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"Wir werden 2012 nur noch leicht wachsen"

"Wir haben die Arme weit offen", betont JLL-Chef Pörschke im Hinblick auf
wechselwillige talentierte Mitarbeiter oder potenzielle
Übernahmekandidaten.

"Wir haben die Arme weit offen", betont JLL-Chef Pörschke im Hinblick auf wechselwillige talentierte Mitarbeiter oder potenzielle Übernahmekandidaten.

Bild: pm

Köpfe 26.04.2012
Die Jahre bei der Eurohypo waren für ihn die Ausnahme, der Wechsel zu Jones Lang LaSalle eine Rückkehr zum Kern der Immobilienbranche, erklärt Frank Pörschke im IZ-Interview den für manche ... 

Die Jahre bei der Eurohypo waren für ihn die Ausnahme, der Wechsel zu Jones Lang LaSalle eine Rückkehr zum Kern der Immobilienbranche, erklärt Frank Pörschke im IZ-Interview den für manche überraschenden Schritt. Bei JLL selbst sieht Pörschke noch viel Potenzial.

Immobilien Zeitung: Herr Dr. Pörschke, Sie waren zuletzt Vorstandssprecher bei der Eurohypo und sind als Quereinsteiger zu Jones Lang LaSalle (JLL) gekommen. Wie kam es zu diesem Schritt, der manche überrascht hat?

Frank Pörschke: Das verwundert nur, wenn man es oberflächlich betrachtet. Eigentlich war eher die Zeit in der Bank für mich die Ausnahme. Ich habe eine lange Immobilienkarriere hinter mir mit fast zehn Jahren Projektentwicklung bei der ECE und danach dreieinhalb Jahre bei der Commerz Real. Erst 2007 bin ich zur Eurohypo und damit in den Bankensektor gegangen. Für mich ist der Schritt zu JLL eine Rückkehr zum Kern der Immobilienbranche.

IZ: Und warum haben Sie sich für JLL entschieden? Im Zusammenhang mit Ihrem Namen wurde ja auch über einige andere Unternehmen spekuliert.

Pörschke: Ich wollte näher an den Kunden, näher an den Immobilien und näher an den Transaktionen sein und habe eine sehr unternehmerische Aufgabe gesucht. Das war ein wesentlicher Treiber für meine Entscheidung.

Timo Tschammlers Wechsel "sehr logisch"

IZ: Sie haben Ihre Berufslaufbahn als Berater bei McKinsey gestartet, hatten danach bei der ECE, der Commerz Real, der Eurohypo und jetzt JLL schon sehr unterschiedliche Betätigungsfelder. Ist es dieser Wandel der Aufgaben, der Sie antreibt?

Pörschke: Je nach Definition klingt mein Lebenslauf nach mehr oder weniger Wandel. Ich war zehn Jahre bei der ECE in unterschiedlichen Rollen und über sieben Jahre im Commerzbank-Konzern in unterschiedlichen Rollen. Aber es ist schon so, dass ich es interessant finde, wenn sich Aufgaben unterscheiden. Entweder, indem man ein Unternehmen oder einen Bereich weiterentwickelt oder indem man eine neue Rolle übernimmt.

IZ: Für Aufsehen gesorgt hat auch der anstehende Wechsel von DTZ-Deutschlandchef Timo Tschammler zu JLL als Verantwortlicher im Management Board für Investment und Vermietung für die Segmente Büro und Logistik.

Pörschke: Auch diese Personalie ist sehr logisch, wenn man sich näher damit beschäftigt. Es gibt eine Zweiteilung des Markts mit wenigen globalen Akteuren, die immer stärker werden, und kleinen, privat geführten Nischenunternehmen. Alle dazwischen werden es in den kommenden Jahren nicht leicht haben. Da ist die Anziehungskraft von einem Unternehmen wie JLL als größtem deutschen Immobiliendienstleister sehr groß. Daher macht es für Timo Tschammler viel Sinn, in das Führungsteam von JLL zu wechseln. Gleichzeitig ist das auch für JLL eine gute Nachricht, weil Timo Tschammler über viele Jahre Transaktions- und Managementerfahrung gesammelt hat.

"Wir wollen das Geschäft mit Unternehmen ausbauen"

IZ: Welche Akzente wollen Sie bei JLL setzen?

Pörschke: Es wird keine Veränderung des Geschäftsmodells geben, die strategische Positionierung von JLL ist sehr gut. Es geht darum, in diesem Rahmen noch besser zu werden: Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft.

IZ: Wo sehen Sie Wachstumsmöglichkeiten?

Pörschke: Wenn die Annahme von der Zweiteilung des Marktes stimmt, wollen wir natürlich unseren Marktanteil stetig vergrößern. Das klassische Investment und Vermietungsgeschäft, das bei uns rund 50% ausmacht, bleibt Kerngeschäft und wir wollen es weiter ausbauen. Andererseits werden die nicht direkt transaktionsbezogenen Bereiche wie Property- und Asset-Management oder auch die Tätigkeit für Unternehmen zum Beispiel im Mietvertragsmanagement zunehmend an Bedeutung gewinnen.

IZ: JLL-Emea-Chef Christian Ulbrich hat Anfang 2011 angekündigt, den Anteil des Geschäfts mit Unternehmenskunden Emeaweit von 15% auf 40% auszubauen. Wo stehen Sie da in Deutschland?

Pörschke: Da haben wir noch einen langen Weg zu gehen. Wir wollen den Bereich sukzessive ausbauen. Prozentual ist der Anteil des Unternehmensgeschäfts im vergangenen Jahr nicht angestiegen, aber es ist auch nicht verwunderlich, dass in guten Marktphasen die volatilen Geschäftsfelder stärker wachsen.

"Ich rechne nicht mit Wachstumszahlen wie zuletzt"

IZ: Deutsche Unternehmen sind oft sehr konservativ, wenn es darum geht, die Kontrolle über den eigenen Immobilienbestand aus der Hand zu geben ...

Pörschke: Das kann man so nicht sagen. Die zurückhaltenden gibt es auch, aber gerade bei den klassischen Dax-Unternehmen wird sukzessive mehr outgesourct - wenn auch immer noch signifikant weniger als zum Beispiel bei US-Unternehmen.

IZ: Wenn Sie von Wachstum sprechen, inwieweit spielen Übernahmen da eine Rolle?

Pörschke: Übernahmen kommen infrage, sind aber nicht strategisch planbar. Wenn sich eine gute Gelegenheit bietet oder eine Gruppe talentierter Mitarbeiter sich entschließt, zu uns zu kommen, haben wir die Arme weit offen.

IZ: Ihr Vorgänger, Andreas Quint, hat in den beiden letzten Jahren mit einem Umsatzwachstum von 21% und 37% die Messlatte sehr hoch gelegt. Ist das eine Hypothek?

Pörschke: Überhaupt nicht, ich freue mich, dass JLL so gewachsen ist. Für dieses Jahr rechne ich aber nicht mit Wachstumszahlen in dieser Größenordnung, sondern mit einem leichten Wachstum. Wir bewegen uns in einem Umfeld, das nicht unproblematisch ist, und wären froh, wenn das Marktumfeld stabil bleibt.

IZ: JLL ist vergangenen Monat eine Kooperation mit der RWE Energiedienstleistung eingegangen. Was planen Sie hier?

"Das Geschäft mit Green Buildings wird sich enorm entwickeln"

Pörschke: Wir haben da die Energiewende im Fokus. Diese bedeutet auch, dass alle gewerblichen Immobilien nach- oder hochgerüstet werden müssen. Für uns ergibt sich hier ein enormer Wettbewerbsvorteil, mit einem der Marktführer im Bereich der Energiedienstleistung zusammenzuarbeiten. Internationale Kunden fragen zunehmend, "wie sieht es aus mit Eurer Kompetenz im Bereich Green Building?". Das Thema ist zwar in Deutschland noch ein Mauerblümchen, dieses Geschäft wird sich aber enorm entwickeln.

IZ: Mittlerweile ist es offiziell, dass die Eurohypo weitgehend abgewickelt und der Rest in die Commerzbank eingegliedert wird. Wie froh sind Sie, dass Sie zu JLL gewechselt sind?

Pörschke: Ich habe eine bewusste Entscheidung getroffen, dass ich JLL-Chef in Deutschland werden will, weil ich hier meine Zukunft sehe.

IZ: Herr Dr. Pörschke, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Peter Maurer.

Peter Maurer

Frank Pörschke wird JLL-Chef

Frank Pörschke.

Frank Pörschke.

Bild: JLL

Köpfe 08.09.2011
Nach dem überraschenden Ausscheiden von Frank Pörschke als Eurohypo-Vorstandssprecher war viel über seine weiteren beruflichen Pläne spekuliert worden. Jetzt ist klar: Zum 1. Januar ... 
Nach dem überraschenden Ausscheiden von Frank Pörschke als Eurohypo-Vorstandssprecher war viel über seine weiteren beruflichen Pläne spekuliert worden. Jetzt ist klar: Zum 1. Januar 2012 übernimmt er die Leitung von Jones Lang LaSalle (JLL) Deutschland von Andreas Quint. Quint selbst wechselt innerhalb des Unternehmens an die Spitze des paneuropäischen Geschäftsbereichs Corporate Finance.

Bei Jones Lang LaSalle reagierten die Mitarbeiter positiv auf den künftigen neuen Chef. "Was besseres kann uns gar nicht passieren", war aus dem Unternehmen zu hören. Der Managementstil von Pörschke gilt als dem des früheren JLL-Deutschland- und jetzigen JLL-Emea-Chefs Christian Ulbrich ähnlich, die beiden kennen sich seit langem. Zum 1. November wird Pörschke bei JLL Deutschland als International Director anfangen und dann zwei Monate später an die Spitze aufrücken.

Pörschke war seit September 2007 Mitglied des Eurohypo-Vorstands und übernahm nach dem Abgang von Bernd Knobloch im Oktober 2008 das Ruder beim Gewerbefinanzierer. Unter seiner Führung wurden ein Sanierungskurs eingeschlagen und der Geschäftsumfang der Eurohypo nach den Vorgaben der Mutter Commerzbank deutlich verkleinert. Ende Juli wurde bekannt, dass Pörschke das Unternehmen zum 31. August verlassen werde. Nachdem die Chemie zwischen der Commerzbank-Führung und Pörschke offensichtlich nicht stimmte, war dieser Schritt für Marktbeobachter keine Überraschung, wohl aber der Zeitpunkt.

Quint gilt als Corporate-Finance-Spezialist

In Deutschland hinterlässt Quint ein relativ gut bestelltes Haus. Nach dem für die gesamte Maklerbranche sehr schweren Jahr 2009 mit drastischen Umsatzeinbrüchen konnte JLL den Umsatz 2010 wieder um knapp 10% auf 64,1% steigern. Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurde ein weiteres Wachstum von 35% erreicht. Die Zahl der Mitarbeiter stieg nach dem Personalabbau der Krisenzeit auf aktuell wieder rund 600 an. Wermutstropfen dabei: Wie dieser Tage bekannt wurde, musste JLL für 2010 die Marktführerschaft unter den Gewerbemaklern wieder an BNP Paribas Real Estate abtreten.

In seiner neuen Position wird Quint den europaweiten Aufbau der Sparte Corporate Finance verantworten. Sie berät Unternehmen bei der Mobilisierung von Eigenkapital durch Immobilienverkäufe, aber auch beim An- und Verkauf von Krediten. Daneben sei die Akquirierung von Eigenkapital für Fonds ein wichtiger Tätigkeitsbereich.

Quint freut sich auf die neue Aufgabe, bedeute sie doch eine europaweite Verantwortung für "mein absolutes Spezialgebiet". Als Wirtschaftsprüfer bei Arthur Andersen Real Estate baute er einst den Bereich Real Estate Corporate Finance auf. Auch als Catella- und JLL-Chef rief er entsprechende Abteilungen ins Leben. In Europa gibt es neben Deutschland mit rund 20 Mitarbeitern die Abteilung derzeit nur noch in Großbritannien (50 Mitarbeiter).

Expansionsmöglichkeiten sieht Quint vor allem in Frankreich, Osteuropa und der Schweiz. "Die fortschreitende Internationalisierung des Corporate-Finance-Geschäfts erfordert eine starke Führungshand", begründet Christian Ulbrich, warum Quint sich künftig um diesen Bereich kümmern soll.

Peter Maurer