Karriere-News

Kommen und Gehen im Corestate-Kosmos

Ralph Winter gründete vor 14 Jahren den Patrizia-Konkurrenten Corestate, nun übernimmt dort ein Ex-Patrizia-Manager das Ruder.

Ralph Winter gründete vor 14 Jahren den Patrizia-Konkurrenten Corestate, nun übernimmt dort ein Ex-Patrizia-Manager das Ruder.

Quelle: 777 Capital Partner

Karriere 15.10.2020
Ralph Winter gründete 2006 den Asset-Manager Corestate und stieg dort Ende 2019 fast komplett aus. 2006 ist auch das Jahr, seit dem Klaus Schmitt als Vorstand den Asset- und ... 

Ralph Winter gründete 2006 den Asset-Manager Corestate und stieg dort Ende 2019 fast komplett aus. 2006 ist auch das Jahr, seit dem Klaus Schmitt als Vorstand den Asset- und Investment-Manager Patrizia leitete - bis er das Unternehmen 2020 verließ. Nun übernimmt Schmitt beim Patrizia-Konkurrenten Corestate das Ruder als CEO. Und wetteifert künftig auch mit Ralph Winter: Der kehrt mit einer Investment-Boutique ins Geschäft mit vermögenden Investoren zurück.

Schmitt hatte den börsennotierten Immobilienmanager Patrizia in der Position des Chief Operating Officer mitgeführt, ab dem 1. Januar 2021 ist er nun als CEO für den Kurs des ebenfalls börsennotierten Wettbewerbers Corestate verantwortlich. Vielleicht schafft es Schmitt, auch in seine neue Führungsetage etwas mehr Konstanz zu bringen. Schmitt ist nämlich der vierte Corestate-CEO, der innerhalb von vier Jahren bestellt wurde.

Im Jahr 2016 ging das Unternehmen unter dem Vorstandsvorsitzenden Sascha Wilhelm an die Börse. Auf ihn folgte im Mai 2018 Michael Bütter, mit dem das Unternehmen aber schon Ende desselben Jahres ohne Angabe von Gründen die Zusammenarbeit beendete. Bütters Nachfolger Lars Schnidrig hielt sich immerhin 24 Monate, Ende dieses Jahres scheidet er aus dem Unternehmen aus. Sein Vorstandsvertrag lief bis März 2023. Schnidrig wird Corestate verlassen, "um eine neue berufliche Aufgabe zu übernehmen", teilt der Investmentmanager mit.

Auch die Position des Finanzvorstands war bei Corestate zuletzt keine dauerhafte. Aktuell wird ein neuer CFO gesucht, Martin Bassermann kümmert sich währenddessen außerhalb des Vorstands operativ um das Thema Finanzen.

2017 hatte der amtierende CFO Daniel Schoch den Platz für Lars Schnidrig geräumt, bevor dieser den geschassten Michael Bütter - zunächst interimsweise, dann dauerhaft - als CEO ersetzte und Bassermann die Finanzen übertrug. Auch im Aufsichtsgremium des Asset-Managers blieb kürzlich kein Stein auf dem anderen. Anfang Juni wurde der Corestate-Aufsichtsrat komplett ausgetauscht, den Vorsitz hat nun Georg Allendorf.

Corestate begründet die vielen Personalrochaden auf Anfrage mit der "Transformation von einem gründergeführten Unternehmen hin zu einem institutionalisierten Geschäftsmodell". Einen ähnlichen Prozess hat allerdings auch Patrizia hinter sich - dort ist Gründer Wolfgang Egger aber immer noch als CEO am Ruder und sein Vorstandskollege Schmitt hielt es an seiner Seite immerhin vierzehn Jahre lang im Vorstand aus.

Schmitts neuer und alte Arbeitgeber ähneln sich auf den ersten Blick in vielen Bereichen. Beide holen sich ihr Kapital von der Börse, beide bedienen mit ihren Produkten und Dienstleistungen Großanleger und reiche Private aus dem In- und Ausland. Doch mit einer Marktkapitalisierung von 433 Mio. Euro ist Corestate am Kapitalmarkt deutlich weniger wert als Konkurrent Patrizia, der auf 2 Mrd. Euro kommt. Auch bei den betreuten Assets liegen die Firmen weit auseinander, Corestate erreicht 28 Mrd. Euro, inklusive Flugzeugfonds der Hannover Leasing und dem Vermögen der HFS-Mezzaninefonds, Patrizia betreut Immobilienmandate im Volumen von 45 Mrd. Euro.

Beide Firmen waren lange Jahre von der Persönlichkeit ihrer jeweiligen Gründer geprägt. Winter hatte sich allerdings schon vor dem Corestate-IPO in die Rolle des Großaktionärs und Beraters zurückgezogen. Mit dem Verkauf eines letzten großen Winter-Aktienpakets Ende vergangenen Jahres gingen beide Seiten endgültig getrennte Wege. Damals hatte Winter seinen Schritt damit begründet, sein Anlagefokus konzentriere sich mit der Umsiedlung in die USA künftig auf amerikanische Unternehmen.

Doch ausschließlich USA-fixiert scheint Winter nun doch nicht zu sein. Zusammen mit seinem langjährigen Weggefährten Thomas Landschreiber - er arbeitete von 2014 bis Anfang 2020 als CIO bei Corestate - gründete er kürzlich 777 Capital Partners mit Sitz in Baar im Schweizer Kanton Zug. Das Unternehmen will sich auf Off-Market-Deals in den Segmenten Gewerbe und "innovatives Wohnen" konzentrieren und dabei einen "konsequenten Value-add-Ansatz" verfolgen. Das Investitionsspektrum reicht Winter zufolge "von Debt-Capital über Equity bis hin zu Proptech Private Equity". Vorstände von 777 Capital Partners sind Winter und Landschreiber.

Für die Finanzierungsthemen hat sich 777 Capital Partners Micha Blattmann als Mitgründer und Präsident des Verwaltungsrats ins Boot geholt. Blattmann, bis Mitte 2020 Aufsichtsratschef bei Corestate, ist Mitgründer des Private-Debt-Spezialisten Vicenda Asset Management.

Monika Leykam

Union Investment RE setzt auf Michael Bütter als CEO

Michael Bütter.

Michael Bütter.

Quelle: Union Investment

Köpfe 24.07.2020
Dr. Michael Bütter übernimmt bei Union Investment Real Estate den CEO-Posten von Jörn Stobbe, der weiterhin der Geschäftsführung angehört. Damit sei die Neuaufstellung der ... 

Dr. Michael Bütter übernimmt bei Union Investment Real Estate den CEO-Posten von Jörn Stobbe, der weiterhin der Geschäftsführung angehört. Damit sei die Neuaufstellung der Geschäftsführung nach dem Abschied von Reinhard Kutscher Ende 2019 abgeschlossen, teilt das Unternehmen mit.

Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) von Union Investment Real Estate und Leiter des Segments Immobilien - das darf sich Michael Bütter voraussichtlich ab 1. Oktober 2020 in seinen Lebenslauf schreiben. Die BaFin muss nach Auskunft von UIRE dieser Personalie noch zustimmen. Damit besetzt der 50-Jährige die Position von Jörn Stobbe, der weiterhin in der Geschäftsführung bleibt und das Segment Asset-Management leitet. Als Leiter des Segments Immobilien verantwortet Bütter das gewerbliche Immobiliengeschäft, das ein Volumen von etwa 43,5 Mrd. Euro umfasst. Noch, denn UIRE will es künftig weiter ausbauen.

Bütter hat auch eine Vorliebe für Digitales

Bütters bisherige Laufbahn ist geprägt von etlichen Stationen in der Immobilien- und Digitalbranche. Zuletzt war Bütter acht Monate lang Vorstandschef des Investmentmanagers Corestate Capital Holding, beendete dieses Engagement Ende 2018. Davor war der Volljurist und Betriebswirt fast drei Jahre für ImmoScout24 und Scout24 aktiv, ein Jahr als Geschäftsführer von ImmoScout24. Für den Vonovia-Vorläufer Deutsche Annington war Bütter von 2008 bis 2013 als Mitglied im Executive Committee, Group General Counsel und CCO tätig. Aktuell ist er in zahlreichen Aufsichts- und Beiräten von Immobilien- und Digitalunternehmen vertreten. Zudem sitzt Bütter im Vorstand des Fachverbands RICS Deutschland.

Noack verantwortet das Segment Fondsmanagement

Zu dem Führungsgremium von UIRE zählen außerdem Volker Noack (seit 2010) und Martin J. Brühl (seit 2016) sowie seit 1. Juli 2020 der COO Christoph Holzmann an. Im Zuge der Neustrukturierung hat Noack sein Ressort Asset-Management, das er seit 2013 verantwortete, gegen das Fondsmanagement für die Privatkundenprodukte getauscht. Brühl bleibt derweil bei seinen Aufgaben als Chief Investment Officer. Er hat das nationale und internationale Investmentmanagement im Blick.

Anke Pipke

TLG: Kandidaten für den Aufsichtsrat bereiten Bauchschmerzen

Der Umsturz bleibt aus, aber Bedenken bleiben.

Der Umsturz bleibt aus, aber Bedenken bleiben.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Ulrich Schüppler

Köpfe 26.04.2019
Jonathan Lurie, Klaus Krägel und Lars Wittan: Diese drei Kandidaten schlägt der bestehende Aufsichtsrat der Gewerbe-AG TLG Immobilien als Nachfolger für ausgeschiedene bzw. ausscheidende ... 

Jonathan Lurie, Klaus Krägel und Lars Wittan: Diese drei Kandidaten schlägt der bestehende Aufsichtsrat der Gewerbe-AG TLG Immobilien als Nachfolger für ausgeschiedene bzw. ausscheidende Kontrolleure vor. Aktionärsschützer sind nicht begeistert.

Eigentlich wollte TLG-Hauptaktionär Ouram (Amir Dayan) Anfang des Jahres eine außerordentliche Hauptversammlung (HV) einberufen lassen, auf der vier Ouram-Kandidaten in den Aufsichtsrat hätten gehievt werden sollen. U.a. sollte Aufsichtsratschef Michael Zahn, Vorstandsvorsitzender von Deutsche Wohnen, und sein Stellvertreter Michael Bütter außer der Reihe abgewählt werden, obwohl ihre Mandate ohnehin mit der HV 2019 enden.

Doch dann veröffentlichte Zahn einen Brandbrief, in dem der scheidende Chefaufseher davor warnte, TLG könne „zukünftig von einem Minderheitsaktionär kontrolliert werden, ohne dass dieser den anderen Aktionären die Möglichkeit gibt, ihm Aktien im Rahmen eines Kontrollübernahmeangebots anzudienen“. Daraufhin zog Ouram seinen Antrag zurück.

Lurie und Krägel sind Wunschkandidaten von Ouram

Als Trostpflaster durfte Ouram stante pede Jonathan Lurie als Nachfolger für das langjährige Aufsichtsratsmitglied Claus Nolting, der dem Kontrollorgan Ende 2018 vorzeitig den Rücken gekehrt hatte, in das Gremium schicken. Allerdings gilt Luries Bestellung nur bis zum Ablauf der ordentlichen HV am 21. Mai 2019.

Auch Klaus Krägel, im Hauptberuf Vorstandsvorsitzender von DIM Holding, steht auf der Wunschliste. Auch ihn wollte Ouram schon vor Monaten ins Rennen schicken. Beatrice Ruskol und Amir Ramot, die beiden übrigen von ursprünglich vier Ouram-Vorschlägen, fehlen. Dafür findet sich Zahns Noch-Vizechef bei Deutsche Wohnen, Lars Wittan, auf der Liste mit den Vorschlägen des bestehenden Aufsichtsrats. Dass nun drei statt vier Aufseher ausgetauscht werden sollen, liegt daran, dass Helmut Ullrich, der Vorsitzende des Prüfungsausschusses, nun doch nicht vorzeitig gehen soll.

Rätselraten um Zahns Nachfolge

Mit Lurie, Krägel und Intown-Chef Sascha Hettrich, der seit einem Jahr im Kontrollgremium von TLG sitzt und ebenfalls dem Ouram-Lager zugerechnet wird, würde Ouram die Hälfte der TLG-Aufseher stellen. Sollte dann auch noch der Vorsitzende des Aufsichtsrats aus dem Kreis der Ouram-Schützlinge kommen, könnte der größte Einzelaktionär de facto das Sagen im Aufsichtsrat haben.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Einladung zur HV nicht zu entnehmen ist, wer Zahns Nachfolger werden soll: Da der Aufsichtsrat in wesentlichen Teilen neu gewählt werde, habe der derzeitige Aufsichtsrat bisher nicht über Zahns Nachfolge beraten, steht dort zu lesen. Und weiter: „Dementsprechend besteht kein Wahlvorschlag für den Vorsitz des Aufsichtsrats, der gemäß Ziffer 5.4.3 Satz 3 des Deutschen Corporate Governance Kodex bekanntzumachen wäre.“

„Bedenken gegen die Kandidatenzusammenstellung“

Michael Kunert, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), zeigt verhaltene Freude: „Auch wenn der große Umsturz nach der abgeblasenen außerordentlichen Hauptversammlung diesmal bei der Aufsichtsratswahl ausfällt, gibt es doch Bedenken gegen die Kandidatenzusammenstellung.“ Zwar seien weiterhin auch unabhängige Mitglieder für das Kontrollgremium vorgesehen, „aber zwei größere Aktionäre mit einem Minderheitenanteil können den Aufsichtsrat zusammen kontrollieren, eventuell sogar Ouram Holding alleine. Da wäre es diesmal gut, wenn der Kandidat für den Aufsichtsratsvorsitz vor der Wahl bekannt ist, wie es der Deutsche Coporate Governance Kodex empfiehlt.“

Mit dem zweiten Großaktionär meint Kunert Dr. Gerhard Schmidt, der 9,24% an der TLG hält. Auch Schmidt schickte einen Wunschkandidaten in den Aufsichtsrat: Stefan Kowski. Amir Dayan ist mit 29,33% größter Aktionär. Das jüngste TLG-Aktienpaket (6%) übernahm Dayans Ouram Holding von DIC Asset. Damit bleibt Ouram jedoch immer noch unterhalb der magischen 30%-Schwelle. Erst deren Überschreiten löst eine Pflicht zu einem Übernahmeangebot aus.

Harald Thomeczek

Ouram baut TLG-Aufsichtsrat um

Der TLG steht eine außerordentliche Hauptversammlung ins Haus.

Der TLG steht eine außerordentliche Hauptversammlung ins Haus.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Ulrich Schüppler

Karriere 31.01.2019
TLG-Großaktionär Ouram will das Kontrollgremium der Berliner Gewerbeimmobilien-AG neu bestücken. Nachdem schon Intown-Chef Sascha Hettrich im Aufsichtsrat installiert wurde, sollen jetzt ... 

TLG-Großaktionär Ouram will das Kontrollgremium der Berliner Gewerbeimmobilien-AG neu bestücken. Nachdem schon Intown-Chef Sascha Hettrich im Aufsichtsrat installiert wurde, sollen jetzt nach dem Willen von Ouram-Chef Amir Dayan mehrere Aufseher ausgetauscht werden. Chefkontrolleur Michael Zahn schießt zurück.

Dayans Ouram Holding, Anfang 2018 bei der TLG eingestiegen und heute mit 23,36% größter Anteilseigner, hat die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung beantragt. Auf der Tagesordnung soll a) die Abberufung von Zahn, seinem Stellvertreter Michael Bütter und Helmut Ullrich sowie b) die Wahl von vier neuen Aufsehern stehen: Beatrice Ruskol, CFO von PBM Construction Germany; Amir Ramot, Managing Director des Investmentberaters Spark Capital; Klaus Krägel, CEO der DIM Holding, und Jon Lurie, Senior Adviser Real Estate bei McKinsey.

Weshalb Ouram den Aufsichtsrat umkrempeln will, erklärt das Unternehmen auf Anfrage der Immobilien Zeitung so: "Wir sind besorgt, dass Mitglieder des Aufsichtsrats von TLG Immobilien möglicherweise nicht länger in der Position sind, die Entwicklung des Unternehmens effektiv zu unterstützen. Es handelt sich hierbei um eine dringliche Angelegenheit, denn mehrere Aufsichtsratsmitglieder haben entschieden, ihre Ämter als Aufsichtsräte zur Verfügung zu stellen."

Der selbst erst seit September 2018 amtierende TLG-Vorstand um Jürgen Overath (COO) und Gerald Klinck (CFO) hat den Antrag von Ouram geprüft und sah bis Redaktionsschluss keinen Grund, dem Wunsch des größten Minderheitsaktionärs nicht zu entsprechen. Das außerplanmäßige Aktionärstreffen soll im März steigen.

An Bord bleiben sollen dann nach dem Willen von Dayan nur die beiden neuen Aufsichtsräte Sascha Hettrich, Deutschlandchef von Intown, und Stefan Kowski, die beide im Mai 2018 ins Amt kamen. Kowski war vom zweitgrößten TLG-Aktionär Gerhard Schmidt (rund 16%) vorgeschlagen worden. Ausgeschieden ist zwischenzeitlich das langjährige Aufsichtsratsmitglied Claus Nolting. Er legte sein Mandat zum 31. Dezember 2018 nieder, vorzeitig und aus freien Stücken.

Noltings Posten muss also ohnehin nachbesetzt werden. Das sollte ursprünglich auf der für den 10. Mai 2019 geplanten regulären Hauptversammlung passieren, wie Aufsichtsratschef Zahn in einem Brief an die (übrigen) Aktionäre schreibt. Auch über die Besetzung zweier weiterer Aufsichtsratsposten hätte ganz regulär im Mai entschieden werden sollen. Sowohl Zahns als auch Bütters Mandat enden dann. Und Zahn steht, wie er schreibt, nicht für eine Fortsetzung zur Verfügung, was Vorstand und Aufsichtsrat auch "seit geraumer Zeit" wüssten. Ein Auswahlprozess für Nachfolgekandidaten laufe.

Der scheidende Chefaufseher Zahn warnt: Die TLG könnte "zukünftig von einem Minderheitsaktionär kontrolliert werden, ohne dass dieser den anderen Aktionären die Möglichkeit gibt, ihm Aktien im Rahmen eines Kontrollübernahmeangebots anzudienen". Denn Ouram würde selbst mit den 6% der TLG-Anteile, die sich das Unternehmen vergangenen Dezember gesichert hat, unterhalb der magischen 30%-Schwelle bleiben, die die Pflicht zu einem Übernahmeangebot an die anderen Anteilseigner auslöst. "Mit einer Kontrolle über den Aufsichtsrat", schreibt Zahn weiter, "wäre es Herrn Dayan möglich, den Vorstand neu zu besetzen und damit die Geschäftspolitik der TLG nach seinen Wünschen und Prioritäten auszurichten."

Harald Thomeczek

TLG-Aufsichtsratschef sieht Aktionärswohl gefährdet

TLG-Chefaufseher Michael Zahn wollte sein Amt nach eigenem Bekunden sowieso im Mai abgeben. TLG-Großaktionär Ouram will ihn jetzt schon im März aus dem Amt befördern.

TLG-Chefaufseher Michael Zahn wollte sein Amt nach eigenem Bekunden sowieso im Mai abgeben. TLG-Großaktionär Ouram will ihn jetzt schon im März aus dem Amt befördern.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Monika Leykam

Köpfe 28.01.2019
Die Ouram Holding, der Großaktionär von TLG Immobilien, will den Aufsichtsrat der Gewerbeimmobilien-AG umkrempeln. Jetzt hat sich Aufsichtsratschef Michael Zahn zu Wort gemeldet. ... 

Die Ouram Holding, der Großaktionär von TLG Immobilien, will den Aufsichtsrat der Gewerbeimmobilien-AG umkrempeln. Jetzt hat sich Aufsichtsratschef Michael Zahn zu Wort gemeldet.

Zahn, sein Stellvertreter Michael Bütter und Helmut Ullrich, der Vorsitzende des Prüfungsausschusses, sollen das Kontrollgremium, so will es Ouram, verlassen und durch vier von Ouram vorgeschlagene Kandidaten ersetzt werden. Vier, weil der langjährige Aufseher Claus Nolting seinen Posten zum 31. Dezember 2018 vorzeitig geräumt hatte. Die Neubesetzung des Aufsichtsrats soll im März erfolgen, weshalb der mit gut 23% größte Minderheitsaktionär der TLG die zügige Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung beantragt hat. Der TLG-Vorstand hat signalisiert, dass er dem Willen des Großaktionärs entsprechen will.

Aufsichtsratsposten müssen im Mai ohnehin nachbesetzt werden

Zahn versteht nicht, so schreibt er in einem auf den 24. Januar datierten und auf der Internetseite der TLG veröffentlichen Brief an die (übrigen) Aktionäre, weshalb die Neubesetzung des Aufsichtsrats nicht bis zu der für den 10. Mai 2019 geplanten ordentlichen Hauptversammlung des Gewerbeimmobilienbestandshalters warten kann. Schließlich hätte dann ohnehin über die Neuwahl von Aufsichtsratsmitgliedern entschieden werden müssen: Sein - Zahns - Mandat ende dann nämlich und er stehe nicht für eine Fortsetzung desselben zur Verfügung - was Vorstand und Aufsichtsrat auch "seit geraumer Zeit" wüssten und weshalb bereits ein Auswahlprozess für Nachfolgekandidaten laufe. Zudem läuft im Mai auch der Vertrag von Bütter aus, und der Posten von Ex-Kollege Nolting muss ja sowieso nachbesetzt werden.

Ouram hatte im Mai 2018 bereits einen Vertreter aus den eigenen Reihen in den Aufsichtsrat der TLG entsendet: Intown-Deutschlandchef Sascha Hettrich. Zur gleichen Zeit zog auch Stefan Kowski auf Vorschlag des zweitgrößten TLG-Aktionärs Gerhard Schmidt (16%) in das Kontrollgremium ein. Nun sollen nach dem Willen von Ouram auch Beatrice Ruskol, Amir Ramot, Klaus Krägel und Jon Lurie in den Aufsichtsrat gewählt werden. Damit wären fünf von dann sechs Aufsichtsräten gleichsam dem Ouram-Lager zuzurechnen.

Vor diesem Hintergrund könnte, warnt der scheidende Chefaufseher Zahn, "zukünftig von einem Minderheitsaktionär kontrolliert werden, ohne dass dieser den anderen Aktionären die Möglichkeit gibt, ihm Aktien im Rahmen eines Kontrollübernahmeangebots anzudienen". Denn Ouram würde selbst mit den 6% der TLG-Anteile, die sich das Unternehmen des israelischen Investors Amir Dayan vergangenen Dezember gesichert hat, unterhalb der magischen 30%-Schwelle bleiben. Erst deren Überschreiten löst eine Pflicht zu einem solchen Übernahmeangebot an die anderen Anteilseigner aus.

"Die Geschäftspolitik der TLG nach seinen Wünschen auszurichten"

"Mit einer Kontrolle über den Aufsichtsrat", schreibt Zahn weiter, "wäre es Herrn Dayan möglich, den Vorstand neu zu besetzen und damit die Geschäftspolitik der TLG nach seinen Wünschen und Prioritäten auszurichten. Somit könnten Unternehmensinteressen, insbesondere die der anderen Aktionäre, vernachlässigt oder gar ignoriert werden." Wie wahrscheinlich ein abermaliger Austausch des Vorstands ist, sei dahingestellt: Die beiden amtierenden Vorstandsmitglieder, COO Jürgen Overath und CFO Gerald Klinck, waren erst im September 2018, also lange nach dem Einstieg von Ouram Anfang des vergangenen Jahres, für Niclas Karoff und Peter Finkbeiner ins Amt gekommen.

Besonders fragwürdig findet Zahn, dass Dayan auch den Vorsitzenden des Prüfungsausschusses Ullrich, dessen Mandat noch bis 2021 läuft, so kurz vor der Hauptversammlung durch jemanden ersetzen will, der mit den TLG-Zahlen nicht vertraut ist. Auch dies zeige, so Zahn, dass Dayan "möglichst schnell und ohne unabhängigen Aufsichtsratsbesetzungsprozess in eine Position kommen will, die TLG zu kontrollieren".

Ouram sieht dringenden Handlungsbedarf

Ouram mag diese Kritik nicht auf sich sitzen lassen. Auf Anfrage der Immobilien Zeitung erklärt der Investor mit folgenden Worten, weshalb er es so eilig mit der Neubesetzung des TLG-Aufsichtsrats hat: "Wir sind besorgt, dass Mitglieder des Aufsichtsrats von TLG Immobilien möglicherweise nicht länger in der Position sind, die Entwicklung des Unternehmens effektiv zu unterstützen. Es handelt sich hierbei um eine dringliche Angelegenheit, denn mehrere Aufsichtsratsmitglieder haben entschieden, ihre Ämter als Aufsichtsräte zur Verfügung zu stellen."

Den Vorwurf, die TLG als Minderheitsaktionär kontrollieren zu wollen, weist Ouram zurück: "Anschuldigungen, dass Ouram versuche, das Unternehmen über den Aufsichtsrat zu kontrollieren, entbehren jeder Grundlage. Ouram ruft andere Aktionäre auf, eigene Kandidaten vorzuschlagen, und ist offen dafür, geeignete Kandidaten zu unterstützen. Wir streben eine Lösung an, die im Sinne aller Aktionäre und des Unternehmens ist."

Das sind die Ouram-Kandidaten

Bei den von Ouram vorgeschlagenen Kandidaten handelt es sich um die Finanzchefin von PBM Construction Germany, Beatrice Ruskol. Ruskol ist Jahrgang 1977 und wurde in der israelischen Stadt Haifa geboren. PBM Construction Germany ist offensichtlich Teil der Intown-Gruppe, welche wiederum zu Dayans Firmenreich gehören soll. Klaus Krägel, Baujahr 1960, ist Vorstandsvorsitzender der Holding des Property-Managers DIM Deutsche Immobilien Management. Der Israeli Amir Ramot ist Gründer und Managing Director des Investmentberaters Spark Capital, der Anfang 2018 den 500 Mio. Euro schweren Erwerb des Frankfurter Behördenzentrums für Aroundtown einfädelte. Jon Lurie wirkt als Senior Adviser Real Estate bei McKinsey in London und gründete mit dem Beratungsunternehmen ein Joint Venture zur Beratung von Immobiliendeals namens Realty Corporation.

Harald Thomeczek

Ouram greift im TLG-Aufsichtsrat durch

Der TLG steht eine außerordentliche Hauptversammlung ins Haus.

Der TLG steht eine außerordentliche Hauptversammlung ins Haus.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Ulrich Schüppler

Karriere 22.01.2019
Die Ouram Holding von Investor Amir Dayan will dem Aufsichtsrat von TLG Immobilien ein komplett neues Gesicht verpassen. Drei der fünf vorhandenen Aufseher sollen das Kontrollgremium ... 

Die Ouram Holding von Investor Amir Dayan will dem Aufsichtsrat von TLG Immobilien ein komplett neues Gesicht verpassen. Drei der fünf vorhandenen Aufseher sollen das Kontrollgremium verlassen, vier neue Kontrolleure dort einziehen.

Dayan, mit 23,36% größter TLG-Aktionär, hat bei TLG die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung (HV) beantragt. Auf der Tagesordnung soll a) die Abberufung der TLG-Aufsichtsräte Michael Zahn (Vorsitzender), Michael Bütter (Stellvertreter) und Helmut Ullrich sowie b) die Wahl von vier neuen Aufsehern stehen: Beatrice Ruskol, Amir Ramot, Klaus Krägel und Jon Lurie.

Außerordentliche HV im März

Der selbst erst seit September 2018 amtierende TLG-Vorstand um Jürgen Overath (COO) und Gerald Klinck (CFO) hat den Antrag des Großaktionärs geprüft und will seinem Wunsch entsprechen. Die Einladung zu der außerordentlichen Hauptversammlung, die im März über die Bühne gehen soll, geht wahrscheinlich morgen an den Bundesanzeiger raus. Mit einer Veröffentlichung ist dann spätestens für Montag oder Dienstag kommender Woche zu rechnen.

Nur Hettrich und Kowski bleiben an Bord

An Bord bleiben sollen nur die beiden neuen TLG-Aufsichtsräte Sascha Hettrich, Deutschlandchef von Intown, und Stefan Kowski, die Mai 2018 ins Amt kamen - ebenfalls nach dem Einstieg von Ouram bei TLG. Auch Intown gehört zum Firmenreich von Amir Dayan, dem jüngsten Sohn der israelischen Unternehmerfamilie Dayan. Ouram war Anfang 2018 bei TLG eingestiegen und hatte seinen Anteil schrittweise auf die genannten gut 23% ausgebaut. Weitere 6% sicherte sich Ouram im Dezember 2018 von DIC. Vollzogen werden soll diese Transaktion, so hieß es damals, im ersten Halbjahr 2019. Summa summarum käme Ouram, wenn der Deal durch ist, auf knapp unter 30%.

Wer sind die Kandidaten?

Über die Aufsichtsratskandidaten hat man bei TLG noch keine Erkundigungen eingeholt, und auch Ouram hat TLG noch keine Lebensläufe geschickt. Ruskol scheint eine Führungsposition bei der Gesellschaft PBM Construction Germany inne zu haben, welche wiederum offensichtlich zu Intown gehört. Ramot ist hierzulande u.a. 2017 als Managing Director des Asset-Managers Aurec durch den Erwerb des Bürokomplexes Eschborn Plaza aufgefallen. Ein Konsortium institutioneller Investoren aus Israel, das von Aurec als beteiligter Investor angeführt wurde, kaufte die Immobilie damals von Commerz Real.

Bei Klaus Krägel dürfte es sich um den gleichnamigen Vorstand des Property-Managers DIM Deutsche Immobilien Management handeln. Und bei "Jon Lurie" könnte es sich um Jonathan Lurie handeln, dem Managing Partner des Londoner Private-Equity-Immobilieninvestors Realty Corporation. Bei Ouram bzw. Intown war bis dato jedenfalls niemand zu erreichen, der zur Aufklärung der Identitäten hätte beitragen können - oder zur Klärung der Frage, was Ouram mit der geplanten Personalrochade bezweckt.

Harald Thomeczek