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Den kununu-Sternen fehlt es an Aussagekraft

Bewerten Mitarbeiter Qualitäten ihres Arbeitgebers nur mit einem Stern, ist das nicht gut. Bewerber sollten allerdings zweimal hinschauen, bevor sie das Unternehmen meiden.

Bewerten Mitarbeiter Qualitäten ihres Arbeitgebers nur mit einem Stern, ist das nicht gut. Bewerber sollten allerdings zweimal hinschauen, bevor sie das Unternehmen meiden.

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Karriere 06.09.2018
kununu ist eines der größten Online-Portale, bei dem Mitarbeiter ihren Arbeitgeber bewerten können. Bewerber aus der Immobilienbranche sollten dem Urteil allerdings nicht allzu hohes ... 

kununu ist eines der größten Online-Portale, bei dem Mitarbeiter ihren Arbeitgeber bewerten können. Bewerber aus der Immobilienbranche sollten dem Urteil allerdings nicht allzu hohes Gewicht beimessen. Noch fehlt häufig die Masse an Teilnehmern, um wirklich ein passendes Stimmungsbild aus dem Unternehmen zu zeichnen. Interessante Details verraten die Mitarbeiter dennoch.

Seit Jahren macht JLL das Rennen, wenn die Immobilien Zeitung (IZ) Studenten nach ihrem Wunscharbeitgeber fragt. Auch dieses Jahr setzte sich das Maklerhaus vor Corpus Sireo und Investment-Manager Beos durch (siehe "Swiss Life macht JLL den Titel streitig", IZ 34/18). JLL ist also beliebt beim Nachwuchs. Überraschend ist daher der erste Blick auf die Bewertungen bei dem Portal kununu. Dort können Mitarbeiter, Praktikanten und Bewerber das Unternehmen beurteilen. Gerade mal 62% (Stand: 3. September), also nicht mal zwei Drittel, die den Immobilienberater in den vergangenen zwei Jahren bewertet haben, würden JLL einem Freund als Arbeitgeber weiterempfehlen. Damit liegt JLL im Mittelfeld unter den Gewerbemaklern. CBRE schneidet mit 48% noch schlechter ab, Colliers mit 81% deutlich besser. Auch der sogenannte kununu-Score von JLL, also der Durchschnitt über alle Bewertungen in den einzelnen Kategorien, liegt mit 3,44 von maximal 5 Sternen lediglich im Mittelfeld. CBRE - gerade noch Verlierer bei der Weiterempfehlung - glänzt hier mit 4,29, Colliers mit 4,09.

Ist Colliers also ein besserer Arbeitgeber als JLL? Was sagen dem Betrachter die Zahlen und die Bewertungen? Um das allgemein einschätzen zu können, reicht ein grober Blick auf das Geschäftsmodell und die Funktionsweise von kununu. Jeder, der im besten Fall irgendwie Kontakt zum Unternehmen hatte, darf den Arbeitgeber bewerten. Ein Nachweis der Betriebszugehörigkeit muss zumeist nicht erbracht werden.

Bewerten darf die Empfangsdame genauso wie die Vorstandsvorsitzende, die Praktikantin genauso wie der Dienstälteste. Irrelevant ist dabei auch die Frage, wie lange jemand dort tätig war. Jeder darf aber nur einmal die Sterne für sein Unternehmen abgeben, Bewerber dürfen das ein weiteres Mal tun, wenn sie später in den Angestelltenmodus wechseln sollten. kununu überprüft das, indem sich jeder Teilnehmer dazu verpflichtet, ein kununu-Konto anzulegen. Alle Bewertungen kommen für den kununu-Score in einen Topf, aus ihnen wird dann der Durchschnitt gebildet.

Wer das Unternehmen bewerten möchte, muss dafür wenig tun. Die Teilnahme ist nicht nur kostenlos, sondern auch anonym. Das soll mehr Transparenz schaffen, Ehrlichkeit und offene Kritik fördern. Dem User ist es freigestellt, einfach nur Sterne zu verteilen, ohne begründen zu müssen, warum er z.B. das Arbeitsklima offensichtlich für unterirdisch hält oder was ihm am Vorgesetztenverhalten besonders gut gefallen hat. Die Freitextfelder können, müssen aber nicht ausgefüllt werden. Für die Teilnehmer ist die Anonymität ein hohes Gut, für die Unternehmen eher ein Hemmschuh. "Für uns hat sie den Nachteil, nur schwer mit den Nutzern in Kontakt treten und auf Anfragen nicht persönlich eingehen zu können", sagt Izabela Danner, Mitglied im deutschen Management Board von JLL.

Es ist also ein leichtes, das Unternehmen zu bewerten. Hunderte Bewertungen können für ein so großes Unternehmen wie JLL Germany eintrudeln. Tatsächlich sind es etwas mehr als 200. Immerhin, denkt sich der Betrachter. Doch genau hingeschaut, haben in den vergangenen drei Monaten nur 16 Mitarbeiter JLL bewertet. Im letzten halben Jahr waren es 33. Die übrigen liegen noch weiter zurück. Wer weiß schon, ob der kritisierte Chef noch im Unternehmen ist? Ob sich die Strukturen vielleicht inzwischen geändert haben?

Bei anderen namhaften Unternehmen der Immobilienbranche fällt die Beteiligung überschaubar aus. Patrizia Immobilien kommt auf insgesamt 75 Bewertungen, darunter waren nur zwei Mitarbeiter im vergangenen halben Jahr. ECE Projektmanagement zählt etwas mehr als 300 Bewertungen, immerhin 49 in den letzten sechs Monaten.

Die Zahlen zeigen: Die Masse an Teilnehmern fehlt noch, um tatsächlich ein Bild der Stimmungslage unter den Kollegen in der Immobilienbranche zu zeichnen. In anderen Branchen sieht es ebenfalls mau aus. Volkswagen haben 160 Mitarbeiter im letzten Halbjahr bewertet, die Rewe Group gerade mal 30.

Bei wenigen Bewertungen für ein Unternehmen erhält jeder Stern ein recht großes Gewicht. Mehrere negative Äußerungen können den Schnitt drücken, lobende Worte ihn gleichfalls heben. Die Aussagekraft über die Situation in der gesamten Belegschaft ist damit nur bedingt gegeben. Unternehmen, die aktiv um eine Bewertung bei kununu werben, sind nach IZ-Recherche eher eine Seltenheit. JLL spricht laut Danner "vereinzelt" Bewerber und Mitarbeiter an, es auf kununu zu bewerten. Dabei gehe es wohlgemerkt um einen "ehrlichen Beitrag".

Mitbewerber oder frustrierte Kunden können die Situation ausnutzen und mit ihren Bewertungen versuchen, dem Unternehmen zu schaden. Negative Äußerungen sind von der Meinungsfreiheit gedeckt. Unverhältnismäßig harscher und eindeutig unzutreffender Kritik muss kununu allerdings auf Hinweis des betreffenden Unternehmens nachgehen und sie direkt vom Netz nehmen. Wenn sich allerdings Kunden beschweren wollten, erklärt Jörg Fleischer, Pressesprecher von GAG Immobilien in Köln, würden sie ohnehin eher facebook als ersten Kanal nutzen. "Da vergeben sie dann nur einen Stern und lassen ihrem Frust freien Lauf", sagt er. kununu sei da nicht im Fokus.

Besonders interessant wird es für Nutzer und Beobachter derweil abseits der Sterne-Vergabe. Bei Kritik oder sehr ausführlichen Bewertungen gehört es zum guten Stil, dass Unternehmen die Aussagen kommentieren. Entweder bedanken sie sich für die lobenden Worte oder weisen darauf hin, dass sie die Kritik ernst nehmen. Im besten Falle nimmt sich dafür ein Vertreter der Personalabteilung Zeit. Ein echter Dialog kann dabei allerdings nicht entstehen, denn der Bewertende kann auf den Kommentar des Arbeitgebers seinerseits nicht mehr reagieren.

Aufschlussreich werden die Bewertungen häufig erst dann, wenn die Freitextfelder ausgefüllt worden sind. So finden sich dort manchmal Hinweise auf den Umgang eines Arbeitgebers mit älteren Kollegen, die etwaige Vergütung von Überstunden, die Sozialkompetenz der Führungskräfte und zum Zusammenhalt unter Kollegen, die Duz-Kultur oder Benefits. Zwar sind auch das - wie alle anderen Bewertungen - individuelle Momentaufnahmen, vielleicht auch aus Abteilungen, die den Nutzer nicht direkt betreffen. Sie können aber ein interessanter Aufhänger für eine Frage im Vorstellungsgespräch sein.

Tipp: Mitarbeiter um Lob bitten

Ein Mitarbeiter lässt sich über inkompetente Chefs, unehrliche Kollegen und unbezahlte Überstunden aus. Was tun? Christian Scherg, Geschäftsführer der Revolvermänner, einer Agentur zum Thema Online-Reputation, gibt Tipps: "Kritik muss man natürlich aushalten, und kein Arbeitgeber ist perfekt. Der Umstand allerdings, dass Kritik auf kununu grundsätzlich anonym und ohne Nachweis einer Verbindung zum Unternehmen abgegeben wird, forciert nicht unbedingt die inhaltliche Qualität der Bewertungen", findet Scherg.

Außerdem sei den wenigsten wirklich an einer Diskussion mit dem Unternehmen, das sie bewerten, gelegen - ganz im Gegenteil: Das Unternehmen demonstriert daher eher noch seine Machtlosigkeit und hebt durch die Diskussion sein anonymes Gegenüber auf Augenhöhe. "Ich rate darum dazu, im Falle einer unsachlichen negativen Bewertung kununu schriftlich über diese Bewertung zu informieren. Dieser Umstand führt dazu, dass aufseiten von kununu Prüfpflichten ausgelöst werden, denen kununu laut aktueller Rechtsprechung nachkommen muss." Die Rechtsprechung sieht nämlich vor, dass Bewertungen, die nicht nachweislich von Mitarbeitern oder Bewerbern erstellt wurden oder unsachlich bzw. unwahr sind, umgehend gelöscht werden müssen. Für die geforderte Prüfung muss kununu mit den Rezensenten in Kontakt treten und einen Beweis von ihnen einfordern. In dieser Zeit wird die Bewertung bereits aus dem Netz entfernt.

Scherg rät daher: "Bitten Sie doch einfach Ihre zufriedenen Mitarbeiter, positive Eindrücke nicht nur privat mit ihren Freunden und der Familie zu teilen, sondern auch auf Arbeitgeberbewertungsportalen wie kununu zu äußern. Denn der wirkungsvollste Schutz vor vereinzelten Negativbewertungen und das beste Aushängeschild für ein Unternehmen sind noch immer glückliche und zufriedene Mitarbeiter." api

Anke Pipke

Firmen kämpfen stärker um die Sterne

Mitarbeiter drehen manchmal den Spieß um und bewerten ihren Chef im Internet. Wer wie viele Sterne kassiert, interessiert vor allem Bewerber.

Mitarbeiter drehen manchmal den Spieß um und bewerten ihren Chef im Internet. Wer wie viele Sterne kassiert, interessiert vor allem Bewerber.

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Karriere 30.08.2018
Fünf Sterne für einen beliebten Chef, einen für die Work-Life-Balance: Arbeitgeberbewertungen wie diese werden in der Branche zunehmend wichtig. Facility-Manager Wisag und das ... 

Fünf Sterne für einen beliebten Chef, einen für die Work-Life-Balance: Arbeitgeberbewertungen wie diese werden in der Branche zunehmend wichtig. Facility-Manager Wisag und das Wohnungsunternehmen GAG Immobilien reagieren auf diesen Trend, indem sie ihre Profile beim Portal kununu beobachten und pflegen. Patrizia hält indes wenig davon.

Urlauber bewerten online schon seit langem ihren Hotelaufenthalt, Laien-Gourmets die Frittenbude um die Ecke. Es ist inzwischen gang und gäbe, Sterne für die Qualität von Dienstleistungen und Angeboten zu vergeben. Selbst der Bereich, der jeden Arbeitnehmer tagtäglich betrifft, ist davor nicht sicher: das Arbeitsumfeld. Ist der Chef kompetent? Wie ist das Arbeitsklima? Welche Vorteile bietet mir der Job? kununu nennt sich die bekannteste Plattform für solche Bewertungen. Das heißt "unbeschriebenes Blatt" auf Suaheli. "Es steht für alle Unternehmen, die bisher noch nicht auf kununu bewertet wurden - sie alle sind in unseren Augen unbeschriebene Blätter", teilt die Wiener Firma mit, deren Plattform seit 5. Juni 2007 online ist. Dahinter steckt Xing, das in Deutschland bekannte Onlinenetzwerk für zumeist geschäftliche Kontakte. Es ist das Mutterunternehmen von kununu.

Wie für Bewertungsportale üblich, vergeben die User auch auf kununu online und für alle Profilbesucher sichtbar jeweils bis zu fünf Sterne in verschiedenen Kategorien: Die Arbeitsatmosphäre, das Vorgesetztenverhalten, der Kollegenzusammenhalt, Karriere, Gehalt und Umweltbewusstsein sind nur ein paar davon auf der langen Liste. In Freitextfeldern erläutern aktive Mitarbeiter zudem mitunter Details z.B. zum internen Umgang mit Unstimmigkeiten, ehemalige Kollegen lassen sich häufig über den Grund ihres Abgangs aus, Praktikanten berichten von Kopierern und Frankiermaschinen, Werkstudenten davon, wie sie an ihrem ersten kleinen Projekt teilhaben durften. Sowohl Lob als auch Kritik werden unter dem Deckmäntelchen der weitreichenden Anonymität verteilt. Die Teilnahme ist für die Bewertenden kostenlos.

Mehr als 740.000 bewertete Unternehmen zählt kununu angeblich auf seinem Portal, aus der Immobilienbranche, zu der auch ausdrücklich das Facility-Management gehöre, stammten mehr als 2.800 Unternehmensauftritte. Die Profile sind allerdings häufig kaum aussagekräftig. Eine einzige Bewertung eines Beschäftigten reicht schon aus, damit ein Unternehmensauftritt automatisch erstellt wird. Unterschiedliche Schreibweisen, verschiedene Standorte - und schon existieren zu einem Unternehmen mehrere Profile. Die jeweilige Seite ist dann wenig ansehnlich - mit grauen Platzhaltern für Fotos und leeren Stellen, wo sonst das Firmenporträt stehen würde, sowie die erste Bewertung, die unter Umständen nur aus Sternen besteht.

Ungleich farbenfroher und professioneller wirkt dagegen die Seite des Facility-Managers Wisag. Die Zeiten des Profilwildwuchses sind vorüber. Im Mai 2017 hat sich das Unternehmen dazu entschlossen, die Vielzahl seiner Auftritte, die automatisch für jede Dienstleistungssparte und mehrere Standorte erstellt worden sind, zu einer einzigen "Visitenkarte" zu bündeln und diese aktiv zu gestalten. Wisag hatte dazu mit kununu Kontakt aufgenommen.

Etwa 270.000 Aufrufe zählt kununu seit Wisags erster Profilerstellung Mitte 2008. Im Juli 2018 gab es 6.525 Zugriffe. Die Weiterempfehlungsrate, also der Anteil der Arbeitnehmerbewertungen aus den vergangenen 24 Monaten, die Wisag (inkl. all seiner Sparten) weiterempfohlen haben, liegt bei 73%.

Das Engagement Wisags bei kununu kommt nicht von ungefähr. "kununu wird für die Bewerber wichtiger", sagt Personalreferentin Sina Kratzer. "Sie informieren sich im Vorfeld online über den potenziellen Arbeitgeber." Und dann werden in den Vorstellungsgesprächen Dinge angesprochen, die in einer kununu-Bewertung von einem unbekannten Mitarbeiter thematisiert worden sind.

Ein Team aus dem Personalbereich, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit hat das Wisag-Profil vor gut einem Jahr überarbeitet. Eine besondere Herausforderung dabei war, damit möglichst viele Zielgruppen anzusprechen. "Wir haben eine große Bandbreite an Jobs", betont Kratzer. "Sie reicht vom ungelernten Hilfsarbeiter bis zum Ingenieur." So vielfältig sind denn auch die Personen, die Wisag abbildet: Flughafen-Mitarbeiter, Manager, Auszubildende. "Wir produzieren ja nicht, wir sind ein Dienstleister", kommentiert Tamara Schreiber, Teamleiterin Unternehmenskommunikation, die menschelnde Komponente. "Das sind echte Mitarbeiter."

Wisag ist inzwischen von mehr als 700 Mitarbeitern, 60 Bewerbern und 15 Azubis bewertet worden. Jedes Mal, wenn eine neue Bewertung hinzukommt, wird Wisag darüber per Mail in Kenntnis gesetzt. Hin und wieder, vor allem bei besonders guten oder kritischen Kommentaren sowie ausführlichen Bewertungen reagiert Wisag. "Wir bemühen uns, möglichst zeitnah zu antworten", erläutert Kratzer. "Wenn wir allerdings etwas aufwendiger recherchieren müssen, kann es etwas länger dauern." Fachliche Fragen oder sehr zielgerichtete Kritik werden an die Geschäftsbereiche weitergeleitet. Zudem fließen die kununu-Kommentare in das vierteljährliche Reporting an die verschiedenen Dienstleistungssparten ein.

Wisag will sich mit dem Profil nach innen und außen als offener Arbeitgeber präsentieren, der sich gerne der Bewertung durch seine Mitarbeiter stellt. Dafür macht er auch aktiv Werbung. "Nach den Bewerbungsgesprächen geben wir Kärtchen aus mit der Bitte zur Bewertung", sagt Kratzer. Zu anderen Gelegenheiten wird mündlich darum gebeten, Sterne zu vergeben.

Für Jörg Fleischer, Pressesprecher der GAG Immobilien in Köln, ist kununu eine Ergänzung zu den Mitarbeiterbefragungen in dem Wohnungsunternehmen. Die Bewertungen seien eine Art Werbung, die sowohl für bestehende als auch künftige Mitarbeiter wichtig sei.

Das Wohnungsunternehmen ist seit April 2018 mit einem professionellen Auftritt auf kununu aktiv. Mit dem eigenen, bezahlten Profil könnten sie besser und schneller auf Kommentare reagieren, erklärt Fleischer. Insgesamt kommt die GAG inzwischen auf etwa 13.000 Zugriffe seit Anfang 2013, im zuletzt erfassten Juli 2018 waren es 325. Der Rekord fand im April 2018 mit 1.410 Zugriffen statt, als die GAG im Intranet auf das aufgehübschte Profil aufmerksam gemacht hatte.

Zwei Kollegen aus der Öffentlichkeitsarbeit und Martin Barnett, Teamleiter Personalbetreuung, haben den GAG-Auftritt mit Bildern, einem Unternehmensfilm und Informationen zur Firma aufgewertet. Um die alltägliche Pflege kümmert sich Barnett. Er reagiert fleißig auf eingehende Bewertungen, bedankt sich und lädt Kritiker zum vertrauensvollen Gespräch. "Bis jetzt hat aber noch keiner ein solches Gesprächsangebot genutzt", berichtet Fleischer. Derzeit sind die lobenden Worte klar in der Mehrheit. Die Weiterempfehlungsrate liegt bei 79%, die Bewertungen von 37 Mitarbeitern ergibt eine durchschnittliche Bewertung von vier von fünf möglichen Sternen.

Während Wisag und die GAG Zeit und Geld in die Pflege ihres kununu-Profils investieren, gibt es zahlreiche Firmen, die sich deutlich weniger für ihre Präsentation auf dem Bewertungsportal interessieren. Dazu zählen auch solche Branchenschwergewichte wie der Investmentmanager Patrizia. Wer "Patrizia" unter den Firmennamen auf kununu sucht, stößt gleich auf mehrere Treffer. Neben dem mit 400 Zugriffen im Juli 2018 populärsten Profil zu Patrizia Immobilien gibt es noch jeweils eines für Patrizia Deutschland in Augsburg, Patrizia Deutschland in München, Patrizia Wohnen und Patrizia GrundInvest. Keines davon ist professionell aufgesetzt, es gibt weder Bilder noch konkrete Unternehmensinformationen. Die letzten Arbeitgeberkommentare auf Patrizia Immobilien stammen aus dem Jahr 2016.

Das wenig motivierende Profil ist nicht das einzige, was den User stutzen lässt. Die Weiterempfehlungsrate von Arbeitnehmern liegt gerade mal bei 14%. Patrizia reagiert dennoch gelassen. "Bislang haben wir darauf verzichtet, unsere Mitarbeiter darauf anzusprechen, Arbeitgeberbewertungsportale zu nutzen", teilt der Fondsinitiator dazu mit. "Bei Patrizia setzen wir auf den direkten Dialog zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber und bieten hierzu intern viele Austauschformate an. Das direkte Feedback unserer Mitarbeit ist uns sehr wichtig."

Das äußerst zurückhaltende Verhalten von Patrizia kann angesichts der zunehmenden Bedeutung von Bewertungsportalen negative Folgen für die Reputation des Unternehmens haben. Christian Scherg, Geschäftsführer der Revolvermänner GmbH und Experte für Online-Reputation, rät dazu, das eigene Profil zumindest zu beobachten und bei negativen Tendenzen zufriedene Mitarbeiter zu ermuntern, online Sterne regnen zu lassen. Den Rest seiner Zeit sollte ein Unternehmen allerdings Scherg zufolge lieber in seine eigene Webseite stecken. Dort könne sich die Firma unabhängig von den Vorgaben eines Portals so darstellen, wie es ihr am besten passt - und sie liefert sich nicht anonymen Bewertungen aus.

Eine Firma hat nur drei von fünf Sternen. Ist sie deswegen ein schlechtes Unternehmen? Worauf Bewerber bei der Einschätzung eines interessanten Profils achten und wie Arbeitgeber auf schlechte Bewertungen reagieren sollten, ist Thema in der nächste Woche erscheinenden IZ 36.

Anke Pipke