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GSW-Aktionäre: Kottmann und Freyend heftig unter Beschuss

Bei einem Misstrauensvotum von über 63% gefriert jedes Lächeln.

Bei einem Misstrauensvotum von über 63% gefriert jedes Lächeln.

Bild: GSW

Köpfe 19.06.2013
Das hätte es zu guten alten IVG-Zeiten nicht gegeben: Die Aktionäre der Berliner Wohnungs-AG GSW haben sich mehrheitlich gegen John von Freyend (Aufsichtsratsvorsitz) und Bernd Kottmann ... 

Das hätte es zu guten alten IVG-Zeiten nicht gegeben: Die Aktionäre der Berliner Wohnungs-AG GSW haben sich mehrheitlich gegen John von Freyend (Aufsichtsratsvorsitz) und Bernd Kottmann (CEO) ausgesprochen. Verpflichtende Konsequenzen müssen daraus nicht gezogen werden. Doch die Zeichen stehen dennoch auf Veränderung: Der GSW-Aufsichtsrat werde in den nächsten Tagen zu einer außerordentlichen Sitzung zusammentreten und "über die Situation beraten", heißt es in einer Mitteilung.

Als Wortführer der GSW-Aktionäre hatte sich vor wenigen Wochen die niederländische Pensionskasse PGGM gegen das Duo Freyend-Kottmann positioniert. Offenbar gab es aber noch viele andere, die mit der vor drei Monaten erfolgten Bestellung Kottmanns als neuer GSW-Chef nicht einverstanden waren. Auf der gestrigen Hauptversammlung gab es dafür die Quittung: Für die Abberufung von Freyends aus dem Aufsichtsrat stimmten knapp 70% des anwesenden Grundkapitals. Um die Abberufung durchzusetzen, hätte es aber 75% der Stimmen bedurft, so dass dieser Antrag zurückgewiesen wurde.

Eine Mehrheit von 63,3% sprach sich außerdem für einen Vertrauensentzug gegenüber Kottmann aus. Auch dieses Ergebnis könnte rein formal ohne Folgen bleiben - nur der Aufsichtsrat hat die Macht, einen Vorstand zu entlassen. Da aber der Aufsichtsratschef ebenfalls im Visier der Anteilseigner steht, erscheinen Konsequenzen zumindest nicht ausgeschlossen.

Die Zinnöcker-Kottmann-Rochade

Der Anlass für all die Aufregung: Im Februar hatte der damalige GSW-CEO Thomas Zinnöcker den Aufsichtsrat darüber informiert, möglicherweise vorzeitig aus dem Amt ausscheiden zu wollen. Wenig später bestätigte die Gagfah, ein großer Wettbewerber der Berliner Wohn-AG GSW, man verhandele mit Zinnöcker über einen Chefposten.

Der GSW-Aufsichtsrat bestellte am 18. März Bernd Kottmann zu seinem Nachfolger. Das harmonische und schnelle Ausscheiden des profilierten Wohn-Managers Zinnöcker und dessen geschmeidiger Wechsel zur Konkurrenz sorgten schon damals für viele Fragen. Auch die kollegiale Übergabe der ZIA-Plattform Wohnen an Kottmann, welcher sich in den letzten Jahren seiner Managerkarriere ausschließlich mit Kavernen und Büroimmobilien beschäftigt hatte, sorgte für fragende Gesichter. Die ZIA-Plattform Wohnen war zuvor von Zinnöcker geführt worden, GSW-Aufsichtsratschef Eckart John von Freyend ist Mitglied des ZIA-Vorstands.

Warum der vakante GSW-Chefposten ausgerechnet Kottmann zufiel, dazu gibt es zwei Versionen. Die offizielle der GSW: Nach der Prüfung zahlreicher Kandidaten in einem ergebnisoffenen Verfahren entschied man sich nach sorgfältiger Prüfung für Kottmann. Die inoffizielle aus dem Markt: von Feyend, langjähriger Vorstands- und Aufsichtsratschef der einstmals größten deutschen Immobilien-AG IVG, habe seinen langjährigen Weggefährten Kottmann, ebenfalls ein altgedienter IVG-Manager, aus dem Hut gezaubert und ins Amt gehievt.

Kottmann war seit 2009 bei keinem Unternehmen in einer Führungsposition beschäftigt, saß aber im Aufsichtsrat der Hamborner Reit - an der Seite von John von Freyend.

Monika Leykam

Pensionskasse unzufrieden mit neuem GSW-Vorstand Kottmann

Köpfe 14.05.2013
Stichting PGGM Depositary, zweitgrößter Pensionsfonds der Niederlande und u.a. Aktionär bei den deutschen Immo-AGs GSW und Alstria, scheint mit der Berufung des einstigen IVG-Vorstands Bernd ... 

Stichting PGGM Depositary, zweitgrößter Pensionsfonds der Niederlande und u.a. Aktionär bei den deutschen Immo-AGs GSW und Alstria, scheint mit der Berufung des einstigen IVG-Vorstands Bernd Kottmann zum neuen Vorstandsvorsitzenden der GSW nicht einverstanden zu sein.

Stichting hat auf die Tagesordnung der Hauptversammlung am 18. Juni eine Abstimmung über den Vertrauensentzug gegenüber Kottmann sowie über die Abberufung von Eckart John von Freyend (seinerzeit lange Jahre Vorstandskollege Kottmanns bei der IVG) aus dem GSW-Aufsichtsrat setzen lassen. Der Aufsichtsrat müsse die Tätigkeit des Managements "unabhängig und kritisch" überwachen, heißt es in der Begründung der Niederländer. Es gebe Grund zur Annahme, dass diese Kontrollfähigkeit mit dem Eintritt Kottmanns beeinträchtigt sei. "Wir sind nicht sicher, dass die Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden ausreichend sorgfältig durchgeführt worden ist", unter anderem da es Kottmann an Erfahrung im Kerngeschäft Berliner Wohnimmobilien fehle, schreiben sie in ihrem Antrag.

Die Chancen der Niederländer, ihre Personalwünsche auf der Aktionärsversammlung durchzusetzen, sind gering: Der GSW-Aufsichtsrat hat Kottmann bereits erneut sein volles Vertrauen ausgesprochen, auch der Vorwurf eines drohenden Interessenskonflikts wurde als unzutreffend zurückgewiesen.

Monika Leykam