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Thomas Willms verlässt Steigenberger

Steigenberger Hotels gehört zur Deutschen Hospitality, deren CEO Thomas Willms überraschend Ende September sein Amt auf eigenen Wunsch abgibt.

Steigenberger Hotels gehört zur Deutschen Hospitality, deren CEO Thomas Willms überraschend Ende September sein Amt auf eigenen Wunsch abgibt.

Quelle: imago images, Urheber: Dirk Sattler

Köpfe 28.08.2020
Die Deutsche Hospitality kommt nach der Übernahme durch die chinesische Hotelgruppe Huazhu nicht zur Ruhe. Ein Erdbeben erschüttert die Unternehmensspitze, es gibt Spekulationen um die ... 

Die Deutsche Hospitality kommt nach der Übernahme durch die chinesische Hotelgruppe Huazhu nicht zur Ruhe. Ein Erdbeben erschüttert die Unternehmensspitze, es gibt Spekulationen um die neue Führung.

Von Rolf Westermann

Rund drei Jahre nach seinem Einstieg bei der Deutschen Hospitality (DH) verlässt CEO Thomas Willms Ende September das Unternehmen. Ein Nachfolger wurde noch nicht bestellt, das soll in den kommenden Wochen geschehen. Für die nächste Zeit übernimmt Chief Financial Officer Matthias Heck kommissarisch das Steuer, längstens jedoch bis zum Jahresende, denn dann wird Heck nach den bisherigen Planungen aus Altersgründen ausscheiden.

Das wurde am Donnerstag nach einer Aufsichtsratssitzung bekannt. Willms habe um Auflösung seines Vertrags gebeten, hieß es für Außenstehende völlig überraschend. Der Aufsichtsratsvorsitzende André Witschi äußerte Respekt für die Entscheidung und lobte Willms als "international bekannten und geschätzter Hotelier". Aber ein klar nachvollziehbarer Grund für den Rückzug des in der Öffentlichkeit sympathisch agierenden Managers wurde nicht genannt. "Meine Aufgabe bei der Deutschen Hospitality ist nun erfüllt. Ich freue mich jetzt, zu sehen, wie die DHfamily mit Vision, Perfektion und Passion ihren Transformationsprozess weiter gestaltet", erklärte Willms in der Pressemitteilung. In einer persönlichen Nachricht schrieb er, dies sei nicht als Abschied zu verstehen, sondern als Aufbruch in eine neue Zeit.

Für die Nachfolge kursieren mehrere Namen. Die ahgz hat einen Favoriten, aber noch ist nichts in trockenen Tüchern. Wir informieren Sie demnächst darüber.

Karten neu gemischt

Die Fäden zieht im Hintergrund Aufsichtsratschef Witschi, der früher selbst CEO bei Steigenberger war. Nach der Übernahme des Konzerns durch den ägyptischen Unternehmer Hamed El Chiaty vor rund zehn Jahren hatte Witschi das Unternehmen verlassen. Als El Chiaty im November vergangenen Jahres Steigenberger an die chinesische Konkurrenz Huazhu verkaufte, wurden die Karten neu gemischt.

Huazhu hat rund 5700 Hotels in China und will mit dem Zukauf außerhalb des Heimatmarktes expandieren sowie Anschluss an das Luxussegment gewinnen. Gründer des Unternehmens ist Ji Qi, ein charismatischer und erfolgreicher Selfmademan. Er hat drei Unternehmen ins Leben gerufen, die mehr als zehn Milliarden US-Dollar Umsatz erzielt haben. Dagegen wirkt Steigenberger wie ein kleiner Bruder. In der Dachgesellschaft Deutsche Hospitality des 90 Jahre alten Konzerns sind rund 120 Hotels mit fünf Marken enthalten.

Als die Übernahme Ende 2019 über die Bühne ging, trat Min ("Jenny") Zhang ins Rampenlicht, die bei Huazhu dort sieben Jahre als Finanzchefin gedient hatte und später Geschäftsführerin wurde. Sie sorgte in den Medien für Aufsehen. "Diese Chinesin kauft für 700 Millionen Euro die Steigenberger-Hotels", hieß es etwa im Handelsblatt. Zhang trat in den DH-Aufsichtsrat ein und war beim Internationalen Hotel Investment IHIF Forum im März dieses Jahres in Berlin als Podiumsteilnehmerin zusammen mit Thomas Willms avisiert. Wegen der Corona-Pandemie musste das IHIF allerdings abgesagt werden.

Wechsel im Aufsichtsrat

Anfang April erhielten die Mitarbeiter der Deutschen Hospitality ein einfühlsames Schreiben von Jenny Zhang aus Schanghai. "Wenn Sie diesen Brief erhalten, sind wahrscheinlich viele von Ihnen zu Hause", schrieb die damalige Huazhu-Vorstandschefin. "Basierend auf den Erfahrungen, die Huazhu in den letzten zehn Wochen gemacht hat, möchte ich Ihnen meine Ansichten und Handlungsempfehlungen mitteilen und Sie hoffentlich ein wenig aufmuntern, dass am Ende des Tunnels Licht zu sehen ist."

Dann gab es Ende April eine Aufsichtsratssitzung, bei der der langjährige Vorsitzende des Gremiums und frühere TUI-Chef Ralf Corsten im Alter von 78 Jahren verabschiedet wurde. Den Posten übernahm einer der erfahrensten Hotelmanager Europas: Der Schweizer André Witschi. Er war viele Jahre lange beim größten europäischen Hotelkonzern, Accorhotels, in führenden Positionen, unter anderem Vizepräsident Europa, Mitglied des Vorstands von Accor S.A. und CEO von Accor Deutschland. Danach wechselte Witschi zu Steigenberger und war dort von 2008 bis 2010 ebenfalls CEO. Witschi wurde von der ahgz als Hotelier des Jahres ausgezeichnet und hat durch seine Arbeit in Aufsichtsräten – etwa bei den Romantik Hotels und der Sausalitos GmbH – intime Kenntnis der Branche von innen. Seit 1999 war er zudem Mitglied und seit 2011 Präsident des Stiftungsrates der Ecole hôtelière de Lausanne.

Wo ist Jenny Zhang?

Nicht nur an der Spitze des Aufsichtsrats gab es einen Wechsel: Für Min Zhang übernahm Firmengründer Ji Qi den Sitz und sie verschwand von der Steigenberger-Bühne. Zuvor hatte es stets geheißen, die Chemie zwischen dem Gründer und der aufstrebenden Zhang habe von Anfang an gestimmt. Doch warum Jenny Zhang bei der Deutschen Hospitality nicht mehr mit an Bord ist, scheint selbst das Management nicht zu wissen oder will es nicht sagen. Auf Nachfrage bei internen Kreisen heißt es nur: "So viel Chinesisch verstehen wir nicht." Bei Huazhu wird sie nun als "Executive Vice Chair-Dame" geführt.

Ji Qi ist kein gewöhnlicher Unternehmer und hat in seinem Buch "The Founder's Notes" seine Gedanken zu Himmel und Erde, Wirtschaft und Menschheit, Philosophie und Buddhismus zusammengefasst. Er schildert seine dunkelsten Stunden als Student sowie als Gründer seiner Firma Home Inn und wie ihn Mozarts Sinfonie Nr. 31 rettete. Business ist keineswegs alles für ihn. Aber für viele ist er schwer einschätzbar. Witschi kennt ihn schon seit vielen Jahren und deshalb war es für Insider keine Überraschung, dass er als Aufsichtsratschef von Steigenberger angefragt wurde.

Willms war lange optimistisch

Thomas Willms hatte die monatelangen Verhandlungen mit Huazhu intensiv begleitet. Trotz der langen Verhandlungen drang kein Wort an die Öffentlichkeit und nach dem Abschluss zeigte er sich optimistisch: "Die Huazhu Group übernimmt mit der Deutschen Hospitality ein wirtschaftlich starkes Unternehmen mit fünf Marken und wird eng mit den Mitarbeitern, Eigentümern und Geschäftspartnern zusammenarbeiten", sagte er im November 2019 der ahgz. "Ich persönlich freue mich sehr, auch zukünftig als CEO Teil der weiteren Entwicklung der Deutschen Hospitality zu sein. Unsere Expansionspläne zielen darauf ab, das globale Portfolio bis 2024 auf 250 Hotels zu erweitern." Willms wurde mit einem neuen Dreijahresvertrag ausgestattet, doch irgendwann muss das Verhältnis abgekühlt sein. Nun unterzeichneten beide Seiten in letzter Minute den Auflösungsvertrag, vermutlich mit einer hohen Abfindung.

Über die Gründe lässt sich derzeit nur spekulieren. Vielleicht liegt es am Expansionstempo. Während für Deutschland die Verdoppelung des Hotelportfolios eine kühne Ankündigung ist, sehen die Chinesen die Entwicklungsgeschwindigkeit völlig anders. Angeblich sind bei Huazhu fast 2000 Hotels in der Pipeline. Bei Steigenberger hingegen steht den schnell wachsenden Marken Intercity und Zleep Hotels eine langsame Entwicklung bei Jaz in the City gegenüber. Und die Häuser sind insgesamt vom Standard her recht unterschiedlich.

"Zwei getrennte Firmen"

Huazhu gehört zu den am stärksten digitalisierten Hotelunternehmen und profitiert in diesen Zeiten von der Technologie, die Kontakte mit Flächen und Personen reduziert, verbucht höhere Auslastungen als die Konkurrenz. Ob Ji Qis mit der Entwicklung unzufrieden war, ist schwer einzuschätzen. In seinem Buch schreibt er jedenfalls über seine Jugend, in der er egoistisch gewesen sei und sich als Sonne gesehen habe. "In der Vergangenheit war ich viel zu ungeduldig", kritisiert er sich selbst. Er habe als cholerisch gegolten. Erst später habe er erkannt, dass es besser sei, empathisch und tolerant zu sein. Welchen Einfluss das auf seine geschäftlichen Entscheidungen hat, ist jedoch unklar.

Die Chemie zwischen dem charismatischen Firmengründer Ji Qi und dem im norddeutschen Jever geborenen Marathonläufer Thomas Willms war jedenfalls plötzlich gestört. Willms war von Starwood Hotels & Resorts nach der Übernahme durch Marriott als Hoffnungsträger und Chief Operating Officer zu Steigenberger gekommen. Er löste dort Anfang 2018 Puneet Chhatwal als CEO ab, der extern ebenfalls beliebt war, aber im Inneren Kämpfe ausfechten musste und schließlich Chef der Indian Hotels Company IHCL wurde.

Willms legte das Modernisierungsprogramm "Evolution Steigenberger" auf und sah das Unternehmen mit dem Qualitätsversprechen Made in Germany als Botschafter Deutschlands in der Welt. Er führte die Marke Maxx by Steigenberger ein und zuletzt das länderübergreifende Loyalty-Programm H Rewards. Doch hinter vorgehaltener Hand wurde von "zwei getrennten Firmen" im Top-Management gesprochen, also einer Spaltung, was allerdings auch schon eine längere Tradition gehabt haben soll.

Der große Umbruch

Für Steigenberger bedeutet der Wechsel einen massiven Umbruch. Nach dem Ausstieg von Thomas Willms wird bald auch Matthias Heck gehen. Intercity Hotels-Chef Joachim Marusczyk wird in diesen Tagen verabschiedet. Es ist ein Aderlass erfahrener Kräfte. Dabei sehen die Pläne für den Konzern eine enorme Expansion Mitten in der Coronakrise vor. In diesen Zeiten, wenn sich viele Unternehmen verkleinern müssen, ist eine Konzernmutter mit großer Geldschatulle in der Hinterhand Gold Wert. So werden wir in den nächsten Monaten noch einiges hören von der Deutschen Hospitality.

Hinweis: Dieser Artikel stammt aus unserer Schwesterzeitschrift aghz (Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung).

IZ

Schattenvorstand: Junge Stimmen aus dem Off

Die Commerz Real legt besonderen Wert auf die Digitalisierung. Junge Kollegen bringen ihre Sichtweise auf die Themen regelmäßig bei Vorstandssitzungen ein.

Die Commerz Real legt besonderen Wert auf die Digitalisierung. Junge Kollegen bringen ihre Sichtweise auf die Themen regelmäßig bei Vorstandssitzungen ein.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: Jirapong

Karriere 21.02.2019
Commerz Real nimmt es mit der Digitalisierung sehr ernst. Um sich näher an den Puls der Zeit zu bringen, arbeitet der Vorstand mit einem Millennial Board zusammen. Die erfahrenen ... 

Commerz Real nimmt es mit der Digitalisierung sehr ernst. Um sich näher an den Puls der Zeit zu bringen, arbeitet der Vorstand mit einem Millennial Board zusammen. Die erfahrenen Führungskräfte wollen den Rat der Digital Natives kaum mehr missen.

Ein Frechdachs könnte es "Betreutes Führen" nennen, was sich gerade in der Chefetage der Commerz Real in Wiesbaden abspielt. Sobald es in seinen Sitzungen annähernd um das Thema Digitalisierung geht, zieht der vierköpfige Vorstand eine Hand voll Millennials zu Rate: Nicole Nowak ist Spezialistin im Vertriebscontrolling und stammt aus dem Bereich Mobilienleasing, Sven Doppelreiter ist als Business Analyst im Bereich Digitalwerk aktiv und Benjamin Röder arbeitet als Spezialist für elektronische Medien im Bereich Digitalvertrieb. Im Bereich Real Estate Markets Transactions ist Nils Kilian, dualer Student der Immobilienwirtschaft, zu finden und Christopher Egold unterstützt als Spezialist für New Media den Bereich Marketing und Kommunikation. Alle sind etwa zwischen 20 und 35 Jahre alt.

Was die fünf so interessant für den Vorstand macht, ist ihre intuitive Art und Weise, Sachverhalte zu denken und Dienstleistungen zu nutzen. Die Millennials gelten als Digital Natives, sie sind mit moderner Technik aufgewachsen und wissen, sie in verschiedenen Zusammenhängen einzusetzen. "Sie sind einfach näher an digitalen Themen dran", sagt Sandra Scholz, im Vorstand der Commerz Real für das Ressort Human Resources, Communications und Marketing, Compliance, Recht sowie das Investoren- und Anlegermanagement zuständig. Die Vorstandsmitglieder, allesamt in Richtung 50 Jahre unterwegs, erhoffen sich aus dieser Zusammenarbeit wichtige Impulse für ihre Digitalisierungsstrategie. Die genießt im Unternehmen eine besondere Aufmerksamkeit, nicht zuletzt die Eröffnung des Digitalwerks in Wiesbaden zeugt davon, eine Mischung aus Coworkingfläche, Kreativlabor, Flagshipstore und Eventlocation (siehe "Commerz Real testet Technik am eigenen Leib", IZ 6/19).

Der Vorstand der Commerz Real arbeitet bereits seit Ende 2017 mit dem Großteil dieses jungen Teams zusammen. Zunächst sollten sie den erfahrenen Führungskräften so etwas wie individuelle Nachhilfe in digitalen Themen geben. Offiziell nannte sich das Reverse Mentoring Digitale Transformation. Jeder Vorstand hatte einen Digital Native an seiner Seite (siehe "Vertauschte Rollen bei der Commerz Real", IZ 48/17).

Die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Digital Natives gestaltete sich so erfolgreich, dass das Programm in die Einführung eines Millennial Boards mündete. Die meisten sind die gleichen wie aus dem Mentoring-Programm. Nicole Nowak ist dazugestoßen - nicht nur um die weibliche Komponente zu stärken (Sandra Scholz ist auch die einzige Frau im Vorstand), sondern auch, um den Standort in Düsseldorf miteinzubeziehen.

Das Millennial Board tritt dann in Aktion, sobald sich andeutet, dass es in einer der wöchentlichen Vorstandssitzungen um digitale Themen geht. Es erhält in einem solchen Fall freitags die gleichen Unterlagen wie der Vorstand, um sich auf die Sitzung am Dienstag vorzubereiten. Dabei machen sich die Mitglieder des Millennial Boards in Rücksprachen mit Kollegen aus den betroffenen Abteilungen zu den Themen schlau, beratschlagen sich montags, bilden sich ihre Meinungen und gehen dann in den Dialog mit dem Vorstand. "Wir müssen uns im Vorfeld nicht auf eine einzige Meinung einigen", erklärt Christopher Egold, Mitglied des Millennial Boards. Das würde nur die Diskussion einschränken. Vielmehr präsentieren sie oft eine Vielfalt von Impulsen. An Abstimmungen nehmen die jungen Engagierten allerdings nicht teil.

Ein Thema, das in der großen Runde diskutiert wurde, war zum Beispiel die Frage, welche Kompetenzen Mitarbeiter mitbringen müssen, damit die Commerz Real bei der Digitalisierung wettbewerbsfähig bleibt. "Es war beeindruckend zu sehen, wie sehr die Gruppe darauf bestand, nicht nur Kompetenzen auszumachen, sondern ihre Entwicklung auch im Laufe der Zeit nachzuvollziehen - sie also messbar zu machen", erzählt Scholz. Die jungen Kollegen wollten unbedingt eine Verbindlichkeit einbauen. "Ja, uns ist die Nachhaltigkeit wichtig", ergänzt Egold. Sie wollen zeigen, wie sich etwas zugunsten des Unternehmens verändert.

Das Millennial Board greift nicht nur vorgegebene Themen des Vorstands auf, sondern arbeitet auch selbst an Ideen. Ein Ergebnis daraus ist ein Online-Portal für institutionelle Investoren, das den Kunden quasi eine Art Online-Banking ermöglicht. Ebenso hat es sich im Rahmen des Innovationsmanagements um eine zentrale Plattform als Ideensammlung gekümmert, Zugänge vergeben und den Prozess aus Mitarbeitersicht verbessert sowie das Angebot intern kommuniziert.

Nicht nur Scholz, auch Vorstandsvorsitzender Andreas Muschter ist stolz auf den Nachwuchs. Es freue ihn, dass die junge Generation so hungrig darauf sei, das Unternehmen mitzugestalten.

Der Dialog findet dabei auf Augenhöhe statt. Selbst ein ausgeschiedenes Mitglied des Millennial Boards, das namentlich nicht genannt werden möchte, betont dies. "Es war immer sehr respektvoll", heißt es. Der Vorstand habe stets das ernst genommen, was sie vorgeschlagen haben. "Wir haben auch häufig heiß diskutiert", erzählt der Ex-Insider. Die Board-Mitglieder haben dabei häufig die Sicht der Kollegen eingebracht, die von anvisierten Änderungen betroffen wären, und haben Pläne auf ihre praktische Umsetzbarkeit geprüft. Am Ende sei der Dialog aber immer versöhnlich gewesen.

Dieses vertraute Miteinander ist es allerdings auch, das gerade auf der Ebene des mittleren Managements mitunter kritisch beäugt wird, so lässt es zumindest der Ex-Insider durchblicken. Das wäre ja auch verständlich. Es mag auf den einen oder anderen Abteilungschef etwas befremdlich wirken, wenn junge Mitarbeiter so vertraut mit den Vorständen umgehen. Offiziell gibt es allerdings überhaupt keine Störgeräusche. Das mittlere Management befürworte dieses Vorgehen, betont das Unternehmen. Viele Kollegen würden darin eine Chance sehen, die Hierarchien aufzubrechen und dem Vorstand auch die Sicht der Praktiker an der Basis zu vermitteln.

Die Arbeit der fünf Board-Mitglieder fügt sich in ihren Alltag ein, sie werden dafür von ihren üblichen Aufgaben freigestellt. Ein Extragehalt gibt es für das besondere Engagement allerdings nicht. Vielmehr gehe es darum, motivierte Mitarbeiter einzubinden und ihnen Verantwortung zu übergeben, sagt Scholz. Egold pflichtet ihr bei. "Für uns ist es eine Auszeichnung, in diesem Gremium mitarbeiten zu dürfen." Das Ziel sei es, Commerz Real voranzubringen. Und das sei etwas, das man mit Geld gar nicht aufwiegen könne.

Das Konzept des Millennial Boards hat bei Commerz Real gerade erst Bergfest gefeiert. Die Laufzeit war ursprünglich auf ein Jahr ausgelegt. Doch inzwischen ist sich der Vorstand damit nicht mehr sicher. "Wir halten es nicht für ausgeschlossen, es in den Regelbetrieb zu übernehmen", sagt sie. Dazu nehmen sie eine größere Themenvielfalt in den Blick, die auch das Kerngeschäft betrifft.

Das Vorbild für das Millennial Board bei Commerz Real lieferte übrigens AccorHotels. 2016 wurde der Schattenvorstand dort gegründet, bestehend aus zwei Frauen und zehn Männern im Alter zwischen 20 und 35 Jahren. Ein Ergebnis daraus ist zum Beispiel Jo&Joe, eine Budget-Marke extra für die junge Generation der Millennials.

Anke Pipke

Meistgelesene Personalien 2017

Personalkarussell 2017.

Personalkarussell 2017.

Quelle: pixabay.de, Urheber: SuzyLu

Köpfe 26.12.2017
Auch 2017 drehte sich das Personalkarussell: Positionen wurden neu besetzt, Stellen neu geschaffen. Über 577 Personalveränderungen haben wir berichtet. Doch welche von diesen haben es in ... 

Auch 2017 drehte sich das Personalkarussell: Positionen wurden neu besetzt, Stellen neu geschaffen. Über 577 Personalveränderungen haben wir berichtet. Doch welche von diesen haben es in die Top Ten der meistgelesenen Personalien geschafft?

Besonders interessant fanden die IZ-Leser die Bestellung von Sascha Hettrich zum CEO der Intown Gruppe. Bei dem internationalen Investor übernahm er im Frühjahr nicht nur das Ruder, sondern fungiert seitdem auch als Geschäftsführer bzw. Generalbevollmächtigter der operativen Gesellschaften von Intown.

Eine Spitzenposition nimmt auch der Führungswechsel bei ImmobilienScout24 ein. Mit sofortiger Wirkung übernahmen Michael Bütter und Thomas Schroeter im Frühjahr die Geschicke des Unternehmens. Sie folgten auf Judith Jungmann und Stephan Spaete, die seit Anfang 2016 an der Spitze des Immobilienportals standen. Die Begründung für den Wechsel: Mit Bütter und Schroeter sollte das Wachstum sowie die Entwicklung der Immobilien- bzw. Digitalwirtschaft vorangetrieben werden.

Ein Jahr der Trennungen

Getrennt hatten sich im Frühjahr auch Dirk Tönges und Treureal. Tönges, er war Sprecher der Geschäftsführung des Mannheimer Property-Managers, verließ das Unternehmen nach 20 Jahren. Die Trennung sei in gegenseitigem Einvernehmen erfolgt. Inzwischen ist er als geschäftsführender Gesellschafter beim Heidelberger Wohn- und Gewerbeimmobilienverwalter Vivanium tätig.

Viel Aufmerksamkeit erhielt der Nachruf auf Bernd Heuer. Er verstarb am 28. Juli 2017 im Alter von 77 Jahren. Als einer der bekanntesten Köpfe der deutschen Immobilienbranche hat er diese in den vergangenen gut vier Jahrzehnten entscheidend mitgeprägt.

Weitere Beachtung gehört darüber hinaus dem Personalkarussell bei Apleona, ehemals Bilfinger Real Estate. 2017 verabschiedeten sich drei von bislang fünf Geschäftsführern von der Apleona-Tochter GVA: Dr. Joachim Ott hatte das Zepter an Dr. Daniel Häußermann abgegeben, für Dirk Herborn und Michael Hintze gab es hingegen keine Nachfolger. Dafür folgte aber Erika Tertilt als neue Finanzchefin bei Apleona auf Dr. Johannes Schmidt-Schultes, der nach kaum einem halben Jahr als Geschäftsführer schon wieder weg war.

Und noch eine Trennung gab es gleich zu Jahresbeginn: Dirk Brouwers und Hans-Jürgen Meyer hatten mit sofortiger Wirkung den Vorstand der Dussmann Group verlassen. Beide waren seit 2011 in ihrer Position, Brouwers als CEO und Meyer als CFO, tätig. Gleichzeitig vermeldete das Unternehmen mit dem ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten und früheren Bilfinger-Chef Roland Koch (CDU) einen prominenten Neuzugang für den Stiftungsrat.

Fußball-Legende schafft es in die Top Ten

Kein Positionswechsel, keine Trennung und dennoch in den Top Ten ist Paul Breitner. Die Fußball-Legende wollte sich 2017 intensiver um seine Immobiliengeschäfte kümmern. Hatte er sich doch schon in der Vergangenheit als Altenheiminvestor betätigt.

Die Nachricht, dass Andrea Agrusow von CBRE Global Investors Germany zum Hotelkonzern Accor wechselte, schaffte es ebenfalls in die Top Ten. Seit dem 1. Juli ist sie als COO von AccorInvest Central Europe bzw. als Vorsitzende der Geschäftsführung von AccorInvest Germany beschäftigt. Damit vervollständigt sie die vierköpfige Führungsriege für die deutsche Immobiliengesellschaft.

Und last but not least gingen 2017 Robert Bambach und Commerz Real getrennte Wege. Bambach, der im Vorstand von Commerz Real u.a. für das Immobilientransaktionsgeschäft und Development zuständig war, wollte neue berufliche Herausforderungen außerhalb des Commerzbank-Konzerns gehen, teilte die Fondsgesellschaft damals mit. Im Markt munkelte man, dass er sich im Bereich der Projektentwicklung auf eigene Füße stellen wollte. Schließlich übernahm er im April 2017 die Position als Geschäftsführer für Wohnprojektentwicklungen bei Interboden und wurde Gesellschafter von Interboden Lebenswelten.

IZ

Von CBRE Global Investors zu Accor

Gruppenbild mit Dame (v.l.n.r.): Tarik B'shary, Laurent Picheral (COO von AccorInvest Global), Ralf Bombita, Andrea Agrusow, Michael Verhoff und John Ozinga.

Gruppenbild mit Dame (v.l.n.r.): Tarik B'shary, Laurent Picheral (COO von AccorInvest Global), Ralf Bombita, Andrea Agrusow, Michael Verhoff und John Ozinga.

Urheber: Christian Boehm

Karriere 13.07.2017
Der Hotelkonzern Accor spaltet sich auf. Das Immobiliengeschäft in Deutschland verantwortet Andrea Agrusow. ... 

Der Hotelkonzern Accor spaltet sich auf. Das Immobiliengeschäft in Deutschland verantwortet Andrea Agrusow.

Am 30. Juni meldete der Zentrale Immobilien Ausschuss noch ihren Einzug als Mitarbeiterin von CBRE Global Investors Germany ins ZIA-Präsidium, nur einen Tag später trat Andrea Agrusow offiziell ihren neuen Job an. Seit dem 1. Juli 2017 füllt Agrusow nämlich, wie ihr neuer Arbeitgeber nun verkündet, die Rolle des COO von AccorInvest Central Europe bzw. der Vorsitzenden der Geschäftsführung von AccorInvest Germany aus.

Der französische Hotelkonzern hat ja bekanntlich entschieden, sich aufzuspalten: in eine Hotelbetriebsgesellschaft auf der einen und einen Hotelimmobilieninvestor auf der anderen Seite. Ende Juni hat die außerordentliche Hauptversammlung von AccorHotels der geplanten Aufspaltung in eine Betriebs- und eine Immobiliengesellschaft AccorInvest dann auch mit 99,67% zugestimmt. Die Mehrheit an AccorInvest soll in der zweiten Jahreshälfte 2017 an Investoren verkauft werden. Das Portfolio von AccorInvest umfasst 960 Hotels im Volumen von 6,6 Mrd. Euro, die dem Konzern gehören oder gepachtet sind. Die Häuser liegen zum Großteil in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden.

In Deutschland erfährt die Aufspaltung ihre Abbildung mit der rechtlichen Trennung in die beiden Gesellschaften AccorInvest Germany (Hoteleigentümer und -investor oder Mieter bzw. Pächter) und AccorHotels Deutschland (Hotelmanager und Franchisegeber). In der Geschäftsführung der deutschen Immobiliengesellschaft sitzen neben Agrusow auch Tarik B'shary, der u.a. für die Themen Technik und Asset-Management zuständig ist, und Michael Verhoff (für Human Resources). Als Prokurist vervollständigt Ralf Bombita (Finanzen/Steuern) die Führungsriege.

Agrusow berichtet an John Ozinga, den CEO von AccorInvest Global. Für CBRE Global Investors Germany arbeitete sie seit 2010. Im Jahr 2012 wurde sie dort CFO und Geschäftsführerin für u.a. Finanzmanagement, Controlling und Risikomanagement. Auch für Deka Immobilien Investment war sie schon als Fondsmanagerin tätig, und zwar ebenfalls sieben Jahre lang.

Harald Thomeczek

Andrea Agrusow wechselt von CBRE zu Accor

V.l.n.r.: Tarik B'shary, Laurent Picheral (COO von AccorInvest Global), Ralf Bombita, Andrea Agrusow, Michael Verhoff und John Ozinga.

V.l.n.r.: Tarik B'shary, Laurent Picheral (COO von AccorInvest Global), Ralf Bombita, Andrea Agrusow, Michael Verhoff und John Ozinga.

Urheber: Christian Boehm

Köpfe 03.07.2017
Nach siebeneinhalb Jahren bei CBRE Global Investors Germany ist Andrea Agrusow zum Hotelkonzern Accor gewechselt. Dem Thema Immobilie bleibt sie treu. ... 

Nach siebeneinhalb Jahren bei CBRE Global Investors Germany ist Andrea Agrusow zum Hotelkonzern Accor gewechselt. Dem Thema Immobilie bleibt sie treu.

Am 30. Juni meldete der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) noch ihren Einzug als Mitarbeiterin von CBRE Global Investors Germany ins ZIA-Präsidium, nur einen Tag später trat Andrea Agrusow offiziell ihren neuen Job an. Seit dem 1. Juli 2017 füllt Agrusow nämlich, wie ihr neuer Arbeitgeber nun verkündet, die Rolle des COO von AccorInvest Central Europe bzw. der Vorsitzenden der Geschäftsführung von AccorInvest Germany aus.

Der französische Hotelkonzern Accor hat ja bekanntlich entschieden sich aufzuspalten: in eine Hotelbetriebsgesellschaft auf der einen und einen Hotelimmobilieninvestor auf der anderen Seite. Am vergangenen Freitag hat die außerdordentliche Hauptversammlung von AccorHotels der geplanten Aufspaltung in eine Betriebs- und eine Immobiliengesellschaft AccorInvest denn auch mit 99,67% zugestimmt. Die Mehrheit an AccorInvest soll in der zweiten Jahreshälfte 2017 an Investoren verkauft werden. Das Portfolio von AccorInvest umfasst 960 Hotels im Volumen von 6,6 Mrd. Euro, die dem Konzern gehören oder gepachtet sind. Die Häuser liegen zum Großteil in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden.

Vierköpfige Führungsriege für deutsche Immobiliengesellschaft

In Deutschland erfährt die Aufspaltung ihre Abbildung mit der rechtlichen Trennung in die beiden Gesellschaften AccorInvest Germany (Hoteleigentümer und -investor oder Mieter bzw. Pächter) und AccorHotels Deutschland (Hotelmanager und Franchisegeber). In der Geschäftsführung der deutschen Immobiliengesellschaft sitzen neben Agrusow auch Tarik B'shary, der u.a. für die Themen Technik und Asset-Management zuständig ist, und Michael Verhoff (für Human Resources). Als Prokurist vervollständigt Ralf Bombita (Finanzen/Steuern) die Führungsriege.

Agrusow berichtet an John Ozinga, den CEO von AccorInvest Global. Für CBRE Global Investors Germany arbeitete sie seit 2010. Im Jahr 2012 wurde sie dort CFO und Geschäftsführerin für u.a. Finanzmanagement, Controlling und Risikomanagement. Auch für Deka Immobilien Investment war sie schon als Fondsmanagerin tätig, und zwar ebenfalls sieben Jahre lang.

Peter Maurer,Harald Thomeczek

Teuer geht immer

Köpfe 13.04.2006
Die Verkaufszahlen am Weißwurstäquator beweisen es: Teuer geht einfach immer. Neue Luxus-Eigentumswohnungen, die offenbar reißenden Absatz finden, bestätigen diese Aussage. Ist das Projekt in ... 

Die Verkaufszahlen am Weißwurstäquator beweisen es: Teuer geht einfach immer. Neue Luxus-Eigentumswohnungen, die offenbar reißenden Absatz finden, bestätigen diese Aussage. Ist das Projekt in sich stimmig und genügt auch höchsten Anforderungen, so ist der Preis anscheinend nur Nebensache. Die Lenbach Gärten, der Angerhof und die Isarlofts sind Beispiele hierfür.

"Die Luxushotels sind zuerst voll." Diese Überschrift zierte Anfang März ein Interview der Süddeutschen Zeitung mit André Witsche, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Accor Hotellerie Deutschland GmbH in München. Klotzen statt Kleckern gilt auch beim Autokauf: Kostete das teuerste Mercedes-Modell CL 600 vor einigen Jahren noch rund 100.000 EUR, zahlen Interessenten für das heutige Spitzengefährt SLR das Vierfache. Und die Warteliste ist lang.

Gezählt: 1 Mio. Euro-Millionäre

Das Fazit dieser Aussagen ist eindeutig: Das Luxusgeschäft im Allgemeinen boomt. Kein Wunder, es gibt nicht nur mehr Arme, auch die Zahl der Wohlhabenden steigt. Allein Deutschland zählt etwa 1 Mio. Euro-Millionäre - mit entsprechenden Konsumwünschen, die selbstverständlich an das eigene Zuhause ebenfalls höchste Ansprüche stellen.

Das schlägt sich natürlich auch im Wohnungsmarkt nieder. Denn nicht jeder, der eine gut gefüllte Geldbörse vorweisen kann, lebt in einer Villa in Grünwald. Im Gegenteil, meint Jürgen Schorn, Geschäftsführer des Beratungs- und Investmenthauses Bauwerk Capital GmbH & Co. KG: "Der Trend geht weg vom Eigenheim und hin zur Wohnung." Dem Häuschen im Grünen mit der mitgekauften Pflicht zum Schneeräumen, zur Gartenpflege und zur jährlichen Heizölbestellung zieht so mancher das sorgenfreiere Domizil in der Innenstadt vor. Wer schon im Beruf unter Dauerstress steht, möchte nach beendeter Geschäftsreise lieber relaxen als Rasen mähen.

Zum Beispiel im Alten Hof am Münchner Marienhof: Mit 10.000 EUR/m2 toppte dieses Projekt vor wenigen Monaten die bisher gültigen Preisvorstellungen der Landeshauptstadt. Dem ersten Aufschrei folgte ein zweiter: Bis auf eine Wohnung sind inzwischen alle Einheiten verkauft. Auf ihre Besitzer wartet eine Ia-Lage im belebten Zentrum der Stadt.

Auf die Besitzer mancher der 47 Einheiten warten auch Dachterrassen und Loggien zum ruhigen Innenhof. Luxuriöse Ausstattung ist ebenso im Preis inbegriffen wie der Erbbauzins, den der jeweilige Käufer an den Freistaat Bayern zu entrichten hat. Denn der hatte das Objekt dem Projektentwickler Bayerische Hausbau GmbH, München, lediglich auf 65 Jahre in Erbpacht überlassen - ein Umstand, der die Kosten schon wieder in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Doorman für Lenbach Gärten

Damit könnte der Preis für die derzeit exklusivste Wohnung in München womöglich an einen anderen Projektentwickler weitergereicht werden: an die Frankonia Eurobau Max-Viertel GmbH aus Nettetal. Sie ist der Bauherr der mit 300 Mio. EUR veranschlagten Lenbach Gärten. Ihr Zuhause ist ein rund 23.000 m2 großes Areal zwischen Sophien-, Meiser-, Karl- und Luisenstraße, direkt am Alten Botanischen Garten. Dort entstehen ein 15.500 m2 Geschossfläche umfassendes Hotel, 100 Eigentumswohnungen mit insgesamt 16.950 m2 und 40 weitere Wohnungen. Letztere sind Beamten des Freistaats Bayern vorbehalten. Zwei Bürobauten von zusammen 23.000 m2 Fläche sind bereits an McKinsey beziehungsweise Condé Nast Publications vermietet. Das Fünf-Sterne-Hotel soll im Frühjahr nächsten Jahres eröffnet werden. Zwischen Sommer und Herbst 2007 sollen auch die 100 Wohnungen bezugsfertig sein. Der Clou des Gebäudes: Es ist als so genanntes Doorman-Haus konzipiert. Ein Concierge-Service erledigt auf Wunsch der Bewohner nicht nur deren Einkäufe oder kümmert sich bei Bedarf um Catering und Textilreinigung, sondern führt im Fall des Falles sogar den Hund Gassi. Natürlich dürfen die Hausherren und Hausherrinnen auch den Spa- und Wellness-Bereich des angrenzenden Hotels nutzen und sich nicht zuletzt am Komfort ihrer neuen Domizile erfreuen. Individuelle Ausstattung ist dabei ebenso selbstverständlich wie die individuelle Preisgestaltung. Eine standardisierte Preisliste gibt es nicht, stattdessen Spielräume, die von 5.000 EUR bis zu gut 10.000 EUR/m2 alle Möglichkeiten ausschöpfen. Auch hier gilt wie im Alten Hof: Das Interresse an den 180 m2 bis 350 m2 großen Wohnungen im Max-Ensemble und den so genannten Steidle-Lofts ist groß. Auch der Klenze Palazzo mit seinen neun hochwertigen Eigentumswohnungen zwischen 120 m2 und 190 m2 ist gefragt. Gut 20% der Einheiten haben bereits den Besitzer gewechselt, und das, obwohl der Verkauf erst kurz vor Weihnachten begonnen hat.

Schmuddeleck wird Luxuszone

Kein Wunder, dass auch Projektentwickler Wöhr + Bauer GmbH, München, ein Stück vom Münchner Luxuskuchen abschneiden will. Wöhr baut den Angerhof am Oberanger. Neben 14.000 m2 Bürofläche soll das Projekt auch Platz für 4.000 m2 Wohnfläche bieten. Die Lage, obgleich momentan noch als Schmuddeleck verschrien, wird sich spätestens mit der geplanten Ausweitung der Fußgängerzone in zwei Jahren zum Spitzenstandort wandeln. Dementsprechend luxuriös soll auch das von Steidle + Partner entworfene Bauwerk gestaltet werden. Raumhöhen von 3 m sollen ebenso selbstverständlich sein wie individuelle Grundrisse und lichtdurchflutete Räume. Loggien, Dachterrassen und Balkone mit bis zu 100 m2 Größe sind vorgesehen, großzügige Verglasung ist obligatorisch. "Wir wollen im Angerhof das Flair eines Altbaus mit den Leistungsmerkmalen einer zeitgemäßen Immobilie verknüpfen", wirbt Wolfgang Röck, geschäftsführender Gesellschafter der Wöhr + Bauer GmbH, für das Projekt. Ob die Wohnungen veräußert oder nur vermietet werden, ist bis dato allerdings noch nicht klar. Auch zu den Preisen mag sich Röck nicht äußern. Schließlich soll der Grundstein für das Projekt erst 2006 gelegt werden, die Fertigstellung ist für 2008 geplant.

Isarlofts werben mit Szeneflair

Zuvor wird noch ein anderes Gebäude fertig gestellt werden, das ebenfalls zu den außergewöhnlichen Projekten in München zählt: Die von Tecta-Plan als Projektentwickler und Bauherrn konzipierten Isarlofts setzen den Traum von eleganten, großzügigen Lofts mit dem außergewöhnlichen Flair, das nur ehemalige Fabrikhallen und Produktionsstätten verbreiten, um. Tecta-Plan wandelt die Verwaltung, die Produktion und die Auslieferung der Deutschen Städtemedien im Münchner Stadtviertel Au in ein exklusives Wohnensemble um. Das vom Architekturbüro Weickenmeier, Kunz und Partner entworfene und von der Bauwerk Capital GmbH & Co. KG, München, in Sachen Marketing unterstützte Projekt in der Lilienbeziehungsweise Zeppelinstraße kann sich nicht über mangelndes Interresse beklagen. Die Käufer honorieren den Anspruch des Bauwerks und den Mut des Projektentwicklers, Ungewöhnliches zu wagen. Schon vor dem offziellen Vermarktungsbeginn wechselten zwei Wohnungen den Besitzer. Dabei liegen die Verkaufspreise der zwölf Einheiten zwischen 4.100 und 7.200 EUR/m2. Die kleinste Wohnung kostet 600.000 EUR, die größte 1,35 Mio. EUR. Die Ausstattung ist so edel wie auf Schlichtheit bedacht. Die Gestaltung der Grundrisse ist individuell. Keine Wohnung soll der anderen gleichen. Jeder Kunde erhält, was er sich wirklich wünscht. Vom 6 m hohen Luftraum bis zum 50 m2 Wohnzimmer wird kein Wunsch von vornherein ausgeschlagen. Der Kunde ist König, und das Luxusgeschäft boomt.

St. Anna: Wohnen am Kloster

Schon kurz nach ihrem Erfolg im Alten Hof geht die Bayerische Hausbau daher in Kürze ein weiteres prestigeträchtiges Bauprojekt im Top-Segment an. Ende des Jahres 2005 wurde der Erbbaurechtsvertrag zwischen dem traditionsreichen St.-Anna-Kloster im Lehel und der Bayerischen Hausbau beurkundet. Damit ist der erste Schritt hin zu einer Projektentwicklung getan, die den Bau von voraussichtlich 34 Wohnungen im gehobenen Preissegment auf dem Klosterareal vorsieht. Insgesamt sollen 3.700 m2 Geschossfläche entstehen. Unter Beachtung des Denkmalschutzes werden im nördlichen Teil des Klostergebäudes in so genannter Spolienarchitektur restaurierte historische Fassadenelemente in die neue Fassade integriert. Dadurch ergeben sich Raumhöhen von bis zu 4 m. Im nordwestlichen Teil bleiben eine Fassade und ein historisches Treppenhaus erhalten. Die Wohnungen werden luxuriös ausgestattet und fast alle Blick auf den Klostergarten bieten. Das Genehmigungsverfahren für das Projekt läuft bereits. Die Bayerische Hausbau hofft, zum Jahresende mit dem Bau beginnen zu können. Die Werbetrommel für den Verkauf des Projekts wird voraussichtlich ab Sommer 2006 gerührt werden. Doch bereits jetzt gebe es zahlreiche Anfragen, freut sich Johannes Humberg, Geschäftsführer Markt der Bayerischen Hausbau: "Die Wohnungen im Alten Hof konnten wir vor der Fertigstellung fast alle verkaufen, und auch für den Klostergarten St. Anna im Lehel gibt es schon viele Interessenten, obwohl die Vermarktung noch nicht begonnen hat."

Das Spitzenobjekt

Es scheint zu stimmen, was Bauwerk-Capital-Geschäftsführer Schorn behauptet: Beim richtigen Objekt sei der Preis in einer bestimmten Kundenklientel einfach Nebensache. Es ist ihm zu wünschen, dass er damit auch Recht behält. Denn sein Unternehmen hat sich einer ganz besonderen Aufgabe verschrieben. Es will die derzeit wahrscheinlich teuerste Wohnung Deutschlands an den Mann bringen. Die entsteht nach den Entwürfen des Architekturbüros Franke und Rössel gerade in München-Nymphenburg, direkt an der Schlossmauer, und ist Teil des in den 60er Jahren von dem Architekten Paul Schneider-Esleben entworfenen und nun vom Projektinvestor Mattusch Wohnbau umgenutzten ehemaligen Jesuitenklosters. Statt der Mönche sollen in Bälde 14 weltliche Wohnungsbesitzer in die außergewöhnlichen Räumlichkeiten einziehen. Die schönste davon wächst derzeit im ehemaligen Bibliotheksturm heran. Ihr Preis: stolze 4,5 Mio. EUR. (cry)

IZ