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Facility-Manager suchen Nachwuchs und Quereinsteiger

Nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland waren in den letzten Wochen mobile Videoleinwände unterwegs. Während der EM sollten sie die Aufmerksamkeit auf freie Stellen im Facility-Management lenken.

Nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland waren in den letzten Wochen mobile Videoleinwände unterwegs. Während der EM sollten sie die Aufmerksamkeit auf freie Stellen im Facility-Management lenken.

Quelle: Die Möglichmacher - Facility Management

Karriere 25.07.2021
Weil Fachkräfte fehlen, bleiben viele Stellen bei Unternehmen für Facility-Management (FM) unbesetzt. Die Initiative "Die Möglichmacher" will die Branche deshalb bekannter machen und ... 

Weil Fachkräfte fehlen, bleiben viele Stellen bei Unternehmen für Facility-Management (FM) unbesetzt. Die Initiative "Die Möglichmacher" will die Branche deshalb bekannter machen und sucht mit jährlichen Kampagnen nach Interessenten in ganz Deutschland.

Fußballspieler auf Leinwänden sind zu EM-Zeiten nichts Ungewöhnliches. Doch statt im Biergarten fürs Public Viewing waren während des Turniers die Bildschirme auf vielen deutschen Straßen und vor den Firmensitzen von Facility-Managern zu sehen. Statt grüner Rasen war die Spielfläche der Squaire-Komplex beim Frankfurter Flughafen, und das Runde landete nicht im Eckigen, sondern auf der Rolltreppe, im Parkhaus und im Kontrollraum. Denn die gezeigten Kicker sollten die Aufmerksamkeit nicht nur auf gute Technik am Ball, sondern vor allem auf Technik in Gebäuden lenken.

Mobile Videowagen dienen als Blickfänger

Hinter der Kampagne steckt die Initiative "Die Möglichmacher", ein Zusammenschluss aus zwölf Facility-Managern, die zusammen einen Jahresumsatz von fast 10 Mrd. Euro verbuchen. Die etwa 175.000 Mitarbeiter, die derzeit für die Unternehmen arbeiten, suchen aber dringend Verstärkung, denn "gebäudetechnische Anlagen müssen immer gewartet und instand gehalten werden", sagt Gert W. Riegel, COO beim Facility-Manager Apleona. Die Jobs in der Branche seien daher krisensicher, vor allem für Techniker.

Der Branche fehlen Gebäudetechniker

Trotzdem sind Fachkräfte in der FM-Branche rar. Viele Unternehmen vermuten, dass die Berufsbilder zu wenig bekannt sind, vor allem bei Schulabgängern und Young Professionals. "Es gibt ja nicht den einen Facility-Manager", fasst Brigitte Ferber, Projektleiterin Marketing und Kommunikation bei den Möglichmachern, das Problem zusammen. Allein im Netzwerk sind bundesweit derzeit etwa 30 verschiedene Berufsprofile zu besetzen. Oft brächten die potenziellen Kandidaten die Berufe gar nicht mit der Branche in Verbindung.

"Berufe wie Kältetechniker, Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik oder Ingenieure in der technischen Gebäudeausrüstung gehören zu den Mangelqualifikationen, bei denen die Nachfrage höher als das Angebot an Fachkräften ist", sagt Stefan Kramer, Geschäftsführer von Wisag Job & Karriere. Er führt den Mangel zum einen auf den demografischen Wandel zurück. Zudem stelle er fest, dass sich immer weniger Schulabgänger für eine Ausbildung entscheiden.

Deshalb setzt die Branche auf Quereinsteiger. Als Reaktion auf Medienberichte über Stellenabbau in der Automobilindustrie startete die Initiative im vergangenen Jahr eine gezielte Kampagne, die Techniker aus der Autoindustrie in die FM-Branche locken sollte. "Die Resonanz war sehr gut", fasst Ferber einige Monate später zusammen und nennt eine konkrete Zahl: "Es sind über 200 Fachkräfte aus der Automobilbranche eingestellt worden." Die meisten von ihnen seien jetzt in einer Einarbeitungsphase. "Je nach Kernqualifikation und zusätzlichem Qualifizierungsbedarf sind auch noch entsprechende Umschulungen und Weiterbildungen geplant." In den meisten Fällen seien die Neueinsteiger nach rund sechs Monaten voll einsetzbar.

Die Idee, auf Fachkräfte aus anderen Branchen zurückzugreifen, sei unter Facility-Managern nicht neu. "Wir arbeiten seit jeher mit vielen Quereinsteigern und Umsteigern", berichtet Ferber. Mit strukturierten Umschulungen und Einarbeitungen hätten die meisten Unternehmen deshalb schon viel Erfahrung. Felix Mathiowetz, Executive Managing Director bei CBRE Global Workspace Solutions (GWS), berichtet unabhängig von der Kampagne von Quereinsteigern, die während der Pandemie verstärkt aus klassischen Service-Berufen in die FM-Branche wechselten. "Es gibt die Tendenz, dass sich vermehrt Personal aus der Hotellerie und der Flugbegleitung bei uns für Rezeptionsdienste bewirbt", stellt er fest.

Doch nicht überall ging der Plan im vergangenen Jahr so gut auf. Bei Piepenbrock habe es nach der Quereinsteiger-Kampagne kaum Bewerber aus der Autoindustrie gegeben. "Leider zeigt sich hier erneut der Fachkräftemangel, der auch für uns in der FM-Branche stark spürbar ist", sagt Claudia Schopf, Leiterin Personalentwicklung und Recruiting. Bei Apleona konnten laut einem Sprecher in diesem Jahr zwar alle Ausbildungsplätze werden, doch schon im für 2022 seien wieder 300 Plätze in 25 Berufen frei. Ein kontinuierliches Employer-Branding sei daher unabdingbar.

Riegel bemerkt zudem, dass der Branche seit einigen Jahren mehr und mehr abverlangt wird, was entsprechende Fachkenntnisse voraussetzt. "Die Komplexität steigt immer weiter - vor allem vor dem Hintergrund der hohen Anforderungen an Energie- und CO2-Einsparungen", erklärt er.

Im Netz wollen die Möglichmacher mit ihren Kampagnen nicht nur Werbung für die Berufe machen, sondern Interessierten einfache Wege bereiten, mit Unternehmen in Kontakt zu treten. Auf ihrer Webseite bietet die Initiative dafür nicht nur Stellenanzeigen und Informationen zu den Berufsprofilen, sondern auch eine Kontaktbörse, direkt zu den Personalern der beteiligten Firmen Apleona, CWS, DB Services, Dr. Sasse, Dussmann, Engie Deutschland, Gegenbauer, Geiger Facility Management, Piepenbrock, Sodexo Deutschland, Strabag Property and Facility Services und Wisag.

Janina Stadel

2020: Das waren die meistgelesenen Personalien

2020 war die gesammte Palette an personellen Veränderungen vertreten.

2020 war die gesammte Palette an personellen Veränderungen vertreten.

Quelle: Pixabay, Urheber: Gerd Altmann

Köpfe 31.12.2020
Wer kam? Wer ging? Im Jahr 2020 war die gesamte Palette an personellen Veränderungen vertreten. Doch welche Nachrichten haben das Leserinteresse geweckt und haben es in die Top Ten ... 

Wer kam? Wer ging? Im Jahr 2020 war die gesamte Palette an personellen Veränderungen vertreten. Doch welche Nachrichten haben das Leserinteresse geweckt und haben es in die Top Ten geschafft? Mit dabei: Avison Young, JLL und ECE.

Der Anlass ist ein trauriger, weswegen gleich zwei Meldungen auf den ersten Plätzen der meistgelesenen Personalien stehen: Der Tod von Kai Richter (52), Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter von 12.18., und der von Wisag-Geschäftsführer Ralf Hempel (59). Richter führte seit 2013 zusammen mit Jörg Lindner 12.18. Investment Management, das sich auf touristisch geprägte Immobilien mit Potenzial fokussiert. Schon Jahre zuvor haben die beiden gemeinsam an Plänen zum Ausbau des Nürburgrings in der Eifel gearbeitet. Richter ist nach kurzer und schwerer Erkrankung gestorben. Plötzlich und unerwartet war auch der Tod von Ralf Hempel. Der Wisag-Geschäftsführer war mehr als ein Vierteljahrhundert für den Facility-Manager tätig. Darüber hinaus galt er viele Jahre als eines der Gesichter der Brancheninitiative Die Möglichmacher und damit der gesamten FM-Branche.

Platz vier: Rosskur bei Avison Young

Eine ganz andere Meldung stieß ebenfalls auf großes Interesse. Der SPD-Vizechef Kevin Kühnert hatte am Rande des Branchentreffs Quo Vadis mitgeteilt, dass er für den Bereich Immobilien, Bauen und Wohnen im SPD-Vorstand zuständig sei. Die Aufgaben hatte er gerade einige Tage vor dem Immobilienkongress übernommen.

Auf Platz vier der zehn meistgelesenen Personalmeldungen steht die Rosskur bei Avison Young. Im Sommer hatte das Maklerhaus die Belegschaft um etwa 15% reduziert. Mit dem Schnitt habe das Unternehmen auf die durch die Corona-Krise ausgelösten Veränderungen am Markt reagiert, erklärte Deutschlandchef Udo Stöckl seinerseits dazu.

Das Mittelfeld der Klickcharts dominieren ferner JLL-Personalien. Es sind die Nachwehen aus dem Vorjahr, die sich in 2020 auswirkten. Zur Erinnerung: 2019 gab es eine ganze Serie von personellen Abgängen bei JLL. Noch Anfang dieses Jahres verließ ein Investmentteam das Unternehmen, um bei Eastdil Secured anzuheuern. Im Frühjahr war schließlich die Nachfolge von Timo Tschammler, der alle Ämter mit Wirkung zum 31. März 2020 niederlegte, geklärt. Mit Sabine Eckhardt übernahm eine Branchenfremde den Chefposten. Sie hatte bisher nicht in der Immobilien- sondern der Medienbranche Karriere gemacht. Eckhardt übernahm nicht nur die Verantwortung für das Deutschlandgeschäft, sondern auch für Zentraleuropa.

Die Ankündigung, dass ECE sich zum 1. Januar 2021 neu aufstellt, erhielt ebenfalls viel Aufmerksamkeit. Danach wird das Unternehmen seine unterschiedlichen Geschäftsbereiche zukünftig als eigenständige Gesellschaften führen.

Tina Maren Below, Elisabeth Michalowski sowie Dr. Andreas Muschter beschließen Top Ten

Auf den beiden letzten Plätzen der Top Ten: Anfang des Jahres taten sich zwei ehemalige Comfort-Mitarbeiterinnen, Tina Maren Below und Elisabeth Michalowski, zusammen und gründeten in Köln die Maklerfirma Tilli City Immobilien.

Dr. Andreas Muschter verließ im Sommer die Commerz Real und ging als Chief Financial Officer zu The Student Hotel, einem niederländischen Entwickler, Betreiber und Investor von Hotels und Coworkingspaces. Vorerst, denn schon im November wurde bekannt, dass der frühere Commerz-Real-Vorstandschef ab Februar 2021 in den Vorstand der Zech-Group wechseln wird.

IZ

Immofrauen wollen Druck erhöhen

Engagierte Immofrauen bei der Staffelstabübergabe zum Vorstandsvorsitz an Katrin Williams (Dritte von links) im Herbst 2019.

Engagierte Immofrauen bei der Staffelstabübergabe zum Vorstandsvorsitz an Katrin Williams (Dritte von links) im Herbst 2019.

Quelle: Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V., Urheber: Tim Neiertz

Karriere 28.05.2020
Die Vereinsmitglieder von Frauen in der Immobilienwirtschaft, liebevoll auch Immofrauen genannt, möchten Unternehmen ohne Frauenförderung stärker ins Licht rücken. Das ist nur eine ... 

Die Vereinsmitglieder von Frauen in der Immobilienwirtschaft, liebevoll auch Immofrauen genannt, möchten Unternehmen ohne Frauenförderung stärker ins Licht rücken. Das ist nur eine Maßnahme, um kompetente Frauen zu stärken.

"Ich habe kein Verständnis dafür, dass viele Unternehmen beim Frauenanteil in Führungspositionen immer noch eine Null angeben", sagt Bettina Timmler, Leiterin der Immofrauen-Regionalgruppe Rheinland und PR-Beraterin. Katrin Williams, Vorstandsvorsitzende und Gebietsmanagerin Immobilienwirtschaft bei Vodafone Kabel Deutschland in Leipzig, pflichtet ihr bei. Diese Haltung sei heutzutage nicht mehr tragbar. Unternehmen mit einer solchen Quote verkennen die gesellschaftliche Entwicklung und auch die positiven wirtschaftlichen Effekte, die nachweislich in Verbindung mit gemischten Teams stehen. Doch immerhin, der Trend zeige, sagt Williams, dass zunehmend viele Unternehmen auf geschlechtergemischte Führungsteams achten.

Ob die Präsenz von Frauen auf Chefposten überhaupt per Quote geregelt werden muss, darüber sind sich die Vereinsmitglieder nicht einig. In einer internen Umfrage unter knapp 400 Teilnehmern bereits im Jahr 2016 hatten 41% für eine Frauenquote gestimmt, 44% dagegen. An der Haltung hat sich bis heute kaum etwas geändert. "Junge Frauen sehen weniger die Notwendigkeit hierfür", erklärt Williams. "Ich finde es traurig, dass es einer Quote bedarf", ergänzt sie ihre eigene Meinung. Das zeige, dass der gesellschaftliche Druck offenbar nicht groß genug sei, um die Präsenz von Frauen in Chefetagen zu einer Selbstverständlichkeit werden zu lassen.

Ohne konkreten Hebel, direkt auf die Besetzung der Chefetagen Einfluss nehmen zu können, versuchen es die Damen in der Zwischenzeit mit sanfter Gewalt. "Wir planen in unserer internen Jobbörse noch mehr frauenfreundliche Unternehmen zu präsentieren", erzählt Vorstandsmitglied Anna Klaft, Leiterin Deutschlandvertrieb bei der Wisag Gebäudereinigung Holding. "Wir können auch Unternehmen kommunizieren, die eine Nullquote haben. Auch so können wir Druck ausüben." Das komme der Anspruchshaltung der Mitglieder entgegen. "Die Frauen sind in ihrer ersten Arbeitgeberwahl strategischer geworden", weiß Evelyn Haindl-Mehlhorn, ehemalige Immofrauen-Geschäftsführerin.

Dass es ein schwieriges und langwieriges Unterfangen ist, von außen Druck auf Unternehmen auszuüben, in Sachen Frauenförderung mehr Gas zu geben, müssen die Immofrauen immer wieder selbst erfahren. In diesem Jahr feiert der Verein sein 20-jähriges Bestehen. Und noch immer arbeitet er unermüdlich. "Unser Ziel ist, die Einflussmöglichkeiten von Frauen in der Immobilienbranche weiter zu stärken. Wir fordern eine gleichberechtigte Teilhabe, gleiche Bezahlung und sind deshalb Mitunterzeichner der Berliner Erklärung", sagt Williams. Mit regionalen Fortbildungen, Fachinformationen und internem Austausch will der Verein seine Mitglieder nicht nur weiterbilden, sondern auch das Netzwerk stärken. Zudem sieht Sonja Schneider, Leiterin der Regionalgruppe Rhein-Main und Development Managerin bei Corpus Sireo Real Estate, die Zusammenarbeit bei Projekten "als elementares Ziel des Vereins an. Wichtig ist die Generierung von Aufträgen, aber auch das Finden von verlässlichen Geschäftspartnern. Ich arbeite mit einigen Immofrauen regelmäßig zusammen. Und das ist es doch, was Frauen in ihrer Karriere weiterbringt." Und um engagierte Frauen darüber hinaus einem breiteren Publikum der Branche sichtbar zu machen, unterhält der Verein laut Williams "einen Referentinnen-Pool, aus dem Unternehmen Teilnehmerinnen für ihre Podien auswählen können." Darüber hinaus wollen sich die Immofrauen in diesem Jahr verstärkt um den Aufbau ihrer Präsenz in sozialen Medien kümmern und dort die Aktivitäten ihrer Regionalgruppen vorstellen.

Der Verein fühlt sich in seiner Arbeit nicht zuletzt durch "den regen Zulauf von Frauen aller Altersklassen und aus allen Regionen Deutschlands" bestärkt, wie es Vorsitzende Williams formuliert. Der Wunsch, sich gerade mit Frauen zu vernetzen, scheint ungebrochen.

Anke Pipke

Firmen kämpfen stärker um die Sterne

Mitarbeiter drehen manchmal den Spieß um und bewerten ihren Chef im Internet. Wer wie viele Sterne kassiert, interessiert vor allem Bewerber.

Mitarbeiter drehen manchmal den Spieß um und bewerten ihren Chef im Internet. Wer wie viele Sterne kassiert, interessiert vor allem Bewerber.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: peshkova

Karriere 30.08.2018
Fünf Sterne für einen beliebten Chef, einen für die Work-Life-Balance: Arbeitgeberbewertungen wie diese werden in der Branche zunehmend wichtig. Facility-Manager Wisag und das ... 

Fünf Sterne für einen beliebten Chef, einen für die Work-Life-Balance: Arbeitgeberbewertungen wie diese werden in der Branche zunehmend wichtig. Facility-Manager Wisag und das Wohnungsunternehmen GAG Immobilien reagieren auf diesen Trend, indem sie ihre Profile beim Portal kununu beobachten und pflegen. Patrizia hält indes wenig davon.

Urlauber bewerten online schon seit langem ihren Hotelaufenthalt, Laien-Gourmets die Frittenbude um die Ecke. Es ist inzwischen gang und gäbe, Sterne für die Qualität von Dienstleistungen und Angeboten zu vergeben. Selbst der Bereich, der jeden Arbeitnehmer tagtäglich betrifft, ist davor nicht sicher: das Arbeitsumfeld. Ist der Chef kompetent? Wie ist das Arbeitsklima? Welche Vorteile bietet mir der Job? kununu nennt sich die bekannteste Plattform für solche Bewertungen. Das heißt "unbeschriebenes Blatt" auf Suaheli. "Es steht für alle Unternehmen, die bisher noch nicht auf kununu bewertet wurden - sie alle sind in unseren Augen unbeschriebene Blätter", teilt die Wiener Firma mit, deren Plattform seit 5. Juni 2007 online ist. Dahinter steckt Xing, das in Deutschland bekannte Onlinenetzwerk für zumeist geschäftliche Kontakte. Es ist das Mutterunternehmen von kununu.

Wie für Bewertungsportale üblich, vergeben die User auch auf kununu online und für alle Profilbesucher sichtbar jeweils bis zu fünf Sterne in verschiedenen Kategorien: Die Arbeitsatmosphäre, das Vorgesetztenverhalten, der Kollegenzusammenhalt, Karriere, Gehalt und Umweltbewusstsein sind nur ein paar davon auf der langen Liste. In Freitextfeldern erläutern aktive Mitarbeiter zudem mitunter Details z.B. zum internen Umgang mit Unstimmigkeiten, ehemalige Kollegen lassen sich häufig über den Grund ihres Abgangs aus, Praktikanten berichten von Kopierern und Frankiermaschinen, Werkstudenten davon, wie sie an ihrem ersten kleinen Projekt teilhaben durften. Sowohl Lob als auch Kritik werden unter dem Deckmäntelchen der weitreichenden Anonymität verteilt. Die Teilnahme ist für die Bewertenden kostenlos.

Mehr als 740.000 bewertete Unternehmen zählt kununu angeblich auf seinem Portal, aus der Immobilienbranche, zu der auch ausdrücklich das Facility-Management gehöre, stammten mehr als 2.800 Unternehmensauftritte. Die Profile sind allerdings häufig kaum aussagekräftig. Eine einzige Bewertung eines Beschäftigten reicht schon aus, damit ein Unternehmensauftritt automatisch erstellt wird. Unterschiedliche Schreibweisen, verschiedene Standorte - und schon existieren zu einem Unternehmen mehrere Profile. Die jeweilige Seite ist dann wenig ansehnlich - mit grauen Platzhaltern für Fotos und leeren Stellen, wo sonst das Firmenporträt stehen würde, sowie die erste Bewertung, die unter Umständen nur aus Sternen besteht.

Ungleich farbenfroher und professioneller wirkt dagegen die Seite des Facility-Managers Wisag. Die Zeiten des Profilwildwuchses sind vorüber. Im Mai 2017 hat sich das Unternehmen dazu entschlossen, die Vielzahl seiner Auftritte, die automatisch für jede Dienstleistungssparte und mehrere Standorte erstellt worden sind, zu einer einzigen "Visitenkarte" zu bündeln und diese aktiv zu gestalten. Wisag hatte dazu mit kununu Kontakt aufgenommen.

Etwa 270.000 Aufrufe zählt kununu seit Wisags erster Profilerstellung Mitte 2008. Im Juli 2018 gab es 6.525 Zugriffe. Die Weiterempfehlungsrate, also der Anteil der Arbeitnehmerbewertungen aus den vergangenen 24 Monaten, die Wisag (inkl. all seiner Sparten) weiterempfohlen haben, liegt bei 73%.

Das Engagement Wisags bei kununu kommt nicht von ungefähr. "kununu wird für die Bewerber wichtiger", sagt Personalreferentin Sina Kratzer. "Sie informieren sich im Vorfeld online über den potenziellen Arbeitgeber." Und dann werden in den Vorstellungsgesprächen Dinge angesprochen, die in einer kununu-Bewertung von einem unbekannten Mitarbeiter thematisiert worden sind.

Ein Team aus dem Personalbereich, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit hat das Wisag-Profil vor gut einem Jahr überarbeitet. Eine besondere Herausforderung dabei war, damit möglichst viele Zielgruppen anzusprechen. "Wir haben eine große Bandbreite an Jobs", betont Kratzer. "Sie reicht vom ungelernten Hilfsarbeiter bis zum Ingenieur." So vielfältig sind denn auch die Personen, die Wisag abbildet: Flughafen-Mitarbeiter, Manager, Auszubildende. "Wir produzieren ja nicht, wir sind ein Dienstleister", kommentiert Tamara Schreiber, Teamleiterin Unternehmenskommunikation, die menschelnde Komponente. "Das sind echte Mitarbeiter."

Wisag ist inzwischen von mehr als 700 Mitarbeitern, 60 Bewerbern und 15 Azubis bewertet worden. Jedes Mal, wenn eine neue Bewertung hinzukommt, wird Wisag darüber per Mail in Kenntnis gesetzt. Hin und wieder, vor allem bei besonders guten oder kritischen Kommentaren sowie ausführlichen Bewertungen reagiert Wisag. "Wir bemühen uns, möglichst zeitnah zu antworten", erläutert Kratzer. "Wenn wir allerdings etwas aufwendiger recherchieren müssen, kann es etwas länger dauern." Fachliche Fragen oder sehr zielgerichtete Kritik werden an die Geschäftsbereiche weitergeleitet. Zudem fließen die kununu-Kommentare in das vierteljährliche Reporting an die verschiedenen Dienstleistungssparten ein.

Wisag will sich mit dem Profil nach innen und außen als offener Arbeitgeber präsentieren, der sich gerne der Bewertung durch seine Mitarbeiter stellt. Dafür macht er auch aktiv Werbung. "Nach den Bewerbungsgesprächen geben wir Kärtchen aus mit der Bitte zur Bewertung", sagt Kratzer. Zu anderen Gelegenheiten wird mündlich darum gebeten, Sterne zu vergeben.

Für Jörg Fleischer, Pressesprecher der GAG Immobilien in Köln, ist kununu eine Ergänzung zu den Mitarbeiterbefragungen in dem Wohnungsunternehmen. Die Bewertungen seien eine Art Werbung, die sowohl für bestehende als auch künftige Mitarbeiter wichtig sei.

Das Wohnungsunternehmen ist seit April 2018 mit einem professionellen Auftritt auf kununu aktiv. Mit dem eigenen, bezahlten Profil könnten sie besser und schneller auf Kommentare reagieren, erklärt Fleischer. Insgesamt kommt die GAG inzwischen auf etwa 13.000 Zugriffe seit Anfang 2013, im zuletzt erfassten Juli 2018 waren es 325. Der Rekord fand im April 2018 mit 1.410 Zugriffen statt, als die GAG im Intranet auf das aufgehübschte Profil aufmerksam gemacht hatte.

Zwei Kollegen aus der Öffentlichkeitsarbeit und Martin Barnett, Teamleiter Personalbetreuung, haben den GAG-Auftritt mit Bildern, einem Unternehmensfilm und Informationen zur Firma aufgewertet. Um die alltägliche Pflege kümmert sich Barnett. Er reagiert fleißig auf eingehende Bewertungen, bedankt sich und lädt Kritiker zum vertrauensvollen Gespräch. "Bis jetzt hat aber noch keiner ein solches Gesprächsangebot genutzt", berichtet Fleischer. Derzeit sind die lobenden Worte klar in der Mehrheit. Die Weiterempfehlungsrate liegt bei 79%, die Bewertungen von 37 Mitarbeitern ergibt eine durchschnittliche Bewertung von vier von fünf möglichen Sternen.

Während Wisag und die GAG Zeit und Geld in die Pflege ihres kununu-Profils investieren, gibt es zahlreiche Firmen, die sich deutlich weniger für ihre Präsentation auf dem Bewertungsportal interessieren. Dazu zählen auch solche Branchenschwergewichte wie der Investmentmanager Patrizia. Wer "Patrizia" unter den Firmennamen auf kununu sucht, stößt gleich auf mehrere Treffer. Neben dem mit 400 Zugriffen im Juli 2018 populärsten Profil zu Patrizia Immobilien gibt es noch jeweils eines für Patrizia Deutschland in Augsburg, Patrizia Deutschland in München, Patrizia Wohnen und Patrizia GrundInvest. Keines davon ist professionell aufgesetzt, es gibt weder Bilder noch konkrete Unternehmensinformationen. Die letzten Arbeitgeberkommentare auf Patrizia Immobilien stammen aus dem Jahr 2016.

Das wenig motivierende Profil ist nicht das einzige, was den User stutzen lässt. Die Weiterempfehlungsrate von Arbeitnehmern liegt gerade mal bei 14%. Patrizia reagiert dennoch gelassen. "Bislang haben wir darauf verzichtet, unsere Mitarbeiter darauf anzusprechen, Arbeitgeberbewertungsportale zu nutzen", teilt der Fondsinitiator dazu mit. "Bei Patrizia setzen wir auf den direkten Dialog zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber und bieten hierzu intern viele Austauschformate an. Das direkte Feedback unserer Mitarbeit ist uns sehr wichtig."

Das äußerst zurückhaltende Verhalten von Patrizia kann angesichts der zunehmenden Bedeutung von Bewertungsportalen negative Folgen für die Reputation des Unternehmens haben. Christian Scherg, Geschäftsführer der Revolvermänner GmbH und Experte für Online-Reputation, rät dazu, das eigene Profil zumindest zu beobachten und bei negativen Tendenzen zufriedene Mitarbeiter zu ermuntern, online Sterne regnen zu lassen. Den Rest seiner Zeit sollte ein Unternehmen allerdings Scherg zufolge lieber in seine eigene Webseite stecken. Dort könne sich die Firma unabhängig von den Vorgaben eines Portals so darstellen, wie es ihr am besten passt - und sie liefert sich nicht anonymen Bewertungen aus.

Eine Firma hat nur drei von fünf Sternen. Ist sie deswegen ein schlechtes Unternehmen? Worauf Bewerber bei der Einschätzung eines interessanten Profils achten und wie Arbeitgeber auf schlechte Bewertungen reagieren sollten, ist Thema in der nächste Woche erscheinenden IZ 36.

Anke Pipke