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Mehr Fachwissen für Verwalter von Gewerbeimmobilien

Souverän und kompetent auftreten. Das kann ein Commercial Property Manager nur, wenn er auch fachlich gut ausgebildet ist.

Souverän und kompetent auftreten. Das kann ein Commercial Property Manager nur, wenn er auch fachlich gut ausgebildet ist.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: F8studio

Karriere 06.12.2018
Das Berufsbild des Commercial Property Managers soll professionalisiert werden. Auf dem Weg dahin ist die Initiative YouPM einen wichtigen Schritt vorangekommen. Im Januar startet ein ... 

Das Berufsbild des Commercial Property Managers soll professionalisiert werden. Auf dem Weg dahin ist die Initiative YouPM einen wichtigen Schritt vorangekommen. Im Januar startet ein Zertifikatslehrgang an der EBZ Akademie in Bochum. Das große Ziel, die Ausbildung von Immobilienkaufleuten zu modernisieren, liegt allerdings noch weit in der Ferne.

Die jungen Berufseinsteiger im Property-Management verlassen die Schulbank mit großen Wissenslücken, berichten Unternehmer aus der Branche. Die Abgänger können nichts dafür, der Lehrplan für den Ausbildungsgang der Immobilienkaufleute sei schuld. Er sei nicht mehr zeitgemäß und gebe den Inhalten aus der Verwaltung von Gewerbeimmobilien schlichtweg zu wenig Raum. Die wohnungswirtschaftliche Sichtweise dominiere das Themenfeld. Das war schon 2017 der Ausgangspunkt, als sich die Initiative YouPM mit Unternehmensvertretern aus der Branche gründete (siehe "Leer-Plan", IZ 11/18). Ihr Ziel: Das Berufsbild des Commercial Property Managers soll professionalisiert, bekannter und attraktiver gemacht werden.

Inzwischen ist die Initiative einen entscheidenden Schritt weiter: Sie hat zusammen mit dem Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) einen Weiterbildungsgang zum zertifizierten Commercial Property Manager aufgesetzt, der zum ersten Mal im Januar 2019 startet. Dort werden Teilnehmer aus dem kaufmännischen und aus dem technischen Bereich in sechs Drei-Tages-Blöcken über etwa neun Monate hinweg weitergebildet. Das gemeinsame Lernen beider Richtungen sei sehr außergewöhnlich, betont Rüdiger Grebe, Leiter der EBZ Akademie. "So lernen die Teilnehmer gleich zu Beginn, dass sie zusammenarbeiten müssen, und verstehen die Anforderungen, die die jeweils andere Seite an sie stellt." An drei Tagen jedoch wird die Gruppe geteilt, dann gibt es für jede Richtung vertiefendes Fachwissen.

Die übrige Zeit geht es in dem Lehrgang unter anderem um solche Aspekte wie das Rollenverständnis des Commercial Property Managers in Abgrenzung zum Facility- und Asset-Manager, um die Digitalisierung in der Branche, IT und ERP-Systeme, der Umgang mit dem Kunden sowie Konfliktmanagement. Auch das Vertragswesen, speziell auf Gewerbeimmobilien angepasst, ist Teil des Lehrplans.

Vermittelt werden die Inhalte von Dozenten mit wissenschaftlichem Hintergrund, aber auch von Praktikern aus den Unternehmen der Initiative. So unterrichtet beispielsweise Markus Thomzik, Professor an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen aus dem Fachbereich Maschinenbau und Facility Management, und Ulrich Nack als Professor für Immobilienmanagement genauso wie z.B. Ralf Lehmann, Geschäftsführer von Apleona RE, Susanne Tattersall, Geschäftsführerin von Tattersall Lorenz, und zwei Referenten von JLL. "Wir wollen damit zeigen, dass die Weiterbildung bei uns Chefsache ist", sagt Lehmann.

Zum Abschluss des Lehrgangs müssen die Teilnehmer Klausuren absolvieren und eine Projektarbeit zu einem Thema aus dem Berufsalltag erstellen und präsentieren. Bei einem erfolgreichen Abschluss erhält der Teilnehmer ein Zertifikat.

Die Weiterbildung richtet sich in erster Linie an junge Berufs-, aber auch an Quereinsteiger. Gerade für Letztere sei das Angebot eine wichtige Chance, betont Tattersall. Bis jetzt hätten sie es schwer gehabt, in dem speziellen Berufsfeld Fuß zu fassen. Doch durch die Weiterbildung würden auch recht fachfremde Lebensläufe interessanter. Detlef Kalthoff, Head of Property Management Germany bei JLL, sieht in der Weiterbildung sogar einen Mehrwert für erfahrene Mitarbeiter, die zum einen vertieftes Wissen zu Spezialthemen der Gewerbeimmobilienverwaltung erfahren und sich zum anderen mit weiteren Teilnehmern austauschen können.

Der erste Durchgang des Lehrgangs wird mit Beschäftigten aus den Unternehmen der Initiative YouPM bestückt. So stammen z.B. mindestens vier Teilnehmer von Apleona RE, drei junge Leute schickt Tattersall dorthin, JLL entsendet zwei Mitarbeiter.

"Wir sind sehr zufrieden mit diesem Angebot", sagt Apleona-RE-Geschäftsführer Lehmann. Alle wichtigen Themen, die ihm am Herzen liegen, seien drin. Vor allem Aspekte wie die Konfliktlösung und die Position des Property Managers zwischen Asset-Managern, Mietern und Facility-Managern müssten behandelt werden. "Ein Property-Manager muss wissen, warum ein Report für den Asset-Manager so wichtig ist, und was er damit macht", gibt Lehmann ein Beispiel. Geschäftsführerin Tattersall achtete indes vor allem darauf, dass sich die jungen Property Manager auch im Dialog z.B. mit großen Handelsunternehmen oder Anwaltskanzleien fachlich und persönlich behaupten können. Ebenso gebe es im gewerblichen Bereich Besonderheiten bei Mietanhebungsmöglichkeiten oder vertragliche Freiräume, die erlernt werden müssten.

Das Konzept gilt nun zunächst für den ersten Lehrgang. In den nächsten Durchgängen, die für April und September vorgesehen sind, könnten thematische und konzeptionelle Feinjustierungen erfolgen. So will auch Apleona RE zuerst schauen, wie das Bildungsangebot bei den Teilnehmern ankommt. In einem zweiten Schritt könnte es sein, dass Lehmann alle Property-Manager, die bei Apleona RE als Berufs- sowie Quereinsteiger anfangen, erstmal diesen Lehrgang durchlaufen lässt.

Die Weiterbildung an der EBZ Akademie ist zwar für die Mitglieder der Initiative YouPM ein wichtiger, weil schnell umsetzbarer erster Schritt - aber noch lange nicht der letzte hin zur Professionalisierung ihrer Teilbranche. "Das große Ziel muss es sein, dass die Grundausbildung angepasst wird", fordert Tattersall. Dass das aber gar nicht so einfach und vor allem nicht zügig geht, hat auch schon die Initiative erfahren. Die Neuordnung eines Ausbildungsgangs ist ein abstimmungsintensives Unterfangen. Zunächst müssten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer, also alle relevanten Immobilienverbände, Gewerkschaften und Interessenvertreter, darin einig sein, wie die Neuordnung aussehen soll. Das Kuratorium der deutschen Wirtschaft für Berufsbildung hilft bei der Abstimmung. Anschließend müssten sie sich damit ans Wirtschaftsministerium wenden, erläutert ein Sprecher der Kultusministerkonferenz (KMK). Das Ministerium sei für die Ausbildungsordnung der Immobilienkaufleute zuständig. Erst im nächsten Schritt komme die KMK dazu, die sich um den Rahmenlehrplan an den Berufsschulen kümmert. Es folgt ein Antragsgespräch zur Neuordnung, mit der sich im weiteren Verlauf ein Bund-Länder-Koordinierungsausschuss auseinandersetzt. Dann würde es dem KMK-Sprecher zufolge in aller Regel etwa ein Jahr dauern, bis die neue Ausbildungsregelung in Kraft tritt.

Der Knackpunkt in dem ganzen Verfahren um die Ausbildung der Immobilienkaufleute dürfte die Initialzündung sein, die von den Immobilienverbänden ausgehen müsste. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) betont zum Beispiel auf IZ-Anfrage, dass die Ausbildung zum Immobilienkaufmann auf sehr viele Geschäftsbereiche der Immobilienwirtschaft ausgerichtet sei. Hierzu zählten neben Wohnungsunternehmen und Wohnungseigentumsverwaltungen auch Bauträger und Projektentwickler ebenso wie Immobilienmakler und Grundstücks- sowie Vermögensverwaltungen. Auch in Banken, Bausparkassen, Versicherungen und Industrie- und Handelsunternehmen würden sie eingesetzt. Von den 880 Unterrichtsstunden in der Ausbildung befassten sich nur 240 Stunden ausschließlich mit der Wohnungswirtschaft. "Der vorliegende Rahmenlehrplan orientiert sich an den typischen Geschäftsprozessen der Immobilienbranche", fasst Wolfgang Schäfers, Vorsitzender des ZIA-Ausschusses Human Resources zusammen. "Das hier erworbene Wissen kann in allen Assetklassen angewendet werden." Wer sich in eine bestimmte Richtung orientieren wolle, habe über die Wahl der Berufsschule und die in der Ausbildungsordnung vorgesehenen Wahlqualifikationen die Möglichkeit dazu.

Auch für einen gänzlich eigenständigen Ausbildungsgang zum Commercial Property Manager stehen die Zeichen offensichtlich ungünstig. "In Deutschland gibt es derzeit eher die Tendenz, Berufsbilder zusammenzufassen, um mehr Mobilität im Berufsalltag zu ermöglichen", sagt EBZ-Leiter Grebe. Eine klassische Grundausbildung sei demzufolge der erste Schritt, weitere Qualifikationen würden dann draufgesattelt - eben so, wie es nun für den Commercial Property Manager möglich ist.

Initiative YouPM offen für Neue

Die Initiative YouPM will das Berufsbild des Verwalters von Gewerbeimmobilien professionalisieren. Ihre Teilnehmer sind (alphabetisch geordnet) Apleona, DIC Onsite, Goldbeck Procenter, HIH Property Management, JLL, Omega Immobilien Gruppe, Tattersall Lorenz Immobilienmanagement, Vistra und Vivanium Real Estate. Wer sich der Initiative anschließen möchte, möge sich an ihren Initiator und Moderator Thomas Wenzel, Senior Manager bei Bell Management Consultants, wenden (thomas.wenzel@bell-consultants.com).

Anke Pipke

Gestatten, wir sind die Arbeitgeber der Immobilienwirtschaft!

Nur wer sich ins Schaufenster stellt, fällt auch ins Auge. Hier präsentieren sich die Delegationen der 42 Aussteller des IZ-Karriereforums 2017, darunter 34 Arbeitgeber und acht Bildungseinrichtungen.

Nur wer sich ins Schaufenster stellt, fällt auch ins Auge. Hier präsentieren sich die Delegationen der 42 Aussteller des IZ-Karriereforums 2017, darunter 34 Arbeitgeber und acht Bildungseinrichtungen.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Melanie Bauer

Karriere 01.06.2017
Natürlich hat die deutsche Immobilienwirtschaft noch ein paar Arbeitgeber mehr zu bieten als die Unternehmen, die sich als Aussteller auf dem IZ-Karriereforum 2017 zeigten. Doch nur zu ... 

Natürlich hat die deutsche Immobilienwirtschaft noch ein paar Arbeitgeber mehr zu bieten als die Unternehmen, die sich als Aussteller auf dem IZ-Karriereforum 2017 zeigten. Doch nur zu diesen konnten die Nachwuchskräfte der Branche einen ganzen Tag lang Tuchfühlung aufnehmen. In Zeiten, in denen sich die meisten Bewerber ihrer guten Verhandlungsposition bewusst sind, könnte das für die Unternehmen vielleicht den entscheidenden Wettbewerbsvorteil im Recruiting bedeuten. Bewerber andererseits, die sich ob der guten Zeiten zurücklehnen, droht eine Bauchlandung, denn: Nur weil die Zeiten für die Branche gut sind, macht man noch lange nicht automatisch Karriere.

Um die 70 Gesprächsanfragen hat die IC Immobilien Gruppe im Vorfeld von Bewerbern erhalten. Damit gehörte der Immobiliendienstleister in diesem Jahr zu den gefragtesten Ausstellern. Markus Reinert, Vorstandsvorsitzender und CEO der IC Immobilien Gruppe, und Katrin Beddig, Leiterin Personalentwicklung und Recruiting, hatten also gut daran getan, das Messeteam von fünf Teilnehmern im vergangenen Jahr auf nun acht Leute auszubauen.

"Letztes Jahr gab es so einen starken Zustrom von wissbegierigen Studierenden", begründet Reinert die Verstärkung der Messemannschaft. Dass die IC Immobilien Gruppe auf dem IZ-Karriereforum überhaupt mit von der Partie ist, geht nicht zuletzt auf die Initiative von Reinert zurück, der erst vor zwei Jahren die Leitung des Unternehmens übernommen hat. In dieser Zeit hat der u.a. auf Property- und Asset-Management spezialisierte Dienstleister rund 100 neue Köpfe eingestellt - also etwa jeden Dritten der aktuell im Unternehmen Beschäftigten. "Junge Kollegen waren vorher einfach unterrepräsentiert", die Belegschaft habe eine "Auffrischung" nötig gehabt, so Reinert.

So einfach, wie das klingt, war das allerdings nicht: "Die Immobilienbranche hat ja nicht erst seit gestern ein Nachwuchsproblem", konstatiert Reinert. Talente aus festen Anstellungsverhältnissen loszueisen und ans eigene Unternehmen zu binden, sei jedoch nicht leichter, als Nachwuchskräfte vor dem bzw. zu Beginn ihres Arbeitslebens für sich zu gewinnen. Gleichwohl sei immer nur "eine gewisse Anzahl von Talenten länger im Unternehmen zu halten".

Rund zwei Dutzend Stellen hatte Reinerts Messedelegation zum IZ-Karriereforum 2017 mitgebracht. Etwa zwei Drittel davon waren Studierenden und Absolventen vorbehalten, das restliche Drittel richtete sich an Young Professionals mit etwas Berufserfahrung. Alle 34 Arbeitgeber unter den 42 Ausstellern - die anderen acht waren Institute der Aus- und Weiterbildung - hatten zusammen 411 Jobs auf den Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt mitgebracht: 154 Praktikumsstellen, 65 Trainee-Plätze, 88 Jobs für Berufseinsteiger und 104 Stellen für (Young) Professionals.

Diese 411 Jobs trafen auf knapp 400 Bewerber, vor allem Studierende, Absolventen und Berufstätige. Die meisten Aussteller wurden bereits im Vorfeld mit Anfragen überschüttet und machten über die Karriereforum-Verwaltung vorab Gesprächstermine mit den Studierenden, Absolventen und jungen Berufserfahrenen aus. So auch Thomas Beyerle, Managing Director von Catella Property Valuation aus Frankfurt. Er führte etwa "26 Gespräche im 15-Minuten-Takt".

Beyerles Fazit mit einem Tag Abstand: "Für Catella war es ein sensationeller Erfolg. Besonders weil die Disziplin der Bewerber - nur eine No-show-Person - sehr hoch war. Durch die Vorfeldterminierung war es eine sehr runde Sache für uns." Doch auch die Laufkundschaft blieb am Catella-Stand nicht aus: Rund drei von vier Besuchern hatten zwar im Vorfeld feste Slots bekommen, doch immerhin 25% waren laut Beyerle "Spontanbesucher". Alles in allem seien ca. 80% mit "Vorbildung zu Catella" am Stand aufgeschlagen. Mitgebracht hatten Beyerle und zwei Mitstreiter primär Jobs für Investment-Analysten, im Vertrieb, in der Projektentwicklung und - "meiner Person geschuldet" - im Immobilien-Research.

Nur einen kleinen Wermutstropfen gab es für die Catella-Delegation: "Ehrlicherweise sind sich die meisten Bewerber aber auch ihrer aktuellen Position als Gesuchte in einem engen Bewerberumfeld bewusst." Die Bodenhaftung hätten sie dennoch nicht verloren, "gerade in Gehaltsfragen und beim Zeiteinsatz", versichert Beyerle.

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hatte gleich mehrere Trainee-Stellen zum IZ-Karriereforum mitgebracht. "Trainees suchen wir nach längerer Zeit erst seit Neuestem wieder", berichtete Nicole Wazynski aus dem Bereich Personalentwicklung/Nachwuchs- und Potenzialmanagement. Die Trainees in spe sollen idealerweise noch in diesem Jahr loslegen und mit dem 18-monatigen Durchlauf durch die Immobilienabteilungen der Bank starten.

Zwei Nachwuchs-Immobilienbanker scheinen Wazynski und ihre Kollegin Vanessa Funk aus dem Human Resources Management der Helaba auf dem IZ-Karriereforum zumindest gefunden zu haben: "Es haben sich zwei Kandidaten herauskristallisiert, die sich mit 99%iger Wahrscheinlichkeit bewerben werden - und die ich den Entscheidern in unseren Fachbereichen auch empfehlen würde", so Funk. Und warum? "Zum einen haben die beiden Immobilienwirtschaft studiert und wollen ganz klar in die Immobilienfinanzierung. Zum anderen waren sie bestens über die Helaba informiert und haben passgenaue Fragen gestellt."

Wer Interesse hat, eine Kreditgrundlagenausbildung bei einem der größten deutschen gewerblichen Immobilienfinanzierer zu absolvieren und später - eine anschließende Übernahme vorausgesetzt - Neugeschäft an Land zu ziehen oder die Risikobrille aufzusetzen, dem sei gesagt: Gern gesehen sind bei der Helaba etwa BWLer mit einem immobilienwirtschaftlichen Schwerpunkt im Studium und/oder einem immobilienspezifischen Praktikum.

Friederike Schurr aus dem Bereich Führungskräftebetreuung und Recruiting der Deka Bank beschrieb ihre Wunschvorstellung für die Gewinnung von Nachwuchskräften so: "Ein idealer Weg wäre, dass wir uns bereits im Studium durch Praktika oder Werkstudententätigkeiten kennenlernen und sich dann ein Traineeprogramm beziehungsweise der Direkteinstieg anschließt." Im Geschäftsfeld Immobilien (inklusive Immobilienfinanzierung) mit insgesamt rund 600 Mitarbeitern gebe es jedes Jahr einige Traineestellen für Berufseinsteiger sowie Direkteinstiegsmöglichkeiten für Absolventen wie für Professionals.

Im vergangenen Jahr hat sich der Besuch der Immobilien-Jobbörse für die Deka gelohnt: "Wir haben viele interessante Kontakte zu Studierenden auf dem Karriereforum geknüpft, von denen einige die Deka in einem Praktikum oder Aushilfsjob neben dem Studium kennengelernt haben", erinnerte sich Schurr.

Um den Nachwuchs noch im Studentenstadium auf sich aufmerksam zu machen, unterhält die Deka verschiedene Kooperationen mit Hochschulen, zum Beispiel mit der Hochschule Anhalt im sachsen-anhaltinischen Bernburg, die einen Masterstudiengang in Immobilienbewertung anbietet. U.a. lädt die Deka Immobilien die angehenden Immobilienbewerter ab und an zu sich nach Frankfurt ein: "Die Studenten haben uns erst gestern, am Vortag des Karriereforums, besucht", erzählte Carina Müller aus dem Bereich Planung und Entwicklung für die Geschäftsfelder Immobilien. Auch diese Bemühungen tragen Früchte: Vier ehemalige Studierende der Hochschule Anhalt arbeiten heute bei der Deka.

Talente früh anzusprechen und im besten Fall auch schon an sich zu binden: darauf setzt auch Daniel Kühne, Bereichsleiter Human Resources von OfficeFirst. Kühne war schon in den Vorjahren auf dem IZ-Karriereforum unterwegs und damals sogar am selben Stand anzutreffen wie in diesem Jahr - allerdings unter anderer Flagge, nämlich derjenigen der IVG. Als diese im vergangenen Herbst ein zum Kernportfolio erklärtes, 3,3 Mrd. Euro schweres Immobilienpaket mit ca. 100 Objekten an den Private-Equity-Investor Blackstone verkaufte - offizieller OfficeFirst-Eigner ist Blackstone seit dem 1. April 2017 -, wurden Kühne und weitere rund 90 Mitarbeiter gleichsam mitverkauft.

Für Kühne hat sich das Modell bewährt, "Nachwuchskräfte aus einem Praktikum oder einem Werkstudentenjob heraus in eine Festanstellung zu übernehmen". In den vergangenen fünf Jahren, als er noch für die IVG auf dem Karriereforum dabei war, habe er "viele interessante Personen und Lebensläufe kennengelernt, und es haben sich daraus viele konkrete Engagements ergeben". Auf dem diesjährigen Karriereforum suchte Kühne vor allem Praktikanten und Werkstudenten für das (technische) Asset-Management, Investment und Portfoliomanagement. Bereiche also, in denen die von einem Eigentümer wie Blackstone angepeilte Wertsteigerung generiert werden soll.

Bedarf an neuen, jungen Köpfen besteht bei OfficeFirst jedoch nicht nur, weil Blackstone traditionell auf Wertentwicklung setzt, sondern auch, weil OfficeFirst jetzt "die Plattform für alle Gewerbeimmobilieninvestments von Blackstone in Deutschland ist", so Kühne.

Carsten Liede, Head of Human Resources von Colliers International Deutschland, hatte gleich 15 Jobs auf dem IZ-Karriereforum 2017 im Angebot. Denn sein Haus ist personell auf Wachstumskurs, wie Liede einem kurzen Gespräch mit dem Reporter - im letzten freien Zeitfenster, das sein proppenvoller Terminkalender hergab - stolz vorausschickte: "Unsere Belegschaft ist in den vergangenen zwölf Monaten um 10% gewachsen."

Die Stellenangebote, die Liede an der Goethe-Universität Frankfurt ausbreitete, waren ein bunter Mix aus Praktika und Werkstudentenplätzen für Studierende sowie Jobs für Absolventen und Young Professionals mit zwei, drei Jahren Berufserfahrung. "Viele Studierende suchen noch nach Orientierung, einige wissen aber schon ziemlich genau, wo sie hinwollen", resümierte Liede die rund 120 Gespräche, die er und seine Kollegen von Colliers am Stand führten. Im Laufe des Tages erhielt er direkt 30 Bewerbungen, fünf weitere kamen per E-Mail im Nachgang an, "und ich rechne mit weiteren", berichtete Liede einige Tage nach der Veranstaltung. Von den bisher eingegangenen Bewerbungen habe man "fast alle" an die Fachbereiche weitergeleitet.

Colliers-Wettbewerber CBRE hatte den Auftritt auf dem Karriereforum zur Chefsache erklärt und Deutschland-CEO Alexander von Erdély geschickt. Dieser wählte eine geschickte Taktik, um die Bewerber zu CBRE zu locken: Im Rahmen des Tagungsprogramms sprach er im ersten Vortrag des Tages darüber, wie die allgegenwärtige Digitalisierung Berufsbilder in der Immobilienbranche verändert - um am Ende seiner Ausführungen darauf hinzuweisen, dass sich CBRE später in der Aussteller-Session als Arbeitgeber vorstellen würde. Warum CBRE um die Gunst von Nachwuchskräften buhlt, verriet von Erdély am Rande seiner Vortrags: Man wolle den Umsatz in Deutschland in den kommenden acht Jahre verdoppeln.

Auch Arcadis entsandte u.a. einen ranghohen Unternehmensvertreter aus dem operativen Business: Managing Director Martin Ritterbach. Er brachte sieben Jobs mit. Für die Projektsteuerung, das Kerngeschäft von Arcadis, und für den Bereich (General-)Planung hielt er vor allem Ausschau nach Architekten sowie Bau- und Wirtschaftsingenieuren mit und ohne Berufserfahrung. Für die umsatzmäßig kleinste, aber wachsende Immobiliensäule von Arcadis in Deutschland - das Beratungsgeschäft - kommen auch Bewerber ohne technischen Hintergrund, Wirtschaftswissenschaftler etwa, infrage. Auf dem IZ-Karriereforum traf Ritterbach zwar "nur wenige, die direkt am 1. Juli anfangen können". Er hatte aber schon zur Halbzeit mit drei Besuchern des Arcadis-Standes Vorstellungsgespräche fest vereinbart.

Zu einem vielversprechenden Kandidaten pflegt Ritterbach gern auch über einen längeren Zeitraum Kontakt: Einen jungen Mann etwa, der für ein längeres Praktikum bei einem Immobilienunternehmen nach Hongkong geht, habe er auf dem Karriereforum gebeten, ihm vier Monate vor Beendigung des Praktikums eine Mail zu schreiben, damit man - anhaltendes beiderseitiges Interesse vorausgesetzt - die weiteren Schritte besprechen könne, berichtete Ritterbach.

"So mache ich das immer: Wer sich wirklich für uns interessiert, soll mir in den nächsten Tagen persönlich eine E-Mail schreiben. Ich filtere das dann für die Personalabteilung und die Kollegen aus den Fachabteilungen", erzählte Ritterbach bei strahlendem Sonnenschein auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt.

Knapp 400 Studierende hatten sich auf den Weg zum IZ-Karriereforum 2017 gemacht - deutlich weniger als in den Vorjahren. Die Marktlage ist so gut, dass Immobilienstudenten zurzeit nicht mehr von sich aus aktiv werden müssen - zumindest wird das so an einigen Bildungsstätten verbreitet. Die Aussichten sind ja für Absolventen und Young Professionals wirklich (immer noch) sehr gut. "Etwas mehr Demut über die derzeit hervorragende Marktlage der Branche täte den Studierenden dennoch sehr gut", sagte Personalberater Olaf Kenneweg von Kenneweg Property Personalberatung mit Blick auf den Rückgang der Teilnehmerzahlen.

"Und es ist die Pflicht der Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter, den Studierenden aufzuzeigen, dass es auch andere Zeiten gab: Zeiten - zuletzt vor weniger als zehn Jahren -, in denen hervorragende, langjährige Fachkräfte aus einer ungekündigten Position woanders einen neuen Arbeitsvertrag unterzeichnet haben und - bevor sie ihren ersten Arbeitstag hatten - schon die Kündigung im Briefkasten vorfanden", betonte Kenneweg.

Sicher, derzeit gebe es überhaupt keine Signale, dass sich Geschichten wie diese bald wiederholen könnten, räumte Kenneweg ein. Dass so was jedoch "schneller kommen kann, als uns allen lieb ist, hat die überwiegende Mehrheit der heutigen Marktteilnehmer bereits mindestens einmal erleben müssen". Und an den Nachwuchs gerichtet: "Studierende sind immer noch ihres eigenen Glückes Schmied. Allein der guten Zeiten wegen macht niemand Karriere."

Die Studierenden, die sich der Reporter stichprobenhaft herauspickte, waren durch die Bank ziemlich guter Dinge, was ihre Jobchancen angeht. Den Schweinezyklus kennen sie freilich aus dem Hörsaal, dass er ihnen aber mal leibhaftig begegnet - kaum zu glauben. Zu rosig ist die Lage: Ein junger Mann beispielsweise, der an der HfWU Nürtingen-Geislingen Immobilienwirtschaft auf Bachelor studiert und sein Studium voraussichtlich kommenden März abschließt, gab schwer lächelnd zu Protokoll: "Es kommt schon rüber, dass Fachkräfte gesucht werden."

Harald Thomeczek

Weiterbildung zum Residential Property Manager beginnt

Karriere 19.12.2013
Die Irebs Immobilienakademie hat erstmals gemeinsam mit dem EBZ Europäischen Bildungszentrum für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft eine Fortbildung entwickelt. Der berufsbegleitende ... 

Die Irebs Immobilienakademie hat erstmals gemeinsam mit dem EBZ Europäischen Bildungszentrum für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft eine Fortbildung entwickelt. Der berufsbegleitende Lehrgang zum Residential Property Manager soll den Teilnehmern nicht nur Fachkenntnisse in der Wohnungswirtschaft, sondern auch über den Kapitalmarkt vermitteln. In den vier Modulen Transaktionsmanagement, Grundlagen der Immobilienökonomie sowie strategische und operative Wertschöpfungsstrategien werden Themen wie Due Diligence, Instandhaltungs- und Vermietungsmanagement, Projektentwicklung und Finanzierung von Wohnimmobilien sowie Investmentstrategien für Wohnungsunternehmen gelehrt. Auch Bauen im Bestand sowie rechtliche und energetische Grundlagen der Projektentwicklung stehen auf dem Lehrplan. Konzipiert wurde das Programm u.a. für Beschäftigte von Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Banken sowie Fondsgesellschaften. Die Fortbildung umfasst vier Unterrichtsblöcke à vier Tagen (mittwochs bis samstags) verteilt auf einen Zeitraum von vier Monaten sowie einen Prüfungstermin. Unterrichtsbeginn ist am 5. Februar 2014, Prüfungstag am 30. Juni 2014. Der Lehrgang kostet 7.500 Euro zzgl. MwSt. Nachlass gibt es für Absolventen bestimmter Lehrangebote der EBZ Business School bzw. der Irebs Immobilienakademie. Der Unterricht findet in Bochum und Essen statt.

Sonja Smalian

Der Nachwuchs sucht Mittelständler

Am liebsten zu einem mittelständischen Projektentwickler in die
Rhein-Main-Region lautet die Wunschkombination der baldigen
Berufseinsteiger in der diesjährigen Umfrage zur IZ-Joboffensive.

Am liebsten zu einem mittelständischen Projektentwickler in die Rhein-Main-Region lautet die Wunschkombination der baldigen Berufseinsteiger in der diesjährigen Umfrage zur IZ-Joboffensive.

Bild: Andrey Kiselev/Fotolia.com

Karriere 04.10.2012
Zu Beginn ihres Studiums haben viele junge Menschen zunächst nur eine grobe Vorstellung davon, wo sie der Job einmal hinführen soll. Nach den ersten Praktika und Nebenjobs sowie mit steigender ... 

Zu Beginn ihres Studiums haben viele junge Menschen zunächst nur eine grobe Vorstellung davon, wo sie der Job einmal hinführen soll. Nach den ersten Praktika und Nebenjobs sowie mit steigender Semesterzahl wird den Studenten jedoch langsam klar, was sie sich beruflich vorstellen können - und was nicht. Ob Branchensegment, Stadt oder Unternehmensgröße, die 714 teilnehmenden Studenten immobilienwirtschaftlicher Studiengänge haben ihre Präferenzen in der diesjährigen IZ-Joboffensive klar geäußert und sich dabei auch noch Verhandlungsspielraum gelassen.

Die Königsklasse der Immobilienwirtschaft - die Projektentwicklung - hat ihre Anziehungskraft auf den Nachwuchs nicht verloren. Zum neunten Mal in Folge verteidigt dieses Segment seine Spitzenposition in der jährlichen Umfrage zur Joboffensive. An der Arbeitsmarkt- und Gehaltsumfrage der Immobilien Zeitung beteiligten sich in diesem Jahr 714 Studenten immobilienwirtschaftlicher und verwandter Studiengänge. Jeder fünfte von ihnen würde nach seinem Abschluss am liebsten in die Projektentwicklung einsteigen. Auf Rang zwei der Beliebtheitsskala steht wie auch schon in den beiden Vorjahren das Asset- und Property-Management, das sich jeder Sechste als späteres Einsatzgebiet wünscht. Knapp jeder zehnte Student sieht sich im Segment Bewertung und Rang vier teilen sich die drei Teilsegmente Fondsmanagement, Projektsteuerung/-management und Immobilienberatung.

Obwohl in diesem Jahr insgesamt fünf Maklerhäuser zu den fünfzehn Top-Arbeitgebern zählen, gehören die Segmente Vermittlung von Wohnimmobilien (4%) bzw. Vermittlung von Gewerbeimmobilien (2%) nicht zu den favorisierten Tätigkeitsbereichen des Nachwuchses. Ins Facility-Management zieht es ebenfalls nur 4% der Umfrageteilnehmer. Einige feine Unterschiede zeichnen sich zwischen den Geschlechtern ab: Männer begeistern sich stärker fürs Fondsmanagement und die Projektentwicklung, während es die Frauen stärker in das/die Projektmanagement/-steuerung sowie die Vermittlung von Wohnimmobilien zieht. Und es gibt auch eine Gruppe, die die Projektentwicklung nicht auf den ersten Platz setzt: die Studenten an Fachhochschulen. Sie nennen das Asset- und Property-Management an erster Stelle.

Doch nicht nur das Branchensegment, sondern auch die Unternehmensgröße ist ein wichtiges Attribut bei der Wahl des künftigen Arbeitgebers. Großkonzerne haben andere Strukturen als mittelständische Familienunternehmen und eine angelsächsisch geprägte Unternehmenskultur unterscheidet sich von einer vertrauteren deutschen. Was bevorzugen also die baldigen Berufseinsteiger?

37% wollen zu Mittelständlern

Die Befragungsteilnehmer zieht es wie schon im Vorjahr am ehesten in mittelständische Unternehmen: 37% möchten in Betrieben mit weniger als 500 Mitarbeitern beschäftigt sein. Das ist eine schlaue Strategie, denn 95% der Stellenangebote werden von Betrieben mit weniger als 500 Mitarbeitern gestellt. Kleine und mittlere Betriebe sorgten für einen stabilen Stellenmarkt, heißt es in einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Der Arbeitskräftebedarf dieser Betriebe sei im zweiten Quartal 2012 leicht positiv und die Zahl der offenen Stellen habe sich um 4% im Vergleich zum Vorjahresquartal erhöht. Das Grundstücks- und Wohnungswesen zählt dabei zu den Bereichen, die einen besonders hohen Anstieg zu verzeichnen hatten. Anders hingegen sieht es bei den Großunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern aus. Dort sei nach der IAB-Untersuchung die Zahl der offenen Stellen im zweiten Quartal 2012 auf knapp 50.000 gesunken im Vergleich zum Vorjahresquartal (65.000). "Die Großbetriebe sind aufgrund ihrer stärkeren internationalen Verflechtung besonders von der anhaltenden Unsicherheit über die weitere Entwicklung in Europa beeinflusst", erklärt die IAB-Arbeitsmarktforscherin Anja Kettner. Obwohl Großbetriebe aktuell nur ca. 5% der Stellenangebote stellen, sind sie für die Studenten als künftige Arbeitgeber von Interesse: Ein Drittel der Teilnehmer würde gern in einem solchen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten arbeiten. Und immerhin 19% der Studenten wären gerne ihr eigener Chef und selbstständig tätig. Während sich jeder vierte Student eine Selbstständigkeit vorstellen kann, sind es bei den Studentinnen nur 12%.

Am liebsten ins Rhein-Main-Gebiet

Die Studenten haben nicht nur klare Präferenzen bei ihrem späteren Tätigkeitsfeld, sondern auch bei ihrem Einsatzort: Ganz oben auf der Wunschliste steht Frankfurt mit dem Rhein-Main-Gebiet (16%). Damit schiebt sich das wirtschaftliche Powerhouse vor Hamburg und Berlin. Aber auch München, Stuttgart und Leipzig gehören zu den favorisierten Regionen. Offen für die Möglichkeiten, die sich bieten werden, sind immerhin 6% der Studenten: Sie würden überall hingehen.

Auch das Ausland stellt für 56% der Befragungsteilnehmer eine Alternative dar. Besonders reiselustig sind Studenten an Universitäten, von denen es 72% in die Ferne zieht. Auch Studenten im Erststudium könnten sich einen Weggang aus Deutschland vorstellen, während Studenten an sonstigen Bildungseinrichtungen, wie z.B. Weiterbildungsakademien, das Ausland am wenigsten reizt. Besonders beliebt bei den 401 Studenten, die gern im Ausland arbeiten würden, sind die USA (22%) und Großbritannien (20%). Hauptsache weg, egal wohin, ist für jeden Zehnten eine Option.

Sonja Smalian

Nur wer sein Ziel kennt, kann auch wirklich treffen

Köpfe 29.05.2008
Kunde ist nicht gleich Kunde - er unterscheidet sich hinsichtlich seiner Bedürfnisse, Probleme, Anforderungen, Wünsche, Wahrnehmungen, Ansprüche, Werte, finanziellen Mittel und Lebensstile. Das ... 

Kunde ist nicht gleich Kunde - er unterscheidet sich hinsichtlich seiner Bedürfnisse, Probleme, Anforderungen, Wünsche, Wahrnehmungen, Ansprüche, Werte, finanziellen Mittel und Lebensstile. Das ist eine Binsenweisheit. Genau wie die Erkenntnis, dass er desto eher gewonnen werden kann, je besser er angesprochen wird. Da kein Unternehmen für jeden denkbaren Mieter und Käufer eine individuelle Kampagne stricken kann, behelfen sich die Marketingstrategen mit Zielgruppen. Jörg Erpenbach, Dozent für Marketing und Immobilienmanagement, zeigt, wie die gebildet werden.

Eigentlich ist zielgruppenorientiertes Marketing in der Immobilienwirtschaft nichts wirklich Neues. Die Unternehmen sprechen schon immer eine gewisse Klientel an. Das ergibt sich aus dem lokalen bzw. regionalen Bezug, der Unternehmensform oder der vorhandenen Mieterstruktur. Neu ist jedoch der Grad der Detailliertheit, mit dem heutzutage Märkte zu segmentieren und zu bearbeiten sind, und die konsequente Umsetzung der daraus resultierenden Anforderungen im Rahmen der Marketing-Mix-Aktivitäten.

Soziodemografische Methode von der Branche bevorzugt

Soziodemografische Ansätze, die in der unternehmerischen Praxis am häufigsten genutzt werden, bedeuten die Aufteilung des Marktes auf der Basis von Kriterien wie Alter, Geschlecht, Haushaltsgröße, Einkommen, Familienlebenszyklus, Beruf, Ausbildung, Konfession oder nationale Herkunft (s. Übersicht rechts). Von der Immobilienwirtschaft gern genommen wird diese Variante, weil Wünsche, Präferenzen und Anforderungen der Mieter und Käufer häufig mit den hier erfassten Variablen korrelieren, beispielsweise mit dem Einkommen oder dem Alter. Ferner sind diese Angaben leichter zu erfassen als viele andere Kriterien. Selbst wenn ein Unternehmen seine Zielpersonen mit einer anderen Methode erfasst, werden diese Daten häufig ergänzend zu Rate gezogen, allein um die Größe eines Marktes zu ermitteln. Aufgeteilt nach soziodemografischen Kriterien können so zum Beispiel die Wohnungswirtschaftler Studenten und Berufsanfänger gezielt ansprechen und ihnen "Junges Wohnen" mit kleineren bezahlbaren Quartieren anbieten. Die gezielte Ansprache junger Familien bzw. Alleinerziehender sowie einzelner Nationalitätengruppen oder Berufspendler ist ebenfalls möglich. Dass vielfach jedoch eine differenziertere Ansprache bzw. eine Kombination einzelner Kriterien erforderlich ist, zeigt das Beispiel der Zielgruppe der Senioren. So kann innerhalb dieses Segments wiederum nach dem Alter ("Die jungen Alten") unterschieden werden, nach dem Einkommen, dem Grad der Pflegebedürftigkeit oder der Größe des Haushalts.

Psychografische Methode fragt nach Einstellungen zum Leben

Hier werden die Kunden anhand ihres Lebensstils bzw. ihrer Persönlichkeitsmerkmale in Gruppen eingeteilt, wobei die Angehörigen ein und derselben soziodemografischen Gruppe sehr unterschiedliche psychografische Profile aufweisen können. Überaus großen Wert wird der Einstellung beigemessen. Gefragt wird, welchen Stellenwert der Umweltschutz bei ihren Entscheidungen einnimmt, ob es darauf ankommt, beim Kauf einer Immobilie gegenüber Nachbarn und Verwandten den eigenen sozialen Status nach außen zu kehren, ob Geiz als geil empfunden und welcher Wert auf die Qualität gelegt wird. Vor große Probleme stellt die Marketing-Experten dabei der so genannte Hybrid. Der nämlich stopft seine im Aldi gekaufte Milch ins aberwitzig teure Designertäschchen.

Psychografische Ansätze, insbesondere dann, wenn nach Lebensstil oder Nutzen unterschieden wird, werden von der Immobilienwirtschaft bereits in Ansätzen beim Verkauf von Häusern und Eigentumswohnungen berücksichtigt.

Um Lebensstile zu ermitteln, haben sich in der Praxis zwei Modelle durchgesetzt. Bei der Lifestyle-Typologie werden Personentypen gebildet. Heraus kommen dabei Leute wie Erwin, der 13% der westdeutschen Gesamtbevölkerung repräsentiert (s. rechter Kasten oben). Differenzierter sind Aufteilungen, die das soziale Milieu, in dem der Mensch lebt, mit berücksichtigten. Solche Daten erhebt seit 1979 das Sinus Marktforschungsinstitut in Heidelberg.

Verhaltensbezogene Methode überprüft gewünschten Nutzen

Bei der verhaltensbezogenen Segmentierung werden Mieter und Käufer auf der Grundlage ihrer Produktkenntnisse, Einstellungen, dem Stadium der Kaufbereitschaft, Gewohnheiten oder ihrer Nutzenvorstellungen in Gruppen eingeteilt. Letztgenanntes Kriterium finden die Marketingexperten am spannendsten. Nutzen gilt hier als Resultat der Beurteilung verschiedener Alternativen, wobei unterschiedliche Kriterien bewertet werden. Unter die Lupe genommen werden die Netto-Kaltmiete, die Infrastruktur, Wohnungslage und -größe, das Wohnumfeld oder Aspekte des sozialen Nutzens (Status).

Geografische Methode oder: Gleich und Gleich gesellt sich gern

Eine geografische Segmentierung teilt in Landkreise, Städte, Bezirke, Stadtviertel, Quartiere etc. ein. Eine mikrogeografische Segmentierung trägt der Erkenntnis "Gleich und Gleich gesellt sich gern" Rechnung. Menschen mit ähnlichem sozialem Status und Lebensstil sowie, daraus resultierend, vergleichbarem Verhalten konzentrieren sich an bestimmten Wohnorten.

Grob unterscheidet die Immobilienwirtschaft derzeit die Zielgruppe der jungen Leute, junge Familien und 60 Plus. Für diese Klientel hat fast jedes Unternehmen irgendetwas im Angebot. Und genau das ist das Problem, fällt es dadurch doch schwer, sich gegenüber der Konkurrenz abzugrenzen. Neu hinzugekommen sind in der Vergangenheit im Zuge der zunehmenden Mobilitätsanforderungen der Arbeitswelt die Pendler sowie die Unterscheidung nach ethnischen Gesichtspunkten.

Zielgruppe für die eigenen Produkte herausfiltern

Im Immobilienunternehmen selbst muss die Frage beantwortet werden: Welche der von den Fachleuten definierten Zielgruppen soll ich ansprechen. Im ersten Analyseschritt werden alle Segmente, die mit den Unternehmenszielen nicht kompatibel sind, von der weiteren Beurteilung ausgeschlossen. Wer als Bestandshalter seine Wohnungen unter dem Dach ohne Aufzug losschlagen will, kann keine älteren Menschen oder junge Familien mit Nachwuchs und Kinderwagen ins Auge fassen. Das Produkt der anvisierten Zielgruppe anpassen kann nur, wer neu baut. Alle anderen müssen schauen, die richtigen Kunden für die vorhandenen Unterkünfte herauszufiltern. Teil zwei ist schon schwieriger: Welche mögliche Zielgruppe spreche ich gezielt an? Was lohnt sich finanziell und aus unternehmerischer Sicht am meisten? Als Bewertungskriterium können beispielsweise Wachstumspotenziale (Umsatz/Absatz) oder Wettbewerbsintensität im betreffenden Segment herangezogen werden.

Sind diese Entscheidungen gefallen, lautet die spannende Frage: Welche Instrumente im Marketing-Mix, welche Kampagnen und Maßnahmen eignen sich, um mich und meine Angebote als die erste Wahl in die Köpfe der von mir ausgewählten Zielgruppe zu bugsieren? Auszuwählen sind die richtigen Immobilien für die Klientel, die kommunikativen Wege, um sie zu erreichen, sowie die Preis-, Vertriebs- und Servicepolitik. (gg)

Der Autor: Jörg Erpenbach ist Geschäftsführer der Business and Information Technology School (Bits), Iserlohn, und dort Prodekan des Studiengangs Corporate Management.

Der Theorie folgt die Praxis. In der kommenden Ausgabe zeigen wir zielgruppenorientierte Kampagnen der Immobilienwirtschaft - gute und weniger gute.

Personentypen:

Erwin

Erwin hat in Jahrzehnten harter Berufsarbeit als Facharbeiter, Meister oder Landwirt für sich und die Seinen einen bescheidenen Wohlstand aufgebaut. Er ist der Ernährer und damit das Oberhaupt seiner Familie. Für sich selbst ist er eher anspruchslos, steht mit beiden Beinen im Leben und hat über alles eine unverrückbare Meinung. Der Altersschwerpunkt liegt bei über 40 Jahren, 87 Prozent der "Erwins" sind verheiratet und leben meist in Zwei-bis-drei-Personen-Haushalten. Sie haben Volks- oder Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung. Nur noch etwas mehr als ein Drittel aller "Erwins" ist berufstätig. Erwin hält an geregelten Verhältnissen im Beruf und im Haus fest. Sein Wertesystem ist geprägt durch Werte wie Sauberkeit, Ordnung, Disziplin und Gehorsam. Erwin hat keine nennenswerten individualistischen Ansprüche, sondern strebt soziale Anpassung und Integration an. Erwin hält an den traditionellen Geschlechterrollen fest und lehnt Emanzipationsstreben ab. Sein Vorbild ist ein autoritäres Familienmodell. Erwin nimmt rege am sozialen Leben teil, ist für Geselligkeit zu haben, aber auch für den Rückzug ins eigene Heim. Erwin schaut gern fern, liest aber auch Illustrierte, Zeitschriften und Zeitungen. Er betreibt in seiner Freizeit Heimwerken, Autobasteln oder Gartenarbeit.

Jörg Erpenbach