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Wechsler machen große Gehaltssprünge

Wechselwillige können einen großen Sprung in der Gehaltsliga machen.

Wechselwillige können einen großen Sprung in der Gehaltsliga machen.

Quelle: Imago, Urheber: YAY Images

Karriere 21.04.2022
Kienbaum und Bernd Heuer Karriere haben für den ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss die Gehälter in der Branche unter die Lupe genommen. Ein erfreuliches Ergebnis: Die Chefs lockern den ... 

Kienbaum und Bernd Heuer Karriere haben für den ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss die Gehälter in der Branche unter die Lupe genommen. Ein erfreuliches Ergebnis: Die Chefs lockern den Gürtel bei Gehaltserhöhungen. Richtig Kasse macht aber, wer wechselt: War früher ein Aufschlag von 10% üblich, sind es heute 15% bis 20%. Selbst 30% oder 40% sind kein Ding der Unmöglichkeit. Manch ein Chef zieht da lieber die Reißleine und befördert jemanden aus den eigenen Reihen.

Ein Investmentmanager mit mindestens fünf Jahren relevanter Berufserfahrung verdient inklusive Boni im Median 135.000 Euro im Jahr. Im Median heißt: Die eine Hälfte der Senior-Investmentmanager verdient mehr, die andere weniger. Damit ist der Investmentmanager in der Immobilienbranche der absolute Spitzenverdiener unter den Spezialisten - Führungskräfte einmal außen vor gelassen (siehe die Grafik auf dieser Seite).Das haben die Personalberatungen Kienbaum und Heuer Karriere für den ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss herausgefunden. Am unteren Ende der Gehaltsrangliste der Spezialisten mit mehr als fünf Jahren Berufserfahrung finden sich u.a. Bauzeichner mit einem Median von 53.000 Euro. Besser gestellt sind Facility- und Property-Manager (66.000 Euro).

Bei den Spezialisten mit zwei bis fünf Jahren Berufserfahrung liegen Fachanwälte mit einem Jahresgehalt von ca. 90.000 Euro im Median an der Spitze. Dicht dahinter mit 87.000 Euro: die Fondsmanager. Rang drei belegen die Asset-Manager für Einzelhandelsimmobilien mit 85.000 Euro brutto im Jahr. Die Vergütungsexperten haben auch die Bestandsgehälter von Junior-Spezialisten mit weniger als zwei Jahren relevanter Berufserfahrung abgefragt. Das Trio der Topverdiener setzt sich hier aus Asset-Managern, Investmentmanagern und Risikomanagern zusammen. Diese verdienen rund 70.000 Euro im Jahr, Grundgehalt plus Variable. Am bescheidensten fallen die Lohnzettel von Forderungsmanagern, Facility- und Property-Managern aus: Diese Mitarbeiter müssen sich mit rund 34.000 Euro begnügen - mit halb so viel wie die Spitzenverdiener also.

Die Topverdiener unter den Führungskräften der ersten Führungsebene - also direkt unterhalb des Vorstands bzw. der Geschäftsführung - sind der Leiter Projektentwicklung mit 240.000 Euro im Median (Fixum inklusive Variable), gefolgt vom Leiter (Bau-)Projektmanagement/Projektsteuerung mit 228.000 Euro. Drittplatzierter mit einem gewissen Abstand ist der Leiter Finanzen und Rechnungswesen (193.000 Euro). Die oberen Führungskräfte mit den geringsten Gehältern sind der Leiter Controlling mit 132.000 Euro vor dem Leiter Unternehmenskommunikation mit 123.100 Euro und dem Leiter Facility-Management/ Property-Management mit 120.400 Euro.

Wer sein eigenes Salär nun mit den genannten Zahlen zu vergleichen beginnt, dem sei gesagt, dass dieser Vergleich hinken könnte. Art und Größe des Unternehmens, Branchensegment, Geschäftsmodell, Standort - all diese Faktoren sorgen bei der Vergütung für "deutliche Unterschiede, insbesondere nach oben", erklärt Julia Leitl-Civan, Senior Manager für Compensation & Performance Management bei Kienbaum.

Die größten Vergütungsunterschiede unter den Spezialisten mit fünf Jahren und mehr Berufserfahrung in der jeweiligen Funktion machen die Personalberater in der Gruppe der Projektentwickler, -manager und -leiter aus: Hier liegt der Median bei 110.900 Euro. Das obere Quartil beträgt 125.000 Euro, das untere Quartil 84.100 Euro. Das bedeutet: Die 25% der Senior- Projektentwickler mit den höchsten Gehältern kommen auf ein Jahresgehalt von über 125.000 Euro, die 25% mit den geringsten Gehältern in dieser Gruppe verdienen weniger als 84.100 Euro. Ähnlich weit ist die Gehaltsspanne bei den Senior-Vermietungsmanagern. Sie reicht, bei einem Median von 80.000 Euro, von 58.000 Euro bis 97.000 Euro.

Die Personalberater klopften für ihren "Clubbenchmark Real Estate 2021" exakt 14.207 Gehaltsdatensätze aus 20 Unternehmen aus allen möglichen Bereichen der Immobilienwirtschaft ab. Die Datensätze verteilen sich auf 91 Funktionen vom Vorstand bzw. der Geschäftsführung bis zum Sachbearbeiter bzw. der Sachbearbeiterin. Die Daten wurden im Juli und August 2021 erhoben. Berücksichtigt wurde die Grundvergütung für 2021 sowie die im vergangenen Jahr für das Jahr 2020 ausbezahlte variable Vergütung.

Bei den erhobenen Zahlen handelt es sich um die Gehaltsspannen für Bestandsmitarbeiter. "Für Neueinstellungen gelten diese Werte nicht, hier werden seit einiger Zeit deutlich höhere Werte aufgerufen", betont Kienbaum-Vergütungsexpertin Leitl-Civan. Ihr Kollege Oliver Rüsing präzisiert: "Früher war ein Plus von 10% für Wechsler üblich. Heute sind es in der Regel 15% bis 20%. Selbst 30% oder 40% sind - abhängig von der Dringlichkeit der Besetzung und der Ausgangsbasis - nicht unmöglich."

Die Gründe sind vielfältig: Sie reichen von begrenzter Wechselwilligkeit (weil es seit zehn Jahren in der Immobilienbranche so gut läuft und auch Corona keine echte Delle hinterlassen hat) über den sprichwörtlichen Fachkräftemangel (vor allem bei Führungskräften, Digitalisierungsexperten und Jobs rund um die Projektentwicklung) bis hin zu einer gewissen Selbstüberschätzung all derer, die weder Dotcom- noch Finanzkrise erlebt haben.

Selbst Young Professionals mit weniger als zwei Jahren relevanter Berufserfahrung strotzen in Gehaltsverhandlungen bei Neueinstellungen nur so vor Selbstbewusstsein. "Hier sind in den Gehaltsforderungen Steigerungen von bis zu 40% gegenüber den Vergleichswerten von vor drei bis vier Jahren beobachtbar", sagt Leitl-Civan. Ein etwas zu gesundes Selbstbewusstsein legen aber nicht nur Nachwuchskräfte an den Tag. Der Boom der Immobilienmärkte "kann bei einigen Führungskräften auch zu einer Überschätzung der eigenen Fähigkeiten führen, z.B. durch Entwicklungswünsche vom Senior Asset-Manager zum Geschäftsführer Assetmanagement".

"Der Kandidat hätte das Gehaltsgefüge zerschossen"

Die Unternehmen gehen die saftigen Gehaltsforderungen mit, "weil der Schaden, der entsteht, wenn z.B. Projekte nicht realisiert werden können, im Zweifel größer ist als der hohe Preis, den sie für hart umkämpfte Kandidaten mit dem benötigten Track-Record zahlen müssen", erklärt Rüsing. Diese Logik hat aber ihre Grenzen. So riet Thomas Flohr, Managing Partner bei Bernd Heuer Karriere, einem Kunden aus dem Bereich Projektentwicklung nach langer Suche letztlich davon ab, die Leitung einer neu gegründeten Niederlassung in Düsseldorf mit einer externen Führungskraft zu besetzen. Stattdessen wurde jemand aus den eigenen Reihen befördert. "Ein Kandidat von außerhalb hätte das Gehaltsgefüge zerschossen. Die Gehaltssprünge bei einem Wechsel sind der Entwicklung der Bestandsgehälter enteilt - das steht in keinem Verhältnis mehr und treibt viele Entscheider in der Branche um."

Zwar erhöhen die Unternehmen die Gehälter ihrer vorhandenen Mitarbeiter laut Leitl-Civan "dieses Jahr durchschnittlich um 4% bis 5%, um die Inflation zumindest partiell zu kompensieren", während das Plus in den beiden Vorjahren im Schnitt nur bei 2% lag. Doch die Sprünge, die Neuzugänge machen können, "können unsere Mandanten nicht im kompletten Unternehmen abbilden", sagt Flohr. Sie lassen Leistungsträgern deshalb andere Benefits angedeihen. "Das fängt mit der Kinderbetreuung an, geht über vegane Gerichte in der Kantine bis hin zu mehr Flexibilität - den inzwischen obligatorischen ein bis zwei Tagen Homeoffice die Woche. Das alles ist auch ein Schutz gegen Abwerbeversuche, die bei erfolgskritischen Mitarbeitern und Führungskräften praktisch auf der Tagesordnung stehen."

Harald Thomeczek

Nicht ohne meine "License to operate"

Abschlussszene des Clips, mit dem Drees & Sommer sein Movens verfilmt hat.

Abschlussszene des Clips, mit dem Drees & Sommer sein Movens verfilmt hat.

Quelle: Drees & Sommer

Karriere 08.10.2020
Harald Thomeczek

Lukrative Gehaltspakete

Die Gehaltspakete in der Immobilienbranche sind zwar unterschiedlich groß - ganz kleine gibt es allerdings nicht.

Die Gehaltspakete in der Immobilienbranche sind zwar unterschiedlich groß - ganz kleine gibt es allerdings nicht.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: yang; IZ-Montage

Karriere 29.08.2019
Der Höhenflug der Immobilienwirtschaft dauert an. Das lässt sich an den Gehältern ablesen, die Fachkräfte und Führungspersonal verdienen. Eine Studie von Kienbaum und dem Zentralen ... 

Der Höhenflug der Immobilienwirtschaft dauert an. Das lässt sich an den Gehältern ablesen, die Fachkräfte und Führungspersonal verdienen. Eine Studie von Kienbaum und dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA), die der Immobilien Zeitung exklusiv vorliegt, gibt Aufschluss über branchenübliche Vergütungen.

Die historischen Niedrigzinsen haben die Immobilienmärkte beflügelt und Investoren rund um den Globus nach Deutschland gelockt. Mit der künstlich angekurbelten Nachfrage nach Immobilienprodukten ist auch die Nachfrage nach den Leistungen von Projektentwicklern, Vermögensverwaltern oder Fondsmanagern gestiegen. Und mit ihr der Preis für Personen, die diese Leistungen erbringen.

"Die Branche befindet sich in einem enormen Aufschwung. Das schlägt sich in den Gehältern nieder, insbesondere in den variablen Anteilen. Viele Unternehmen befinden sich in einem extremen Wachstum, gerade in der Projektentwicklung", sagt Philipp Fank, Vergütungsexperte bei Kienbaum. Die Personal- und Managementberatung hat in den vergangenen Monaten zusammen mit dem ZIA eine Umfrage unter Immobilienunternehmen zum Themenkomplex Vergütung durchgeführt. Rund 20 Unternehmen haben 8.207 Datensätze für 88 abgefragte Positionen beigesteuert.

Laut der Kienbaum-Studie sind die Gehälter in der Immobilienbranche von 2018 auf 2019 im Durchschnitt um 3,4% gestiegen. "Das ist ein realistischer Wert, der leicht über anderen Branchen liegt", sagt Kienbaum-Berater Fank. Er spricht von gutem, aber nicht übertriebenem Wachstum: "Die Unternehmen warten nicht mit überproportional hohen Gehaltserhöhungen auf."

Allerdings, räumt Fank ein, sei nicht auszuschließen, dass die teilnehmenden Unternehmen sich an dieser Stelle nur auf die Entwicklung der Grundgehälter beziehen und die variablen Vergütungsanteile ausklammern - die in der Immobilienbranche traditionell jedoch eine große Rolle spielen, insbesondere bei sehr erfahrenen Spezialisten, z.B. in der Projektentwicklung oder im Investment-Management. Und in Zeiten wie diesen, wo viele Immobilienunternehmen gute Geschäfte machen, dürften die Boni deutlich stärker zulegen als die Grundgehälter. Fast alle Personen auf Leiterebene und ca. drei Viertel der Spezialisten erhalten der Studie zufolge eine kurzfristige variable Vergütung, die eine einjährige Bemessungsgrundlage hat bzw. zu einer einjährigen Auszahlung führt.

Die leistungsabhängigen Gehaltsanteile machen ein nicht zu vernachlässigendes Stück vom Kuchen aus. Bei Führungskräften entfällt laut der Erhebung mehr als ein Viertel (27%) vom Gesamtgehalt auf die variable Vergütung. Bei Fachkräften bzw. Spezialisten sind es ebenfalls nicht unerhebliche 15%. Diese Prozentangaben zur variablen Vergütung sind Durchschnittswerte. Im Einzelfall können die Boni-Anteile deutlich höher liegen. "In der Branche geht viel über Boni", stellt Fank fest.

Boni spielen eine große Rolle in der Immobilienbranche

"Variable Vergütungsmodelle sind in den Bereichen Leasing und Transaktion ausgeprägter als in den Bereichen Asset-Management oder Controlling", berichtet Michael Harter, geschäftsführender Gesellschafter von Westwind Real Estate Executive Search. Kämen in den beiden erstgenannten Bereichen 30% bis 40% des Fixgehalts als Bonus obendrauf, seien in den beiden anderen Sparten eher 10 bis 25% üblich. Nicht zu vergessen: "Mit einer steigenden Führungs- bzw. Leitungsverantwortung steigt auch der variable Anteil." Auf der Geschäftsführungsebene betrage er nicht selten sogar 60 bis 100%.

Die von Kienbaum und ZIA ermittelten Zahlen zeigen auch: Studierte Immobilienexperten können schon in jungen Jahren gutes Geld in Bereichen wie der Projektentwicklung oder dem Fondsmanagement verdienen. In wenigen Jahren sind eminente Gehaltssprünge möglich. Und die Bandbreite der Gehälter ist gewaltig.

Fondsmanager verdienen schon in jungen Jahren ziemlich gut

Zu den besonders lukrativen Jobs unter Fachkräften (ohne Leitungsfunktion) zählt die Tätigkeit des Fondsmanagers. Schon Nachwuchskräfte mit maximal zwei Jahren Berufserfahrung verdienen laut der Kienbaum-Untersuchung im Fondsmanagement im Median 73.600 Euro. Diese Summe gibt das jährliche Bruttojahresgehalt inklusive möglicher variabler Anteile wieder. Fondsmanager, die zwischen zwei und fünf Jahren Berufserfahrung angehäuft haben, kommen im Mittel auf 86.400 Euro. Bei Fondsmanagern, die mehr als fünf Jahre Erfahrung in die Waagschale werfen können, kratzt der Median mit 98.500 Euro an der Sechsstelligkeit.

Der Median ist nicht zu verwechseln mit dem arithmetischen Durchschnitt. Er ist vielmehr der Wert, der das Teilnehmerfeld in zwei Hälften teilt. Heißt hier: Die eine Hälfte der sehr erfahrenen Fondsmanager verdient mehr als 98.500 Euro, die andere weniger. Ausreißer fallen auf diese Weise - anders als beim mathematischen Mittelwert - nicht so sehr ins Gewicht.

Die Immobilienwirtschaft ist ein weites Feld, die Bezahlung fällt sehr unterschiedlich aus. So verdienen Hausmeister im Median 37.000 Euro im Jahr. Sachbearbeiter kommen auf 42.400 Euro. Property- bzw. Facility-Manager liegen deutlich darüber, gehören mit 57.700 Euro aber noch lange nicht zu den Tops of the Pops. In diese Gefilde stoßen schon eher die Developer vor: Die Gruppe der Projektentwickler, -manager und -leiter erzielt inklusive Boni im Median ein Gesamtgehalt von 64.300 Euro. Bauleiter, Bauprojektleiter und Baumanager liegen mit 66.000 Euro auf Augenhöhe. Für Asset-Manager müssen Firmen schon ein paar Schippen drauflegen: 76.000 Euro. Und Fondsmanager sind, wie die Mediane zeigen, deutlich teurer.

Leitende Positionen sind der Studie zufolge deutlich höher dotiert: Mit der Verantwortung für Personal und Budget wächst im Allgemeinen auch die Bezahlung. So kommen (Team-)Leiter im Baumanagement bzw. Oberbauleiter auf 113.900 Euro, Leiter im Asset-Management verdienen 123.500 Euro, Leiter Finanzen & Rechnungswesen bringen es auf 131.400 Euro. Zu den Topverdienern gehören der Untersuchung zufolge Leiter im Vermietungsmanagement mit 151.400 Euro.

Die Studie hat nicht nur Median-Gehälter zu bieten. Die beiden Felder, die durch die Bildung eines Medianwerts entstehen, lassen sich durch sogenannte Quartile ebenfalls in zwei gleich große Felder unterteilen. So zeigt sich die Bandbreite der Gehälter, die sich je nach Tätigkeit, Erfahrungsstufe, Unternehmen etc. auffächern.

Breite Vergütungskorridore innerhalb der Berufsgruppen

Beispiel Fondsmanager mit über fünf Jahren Berufserfahrung: Die Bestverdiener - die oberen 25% also - streichen mehr als 102.200 Euro ein, während die unteren 25% sich mit weniger als 73.100 Euro zufriedengeben müssen. Bei Bauleitern mit einem mittleren Erfahrungshorizont (zwei bis fünf Berufsjahre) beträgt das untere Quartil 63.200 Euro - das obere Quartil liegt mit 89.500 Euro fast 50% höher. Und bei den Projektentwicklern liegen die weniger gut dotierten Youngster (keine bis zwei Jahre Berufserfahrung) unter 46.100 Euro, während für Nachwuchskräfte in der Spitze mehr als 61.100 Euro möglich sind.

Dieses Beispiel zeigt: Berufseinsteiger und Young Professionals verdienen in der Immobilienbranche ziemlich gut, aber nicht übertrieben üppig. Über alle Positionen bzw. Tätigkeitsfelder hinweg erhalten Junior-Mitarbeiter im Median 51.800 Euro. Die Studenten, die sich an der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) beteiligt haben, liegen mit ihren Gehaltserwartungen also nicht so falsch ("Der Nachwuchs will mehr vom Kuchen", IZ 21/2019). Sie wollen nach dem Studienabschluss im Schnitt rund 49.900 Euro von ihrem künftigen Arbeitgeber fordern.

Studenten wissen, was sie wert sind

Da die Kienbaum-Kategorie der Junioren in der aktuellen Gehaltsanalyse nicht nur Einsteiger, sondern auch Young Professionals mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung umfasst, dürften die in der IZ-Umfrage geäußerten Erwartungen des studierenden Nachwuchses allenfalls leicht überzogen sein. Die Bandbreite der Juniorengehälter reicht im Wesentlichen von ca. 45.000 bis 55.000 Euro, "mit Boni sind vielleicht 60.000 möglich", verrät Kienbaum-Berater Fank. "Einstiegsgehälter von mehr als 60.000 Euro sind uns nicht aufgefallen", die Gehälter für Einsteiger seien "lukrativ", bewegten sich aber "nicht in einem extrem hohen Bereich".

Mit der Berufserfahrung und den Aufgaben wächst auch das Gehalt. Spezialisten, die bis zu fünf Jahre Erfahrung angehäuft haben, kommen laut Kienbaum-Studie über alle Bereiche hinweg im Median auf 62.100 Euro. Kollegen aus allen Berufsgruppen mit mindestens fünf Jahren einschlägiger Erfahrung bringen es im Median auf 85.100 Euro.

Pauschalwerte sind jedoch im Einzelfall nicht allzu aussagekräftig: Die Gehälter in der Immobilienbranche differieren stark nach Faktoren wie dem Tätigkeitsfeld, dem Erfahrungs- sowie dem Verantwortungsgrad, den konkreten Aufgaben, der wirtschaftlichen Lage, dem Unternehmen (Umsatzgröße, Mitarbeiteranzahl usw.) oder dem Standort des Unternehmens etc.

"Riesenanstieg" bei technischen Positionen

"Die Gehälter in der Immobilienbranche steigen grundsätzlich an", sagt Inga Beyler, Managing Partner von Bernd Heuer Karriere. Vor allem bei technischen Positionen rund um die Realisierung von Baumaßnahmen, nimmt Beyler einen "Riesenanstieg" wahr. In den vergangenen zwei, drei Jahren seien die Gehälter in diesem Bereich "gefühlt um die 15%" geklettert. Insbesondere "die Forderung nach höheren Fixgehältern" sei "lauter" geworden.

Beylers Beispiel sind Bauleiter. Vor zwei bis drei Jahren verdienten diese noch um die 60.000 Euro im Jahr. Seitdem ein Run auf technische Positionen ausgebrochen ist, sind 70.000 Euro normal - und in der Spitze sogar 80.000 bis 85.000 Euro drin.

In puncto Boni kann Beyler die große Bedeutung variabler Vergütungsbestandteile nur unterstreichen: "Je verantwortungsvoller die Position und je ausgeprägter der unternehmerische Ansatz sind, desto höher wird der variable Anteil." Nach ihrer Erfahrung kann er bis zu einem Drittel oder mehr des Gesamtsalärs ausmachen.

Fürstliche Gehälter in der Königsdisziplin

Bei einem Projektentwickler, der mindestens fünf Jahre dabei ist und seine Rolle komplett eigenständig ausfüllt, kann sich zum Fixgehalt, das Beyler zwischen 85.000 und 120.000 Euro verortet, ein Bonus von 30.000 bis 60.000 Euro gesellen. "Die Projektentwicklung gilt nicht umsonst als Königsdisziplin der Immobilienwirtschaft. Wenn der Projektentwickler in den ersten Leistungsphasen einen Fehler macht, kann es der Projektleiter in der Realisierung nur noch schwerlich auffangen. Die Annahmen des Projektentwicklers entscheiden maßgeblich über Erfolg oder Misserfolg der Entwicklung - die Wertschöpfung in dieser Position ist immens."

Auch bei Investment-Managern kann der variable Anteil kräftig zu Buche schlagen. Beyler hält hier 100.000 bis 130.000 Euro fix plus - je nach Erfolg - einen Bonus von 40.000 bis 60.000 Euro für realistisch. Investment-Manager, die über das für eine gelungene Transaktion ausschlaggebende Kontaktnetzwerk verfügen und Offmarketdeals beschaffen, seien zurzeit sehr gefragt am Markt.

Nicht ganz so ausgeprägt sind Boni laut Beyler im Fondsmanagement. Hier reiche die übliche Bandbreite der Jahresfestgehälter nach Beylers Erfahrung von etwa 80.000 bis 110.000, 120.000 Euro. Variabel kämen vielleicht noch 20.000 Euro hinzu. Im Asset-Management sieht sie die Spanne bei "Professionals, die ihren Beruf vollends ausfüllen", bei 80.000 bis 100.000 Euro fix und 20.000 bis 40.000 Euro variabel.

"Eigentlich müsste man für jede Firma eine eigene Benchmark durchdeklinieren"

Wer sich nun fragt, ob sein eigenes Gehalt angemessen ist, sei gewarnt: Aggregierte Gehaltszahlen für die Immobilienwirtschaft sind stets mit Vorsicht zu genießen. "Positionsbezeichnungen sind in der Immobilienbranche nicht geschützt. Hinter einem bestimmten Schlagwort wie Asset-Manager verbirgt sich eine ganze Bandbreite an Verantwortungsgraden, Tätigkeitsbereichen und konkreten Aufgaben", erklärt Beyler. "Es gibt zwar ein Grundverständnis in der Branche, aber die Unternehmen haben unterschiedliche Vorstellungen von Positionsbezeichnungen, und am Ende stellt da jedes Unternehmen seine eigenen Regeln auf. Der Asset-Manager z.B. kann mal in Richtung Property-Management, mal in Richtung Portfoliomanagement ausschlagen. Eigentlich müsste man für jedes Unternehmen eine eigene Benchmark durchdeklinieren."

Großzügige Firmenwagenregelung

So sehr die Saläre von Profession zu Profession, von Position zu Position und von Firma zu Firma abweichen mögen, festzuhalten bleibt: Der gute Lauf der Immobilienbranche hält an, und davon profitieren die Beschäftigten, wie die Kienbaum-Studie belegt. Das zeigt sich auch an der, so Fank, "sehr großzügigen Firmenwagenregelung in vielen Häusern". So kommen nicht nur neun von zehn leitenden Angestellten und mehr als die Hälfte der Spezialisten in den Genuss eines Firmenwagens, auch beim Anschaffungsbudget lassen sich die Firmen nicht lumpen. Spezialisten fahren im Median einen Dienstwagen für 46.000 Euro, und auf Führungsebene sind die vom Arbeitgeber bezuschussten Automobile im Median 55.000 Euro wert.

Lesen Sie zu diesem Thema auch den Kommentar "Es gibt keine Schwacke-Liste für Immobilienprofis".

Mehr als 8.000 Gehaltsdatensätze

Für den "Real Estate Compensation Benchmark 2019" von Kienbaum und ZIA haben rund 20 Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft 8.207 Datensätze für 88 abgefragte Positionen beigesteuert: Führungskräfte, Spezialisten und Sachbearbeiter. Die Gehaltsdaten wurden allesamt auf Individualebene erhoben. Es handelt sich also nicht um Durchschnittswerte, sondern um aktuelle Ist-Gehälter.

Vier von fünf (81%) der teilnehmenden Unternehmen verdienen ihr Geld mit Gewerbeimmobilien. Ebenfalls 81% mischen bei Wohnimmobilien mit. Mit Einzelhandelsimmobilien, einer Unterkategorie der Gewerbeimmobilien beschäftigen sich knapp zwei Drittel (63%). Bei 13% der Teilnehmer handelt es sich um "Non Property Companies", also Konzerne mit einem großen Immobilienportfolio (Miete/Eigentum).

Das Teilnehmerfeld setzt sich aus unterschiedlich großen und unterschiedlich umsatzstarken Firmen zusammen: So zählen 28% der Unternehmen über 400 Mitarbeiter, 44% fallen in die Kategorie 100 bis 400 Mitarbeiter, und 28% haben weniger als 100 Leute. Was den Umsatz angeht, liegen 22% im Bereich 100 Mio. bis 250 Mio. Euro. Weitere 28% landen unter der 100-Mio.-Euro-Schwelle, dafür knacken 33% die 250-Mio.-Euro-Marke. Eine Minderheit (17%) macht keine Umsatzangabe. hat

Harald Thomeczek

Christoph Hartmann

Christoph Hartmann ist mit seiner Frau Bianca fast neun Jahre lang verheiratet.

Christoph Hartmann ist mit seiner Frau Bianca fast neun Jahre lang verheiratet.

Urheber: Christoph Hartmann

Karriere 30.05.2019
Er hätte gerne mehr Zeit für Familie, Karneval und Jakobsweg. Doch Christoph Hartmann (46) ist voll ausgelastet als Managing Partner und Geschäftsführer bei der internationalen Unternehmens- ... 

Er hätte gerne mehr Zeit für Familie, Karneval und Jakobsweg. Doch Christoph Hartmann (46) ist voll ausgelastet als Managing Partner und Geschäftsführer bei der internationalen Unternehmens- und Personalberatung Deininger. Sein Weg dorthin war untypisch. Zunächst machte Hartmann eine Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann, studierte dann internationale Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Hotel- und Tourismusmanagement in Dortmund, London und auf Hawaii. In der Beratung bei Kienbaum sammelte Hartmann erste Berufserfahrung, mit dem Segment Immobilie und Bau kam er erstmals 2005 bei Heidrick & Struggles in Kontakt. Über die Station Odgers Berndtson gelangte er 2014 zu Deininger. In der Freizeit treibt Hartmann Sport, liest und kocht.

Wo wohnen Sie zurzeit?

Ich wohne mit meiner Familie in einer Doppelhaushälfte zur Miete in Neuss. Wir leben in einem sehr grünen, ruhig gelegenen Wohnviertel mit Anschluss an Wald und Feld einerseits, aber auch mit schnellem Weg in die Neusser Innenstadt. Das sind etwa fünf Minuten per Fahrrad. Wir haben sehr nette Nachbarn, wohnen sehr kinder- und familienfreundlich und fühlen uns dort sehr wohl.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz im Haus?

Wir haben einen ausgebauten Dachstuhl, der einerseits ein Gästezimmer und andererseits mein Büro beziehungsweise mein Zimmer beherbergt. Dort fühle ich mich unter der Dachschräge sehr wohl, genieße den wunderbaren Blick über unser Wohnviertel, das viele Grün, und habe dort ein gemütliches Refugium.

Was stört Sie in der Immobranche?

Innerhalb der Immobilienbranche stört mich eigentlich relativ wenig. Mich stört - wenn überhaupt - das verhältnismäßig schlechte Image, das die Branche immer noch genießt im Vergleich zu anderen Branchen. Hierzu habe ich auf der Beratungsplattform, auf der ich mich jetzt bewege, einen ganz guten Überblick.

Und was finden Sie besonders gut?

Da ich in früheren Jahren auch auf andere Branchen fokussiert war, finde ich die familiäre Atmosphäre auf Branchenevents und die übersichtlichen Charaktere der Branche an sich besonders gut.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Koch und/oder Restaurantbesitzer.

Welches Gebäude würden Sie in Deutschland gerne abreißen?

Es gibt so das eine oder andere sehr hässliche Hochhausgebäude aus den 60er, 70er, manchmal auch 80er Jahren.

Was bringt Sie auf die Palme?

Unzuverlässigkeit, Ungerechtigkeit und Unehrlichkeit - beruflich wie privat.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an ...?

... tolle Sonnenuntergänge, hervorragende kreolische und französische Küche, wunderbare Landschaft.

Welche kürzlich besuchte Veranstaltung hat Ihnen besonders gut gefallen?

Die Sonderausstellung zum 350. Todestag von Rembrandt in Amsterdam und das eine oder andere Fußballspiel im Stadion.

In welcher Bar, Diskothek, welchem Restaurant kann man Sie häufiger antreffen?

Meistens in einem guten Restaurant, das Spitzweg in Neuss.

Und mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie dort gerne einmal einen Abend verbringen?

Mit Emmanuel Macron und mir dabei erklären lassen, wie er die fast unlösbare Aufgabe, Frankreich zu modernisieren, erfolgreich zu Ende bringen will.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Fast alles aus der französischen und vor allen Dingen bretonischen Küche.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Manchmal die Dienstleistungsorientierung in Restaurants, die ich in Deutschland auch gerne sehen würde.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben - welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich würde das Geld einem guten und karitativen Zweck zukommen lassen und somit anderen Menschen einen Traum erfüllen.

IZ

Kienbaum und ZIA loten Branchengehälter aus

Sekt oder Selters: Wie gut werden Führungskräfte, Experten und Sachbearbeiter in der Immobilienbranche bezahlt?

Sekt oder Selters: Wie gut werden Führungskräfte, Experten und Sachbearbeiter in der Immobilienbranche bezahlt?

Quelle: Fotolia.com, Urheber: Thomas Reimer

Karriere 19.03.2019
Die Personalberatung Kienbaum und der Branchenverband Zentraler Immobilien Ausschuss (ZIA) starten eine Umfrage zu Gehältern in der deutschen Immobilienwirtschaft. Angesprochen fühlen ... 

Die Personalberatung Kienbaum und der Branchenverband Zentraler Immobilien Ausschuss (ZIA) starten eine Umfrage zu Gehältern in der deutschen Immobilienwirtschaft. Angesprochen fühlen sollen sich Immobilienunternehmen aller Art - und nicht nur diese. Die Befragung läuft bis Ende Mai.

Für den "Real Estate Compensation Benchmark" fragen Kienbaum und ZIA Festgehälter, Zielvergütung und tatsächlich erreichte Boni ab. Die Bandbreite reicht von Führungskräften über Fachkräfte bis hin zu Sachbearbeitern. Daten beisteuern können sowohl klassische Immobilienunternehmen als auch Unternehmen, deren Kerngeschäft sich nicht um Immobilien dreht, die aber eigene Immobilienprofis beschäftigen. Die teilnehmenden Firmen sollen jede Position anonymisiert, aber einzeln erfassen und keine Durchschnittswerte angeben. Beschäftigte können nicht mitmachen.

Was verdienen Centermanager?

Willkommen sind alle Assetklassen: Gewerbe, Einzelhandel und Wohnen. Auf den Bereich Handelsimmobilien legen die Autoren der Studie ein besonderes Augenmerk, "da sich Retailimmobilien hinsichtlich ihrer Komplexität und den spezifischen Funktionen von anderen Gewerbeimmobilien wesentlich unterscheiden. Und da dort Funktionen vorhanden sind, die es bei anderen Immobilienarten nicht gibt, z.B. Centermanager", erklärt Philipp Fank, Consultant bei Kienbaum.

Die Onlinebefragung läuft bis zum 31. Mai 2019. Für die Teilnahme an der Umfrage nutzen Interessenten folgenden Link: https://shop.kienbaum.com/club-survey-real-estate. Das unterzeichnete Anmeldeformular senden sie postalisch oder per E-Mail an Kienbaum zurück (recb@kienbaum.de).

Wer Vergleichsdaten will, muss auch eigene Zahlen beisteuern

Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Juni 2019 veröffentlicht. Alle Teilnehmer erhalten im Nachgang eine kurze Ergebnispräsentation und einen einjährigen Zugang zum Club-Survey-Tool des Kienbaum Compensation Survey (Onlinevergütungsdatenbank). Die anonymisierten Vergütungsdaten sind nur für den Teilnehmerkreis zugänglich, betont Markus Amon, Head of Real Estate bei Kienbaum in Frankfurt. Sie können über den exklusiven Onlinezugang für eigene Auswertungen in der Vergleichsgruppe genutzt werden.

ZIA und Kienbaum haben vor zwei Jahren schon einmal Gehälter, die in der Immobilienwirtschaft gezahlt werden, unter die Lupe genommen. Damals stand aber die Vergütung von Führungskräften aus der zweiten Reihe im Fokus.

Die Immobilien Zeitung ist Medienpartner des diesjährigen Real Estate Compensation Benchmarks

Harald Thomeczek

Mehr Geld für Immovorstände

Karriere 29.03.2018
Vorstände von Wohnungs- und Immobilienunternehmen verdienen im Schnitt 318.900 Euro. Jedenfalls, wenn man Dax, M- und SDax weglässt. ... 

Vorstände von Wohnungs- und Immobilienunternehmen verdienen im Schnitt 318.900 Euro. Jedenfalls, wenn man Dax, M- und SDax weglässt.

Das geht aus der aktuellen Vergütungsstudie von Kienbaum hervor. Die Personalberatung Kienbaum durchforstete die Geschäftsberichte von 1.102 deutschen Unternehmen aus allen möglichen Branchen nach Gehaltsdaten. Bei diesen Unternehmen handelte es sich vor allem um Aktiengesellschaften. Daneben wurden auch große Unternehmen anderer Rechtsformen, z.B. GmbHs, berücksichtigt, wenn sie im Geschäftsjahr 2016 - bzw. 2015/2016 oder 2016/2017 - mehr als 250 Mio. Euro umgesetzt oder mindestens 1.000 Mitarbeiter beschäftigt hatten. Die Vergütung der Vorstände von Unternehmen aus dem Dax, MDax und SDax im Berichtsjahr 2016 werden für eine separate Studie ausgewertet.

Der besagte Durchschnittswert von 318.900 Euro in der Gruppe Wohnungswirtschaft/Immobilien bezieht sich auf 38 Unternehmen. Insgesamt tauchen in der Studie in der Kategorie Wohnungswirtschaft/Immobilien 43 Unternehmen auf, doch für fünf von ihnen liegen keine Vergleichsdaten für das Vorjahr vor. Darunter befinden sich u.a. viele Wohnungsbaugesellschaften wie ABG aus Frankfurt, Saga aus Hamburg, GAG aus Köln oder Gewobag aus Berlin, Gewerbe-AGs wie Demire sowie Bauträger bzw. Projektentwickler wie CD Deutsche Eigenheim oder Isaria Wohnbau. Im Jahr 2015 hatten die Vorstände, für die es Vergleichszahlen gibt, pro Kopf noch 302.100 Euro erhalten. Der für 2016 errechnete Wert bedeutet also eine durchschnittliche Steigerung von 6,5% (auf Grundlage der Einzelwerte). Geklettert ist vor allem die variable Vergütung.

Das Feld der Immobilienunternehmen ist sehr heterogen: So reicht die Zahl der Mitarbeiter von einigen wenigen Köpfen bis zu mehr als 900 Leuten. Beim Jahresumsatz reicht die Bandbreite von ein paar Milliönchen bis zu einer knappen Milliarde. Und der Jahresüberschuss erstreckt sich von einem Fehlbetrag von 144 Mio. Euro bis zu einem Plus von 150 Mio. Euro. Die Gesamtdirektvergütung des Vorstands bewegte sich pro Kopf zwischen 72.000 Euro und 1,3 Mio. Euro. Die drei Unternehmen mit den höchsten Steigerungsraten sind in dieser Reihenfolge: Verianos Real Estate, Gateway Real Estate sowie an dritter Stelle gemeinsam Hahn-Immobilien und Eyemaxx Real Estate. Bei drei dieser Unternehmen lag die Vergütung des Vorstands bzw. der Vorstände im Schnitt (deutlich) über dem Durchschnitt, ein Unternehmen unterschritt diesen Wert.

Harald Thomeczek

Immobilien-AGs glänzen mit einfallsloser Entlohnung

Vorstandsgehälter steigen oder sinken u.a. mit dem Aktienkurs - doch sollten sich diese nicht auch an anderen Parametern bemessen?

Vorstandsgehälter steigen oder sinken u.a. mit dem Aktienkurs - doch sollten sich diese nicht auch an anderen Parametern bemessen?

Quelle: istockphoto.com, Urheber: ismagilov

Karriere 03.08.2017
Die Vergütung von Vorständen bemisst sich nur an rückwärtsgewandten Kennziffern. Mit der zusätzlichen Orientierung an qualitativen Zielen wäre mehr gewonnen. ... 

Die Vergütung von Vorständen bemisst sich nur an rückwärtsgewandten Kennziffern. Mit der zusätzlichen Orientierung an qualitativen Zielen wäre mehr gewonnen.

Die Personalberatung Kienbaum schaut sich traditionell Jahr für Jahr die Entwicklung der Vorstandsvergütung in börsennotierten Unternehmen an. Diesmal hat man neben der Vergütungshöhe auch die Vergütungssysteme genauer betrachtet und festgestellt: Diese werden häufig noch nicht als Transformationshebel für Innovationen genutzt. Dabei zeigen Trendsetter, wie es gehen kann.

Sowohl die kurzfristige wie auch die langfristige variable Vergütung sind in der Regel an operativen Ergebniskennzahlen ausgerichtet, zeigt eine Analyse der MDax-Unternehmen. Bei der langfristigen variablen Vergütung wird zudem häufig der Aktienkurs als weitere Kennzahl herangezogen.

"Die Grundstruktur der Vergütungssysteme in Dax und MDax hat sich in den letzten fünf Jahren nur langsam verändert. Gerade vor dem Hintergrund der digitalen Transformation, die fast alle Unternehmen vor enorme Herausforderungen stellt, ist das schon erstaunlich", findet Alexander von Preen, Geschäftsführer bei Kienbaum und verantwortlich für den Bereich Board Services. Und er fordert: "Die variable Vergütung sollte sich stärker an zukunftsorientierten Themen wie Innovation und Wachstum ausrichten!"

Kienbaum-Vergütungsanalyst Sebastian Pacher gibt ein Beispiel von einem Wirtschaftszweig, der hier schon recht weit ist: der Versicherungsbranche. Die Assekuranzen seien schon heute massiv von der Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle betroffen. Daher fänden sich in den Vorstandsvergütungssystemen großer Versicherungen, z.B. der Allianz, der Talanx oder der HannoverRück, "verstärkt auch qualitative Ziele, die auf Innovation und Digitalisierung abzielen". Und das hat auch seinen guten Grund, findet Pacher: "Wenn man Vorstände dazu bewegen möchte, wirkliche Treiber der Digitalisierung in ihren Unternehmen zu sein, können solche Ziele - als Ergänzung zu den finanziellen Zielen - aus unserer Sicht sehr sinnvoll sein."

Für die Immobilien Zeitung hat Pacher die Praxis in Immobilienunternehmen und Immobilienbanken im MDax - Aareal, pbb, Alstria Office, Deutsche Euroshop, Deutsche Wohnen, LEG sowie Hochtief - unter diesem Aspekt unter die Lupe genommen und festgestellt: Die variable Vergütung bemisst sich auch bei den aufgeführten Unternehmen größtenteils am Aktienkurs und an Ergebniskennzahlen wie dem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) oder den Funds from Operations (FFO).

"Das ist auch absolut in Ordnung und sinnvoll", kommentiert Pacher. Einerseits. Denn andererseits sind die Ergebniskennzahlen ja von Natur aus rückwärtsgerichtet und messen den Erfolg der Vergangenheit. "Gerade vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung und der Transformation vieler Branchen kann es aber sinnvoll sein, zukunftsorientierte Kennzahlen bei der Vergütung der Vorstände stärker zu berücksichtigen", mahnt der Vergütungsexperte an.

Ein Rezept, wie das gehen soll, gibt es jedoch nicht: Pacher selbst räumt ein, dass strategische Ziele, die die langfristige Entwicklung eines Unternehmens beschreiben und sich beispielsweise auf Innovation und Digitalisierung beziehen, "nicht immer eindeutig definierbar oder quantifizierbar" sind. Zukunftsbezogene, strategische Ziele müssten per se häufig offener formuliert und in einem ständigen Dialog zwischen Vorstand und Aufsichtsrat nachverfolgt werden. Aufsichtsräte machten es sich aber zu einfach, wenn sie sich aus diesem Grund auf reine Finanzkennzahlen zurückzögen.

Harald Thomeczek

Rolf Buch verdient dreimal so viel wie der Commerzbank-Chef

Rolf Buch.

Rolf Buch.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Frank Boxler

Karriere 28.03.2017
Vonovia-Vorstandsvorsitzender Rolf Buch hat im vergangenen Jahr eine Gesamtvergütung von rund 4,2 Mio. Euro erhalten. Im Vergleich aller 30 Dax-Häuptlinge landet Buch damit laut einer aktuellen ... 

Vonovia-Vorstandsvorsitzender Rolf Buch hat im vergangenen Jahr eine Gesamtvergütung von rund 4,2 Mio. Euro erhalten. Im Vergleich aller 30 Dax-Häuptlinge landet Buch damit laut einer aktuellen Analyse der Personalberatung Kienbaum auf Platz 20, zwischen Adidas-Chef Kasper Rorsted mit hochgerechneten 4,25 Mio. Euro und Oliver Bäte von der Allianz (3,9 Mio. Euro). Bestverdiener Bill McDermott von SAP verdiente 2016 rund 13,4 Mio. Euro und damit mehr als dreimal so viel wie Buch. Tabellenletzter ist Commerzbank-Chef Martin Zielke mit 1,48 Mio. Euro.

Kienbaum hat für seine Analyse die Festvergütung sowie die kurzfristigen und langfristigen variablen Vergütungsbestandteile addiert. Was die langfristigen Elemente angeht, wurden 2016 die tatsächlichen Zuflüsse berücksichtigt und nicht mehr, wie in den Analysen der Vorjahre, die gewährten Zuwendungen. Der Versorungsaufwand blieb außen vor.

Gehaltserhöhung von 2,78% für Rolf Buch

Für Rolf Buch bedeuten die so errechneten 4,2 Mio. Euro nur eine kleine Gehaltserhöhung in Höhe von 2,78% (2015: 4,1 Mio. Euro). Aber immerhin: Neun der 30 Dax-Vorstandschefs haben 2016 teils erheblich weniger verdient als im Vorjahr. So mussten die Chefs der Energieversorger RWE und E.ON, Rolf Martin Schmitz und Johannes Teyssen, Einbußen von 24% bzw. 17% hinnehmen. Nur gut jeder Zweite der 30 Herren, 17 an der Zahl, sah überhaupt eine Gehaltssteigerung.

Andererseits: Im Durchschnitt kletterten die Gesamtdirektvergütungen um satte 15% auf 4,9 Mio. Euro (2015: 4,4 Mio. Euro). Selbst ohne die beiden Spitzenverdiener von SAP und Daimler (Dieter Zetsche: 12,46 Mio. Euro) stiegen die Gesamtgehälter um 7% auf 4,6 Mio. Euro. Zurückzuführen waren die Gehaltssteigerungen vor allem auf die Langfristvergütungen. Die Grundgehälter blieben praktisch konstant.

Buchs Grundgehalt legte um 11% zu, variable Bestandteile bleiben konstant

Wie man es dreht und wendet: Das Grundgehalt von Vonovia-Chef Buch legte 2016, im Dax-Vergleich eher untypisch, um 11,1% auf eine 1 Mio. Euro zu. Die Short-term incentives notierten fast unverändert bei 694.800 Euro (2015: 693.000 Euro). Die Long-term incentives machten mit 2,53 Mio. Euro den größten Batzen an Buchs Gehalt aus. Anders als bei vielen der anderen 29 Dax-Vorstandschefs traten diese bei Buch damit auf der Stelle (2015: 2,51 Mio. Euro).

Im Vorjahr hatte Kienbaum die Dax-Gehaltsliga noch nach einer anderen Systematik berechnet. Damals landete Buch mit einer Gesamtvergütung von 2,86 Mio. Euro auf Platz 25. Wendet man für 2015 jedoch rückwirkend die neue Methodik an, hätte Buch im vergangenen Jahr mit 4,1 Mio. Euro Platz 17 belegt. Rang 20 in diesem Jahr würde also einen kleinen Abstieg für den Wohnungsmanager bedeuten.

Harald Thomeczek