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Innung will mehr Geld für Minijobber

Karriere 13.12.2018
Arbeitgeber aus dem Facility-Management wollen die Lohngrenze für Minijobber anheben. Erst dann könnten zahlreiche Gebäudereiniger unmittelbar von der Lohnerhöhung profitieren. ... 

Arbeitgeber aus dem Facility-Management wollen die Lohngrenze für Minijobber anheben. Erst dann könnten zahlreiche Gebäudereiniger unmittelbar von der Lohnerhöhung profitieren.

Zum Jahresanfang 2019 steigen die tariflich vereinbarten Löhne für die gewerblichen Gebäudereiniger (siehe "Die Gebäudereiniger kämpfen weiter fürs Weihnachtsgeld", IZ 48/18). Nach Angaben des Bundesinnungsverbands des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) dürfen sich 530.000 Beschäftigte über eine vollere Lohntüte freuen. Darunter seien allerdings auch 120.000 Mitarbeiter, die als Minijobber an der Verdienstgrenze von 450 Euro beschäftigt seien. Sie gelangen mit jeder Lohnerhöhung schneller an die Grenze, dürfen also nur noch kürzer arbeiten, um nicht in die Abgabenpflicht zu geraten. "Verkürzen sie ihre Arbeitszeit nicht, droht ein schmerzhaftes Dilemma", erklärt der BIV. Ab 451 Euro Verdienst sinke durch die Abgabenlast der Nettoverdienst um 20% auf 362 Euro.

Der Arbeitgeberverband fordert nun von der Bundesregierung, die Lohngrenze kurzfristig auf 475 bis 500 Euro zu erhöhen. "Die Betriebe des Gebäudereiniger-Handwerks haben deutliche personelle Engpässe und benötigen dringend ihre Mitarbeiter", argumentiert der BIV. "Den Unternehmen fehlt durch die Verkürzung diese Arbeitszeit, den Mitarbeitern das Geld."

Der BIV steht mit seinem Ansinnen nicht alleine da. Die FDP-Bundestagsfraktion hatte erst vor wenigen Wochen einen Gesetzentwurf eingebracht, der vorsieht, die Verdienstgrenze der Entwicklung des gesetzlichen Mindeststundenlohns dynamisch anzupassen. Sie soll beim 60fachen, also aktuell bei 530,40 Euro liegen.

Das Bundesarbeitsministerium allerdings lehnt eine Anhebung ab. Minijobs sollen bei steigenden Löhnen weniger attraktiv werden. Das Ziel müsse es sein, mehr Menschen in volle sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse zu bringen. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ist gegen eine Erhöhung der 450-Euro-Grenze. Er plädiert vielmehr für die Abschaffung von Minijobs.

Anke Pipke

"N" steht für den Chef

Von den Lippen ablesen funktioniert nur in Agentenfilmen problemlos und über große Distanzen. Im beruflichen Alltag ist die Technik nur zur Unterstützung gut, zumal wenn viele Kollegen keine deutschen Muttersprachler sind.

Von den Lippen ablesen funktioniert nur in Agentenfilmen problemlos und über große Distanzen. Im beruflichen Alltag ist die Technik nur zur Unterstützung gut, zumal wenn viele Kollegen keine deutschen Muttersprachler sind.

Bild: Niederberger

Karriere 13.12.2012
Seit 2009 ist in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft, die u.a. einen barrierefreien Arbeitsmarkt vorsieht. Doch die Arbeitslosenquote schwerbehinderter Menschen liegt weiterhin ... 

Seit 2009 ist in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft, die u.a. einen barrierefreien Arbeitsmarkt vorsieht. Doch die Arbeitslosenquote schwerbehinderter Menschen liegt weiterhin deutlich über der allgemeinen Arbeitslosenquote. Dabei dürfte sich künftig in einer alternden Gesellschaft die Zahl Schwerbehinderter weiter erhöhen. Wie die Zusammenarbeit im Alltag umgesetzt werden kann, zeigt das Beispiel der Niederberger Gruppe.

"Advent" und "Lichtlein", das sind die beiden Worte, die die Gruppe von hörenden und gehörlosen Mitarbeitern der Niederberger Gruppe von den tonlosen Lippenbewegungen der Seminarleiterin ablesen konnte. Obwohl gutes Licht herrschte und die Schulungsteilnehmer den Text des Gedichts ("Advent, Advent, ein Lichtlein brennt ...") weitgehend kennen dürften, war die Aufgabe kein Selbstgänger, ganz im Gegenteil. Von den Lippen ablesen ist schwierig und funktioniert vor allem in Agentenfilmen über große Entfernungen fehlerfrei. Doch im beruflichen Alltag müssen andere, praktikablere Lösungen gefunden werden, insbesondere dann, wenn die ca. 770 Mitarbeiter am Berliner Standort des Gebäudedienstleisters aus 17 verschiedenen Nationen kommen.

Seit mehreren Jahren beschäftige die Niederberger Gruppe am Berliner Standort Hörgeschädigte, sagt Betriebsleiter Peter Hollmann. Über das Integrationsamt hatte das Unternehmen die neuen Mitarbeiter rekrutiert. Aufgrund des körperlich fordernden Berufs, sollten die Bewerber mobil sein. Und so wurde der erste gehörlose Bewerber zum Probe-Arbeiten eingeladen. Die Erfahrungen seien sehr positiv gewesen, erzählt Hollmann und inzwischen ist die Zahl der hörgeschädigten Mitarbeiter auf fünf gewachsen, von insgesamt 16 Schwerbehinderten. Bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes für die Hörgeschädigten habe das Unternehmen finanzielle Hilfe erhalten: So wurde beispielsweise das Fahrzeug für einen Kraftfahrer mit weiteren Spiegeln sowie einem Kamerasystem fürs Rückwärtsfahren ausgestattet.

In der Alltagskommunikation setzt das Unternehmen meist auf SMS oder Zettel bzw. bittet per Anruf bei einem hörenden Teamkollegen um Weitergabe der Informationen. Bei Schulungen sind zudem Gebärdensprachendolmetscher dabei, die vom Integrationsamt gestellt werden. Zunächst seien die hörgeschädigten Mitarbeiter allein unterrichtet worden, erzählt Hollmann. Inzwischen finden die Schulungen gemeinsam mit einigen ausgewählten hörenden Kollegen statt.

Auf dem Lehrplan stehen neue Dienstleistungen und Reinigungstechniken, Arbeitsschutzbelehrungen oder wie vor kurzem Einblicke in die Kommunikation zwischen Hörenden und Hörgeschädigten. Dabei übten die Kollegen u.a. gemeinsame Gebärden, die für die alltägliche Zusammenarbeit im Betrieb hilfreich sind. Zudem wurden die Hörenden u.a. für ihre eigene Körpersprache sensibilisiert, damit sie sich z.B. nicht mit verschränkten Armen vor einem Gehörlosen "aufbauen".

Wie die hörgeschädigten Mitarbeiter untereinander kommunizieren, verrieten sie ihren hörenden Kollegen im Kommunikationskurs: Sie geben ihren Kollegen Spitznamen. Die zur Hand geformte Klaue steht für Herrn Wolf. Und wenn der Chef und Betriebsleiter Hollmann gemeint ist, formen die Kollegen ein "N" für Niederberger. Eine Abkürzung, die Hollmann angenommen hat, der auch schon mal "Grüße von N" ausrichten lässt.

Info: www.integrationsaemter.de

Beschäftigung Schwerbehinderter

In Deutschland sind Unternehmen ab einer Größe von zwanzig Arbeitsplätzen verpflichtet, mindestens 5% ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Wer die Quote nicht erfüllt, muss Ausgleichsabgaben zahlen, die bis zu 290 Euro monatlich pro Platz betragen können. Diese Beschäftigungspflicht wurde 2010 mit durchschnittlich 4,5% nicht erreicht, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Gewerkschaftsbunds zeigt. Privatunternehmen haben demnach 4,0% erreicht, die öffentlichen Arbeitgeber 6,3%.

Die Arbeitslosenquote schwerbehinderter Menschen lag im November 2012 mit knapp 15% deutlich über der allgemeinen Arbeitslosenquote von 6,5%. Mit einer alternden Gesellschaft wächst jedoch auch die Zahl schwerbehinderter Menschen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen: 2010 waren es rund 1,2 Mio. Menschen. (sma)

Sonja Smalian