Karriere-News

Was wollen Studierende vom Arbeitsmarkt?

Karriere 14.03.2024
Die Arbeitsmarktumfrage 2024 der Immobilien Zeitung (IZ) hat begonnen. Bis zum 21. April können Studierende aus immobilienwirtschaftlichen Studiengängen Arbeitgeber bewerten, sowie ihre ... 

Die Arbeitsmarktumfrage 2024 der Immobilien Zeitung (IZ) hat begonnen. Bis zum 21. April können Studierende aus immobilienwirtschaftlichen Studiengängen Arbeitgeber bewerten, sowie ihre Vorstellungen bei Gehalt und Tätigkeit angeben.

Beim Einstieg in die Immobilienbranche suchen sich Nachwuchstalente ihren Arbeitgeber ganz bewusst aus. Dafür achten sie auf den Ruf der Unternehmen und fragen gezielt nach Aufstiegs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Aber auch von ihrem Einstiegsgehalt haben sie genaue Vorstellungen. Das zeigte die letztjährige IZ-Arbeitsmarktumfrage, an der mehr als 400 Studenten, die kurz vor ihrem Abschluss standen, teilgenommen haben. Die meisten von ihnen träumten von einer Karriere in der Projektentwicklung und von großen Konzernen erwarteten sie höhere Gehälter als bei mittelständischen Unternehmen.

Doch wie sieht es in diesem Jahr aus? Wie sicher sind sich die Studenten, schon mit Abgabe der Abschlussarbeit einen Job in der Tasche zu haben, und was wollen sie in den ersten Berufsjahren verdienen? Diesen Fragen geht die IZ mit der diesjährigen Umfrage nach, die bis Sonntag, 21. April läuft.

Teilnehmen können Studierende, die in den kommenden vier Semestern ein Studium in einem Fach mit immobilienwirtschaftlichem Bezug an einer Hochschule beenden. Dazu gehören z.B. angehende Architekten und BWLer, Studenten der Fächer Facility-Management und Gebäudetechnik genauso wie die, die Geografie oder auch Immobilienwirtschaft/-management und Bau-/Projektmanagement, Stadtplanung/Raumplanung und Ingenieurwesen belegt haben.

Wer eine gültige Studienbescheinigung hochlädt, kann den Fragebogen online ausfüllen. Die Teilnahme dauert etwa 15 bis 20 Minuten. Damit sich die Mühe lohnt, werden unter allen Teilnehmern Preise verlost. Es winken Abos der Immobilien Zeitung, Tickets für das IZ-Karriereforum, das am 8. Juni in Frankfurt Arbeitgeber und den Nachwuchs zusammenbringt, Eintrittskarten für den Europa Park, Rucksäcke von Got Bag, ein Apple iPad der 10. Generation und Airpods der 3. Generation.

Als Partner unterstützen in diesem Jahr BNP Paribas Real Estate Deutschland, CBRE, Drees & Sommer, die ECE Group, Swiss Life Asset Managers Deutschland, Patrizia, Kaufland Immobilien, die LBBW Immobilien-Gruppe, Art-Invest Real Estate, Commerz Real, HIH Real Estate, Europa Park und die Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung (Gif) die Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung.

Janina Stadel

Dreso kämpft sich zu JLL und CBRE aufs Podest

Karriere 14.07.2022
Vom Berufseinstieg bei einem Big Player versprechen sich Studenten eine sichere und steile Karriere. Doch im Unternehmen angekommen, stehen vor allem Persönlichkeiten im Fokus der ... 

Vom Berufseinstieg bei einem Big Player versprechen sich Studenten eine sichere und steile Karriere. Doch im Unternehmen angekommen, stehen vor allem Persönlichkeiten im Fokus der Nachwuchskräfte. Das hat Auswirkungen auf einige Platzierungen im IZ-Arbeitgeberranking 2022.

"Man verwaltet große Summen und trägt viel Verantwortung", dieses Bild hat Student Paul seit frühen Bachelorsemestern vom Berater, Dienstleister, Makler und Investmentmanager JLL. Nach seinem Studium würde er gerne für den Branchenriesen arbeiten. So wie er sind auch viele seiner Kommilitonen fasziniert von hohen Geschäfts- und Mitarbeiterzahlen. Von ihnen versprechen sie sich sichere Arbeitsplätze, hohe Gehälter und die Möglichkeit, schon früh in der Karriere Verantwortung zu übernehmen. Je mehr Abteilungen in einem Haus vertreten sind, desto mehr Einblicke in die Branche erwarten sie schon als Werkstudenten und wollen Jobs vor dem Abschluss nutzen, um sich auf ein Tätigkeitsfeld innerhalb der Branche festzulegen.

Mit diesen Argumenten haben es in diesem Jahr wieder drei Big Player der Branche aufs Treppchen im Rennen um den Titel Top-Arbeitgeber geschafft. Mehr als 170 Wunscharbeitgeber haben die 429 Studenten genannt, die an der Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) teilgenommen haben. Die meisten Punkte gingen zum elften Mal in Folge an JLL. Vor allem Bachelor- und FH-Studenten nannten das Unternehmen als ihren Favoriten. Doch weil sich das Unternehmen ein Image als sicheren Arbeitgeber aufgebaut hat, gab es auch Punkte von Absolventen, die eigentlich gerne für ein anderes Unternehmen arbeiten würden, die "sichere Bank" aber auf ihre persönlichen Plätze zwei und drei setzten.

Um sich beim Nachwuchs zu positionieren, macht JLL laut Patricia Offermanns, Head of Human Resources Central Europe, vor allem auf Messen für Berufseinsteiger, durch Gastdozentenschaften und bei Netzwerktreffen auf sich aufmerksam. Mit die meisten Bewerber kämen über diese Kanäle und über das Netzwerk der eigenen Mitarbeiter.

Die Silbermedaille verteidigt wie in den vergangenen Jahren CBRE – und das sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweit- und Drittstimmen. Um Nachwuchskräfte zu überzeugen, baut der Berater seit einigen Jahren gezielt das Hochschulmarketing aus.

Laut Mike Schrottke, Head of People Deutschland, stellt CBRE dabei "die Größe und internationale Verflechtung", die Breite an Dienstleistungen und Assetklassen und die Arbeitsumgebung heraus. Vor allem die Studenten, die CBRE auf den persönlichen Platz drei setzten, begründeten ihre Wahl damit, dass sie Wert auf einen langfristigen Arbeitsplatz bei einem bekannten Branchenplayer legen. Studenten, die CBRE als ihren Favoriten angaben, berichteten zusätzlich von persönlichen Begegnungen mit Mitarbeitern bei Veranstaltungen, die ihnen ein Gefühl von gutem Zusammenhalt im Team vermittelten.

Genau durch dieses Argument mischt das Beratungs- und Planungsunternehmen Drees & Sommer (Dreso) das Treppchen auf. Letztes Jahr noch auf Platz acht, hat es sich um fünf Plätze auf Rang drei vorgekämpft – und ist somit der Aufsteiger des Jahres im Rennen um den Titel. Bestehende und ehemalige Praktikanten und Werkstudenten schwärmen vom "Dreso-Spirit", wie sie ihn nennen. Gemeint ist damit ein "familiäres Umfeld im Team", berichtet ein 26-jähriger Student für Stadt- und Raumplanung der HfWU in Nürtigen-Geislingen davon, wie er die Arbeitsatmosphäre bei einem Praktikum wahrgenommen hat. Laut Head of HR, Sinan Eliguel, ist das kein Zufall: "Um eine positive Arbeitsatmosphäre, Fairness und Offenheit zu fördern, setzen wir auf regelmäßige Teambuildings."

Mit jährlich rund 300 Stellen für Studenten bietet Drees & Sommer die meisten Einstiegsmöglichkeiten vor dem Abschluss an. Mindestens drei Monate sollen Praktikanten bleiben. Trotz Homeoffice-Regelungen in den Teams ließ das Unternehmen die Studenten im vergangenen Jahr möglichst oft in Präsenz arbeiten. "So können Praktikanten beispielsweise Einblicke in Bauprojekte vor Ort bekommen und ihren Teamkollegen auf der Baustelle über die Schulter schauen", erklärt Eliguel.

Um auf die Praktikumsmöglichkeiten aufmerksam zu machen, lädt Drees & Sommer regelmäßig zu Campus meets Company Events ein. Studenten und Absolventen aus fachlich passenden Studienrichtungen bekommen dann Führungen durch die Büros und Einblicke in aktuelle Projekte, die Aufgaben der Mitarbeiter und deren Umgang miteinander. Zwei Jahre lang musste die Veranstaltungsreihe pausieren, kurz nach Ende der harten Corona-Kontaktbeschränkungen haben bereits drei Treffen am Stuttgarter Hauptsitz wieder stattgefunden, weitere sind für die zweite Jahreshälfte geplant.

Durch die persönliche Präsenz bei den Studenten hat Drees & Sommer den Projektentwickler und Asset-Manager Beos vom Treppchen gekickt. Das Unternehmen, das seit 2018 zu Swiss Life Asset Managers gehört, jedoch weiterhin unter eigenem Namen agiert, ist um drei Plätze auf Rang sechs abgerutscht, obwohl den Studenten das Nachhaltigkeitsmanagement des Unternehmens positiv aufgefallen ist. Zwar zählt das Thema zu den großen Herausforderungen der Branche, doch nur jeder bzw. jede Zweite gab an, dass nachhaltiges Handeln für ihn tatsächlich eine wichtige bis sehr wichtige Rolle bei der Jobwahl spielt.

Der Mutterkonzern Swiss Life Asset Managers belegt Platz zehn und schafft es damit erstmalig ins Ranking. Einige Punkte für den Vermögensverwalter wurden eigentlich an die Marke Corpus Sireo vergeben, die sich im letzten Jahr aus der Top Ten verabschieden musste. Dass das Unternehmen im Sommer 2021 vollständig in Swiss Life Asset Managers überging, war einigen beim Voting offenbar nicht bewusst. In der Kommunikation an mögliche Bewerber setzte der 690 Mitarbeiter starke Konzern weniger auf die Aufklärung über die Strukturen, sondern auf Gesichter – und hat es ausgerechnet während der Kontaktbeschränkungen geschafft, bei Messen ein stärkeres Bild von den Persönlichkeiten zu vermitteln als zuvor. "Durch die Verschiebung ins Digitale war die Teilnahme mehrerer Unternehmensvertreter möglich, da An- und Abreise wegfielen und standortübergreifend partizipiert werden konnte", sagt CEO Per Erikson.

Obwohl das Gehalt für die mehr als 400 befragten Studierenden der wichtigste Punkt bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber ist, haben sie im Nach-Corona-Jahr ein deutliches Augenmerk auf die Personen in den Unternehmen gelegt. Davon profitierte Commerz Real: Der Asset- und Investmentmanager hat sich seit 2021 erneut um einen Platz nach vorne gekämpft und belegt 2022 Rang vier. Fast jeder fünfte Commerz-Real-Wähler gab persönliche Erfahrungen als Grund für seinen Favoriten an. Gerade durch die Praktika hinterließ das Unternehmen das Bild eines "modernen, aufgeschlossenen und zukunftsorientierten Arbeitgebers". Mit diesen Eindrücken hat Commerz Real fast nur Erstnennungen erhalten. Auf allen weiteren Plätzen ab Rang 5 mussten die Konkurrenten im Vergleich zum Vorjahr Stimmen einbüßen.

Dass das Tätigkeitsfeld und Aufstiegschancen bei der Jobwahl passen müssen, zeigt die Art, wie sich Absolventen über mögliche Stellen informieren. Ausschreibungen hinterfragen sie genau und holen sich Erfahrungsberichte bei Bekannten oder früheren Praktikantinnen ein. Für rund 65% der Studenten sind eine exakte Aufgabenbeschreibung und aufgeführte Verantwortlichkeiten wichtig bis sehr wichtig bei der Entscheidung, ob ihnen eine Stelle zusagt. 80% legen Wert auf Weiterbildungsangebote und fast 90% benannten Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen als wichtig bis sehr wichtig bei der Job- und somit bei der Arbeitgeberwahl.

Einsteiger suchen Internationalität
Berufseinsteiger möchten am liebsten schon früh in der Karriere ins Ausland. Von einem international tätigen Unternehmen erwarten sie deshalb, das es dies ermöglicht, zeigt die IZ-Arbeitsmarktumfrage 2022. Doch bei manchen Arbeitgebern, die die Studierenden zu ihren Top-Arbeitgebern wählten, schätzen sie die Möglichkeiten falsch ein.

Wie genau eine Stelle in der Praxis aussehen kann, zeigt der Gewerbemakler BNP Paribas über seine Online-Präsenzen und verteidigt seinem Ruf als guten Ausbilder und den fünften Platz. "Über verschiedene Social-Media-Kanäle und Kampagnen bieten wir einen authentischen Einblick in unseren Unternehmensalltag, zum Beispiel in Form von Erfahrungsberichten von Mitarbeitenden, Video-Content sowie unserem Podcast", nennt Philipp Benseler, Head of Human Resources, Marketing & Communications, einige Beispiele. In einer Podcastfolge vom März spricht er selbst über Unternehmensspirit, Teamevents und offene Einstiegspositionen.

„Die neue Generation legt auf zwei Dinge viel Wert. Sie wollen zwar flexibel arbeiten, gucken aber sehr wohl auch auf Gehalt, Förder- und Karrieremöglichkeiten.“
Silke Paffhausen, Senior Manager Human Resources bei Beos Art-Invest

Zwei Plätze weiter unten, auf Rang sieben, reiht sich hinter Beos Art-Invest ein. Dort kennt Silke Paffhausen, Senior Manager Human Resources, die Vorstellungen von jungen Bewerbern und sagt: "Die neue Generation legt auf zwei Dinge viel Wert. Sie wollen zwar flexibel arbeiten, gucken aber sehr wohl auch auf Gehalt, Förder- und Karrieremöglichkeiten."

Bei Präsenzmessen hat sie festgestellt, dass Kandidaten sich zum einen über konkrete Unternehmensprojekte informieren, aber zum anderen auch wissen wollen, "ob sie von den Leuten um sich herum etwas lernen können". Dass beides miteinander zusammenhängt, ließe sich am besten in persönlichen Gesprächen oder während eines Praktikums vermitteln. "In jeder unserer Niederlassung sind permanent zwei bis drei Praktikanten, die mitlaufen", berichtet Paffhausen. "Weil Praktikanten bei uns voll eingebunden werden, profitieren wir von der Unterstützung. Zudem entsteht ein inhaltlicher Austausch mit den Hochschulen", sagt sie und ergänzt, "Praktika sind außerdem eine gute Recruitingmöglichkeit." Das liege daran, dass die Mitarbeiter sehen, wie Kandidaten sich im Alltag und bei Problemlösungen schlagen. Gleichzeitig nutzen die Studierenden die Gelegenheit auch selbst für ihre berufliche Orientierung.

Platz acht teilen sich ECE und Union Investment. Bei ECE gaben nur 13% der Wähler an, das Unternehmen bereits persönlich durch einen Job oder Praktikum kennengelernt zu haben, im Vergleich zum letzten Jahr ist es um einen Platz abgerutscht. Dennoch waren die Wähler, die sich zum Großteil mit Einzelhandelsimmobilien beschäftigen wollen, überzeugt, dort in ihren Wunschtätigkeiten aufgehen zu können. Zudem kamen viele Stimmen von Studenten, die sich auch die Arbeit im Bereich der Corporates gut vorstellen könnten. Von denen, die für Union Investment stimmten, begründeten nur knapp über 5% ihre Wahl mit persönlichen Erfahrungen. 2021 waren es noch 9%. Kai Johnson, Leiter Personal Hamburg, erklärt, dass seit der Corona-Pandemie studentische Stellen reduziert wurden. Der Grund: Weil viele Mitarbeiter im Homeoffice sind, können Praktikanten nicht in gewünschtem Umfang betreut werden. Dennoch hat die Fondsgesellschaft zwei Plätze gutgemacht, im vergangenen Jahr bildete sie noch das Schlusslicht der Top Ten und hatte weniger Stimmen als der Investmentmanager Patrizia, der sich 2022 aus den besten Zehn verabschieden musste.

Obwohl die Gehaltswünsche der Studenten wachsen (siehe "Beim Gehalt haben es Einsteiger eilig", IZ 25/2022), sind sie während des Studiums bereit, auch für wenig Geld ein Praktikum zu machen, denn es dient als Türöffner in die Branche. Rund die Hälfte der Befragten hat bereits ein Pflichtpraktikum absolviert, ein freiwilliges haben rund 40% angetreten. Rund 60% davon wurden laut Angaben der Studenten vergütet, im Schnitt mit zehn Euro pro Stunde.

Beim Gehalt haben es die Einsteiger eilig
Schon im ersten Berufsjahr verlangen die Teilnehmer der IZ-Arbeitsmarktumfrage mehr Geld, als viele Unternehmen zahlen. Doch langfristig sind ihre Vorstellungen von einer guten Bezahlung nicht unrealistisch. Die Zwischenschritte bis zum Zielgehalt vergessen aber die meisten.

Von den Top Ten von 2022 äußerten sich nur Drees & Sommer, ECE und Commerz Real konkret zu Gehältern für Praktikanten. Sie liegen zwischen 1.770 und 2.100 Euro. Wie das Ranking in diesem Jahr zeigt, nehmen Studenten vor Ort im Unternehmen nicht nur die Karrieremöglichkeiten, sondern auch den Umgang in den Teams und die Persönlichkeiten auf verschiedenen Positionsebenen unter die Lupe. Und so gaben in der IZ-Umfrage mehr als 80% der Studierenden an, dass sie die Unternehmenskultur stark bis sehr stark gewichten, wenn es letztlich um die Entscheidung für einen Job geht.

Janina Stadel

IZ fragt, Studenten antworten

Karriere 13.02.2020
Immobilienstudenten mitgemacht: Am 10. Februar ist der Startschuss für die Arbeitsmarktumfrage 2020 der Immobilien Zeitung (IZ) gefallen. Gefragt ist eure Meinung zu Traumjobs, Toparbeitgebern ... 

Immobilienstudenten mitgemacht: Am 10. Februar ist der Startschuss für die Arbeitsmarktumfrage 2020 der Immobilien Zeitung (IZ) gefallen. Gefragt ist eure Meinung zu Traumjobs, Toparbeitgebern oder fairen Gehältern.

JLL ist der Wunscharbeitgeber Nummer eins. Als Einstiegsgehalt schwebt der Jugend eine Summe von 50.000 Euro per annum vor. In zwei bis drei Jahren sollen es dann schon 60.000 Euro sein. Dabei liegt der schnöde Mammon vielen Studenten noch nicht mal besonders am Herzen. Am liebsten wollen sie später mal Projektentwickler werden. Und die Unterschiede der Geschlechter z.B. bei den Gehaltswünschen oder der Vergütung von Praktika sind eklatant. Das sind nur einige der Ergebnisse der Vorjahresumfrage.

Schafft es die Konkurrenz diesmal, Dauersieger JLL vom Thron zu stoßen? Klettern die Gehaltsforderungen ungebremst weiter? Und avanciert der Maklerberuf endlich zum Traumjob? Fragen wie diese beantworten die beiden IZ-Titelgeschichten zur diesjährigen Arbeitsmarktumfrage am 18. Juni und 23. Juli 2020.

Teilnehmen können - eine gültige Studienbescheinigung vorausgesetzt - alle Studierenden, die in den kommenden vier Semestern ihren Abschluss machen. Angesprochen fühlen sollten sich in jedem Fall Studierende der Fächer Architektur, BWL/VWL, Facility-Management/Gebäudetechnik, Geografie, Immobilienwirtschaft/-management bzw. Bau-/Projektmanagement, Ingenieurwesen und Stadtplanung/Raumplanung.

Den Teilnehmern winken etliche Preise

Das Ausfüllen des Online-Fragebogens - ob auf dem Smartphone, mit dem Tablet oder am Desktop-Rechner - sollte nicht länger als etwa zehn Minuten dauern. Als Lohn dieser kleinen Mühe winken viele Preise: u.a. ein Apple iPad Pro, eine Apple Watch Series 5, vier Business-Bags von Picard im Wert von je 250 Euro, 40 IZ-Premium-Pakete, zehn Tickets für Veranstaltungen von Heuer Dialog und 15 Eintrittskarten für die Immobilienmesse Expo Real 2020.

Die Arbeitsmarktumfrage ist Teil der IZ-Joboffensive 2020. Diese wäre nicht möglich ohne eine ganze Reihe starker Partner. Unterstützt wird die Joboffensive in diesem Jahr von Bernd Heuer Karriere, BNP Paribas Real Estate, CBRE, Colliers International, Corpus Sireo Real Estate, Drees & Sommer, ECE, Expo Real, Gegenbauer/RGM, Kaufland und Patrizia.

Harald Thomeczek

Der Nachwuchs will mehr vom Kuchen

Studenten mit Immobilienbezug wollen ein immer größeres Stück vom Kuchen abhaben.

Studenten mit Immobilienbezug wollen ein immer größeres Stück vom Kuchen abhaben.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: WavebreakmediaMicro

Karriere 23.05.2019
Für die Immobilienbranche läuft es seit Jahren super. Doch Personal ist nur begrenzt verfügbar. Die Firmen reißen sich um Hochschulabsolventen. Das spielt den Frischlingen in die ... 

70.000 Euro - mit diesem Einstiegsgehalt liebäugelt ein Student, der seinen Master in Real Estate an der EBS in Wiesbaden macht. Der junge Mann arbeitet parallel zum Studium als Werkstudent bei einem namhaften Immobiliendienstleister. Dort will er später auch einsteigen. Das Jobangebot eines anderen Dienstleisters, das ihm vorliegt, wird er deshalb ausschlagen. Und das, obwohl der Wettbewerber ihm mit einem Bachelor "genau die gleiche Position anbietet, inklusive gleiches Gehalt, wie mit dem Master". Die Offerte sieht 45.000 Euro fix plus einen Bonus bis zu 50% des Grundgehalts vor.

Eine mündliche Zusage von seinem jetzigen Arbeitgeber liegt dem EBS-Studenten auch schon vor, nur noch kein Vertrag. Auf dem Recruitingportal Glassdoor hat er die Info gefunden, dass er zum Einstieg besagte 70.000 Euro verdienen dürfte. Er selbst findet diesen Wert allerdings "schon sehr hoch" und hat seine Zweifel, ob diese Zahl "wirklich realitätsnah" ist. Sein Wunschgehalt beziffert der Master in spe auf ca. 60.000 Euro, "weil das die Beitragsbemessungsgrenze für die private Krankenversicherung ist. Aber ich gebe mich natürlich auch mit weniger zufrieden - ca. 50.000 bis 55.000 Euro -, da der Job und das Team sehr gut passen."

Praktisch jeder mit einem Abschluss im Immobilienbereich findet schnell einen Job

Den Äußerungen des jungen Mannes ist ein gewisses Selbstbewusstsein zu entnehmen. Ob sie durch Jobportale surfen, sich in Unternehmen umhören, in denen sie jobben, oder mit ihren Professoren sprechen: Ständig bekommen Studenten mit Immobilienbezug zu hören, wie gut es in der Branche läuft, dass praktisch jeder mit einem Abschluss im Immobilienbereich schnell einen Job findet und welche Gehälter ehemalige Kommilitonen beim Einstieg heraushandeln konnten. Auf Jobmessen verfestigt sich der Eindruck: Nicht ich muss mich bewerben, sondern die Unternehmen bewerben sich bei mir. "Die Branche reißt sich aktuell um Nachwuchskräfte, das ist natürlich kein Geheimnis", sagt Mike Schrottke, Head Human Resources beim Immobiliendienstleister CBRE in Deutschland. Kein Wunder also, dass rund 90% der 358 Teilnehmer der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) sich gute oder sogar sehr gute Chancen zum Berufseinstieg nach dem Studium ausrechnen.

Tatsächlich ist es kein Einzelfall, wenn ein Bachelorabsolvent konkrete Angebote bekommt. Mitunter nimmt das offensive Werben Ausmaße an, die selbst für die Objekte der Begierde zu viel des Guten sind: "Ich habe bereits zwei Jobangebote vorliegen, dabei habe ich mich noch nicht mal wirklich irgendwo beworben. Mein LinkedIn-Postfach wird auch schon wöchentlich mit ein bis zwei Anfragen geflutet", berichtet der Masterstudent von der EBS. Solche Offerten sind schöne Gelegenheiten, den eigenen Marktwert zu testen. Eine gute Quelle ist zudem der Buschfunk unter Kommilitonen und Werkstudenten.

Auch von ihren Professoren bekommen die jungen Leute Zahlen zugerufen, die diese bei ehemaligen Studenten oder Geschäftsführern in Erfahrung gebracht haben. "Daran orientiert man sich später natürlich selbst und versucht, im Laufe der Zeit aufgrund der steigenden bzw. gut verlaufenden Wirtschaft etwas auf die eigene Gehaltsvorstellung aufzuschlagen", verrät Johnny Salg (24), der Immobilienmanagement im Master an der TH Aschaffenburg studiert.

Gehaltswünsche ziehen kräftig an

Was am Ende bei diesem Vorgehen herauskommt - das zeigt die Arbeitsmarktumfrage 2019, die die Immobilien Zeitung (IZ) dieses Frühjahr zusammen mit Immo Media Consult durchführte. Als die IZ vor sechs Jahren erstmals die Frage stellte: "Welches Gehalt wollt ihr nach dem Abschluss eures derzeitigen Studiums von eurem künftigen Arbeitgeber fordern?", lautete die Antwort: durchschnittlich knapp 43.600 Euro. Im vergangenen Jahr waren es gut 46.800 Euro. Zwischen 2013 und 2018 stiegen die Gehaltsvorstellungen zum Berufseinstieg insgesamt um moderate 7,4%. Aktuell peilen die studierenden Köpfe durchschnittlich rund 50.000 Euro an. Allein von 2018 auf 2019 haben die Gehaltswünsche also um satte 6,6% zugelegt (siehe "Gehaltswünsche machen 2019 einen Sprung").

Der Tenor lautet: Der Markt gibt es her, also wollen wir ein größeres Stück vom Kuchen. Dies zeigt sich auch beim Wunschgehalt zwei bis drei Jahre nach dem Berufseinstieg. Dann möchten die Befragten im Schnitt gut 60.000 Euro verdienen. Gemessen am Einstiegsgehalt würde das einer Gehaltserhöhung von 20% binnen 24 bis 36 Monaten gleichkommen. Verglichen mit dem Young-Professional-Gehalt, das den Studenten bei der Befragung 2018 vorschwebte - durchschnittlich 56.500 Euro - bedeutet der aktuelle Wunschwert ein üppiges Plus von 6,2%.

Viele Bachelor-Studenten wollen keinen Master dranhängen - warum auch

Bei der Frage, ob es einen Master braucht, scheiden sich die Geister: Nur 53% planen, nach dem Bachelor direkt ein Masterstudium dranzuhängen. "Für geschätzt 90% aller Arbeitsstellen in der Immobilienbranche bedarf es meines Erachtens keines Masterabschlusses - unabhängig davon, wie sich die Immobilienwirtschaft entwickelt", sagt eine junge Frau, die nach einer Ausbildung zur Immobilienkauffrau und einer Weiterbildung zur Immobilienfachwirtin zurzeit nebenberuflich ein Kontaktstudium Immobilienökonomie an der Irebs absolviert. Der Master werde erst dann interessant, wenn es darum gehe, Karrierechancen zu erhöhen. "Aber auch hier ist es mehr ein Nice-to-have als ein absolutes Muss. Am Ende zählt die Praxis und was für Deals man verhandelt."

Für Fiona Krahn, die an der TU Dortmund Raumplanung studiert, kam ein direkter Berufseinstieg nach dem Bachelorstudium nicht infrage. In ihrem Studiengang sei der Master sinnvoll, "weil eine echte Vertiefung in Richtung Immobilienwirtschaft erst dann möglich ist und der Master in Raumplanung an der TU Dortmund nur zwei Semester dauert". Mehrere Kommilitonen von Krahn haben den Absprung dennoch schon nach dem Bachelor gewagt - offenbar mit Erfolg: Von den Ex-Kommilitonen wisse sie, dass "ein schneller Berufseinstieg, wenn man das will, möglich ist".

Wer den Master macht, auch das zeigt die Umfrage, will diese Mühen hinterher auch vergolten sehen. Während Bachelorstudenten direkt nach dem Abschluss 45.000 Euro verdienen möchten, beziffern Masterstudenten ihr Wunschgehalt nach dem Studium auf 52.500 Euro. Nach zwei bis drei Jahren sehen sich die Bachelorstudenten schon bei 55.500 Euro, den Masterleuten schweben 62.700 Euro vor.

"Das reine Studium ist für uns lediglich eine Grundvoraussetzung"

Doch bei der Vergütung spielt nicht nur die Art des Studienabschlusses eine Rolle. "Ob Hochschulabsolventen einen Bachelor- oder einen Masterabschluss mitbringen, ist oft nicht das entscheidende Kriterium", betont Claudia Theisel, Director Human Resources (HR) bei ECE. Auch Birgit Munsberg belohnt den Studienabschluss für sich genommen nicht. "Das reine Studium ist für uns lediglich eine Grundvoraussetzung", sagt die Geschäftsführerin von Domicil Investment Management, die für Personalthemen der gesamten Domicil-Gruppe zuständig ist.

Ins Gewicht fallen auch Praktika und Werkstudentenjobs, Auslandssemester oder ein vor dem Studium erlernter Ausbildungsberuf. "Viel ‚wert‘ auf dem Arbeitsmarkt sind Kandidaten, die praktische Erfahrungen gesammelt haben", resümiert Stefanie Greve, Gründerin der Personalberatung engagingtalents. Auch die Art des Berufseinstiegs - Direkteinstieg oder Traineeprogramm - ist nicht unwesentlich.

Von Bedeutung ist zudem, ob der Masterabschluss für die Position überhaupt nötig ist. Munsberg präzisiert: "Bei Domicil ist der Master z.B. im Property-Management oder im Vertrieb keine zwingende Voraussetzung. Dort ist eher eine praxisorientierte Ausbildung wie der Immobilienkaufmann bzw. der Immobilienfachwirt gefragt. Im Asset- und Investmentmanagement oder im Bereich Corporate Finance ist er wünschenswert." Wünschenswert, mehr nicht.

Alles in allem scheinen die Gehaltsvorstellungen der Studenten den Markt angemessen abzubilden. "Die Zahlen sind realistisch und entsprechen in etwa dem was Einsteiger bei der Commerz Real erhalten. Auch wir differenzieren zwischen einem Bachelor- und Masterabschluss", sagt Sandra Scholz, HR-Vorstand von Commerz Real. Sie honoriert damit die "intensivere Profilbildung".

Für Real I.S. sind die Erwartungen an die Einstiegsgehälter, Boni eingerechnet, ebenfalls "so in Ordnung" und "nicht überraschend". Die im Schnitt angepeilte Gehaltsentwicklung - 20% plus binnen zwei bis drei Jahren - findet Jana Reck, Leiterin Human Resources bei Real I.S., "jedoch überdimensioniert". Die Unterschiede zwischen Bachelor und Master erschienen auf den ersten Blick vielleicht recht groß, würden aber in der Branche "durchaus so gelebt".

Abschwung ist nur ein Wort

Der Optimismus der künftigen Immobilienprofis rührt daher, dass "so gut wie alle derzeitigen Studenten persönlich keine andere Wirtschaftslage kennen, da es seit der letzten Weltwirtschaftskrise - vor allem im Immobilienbereich - stets steil bergauf ging", weiß Masterstudent Salg. Eine mögliche Baisse nach der langen Hausse haben die Umfrageteilnehmer nicht im Blick - alle werden ihr Studium spätestens in zwei Jahren abschließen. Mindestens so lange wird der gute Lauf der Immobilienwirtschaft doch wohl weitergehen: "Liest man beispielsweise regelmäßig die IZ, erkennt man, dass die Branche fast einschlägig der Meinung ist, dass der Zyklus in den nächsten ein bis zwei Jahren noch anhalten wird", sagt Moritz Stang, der einen Master in Immobilienwirtschaft an der Irebs in Regensburg macht.

Selbst das Ende des Zyklus macht nicht bange: "Immobilien wird es immer geben. Auch die Nachfrage danach wird sich nur in der Intensität, Lage und Ausstattung ändern, egal ob Wohnen, Logistik, Einzelhandel oder Büro. In der Immobilienwirtschaft gibt es immer zwei Seiten: Mieter/Vermieter, Investor/Projektentwickler etc.", sagt die Studentin des Irebs-Kontaktstudiums.

Und wenn der Wind sich dreht, "dann wird man vielleicht nicht mehr für den Käufer nach Investitionen suchen, sondern für den Verkäufer neue Portfoliostrategien entwickeln und verkäuferseitig Transaktionen prüfen."

Harald Thomeczek

Den kununu-Sternen fehlt es an Aussagekraft

Bewerten Mitarbeiter Qualitäten ihres Arbeitgebers nur mit einem Stern, ist das nicht gut. Bewerber sollten allerdings zweimal hinschauen, bevor sie das Unternehmen meiden.

Bewerten Mitarbeiter Qualitäten ihres Arbeitgebers nur mit einem Stern, ist das nicht gut. Bewerber sollten allerdings zweimal hinschauen, bevor sie das Unternehmen meiden.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: twinsterphoto

Karriere 06.09.2018
kununu ist eines der größten Online-Portale, bei dem Mitarbeiter ihren Arbeitgeber bewerten können. Bewerber aus der Immobilienbranche sollten dem Urteil allerdings nicht allzu hohes ... 

kununu ist eines der größten Online-Portale, bei dem Mitarbeiter ihren Arbeitgeber bewerten können. Bewerber aus der Immobilienbranche sollten dem Urteil allerdings nicht allzu hohes Gewicht beimessen. Noch fehlt häufig die Masse an Teilnehmern, um wirklich ein passendes Stimmungsbild aus dem Unternehmen zu zeichnen. Interessante Details verraten die Mitarbeiter dennoch.

Seit Jahren macht JLL das Rennen, wenn die Immobilien Zeitung (IZ) Studenten nach ihrem Wunscharbeitgeber fragt. Auch dieses Jahr setzte sich das Maklerhaus vor Corpus Sireo und Investment-Manager Beos durch (siehe "Swiss Life macht JLL den Titel streitig", IZ 34/18). JLL ist also beliebt beim Nachwuchs. Überraschend ist daher der erste Blick auf die Bewertungen bei dem Portal kununu. Dort können Mitarbeiter, Praktikanten und Bewerber das Unternehmen beurteilen. Gerade mal 62% (Stand: 3. September), also nicht mal zwei Drittel, die den Immobilienberater in den vergangenen zwei Jahren bewertet haben, würden JLL einem Freund als Arbeitgeber weiterempfehlen. Damit liegt JLL im Mittelfeld unter den Gewerbemaklern. CBRE schneidet mit 48% noch schlechter ab, Colliers mit 81% deutlich besser. Auch der sogenannte kununu-Score von JLL, also der Durchschnitt über alle Bewertungen in den einzelnen Kategorien, liegt mit 3,44 von maximal 5 Sternen lediglich im Mittelfeld. CBRE - gerade noch Verlierer bei der Weiterempfehlung - glänzt hier mit 4,29, Colliers mit 4,09.

Ist Colliers also ein besserer Arbeitgeber als JLL? Was sagen dem Betrachter die Zahlen und die Bewertungen? Um das allgemein einschätzen zu können, reicht ein grober Blick auf das Geschäftsmodell und die Funktionsweise von kununu. Jeder, der im besten Fall irgendwie Kontakt zum Unternehmen hatte, darf den Arbeitgeber bewerten. Ein Nachweis der Betriebszugehörigkeit muss zumeist nicht erbracht werden.

Bewerten darf die Empfangsdame genauso wie die Vorstandsvorsitzende, die Praktikantin genauso wie der Dienstälteste. Irrelevant ist dabei auch die Frage, wie lange jemand dort tätig war. Jeder darf aber nur einmal die Sterne für sein Unternehmen abgeben, Bewerber dürfen das ein weiteres Mal tun, wenn sie später in den Angestelltenmodus wechseln sollten. kununu überprüft das, indem sich jeder Teilnehmer dazu verpflichtet, ein kununu-Konto anzulegen. Alle Bewertungen kommen für den kununu-Score in einen Topf, aus ihnen wird dann der Durchschnitt gebildet.

Wer das Unternehmen bewerten möchte, muss dafür wenig tun. Die Teilnahme ist nicht nur kostenlos, sondern auch anonym. Das soll mehr Transparenz schaffen, Ehrlichkeit und offene Kritik fördern. Dem User ist es freigestellt, einfach nur Sterne zu verteilen, ohne begründen zu müssen, warum er z.B. das Arbeitsklima offensichtlich für unterirdisch hält oder was ihm am Vorgesetztenverhalten besonders gut gefallen hat. Die Freitextfelder können, müssen aber nicht ausgefüllt werden. Für die Teilnehmer ist die Anonymität ein hohes Gut, für die Unternehmen eher ein Hemmschuh. "Für uns hat sie den Nachteil, nur schwer mit den Nutzern in Kontakt treten und auf Anfragen nicht persönlich eingehen zu können", sagt Izabela Danner, Mitglied im deutschen Management Board von JLL.

Es ist also ein leichtes, das Unternehmen zu bewerten. Hunderte Bewertungen können für ein so großes Unternehmen wie JLL Germany eintrudeln. Tatsächlich sind es etwas mehr als 200. Immerhin, denkt sich der Betrachter. Doch genau hingeschaut, haben in den vergangenen drei Monaten nur 16 Mitarbeiter JLL bewertet. Im letzten halben Jahr waren es 33. Die übrigen liegen noch weiter zurück. Wer weiß schon, ob der kritisierte Chef noch im Unternehmen ist? Ob sich die Strukturen vielleicht inzwischen geändert haben?

Bei anderen namhaften Unternehmen der Immobilienbranche fällt die Beteiligung überschaubar aus. Patrizia Immobilien kommt auf insgesamt 75 Bewertungen, darunter waren nur zwei Mitarbeiter im vergangenen halben Jahr. ECE Projektmanagement zählt etwas mehr als 300 Bewertungen, immerhin 49 in den letzten sechs Monaten.

Die Zahlen zeigen: Die Masse an Teilnehmern fehlt noch, um tatsächlich ein Bild der Stimmungslage unter den Kollegen in der Immobilienbranche zu zeichnen. In anderen Branchen sieht es ebenfalls mau aus. Volkswagen haben 160 Mitarbeiter im letzten Halbjahr bewertet, die Rewe Group gerade mal 30.

Bei wenigen Bewertungen für ein Unternehmen erhält jeder Stern ein recht großes Gewicht. Mehrere negative Äußerungen können den Schnitt drücken, lobende Worte ihn gleichfalls heben. Die Aussagekraft über die Situation in der gesamten Belegschaft ist damit nur bedingt gegeben. Unternehmen, die aktiv um eine Bewertung bei kununu werben, sind nach IZ-Recherche eher eine Seltenheit. JLL spricht laut Danner "vereinzelt" Bewerber und Mitarbeiter an, es auf kununu zu bewerten. Dabei gehe es wohlgemerkt um einen "ehrlichen Beitrag".

Mitbewerber oder frustrierte Kunden können die Situation ausnutzen und mit ihren Bewertungen versuchen, dem Unternehmen zu schaden. Negative Äußerungen sind von der Meinungsfreiheit gedeckt. Unverhältnismäßig harscher und eindeutig unzutreffender Kritik muss kununu allerdings auf Hinweis des betreffenden Unternehmens nachgehen und sie direkt vom Netz nehmen. Wenn sich allerdings Kunden beschweren wollten, erklärt Jörg Fleischer, Pressesprecher von GAG Immobilien in Köln, würden sie ohnehin eher facebook als ersten Kanal nutzen. "Da vergeben sie dann nur einen Stern und lassen ihrem Frust freien Lauf", sagt er. kununu sei da nicht im Fokus.

Besonders interessant wird es für Nutzer und Beobachter derweil abseits der Sterne-Vergabe. Bei Kritik oder sehr ausführlichen Bewertungen gehört es zum guten Stil, dass Unternehmen die Aussagen kommentieren. Entweder bedanken sie sich für die lobenden Worte oder weisen darauf hin, dass sie die Kritik ernst nehmen. Im besten Falle nimmt sich dafür ein Vertreter der Personalabteilung Zeit. Ein echter Dialog kann dabei allerdings nicht entstehen, denn der Bewertende kann auf den Kommentar des Arbeitgebers seinerseits nicht mehr reagieren.

Aufschlussreich werden die Bewertungen häufig erst dann, wenn die Freitextfelder ausgefüllt worden sind. So finden sich dort manchmal Hinweise auf den Umgang eines Arbeitgebers mit älteren Kollegen, die etwaige Vergütung von Überstunden, die Sozialkompetenz der Führungskräfte und zum Zusammenhalt unter Kollegen, die Duz-Kultur oder Benefits. Zwar sind auch das - wie alle anderen Bewertungen - individuelle Momentaufnahmen, vielleicht auch aus Abteilungen, die den Nutzer nicht direkt betreffen. Sie können aber ein interessanter Aufhänger für eine Frage im Vorstellungsgespräch sein.

Tipp: Mitarbeiter um Lob bitten

Ein Mitarbeiter lässt sich über inkompetente Chefs, unehrliche Kollegen und unbezahlte Überstunden aus. Was tun? Christian Scherg, Geschäftsführer der Revolvermänner, einer Agentur zum Thema Online-Reputation, gibt Tipps: "Kritik muss man natürlich aushalten, und kein Arbeitgeber ist perfekt. Der Umstand allerdings, dass Kritik auf kununu grundsätzlich anonym und ohne Nachweis einer Verbindung zum Unternehmen abgegeben wird, forciert nicht unbedingt die inhaltliche Qualität der Bewertungen", findet Scherg.

Außerdem sei den wenigsten wirklich an einer Diskussion mit dem Unternehmen, das sie bewerten, gelegen - ganz im Gegenteil: Das Unternehmen demonstriert daher eher noch seine Machtlosigkeit und hebt durch die Diskussion sein anonymes Gegenüber auf Augenhöhe. "Ich rate darum dazu, im Falle einer unsachlichen negativen Bewertung kununu schriftlich über diese Bewertung zu informieren. Dieser Umstand führt dazu, dass aufseiten von kununu Prüfpflichten ausgelöst werden, denen kununu laut aktueller Rechtsprechung nachkommen muss." Die Rechtsprechung sieht nämlich vor, dass Bewertungen, die nicht nachweislich von Mitarbeitern oder Bewerbern erstellt wurden oder unsachlich bzw. unwahr sind, umgehend gelöscht werden müssen. Für die geforderte Prüfung muss kununu mit den Rezensenten in Kontakt treten und einen Beweis von ihnen einfordern. In dieser Zeit wird die Bewertung bereits aus dem Netz entfernt.

Scherg rät daher: "Bitten Sie doch einfach Ihre zufriedenen Mitarbeiter, positive Eindrücke nicht nur privat mit ihren Freunden und der Familie zu teilen, sondern auch auf Arbeitgeberbewertungsportalen wie kununu zu äußern. Denn der wirkungsvollste Schutz vor vereinzelten Negativbewertungen und das beste Aushängeschild für ein Unternehmen sind noch immer glückliche und zufriedene Mitarbeiter." api

Anke Pipke