Karriere-News

Lutz Schilbach leitet Projektentwicklungen von Taurecon

Köpfe 29.09.2020
Lutz Schilbachs Schreibtisch stand zuletzt im Büro von JLL. Zum 1. Oktober bezieht er seinen neuen Arbeitsplatz bei Taurecon Real Estate Consulting in Berlin. Dort wird er als Leiter ... 

Lutz Schilbachs Schreibtisch stand zuletzt im Büro von JLL. Zum 1. Oktober bezieht er seinen neuen Arbeitsplatz bei Taurecon Real Estate Consulting in Berlin. Dort wird er als Leiter Projektentwicklung und Mitglied der Geschäftsführung tätig.

Zu den Aufgaben des 50-Jährigen gehören neben der Technischen Projektleitung auch die Vermietung und Mieterkoordination sowie das operative Management entstehender Bestände, wie Taurecon mitteilt. Das Projekt Quartier Heidestraße in der Europacity am Berliner Hauptbahnhof wird etwa eines der künftigen Schwerpunktthemen Schilbachs sein.

Der Architekt Schilbach kommt von JLL, wo er fünf Jahre lang als Geschäftsführer und Deputy Head of Asset Management fungierte. Zuvor verdiente er sein Geld als Geschäftsführer bei der Acrest Property Group und bei TAG Immobilien.

Taurecon will wachsen

Schilbachs neuer Arbeitgeber Taurecon begründet die Besetzung mit seinem Wachstumswillen in Berlin, Dresden oder Frankfurt. "Innerstädtische, gemischt genutzte Quartiere halte ich für die spannendste und perspektivisch nachhaltigste Asset-Klasse im Markt, besonders hinsichtlich der durch die Krise beschleunigten Entwicklungen bei Büros und Wohnen", erläutert Schilbach.

Anke Pipke

Das waren die meistgeklickten Personalia 2019

JLL-Deutschlandchef Timo Tschammler (rechts), hier neben seinem Noch-Vorgesetzten Guy Grainger, CEO Emea von JLL, nimmt sich im Frühling und Sommer 2020 eine Auszeit.

JLL-Deutschlandchef Timo Tschammler (rechts), hier neben seinem Noch-Vorgesetzten Guy Grainger, CEO Emea von JLL, nimmt sich im Frühling und Sommer 2020 eine Auszeit.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Gerda Gericke

Köpfe 31.12.2019
Gleich mehrfach ist JLL 2019 unter den zehn meistgelesenen Personalmeldungen des Jahres vertreten. Wobei Ihre absolute Topmeldung des Jahres aus dem Ressort Job & Karriere – "Was ist ... 

Gleich mehrfach ist JLL 2019 unter den zehn meistgelesenen Personalmeldungen des Jahres vertreten. Wobei Ihre absolute Topmeldung des Jahres aus dem Ressort Job & Karriere – "Was ist nur los bei JLL?", unsere Titelstory in IZ 49/2019 – ein wahres Sammelsurium an Personalwechseln ist und Antworten auf die Frage gibt, weshalb sich das Personalkarussell bei JLL seit einiger Zeit hierzulande auffallend kräftig dreht.

Die Ursachenforschung der Immobilien Zeitung führte zu Gründen wie mangelnder Wertschätzung, Streit um Boni, einer Titelflut, einengenden Strukturen und einem abtrünnigen Großkunden. Vor allem so mancher Makler und die eine oder andere Führungskraft fühlte sich offenbar in letzter Zeit bei JLL übergangen und suchte das Weite. Die Konkurrenz, die ihre Reihen nicht zuletzt in den Bereichen Capital Markets und Büro- oder Logistikvermietung etc. verdichtet, freute sich und griff dankbar zu.

Der personelle Aderlass erreichte im Laufe der Recherche auch das deutsche Management Board von JLL: Der scheidende Deutschlandchef Timo Tschammler reichte seine Kündigung ebenso ein wie Personalchefin Izabela Danner. Für beide hatte JLL bis Mitte Dezember 2019 noch keinen Ersatz gefunden. Dabei geht das neue deutsche Operations Board, das zusammen mit einem sogenannten Strategy Board das bisherige Management Board ersetzen wird, offiziell schon zum Jahreswechsel an den Start. "Wer führt die Firma ab Januar?", fragen sich Mitarbeiter. Immerhin: Tschammlers Garden Leave beginnt erst im April. Danner dagegen geht schon zum Jahresende 2019 von Bord.

Im Exklusivinterview mit der Immobilien Zeitung zeigt sich Guy Grainger, CEO für die Emea-Region bei JLL, enttäuscht über die vielen Abgänge - und schaltet auf Angriff: "Unsere Wettbewerber haben ihre Personalkapazitäten in Bereichen, die besondere Beachtung in der Öffentlichkeit erfahren - z.B. Capital Markets und Leasing -, ausgebaut. Trotzdem sind wir enttäuscht über die Zahl von Abgängen. Im nächsten Jahr wird sich das Blatt wenden."

Trauriger Anlass für die meistgelesene Meldung ohne JLL-Bezug

Der Anlass für die meistgeklickte IZ-Onlinemeldung aus dem Jobs-Ressort ohne JLL-Bezug ist ein trauriger: der Tod des Frankfurter Star-Architekten Magnus Kaminiarz. Kaminiarz verstarb im April im Alter von 54 Jahren. Über sein Vermögen lief da ein Insolvenzverfahren. Der gebürtige Bremer machte mit Projekten wie dem Grand Tower, Deutschlands höchstem Wohnturm, oder dem begrünten Hochhaus Eden von sich reden. Im Frühjahr 2019 wurde jedoch bekannt, dass sein Büro am Wiesenhüttenplatz in eine finanzielle Schieflage geraten war.

Marc Drießen tokenisiert Immobilieninvestments

Eine Entdeckung der ganz anderen Art machte vergangenes Jahr offenbar auch Marc Drießen. Drießen, der zumindest der Immobilienfondsgemeinde als Geschäftsführer von Hansainvest oder als Vorstand von Hesse Newman ein Begriff ist, entdeckte die Blockchain für sich und gründete die Gesellschaft Bloxxter mit Sitz in der Schweiz. Der Geschäftszweck: das Tokenisieren von Immobilieninvestments. Wie Drießen der IZ im Interview verriet, will er mit Bloxxter im Januar 2020 das erste tokenisierte Immobilienprodukt in Form eines Genussrechts auf den Markt bringen.

Angermann muss Hamburger Stammkräfte ziehen lassen

Schlechte Nachrichten sorgten in einem anderen Fall für viele Klicks: Das Maklerhaus Angermann strukturierte notgedrungen seine Hamburger Bürovermietungsabteilung um. Die beiden langjährigen Kollegen Artur Kraft und Frank Kerstan verließen das Unternehmen nach 16 bzw. 17 Jahren im Hause Angermann zur Jahresmitte. Wo Stammkräfte ein Unternehmen verlassen, ergeben sich Chancen für nachrückende Nachwuchskräfte: Angermann beförderte den Hamburger Makler Dennis Riepenhausen, immerhin schon seit zehn Jahren im Unternehmen, zum Direktor und Pia Baguhn, seit 2012 dabei, zu seiner Stellvertreterin.

Uli Höller wagt einen Neuanfang

Auch Ulrich Höller verändert sich beruflich. Höller steigt Anfang 2020 beim Projektentwickler ABG-Gruppe in den Sattel. Er hat dem geschäftsführenden ABG-Hauptgesellschafter und Unternehmenslenker Walter Wübben Anteile abgekauft und nimmt auch operativ die Zügel in die Hand. Höller, der Branche gut bekannt von seinen Engangements bei DIC Asset und GEG German Estate Group, ist Mitte 50. Einige prominente Projektentwickler, die in den vergangenen zwei Jahren zur ABG gewechselt waren, haben das Unternehmen schon wieder verlassen.

JLL verliert den nächsten Logistikteamleiter

Auf Platz sechs der zehn meistgelesenen Meldungen auf IZ.de steht wieder eine News mit JLL-Bezug: Marc Snehotta (41), lange Jahre Teamleiter Logistikvermietung in Frankfurt, verlässt JLL zum Jahreswechsel Richtung CBRE. Beim Wettbewerber wird Snehotta Teamleader Industrial & Logistics Frankfurt und Head of Business Development Industrial & Logistics.

Bei JLL reiht sich Snehotta in eine ganze Serie aus Industrial-Abgängen in den vergangenen ein, zwei Jahren ein: Nicht weniger als sechs Teamleader im Bereich Logistikvermietung bzw. -investment und der Head of Industrial Investment Germany haben sich in letzter Zeit verflüchtigt. Snehottas Nachfolger bei JLL ist schon seit Dezember Roman Zurek (35), ein Kollege aus dem Frankfurter Industrial-Agency-Team.

TLG-Großaktionär drückt Personalentscheidungen durch

Auf großes Interesse stieß auch das Treiben des TLG-Großaktionärs Amir Dayan bzw. seiner Ouram Holding. Der israelische Investor setzte sich mit seinem Bestreben, den Aufsichtsrat von TLG Immobilien zu kontrollieren, durch. Seit der Hauptversammlung im Mai 2019 stellt das Ouram-Lager die klare Mehrheit der Aufsichtsratsmitglieder. Das neu zusammengesetzte Kontrollgremium traf prompt eine nicht ganz unwichtige weitere Personalentscheidung: Es installierte über der bis dato amtierenden Doppelspitze aus Jürgen Overath (COO) und Gerald Klinck (CFO) einen CEO in Gestalt von Barak Bar-Hen. Und damit nicht genug der Volten: Unter neuer Führung wollte TLG erst die ungleich größere Gewerbe-AG Aroundtown schlucken, ehe Aroundtown ein Angebot für TLG machte. Die Eckpunkte für eine Fusion stehen schon mal.

Barbara Knoflach und BNP trennen sich

Dass Frauen auch in der Immobilienbranche nicht eben häufig auf Führungspositionen in Erscheinung treten, spiegelt sich auch in unseren Top-Ten-Personalia des Jahres 2019. Die zweite hochrangige Dame, die hier nach JLL-Personalerin Izabela Danner auftaucht, ist Barbara Knoflach. "Deputy Chief Executive Officer" und "Global Head of Investment Management" stand auf Knoflachs Visitenkarte von BNP Paribas Real Estate Investment Management. Im Frühsommer 2019 trennten sich die Wege der erfahrenen Immobilienfondsfrau und des französischen Investmentmanagers. Knoflachs Nachfolgerin Nathalie Charles von AXA Investment Management Real Assets kam am 1. Juli 2019 aus den Startlöchern. Charles soll das verwaltete Anlagevermögen von BNP Paribas Reim bis 2020 von 29 Mrd. auf 34 Mrd. Euro ausbauen helfen. Knoflach schaffte in den vier Jahren ihrer Amtszeit ein Wachstum von 22 Mrd. auf besagte 29 Mrd. Euro.

Viel Rein und Raus bei Aviarent

Ziemlich viele Immobilienfrauen tauchen in der Meldung auf Platz neun auf: "Aviarent verzeichnet mehrere Neuzugänge auf Führungsebenen". So avancierte Yenna Haack zu Jahresbeginn zum Vorstandsmitglied bei AviaRent Invest und verstärkte zusammen mit Sascia Hauke die Geschäftsführung von AviaFund Solution Services. Neu in die Geschäftsführung von AviaRent Capital Management zog der Jurist Harald Strelen ein. Von Bord gingen derweil Ende 2018 AviaRent-Invest-Gründer und CEO Dan-David Golla sowie Vorstandsmitglied und Chief Investment Officer Susan Winter. Beide haben sich dem Vernehmen nach jeweils mit eigenen Unternehmen selbstständig gemacht. Aviarent Invest ist der deutsche Ableger der luxemburgischen Fondsgesellschaft AviaRent Capital Management.

Adlers Abflug macht den Weg frei für Bohle

Auch Gunther Adler (SPD) machte den Weg frei für eine Frau. Der Ex-Baustaatssekretär, der nicht nur unter Horst Seehofer (CSU), sondern auch unter der ehemaligen Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) aktiv war, trat im März den Posten als Geschäftsführer Personal und Arbeitsdirektor der bundeseigenen Infrastrukturgesellschaft für Autobahnen und andere Bundesfernstraßen an. Seit April kümmert sich Anne Katrin Bohle, zuletzt Abteilungsleiterin Stadtentwicklung und Denkmalpflege im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, für Seehofer um die Wohnungspolitik des Bundes.

Adlers Abflug überraschte nicht: Im Herbst 2018 war er von Seehofer in den Ruhestand geschickt worden, weil er Platz für Hans-Georg Maaßen machen sollte, der als Verfassungsschutzchef nicht mehr tragbar war. Der Rauswurf blieb dem in der Branche sehr geschätzten Staatssekretär zwar erspart, die Vorkommnisse dürften seine Entscheidung für den Jobwechsel jedoch beflügelt haben.

Harald Thomeczek

"Lasst die Leute sich selbst organisieren"

Fast schon wie das berühmte Bild vom "Lunch atop a Skyscraper": das REC-Management-Team, bestehend aus (von links) Tudor Popp, Chef der Bukarester Niederlassung, sowie den Geschäftsführern Holger Wille, Jens Dehnbostel, Tarkan Barin und Andreas Schlote.

Fast schon wie das berühmte Bild vom "Lunch atop a Skyscraper": das REC-Management-Team, bestehend aus (von links) Tudor Popp, Chef der Bukarester Niederlassung, sowie den Geschäftsführern Holger Wille, Jens Dehnbostel, Tarkan Barin und Andreas Schlote.

Quelle: REC Partners

Karriere 04.10.2018
Bei REC Partners gibt es keine Kernarbeitszeit. Die Mitarbeiter entscheiden selbst, wann und wo sie arbeiten. Auch im Job haben sie große Freiheiten. Das Konzept ist allerdings nicht für ... 

Bei REC Partners gibt es keine Kernarbeitszeit. Die Mitarbeiter entscheiden selbst, wann und wo sie arbeiten. Auch im Job haben sie große Freiheiten. Das Konzept ist allerdings nicht für jeden Angestellten das richtige - und auch nicht für jeden Chef, sagt Andreas Schlote, geschäftsführender Gesellschafter.

Immobilien Zeitung: Sie haben in diesem Jahr bereits zwölf Architekten und Ingenieure eingestellt. Das ist für einen Dienstleister mit 60 Mitarbeitern, die sich vor allem um Themen wie die technische Due Diligence und Strategieberatung kümmern, eine Leistung. Wie schaffen Sie es, in Zeiten des Fachkräftemangels so viel Personal zu akquirieren?

Andreas Schlote: Das hat unter anderem etwas mit unserem besonderen Arbeitgeberverständnis zu tun. Uns ist vor allem ein Umgang auf Augenhöhe zwischen Chefs und Mitarbeitern wichtig. Hohe Flexibilität und Eigenverantwortung sind ebenfalls zentrale Elemente unseres Miteinanders. Darüber hinaus bieten wir eine Vielzahl an Arbeitgeberleistungen.

IZ: Um welche Benefits geht es genau? Was kommt am besten bei den Mitarbeitern an?

Schlote: Das teuerste sind die Betriebsrente und die Kita-Gebühren. Durchschlagenden Erfolg hingegen haben wir mit den Sportprogrammen. Wir geben jedem Mitarbeiter monatlich bis zu 100 Euro, mit denen er das Fitnessstudio, Massagetermine, einen Thai-Chi-Kurs, die Rückenschule oder etwas ähnliches bezahlen kann. Etwa die Hälfte der Belegschaft nutzt das Programm und die Mitarbeiter sprechen untereinander darüber. Das ist toll. Und ich als Unternehmer erhoffe mir davon weniger Krankentage.

IZ: Geht die Rechnung auf?

Schlote: Unsere Firma ist zu klein, um da signifikante Effekte herauslesen zu können. Es muss nur eine Grippewelle kommen, dann ist die Statistik wieder hinüber.

IZ: Und die Betriebsrente begeistert die Angestellten weniger?

Schlote: Ja. Wir haben den Fehler gemacht und den Mitarbeitern den Jahresauszug bislang nicht gezeigt. Sie konnten also nicht sehen, wie viel angespart worden ist und wie viel zum Rentenbeginn ausgezahlt wird. Sie müssen den Beschäftigten den Auszug unter die Nase halten, sonst verpufft der Effekt.

IZ: Sie bieten auch Versicherungen an.

Schlote: Wir bezahlen unseren Mitarbeitern eine Berufsunfähigkeitsversicherung und eine Risiko-Lebensversicherung. Das war aber unter den Kollegen bislang kein Thema - bis wir jüngst zwei akute Fälle hatten, bei denen die Mitarbeiter deutlich gesehen haben, wie wichtig solche Vorsorgeversicherungen sind. Jetzt wissen sie die Benefits besser zu schätzen.

IZ: Sie sprechen auch von hoher Flexibilität im Arbeitsalltag. Das ist ein sehr dehnbarer Begriff. Was heißt das konkret in Ihrem Büro?

Schlote: Die Mitarbeiter können arbeiten, wann und wo sie wollen. Das kann ganz normal in der Woche sein, aber auch am Wochenende, morgens oder abends, im Büro, daheim oder woanders. Eine Kernarbeitszeit im Büro haben wir nicht. Es kommt einfach darauf an, dass jeder seine Arbeit macht - wann und wo, ist zweitrangig.

IZ: Wie überprüfen Sie den Arbeitsfortschritt?

Schlote: Wir halten uns in Gesprächen mit den Kollegen auf dem Laufenden. Zudem können wir stichprobenartig im digitalen System die abgelegten Zwischenergebnisse nachvollziehen. Das ist eine Art sanftes Controlling und bietet übrigens tolle Gelegenheiten, die Mitarbeiter auch mal zwischendurch für ihre Arbeit zu loben.

IZ: Manche Chefs bemängeln am mobilen Arbeiten, dass die Angestellten bei Fragen nicht direkt ansprechbar sind.

Schlote: Das müssen Sie auch nicht sein. Wenn der Ingenieur am Wochenende durchgearbeitet hat, dann darf er sich in der Woche freie Zeit nehmen. Sollte im Büro etwas Dringendes anstehen, dann schreibe ich ihm eine E-Mail mit der Bitte, mich dringend zurückzurufen. Das klappt gut. Und sollte nun das Response-Verhalten doch nicht so wie erwartet sein, wird der Mitarbeiter beim nächsten Mal an ein Projekt gesetzt, bei dem es weniger Abstimmungsbedarf gibt.

IZ: Das hört sich nach ständiger Bereitschaft an. Besteht da nicht die Gefahr des Burn-out?

Schlote: Ja, wir sind uns dessen bewusst. Wir haben externe Hilfe herangezogen, um die Mitarbeiter zu sensibilisieren. Und wir Chefs achten darüber hinaus darauf, dass niemand verbrannt wird.

IZ: Wie kontrollieren Sie das?

Schlote: Bei jedem Projekt haben wir vorher abgeschätzt, wie lange jeder Schritt dauert. Wenn da ein Kollege durchsaust, dann werden die Chefs aufmerksam.

IZ: Und was hat es mit der hohen Eigenverantwortung auf sich?

Schlote: Unsere Mitarbeiter können über weite Strecken selbst Entscheidungen treffen. Häufiger, als es z.B. in großen Unternehmen der Branche üblich ist.

IZ: Die Flexibilität und Eigenverantwortung ist nicht für jeden eine Freiheit, für manchen auch eine Herausforderung. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Schlote: Unser Konzept passt nicht zu jedem. Wer klare Ansagen seines Vorgesetzten braucht, ist falsch bei uns. Ein 50-Jähriger aus einem großen Büro mit vielen Hierarchie-Ebenen fragt öfter, wer über den nächsten Schritt entscheidet. Wir halten ihm dann manchmal wortwörtlich den Spiegel vor. Er ist es selbst. Das ist nur ein Beispiel. Wir haben auch in unserem Büro in Bukarest Probleme, Personal zu finden, das so frei arbeiten kann und will. Die Mentalität ist dort offenbar eine andere. Manchmal ist die Freiheit aber auch genau der Punkt, der überzeugt. Vor kurzem war es unser flexibles Arbeitszeitmodell, das eine Kollegin dazu gebracht hat, bei ihrem früheren Arbeitgeber zu kündigen. Sie hat zwei kleine Kinder. Wir übernehmen die Kita-Gebühren und sie kann arbeiten, wenn es passt.

IZ: Woher erlangen die Mitarbeiter die Kompetenz, so viele Entscheidungen zu treffen?

Schlote: Sie müssen miteinander reden und sich Informationen zusammensuchen. Die Kommunikation über Arbeitsthemen in der Teeküche ist dabei sehr wichtig.

IZ: Aber wenn doch viele Mitarbeiter mobil arbeiten, ist das schwierig.

Schlote: Die Mitarbeiter sprechen sich ab, wann sie für wichtige Projektarbeiten zusammenkommen. Außerdem wollen wir künftig häufiger inhäusige Schulungen anbieten, zu denen sich die Kollegen treffen.

IZ: Was macht die Freiheit mit dem Personal?

Schlote: Die Mitarbeiter entwickeln selbst ein gewisses Unternehmertum. Sie akquirieren Projekte und weiteres Personal. Wir haben in diesem Jahr schon sieben, acht Mal jeweils 1.000 Euro Prämie dafür bezahlt, dass ein Mitarbeiter einen Kollegen ins Büro gebracht hat. Die Mitarbeiter, die auf diesem Weg angeworben worden sind, integrieren sich auffällig gut, machen gute Arbeit und bleiben dem Unternehmen lange treu.

IZ: Wie bringen Sie Bewerbern Ihre Unternehmenskultur näher?

Schlote: Am besten ist es, wenn sich der Bewerber umschaut und die offenen Bürotüren und die Glaswände sieht. Vielleicht macht er dann auch zuerst mal ein Praktikum bei uns. Nach vier bis sechs Wochen frage ich ihn dann, was er verändern würde. Wir sind immer offen für frische Ideen. Auf diesem Wege haben wir zum Beispiel unser Verfahren der Due-Diligence-Prüfung optimiert.

IZ: Achten Sie beim Bewerber auch darauf, ob er ins Team passt?

Schlote: Ja, das ist besonders wichtig. Allein ein Fachmann oder eine Fachfrau zu sein, reicht nicht. Wir schauen auch auf das Alter, den familiären und den kulturellen Hintergrund. Zuletzt haben wir einen 60-jährigen Iraker mit guten Deutschkenntnissen eingestellt. Bei uns gibt es außerdem zehn Türken, drei Griechen und acht Rumänen.

IZ: Sie sagen selbst, Ihr Konzept ist nicht für jeden Mitarbeiter das richtige. Aber doch sicher auch nicht für jeden Chef?!

Schlote: Das stimmt. Die Führungskraft, die gerne von "meinen Untergebenen" spricht, hätte bei uns ein Problem. Wir sagen lieber: Lasst die Leute sich doch selbst organisieren. Dazu muss ich als Chef allerdings loslassen können. Wenn der Chef ein Kontrollfreak ist, dann ist unser Konzept nichts für ihn.

IZ: Wie geht es in Ihrem Büro weiter? Was sind Ihre Pläne?

Schlote: Wir möchten gerne weiter wachsen, vor allem mit weiteren Standorten in Berlin, München und Hamburg. Das mittelfristige Ziel liegt bei 100 Mitarbeitern. Wie wir das erreichen wollen - über den Zukauf einer Firma oder aus eigener Kraft -, ist noch offen.

IZ: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schlote!

Die Fragen stellte Anke Pipke.

Anke Pipke