und Zielgrößen für Frauenanteile auf den operativen Führungsebenen ausgewählter Immobilienunternehmen in Deutschland: zum PDF

An der Quote scheiden sich die Geister. Heike Gündling, früher u.a. COO bei Bilfinger Real Estate und heute Managing Director bei Eucon Digital, ist ganz bei Giffey: "Ich bin für die Quote. Gegen eine schwere Krankheit hilft nur ein schweres Medikament. Wenn man so will, kommen ja auch Männer in der Immobilienbranche oft genug wegen einer - ungeschriebenen - Quote zum Zug: weil sie irgendwann einfach mal dran sind. Nicht jeder Mann in einer Führungsposition macht einen Superjob." PR-Frau Rösch hält dagegen: "Eine Quote bringt nichts. Besser ein mittleres Management für Nachbesetzungen aufbauen. Ich habe in meiner Laufbahn Frauen erlebt, die wegen einer Quote mehrere Hierarchieebenen übersprungen haben - und dann zu kämpfen hatten; sie waren einfach noch nicht bereit."

In den Unternehmen hat die Quote wenige Freunde

Auch die allermeisten Unternehmen zeigen sich wenig begeistert von der Vorstellung fester Frauenanteile für operative Führungsebenen. Swiss Life Asset Managers etwa ist zwar "überzeugt, dass gemischte Teams besser performen". Aber: "Eine starre Quote erachten wir nicht als förderlich." Lieber versuche der Asset-Manager, "durch eine breite Förderung auf allen Ebenen des Unternehmens zu erreichen, dass der Pool von potenziellen Kandidatinnen für Führungsaufgaben immer größer wird und es somit automatisch mehr Frauen in Führungspositionen geben wird." Der Projektentwickler Consus begründet seine Ablehnung einer fixen Zielvorgabe damit, dass eine solche "die ohnehin schwierige Fachkräftesuche weiter einschränken würde". Zudem sei eine Quote auch für die Frauen selbst ein vergiftetes Geschenk: "Unsere weiblichen Führungskräfte haben viele eigene Akzente eingebracht. Dabei mussten sie nicht mit dem Makel von Quotenfrauen kämpfen, sondern werden als qualifizierte Mitglieder des Teams verstanden, sodass die Zusammenarbeit mit den Männern bestens funktioniert."

"Krisen werden gern dafür genutzt, einen Backlash einzuleiten"

Aus Giffeys Quote für Vorstände wird aber ohnehin wahrscheinlich erst einmal nichts. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) drohte laut einem Medienbericht, gegen einen Kabinettsbeschluss zu stimmen. Den Firmen sollten in der Krise weitere Belastungen erspart bleiben. Da ist es fast schon Ironie, dass Altmaiers Ministerium die Schirmherrschaft bei FiF innehat. Gündling warnt: "Krisen werden gern dafür genutzt, einen Backlash einzuleiten. Natürlich hat sich beim Thema Frauen in Führung in der Vergangenheit was getan. Aber speziell die Immobilienbranche ist immer noch sehr männerlastig. Da besteht einfach die Sorge, dass dieses zarte Pflänzchen jetzt in der Krise wieder verdorrt."

Die Krise ist jetzt schon Gift für dieses Pflänzchen. Laut der Hans-Böckler-Stiftung sind Männer und Frauen zwar in etwa gleich stark von Kurzarbeit betroffen. Doch die Frauen haben ihre Arbeitszeit wegen geschlossener Schulen und Kitas deutlich öfter (zusätzlich) reduziert. Dabei setzt sich nicht nur die Arbeitsteilung von vor der Krise fort. Vier von zehn Elternpaaren, die sich die Erziehungsarbeit vorher ungefähr gleich aufteilten, sind zu alten Rollenmustern zurückgekehrt.

"Corona macht die Mängel wieder sichtbar"

Was die Studie anhand von knapp 8.000 Erwerbstätigen zeigt, nimmt Izabela Danner täglich in ihrem Netzwerk wahr. "Die traditionellen Rollen werden wieder oft klassisch gelebt, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht", beobachtet die ehemalige Geschäftsführerin von JLL Deutschland. "Der Mann hängt den ganzen Tag in den Telkos - und die Frau natürlich auch. Denn wer die Verfügbarkeit für den Job nicht gewährleistet, ist ganz schnell weg vom Fenster." Für Frauen ohne Familie ist es vielleicht egal, wenn sie in Corona-Zeiten von morgens bis abends in Zoom-Meetings hängen. "Aber", betont Danner, "wenn kleinere Kinder da sind, dann läuft die Versorgung vorrangig bei den Müttern mit. Für viele ist die Belastung unerträglich geworden."

Danner erzählt von berufstätigen Frauen aus ihrem Bekanntenkreis: "Sie fangen teils um 5 Uhr morgens an - und wenn die Kinder schlafen, müssen sie aufholen, was sie den Tag über nicht geschafft haben. Corona macht die Mängel unserer Arbeitswelt wieder sichtbar - und vor allem klar, dass der Job nicht aus dem persönlichen Kontext herauslösbar ist." So manche Frau droht karrieretechnisch abgehängt zu werden: "Viele Entscheidungen müssen in der Krise schnell getroffen werden; da greift man automatisch zur starren Hierarchie oder zu denen, die rund um die Uhr verfügbar sind. Und das sind in unserer Branche besonders oft Männer."

Wie viele Frauen an der Spitze von Immobilienfirmen stehen, zeigt unsere IZ-Tabelle.

Details zur Initiative unter: www.frauen-in-fuehrung.info

Harald Thomeczek

Der Nachwuchs votiert für JLL

Die drei beliebtesten Arbeitgeber - JLL, CBRE und Beos - vereinen knapp 25% aller Stimmen auf sich.

Die drei beliebtesten Arbeitgeber - JLL, CBRE und Beos - vereinen knapp 25% aller Stimmen auf sich.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: iracosma, Bearbeitung: IZ

Karriere 04.07.2019
Der Immobilienberater JLL bleibt der Wunscharbeitgeber von Studenten mit Immobilienbezug. Im aktuellen Arbeitgeberranking der Immobilien Zeitung (IZ) verteidigt der Seriensieger erneut den ... 

Der Immobilienberater JLL bleibt der Wunscharbeitgeber von Studenten mit Immobilienbezug. Im aktuellen Arbeitgeberranking der Immobilien Zeitung (IZ) verteidigt der Seriensieger erneut den Platz an der Sonne. Doch der Vorsprung auf die Verfolger schmilzt gewaltig. Meister der Herzen ist Beos.

Zum sage und schreibe achten Mal in Folge hat es JLL auf den ersten Rang im IZ-Arbeitgeberranking geschafft. Bleibt die Pole Position bis auf Weiteres auch dem Dauerfavoriten vorbehalten, so hat sich auf den Plätzen dahinter viel getan. Vor allem die direkten Verfolger von JLL haben kräftig aufgeholt. Der Seriensieger spürt den heißen Atem von CBRE, Beos und BNP Paribas Real Estate (BNPPRE) im Nacken.

CBRE, letztes Jahr noch Vierter, hat sich auf den zweiten Platz vorgeschoben und damit quasi mit dem Zweitplatzierten des Vorjahres, Corpus Sireo, die Plätze getauscht. Corpus Sireo büßte ebenso wie JLL spürbar Punkte ein. Der dritte Platz gehört wie im vergangenen Jahr dem Asset-Manager und Projektentwickler Beos. (Zum kompletten Top-Ten-Ranking samt Vorjahresplatzierungen und Arbeitgeberporträts.)

Beos ist, wenn man so will, Meister der Herzen. Das Berliner Unternehmen hat mit weitem Abstand die meisten Erstplatzierungen vorzuweisen, nämlich 24. Zum Vergleich: Gewinner JLL kommt nur auf 19 Studenten, die ihn zu ihrem Topfavoriten küren. Zur Erklärung: Die Studenten konnten bei der Befragung durch die Immobilien Zeitung und Immo Media Consult bis zu drei Wunscharbeitgeber in priorisierter Reihenfolge angeben, wofür dann drei, zwei bzw. ein Punkt(e) vergeben wurde(n).

Eine interessante Sprache sprechen auch andere Teilrankings. Geht es allein nach weiblichen Studierenden, hat Beos ebenfalls die Nase vorn. Bei Universitätsstudenten ist Beos sogar geschlechterübergreifend Favorit - und JLL nur Dritter hinter CBRE. Auch Masterstudenten wollen später am liebsten für Beos arbeiten, JLL ist in diesem Teilranking wiederum nur Dritter hinter CBRE. Dafür führt JLL das Feld bei FH-Studenten an, vor CBRE und Beos. Bachelorstudenten tendieren ebenfalls mehrheitlich zu JLL, dahinter kommen CBRE und BNPPRE.

JLL verliert an Boden

Dieses Jahr gaben insgesamt 209 Studenten ihre Stimme ab, im vergangenen Jahr waren es noch 221. Der JLL-Fanblock ist dabei überproportional geschrumpft: Bekam JLL im vergangenen Jahr noch 58 Stimmen, sind es jetzt nicht mehr als 48. So stolz JLL trotzdem auf seinen achten Sieg in Serie sein darf: Der Vorsprung schmilzt beträchtlich. Dieses Jahr sammelte der Sieger 104 Punkte ein - 26% weniger als im Vorjahr (2018: 141). Damals bekam JLL fast doppelt so viele Punkte wie der Zweite Corpus Sireo mit 72 Zählern. Nun steht JLL von beiden Seiten unter Druck: Weil das Unternehmen nicht nur selbst deutlich an Boden verlor, sondern auch CBRE und Beos enorm aufholten und auf 89 bzw. 88 Punkten zulegten, wird es an der Spitze langsam eng.

Um noch etwas mehr Wasser in den Wein zu gießen: Den 48 JLL-Anhängern stehen nicht weniger als 28 Studenten gegenüber, die laut Umfrage für JLL ausdrücklich nicht arbeiten wollen. Das ist der mit Abstand höchste Wert an Antipathiebekundungen. Zum Vergleich: Der Zweitplatzierte im "Antiranking", Engel & Völkers, bringt es nur auf elf Gegenstimmen, und alle anderen genannten Unternehmen bekommen nur ganz vereinzelt die rote Karte gezeigt.

BNPPRE und CBRE legen kräftig zu

Während JLL vor diesem Hintergrund eher zu den Absteigern des IZ-Arbeitgeberrankings 2019 zu rechnen ist, gehört BNPPRE zu den großen Gewinnern. Kein Unternehmen aus den Top Ten hat, in Relation zur Vorjahrespunktzahl, so kräftig zugelegt wie die Immobilientochter der französischen Großbank BNP Paribas. Im Vorjahr waren die Franzosen noch Zehnter. Bemerkenswert ist dabei zweierlei: Erstens hat BNPPRE ebenso wie CBRE und Beos trotz leicht gesunkener Teilnehmerzahl ein dickes Plus erzielt. Und: Mit BNPPRE, CBRE und JLL stehen dieses Jahr gleich drei Immobilienberater bzw. Transaktionsvermittler unter den Top Five.

Auf Platz sechs folgen zwei punktgleiche Unternehmen: Drees & Sommer, im Jahr 2018 noch auf Platz fünf gelandet, und der Investmentmanager Patrizia, der schon im vergangenen Jahr diesen Rang innehatte. Der diesjährige Achte heißt Cushman & Wakefield und ist der einzige Neueinsteiger in den Top Ten (2018: Platz 14). Dafür ist Art-Invest, letztes Jahr noch der einzige Newcomer, wieder aus den Top Ten rausgeflogen. Komplettiert werden diese von ECE und Union Investment. Beide Unternehmen verschlechtern sich leicht: ECE rutscht von Rang acht auf Platz neun, Union Investment von Position neun auf Rang zehn.

Die Top Ten vereinigen die Hälfte aller vergebenen Punkte auf sich

Wie in der Immobilienbranche einige wenige Unternehmen die Arbeitgeberwahrnehmung der Studenten dominieren, zeigen folgende Zahlen: Die aktuellen Top Ten kommen zusammen auf fast die Hälfte aller vergebenen Punkte, und die ersten 25 vereinigen knapp zwei Drittel aller Zähler auf sich. Dabei waren die Studenten tatsächlich gar nicht so einfallslos: Insgesamt 164 Namen tauchen in den Antwortbögen auf. Doch für die meisten Firmen reicht es nur zu einer homoöpathischen Punktedosis. Eine zweistellige Punktzahl erhielten nur 21 Firmen. Außer den Top Ten sind das: Deka (21 Punkte), Ernst & Young (20), Art-Invest (18), die HIH-Gruppe und Signa (beide 14), Daimler und Vonovia (jeweils 13), Commerz Real und Strabag (je 11) sowie Deutsche Bank und Instone Real Estate (beide 10).

Die Studenten vergeben ihre Stimmen aus sehr unterschiedlichen Motiven. Dauersieger JLL punktet bei den akademischen Nachwuchskräften vor allem mit seiner Internationalität und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten zum konzernübergreifenden Austausch. Auch die Karriereperspektiven, die ein internationaler Großkonzern zu bieten hat, ziehen Studenten an. Dies bezieht sich nicht nur auf die Aussichten innerhalb der Konzerngrenzen, sondern auch darüber hinaus: JLL biete "einen guten Startpunkt in die Immobilienbranche durch ein gut ausgebildetes Netzwerk", begründet z.B. ein Student seine Wahl.

JLL und CBRE überzeugen mit internationalem Flair

Silbermedaillengewinner CBRE überzeugt wie JLL in erster Linie mit seinem internationalen Flair. Das Unternehmen biete "ein internationales Arbeitsumfeld, welches es erlaubt, über die Grenzen Deutschlands hinaus zu arbeiten", formuliert ein Umfrageteilnehmer etwas umständlich. Wichtig ist vielen CBRE-Fans auch die Übereinstimmung ihrer Neigungen mit den vielfältigen Tätigkeitsfeldern, die ein Big Player zu bieten hat. Die Karriereaussichten und das Unternehmensimage sind ebenfalls nennenswerte Motive.

Bei Beos fällt auf, dass besonders viele Anhänger sagen: "Das Tätigkeitsfeld stimmt mit meinen Wünschen überein." Projektentwicklung und Asset-Management gehören laut der diesjährigen IZ-Arbeitsmarktumfrage, die sich u.a. auch um Gehaltswünsche, Jobchancen oder präferierte Tätigkeitsbereiche drehte, zu den drei beliebtesten Spielfeldern für Immobilienspezialisten (siehe "Der Nachwuchs will mehr vom Kuchen", IZ 21/19).

Beos kennen besonders viele Studenten persönlich

Außerdem sticht bei Beos ins Auge, dass viele Studenten, die das Unternehmen gewählt haben, persönlich mit ihm Bekanntschaft geschlossen haben, beispielsweise als Praktikant oder Werkstudent, und von der Unternehmenskultur, dem Teamspirit und der Arbeitsatmosphäre angetan sind. Ein Student lobt an Beos etwa druckreif die "spannenden und herausfordernden Tätigkeiten", "das selbstständige Arbeiten", "flexible und nicht zu starre Strukturen, die das Ausarbeiten von kreativen und innovativen Lösungsansätzen ermöglichen", ein "sehr gutes Arbeitsklima und Arbeitsumfeld" sowie "flache Hierarchien".

Wer jetzt sagt: So what, das sind doch nur die Meinungen von Studenten?, verkennt, dass es sich bei den Befragten um die Leistungsträger und Führungskräfte von morgen handelt oder zumindest handeln könnte. Wer den Studenten nicht ehrt, ist des Professionals nicht wert. Wer dauerhaft gute Mitarbeiter benötigt, ist gut beraten, nicht erst bei einer Vakanz mit dem Employer Branding anzufangen.

Nur wer trommelt, kann gehört werden

Und Personal benötigen derzeit schließlich praktisch alle Immobilienunternehmen. Sowohl für bestehende Geschäftsbereiche wie auch für neue Geschäftsfelder, die die Firmen erschließen wollen: BNPPRE baut gerade das Thema Residential Investment aus. "Da haben wir schon einige zusätzliche Kollegen in den vergangenen zwölf Monaten eingestellt. Das Segment ist auch für Junioren interessant", berichtet Philipp Benseler, Head of Human Resources von BNPPRE.

Auch Cushman & Wakefield stößt in diesen Bereich vor. In diesem Frühjahr hat das Unternehmen in Hamburg ein lokales Residential-Investment-Team installiert. "Das könnte auch ein Modell für andere Standorte sein", sagt Deutschlandchef Yvo Postleb. Außerdem will Cushman & Wakefield in Düsseldorf - dort ging Ende 2018 ein Bürovermietungsteam, das aus vier ehemaligen JLL-Leuten bestand, an den Start - in absehbarer Zeit auch im Investmentgeschäft mitmischen.

Nur wer trommelt, kann gehört werden. Die beliebtesten Arbeitgeber von Studierenden mit Immobilienbezug stehen auch deshalb oben, weil sie in puncto Hochschulmarketing ausgesprochen rührig sind: Sie treten auf Jobmessen und Hochschultagen auf und zeigen in Workshops, bei Vorträgen und an Kaminabenden Gesicht. Diese Immobilienunternehmen pirschen sich über die sozialen Medien, auf Adventure Events oder bei Recruiting Dinners an den Nachwuchs heran. Sie laden die Studenten zu sich ein. Sie vergeben Praktika, Werkstudentenjobs und duale Studienplätze. Sie halten auch zu Praktikanten noch Kontakt, wenn diese ihr Praktikum längst abgeschlossen haben. Und sie geben auch Einsteigern Jobs - und Verantwortung.

Viele haben keinen Favoriten

Zur Methodik des Wunscharbeitgeberrankings: Die Studenten konnten bis zu drei Unternehmen in priorisierter Reihenfolge nennen. Vielen Befragten fiel allerdings kein einziger Name ein - oder sie haben keinen Favoriten, dem sie später ihre Arbeitskraft schenken möchten. Fakt ist: An der diesjährigen Arbeitsmarktbefragung der IZ - die nicht nur das Wunscharbeitgeberranking, sondern darüber hinaus viele weitere Themen beinhaltet - nahmen insgesamt 358 Studenten (Vorjahr 418) mit Immobilienbezug teil. Nur 209 von ihnen nannten einen oder mehrere Wunscharbeitgeber. Sprich: Rund 42% der Teilnehmer haben keinen Favoriten. Eine Nennung als Topkandidat brachte dem jeweiligen Unternehmen drei Punkte, ein zweiter Platz bedeutete zwei Zähler, und wer von einem Studenten als drittliebster Arbeitgeber genannt wurde, erhielt noch einen Punkt. So kam das finale Arbeitgeberranking zustande. Die 48 Nennungen von Champion JLL splitten sich z.B. auf in 19 erste (= 57 Punkte), 18 zweite (= 36 Zähler) und elf dritte Plätze (= elf Punkte), macht unterm Strich eine Punktzahl von 104. hat

Zum kompletten Top-Ten-Ranking samt Vorjahresplatzierungen und Arbeitgeberporträts.

Anke Pipke,Harald Thomeczek