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Das IZ-Karriereforum 2015: Speeddating mit 31 Arbeitgebern

Eine große Generalprobe für das Bewerbungsgespräch war das IZ-Karriereforum für viele Teilnehmer. Die meisten waren in Anzug und Kostüm gekommen, um sich in spontanen oder vorab terminierten Gesprächen mit den Personalverantwortlichen auszutauschen. 31 Immobilienunternehmen sowie verschiedene Hochschulen und Weiterbildungsanbieter präsentierten sich auf der Jobmesse für die Immobilienbranche. Tipps zum Berufseinstieg gab es in zahlreichen Vorträgen. Vom richtigen Networking bis zur Existenzgründung reichte das Themenspektrum. Regen Zulauf fand auch wieder der Bewerbungsmappencheck.

Eine große Generalprobe für das Bewerbungsgespräch war das IZ-Karriereforum für viele Teilnehmer. Die meisten waren in Anzug und Kostüm gekommen, um sich in spontanen oder vorab terminierten Gesprächen mit den Personalverantwortlichen auszutauschen. 31 Immobilienunternehmen sowie verschiedene Hochschulen und Weiterbildungsanbieter präsentierten sich auf der Jobmesse für die Immobilienbranche. Tipps zum Berufseinstieg gab es in zahlreichen Vorträgen. Vom richtigen Networking bis zur Existenzgründung reichte das Themenspektrum. Regen Zulauf fand auch wieder der Bewerbungsmappencheck.

Bild: Alexander Sell

Karriere 02.07.2015
Rund 550 Bewerber und 31 Arbeitgeber trafen sich auf dem sechsten IZ-Karriereforum zum Speeddating. Visitenkarten, Lebensläufe und Unternehmensprospekte wurden ausgetauscht. Während des ... 

Rund 550 Bewerber und 31 Arbeitgeber trafen sich auf dem sechsten IZ-Karriereforum zum Speeddating. Visitenkarten, Lebensläufe und Unternehmensprospekte wurden ausgetauscht. Während des Vortragsprogramms erhielten die Teilnehmer zudem viele Tipps für den Berufseinstieg.

"Genau Sie werden gebraucht" - solch ein Satz dürfte keinen Bewerber kalt lassen. Edy Afonso-Girao hörte ihn auf dem IZ-Karriereforum gleich mehrfach. Insgesamt elf Gespräche absolvierte der Student des Masterstudiengangs Energieeffizienz und nachhaltiges Bauen an der HAWK Holzminden. Sein Einsatz hat sich gelohnt - er fuhr mit einem festen Termin für ein Bewerbungsgespräch nach Hause.

Gleich mit mehreren Personalverantwortlichen waren die 31 Arbeitgeber angerückt und beantworteten die Fragen der potenziellen Bewerber an ihren Ständen. Besonders die Nachfrage nach Traineeprogrammen war wieder hoch. "Einige Standbesucher haben spontan ihre Bewerbungsmappe gezückt", berichtet Moritz Scharbatke, Letting-Manager bei der Acrest Property Group. Andere nutzten die Chance, um sich parallel zu ihrem bereits laufenden Bewerbungsverfahren einmal persönlich bei Acrest vorzustellen.

Patrizia Immobilien bewarb sein Programm mit den Fotos der beiden aktuellen Trainees, von denen einer auch persönlich am Stand war und Fragen beantwortete. Valerie Oehler hat das achtzehnmonatige Programm gerade abgeschlossen und trat ihre erste Position als Business Development Manager im Londoner Büro von Patrizia an. Ihre frisch gedruckten Visitenkarten gibt sie auf dem Karriereforum aus - auf der Messe, auf der sie einst rekrutiert wurde. Sie empfiehlt den jungen Menschen, sich zunächst ehrlich selbst zu fragen, wo sie ihre eigenen Stärken sehen, worauf sie Lust haben und was zu ihnen passen könnte.

Insgesamt 148 Jobs hatten die Unternehmen im Gepäck. Doch neue Positionen tun sich mitunter rasch auf und überzeugende Bewerber werden ungern weggeschickt. "Wir wachsen schnell", sagt Peter Jaksch, Group Head of Human Resources bei Patrizia. Wenn er gute Leute finde, dann mache er ihnen auch ein Angebot. Ähnlich sieht es bei Savills aus. "Für einen guten Kandidaten schaffen wir auch mal eine neue Stelle", sagt Marcus Mornhart, Managing Director von Savills. Das Unternehmen hatte 2014 einige neue Mitarbeiter auf der Jobmesse rekrutiert. In diesem Jahr fielen Mornhart große Unterschiede zwischen den Bewerbern auf. Viele wüssten genau, wo sie beruflich einmal hin wollen, und hätten sich gut über spezielle Praktika darauf vorbereitet. Andere hingegen hätten noch keine genaue Vorstellung, obwohl sie für September schon einen Job bräuchten.

Zum ersten Mal war der Discounter Penny auf dem IZ-Karriereforum vertreten. Viele Studenten sicherten sich bei ihm vorab feste Termine. Dietmar Burtzlaff, Bereichsleiter Expansion, war denn auch voll des Lobes für die jungen Menschen, die sich schon während ihres Studiums aktiv um ihre Zukunft kümmerten. Penny sucht Expansionsmanager. "Expansionsmanagement kann man nicht studieren", sagt Burtzlaff. Deshalb bietet das Unternehmen ein entsprechendes Traineeprogramm an. Bewerber mit einem technischen Hintergrund waren bei dem Projektsteuerer Drees & Sommer gefragt. Denn gerade im technischen Bereich suche das Unternehmen Mitarbeiter, sagte Florian Eitel, Project Manager bei Drees & Sommer. Auch Architekten und Bauingenieure mit Berufserfahrung nutzten das Karriereforum, um Kontakte zu dem Stuttgarter Unternehmen zu knüpfen, das 2014 seine Mitarbeiterzahl um 13% erhöhte.

Doch die Ansprüche der Studenten an ihre künftigen Arbeitgeber sind ebenfalls hoch. Nach sechs Speeddatings und einem Bewerbungsgespräch stellte ein Student der HTW Berlin im sechsten Semester fest: "Ich habe mehrere Unternehmen kennengelernt und festgestellt, dass sie nicht das Richtige für mich sind." Das habe teils an den angebotenen Leistungen und teils an den Gesprächspartnern gelegen. Offenbar kann auch mancher Aussteller noch an seinem Auftritt feilen.

Wie dagegen die jungen Menschen beim Eintritt in ein Unternehmen als Praktikant oder neuer Mitarbeiter einen guten Eindruck machen, erläuterte Coach und Buchautorin Anke Quittschau in ihrem Vortrag (siehe "Für einen guten ersten Eindruck haben Sie 150 Millisekunden Zeit").

Dass sich auch mit einem Bachelorabschluss interessante Berufschancen bieten, bewies Verena Renziehausen. Sie gab Einblick in ihren Arbeitsalltag als Developerin bei CA Immo. Mit 26 Jahren ist sie dort als Projektleiterin für zwei Projektentwicklungen im Mainzer Zollhafen zuständig. Ihren Zuhörern empfahl sie, sich beispielsweise durch Praktika früh einen Einblick in die Berufswelt zu verschaffen. Ihr Vortrag dürfte vielen Mut gemacht haben, ist doch die Projektentwicklung das beliebteste Tätigkeitsfeld von Immo-Studierenden, wie die aktuelle Umfrage zur IZ-Joboffensive zeigt.

Wie ein Berufsleben jenseits von Konzernen aussehen kann, zeigte die Diskussion zum Thema Selbstständigkeit. Eine Option, die sich immerhin 5% der Studierenden vorstellen können, ergab die IZ-Joboffensive. Mit Tilmann Gartmeier und Sven Gruber standen zwei junge Unternehmer auf der Bühne Rede und Antwort, die direkt nach der Hochschule gemeinsam mit Kommilitonen den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt haben. Gartmeier gründete die Projektentwicklungsgesellschaft student cube und Gruber das Beratungsunternehmen Immoraum. Der dritte Referent, Andreas Steinbauer, brach sein Studium ab, um sich 1985 selbstständig zu machen. Damals habe es noch keine spezialisierten Studiengänge gegeben. Heute würde er jedoch jedem empfehlen, erst sein Studium abzuschließen und dann zu gründen.

Wer sein Glück als Angestellter sucht, sollte seine potenziellen Arbeitgeber genau unter die Lupe nehmen, rät Stephan Bone-Winkel, Vorstand von Beos. Achten die Unternehmen nur auf den nächsten Deal oder auf langfristiges Geschäft? "Schauen Sie bitte hinter das Geschäftsmodell. Viele Unternehmen haben keines", sagt Bone-Winkel. Sie folgten nur aktuellen Trends. Seien diese vorbei, werde die Branche neu durchgemischt. "Die Immobilienbranche feiert gerade eine große Party. Die kann aber schnell vorbei sein."

Das sechste IZ-Karriereforum

Rund 550 Bewerber kamen zum sechsten IZ-Karriereforum am 20. Juni in die Goethe-Universität Frankfurt. Veranstaltet wurde die Jobmesse für die Immobilienwirtschaft von der Immobilien Zeitung und Heuer Dialog, Schirmherr war der Zentrale Immobilien Ausschuss. Integriert in die Veranstaltung fand der sechste Hochschultag der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) statt, deren Hochschulpartner die BBA - Akademie der Immobilienwirtschaft Berlin war. 148 Stellenausschreibungen hatten die Aussteller mitgebracht. Mit dabei waren in diesem Jahr: Acrest, ADI Akademie der Immobilienwirtschaft, Aengevelt, Akademie der Hochschule Biberach, Akelius, Arcadis, BBA - Akademie der Immobilienwirtschaft Berlin, Beos, Bergische Universität Wuppertal, Bilfinger Real Estate, BNP Paribas Real Estate, Capera, Catella, CBRE, Comfort, Commerz Real, Corestate, Corpus Sireo, Cushman & Wakefield, CRES Center for Real Estate Studies, DIC, Drees & Sommer, EBS Real Estate Management Institute, ECE, Eipos, gif Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung, GRR, Immobilien Service Deutschland, IVG, JLL, Kaufland, KPMG, Patrizia, Penny, Reag, RICS, Savills, Thost und TU Berlin. Das nächste IZ-Karriereforum findet voraussichtlich am 11. Juni 2016 in Frankfurt statt. Informationen: www.iz-jobs.de/karriereforum. sma

Sonja Smalian,Lars Wiederhold

Wann Jobwechsel die Karriere eher behindern als fördern

Auch das Alter des Kandidaten spielt bei der Bewertung der Job- und Unternehmenswechsel eine Rolle.

Auch das Alter des Kandidaten spielt bei der Bewertung der Job- und Unternehmenswechsel eine Rolle.

Bild: contrastwerkstatt/Fotolia.com

Karriere 05.02.2015
Manche Karriereratgeber empfehlen, alle drei bis fünf Jahren den Arbeitgeber zu wechseln. Auch in der Immobilienwirtschaft ist die Wechselfreudigkeit groß. Doch nicht jeder Jobwechsel befördert ... 

Manche Karriereratgeber empfehlen, alle drei bis fünf Jahren den Arbeitgeber zu wechseln. Auch in der Immobilienwirtschaft ist die Wechselfreudigkeit groß. Doch nicht jeder Jobwechsel befördert die Karriere, und wenn es zu viele sind, können sie bei der nächsten Bewerbung eher hinderlich sein. Personalprofis aus der Immobilienwirtschaft geben Tipps, was Berufstätige beachten sollten.

In Deutschland ist jeder dritte Erwerbstätige zumindest latent auf Jobsuche und könnte sich 2015 einen beruflichen Wechsel vorstellen. Unter Arbeitnehmern bis zu einem Alter von 49 Jahren liegt die Wechselbereitschaft mit 40% noch höher, wie eine forsa-Umfrage zeigt. Jobwechsel können die eigene Karriere befördern. Doch der Bogen darf nicht überspannt werden, denn Job-Hopper haben es im Bewerbungsprozess nicht unbedingt leichter und sollten ihre Veränderungen begründen können.

"Alle Wechsel unter zwei Jahren sind kritisch zu sehen", sagt Richard-Emanuel Goldhahn, Geschäftsführer von Cobalt Recruitment. Doch der Personalberater betont auch, dass jeder Wechsel isoliert betrachtet wird und, dass es gute Gründe geben kann, die einen recht kurzfristigen Wechsel unumgänglich machen: Beispiele sind die Insolvenz des Unternehmens, befristete Tätigkeiten oder familiäre Veränderungen.

Wichtig seien die Fragen, warum jemand gewechselt hat, wer gekündigt hat und ob eine inhaltliche oder hierarchische Weiterentwicklung im Lebenslauf zu erkennen ist, beispielsweise vom Property-Manager über die Vermietung zum Asset-Manager und später zum Fondsmanager. Nicht so positiv zu bewerten sei es, gibt Goldhahn zu bedenken, wenn jemand das Unternehmen wechselt, um aufzusteigen, der bisherige Arbeitgeber aber für entsprechende Positionen in derselben Zeit Mitarbeiter gesucht hat.

Auch Thomas Flohr, Geschäftsführer von Bernd Heuer & Partner, sieht Wechsel im Zwei-Jahres-Rhythmus kritisch. "Ich kenne kaum Mandanten, die das akzeptieren", sagt der Personalberater. Von schnellen Wechsel lässt sich Susanne Ollmann, Mitglied der Geschäftsleitung von Aengevelt Immobilien, hingegen nicht sofort abschrecken. Sie prüft anhand des Track-Records, ob die gemeldeten Erfolgsstories zur Verweildauer bei dem jeweiligen Arbeitgeber passen, oder ob der Kandidat nur sequenziell an bestimmten Projekten mitgearbeitet haben kann.

Eine "optimale Verweildauer" im Unternehmen bewerten die Personalprofis unterschiedlich: Optimal sei immer so lange, wie ein Unternehmen dem Arbeitnehmer Entwicklungsmöglichkeiten bietet und der Mitarbeiter erfolgreich dem Unternehmen etwas zurückgeben kann, sagt Frank Groß von immopersonal consulting frank gross. Aber drei Jahre sollten es im Mittel dann schon sein, ergänzt Groß. Denn nur dann habe der Mitarbeiter den gesamten Zyklus mitgenommen von der anfänglichen Euphorie über die neue Aufgabe, die Routine und den Alltag bis hin zur Ernüchterung. Das heißt, der Mitarbeiter hat seine eigenen Erfolge oder Misserfolge erlebt und war gezwungen damit weiterzuarbeiten. Daran lasse sich zudem die Belastbarkeit des Kandidaten ablesen, sagt Groß. Verschwindet er nach einem Jahr wieder oder beißt er sich auch mal durch Tiefen durch?

Dass Mitarbeiter die Folgen ihres Handelns selbst spüren müssen, darauf legt Peter Jaksch, Group Head Human Ressources bei Patrizia Immobilien, ebenfalls großen Wert. Im ersten Jahr lerne der Mitarbeiter, im zweiten tue er und im dritten verbessere er, so Jaksch. Vier bis fünf Jahre brauche es daher schon in einer Position, um die Früchte der eigenen Arbeit ernten zu können.

Damit Jobwechsel im Lebenslauf positiv auffallen, sollte sich an ihnen eine Entwicklung ablesen lassen. Die muss nicht immer ein hierarchischer Aufstieg sein, betont Personalberater Flohr. Der Kandidat könne sein fachliches Spektrum erweitern, einen neuen Markt erschließen oder aber einen bestimmten Bereich bei einer guten Adresse aufbauen. Es gebe auch Jobangebote, wo solide, gute Spezialisten gefragt seien. Wichtig ist, dass die Jobwechsel plausibel erklärt werden können. Denn Lebensläufe sähen heute eh wilder aus als früher, sagt Jaksch. Er hat in den vergangenen Jahren etwa 600 Personen eingestellt und hat auch heute noch wöchentlich zehn bis fünfzehn Lebensläufe auf dem Tisch. Wer seine Karriere aktiv planen möchte, der sollte sich von vornherein ein Unternehmen aussuchen, das Karrieren fördert, betont Jaksch. Patrizia habe in den vergangenen Jahren zwei Drittel der Führungskräfte intern besetzt und fördere Inhouse-Bewerbungen außerhalb des eigenen Fachbereichs, um die Mitarbeiter breiter aufzustellen.

Durchaus kein Manko sei es, wenn jemand kaum Unternehmenswechsel vorzuweisen hat und zehn Jahre bei einem Arbeitgeber beschäftigt war - wenn er sich dort stetig weiterentwickelt hat. "Die Unternehmen sind sehr an Kontinuität interessiert", sagt Goldhahn. Zumal sich in den Firmen selbst viel verändere. Kontinuität sei deswegen ein gutes Verkaufsargument, so Goldhahn.

Für vermeintliche Job-Hopper gibt es gute Aussichten: Wenn jemand beispielsweise viele große Maklerhäuser gesehen hat, mitunter auch in kurzen Abständen, kann er dennoch für ein mittelständisches Unternehmen sehr interessant sein, die dieses Know-how schätzen, sagt Goldhahn.

Einem Wechsel zum alten Arbeitgeber, der in der Immobilienwirtschaft nicht selten ist, stehen die meisten Personalprofis positiv gegenüber: Eine Rückkehr ist für Susanne Ollmann von Aengevelt ein Signal dafür, dass sich beide Seiten professionell getrennt haben müssen, um einen Neustart zu wagen. Der Werdegang müsse aber auch bei dieser Variante eine Entwicklung aufzeigen, sagt Berater Flohr. Patrizia-Personalchef Jaksch hält zu ehemaligen Mitarbeitern des Unternehmens gar mit einem Newsletter Kontakt, um die Rückkehr zur erleichtern.

Bewerber ermahnt er, in Vorstellungsgesprächen nicht schlecht über den letzten Arbeitgeber zu sprechen. Solch ein Verhalten führe bei ihm sofort zum Ausschluss des Kandidaten. Und er warnt davor, Jobs anzunehmen, um diese als Sprungbrett für die eigentliche Wunschposition zu verwenden, so genannte "um-zu-Jobs". Es sei nur sinnvoll, eine Position anzutreten, die der Kandidat auch mit Lust und Leidenschaft ausfüllen möchte, denn nur dann sei er auch gut.

Sonja Smalian

Spot an für den Personaler

Peter Jaksch ist konzentriert.

Peter Jaksch ist konzentriert.

Bild: Alexander Sell

Karriere 27.06.2013
Peter Jaksch, Personalleiter bei Patrizia Immobilien, wurde auf den "heißen Stuhl" gesetzt. 30 Minuten lang beantwortete er auf dem IZ-Karriereforum Fragen von Studenten zum Bewerbungsprozess. ... 

Peter Jaksch, Personalleiter bei Patrizia Immobilien, wurde auf den "heißen Stuhl" gesetzt. 30 Minuten lang beantwortete er auf dem IZ-Karriereforum Fragen von Studenten zum Bewerbungsprozess. Ohne Vorbereitung musste er spontan antworten. Trotzdem ist es nicht gelungen, ihn zu "grillen".

Jaksch sitzt einsam auf der Bühne im Scheinwerferlicht. So ähnlich läuft es auch in seinem Unternehmen. Vier bis sechs Wochen nach Antritt ihrer neuen Position müssen sich die Führungskräfte von Patrizia eine Stunde lang auf dem "heißen Stuhl" den anonymisierten Fragen ihrer Mitarbeiter stellen (siehe Artikel "Auf Führungskräfte wartet der ,heiße Stuhl'", IZ 34/12).

Eine unerwartete Antwort gibt Jaksch auf die Frage, wie sich die eigene Bewerbungsmappe von der Konkurrenz absetzen könne. "Bewerbungsunterlagen können erst mal negativ aus der Masse herausstechen", betont er. Auf verknickte Mappen, Kaffeeflecken oder Zigarettengeruch würden manche Personalverantwortliche sehr empfindlich reagieren. Auch mit einem schlechten Foto, unvollständigen Unterlagen oder vielen Dateianhängen bei der E-Mail-Bewerbung könne man sich negativ bemerkbar machen. Jaksch weist explizit darauf hin, dass das Anschreiben nicht länger als eine Seite sein sollte. Und wie sieht es mit dem Inhalt aus? "Ein gutes Anschreiben beinhaltet die Motivation, warum man sich auf diese Stelle, in diesem Unternehmen bewirbt", erklärt Jaksch. Außerdem müsse in wenigen Worten auch erklärt werden, warum man auf diese Position passt. Zusätzlich sollte auch eine "gewisse Lust" auf die Stelle vermittelt werden.

Nach einigen Minuten erreicht auch der Personalprofi immerhin mal erhöhte Temperatur. Jaksch ist konzentriert und das Scheinwerferlicht blendet. Als es ums Geld geht, wird er deutlich. "Das Einstiegsgehalt ist in der Regel nicht das Entscheidende", sagt er. Mit Position und Leistung werde das Gehalt nachkommen. Und sind zu hohe Forderungen von Bewerbern ein Ausschlusskriterium? Jaksch antwortet sofort: "Wir verhandeln nicht gern!"

Florian Manthey

Auf Führungskräfte wartet der "heiße Stuhl"

Ca. Vier Wochen nach Antritt müssen sich die Führungskräfte von Patrizia Immobilien den Fragen ihrer Mitarbeiter stellen. Beim "heißen Stuhl" bleibt die Identität der Fragensteller verborgen.

Ca. Vier Wochen nach Antritt müssen sich die Führungskräfte von Patrizia Immobilien den Fragen ihrer Mitarbeiter stellen. Beim "heißen Stuhl" bleibt die Identität der Fragensteller verborgen.

Bild: Fotolia.de/Lom

Karriere 23.08.2012
Die Wirtschaft steht nicht still und auch nicht ihre Akteure, die Unternehmen. Sie verändern sich kontinuierlich. Erhöht sich das Tempo der Veränderungsprozesse jedoch, ist das eine ... 

Die Wirtschaft steht nicht still und auch nicht ihre Akteure, die Unternehmen. Sie verändern sich kontinuierlich. Erhöht sich das Tempo der Veränderungsprozesse jedoch, ist das eine Herausforderung nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Personalabteilung. Mit welchen zahlreichen Methoden Patrizia Immobilien seinen Wachstumsprozess intern begleitet, erläutert Personalleiter Peter Jaksch. Dabei setzt er auch auf so ungewöhnliche Methoden wie den "heißen Stuhl".

Patrizia Immobilien wächst: Neue Geschäftsfelder, neue Produkte, neue Investoren, neue Unternehmen und neue Auslandsmärkte sind in den letzten Jahren dazugekommen. Ursprünglich hatte das 1984 von Wolfgang Egger in Augsburg gegründete Unternehmen als Wohnungsprivatisierer angefangen, heute ist es auch im Gewerbebereich und im Fondsgeschäft tätig und ist vom Investment über die Projektentwicklung bis zum Asset-Management in vielen Geschäftsfeldern aktiv. Allein die Zahl der Assets under Management hat sich von einer halben Milliarde Euro im Jahr 2005 auf 7 Mrd. Euro in diesem Jahr erhöht. Doch nicht nur das Geschäftsvolumen ist gewachsen, sondern auch die Zahl der Mitarbeiter: 2002 zählte Patrizia 159 Beschäftigte, 2012 waren es dann schon 536. Wie werden die Mitarbeiter bei diesem Veränderungsprozess "mitgenommen"? Patrizia hat dafür auf mehrere organisatorische und kulturelle Bausteine gesetzt.

Begonnen wurde mit der Personalabteilung, die neue Kompetenzen zugesprochen bekam und damit zum aktiven Gestalter des Veränderungsprozesses wurde. Der Personalbedarf ist hoch und so wurde das Personalmarketing aktiv aufgebaut, denn allein im Frühsommer hatte das Unternehmen 70 Stellen ausgeschrieben.

Feuerprobe für Führungskräfte ist der "heiße Stuhl"

Für alle neuen Mitarbeiter gibt es einmal im Monat einen Einführungstag. Mit dabei ist auch ein Vertreter der Geschäftsführung. Wer eine Führungsrolle übernimmt - egal ob er intern oder von außen ins Unternehmen gewechselt ist -, auf den wartet nicht nur ein individueller Einarbeitungsplan, sondern auch der "heiße Stuhl". Vier bis sechs Wochen nach seinem Arbeitsbeginn muss sich die Führungskraft seinem Team noch einmal vorstellen und dabei auch preisgeben, was für ein Typ er oder sie eigentlich ist. Auch sein Team stellt sich ihm vor, dann geht es um Fach- und Sachthemen. Der Manager befragt sein Team, was aus deren Sicht gerade aktuell anliegt, und dann geht es für ihn auch schon auf den "heißen Stuhl". Das Werkzeug könnte auch heißen, "Was Sie schon immer über Ihre Führungskraft wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten". Alle Mitarbeiter schreiben ihre Fragen an den neuen Chef völlig anonym auf Karteikarten. Ein Moderator, meist jemand aus der Personalabteilung, sammelt die Karten mit den Fragen ein und stellt sie dann der Führungskraft im Beisein des Teams. Es gibt nur zwei Regeln: Erstens dürfen die Mitarbeiter alles fragen, was sie wollen. Und zweitens, darf die Führungskraft antworten, wie sie will. Wenn sie sagt, "das geht euch gar nix an", dann kommt die nächste Frage dran. Rückfragen sind nicht erlaubt. "Das ist schon immer ein Highlight, und es positioniert die Führungskraft in der Regel richtig gut", sagt Jaksch. Allerdings bereitet seine Abteilung die Chefs auch gut darauf vor, was für Fragen kommen könnten. Das reicht von der Erkundigung nach den Urlaubsgewohnheiten bis hin zu der Frage, welchen drei Mitarbeitern die Führungskraft eine Gehaltserhöhung geben würde. Witz, Charme und Schlagfertigkeit sind dann gefragt, um das Team auf sich einzuschwören. Das Schlimmste, was passieren kann, ist wenn die Führungskraft rumdruckst und rote Ohren bekommt. Jaksch sorgt dafür, dass die Manager vorher auch einmal über Themen nachdenken, die nur sie kennen. Die schwierigsten Kandidaten sind die, die sagen, "kein Problem, das mach' ich schon" (siehe Artikel "Onboarding auch für Profis").

Das ist nur eine von vielen Maßnahmen, die darauf zielen, die Unternehmenskultur während des Veränderungsprozesses weiterzuentwickeln und die Mitarbeiter zu integrieren. Die interne Kommunikation spielt dabei eine sehr große Rolle: Nach der Prozesssteuerung (26%) wird Kommunikation als zweitwichtigster Faktor genannt, der über Erfolg oder Misserfolg eines Veränderungsprozesses entscheidet. Das sagen 22% der Befragten der aktuellen Mutaree-Umfrage. An der Untersuchung nahmen 119 Unternehmen verschiedener Branchen bundesweit teil. Der Faktor Führung belegte Rang drei (15%), dicht gefolgt von dem Bereich Kultur und Werte (14%).

Jährliche Mitarbeiterbefragungen werden durchgeführt

Diesem Einfluss der Kommunikation ist sich Patrizia offenbar bewusst und setzt ein ganzes Bündel an Kommunikationsmitteln und -kanälen ein: Massiv ausgebaut wurde das Intranet, es gibt eine Mitarbeiterzeitung sowie regelmäßige Fachvorträge von Mitarbeitern und informellere Treffen, bei denen gekickert wird oder eine Motorradtour geplant ist. Auch die Geschäftsleitung hat solch einen jour fixe.

2010 wurde zudem zum ersten Mal eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt, um alle Beschäftigten in die Unternehmensentwicklung einzubeziehen. Die Ergebnisse, auch die kritischen, wurden offen und schnell kommuniziert - und die Befragung jährlich wiederholt. Die Ergebnisse verbesserten sich und bestätigten Jaksch in seinem Kurs. Aus der ersten Befragung kamen auch Anstöße für die neuen Unternehmens-Leitlinien, die dann von der Geschäftsleitung rund sechs Monate später in ihre Endfassung gegossen wurden. "Das waren lange Sitzungen", erinnert sich Jaksch. Teilweise sei um jedes Wort gerungen worden. Fünf Führungsgrundsätze und fünf Regeln der Zusammenarbeit bilden nun die Leitplanken, an denen sich alle orientieren müssen. Sie stehen auf jedem Schreibtisch und sind Teil des jährlichen Mitarbeitergesprächs. Durch die Leitsätze hätten sich alle auch ein bisschen angreifbarer und damit auch kritikzugänglicher gemacht. Vorgestellt wurden sie von der Geschäftsleitung auf dem ersten Mitarbeitertag - und von den Führungskräften auf ihr eigenes Handeln bezogen dargestellt. "Das war sehr spannend und sehr kulturstiftend", sagt Jaksch. Doch Jaksch weiß, dass ein Kulturwandel Zeit braucht. Nicht jeder ist damit einverstanden und zwei, drei Führungskräfte haben das Unternehmen verlassen. Doch die Führungsmannschaft steht stabil hinter dem neuen Kurs und seit Jahren gab es im Vorstand keinen Wechsel mehr.

Für die Patrizianer, wie sich die Mitarbeiter nennen, bietet das Wachstum auch neue Chancen. Zum jährlichen Mitarbeitergespräch gehört dann auch die Frage "wo willst du hin?" Bereits im Gespräch werden dann mögliche Entwicklungsmaßnahmen angedacht. "Mitarbeiter wollen am Wachstum teilhaben, vor allem über neue Entfaltungsmöglichkeiten", ist sich der Personalleiter sicher.

"Mitarbeiter wollen am Wachstum teilhaben, vor allem über neue Entfaltungsmöglichkeiten."

Entwickelt wurde auch ein neuer interner Wechselprozess, der zunächst verdeckt in Kooperation mit der Personalabteilung läuft, damit der künftige Ex-Chef davon nichts erfährt. So soll verhindert werden, dass Mitarbeiter, die sich intern bewerben, bei nicht erfolgreichem Wechsel beschädigt werden. Erst wenn die feste Zusage der neuen Abteilung vorliegt, wird auch der bisherige Vorgesetzte mit einbezogen und muss seinen Mitarbeiter dann auch ziehen lassen.

Für die Mitarbeiter bietet der interne Wechsel einen weiteren Vorteil: Sie können inhaltlich einen kompletten Kurswechsel machen, also z.B. als Property- oder Asset- Manager ins Controlling gehen. "Das schaffen sie durch einen externen Wechsel meist nicht", sagt Jaksch.

Führungs- und Immobilienkompetenz, Sprachfertigkeiten sowie persönliche und soziale Kompetenzen (Rhetorik, Präsentation, Feedbacktraining) werden an der unternehmenseigenen Patrizia Akademie gelehrt. Dort findet auch die Ausbildung für die Führungskräfte statt, denn zwei Drittel der vakanten Führungspositionen werden intern besetzt. Für alle 75 Führungskräfte gibt es jährlich ein Frühjahrstraining und auch eine Führungskräftetagung sowie ein einjähriges Programm für junge Führungskräfte.

Dort werden auch die Azubi-Ausbilder ausgebildet. Im vergangenen Jahr wurde die Zahl der Auszubildenden auf 6% der Mitarbeiter insgesamt verdoppelt. 7% ist die Zielmarke, die Jaksch erreichen will. "Wir glauben, dass wir die auch problemlos im Unternehmen unterbekommen können."

Für die Besetzung der akademischen Berufe sucht Patrizia aktiv den Kontakt zu Hochschulen und präsentiert sich auf Hochschulmessen und dem IZ-Karriereforum für die Immobilienwirtschaft. "Da gehen wir dann auch kontinuierlich hin", betont Jaksch. "Wir glauben, dass die Arbeitgeberattraktivität auch über Kontinuität erreicht wird, wenn die Studenten immer wieder auf Patrizia-Mitarbeiter treffen." Neben den Personalverantwortlichen sind auch immer Vertreter der Fachabteilungen mit dabei. Die Präsenz hat sich ausgezahlt. War Patrizia Immobilien beim ersten Top-Arbeitgeberranking der Immobilien Zeitung nicht vertreten, sind sie seit 2011 mit dabei (Rang 15) und erreichten in diesem Jahr Rang 12. Doch das ist für Jaksch nur eine Zwischenetappe: "Unser Ziel ist es, dass jeder Student in der Bewerbungsphase uns auf dem Zettel hat."

Sonja Smalian