Karriere-News

Makler und Verwalter lernen häppchenweise

Um die Weiterbildungspflicht zu erfüllen, nutzen viele Makler und Verwalter Online-Tools.

Um die Weiterbildungspflicht zu erfüllen, nutzen viele Makler und Verwalter Online-Tools.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: fizkes

Karriere 23.09.2021
Weil im Berufsalltag nicht immer genug Zeit für die geforderten Fortbildungen bleibt, setzen viele Makler und Hausverwalter auf E-Learning-Tools. Sie ermöglichen es, die Pflichtstunden in ... 

Weil im Berufsalltag nicht immer genug Zeit für die geforderten Fortbildungen bleibt, setzen viele Makler und Hausverwalter auf E-Learning-Tools. Sie ermöglichen es, die Pflichtstunden in kleinen Portionen abzuarbeiten oder kurz vor Ablauf der Frist Versäumtes nachzuholen.

Inhalte müssen MaBV-konform sein

Seit August 2018 gilt für Makler und Verwalter eine Fortbildungspflicht. Konkret bedeutet das, dass in einem Zeitrum von drei Jahren 20 Stunden Weiterbildung absolviert werden müssen. Wer diese gegenüber den zuständigen Aufsichtsbehörden wie Gewerbe- oder Ordnungsamt nicht nachweisen kann, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro nach sich ziehen kann. Weil die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen bei Weiterbildungszentren jedoch im Berufsalltag für viele schwer zu organisieren ist, kann die Pflicht auch in Form von betrieblichen Weiterbildungen oder einem begleitenden Selbststudium mit E-Learning-Tools erfüllt werden. Besonders letztere sind seit den Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie sehr beliebt geworden und schießen wie Pilze aus dem Boden. Doch wer sich einen Kurs anrechnen lassen will, muss darauf achten, dass die Inhalte der Online-Angebote den Vorgaben der Makler- und Bauträgerverordnung (MaBV) entsprechen.

"Wenn im Dezember der Drei-Jahres-Zyklus ausläuft, wird es für manche schon mal knapp", berichtet Frank Rottenbacher, Vorstand der Akademie Going Public. Dass viele noch einzelne Stunden zum Nachweis gebraucht haben, liest er an den Nutzungsdaten das Online-Tools Webthek ab. "Das System ist nach dem Vorbild einer Bibliothek aufgebaut. Für einen festen Jahresbeitrag kann man orts- und zeitunabhängig unsere Angebote nutzen. Letztes Jahr hatten wir in der Woche nach Weihnachten ein Vielfaches an aktiven Nutzern - zum Teil auch in den Nachtstunden. Manchen fehlten nur kurze Zeiten, um die geforderten 20 Stunden voll zu bekommen", berichtet er. Deshalb bestehe die Webthek aus kurzen Lerneinheiten, die zum Teil nur einige Minuten dauern. "Der eigentliche Gedanke ist nicht, dass wir kurz vor der Frist Feuerwehr spielen, sondern dass Nutzer sich häppchenweise fortbilden oder bei Bedarf zielgenaue Lösungen für bestimmte Probleme oder Fragen finden", rät er zur regelmäßigen Nutzung in kleinen Portionen. Das System dokumentiert minutengenau das Selbststudium. Regelmäßige Zwischenfragen stellen sicher, dass der Nutzer das Programm nicht nur abspielt, sondern auch zuhört.

Ein ähnliches mobiles Tool bietet die Akademie des Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft EBZ mit der App EBZ4U an. Das E-Learning-Tool für Makler und Verwalter wurde zusammen mit Trainern aus der Branche erstellt und soll ein erster Schritt in Richtung vollständiger Digitalisierung des Fortbildungsangebots sein. Auch die EBZ4U-App bietet häppchenweises Lernen an. Die Inhalte können einzeln abgerechnet oder als Pakete für Selbstständige oder Firmen gebucht werden. Von der mobilen Nutzung profitieren dabei nicht nur die Anwender. Ein Reporting-Tool hilft den Betreuern des Angebots im Hintergrund bei der genauen Analyse des User-Verhaltens. So sollen Themen, die besonders oft geklickt werden, inhaltlich erweitert und Einzelkurse mit einer hohen Abbruchrate überarbeitet werden.

Janina Stadel

Von Stipendien profitieren beide Seiten

Eine gelungene Präsentation kann eine Eintrittskarte für ein Stipendium sein.

Eine gelungene Präsentation kann eine Eintrittskarte für ein Stipendium sein.

Quelle: adobe.stock.com, Urheber: BGStock72

Karriere 04.09.2021
Wer eine Aus- oder Weiterbildung bezahlt bekommt, kann sich freuen. Doch auch die Sponsoren profitieren von der Nachwuchsförderung. Stipendien sind deshalb ein beliebtes Mittel geworden, ... 

Wer eine Aus- oder Weiterbildung bezahlt bekommt, kann sich freuen. Doch auch die Sponsoren profitieren von der Nachwuchsförderung. Stipendien sind deshalb ein beliebtes Mittel geworden, um sich als Unternehmen oder Hochschule am Markt zu präsentieren und Kontakte zu jungen Talenten zu knüpfen.

Ein Studium ist teuer. Doch wer nicht nur Fleiß, sondern auch Talent mitbringt, kann auf ein Stipendium hoffen, etwa in Form von kostenlosen Aus- oder Weiterbildungen oder als Zuschuss für diese. So zum Beispiel bei Ziegert Everestate. Das Unternehmen nimmt derzeit Aufsätze zum Thema "Maßnahmen zur Modernisierung, Attraktivitätssteigerungen und zum nachhaltigen Wachstum von Kleinstädten" von Young Professionals entgegen. Die Fragestellung wurde abteilungsübergreifend von Mitarbeitern aus dem Marketing, der Personalabteilung und der Projektentwicklung erstellt und soll viele junge Bewerber wie Absolventen und Auszubildende ansprechen. Dem Beitrag, den die Jury zum besten kürt, winkt eine Veröffentlichung auf dem Unternehmensblog und der Autor kann sich über 2.000 Euro freuen.

Projekteinreichung statt klassischer Bewerbung

Mit der Ausschreibung verfolgt der Sponsor ein ganz bestimmtes Ziel: "Das neue Ziegert-Stipendium dient als unterstützende Maßnahme, um in der relevanten Zielgruppe der Young Professionals Aufmerksamkeit zu erzielen", fasst Svetlana Stockmann, Head of HR der Ziegert Group, zusammen. Das Unternehmen wolle durch die Aktion früh mit potenziellen Bewerbern in Kontakt treten und sie statt in Form einer klassischen Bewerbung "aus einer anderen Perspektive" kennenlernen. Kurz nach dem Start der Ausschreibung sei das Unternehmen zufrieden mit der Zahl der bisherigen Einreichungen. Da Aufsätze und Präsentationen als Bewerbung aber noch bis zum 4. Oktober angenommen werden, rechne man im Moment damit, dass viele Beiträge erst kurz vor der Deadline kommen.

Doch nicht nur Recruiter können von der Vergabe eines Stipendiums profitieren. Beim EBZ in Bochum soll ein gemeinsames Stipendium mit dem Verband "Frauen in der Immobilienwirtschaft" die Studentenschaft stärker durchmischen. Wer sich bis zum 15. September bewirbt, hat an der Hochschule die Chance auf einen von zwei Studienplätzen im neuen berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang Nachhaltiges Energie- und Immobilienmanagement. Sieben Semester lang übernimmt die Hochschule 75% der Studiengebühren. Eine Chance auf die kostenlose Ausbildung im Wirtschaftsingenieurwesen haben aber nur Frauen. Zudem bekommen sie Unterstützung durch das Netzwerk des beteiligten Verbands. "Die Stipendien sind eine große Chance und Unterstützung für junge Frauen, die den Schritt in eine Karriere als Wirtschaftsingenieurinnen in der Immobilienwirtschaft wagen möchten", sagt Katrin Williams, Vorstandsvorsitzende des Vereins.

Für die Hochschule seien solche Kooperationen wichtig, um ein Stipendium aufzuwerten, erklärt EBZ-Rektor Daniel Kaltofen. "Kooperationen bedeuten, dass man zusammen zu einer Sache steht", betont er und erklärt mit Bezug auf die Ausschreibung: "Das Stipendium ist ein weiteres Element der am EBZ gelebten Förderung von Frauen in der Immobilienbranche."

Denn die Studiengänge sind noch immer Männerdomänen, wie Zahlen des statistischen Bundesamts zeigen. Demnach waren unter den rund 81.000 Studenten, die im Wintersemester 2020/2021 an deutschen Hochschulen für Studiengänge aus dem Bereich Wirtschaftsingenieurwesen eingeschrieben waren, nur etwas mehr als ein Drittel Frauen - und das sowohl bei Studiengängen mit wirtschaftswissenschaftlichem als auch mit ingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt.

Die Ausschreibung hat einen weiteren Vorteil für die Hochschule: "Das Stipendium verbindet sich mit unserer Kommunikationsstrategie für den neuen Studiengang", erklärt Kaltofen. Es soll also deutschlandweit Aufmerksamkeit für den Studiengang wecken und so langfristig mehr Studierende an die Hochschule locken.

Fragen zum EBZ-Stipendium können an studienberatung@ebz-bs.de gerichtet werden. Weitere Informationen zum Ziegert-Stipendium gibt es unter www.everestate.de/stipendium.

Janina Stadel

Niklas Querfeld

Niklas Querfeld.

Niklas Querfeld.

Karriere 27.05.2021
Leitung Vertrieb, Delta Immobilien GruppeGeboren 1995. Kontakt: linkedin.com/in/niklas-querfeld-2b008618bWerdegangNach dem Abitur direkt in die Ausbildung, von dort aus der Wechsel in den ... 

Leitung Vertrieb, Delta Immobilien Gruppe

Geboren 1995. Kontakt: linkedin.com/in/niklas-querfeld-2b008618b

Werdegang

Nach dem Abitur direkt in die Ausbildung, von dort aus der Wechsel in den Vertrieb. Seit Beginn 2021 in einer Leitungsfunktion. Zudem berufsbegleitendes Studium B.A. Real Estate an der EBZ Bochum.

Top-Projekte

Nach langer Tätigkeit in der gewerblichen Vermietung erfolgte die Übernahme des Vertriebs im Bauträgergeschäft. Ich habe die Vertriebsleitung eines Projekts in Osnabrück - eine für mich zunächst völlig fremde Stadt - übernommen. Für die Automatisierung von Prozessen habe ich die Administration und Implementierung einer Unternehmenssoftware für den Vertrieb geleitet. Für den Careerday der Immobilienjunioren habe ich als Ideengeber den Tagesworkshop organisiert.

Ziele

In den nächsten fünf Jahren möchte ich noch mehr Führungsverantwortung übernehmen, weil ich glaube, dass ich nur so meine berufliche Begeisterung und mein Engagement auf andere übertragen kann.

Motivation als MAT

Die MATs sollen zeigen, dass der Nachwuchs etwas auf dem Kasten hat. Wir sind nicht die Generation, die gar nicht arbeiten will, sondern die, die neue Impulse setzen will. Zudem glaube ich, dass hierdurch auch weitere Personen zum Schritt in die professionelle Immobilienbranche bewegt werden.

Ethische Grundsätze

Durch ständigen Umgang mit Social Media und Leben mit permanenter Vernetzung hat sich der ethische Fokus verlagert: Keine Vorbehalte gegenüber der Hautfarbe oder dem Geschlecht - das gehört einfach nicht mehr zu unserer modernen Gesellschaft.

Netzwerke und Mitgliedschaften

Standortleiter Immobilienjunioren. NextGen des GCSP. Über den Arbeitgeber im IVD, Handelsverband Hannover, Pro-Hannover Region.

Sonstiges

Bester Abschluss der Ausbildung der Immobilienkaufleute an der BBS Springe.

Thomas Porten

Virtuelle Tuchfühlung mit potenziellen Arbeitgebern

So manches Meeting auf der IZ-Karrierewoche entwickelte sich von einem Kennenlernen zu einem echten Vorstellungsgespräch.

So manches Meeting auf der IZ-Karrierewoche entwickelte sich von einem Kennenlernen zu einem echten Vorstellungsgespräch.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: New Africa

Karriere 12.11.2020
Es gab schon bessere Zeiten für einen Berufseinstieg in der Immobilienbranche: Halb so viele Arbeitgeber, halb so viele Jobs wie 2019 - das ist die nackte Bilanz der digitalen ... 

Es gab schon bessere Zeiten für einen Berufseinstieg in der Immobilienbranche: Halb so viele Arbeitgeber, halb so viele Jobs wie 2019 - das ist die nackte Bilanz der digitalen IZ-Karrierewoche 2020. Die gute Nachricht: Corona hin oder her, es gibt noch jede Menge Immobilienunternehmen, die einstellen. Den Teilnehmern sind die Einschläge zwar nicht verborgen geblieben, doch die Zuversicht überwiegt.

Keine Ahnung, wo ich mich bewerben soll. Alles hört sich so superspannend an", sagt eine Studentin. Die junge Frau, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, berichtet von "wahnsinnig positiven Gesprächen" mit Corpus Sireo, Commerz Real, HIH, Instone oder Bauwens. Die ambitionierte Nachwuchskraft hat sich nach eigenen Angaben einen guten Überblick verschafft, indem sie auf der Karrierewoche mit fast allen 27 Ausstellern gesprochen hat. Vermisst hat sie ein paar große Namen wie Union Investment oder Drees & Sommer.

"Vor Corona gab es so unfassbar viele Jobs, wie Sand am Meer", erzählt die Anonyma. "Jetzt sagen viele Unternehmen, dass sie aufgrund der Corona-Lage gerade keine Jobs für Einsteiger haben. Dies wurde mir von Kommilitonen bestätigt." Angesichts der vielversprechenden virtuellen Meetings auf der Karrierewoche geht sie dennoch davon aus, dass es für qualifizierte und ehrgeizige Talente genug Chancen auf einen zeitnahen und gut dotierten Einstieg gibt, ob als Trainee oder als Junior. "Eine endgültige Bilanz, ob es trotz Corona noch so einfach ist, eine passende Stelle zu finden, werde ich jedoch erst nach den Rückmeldungen auf meine Bewerbungen ziehen können."

Wer dieses oder kommendes Jahr den Arbeitsmarkt betritt, beobachtet das Suchverhalten potenzieller Arbeitgeber genau: "Was mir bereits im Vorhinein bei der Terminvereinbarung aufgefallen ist: Im Gegensatz zum letzten Jahr haben die Unternehmen von sich aus weniger Terminanfragen geschickt, und auch mein Bewerberprofil wurde weniger oft besucht - was sicher auch daran lag, dass weniger Unternehmen an der Messe teilgenommen haben", bilanziert Annalena Graf. Sie studiert an der Technischen Hochschule Aschaffenburg Immobilienmanagement und visiert ihren Bachelor-Abschluss für 2021 an.

Graf hatte per Matching-Verfahren virtuelle Gespräche mit HIH, Deka Immobilien, alstria und Art-Invest klargemacht. "Bei alstria und HIH hatte ich auf jeden Fall das Gefühl, dass Interesse besteht und die Bereitschaft durchaus da ist, Werkstudenten- und auch Traineestellen zu vergeben", erzählt die Aschaffenburger Studentin. HIH und alstria warben, so der Eindruck von Graf, deutlich mehr um sie als Deka und Art-Invest.

"Jedoch hatte ich bei den Gesprächen mit Deka und Art-Invest auch nicht das Gefühl, dass sie die Bremse angezogen haben, sie haben lediglich weniger aktiv Werbung für ihre Stellen gemacht. Zusammenfassend hatte ich bei keinem der vier Gespräche das Gefühl, dass die Einstellungsbereitschaft derzeit gering ist."

Im Gegensatz dazu hat eine Bachelorabsolventin der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden dieses Gefühl durchaus. Geknickt schaut sie drein, als sie mit dem Verfasser dieser Zeilen videotelefoniert. Im September hat sie ihr Immobilienmanagement-Studium abgeschlossen. Zehn Bewerbungen hat sie schon verschickt - ohne ins Schwarze zu treffen. Die Hoffnung, dass sich das Blatt schnell wenden könnte, hat die IZ-Karrierewoche bei ihr nicht genährt. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass die wollen, dass ich da arbeite. Bei manchen hieß es, wegen Corona haben sie im Moment keine Stellen für Berufseinsteiger. Vielleicht Anfang 2021. Ich soll dann nochmal schauen." Angeboten wurden ihr Traineestellen: "Das wäre in Ordnung - aber keine zwei Jahre." Eine Firma biete zum Einstieg nur Praktika an, keine Junior-Stellen: "Ein Praktikum wäre zur Not auch in Ordnung."

Sarah-Madeline Buschmann hat längst einen Job, mit dem sie glücklich ist: Die 28-jährige gelernte Immobilienkauffrau ist Projektleiterin im Bereich Projektentwicklung bei dem kommunalen Hannoveraner Wohnungsunternehmen hanova. Neben dem Job macht sie den Master Real Estate Management an der EBZ, der Abschluss steht 2021 auf dem Programm.

Eines möglichen neuen Jobs wegen hat Buschmann die digitale IZ-Karrierewoche beileibe nicht besucht, vielmehr wohnte sie Young Professional Talks bei, machte sich für ihre Masterarbeit über das Recherche-Toolkit IZ Research schlau, nahm ein Coaching zu agiler Karrieregestaltung wahr und verfolgte den Bewerbungsaufruf für einen Award für Nachwuchskräfte der Immobilienbranche.

Die Angst von Immobilienabsolventen, die in Corona-Zeiten auf den Jobmarkt kommen, keinen - oder nicht den richtigen - Job zu finden und sich vielleicht unter Wert verkaufen zu müssen, kann Buschmann nachvollziehen. "Zum Glück haben wir die Hürde des Berufseinstiegs bereits genommen und sitzen bei einem verlässlichen Unternehmen fest im Sattel", hat sie neulich zu einer Bekannten aus einem anderen städtischen Unternehmen gesagt. "Manchmal heißt es ja, dass kommunale Arbeitgeber nicht so sexy sind - doch in Sachen Beständigkeit sind diese besonders attraktiv, vor allem in der Krise!"

Mehr Vielfalt, weniger Laufkundschaft

Ein virtuelles Dating kann eine Präsenzveranstaltung nicht ersetzen, ist aber in Corona-Zeiten a) besser als nichts und hat b) sogar den einen oder anderen Vorteil gegenüber einer physischen Messe. Julia Faeser, Personalrecruiterin beim Bauträger Instone Real Estate, ist angetan von der "fast gleichmäßigen Verteilung" der Interessenten auf Studenten, Absolventen und Berufserfahrene. Faeser freut sich außerdem darüber, dass "eine Vielzahl an Bewerbern aus technischen Studiengängen" dabei waren - und nicht nur aus den klassischen Immobilienmanagement-Studiengängen. Der Asset-Manager Beos fügt dem Befund einer stärkeren Ausdifferenzierung des Teilnehmerfelds noch eine Facette hinzu: "Während in den Vorjahren primär Interessenten von uns gut bekannten Hochschulen - u.a. Irebs Regenburg, Holzminden, Aschaffenburg und Geislingen - das Karriereforum besuchten, waren in diesem Jahr auch deutschlandweite Universitäten vertreten, die bisher seltener auf der Präsenzveranstaltung in Frankfurt präsent waren, z.B. die Universität Stuttgart oder die RWTH Aachen." Ein weiterer, unübersehbarer Unterschied: In den Hallen der Frankfurter Goethe-Universität können sich die Besucher treiben lassen. "Die Quantität der Gespräche war geringer als auf der Messe, da Laufkundschaft fehlte", sagt Oksana Hübert von der Deka. "Dafür war die Qualität höher." Kaufland vermisste die Laufkundschaft: In den vergangenen Jahren fischte das traditionell große Kaufland-Team bis zu 170 Besucher aus dem Passantenstrom heraus. Vergangenes Jahr kamen so 50 bis 60 vertiefende Gespräche zustande. Dieses Jahr waren es nur um die 20 Gespräche. "Wer da war, war gut - aber es fehlte die Möglichkeit der Ansprache", bilanziert Nadine Sohlich, Personalerin Immobilien/Bau bei Kaufland. Auch Commerz Real gießt etwas Wasser in den Wein: "Der Kontakt mit dem Bewerber kommt nur durch einen vereinbarten Termin zustande. Im jetzigen Format gibt es möglicherweise eine kleine Hemmschwelle für die Bewerber. Und ein informeller Austausch, wie es auf dem IZ-Karriereforum der Fall sein kann, ist leider nicht möglich." Der Austausch mit anderen Unternehmensvertretern kam dem Fonds- und Asset-Manager ebenfalls zu kurz. Erste Bewerbungen im Nachgang zur Karrierewoche sind bei den Ausstellern angekommen. Deka hat eine von zwei versprochenen Bewerbungen erhalten. Kaufland hat an zwei Kandidaten schon Einladungen für Vorstellungsgespräche verschickt - vor Ort in der Zentrale in Neckarsulm. Auch Corpus Sireo erreichten "vielversprechende Bewerbungen, die bereits erfolgreiche Vorstellungsgespräche ergaben". Harald Thomeczek

Harald Thomeczek

Verwalter machen Schluss mit angestaubtem Image

Das Image eines überalterten Berufsstands soll die nächsten Jahre abgelegt werden. Das ist das Ziel zweier junger Initiativen in der Branche.

Das Image eines überalterten Berufsstands soll die nächsten Jahre abgelegt werden. Das ist das Ziel zweier junger Initiativen in der Branche.

Quelle: Imago Images, Urheber: Steinach

Karriere 28.11.2019
Junge Verwalter werden im Südwesten Deutschlands aktiv und wollen das Image ihres Berufsstands aufpolieren. Davon sollen zuerst die Nachwuchskräfte profitieren und im zweiten Schritt auch ... 

Junge Verwalter werden im Südwesten Deutschlands aktiv und wollen das Image ihres Berufsstands aufpolieren. Davon sollen zuerst die Nachwuchskräfte profitieren und im zweiten Schritt auch die überalterte Verwalterbranche.

Wer kennt sie nicht, diese Frage beim ersten Date mit Candlelight-Dinner: "Na, was machst Du so?" - "Ich bin Immobilienverwalter." - "Ah ja." Stille.

Um aus diesem "Ah ja" ein "Wirklich? Erzähl mal!" zu machen, gibt es in der Verwalterszene derzeit mehrere Ansätze. Vor allem junge Leute bemühen sich, dem Berufsstand den Staub abzuklopfen, moderne Themen zu positionieren und damit beim Nachwuchs Werbung für einen vielfältigen und zukunftsträchtigen Job zu machen.

Gerade erst vor ein paar Wochen sind im Südwesten Deutschlands zwei Gremien mit dieser Zielrichtung aus der Taufe gehoben worden. "Die jungen Verwalter" nennt sich eine Gruppe des Verbands der Immobilienverwalter (VDIV) Rheinland-Pfalz und Saarland. Ein Team aus Berufseinsteigern und Jungunternehmern hat sich zusammengefunden, um einerseits mehr Nachwuchs für den Verwalterberuf anzuwerben und andererseits die jungen Leute, die bereits den Berufsweg des Verwalters eingeschlagen haben - Azubis, Studenten und junge Mitarbeiter - besser zu begleiten. Davon profitiert nicht nur der Nachwuchs selbst, auch alteingesessenen Verwaltungsunternehmen, nicht selten familiengeführt, soll dadurch in Zukunft die Last genommen werden, lange nach einem Nachfolger an der Unternehmensspitze suchen zu müssen.

Dabei greifen die Jungen Verwalter tief in den Werkzeugkasten der Kommunikation und ziehen moderne Instrumente wie ein Facebook- und ein Instagram-Profil hervor. Sie wollen aber auch althergebrachte Methoden wie Auftritte bei Fach- und Jobmessen nutzen, um als Ansprechpartner für das junge Publikum präsent zu sein und das Berufsbild, auch in Abgrenzung zur Arbeit in Makler- und Bauträgerunternehmen, vorzustellen. Die Premiere feierten "die jungen Verwalter" vor kurzem beim Verwalterforum in Frankenthal. "Ich war überwältigt, wie viele Leute auf uns zugekommen sind und gesagt haben, dass das eine gute Idee ist", sagt Gründungsmitglied Alisa Neubauer, eine 21-jährige Auszubildende bei VR Immobilienmanagement in Landau und Dirmstein.

Joshua Kehry, Initiator des Gremiums, Prokurist bei Verbeg Immobilienverwaltung und Sohn des langjährigen Vorstandsvorsitzenden des Verbands Oliver Philipp Kehry, betont darüber hinaus den inhaltlichen Schwerpunkt, den die jungen Verwalter setzen wollen. So möchten sie zum Beispiel künftig Einfluss nehmen auf die Programmgestaltung von Verwalterforen und u.a. verstärkt technische Aspekte aufs Tableau bringen. Darüber hinaus seien Seminare extra für junge Leute geplant, wie man etwa mit anstrengenden Kunden kommuniziert. "Das wissen alteingesessene Verwalter schon, aber die jungen haben da etliche Fragen", erklärt Kehry. Auch Kurse zur Vorbereitung auf Abschlussprüfungen, das Zurverfügungstellen von Unterlagen oder Vorjahresklausuren für Studenten und ähnliches könnten zum Angebot gehören. Laut dem Geschäftsführer von Saar-Pfalz-Hausverwaltungen Palm, Norman Palm (32), der mit Jan Hennig von der Frank Hennig Hausverwaltung in Kaiserslautern das vierköpfige Gründungsteam komplett macht, ist auch der Aufbau einer Webseite geplant. Dort soll es z.B. um aktuelle Themen wie die Umsetzung einer digitalen Eigentümerversammlung und ihre Rechtssicherheit, das papierlose Büro, die Forderung nach einer höheren Verwaltervergütung und die Akzeptanz von Eigentümerversammlungen während der Geschäftszeiten gehen - allesamt Themen, die besonders junge Berufsanwärter interessieren dürften.

Rückendeckung bekommen die jungen Verwalter vom Verband. "Die Branche ist überaltert", muss auch Markus Herrmann, geschäftsführender Vorstand des Verbands Rheinland-Pfalz/Saarland, feststellen. Daher tue es Not, dass sich junge und engagierte Leute verstärkt um den Nachwuchs kümmern. Ein wichtiges Ziel sei zudem, junge Mitarbeiter an die klein- und mittelständischen Unternehmen zu binden. Gleichzeitig gehe es darum, dass sich der Berufsstand modernisiert. Denn: "Auch die Eigentümer werden jünger" und hätten beispielsweise veränderte Erwartungen an die Kommunikation mit ihnen. Dabei spricht er u.a. den Einsatz von Apps an. Als Testfeld stünden die Verbandsunternehmen gerne zur Verfügung.

VDIV: Modell für bundesweiten Einsatz

Herrmann sieht die Gründung der jungen Verwalter als Modell für einen bundesweiten Einsatz. Die Baden-Württemberger sind bereits dabei, ein ähnliches Gremium aufzubauen. Mitte November haben sie den Startschuss für das Netzwerk Young Professionals VDIV Baden-Württemberg gegeben. Zur Zielgruppe gehören vor allem Studenten oder Absolventen eines immobilienwirtschaftlichen Studiums sowie Berufs- oder Quereinsteiger in der Immobilienverwaltung, -betreuung und -bewirtschaftung. Das Netzwerk will den Nachwuchs untereinander ins Gespräch bringen, dazu regelmäßig für ihn konzipierte Meetings und Fachvorträge veranstalten und über wichtige Termine informieren.

Allein die Organisation und Vermarktung der Auftaktveranstaltung in Stuttgart zeigt, mit welchem Elan die jungen Organisatoren um Maxim Isamuchamedow, MI Real Estate & Finance, an die Sache herangehen. So gab es beispielsweise einen Shuttle-Service für interessierte Studenten der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) Nürtingen-Geisingen. Und wer nicht dabei sein konnte, kann sich auf der Homepage des Netzwerks ein Video vom Networking an diesem Abend anschauen und sich selbst ein Bild von der lockeren, aber ambitionierten Stimmung machen.

Erste Zertifikate für Commercial PM

Die erfolgreichen Teilnehmer der ersten beiden Lehrgänge zum Commercial Property-Manager an dem EBZ Bochum erhalten am heutigen Donnerstag ihre Zertifikate. Das Weiterbildungsangebot war im vergangenen Jahr auf Wirken der Initiative YouPM konzipiert worden. Es ist darauf ausgelegt, sowohl technischen als auch kaufmännischen Property-Managern die Feinheiten und Raffinessen des Gewerbeimmobilienmarkts näherzubringen. Übergeordnetes Ziel ist es, den Berufsstand zu professionalisieren. Teilnehmer wie Cathrin Ertel aus dem Letting Management von Apleona, Heike Brandelik, Property-Managerin ebenfalls bei Apleona, und André Schulte-Pinkhaus sind sehr zufrieden mit dem Konzept. Gerade für Quereinsteiger in die PM-Branche wie die Juristin Brandelik sowie den Banker und Betriebswirt Schulte-Pinkhaus bietet der thematisch weit gefasste Ansatz einen guten Überblick. Die Weiterbildung vermittele "Basiswissen, um überall mitreden zu können", sagt Schulte-Pinkhaus, der zudem die Auswahl der Dozenten ausdrücklich lobt. Gerade der Bezug zur Praxis und der Austausch unter den Mitarbeitern großer wie kleiner Unternehmen und aus verschiedenen Bildungsgängen - Ex-Handwerker trifft auf Diplom-Ingenieur und kaufmännische Quereinsteiger - seien interessant gewesen, pflichtet Immobilienökonomin Ertel bei.

Anke Pipke

Der Leer-Plan

Wer eine Ausbildung bei einem Gewerbeimmobilienverwalter macht, es an der Berufsschule aber viel öfter mit Wohn- als Gewerbethemen zu tun bekommt, droht einzuschlafen.

Wer eine Ausbildung bei einem Gewerbeimmobilienverwalter macht, es an der Berufsschule aber viel öfter mit Wohn- als Gewerbethemen zu tun bekommt, droht einzuschlafen.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: Ermolaev Alexandr

Karriere 15.03.2018
Immobilienkaufleute werden nicht auf die Verwaltung von Gewerbeimmobilien vorbereitet. Ihr Fachwissen ist zu gering, notwendige Soft Skills sind Fehlanzeige. Die Mängelliste, die ... 

Immobilienkaufleute werden nicht auf die Verwaltung von Gewerbeimmobilien vorbereitet. Ihr Fachwissen ist zu gering, notwendige Soft Skills sind Fehlanzeige. Die Mängelliste, die Property-Manager an die Berufsschulen schicken, ist lang. Der Konter ist jedoch genauso hart: Solange die Unternehmen selbst kaum ausbilden, ergebe eine stärkere Berücksichtigung von Gewerbeimmobilien keinen Sinn.

Die Leute sind häufig nicht gut ausgebildet." Diese harsche Kritik hört Thomas Wenzel regelmäßig von Property-Managern, die Gewerbeimmobilien verwalten, über die Abgänger von Berufsschulen. Viel zu stark sei die wohnwirtschaftliche Prägung. Etliche Themen würden gar nicht, andere nur oberflächlich gelehrt. Wenzel, der für das Beratungsunternehmen Bell Management Consultants arbeitet, befragt seit 2009 regelmäßig die Anbieter von Property-Management-Dienstleistungen. Und deren Mängelliste ist lang.

"Die Marktteilnehmer und Nutzungsarten im Gewerbeimmobilienbereich oder auch die umfangreichen Anforderungen der Eigentümervertreter bei der Implementierung eines neuen PM-Mandats in Bezug auf Prozesse, IT-Systeme und Reporting werden, wenn überhaupt, nur gestreift", konstatiert Ralf Lehmann, Geschäftsführer von Apleona Real Estate Management und verantwortlich für das Property-Management (PM). "Auch die heute unverzichtbare Fähigkeit, mit ERP-Systemen zu arbeiten, wird nicht praxisnah genug vermittelt."

Nicht in der nötigen Tiefe oder gar nicht behandelt, so die Kritik der Praktiker, würden auch juristische Themen wie z.B. Gewerbemietrecht und Mietvertragsformen (Staffel-, Index- oder Umsatzmieten etc.). Zudem fehlten Lerneinheiten rund um den technischen Gebäudebetrieb, Gewährleistungsmanagement, Haftungsfragen, Forderungsmanagement oder Wirtschaftlichkeitsberechnung.

Lehmann wünscht sich daneben mehr Raum für die Vermittlung von Soft Skills: "Wichtige Fähigkeiten, etwa wie man ein Projekt koordiniert und steuert, festgesetzte Termine auch gegen Widerstände einhält und Mieter und Auftraggeber adressiert, müssten durch die Vermittlung von Kommunikations-, Problemlösungs- und Konfliktmanagementkompetenzen gezielt trainiert werden."

Dem kann Ulrike Janssen, Head of Property Management von JLL in Deutschland, nur zustimmen. "Wir Property-Manager müssen auch mit hochspezialisierten Mietern auf Augenhöhe kommunizieren können." Etwa dann, wenn es um geplante Mieterhöhungen, Nebenkostenabrechnungen oder einen Wasserschaden geht.

Tatsächlich drehen sich aktuell nur 40 von 880 Unterrichtsstunden im Rahmenlehrplan für Immobilienkaufleute um die Bewirtschaftung gewerblicher Objekte. Der Vermietung und Verwaltung von Wohnräumen bzw. Wohnungseigentum sind dagegen 240 Stunden vorbehalten. Der Rahmenlehrplan wurde zuletzt vor zwölf Jahren aktualisiert - das Berufsbild des gewerblichen Property-Managers in seiner heutigen Ausprägung sei hierzulande jedoch jünger und finde kaum Berücksichtigung, monieren die Dienstleister. Die dreijährige Ausbildung zum Immobilienkaufmann bzw. zur -kauffrau, die ein Mitarbeiter im kaufmännischen PM typischerweise absolviert habe, sei in dieser Hinsicht veraltet.

Unternehmen wie Apleona oder auch Tattersall Lorenz aus Berlin suchen den Ausweg aus der Misere zunehmend an den Hochschulen. "Parallel zur Ausbildung bei uns im Haus intensivieren wir die Zusammenarbeit mit Hochschulen im Bereich dualer Studiengänge", berichtet Lehmann. Die dualen Hochschulen vermittelten sowohl theoretische Kenntnisse als auch Einblicke in den Unternehmensalltag - und bildeten daher näher an der Praxis und damit besser aus.

Tattersall Lorenz bietet zwei Plätze für ein duales Studium an: einen in einem kaufmännischen Studiengang mit Schwerpunkt auf Immobilienwirtschaft, den anderen in einer technisch geprägten Fachrichtung. Susanne Tattersall: "Wir haben viele studierte Köpfe im Unternehmen. Eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann allein reicht eben oft nicht, um alle Anforderungen, die gewerbliche Immobilien mit sich bringen, zu erfüllen."

Der Unterricht zu theoretisch? Große Mängel in Breite und Tiefe der Lehrinhalte? Bei öffentlichen und privaten Berufsschulen trifft diese Kritik auf Unverständnis. "In drei Jahren können wir nie und nimmer alles reinpacken, was sich die einzelnen Berufsstände wünschen. Berufliche Erstausbildung kann das nicht leisten. Das geht nur über Fort- und Weiterbildungen oder interne Schulungen", sagt Peter Schön, Schulleiter der Hans-Böckler-Schule in Frankfurt. Auch andere Teilbranchen, Makler etwa oder WEG-Verwalter, wünschten sich naturgemäß eine stärkere Berücksichtigung ihrer Belange, so der Schulleiter der Hans-Böckler-Schule in Frankfurt. "Wir müssen die Ausbildung aber breit anlegen, damit die jungen Leute später in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden können."

Immobilienkaufleute lernten zudem ja nicht nur in den ausdrücklich für Gewerbethemen vorgesehenen 40 Stunden Dinge, die für sie relevant sind, ergänzt Jürgen Morbe, der an der Friedrich-List-Schule in Wiesbaden u.a. für die Ausbildung von Immobilienkaufleuten zuständig ist. Christine Reinhold, Leiterin der privaten Berufsschule für Immobilienkaufleute an der BBA Akademie der Immobilienwirtschaft in Berlin, nennt das Beispiel Mietrecht: "Natürlich sieht ein Wohnraummietvertrag anders aus als der Mietvertrag mit einer Anwaltskanzlei für Büroflächen. Aber die Grundlagen des Mietrechts - Vertragsgestaltung, Vertragsstörungen, Kündigungen - behandeln wir hoch und runter. Und die unterscheiden sich im Prinzip nicht. Mehr könnten wir auch nicht abbilden."

Das eigentliche Problem liege ohnehin ganz woanders, nämlich in der äußerst geringen Ausbildungsbereitschaft der Kritiker. Solange nur "einer oder zwei von 20 Schülern von Unternehmen kommen, die in der Gewerberaumbewirtschaftung tätig sind", so Morbe, sei fraglich, wie viel Sinn es habe, Gewerbethemen in der Ausbildung stärker zu vermitteln.

Klaus Leuchtmann, Vorstandsvorsitzender des EBZ Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, richtet noch deutlichere Worte an die Adresse der Unternehmen: "Angesichts von geschätzt 200.000 bis 300.000 Menschen, die in Deutschland im gewerblichen Property-Management beschäftigt sind, sind die Unternehmen zu inaktiv in der Ausbildung. Deshalb orientieren sie sich in der Personalgewinnung häufig in Richtung Hochschulabsolventen - obwohl die Aufgaben auch ein Immobilienkaufmann leisten könnte."

Zur Untermauerung verweist Leuchtmann auf die Verteilung der Azubis, die am EBZ Berufskolleg lernen. Knapp zwei Drittel der angehenden Immobilienkaufleute am EBZ kommen aus der Wohnungswirtschaft bzw. von Wohnimmobilienverwaltern, weitere 10% aus Maklerhäusern. Gewerbeimmobilienverwalter machen nur rund 3% vom EBZ-Azubikuchen aus. Dass diese Verteilung eine gewisse Repräsentativität beanspruchen darf, leitet Leuchtmann daraus ab, dass von knapp 7.000 Immobilienkaufleuten, die sich hierzulande momentan in der Ausbildung befinden, rund 1.400 oder ca. 20% die private Berufsschule des EBZ besuchen.

Den Schuh, zu wenig auszubilden, wollen sich die PM-Anbieter, mit denen die Immobilien Zeitung gesprochen hat, so allerdings nicht anziehen. Apleona Real Estate Management etwa hat derzeit insgesamt 25 Azubis an Bord; in diesem Jahr haben acht Nachwuchskräfte ihre Ausbildung begonnen. Bei mehr als zwei neuen Azubis pro Standort bleibe nicht genug Zeit für die Betreuung des Einzelnen, erklärt Lehmann. Insgesamt beschäftigt Apleona aktuell rund 250 Mitarbeiter im PM, davon 140 im kaufmännischen Bereich.

JLL stellte in den letzten Jahren im Schnitt 18 Auszubildende jährlich ein. Diese werden vor allem in der Bürovermietung und im Property-Management eingesetzt. Der Dienstleister kommt alles in allem auf 180 Mitarbeiter im PM. Tattersall Lorenz hat aktuell vier Azubis an Bord. Insgesamt zählt das Unternehmen, das außer im PM u.a. auch im Asset-Management tätig ist, rund 90 Köpfe.

Darüber hinaus seien die gewerblichen Property-Manager auch an anderer Stelle aktiv wie z.B. in der YouPM-Initiative. Unter diesem Namen haben sich Apleona, JLL und Tattersall Lorenz sowie sieben weitere Unternehmen - namentlich Aurelis, DIC, Goldbeck Procenter, HIH Property Management, Omega Immobilien Gruppe, tectareal und Treureal - mit Bell Management Consultants zu einer Art Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie wollen die Trommel für das Berufsbild des Property-Managers Commercial rühren, damit mehr Schüler, Abiturienten und Absolventen sowie Berufseinsteiger und Quereinsteiger den Weg in die Gewerbeimmobilienverwaltung finden.

Damit Azubis, die die Unternehmen auch mithilfe einer angekündigten Imagekampagne an Land zu ziehen hoffen, in der Berufsschule genau das lernen, was sie später im Job brauchen, loten die YouPM-Mitstreiter zurzeit aus, wie die Ausbildung an den Berufsschulen bzw. der Rahmenlehrplan stärker auf ihre Belange zugeschnitten werden könnte. Dafür, dass dies notwendig ist, führen sie eine Befragung unter ihren eigenen operativ tätigen PM-Mitarbeitern ins Feld. 65% der 90 Befragungsteilnehmer bemängelten, dass die Fähigkeit zur Planung und Priorisierung von Aufgaben in der Ausbildung bzw. im Studium nicht ausreichend gefördert werden. Dabei ist gerade dies in ihren Augen die wichtigste fachliche Fähigkeit für einen Gewerbeimmobilienverwalter.

Leuchtmann vom EBZ signalisiert seine grundsätzliche Unterstützung für eine Änderung des Rahmenlehrplans: "Wenn die nächste Änderung des Berufsbilds ansteht, holen wir sie mit an den Tisch!" Dass dies schnell geschehen könnte, ist allerdings äußerst unwahrscheinlich. "Ein Branchenverband müsste den Impuls zur Aktualisierung geben - von der Wohnungswirtschaft als der Teilbranche, die am meisten ausbildet, wird so ein Impuls in den nächsten Jahren aber sicher nicht ausgehen", glaubt Leuchtmann.

Und auch die YouPM-Mitstreiter selbst mussten mittlerweile feststellen, dass die Überarbeitung eines Berufsbilds ein mühseliges und langwieriges Unterfangen ist - und ein hochpolitisches dazu: Der Bund ist für die Ausbildungsordnung zuständig, die Kultusministerkonferenz für den Rahmenlehrplan und die Länder für dessen Umsetzung in Lehrpläne für die Berufsschulen.

Immerhin besteht sowohl auf der Seite der Praxis als auch auf der der Ausbilder Gesprächsbereitschaft. Zusatzmodule seien durchaus jenseits des Lehrplans möglich, so Leuchtmann. Leuchtmann findet, dass die technische Gebäudeausrüstung nach heutigen Maßstäben in dem mittlerweile zwölf Jahre alten Rahmenlehrplan unterbewertet ist. Via E-Learning könnten solche Module auch für Schüler anderer Berufsschulen zugänglich gemacht werden.

Auch Reinhold von der Berliner Berufsschule für Immobilienkaufleute zeigt sich gesprächsbereit: "Die Ausbilder aus den Unternehmen sind herzlich eingeladen, unsere Sinne für die Bedürfnisse der Praxis zu schärfen. Ich organisiere gerne eine Runde für den Gedankenaustausch."

Harald Thomeczek

Keine Azubis, kein Nachwuchs

So sehen Immobilienkauffrauen aus. Abgelichtet am EBZ Berufskolleg.

So sehen Immobilienkauffrauen aus. Abgelichtet am EBZ Berufskolleg.

Quelle: EBZ

Karriere 08.02.2018
Für Immobilienunternehmen wird es schwerer, Mitarbeiter zu finden. Wer selbst für Nachwuchs sorgt, ist klar im Vorteil. Laut einer Befragung des EBZ - Europäisches Bildungszentrum der ... 

Für Immobilienunternehmen wird es schwerer, Mitarbeiter zu finden. Wer selbst für Nachwuchs sorgt, ist klar im Vorteil. Laut einer Befragung des EBZ - Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft haben die Teilbranchen, in denen eher wenig ausgebildet wird, die größten Personalsorgen. Vor allem bei den Verwaltern klafft die Schere auseinander. Der zusätzliche Personalbedarf ist groß: Im Schnitt wollen die Unternehmen ihren Mitarbeiterbestand in den nächsten fünf Jahren um knapp 10% ausbauen.

Rund 5.100 Unternehmen hat InWIS Forschung & Beratung für die Marktstudie Aus-, Fort- und Weiterbildung des EBZ im zweiten Halbjahr 2017 angeschrieben. Geantwortet haben 335 Unternehmen. Nun ja. Von den Unternehmen, die es schafften, auf die gestellten Fragen zu antworten, stellen die Wohnungsgenossenschaften die relative Mehrheit (knapp 37%); ungefähr jedes vierte Unternehmen (rund 24%) ist eine Wohnungsgesellschaft, und gut jedes fünfte (rund 22%) eine Haus-/Wohnungsverwaltung. Wohn- und Gewerbeimmobilienmakler machen 9% der Teilnehmer aus, und Bauträger bzw. Projektentwickler zusammen ca. 5%. Der Rest sind Dienstleister, insbesondere Facility-Manager. Vier von zehn Unternehmen sitzen in Nordrhein-Westfalen, die anderen rund 60% verteilen sich bunt über den Rest der Republik.

Zur Sache: Mehr als die Hälfte (54,9%) der Teilnehmer beantwortete die Frage "Ist es für Sie bzw. Ihr Unternehmen bislang schwierig, qualifizierte MitarbeiterInnen zu finden?" mit Ja. Bei der letztmaligen Umfrage vor zwei Jahren war der Anteil, der bei der gleichen Frage Ja sagte, noch deutlich kleiner: damals waren es nur 45,5%. Und 2013 - die EBZ-Umfrage wird alle zwei Jahre durchgeführt - hatten es erst 39% als schwierig empfunden, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.

Die Unternehmen, die dieses Mal mit von der Partie waren, beschäftigen im Schnitt 38 Mitarbeiter. Die Bandbreite reicht von einigen wenigen Köpfen bis zu hunderten von Mitarbeitern. So unterschiedlich wie die Mitarbeiterstärke ist auch der zusätzliche Personalbedarf der befragten Firmen. Im Schnitt rechnen sie mit einem Mitarbeiterzuwachs von 9,3% in den nächsten fünf Jahren. In absoluten Zahlen: Die Zahl der Beschäftigten soll in diesem Zeitraum von 38 auf 41 Köpfe steigen.

"Fast 10% mehr Personal in fünf Jahren: Bundesweit hochgerechnet ist das eine Riesensumme", sagt EBZ-Vorstandschef Klaus Leuchtmann. Ein wichtiger Treiber des Mehrbedarfs sind die gestiegenen Kundenerwartungen: Diesen Grund führen in der aktuellen Umfrage 55% der Immobilienunternehmen an. Bei der Befragung vor sechs Jahren sagten nur 31%, dass sie mehr Leute einstellen müssen, weil die Ansprüche der Kunden gewachsen seien.

Das erwartete Wachstum der Mitarbeiterzahl gestaltet sich in den einzelnen Teilbranchen bzw. Unternehmensgrößenklassen sehr unterschiedlich, die prognostizierte Wachstumsrate reicht von fast null bis zu mehr als 32%. Im Einzelnen: Die Wohnungsgesellschaften beschäftigen heute im Schnitt 82 Menschen, in fünf Jahren sollen es 88 sein (plus 7%). Vor allem die größeren Wohnungsunternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern haben Personalbedarf: In dieser Gruppe sind im Schnitt knapp 150 Menschen pro Unternehmen angestellt. In den kommenden fünf Jahren soll die Mitarbeiterzahl auf 160 wachsen. Die Wohnungsgesellschaften mit weniger als 20 Beschäftigten rechnen dagegen nicht mit einer steigenden Mitarbeiterzahl. Die Wohnungsgenossenschaften, die heute durchschnittlich 24 Köpfe zählen, gehen von einem Zuwachs von 4% (auf 25 Mitarbeiter) aus.

Richtig großen Personalbedarf haben aber die anderen Teilbranchen, allen voran die Bauträger und Projektentwickler. Diese sehen ihre Belegschaft binnen fünf Jahren von heute durchschnittlich 36 auf 47 Mitarbeiter anschwellen - ein Anstieg von fast einem Drittel. Haus- und Wohnungsverwalter sowie Makler benötigen durchschnittlich 16% mehr Leute. Sie wollen ihr Personal von 15 auf 18 Köpfe bzw. von zwölf auf 14 Mitarbeiter aufstocken. Auch die Dienstleister, die unter Sonstiges firmieren (FM-Anbieter usw.), haben gehörigen Appetit auf frische Kräfte: Ihre Belegschaften sollen von durchschnittlich 95 auf 113 Mitarbeiter zulegen, was einem Plus von 19% entspräche.

Die größten Probleme, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, haben die Haus- und Wohnungsverwalter. Von ihnen geben fast drei Viertel (73%) Schwierigkeiten an. Auch unter den Dienstleistern im Topf Sonstiges tun sich überproportional viele - nämlich 67% - mit der Gewinnung gut ausgebildeter Mitarbeiter schwer. Interessant ist, dass diese beiden Gruppen mit am wenigsten selbst ausbilden. Im Schnitt ziehen 69% aller 335 Unternehmen, die an der Umfrage teilnahmen, eigenen Nachwuchs groß. Unter den Verwaltern liegt der entsprechende Anteil nur bei 57%, und bei den sonstigen Dienstleistern kümmert sich sogar nur jeder Zweite um die Aufzucht von Nachwuchskräften. Zum Vergleich: Die großen bzw. größeren Wohnungsgesellschaften bzw. -genossenschaften bilden (fast) alle selbst aus - mitunter sogar über Bedarf und geben Immobilienkaufleute an den Markt ab.

"In der Wohnungswirtschaft ist die Situation noch vergleichsweise entspannt. Dramatisch ist der Personalmangel in der Haus- und WEG-Verwaltung", sagt Leuchtmann. "Der große Bedarf müsste sich eigentlich auf der Ausbildungsseite niederschlagen - tut er aber nicht. Vor allem kleinere Haus- und Wohnungsverwalter bilden zu wenig aus. Dabei könnte das jedes Unternehmen mit fünf Mitarbeitern", ist sich Leuchtmann sicher. So könnten gerade viele kleinere Immobilienverwalter das Problem lösen, dass sie sich aufgrund überschaubarer Vergütungssätze keine Tarifverträge leisten können - und deshalb keine ausgebildeten Immobilienkaufleute abbekommen, sondern sich mit Quereinsteigern begnügen müssen. "Die Mitarbeiter müssten ein Drittel bis ein Viertel mehr verdienen", schätzt Leuchtmann, "damit die Unternehmen nicht nur Seiteneinsteiger anlocken." Die Not der Verwalter zeige sich beim EBZ in gut gebuchten Fortbildungsprogammen für Seiteneinsteiger.

Harald Thomeczek

"Das ist Bullshit-Bingo"

EBZ-Chef Klaus Leuchtmann fordert eine längere Qualifizierung.

EBZ-Chef Klaus Leuchtmann fordert eine längere Qualifizierung.

Bild: IZ

Karriere 06.10.2015
Der geplante Fach- und Sachkundenachweis stellt die Immobilienbranche nicht zufrieden. Sie fordert höhere Qualifikationsanforderungen für Makler und Verwalter. ... 

Der geplante Fach- und Sachkundenachweis stellt die Immobilienbranche nicht zufrieden. Sie fordert höhere Qualifikationsanforderungen für Makler und Verwalter.

Klare Worte fand Klaus Leuchtmann für die Pläne zum Nachweis der Sach- und Fachkunde für WEG-Verwalter und Makler. "Das ist Bullshit-Bingo, was wir hier spielen", sagte der Vorstandsvorsitzende des EBZ - Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft während einer Diskussion auf dem Stand der BID - Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland.

Derzeit sei ein Kurs von rund 100 Unterrichtsstunden als Vorbereitung für die Sach- und Fachkundeprüfung geplant, sagte Sun Jensch, Geschäftsführerin des Immobilienverbands Deutschland IVD. Das ist Leuchtmann zu wenig. 480 Unterrichtsstunden sollte der Kurs als Basis haben, fordert er und erinnert daran, dass die Branche über einen gut funktionierenden Ausbildungsberuf sowie weitere Qualifizierungen verfüge.

Gegen eine rein deutsche Lösung sprach sich Peter Graf, Geschäftsführer der DIA - Deutschen Immobilien-Akademie an der Universität Freiburg, aus. Er plädierte für die DIN EN 15733 als Grundnorm. Diese sei europaweit anerkannt und erfordere zudem eine kontinuierliche Weiterbildung und regelmäßige Re-Zertifizierung.

Eine zweiwöchige Qualifizierung findet auch Michael Wintzer, geschäftsführender Gesellschafter der Bayerischen Immobilien Management, zu wenig und gibt sich gelassen: "Das bereinigt nach wie vor der Markt, letztendlich."

Sonja Smalian