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KPMG-Chefprüfer entlastet Funke und Fell

Die Angeklagten Markus Fell (Zweiter von links) und Georg Funke (Zweiter von rechts) umringt von ihren Anwälten.

Die Angeklagten Markus Fell (Zweiter von links) und Georg Funke (Zweiter von rechts) umringt von ihren Anwälten.

Quelle: Imago, Urheber: Sebastian Widmann

Köpfe 27.07.2017
Einer der beiden KPMG-Partner, die für die Prüfung der Abschlussberichte der Hypo Real Estate (HRE) verantwortlich waren, löste im Strafprozess gegen die früheren Vorstände Georg Funke ... 

Einer der beiden KPMG-Partner, die für die Prüfung der Abschlussberichte der Hypo Real Estate (HRE) verantwortlich waren, löste im Strafprozess gegen die früheren Vorstände Georg Funke und Markus Fell eklatante Widersprüche auf - zugunsten der Angeklagten.

Welche Bedeutung die Aussagen von Holger Techet haben werden, wurde bereits bei der Ansetzung seiner Zeugenvernehmung deutlich: Einen ganzen Tag hatte das Gericht für ihn freigeräumt.

Kaum jemand hatte ein solch umfassendes Bild über die HRE wie Techet. Sollte es tatsächlich so gewesen sein, dass die HRE im Namen von Ex-Chef Funke und Ex-Finanzvorstand Fell Risiken in den Geschäftsberichten für 2007 und das erste Halbjahr 2008 absichtlich verschwiegen hat, wie die Staatsanwaltschaft den beiden vorwirft, hätte Techet es wissen müssen.

Eine Woche vor seinem Auftritt hatte einer seiner Mitarbeiter bereits eine recht steile Vorlage gegeben. Andreas Hackenbroich, Spezialist für Liquiditätsthemen, sei bei der Prüfung des Abschlussberichts 2007 der Meinung gewesen, dass die gesetzlichen Mindestanforderungen an die Liquiditätsrisikomessung durch die HRE nicht erfüllt wurden, gab er vor Gericht zu Protokoll ("Mindestanforderungen nicht erfüllt!", IZ 27/17). Er könne sich im Übrigen nicht entsinnen, dass Techet oder der zweite KPMG-Chefprüfer Joachim Bors das anders gesehen hätten.

Die Steilvorlage ließ Techet ungenutzt. Er konnte sich nicht mal mehr daran erinnern, dass Hackenbroich das überhaupt gesagt haben soll. Dass er die Systeme zur Messung des Liquiditätsrisikos für verbesserungsfähig hielt, daraus machte aber auch der KPMG-Partner keinen Hehl. "Die Systeme waren grundsätzlich geeignet, um Risiken zu identifizieren, dennoch waren Verbesserungen notwendig", sagte Techet. Dazu habe man entsprechende Feststellungen im mehrere Hundert Seiten dicken Prüfungsbericht getroffen.

Techet wusste, welchen Stellenwert die Prüfung der damals drittgrößten Bank Deutschlands hatte. Nicht nur, weil die HRE zu jener Zeit eines der größten Mandate von KPMG war. Mehrere Millionen Euro flossen dafür in die Kasse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Hinzu kam, dass die 2007 ausgebrochene US-Subprime-Krise und die im zweiten Halbjahr durchgezogene Übernahme der Depfa die Abschlussprüfer vor eine enorme Herausforderung stellten.

Eine Heerschar von etwa 100 KPMG-Leuten durchleuchtete die Prozesse des DAX-Konzerns, überprüfte Wertansätze von Bilanzaktiva, sichtete haufenweise Dokumente und befragte zig HRE-Mitarbeiter. Die üblichen Kontrollen des Prüfungsprozesses und -ergebnisses durch einen Berichtskritiker, der den Prüfungsbericht auf Plausibilität liest, und eine Qualitätssicherung, die sich die Prüfungsabläufe genauer anschaut, waren Techet nicht genug. Er gab noch eine zusätzliche Inhouse-Prüfung in Auftrag, den sogenannten Inflight-Review, der durch zwei "sehr erfahrene Partner" durchgeführt worden sei. "Ich wollte nicht riskieren, den Gesamtüberblick zu verlieren", begründete Techet die Maßnahme. Schließlich sei er selbst sehr tief in die Prüfung involviert gewesen.

Schwerpunkte waren die Integration der Depfa, die Bewertung von Wertpapieren und "im Zeitablauf auch das Thema Liquidität". Im Prüfungsbericht wird die Liquiditätslage der HRE als "kritisch" eingestuft, weil sich die Laufzeiten bei der Mittelaufnahme zusehends verkürzten und die Unsicherheit an den Märkten zunahm. Wie es denn sein könne, wollte das Gericht von Techet wissen, dass die KPMG der HRE ein uneingeschränktes Testat erteilte, obwohl die Bank im Geschäftsbericht 2007 von einer "stabilen" Liquiditätslage sprach? Das ist eine der Kernfragen, mit der sich das Gericht seit Beginn des Verfahrens beschäftigt. "Kritisch" sei nicht so zu verstehen, dass die HRE-Gruppe keine Liquidität mehr bekommen habe, sondern dass man das Thema im Auge behalten müsse. "Man fällt nicht gleich tot um, aber man muss das Thema eng begleiten", erklärte Techet seine Interpretation. Dass es überhaupt zu einer aus seiner Sicht missverständlichen Auslegung kam, liege an der Übersetzung des Berichts aus dem Englischen. Dort hätte das Wörtchen "critical" einen "ganz anderen Touch" als im Deutschen.

Einen Widerspruch, wie ihn das Gericht sieht, könne er daher nicht erkennen. Ihm ging es darum, den Finger zu heben, Risiken eindeutig zu benennen und darauf zu bestehen, auf Unsicherheiten im Lagebericht hinzuweisen, was auch erfolgt sei. "Es wurde nach unseren Wünschen umformuliert, ergänzt und einzelne Passagen gestrichen." Deshalb habe es auch zu keinem Zeitpunkt Zweifel daran gegeben, ein uneingeschränktes Testat zu erteilen. Das Gleiche gelte für angebliche Diskussionen über eine positive Fortführungsprognose (Going-Concern-Prinzip). Laut einer handschriftlichen Notiz, die das Gericht zitierte, aber keiner der Prozessbeteiligten einer Person zuordnen konnte, soll darüber "intensiv diskutiert" worden sein. Techet widersprach dem mehrfach. Wenn dem so gewesen wäre, hätte man das an prominenterer Stelle bei KPMG diskutiert. "Wir hatten intensiv über die Liquidität gesprochen. Laut den Reports war eine Mittelaufnahme immer möglich. Dass der Bank die Liquidität ausgeht, war definitiv nicht angezeigt. Wir hatten kein bestandsgefährdendes Risiko gesehen, sonst hätten wir ein Testat nicht erteilt." Auch für einen Einschränkungsvermerk habe es keine Veranlassung gegeben.

Nach dem Geschmack der HRE-Vorstände seien die Prüfungsergebnisse nicht gewesen, unterstrich Techet. "Das hat nicht immer Freude ausgelöst." Techet berichtet über "harte Gespräche", bei denen der Ton auch schon mal rauer und lauter wurde. "Ich bin aber nicht eingeknickt. Die Transparenz, die ich bei den Themen Liquidität und CDO-Bewertung gefordert habe, ist umgesetzt worden." Fell soll ihm daraufhin "mit hochrotem Kopf" gesagt haben, dass er die Wiederwahl von KPMG nicht unterstützt hätte, wenn er gewusst hätte, wie unkooperativ KPMG sei. "Mich hatte das alles nicht beeindruckt, unser Auftraggeber war schließlich der Aufsichtsrat und nicht der Vorstand", sagte Techet. Diesem gegenüber habe man eine Art Warnfunktion gehabt. Und dort schienen seine Botschaften auch angekommen zu sein. Dass der damalige Aufsichtsratschef Kurt Viermetz den Beschluss gefasst hatte, einen Liquiditätsausschuss einzurichten, habe er als ein gutes Zeichen empfunden. Außerdem sollte die Refinanzierung auf längerfristig umgestellt werden. "Wir hatten den Eindruck, dass die das ernst nehmen", sagte Techet rückblickend.

Im zweiten Halbjahr 2008 hatte sich die Lage für die HRE sogar entspannt. "Das war unser Eindruck damals", erinnerte sich Techet. Im Zwischenbericht, der Mitte August publiziert wurde, stand, dass selbst unter einem Worst-Case-Szenario die Zahlungsfähigkeit der HRE und ihrer Tochterbanken jederzeit sichergestellt sei. Dann kam die Lehman-Pleite. Wenige Woche danach war die HRE nicht mehr überlebensfähig und musste gerettet werden.

Nikolas Katzung

pbb verliert Chefin

Köpfe 12.06.2014
Manuela Better will nicht mehr die Vorstandsvorsitzende von Hypo Real Estate Holding und pbb Deutsche Pfandbriefbank sein. Währenddessen läuft es operativ bei der pbb gut. ... 

Manuela Better will nicht mehr die Vorstandsvorsitzende von Hypo Real Estate Holding und pbb Deutsche Pfandbriefbank sein. Währenddessen läuft es operativ bei der pbb gut.

Manuela Better hat die Aufsichtsräte von Hypo Real Estate (HRE) und pbb gebeten, sie von ihren Pflichten als Vorstandsvorsitzende beider Gesellschaften zu entbinden. Nach der Entscheidung der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung gegen den ausverhandelten Verkauf der Depfa und für die von ihr nicht präferierte Abwicklung unter der FMS Wertmanagement habe sie "keine Basis mehr" für die Ausübung der Mandate gesehen, sagte Better. Der Aufsichtsrat bedauere die Entscheidung sehr, hieß es. Better habe mit der Restrukturierung der HRE und deren Tochtergesellschaften pbb Deutsche Pfandbriefbank und Depfa "einen wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung der Finanzkrise in Deutschland geleistet". Mit der Koordination der Arbeit im Vorstand habe der Aufsichtsrat bis auf weiteres Andreas Arndt betraut.

Die unter der Holding angesiedelten Gesellschaften sind rechtlich und operational voneinander getrennt, verfolgen aber aufeinander abgestimmte Unternehmensziele. Die pbb mit Sitz in München ist Mitte 2009 aus dem Zusammenschluss von Hypo Real Estate Bank und Depfa Deutsche Pfandbriefbank entstanden. Dort wird unter anderem die Immobilienfinanzierung verantwortet.

Operativ geht es der pbb gut. Im ersten Quartal 2014 wurde ein Vorsteuerergebnis von 38 Mio. Euro erzielt, fast einem Drittel mehr als im Vorjahresquartal. Das Neugeschäft von 1,6 Mrd. Euro bewegte sich auf Vorjahresniveau. Vorstandschefin Better sah die pbb bei Bekanntgabe der Zahlen "auf dem prognostizierten Weg für die angestrebte Reprivatisierung". Vom Neugeschäft (einschließlich Prolongationen um mehr als ein Jahr) entfielen 1,3 Mrd. Euro auf Immobilien, davon rund 50% in Deutschland. Größere Volumina wurden zudem in Frankreich (14%), Nordeuropa (14%) und Osteuropa (17%) vergeben. Der Anteil der Erstkreditvergaben lag bei 97% (Gesamtjahr 2013: 76%) und der durchschnittliche Beleihungsauslauf für neue Darlehen stieg von 61% auf 63%. Das Immobilienfinanzierungs-Portfolio wuchs auf 22,8 Mrd. Euro.

Bernhard Bomke

Kaafs Korruptions-Karussell Die Ermittlungen ziehen immer weitere Kreise

Köpfe 26.08.1999
Wiesbaden (mol) - Was vor einigen Wochen als mittlerer Bonner Bauträgerskandal begann, hat im Laufe des Monats August immer weitere Kreise gezogen. Im Zentrum der Ermittlungen stehen derzeit die ... 

Wiesbaden (mol) - Was vor einigen Wochen als mittlerer Bonner Bauträgerskandal begann, hat im Laufe des Monats August immer weitere Kreise gezogen. Im Zentrum der Ermittlungen stehen derzeit die Immobiliengeschäfte der Bayerischen Beamtenversicherung (BBV), München.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte der Erwerb des Bürogebäudes Friedrich-Ebert-Allee 40 in Bonn. Die Immobilie war zu Beginn der 90er Jahre von dem Bonner Bauträger Berthold Kaaf gemeinsam mit dem Heidelberger Projektentwickler Roland Ernst entwickelt und zuletzt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit genutzt worden.

90% der Anteile an der Objektgesellschaft wurden von dem Duo Kaaf/Ernst für knapp 290 Mio. DM an ein Konsortium aus Veba (22,5%), Depfa-Bank (22,5%) und der Bayerischen Beamtenversicherung (45%) verkauft. Die Transaktion vermittelte Dieter Diekmann, Mitglied im Vorstand der Veba-Tochter Viterra Baupartner und ehemaliger Oberstadtdirektor von Bonn. Diekmann und Kaaf, der nach "Stern"-Recherchen auch von dem früheren Bundesbauminister Töpfer ein ansehnliches Beratungshonorar für seine Unterstützung in Sachen Schürmann-Bau erhalten hatte, wurden bereits Mitte Juni in Haft genommen. Neben dem Vorwurf, Kaaf habe Diekmann geschmiert, um den Kauf der überteuerten Immobilie über die Bühne zu bringen, gingen die Ermittler noch einem weiteren Verdacht nach: Offenbar hatten auch Vertreter der BBV und der Depfa von dem Deal profitiert.

Der Verdacht konkretisierte sich bald darauf in der Person des BBV-Vorstandsvorsitzenden und Depfa-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Dieter Schweickert, der am 9. August auf dem Flughafen Innsbruck verhaftet wurde. Gegen Schweickert liefen bereits Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Immobilienaffäre der früheren Hypo-Bank.

Glimpflich kam die Wiesbadener Depfa-Bank davon: Die Bochumer Staatsanwaltschaft ließ verlauten, "nach hiesigen Erkenntnissen" seien weder die Bank noch ihre Führungskräfte in die Vorwürfe gegen Schweickert involviert. Ein Zusammenhang zwischen der BBV und dem Depfa-Vorstandsvorsitzenden Thilo Köpfler war zuletzt von dem Nachrichtenmagazin "Focus" hergestellt worden.

Die Depfa bestätigte den Bericht dahingehend, daß sich Köpfler 1994 auf Bitte von Schweickert zu 25% privat an dem Bürohaus Triangel, Friedrichstraße 204 in Berlin, beteiligt hatte. Die übrigen Vorwürfe - die Depfa sei bei der BBV-Siedlung Schönefelder Wohnpark und dem Wiesbadener "Hotel Rose" involviert - wurden von der Bank jedoch dementiert: Man habe sich hier weder als Finanzierer noch als Eigentümer beteiligt, hieß es.

Die Affäre Schweickert bescherte dem Institut neben einer vom Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen angeordneten Sonderprüfung auch einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden: Am 10. August löste der bisherige stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Westphal Schweickert in der Aufsichtsratsführung der Deutschen Pfandbrief-Bank und der Depfa Bank AG Bau Boden ab. Die BBV hält allerdings weiterhin 8,34% an der Depfa Holding Verwaltungsgesellschaft mbH, die 40% des Depfa-Kapitals besitzt.

Die BBV hat Schweickert mittlerweile fristlos gekündigt. Wie die Versicherung mitteilt, war der Vorstandschef "unerlaubterweise" mit 15% an der BBV-Tochter BBV Immobilien GmbH beteiligt. 70% der BBVI werden von der BBV Holding AG gehalten. Die Versicherung kündigte an, alle relevanten Immobiliengeschäfte des Unternehmens in den letzten zehn Jahren prüfen zu lassen.

In der Zwischenzeit recherchierte der "Stern" weiter in Sachen Schweickert. Dessen Schmiergelderlöse aus Geschäften mit Kaaf im Zuge mehrerer Bauvorhaben der BBV summierten sich demnach auf über 7 Mio. DM. Die Zahlungen flossen vor allem für Bauvorhaben in der neuen Hauptstadt: für ein Projekt auf dem ehemaligen Schultheiss-Brauereigelände, einen Wohn- und Gewerbekomplex an der Berliner Krausenstraße, einen Wohnpark am Flughafen Schönefeld und ein Objekt an der Friedrichstraße.

Nach Einschätzung des Banchendienstes "DFI-Gerlach-Report" ist das derzeitige Vorgehen gegen Schweickert lediglich ein "Abfallprodukt" der Ermittlungen der Münchener Staatsanwaltschaft in Sachen Hypo-Bank. Demnach habe zu den Hypo-Bank-Kunden auch Kaaf gehört, bei dem über Schmiergeldzahlungen an einen ehemaligen Hypo-Generalbevollmächtigten spekuliert werde.

Die Ermittlungen gegen Schweickert haben nun offenbar auch Anhaltspunkte gegen den Vorsitzenden der BBVI-Geschäftsleitung geliefert. Gegen Karl Fütterer, geschäftsführender Gesellschafter der BBVI, ermittelt nun ebenfalls die Münchner Staatsanwaltschaft. Fütterer war im Branchendienst "Direkter Anlegerschutz" bereits seit längerem wegen mehrerer maroder geschlossener Immobilienfonds angegriffen worden - zuletzt in Sachen BBVI-Fonds Nr. 11. Bei beiden Fondsobjekten, einem Bürohaus in Berlin-Teltow und einem in Dresden, seien mittlerweile die Mietgarantien "geplatzt".

mol