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Lauter glückliche FM-Absolventen

Die Absolventen haben sich diese Formation selbst ausgedacht. Ob das V für Victory stehen soll?

Die Absolventen haben sich diese Formation selbst ausgedacht. Ob das V für Victory stehen soll?

Quelle: HWR-Kurs TFM 2015

Karriere 28.02.2019
Know-how im technischen Facility-Management (TFM) ist gefragt. Die Absolventen des ersten dualen TFM-Studiengangs an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin wurden von den ... 

Know-how im technischen Facility-Management (TFM) ist gefragt. Die Absolventen des ersten dualen TFM-Studiengangs an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin wurden von den Partnerunternehmen mit Kusshand übernommen. Wenn sie nicht gleich mehrere Eisen im Feuer hatten. Doch nicht alle Studienanfänger halten bis zum Ende durch.

Die Praxispartner haben größere Schwierigkeiten damit, Ingenieure zu rekrutieren als Kaufleute mit FM-Wissen." So begründete Andrea Pelzeter, Fachleiterin des Studiengangs an der HWR, vor vier Jahren im Gespräch mit der Immobilien Zeitung, weshalb die Hochschule den Fokus des damaligen dualen Bachelorstudiengangs BWL mit FM-Vertiefung vom kaufmännischen Richtung technisches Wissen verschob.

Die 20 Absolventen des Premierenjahrgangs erhielten Ende 2018 ihre Abschlussurkunden mit dem akademischen Grad Bachelor of Engineering. Einer von ihnen ist Stefan Bicking. Der 29-Jährige hat nach Abitur und Grundwehrdienst einen Abschluss als Wirtschaftsingenieur im Bereich Energiewirtschaft gemacht. Wie so viele damalige Kommilitonen fand er aber nach dem Studium keine Stelle: "Ich habe schon im vierten, fünften Semester gemerkt, dass die Jobaussichten nicht mehr so toll waren."

Mit technischem Facility-Management klappte es besser. Bicking schickte nur eine einzige Bewerbung ab - und hatte den dualen Studienplatz beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen, kurz: BLB NRW. Der Landesbetrieb gab Bicking zu Beginn eine einjährige Übernahmegarantie. Sollte er eine bestimmte Abschlussnote erreichen, würde diese in einen unbefristeten Vertrag ausgeweitet. "Das habe ich geschafft", erzählt er lächelnd.

Der BLB NRW ist Eigentümer fast aller Landesliegenschaften und vermietet diese an die Nutzer, also Landesbehörden und andere Einrichtungen des Landes. Bicking ist für den technischen Gebäudebetrieb in acht Gerichtsgebäuden zuständig.

TFM fand Bicking anstrengender als sein erstes Studium. Das Intensivstudium an der HWR dauert, inklusive der je dreimonatigen Praxisphasen, nur sechs - und nicht sieben - Semester. Die dichte Taktung zu bewältigen, war für ihn eher "eine Frage des Fleißes, nicht des Intellekts". Allerdings hatte er auch den Vorteil, dass er technisch vorgeprägt war. Das waren nicht alle Kommilitonen: Von den gut 30 Studienanfängern, die im Herbst 2015 die Premiere des umgestellten Studiengangs erlebten, stieg ein Drittel vorzeitig aus. "Bei vielen passte es fachlich nicht - sie waren technisch nicht auf der Höhe. Oder es fehlte der Wille, sich da reinzuarbeiten", erinnert sich Philipp Sartison, ein Kommilitone von Bicking, der wie dieser bis zum Schluss durchhielt.

Drum prüfe, wer mit einem dualen TFM-Studium liebäugelt: "Das Grundverständnis ist wichtig. Wie funktioniert eine Maschine generell? Was ist Strom? Eine technische Ausbildung ist nicht zwingend erforderlich, eine Ausbildung an sich aber schon hilfreich", ist Sartison überzeugt. Wer vorher schon gearbeitet, Hierarchien kennengelernt habe und es gewohnt gewesen sei, Tagesgeschäft zu erledigen, lege dann auch im Studium "mehr Drive" an den Tag.

Drive bewies auch Sartison: Jedes Semester absolvierte er die Praxisphase an einem anderen Standort. "Hamburg, Hannover, Dortmund, Bochum, Berlin", zählt der 27-Jährige auf. So hatte er sich das selbst gewünscht. Die Wahl des Praxispartners fiel auf die RGM, weil sie ihm diese Standortwechsel ermöglichte. "Zusagen hatte ich mehrere."

Vor dem Studium hatte Sartison bei der Lufthansa eine Ausbildung zum Informationselektroniker gemacht. An der HWR lernte er das technische Innenleben von Immobilien kennen - und nicht nur das: "Ingenieursdenke", "Probleme lösen", "beurteilen, ob ein Kundenwunsch sinnvoll ist oder nicht", das sind die Stichworte, die Sartison einfallen, wenn man ihn fragt, ob das Studium ihn gut auf seinen heutigen Job vorbereitet hat.

Jetzt ist Sartison technischer Leiter in der Region Nord beim FM-Dienstleister ISS und führt 40 Kollegen. Zuständig ist er zurzeit vor allem für ein Verwaltungsgebäude des Energieversorgers Vattenfall in Hamburg, das Arne-Jacobsen-Haus (das Vattenfall kürzlich verkaufte, um in einen Neubau zu ziehen). Einen seiner heutigen ISS-Kollegen lernte er als Dozenten im TFM-Studium kennen: "Ich habe mich dort beworben und bin auf einer sehr guten Position gelandet." Insgesamt hatte er gleich drei Eisen im Feuer.

Einen Job nach seinem Geschmack hat offenbar auch ein Absolvent gefunden, der nicht in der Zeitung genannt werden möchte. Was schade ist, weil er doch, wie er sagt, "immer schon hier arbeiten wollte". Als Spezialist für Energiebedarfsplanung darf der 22-Jährige seiner Leidenschaft frönen: Tag ein, Tag aus mit Zahlen zu jonglieren. Seine Mission: Gemeinsam mit Energiebeauftragten in den Regionen ermittelt der junge Mann den Energiebedarf von rund 5.400 Liegenschaften in Deutschland - und soll vor allem herausfinden, wo sich wie Energie einsparen lässt. Wenn man z.B. die Beleuchtung von Leuchtstofflampen auf LED umstellt, "kann das bis zur Hälfte Energie und Geld sparen", hat er ausgerechnet.

Zweifel, dass er nach dem Studium nicht übernommen würde, hatte der junge Mann zu keiner Sekunde. Auch für Wojciech Vorreiter (25), der vorher zwei Ausbildungen zum gebäudetechnischen Assistenten und zum Metalltechniker gemacht hatte, war im Studium "von Anfang an klar, dass ich bei Dussmann übernommen werde, wenn ich gut ankomme". Andere Studenten hätten die gleichen Signale bekommen. "Der Markt braucht Leute ohne Ende." Andere Firmen versuchten, ihn über ehemalige Kommilitonen abzuwerben. Vorreiter widerstand. Gutes Geld verdient er auch bei Dussmann.

Als Junior Specialist Data and Risk Management führt Vorreiter bundesweit Bestandsaufnahmen gebäudetechnischer Anlagen durch und bewertet diese Anlagen sowie dazugehörige Unterlagen. "Ich wollte nicht gleich nach dem Studium zu viel Verantwortung übernehmen." In ca. einem Jahr, schätzt er, kann er selbstständiger arbeiten und wird nicht mehr so viel Unterstützung von seinem Chef brauchen. Auf sein Gehalt, ist er sich sicher, wird sich das nicht negativ auswirken.

Harald Thomeczek

Prof. Dr. Andrea Pelzeter

Köpfe 06.01.2011
Prof. Dr. Andrea PelzeterProf. Dr. Andrea Pelzeter verbrachte ihre Kindheit in Ulm, bevor es sie für ein Architekturstudium nach Stuttgart zog. Der Einstieg in das Berufsleben erfolgte beim ... 

Prof. Dr. Andrea PelzeterProf. Dr. Andrea Pelzeter verbrachte ihre Kindheit in Ulm, bevor es sie für ein Architekturstudium nach Stuttgart zog. Der Einstieg in das Berufsleben erfolgte beim Architekturbüro ELW. Nach der Geburt ihrer beiden Töchter arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin an der ebs Immobilienakademie, absolvierte ein Aufbaustudium zum Immobilienökonom (ebs) und promovierte zu den Lebenszykluskosten von Immobilien. Danach gründete sie ihr eigenes Beratungsunternehmen Pelzeter.Lebenszyklusmanagement. 2007 wurde sie an die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin berufen. Dort ist die heute 45-Jährige Fachleiterin Facility Management. In ihrer Freizeit stehen Joggen, Tanzen (Standard) und Skifahren auf dem Programm. Zudem ist sie Mitglied bei immoebs, gif und Gefma. Pelzeter ist verheiratet.

Bitte beschreiben Sie Ihr Haus.

Wir wohnen in einer Doppelhaushälfte im Bezirk Zehlendorf von Berlin. Auf drei Etagen und ca. 200 m2 genießen wir einen Blick auf den Wannsee, auf einen Park und auf einen Teich in unserem Garten. Die Architektur des 2002 erbauten Hauses ist modern und schlicht. Besonders gefällt mir die Fassade aus schmalen Klinkersteinen.

Was muss das perfekte Haus unbedingt haben?

Einen Kamin, dazu raumhohe Türen und Fenster mit Ausblick.

Womit haben Sie als Erwachsener zum ersten Mal Geld verdient?

War ich als Studentin schon erwachsen? Nach dem Studium habe ich mein Geld als freie Architektin verdient.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienbranche gefunden?

Von der Architektur zur Immobilienökonomie führte mich ein Gespräch am Sandkasten meiner Kinder. Der Wunsch zur Promotion gab dann den nötigen Antrieb, ein Aufbaustudium zum Immobilienökonom (ebs) das nötige Fachwissen.

Was braucht man, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Die Achtung meiner Studenten erarbeite ich mir durch spannende Aufgaben mit realen Auftraggebern. In der Forschung dagegen zählen ein Gespür für aktuelle Themen, saubere Durcharbeitung und fleißiges Veröffentlichen.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Ich lade Freunde zu mir nach Hause ein und koche für sie.

Was stört Sie in der Immobilienbranche am meisten?

Mich stört, dass Prognosen im DCF (Discounted Cashflow) gerne bis auf die dritte Stelle hinter dem Komma genau gerechnet werden, ohne dass die darin liegende Unsicherheit "bekannt" wird.

Und was finden Sie besonders gut?

Dass derzeit ein ernsthaftes Bemühen um Nachhaltigkeit erkennbar ist.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Modedesigner: als Abiturientin habe ich mich für Architektur und gegen Mode entschieden.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Die Gebrüder-Grimm-Bibliothek der HU in Berlin: wundervoller Innenraum.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen?

Alle lieblos gestalteten Wohnhochhäuser der 70er: das sind enge und dunkle Energieschleudern.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Vorurteile; beruflich: enges Denken, die Behauptung, dass es nur eine einzig richtige Lösung gäbe.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Ich würde gerne öfter in Kunstausstellungen gehen.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs?

Jailhouse Rock (Elvis Presley).

Welche kürzlich besuchte Veranstaltung hat Ihnen besonders gut gefallen?

14. Sinfonie von Schostakowitsch, gespielt von den Berliner Philharmonikern: sehr poetisch, perfekt intoniert und gesungen.

In welcher Lokalität kann man Sie häufiger treffen?

Im "Kuchi", Kantstraße, Berlin.

Mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie gerne einmal einen Abend verbringen?

Olafur Eliasson: in seiner Kunst verbindet er Symbole, Emotionen und städtische Lebenswelt zu einem faszinierenden Erlebnis.

IZ