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Vonovia-Bosse verdienen das 46fache

Für das Geld, das Vonovia-Chef Rolf Buch und seine Vorstandskollegen 2016 im Schnitt bekamen, müssen typische Mitarbeiter der AG 46 Jahre arbeiten.

Für das Geld, das Vonovia-Chef Rolf Buch und seine Vorstandskollegen 2016 im Schnitt bekamen, müssen typische Mitarbeiter der AG 46 Jahre arbeiten.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Frank Boxler

Karriere 27.07.2017
Bei der im Dax notierten Wohnungsgesellschaft Vonovia nähert sich das Verhältnis der Vorstandsgehälter zu dem, was ein normaler Mitarbeiter verdient, dem durchschnittlichen Gefälle bei ... 

Bei der im Dax notierten Wohnungsgesellschaft Vonovia nähert sich das Verhältnis der Vorstandsgehälter zu dem, was ein normaler Mitarbeiter verdient, dem durchschnittlichen Gefälle bei den DAX-30-Unternehmen an. Im letzten Jahr verdiente ein Vonovia-Vorstandsmitglied im Schnitt 46 Mal so viel wie ein normaler Mitarbeiter. Im Jahr 2015 war es noch das 42fache.

Die aktuelle Zahl geht aus der "Studie zur Vergütung der Vorstände in den DAX- und MDax-Unternehmen im Geschäftsjahr 2016" hervor, die die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Controlling der Technischen Universität München unlängst veröffentlicht haben. Für das Geschäftsjahr 2015 hatten die DSW und die TU München noch eine gemäßigtere Spreizung bei der Wohnungsgesellschaft festgestellt: Damals war diedurchschnittliche Gesamtvergütung eines Vonovia-Vorstandsmitglieds noch 42 Mal so hoch gewesen wie der durchschnittliche Personalaufwand pro Mitarbeiter.

Dass das Gehaltsgefälle zwischen der Vonovia-Vorstandsetage und der sonstigen Belegschaft im letzten Jahr zugenommen hat, liegt aber nicht etwa daran, dass die Gehälter der Vorstände stärker gestiegen wären als die ihrer Mitarbeiter. Tatsächlich sind die Pro-Kopf-Vorstandsgehälter bei der Vonovia von 2015 auf 2016 im Schnitt gesunken: Hatten die Vonovia-Vorstandsmitglieder 2015 noch durchschnittlich 2,4 Mio. Euro verdient, waren es 2016 rund 2,2 Mio. Euro. Dass das Gefälle zum gemeinen Mitarbeiter dennoch zugenommen hat, liegt daran, dass der Personalaufwand pro Vonovia-Mitarbeiter noch stärker gesunken ist: Verdiente ein solcher 2015 noch durchschnittlich rund 56.000 Euro, bekam er 2016 nur noch 48.000 Euro.

Über alle DAX-30-Vorstände hinweg passt der durchschnittliche Verdienst eines gewöhnlichen Mitarbeiters etwa 50 Mal in die Gesamtvergütung eines Vorstandsmitglieds aus dem eigenen Unternehmen. Das war schon 2015 so und im vergangenen Jahr hat sich daran nichts geändert. Der durchschnittliche Personalaufwand pro Mitarbeiter in den 30 DAX-Unternehmen ist konstant bei ca. 67.000 Euro geblieben, ebenso wie die Vorstandsgehälter, die lediglich um 1% auf 3,38 Mio. Euro zulegten. Die Bandbreite reicht aktuell von Faktor 23 bis zu Faktor 83. Die Vonovia notiert mit Faktor 46 ziemlich genau im Mittelfeld, nämlich auf Platz 14.

Vor zwei Jahren verdienten die Vorstandsmitglieder im DAX noch 54 Mal so viel wie ihre eigenen Leute. Die Gehaltsschere hat sich also seit 2014 etwas geschlossen. Die - trotz explodierender Gewinne und gestiegener Aktienkurse im vergangenen Jahr - moderate Entwicklung der Vorstandsgehälter im DAX erklären die Studienautoren damit, dass die Unternehmen seit einiger Zeit versuchen, ihre Vergütung stärker an der langfristigen Entwicklung des Aktienkurses auszurichten. Die variable Barvergütung, die kurz- bis mittelfristig orientiert ist, geht gleichzeitig deutlich zurück.

Harald Thomeczek

Vonovia-Vorstand verdient 46 Mal so viel wie ein Mitarbeiter

Karriere 14.07.2017
Bei der im Dax notierten Wohnungsgesellschaft Vonovia nähert sich das Verhältnis der Vorstandsgehälter zu dem, was ein normaler Mitarbeiter verdient, dem durchschnittlichen Gefälle bei den ... 

Bei der im Dax notierten Wohnungsgesellschaft Vonovia nähert sich das Verhältnis der Vorstandsgehälter zu dem, was ein normaler Mitarbeiter verdient, dem durchschnittlichen Gefälle bei den DAX-30-Unternehmen an. Im letzten Jahr verdiente ein Vonovia-Vorstandsmitglied im Schnitt 46 mal so viel wie ein normaler Mitarbeiter. Im Jahr 2015 war es noch das 42fache.

Die Vorstandsmitglieder der Wohnungs-AG Vonovia verdienten im vergangenen Jahr 46 Mal so viel wie einer ihrer eigenen Mitarbeiter im Durchschnitt. Das geht aus der "Studie zur Vergütung der Vorstände in den DAX- und MDax-Unternehmen im Geschäftsjahr 2016" hervor, die die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Controlling der Technischen Universität München unlängst veröffentlicht haben. Für das Geschäftsjahr 2015 hatten die DSW und die TU München die Studie noch eine gemäßigtere Spreizung bei der Wohnungsgesellschaft festgestellt: Damals war die durchschnittliche Gesamtvergütung eines Vonovia-Vorstandsmitglieds noch 42 Mal so hoch gewesen wie der durchschnittliche Personalaufwand pro Mitarbeiter.

Personalaufwand pro Vonovia-Mitarbeiter sank stärker als die durchschnittliche Vorstandsvergütung

Dass das Gehaltsgefälle zwischen der Vonovia-Vorstandsetage und der sonstigen Belegschaft im letzten Jahr zugenommen hat, liegt aber nicht etwa daran, dass die Gehälter der Vorstände stärker gestiegen wären als die ihrer Mitarbeiter. Tatsächlich sind die Pro-Kopf-Vorstandsgehälter bei der Vonovia von 2016 auf 2015 im Schnitt gesunken, wie ein Vergleich der aktuellen Studie mit der entsprechenden Untersuchung aus dem Vorjahr zeigt: Hatten die Vonovia-Vorstandsmitglieder demnach 2015 noch durchschnittlich 2,4 Mio. Euro verdient, waren es 2016 rund 2,2 Mio. Euro. Dass das Gefälle zum gemeinen Mitarbeiter dennoch zugenommen hat, liegt daran, dass der Personalaufwand pro Vonovia-Mitarbeiter noch stärker gesunken ist: Verdiente ein Vonovia-Mitarbeiter 2015 noch durchschnittlich rund 56.000 Euro, bekam er 2016 nur noch 48.000 Euro.

Gehaltsschere hat sich seit 2014 etwas geschlossen

Über alle DAX-30-Vorstände hinweg passt der durchschnittliche Verdienst eines gewöhnlichen Mitarbeiters etwa 50 Mal in die Gesamtvergütung eines Vorstandsmitglieds aus dem eigenen Unternehmen. Das war schon 2015 so und im vergangenen Jahr hat sich daran nichts geändert. Der durchschnittliche Personalaufwand pro Mitarbeiter in den 30 DAX-Unternehmen ist konstant bei ca. 67.000 Euro geblieben, ebenso wie die Vorstandsgehälter, die lediglich um ein mageres Prozent auf 3,38 Mio. Euro zulegten. Die Bandbreite reicht aktuell von Faktor 23 zu Faktor 83. Vonovia notiert mit Faktor 46 ziemlich genau im Mittelfeld, nämlich auf Platz 14.

Vor zwei Jahren verdienten die Vorstandsmitglieder im DAX noch 54 Mal so viel wie ihre eigenen Leute. Die Gehaltsschere hat sich also seit 2014 etwas geschlossen. Die - trotz explodierender Gewinne und gestiegener Aktienkurse im vergangenen Jahr - moderate Entwicklung der Vorstandsgehälter im DAX erklären die Studienautoren damit, dass die Unternehmen seit einiger Zeit versuchen, ihre Vergütung stärker an der langfristigen Entwicklung des Aktienkurses auszurichten. Die variable Barvergütung, die kurz- bis mittelfristig orientiert ist, geht gleichzeitig deutlich zurück.

Harald Thomeczek

Im Ernstfall kein Kuschelmandat

Vier Stühle, drei Aufsichtsräte: Wer einen Aufsichtsposten anstrebt, sollte wissen, worauf er sich einlässt.

Vier Stühle, drei Aufsichtsräte: Wer einen Aufsichtsposten anstrebt, sollte wissen, worauf er sich einlässt.

Bild: Rawpixel.com/Fotolia.com

Karriere 11.08.2016
Aufsichtsratsmandate sind keine Frühstücksdirektorenposten. Aufsichtsräte dürfen dem Vorstand zwar nicht ins Handwerk pfuschen. Im Zweifel sind sie es aber, die die Reißleine ziehen ... 

Aufsichtsratsmandate sind keine Frühstücksdirektorenposten. Aufsichtsräte dürfen dem Vorstand zwar nicht ins Handwerk pfuschen. Im Zweifel sind sie es aber, die die Reißleine ziehen (sollten), wenn dem Unternehmen ein größerer wirtschaftlicher Schaden zu drohen scheint. Aufseherposten in der Immobilienwirtschaft gelten als besonders verantwortungsvolle Mandate.

Kaufmännisch gesehen hat sich der Aufsichtsrat da sicher nicht mit Ruhm bekleckert. Zwei Einzelrisiken dürfen ein Unternehmen nicht in die Pleite reißen", sagt Daniel Bauer. Der Vorstandsvorsitzende der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger aus München schätzt, dass insgesamt nur rund 1% der Aufsichtsräte von börsennotierten deutschen Aktiengesellschaften ihre Aufgabe nicht mehr ausreichend erfüllen. "Was nicht heißt, dass die restlichen 99% einen Superjob machen; die Bandbreite reicht in Schulnoten ausgedrückt von eins bis vier. Aber im Großen und Ganzen funktionieren die allermeisten Kontrollgremien schon."

Im bekannten Fall einer börsennotierten Gewerbeimmobilien-AG, die sich nicht zuletzt mit einer kostenexplosiven, milliardenschweren Projektentwicklung am Frankfurter Flughafen und dem Erwerb eines Londoner Landmark-Buildings verhoben hatte, ist die Sache für Bauer klar: "Der Aufsichtsrat hat versagt. Wie sonst soll man es bewerten, dass das Unternehmen in die Insolvenz rutschte? Hochtief - um einen fiktiven Vergleich zu wählen - ging ja auch nicht gleich Pleite, nur weil die Elbphilharmonie nicht lief."

Im Allgemeinen sind die Aufsichtsräte deutscher Aktiengesellschaften nicht schlecht besetzt, findet auch Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). In den vergangenen Jahren habe sich einiges in Richtung Professionalisierung getan: "Die Zeiten, in denen die Besetzung gut dotierter Aufsichtsratsmandate auf dem Golfplatz verhandelt wurde, sind zwar noch nicht ganz vorbei, aber doch so gut wie." Dafür haben nicht zuletzt die erhöhten Haftungsrisiken und die gesteigerten Kompetenzanforderungen an die Kandidaten gesorgt, die etwa im Deutschen Corporate Governance Kodex festgeschrieben sind.

Eine ernüchternde Botschaft hat Kurz aber auch parat: "Ob das jeweilige Kontrollgremium tatsächlich über die notwendige Kompetenz verfügt, zeigt sich häufig genug erst im Krisenfall." Wer ein Aufsichtsratsmandat anstrebt, sollte sich darum über die Verantwortung im Klaren sein, die er sich damit auf die Schultern lädt.

"Der Aufsichtsrat hat die Geschäftsführung zu überwachen." So steht es im Aktiengesetz. Um diesen Satz mit Leben zu füllen, muss sich ein Aufsichtsrat zunächst regelmäßig vom Vorstand Bericht erstatten lassen: "Ein guter Aufsichtsrat lässt sich monatlich eine betriebswirtschaftliche Auswertung vom Vorstand zukommen und eine Einschätzung zum Geschäftsverlauf geben", sagt Anlegerschützer Bauer.

Auf den Aufsichtsratssitzungen können die Unternehmensaufseher Vorstände befragen und - wenn nötig - fehlende Unterlagen nachfordern. Außerdem erlaubt das Aktiengesetz dem Gremium, die Bücher der Gesellschaft und die Vermögensgegenstände einzusehen und zu prüfen.

Die Unternehmenssatzung oder der Aufsichtsrat in der Geschäftsordnung hat zu bestimmen, dass gewisse Arten von Geschäften nur mit seiner Zustimmung vorgenommen werden dürfen. Dieser Katalog zustimmungspflichtiger Geschäfte wird für jedes Unternehmen individuell von der Hauptversammlung oder dem Aufsichtsrat ausgestaltet.

"Dort, wo operative Fehler gemacht werden, endet der Spielraum eines Aufsichtsrats irgendwann", ergänzt Martin Kaspar, Senior Manager Board Services bei der Beratungsgesellschaft PwC, die Unternehmen und Aufsichtsräte in Sachen Unternehmensüberwachung berät. Das Kontrollgremium sei schließlich nicht der bessere Vorstand oder die bessere Geschäftsführung: "Der Aufsichtsrat sucht den Vorstand aus und muss ihn zur Rede stellen, wenn ihm etwas Spanisch vorkommt, wenn es ihm z.B. so vorkommt, als wolle der Vorstand unverhältnismäßige Risiken eingehen." Er könne jedoch nur Leitplanken einziehen und darauf hinwirken, dass der Vorstand sich auch an diesen orientiert: "Trifft der Vorstand eine unternehmerische Entscheidung, und etwas geht schief, ist nicht der Aufsichtsrat dafür verantwortlich", so Kaspar.

Damit der Aufsichtsrat als Organ grundsätzlich in der Lage dazu ist, seine Kontrollfunktion auszuüben, muss er "sich so zusammensetzen, dass seine Mitglieder insgesamt alle notwendigen Qualifikationen abdecken", weiß Sabine Ernst, Rechtsanwältin von Hogan Lovells, die u.a. auf Gesellschafts- und Aktienrecht spezialisiert ist. Natürlich kann und soll nicht jeder alles wissen und können, aber: Jedes einzelne Aufsichtsratsmitglied müsse gleichwohl alle Mindestkenntnisse und -fähigkeiten mitbringen oder sich aneignen, die es in die Lage versetzen, ohne fremde Hilfe alle normalen Geschäftsvorgänge zu verstehen und sachgerecht zu beurteilen, so Ernst.

Die Anforderungen an Aufsichtsräte in der Immobilienwirtschaft hält DSW-Sprecher Kurz für "besonders hoch", denn: "Gerade bei Immobiliengesellschaften entstehen häufig Probleme, weil Immobilien bilanziell nicht zum richtigen Ansatz bewertet werden." Daniel Bauer von der SdK legt den Finger in dieselbe Wunde: "Das Manipulationspotenzial ist in der Immobilienbranche besonders groß", sagt er. "Immobilienunternehmen basieren auf Immobilienbewertungen, und besonders bei einer Bilanzierung nach IFRS ist es sehr leicht, Objekte z.B. nach ihrem Erwerb hochzuschreiben."

Aus diesem Grund sollten, findet Bauer, besonders Vorstände börsennotierter Immobilien-AGs nach ihrem Ausscheiden aus dem Vorstand die vom Corporate Governance Index empfohlene zweijährige Karenzzeit einhalten und nicht - vorausgesetzt, 25% der Anteilseigner stimmen zu - nahtlos in den Aufsichtsrat wechseln: "Würden Sie Bewertungen in Zweifel ziehen, die derjenige zu verantworten hat, der über Ihren Bonus oder die Verlängerung Ihres Vertrags entscheidet?", fragt er rhetorisch.

Im Idealfall sollten stets mindestens ein Bilanzierungsexperte, ein Branchenfachmann und ein Jurist in dem Gremium vertreten sein. Gerade bei kleineren Unternehmen bzw. Aufsichtsräten, die sich z.B. nur aus drei Personen zusammensetzen, ist das nicht immer ganz einfach.

Als Winfried Schwatlo, Geschäftsführer des Projektentwicklers Schwatlo Management aus München, vor ein paar Jahren ein Aufsichtsratsmandat bei einem Projektentwickler und Wohnbauträger angetragen bekam, war die für ihn vorgesehene Rolle klar umrissen: "Ich wurde ausgewählt, damit ich die vorhandenen Aufsichtsratsmitglieder mit meiner Immobilien- bzw. Projektentwicklungsexpertise ergänze: Der Vorsitzende ist ein Profi-Aufsichtsrat, das andere Aufsichtsratsmitglied ein erfahrener Wirtschaftsprüfer", erzählt Schwatlo. Und noch eines sei ihm schnell klar gewesen: "Das würde kein Kuschelmandat werden; darauf wies mich mein künftiger Aufsichtsratsvorsitzender hin".

Zu nicht weniger als 15 Sitzungen, darunter vier Telefonkonferenzen, kamen die Mitglieder des dreiköpfigen Gremiums im Jahr 2014 zusammen. Mehr als üblich: "Normal sind mindestens vier, häufig aber auch fünf bis sieben Sitzungen im Jahr. Wobei man Pi mal Daumen mit jeweils einem weiteren Tag für die Vorbereitung und einem Tag zusätzlich für die Nachbereitung kalkulieren sollte. Hinzu kommen noch Sitzungen von einzelnen Ausschüssen, wenn ein Aufsichtsrat solche gebildet hat", stellt Martin Kaspar von PwC fest.

Zusätzlich zu den 15 Aufsichtsratssitzungen sei er, so Schwatlo, etwa genauso viele Arbeitstage lang mit der vom gesamten Aufsichtsrat und später von der Hauptversammlung abgesegneten "Beratung" des - zwischenzeitlich ausgetauschten - Vorstands bei einer Projektentwicklung beschäftigt gewesen. Denn: "Ich und meine Aufsichtsratskollegen als gemeinsame Kontrollinstanz des Vorstands mochten dieses Vorhaben nach intensiver interner Diskussion in der vom alten Vorstand vorgesehenen Planung nicht mittragen."

Er habe seine Co-Kontrolleure davon überzeugen können, dass eine Umsetzung der ursprünglichen Pläne "brandgefährlich" für die später umbenannte und von der Börse genommene Gesellschaft geworden wäre, und der Aufsichtsrat als Organ habe ihm "aufgrund meiner Erfahrung als Projektentwickler das Okay gegeben, das Projekt als Ratgeber des neuen Vorstands umzustricken".

"Die Überwachung der Unternehmensleitung ist das Brot-und-Butter-Geschäft eines Aufsichtsrats, die Beratung des Vorstands in strategischen Fragen die Königsdisziplin. Allerdings rücken Aufsichtsräte dadurch in ihrer eigenen Wahrnehmung heute auch tendenziell immer näher an das operative Geschäft heran", stellt Berater Kaspar fest.

Schwatlo will seine Tätigkeit als Aufseher ausbauen. Darum hat er sich von der Deutschen Börse als Aufsichtsrat zertifizieren lassen und Fortbildungen der Real Estate Board Academy der ICG Initiative Corporate Governance der deutschen Immobilienwirtschaft absolviert. Für alle, die ein Aufsichtsratsmandat anstrebten bzw. ernst nähmen, sei es "eine große Notwendigkeit", sich weiterzubilden, findet er. Und sich anhand von historischen Originaldokumenten, die öffentlich verfügbar sind, zu fragen, ob man z.B. die drohende Insolvenz der IVG als deren Aufsichtsrat rechtzeitig hätte erkennen und gegensteuern können. Auch DSW-Sprecher Kurz hält "eine ständige Weiterbildung" für "dringend geboten". Schon allein wegen der dynamischen Entwicklung sowohl vieler Geschäftsfelder als auch der Bilanzierungsvorschriften.

Rund 14.000 Euro hat sich Schwatlo den von Interfin Forum durchgeführten Lehrgang kosten lassen: Über 12.000 Euro fielen für den Kurs und die Prüfung an, der Rest waren Reise- und Hotelkosten. Kein Pappenstiel, wenn man bedenkt, dass die Bezüge von Aufsichtsräten, gemessen an den Gehältern von Vorständen und Geschäftsführern, eher überschaubar ausfallen: "Die Vergütung ist nicht der Anreiz, diesen Job zu machen. Salopp gesprochen: Auf die z.B. 20.000 Euro im Jahr kommt es für diejenigen, die in aller Regel für ein Aufsichtsratsmandat infrage kommen - meist ehemalige oder amtierende Vorstände und Geschäftsführer - nicht mehr an", so Berater Kaspar.

Harald Thomeczek

Bilfinger wirbt bei frustrierten Aktionären um Vertrauen

Bilfinger-Finanzvorstand und Interims-CEO Axel Salzmann musste sich auf der Hauptversammlung viel Kritik von Aktionären anhören.

Bilfinger-Finanzvorstand und Interims-CEO Axel Salzmann musste sich auf der Hauptversammlung viel Kritik von Aktionären anhören.

Bild: tja

Karriere 11.05.2016
Rote Zahlen, abwandernde Aufsichtsräte und Vorstandsvorsitzende: Der Baukonzern Bilfinger hat schon angenehmere Zeiten erlebt. Entsprechend groß ist der Frust bei den Aktionären. Die ... 

Rote Zahlen, abwandernde Aufsichtsräte und Vorstandsvorsitzende: Der Baukonzern Bilfinger hat schon angenehmere Zeiten erlebt. Entsprechend groß ist der Frust bei den Aktionären. Die nutzten die Hauptversammlung am heutigen Mittwoch, um ihrem Ärger über die Schieflage des Konzerns gegenüber Vorstand und Aufsichtsrat Luft zu machen. Die Vorsitzenden beider Gremien warben dagegen um Vertrauen.

"Sechs, sieben Gewinnwarnungen, vier Vorstandsvorsitzende in zwei Jahren, zwei Mitglieder des Aufsichtsrats machen kurz vor knapp die Biege. Das habe ich noch nicht erlebt", sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), auf der Bilfinger-Hauptversammlung in Mannheim. Er war dorthin gekommen um zu erfahren, "wo wir stehen und wohin die Reise geht". Doch Tüngler und den vielen anderen Aktionären, die seinen Ausführungen applaudierten, schien auch nach den Statements aus Aufsichtsrat und Vorstand "der Rote Faden" für den Konzern zu zu fehlen.

Dabei war dem Aufsichtsratsvorsitzenden Eckhard Cordes sowie dem Finanzvorstand und nach dem überraschenden Abgang von Per Utnegaard auch Übergangs-Chef Axel Salzmann daran gelegen, das Vertrauen der Aktionäre wiederzugewinnen. Erreichen will Salzmann das mit "einer guten Strategie und mit Verlässlichkeit in den Finanzkennzahlen". Es gehe darum, mit der im Herbst 2015 präsentierten Strategie "Bilfinger Stück für Stück" voranzubringen. Dafür sei es zwingend notwendig, das Geschäft auf Kernleistungen, Kernmärkte und Kernregionen zu konzentrieren. Zudem will Bilfinger seine Komplexität verringern, effizienter werden und die Transparenz des Geschäftsmodells erhöhen.

Trouble im Aufsichtsrat

So hatte das Unternehmen bereits am Montag angekündigt, die Verwaltung schlanker aufzustellen und u.a. durch den Abbau von Stellen ab 2018 jährlich 100 Mio. Euro einzusparen. Durch den Fokus auf Kernregionen "haben wir bereits heute die Zahl der Länder, in denen wir tätig sind, halbiert", sagte Salzmann. Derzeit prüfe Bilfinger zudem die Angebote für die im Schaufenster stehende Power-Sparte, der Verkaufsprozess soll nach wie vor im Laufe dieses Jahres abgeschlossen sein.

Ob mit Building and Facility das derzeit lukrativste Segment des Konzerns ebenfalls veräußert wird, soll dagegen erst in den nächsten zwei bis drei Wochen endgültig entschieden werden. Kommt es zum Verkauf, würden nur noch die Industriedienstleistungen zum Konzern gehören. Konkrete mittelfristige Ziele sollen definiert werden, sobald sich der neue Vorstandsvorsitzende Thomas Blades "mit unserem Geschäft und unseren Planungen vertraut" gemacht hat, so Salzmann.

Die aktuelle Entwicklung des Unternehmens und die Umsetzung der Strategie scheint im Aufsichtsrat nicht uneingeschränkte Unterstützung zu haben. Denn John Feldmann stand "wegen unterschiedlicher Auffassung im Aufsichtsrat zu Strategie und Positionierung von Bilfinger" nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung. Das hat Feldmann dem Aufsichtsratsvorsitzenden am 6. Mai 2016 mitgeteilt, ließ der Konzern am Montagabend per Ad-hoc-Mitteilung wissen. Auch Hans Peter Ring, wie Feldmann einer der Vertreter der Anteilseigner im Bilfinger-Aufsichtsrat, wollte sich nicht wiederwählen lassen. Das teilte er Cordes erst gestern mit. Die offizielle Begründung: "persönliche Gründe". Als neue Kandidaten der Anteilseigner stellte Cordes auf der Hauptversammlung kurzfristig Ralph Heck und Dorothée Anna Deuring vor. Beide wurden in das Gremium gewählt, ebenso die übrigen Kandidaten der Anteilseigner. Dazu zählen neben Eckhard Cordes Marion Helmes, Lone Fonss Schroder und Jens Tischendorf.

Auftragsbestand in Immobiliensparte legt zu

Auch die heute Morgen veröffentlichten Geschäftszahlen für das erste Quartal 2016 dürften die Stimmung unter den Aktionären nicht unbedingt verbessern. Demnach hat sich der Konzernverlust - inklusive der Geschäftsfelder, die aufgegeben wurden bzw. werden sollen - in den ersten drei Monaten dieses Jahres von 17 Mio. auf 76 Mio. Euro vervielfacht. Operativ schrieb Bilfinger eine kleine schwarze Zahl: Das bereinigte Ebita lag bei 7 Mio. Euro (Q1 2015: 8 Mio. Euro). Die Leistung sank um 5% auf 1,35 Mrd. Euro, der Auftragseingang ging um 14% auf 1,40 Mrd. Euro zurück. Der Auftragsbestand legte dafür um 3% auf 4,74 Mrd. Euro zu.

In der Bau- und Immobiliensparte gab es bei der Leistung einen Rückgang um 3% auf 576 Mio. Euro. Die Begründung: Das Investitionsverhalten auf den Märkten, auf denen Bilfinger unterwegs ist, sei schwächer ausgefallen als im Vorjahr, und Bilfinger habe also weniger Immobiliendeals als im "starken Vorjahresquartal" begleitet. Das bereinigte Ebita ging im Segment Building and Facility von 16 Mio. auf 13 Mio. Euro zurück (-19%). Der Auftragseingang schrumpfte um 26% auf 635 Mio. Euro. Der Auftragsbestand legte dagegen um 23% auf 2,68 Mrd. Euro zu. Zum Vergleich: In der Sparte Industriedienstleistungen sank der Auftragsbestand um 17% auf 2,07 Mrd. Euro.

Für den Gesamtkonzern bestätigte Salzmann die Prognose für das laufende Jahr. Er rechnet mit einem deutlichen Rückgang der Leistung (2015: 6,2 Mrd. Euro) und einem leichten Anstieg des bereinigten Ebita (2015: 165 Mio. Euro).

Katja Bühren,Harald Thomeczek

Aufsichtsrat der Berliner GSW Immobilien

Köpfe 29.04.2010
Die neun Mitglieder des neu konstituierten Aufsichtsrats der Berliner GSW Immobilien, deren Börsengang im zweiten Quartal 2010 geplant ist, stehen fest: Zum Vorsitzenden wurde Dr. Eckart John von ... 

Die neun Mitglieder des neu konstituierten Aufsichtsrats der Berliner GSW Immobilien, deren Börsengang im zweiten Quartal 2010 geplant ist, stehen fest: Zum Vorsitzenden wurde Dr. Eckart John von Freyend, langjähriger Vorstandsvorsitzender der IVG Immobilien und Präsident des Instituts der Deutschen Wirtschaft und der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, bestimmt. Sein Stellvertreter ist Dr. Jochen Scharpe. Zudem wurden Claus Wisser (Gründer der Wisag), Dr. Reinhard Baumgarten (Vertreter des Landes Berlin), Thomas Wiegand und Geert-Jan Schipper (Eigentümervertreter Cerberus) sowie Sven Dahlmeyer und Jonathan Lurie (Eigentümervertreter Goldman Sachs) und die Betriebsratsvorsitzende Veronique Frede in das Gremium berufen. Wie bereits bei der GSW Immobilien GmbH praktiziert, erhält das Land Berlin für fünf Jahre einen Sitz im Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft.

IZ

GSW Immobilien beruft Aufsichtsrat

Köpfe 22.04.2010
Die neun Mitglieder des neu konstituierten Aufsichtsrats der GSW Immobilien, Berlin, stehen fest: Zum Vorsitzenden wurde Dr. Eckart John von Freyend, langjähriger Vorstandsvorsitzender der IVG ... 
Die neun Mitglieder des neu konstituierten Aufsichtsrats der GSW Immobilien, Berlin, stehen fest: Zum Vorsitzenden wurde Dr. Eckart John von Freyend, langjähriger Vorstandsvorsitzender der IVG Immobilien und Präsident des Instituts der Deutschen Wirtschaft und der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, bestimmt. Sein Stellvertreter ist Dr. Jochen Scharpe. Zudem wurden Claus Wisser (Gründer der Wisag), Dr. Reinhard Baumgarten (Vertreter des Landes Berlin), Thomas Wiegand und Geert-Jan Schipper (Eigentümervertreter Cerberus) sowie Sven Dahlmeyer und Jonathan Lurie (Eigentümervertreter Goldman Sachs) sowie Veronique Frede (GSW-Betriebsratsvorsitzende). Wie bereits bei der GSW Immobilien praktiziert, erhält das Land Berlin für fünf Jahre einen Sitz im Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft. Der Börsengang des Unternehmens ist für das zweite Quartal 2010 geplant.
IZ