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Arbeitgeber am Bau sagen Ja zum Tarif

Karriere 07.06.2018
Um die neuen Tarifverträge für das Bauhauptgewerbe und Hochtief ist lange gerungen worden, nun sind sie perfekt. ... 

Um die neuen Tarifverträge für das Bauhauptgewerbe und Hochtief ist lange gerungen worden, nun sind sie perfekt.

Nach der wenig überraschenden Zustimmung der Gewerkschaft IG Bau zum Schlichtervorschlag von Ex-Bundesarbeitsminister Wolfgang Clement haben sich auch die Arbeitgeber zu einem Ja durchgerungen. Wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes erklärten, wollten ihre Mitglieder einen bei einem Nein drohenden Arbeitskampf vermeiden und stimmten dem Schlichterspruch "schlussendlich" zu. Leicht getan hätten sie sich damit nicht: "5,7% plus Einmalzahlungen sind für viele Bauunternehmen kaum zu verkraften, denn die Baukonjunktur verläuft regional und branchenbezogen sehr unterschiedlich", wird Verhandlungsführer Frank Dupré zitiert. Die Betriebe haben dem Tarifergebnis nicht zuletzt auch deshalb zugestimmt, weil die 26-monatige Laufzeit des neuen Vertrags ihnen immerhin Planungssicherheit verschafft. Für die IG Bau ist die Anhebung der Löhne und Gehälter schlicht eine "angemessene Beteiligung der Beschäftigten am Bau-Boom". Derweil hat die IG Bau mit dem Baukonzern Hochtief eine Einigung erzielt. Rückwirkend zum 1. Mai bekommen die Beschäftigten zunächst 4% mehr Lohn. Auch hier sei es ein zähes Ringen gewesen, das sich aber laut IG-Bau-Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt gelohnt habe. "Der jetzt erzielte Kompromiss kann sich sehen lassen". Ein zuvor angekündigter Streik wurde damit abgewendet.

So werden die Ost- und Westtarife angeglichen, das 13. Monatsgehalt auf West-Basis ausgezahlt und die Löhne in drei Stufen erhöht. Nach einem 4%igen Plus 2018 kommen zu Jahresbeginn 2019 noch einmal 2% und 2020 zusätzlich 1% hinzu. Obendrauf gibt es einmalig 1.100 Euro für gewerblich Beschäftigte und 500 Euro für Angestellte. Auch die Auszubildenden können sich über eine um 65 Euro steigende Vergütung freuen. Für Hochtief-Vorstand Nikolaus Graf von Matuschka ist dies ausgewogen. Man habe eine "gute und auf die Bedürfnisse unseres Unternehmens und unserer Mitarbeiter zugeschnittene" Lösung gefunden, sagte er laut einer hausinternen Mitteilung.

Harald Thomeczek,Daniel Rohrig

"Kein Grund zur Bescheidenheit": IG Bau will 5,9% mehr Lohn

Bauarbeiter sollen 5,9% höhere Löhne erhalten. Auch Auszubildende sollen mehr Geld in der Lohntüte vorfinden.

Bauarbeiter sollen 5,9% höhere Löhne erhalten. Auch Auszubildende sollen mehr Geld in der Lohntüte vorfinden.

Bild: BHW Bausparkasse

Karriere 17.02.2016
Berechtigte Forderung oder unerfüllbare Erwartung? Die IG Bau will 5,9% mehr Geld für Beschäftigte im Baugewerbe. Die Gewerkschaft verweist zur Untermauerung ihrer Lohnforderung ... 

Berechtigte Forderung oder unerfüllbare Erwartung? Die IG Bau will 5,9% mehr Geld für Beschäftigte im Baugewerbe. Die Gewerkschaft verweist zur Untermauerung ihrer Lohnforderung insbesondere auf den anziehenden Wohnungsbau.

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) geht mit einer Forderung von 5,9% höheren Löhnen und Gehältern für die rund 785.000 Beschäftigten in der Bauwirtschaft in die Tarifrunde 2016. Außerdem fordert die Bundestarifkommission der IG Bau u.a. eine Erhöhung der Vergütung Auszubildender um monatlich hundert Euro für jedes Ausbildungsjahr sowie die Einführung eines Mindestlohns II für Ostdeutschland, wie es ihn im Westen bereits gibt.

"Die Bauwirtschaft läuft rund. Es besteht kein Grund zur Bescheidenheit", erklärte der Stellvertretende Bundesvorsitzende der IG Bau, Dietmar Schäfers. In diesem Jahr rechne die Bauwirtschaft mit einem Umsatzwachstum von 3%, argumentiert die Gewerkschaft. Mit rund 60 Prozent sei der Wohnungsbau die größte Bausparte, die voraussichtlich um 5% zulegen werde. Der öffentliche Bau erwarte ein Wachstum von 4%. "Wir haben gerade in Ballungsgebieten einen enormen Nachholbedarf an bezahlbaren Wohnungen und Sozialwohnungen. Gleichzeitig müssen die Verkehrswege saniert und ausgebaut werden", so Schäfers. Das Wachstum sei stabil - und die Beschäftigten müssten an der guten Entwicklung beteiligt werden.

Arbeitgeber: "Kein Verteilungsspielraum für Lohnerhöhungen"

Die Arbeitgebervertreter werfen der IG Bau vor, sie wecke mit einer Lohnforderung von 5,9% "unerfüllbare Erwartungen": Dieser Forderung "stehen weiterhin niedrige Umsatzrenditen der Betriebe im Baugewerbe gegenüber. Die nur gering gestiegenen Umsätze haben nicht zu höheren Umsatzrenditen geführt; es besteht nach wie vor ein hoher Wettbewerbsdruck, der weiterhin über die Preise ausgetragen wird", sagte der Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite für die diesjährige Tarifrunde und Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, Frank Dupré. Weil Bauen arbeitsintensiv sei und der Lohnkostenanteil um ein Vielfaches über dem der stationären Industrie liege, werde "der Kostenwettbewerb vor allem auf dem Rücken der tarifgebundenen Betriebe ausgetragen". Billiglohnkonkurrenz und immer mehr Scheinselbstständige verhinderten zudem bei vielen Aufträgen auskömmliche Preise. Vor diesem Hintergrund habe ein Umsatzwachstum von "gerade mal einem Prozent im vergangenen Jahr" nicht zu einem Verteilungsspielraum für Lohnerhöhungen geführt.

Die Tarifverhandlungen sollen am 15. März 2016 beginnen.

Harald Thomeczek

Die neue Baulust: Was junge Leute in die Bauwirtschaft zieht

Wer sich für eine Ausbildung in der Bauwirtschaft entschieden hat, bereut die Entscheidung nur selten: 94% der befragten Azubis sind zufrieden mit iher aktuellen Berufsausbildung.

Wer sich für eine Ausbildung in der Bauwirtschaft entschieden hat, bereut die Entscheidung nur selten: 94% der befragten Azubis sind zufrieden mit iher aktuellen Berufsausbildung.

Bild: BilderBox.com

Karriere 20.06.2012
Die Bauwirtschaft ist besonders vom Fachkräftemangel betroffen. 44% der Unternehmen sehen dadurch bereits ihre wirtschaftliche Entwicklung gefährdet, wie die DIHK-Arbeitsmarktumfrage 2011 ... 

Die Bauwirtschaft ist besonders vom Fachkräftemangel betroffen. 44% der Unternehmen sehen dadurch bereits ihre wirtschaftliche Entwicklung gefährdet, wie die DIHK-Arbeitsmarktumfrage 2011 zeigte. Auf den Fachkräfteengpass reagieren die Bauunternehmen durch verstärkte Ausbildung. Um mehr Interesse für die Branche beim Nachwuchs zu wecken, wurden nun junge Berufseinsteiger befragt, was sie an der Baubranche reizt.

Die Studie gibt Grund zur Freude: Wer sich für eine Ausbildung in der Bauwirtschaft entscheidet, verspürt Baulust. "Spaß an einem Bauberuf" geben 63% der Befragten als sehr wichtigen Grund für ihre Ausbildungswahl an und ebenso viele, dass sie das Erlernte auch privat anwenden möchten. Offenbar werkeln sie auch in ihrer Freizeit gerne. Die guten Berufsperspektiven waren erst an dritter Stelle von 46% der Befragten als sehr wichtiges Auswahlkriterium erwähnt. Die Motivation der Bau-Azubis ist hoch und die Entscheidung für die Bauwirtschaft fällt offenbar aufgrund von persönlichen Interessen und Neigungen.

Zu ihrer Berufsausbildung und ihren Karriereplänen hatten Soka-Bau und das F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen rund 5.800 Berufseinsteiger aus der Bauwirtschaft befragt. Dazu zählten rund 900 Azubis, 1.900 Jung-Gesellen (Bauprofis) sowie 3.000 ehemalige Bauprofis, die eine Berufsausbildung am Bau abgeschlossen oder aber vorzeitig abgebrochen hatten.

Wer seine Ausbildung in der Bauwirtschaft begonnen hat, zeigt sich zufrieden mit seiner Wahl (94 Prozent). Ein Viertel der Befragten ist sogar sehr zufrieden (25 Prozent). Die Ausbildungsbetriebe machen ihren Job in den Augen der Azubis gut: 90 Prozent sind mit ihrem Betrieb zufrieden. Dennoch passt es nicht immer und so mancher Bau-Azubi bricht die Ausbildung ab. Wie hoch diese Zahl ist, wird nicht erwähnt. Jeder zweite Abbrecher führt den Ausbildungsbetrieb als Grund an. Arbeitsklima, hohe Arbeitsbelastung und das Verhältnis zu Vorgesetzten und Kollegen trübten ebenfalls häufig die Stimmung.

Ein Drittel der Aussteiger würde wieder am Bau arbeiten

Wer aus der Bauwirtschaft aussteigt, tut das nicht selten, um sich weiterzuqualifizieren (41 Prozent). Aber auch Arbeitslosigkeit (30 Prozent), Unzufriedenheit mit dem Job (22 Prozent) und gesundheitliche Gründe (22 Prozent) veranlassen zum Wechsel. Dennoch könnte sich fast jeder dritte Ex-Bauprofi (32 Prozent) mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung vorstellen, wieder in die Bauwirtschaft zurückzukehren.

Auch der junge Nachwuchs ist sehr an Weiterqualifizierung interessiert: 60 Prozent der Azubis, die sich in den nächsten zehn Jahren weiterqualifizieren möchten, würden gern die Meisterprüfung ablegen. Hoch im Kurs steht auch die Qualifizierung zum Polier (39 Prozent). Knapp jeder Dritte könnte sich vorstellen, ein Studium aufzunehmen.

"Das Vorurteil, die Berufswahlentscheidung für einen der Bauberufe sei oft nur zweite oder dritte Wahl, ist durch die Studie eindrucksvoll widerlegt worden. Fast alle befragten Jugendlichen haben sich mit ihrer Berufsausbildung am Bau zufrieden gezeigt und die Attraktivität der Ausbildungsberufe sowie die Qualität der betrieblichen und überbetrieblichen Ausbildung hervorgehoben", sagt Frank Dupré, Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes. Die Aussagen der jungen Menschen, die vor einer Berufswahlentscheidung stehen oder sich bereits für einen Bauberuf entschieden haben, "seien damit deutlich positiver als die allgemeinen Ansichten". Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sieht Dupré als wichtige Aufgabe, an einer Imageverbesserung der Deutschen Bauwirtschaft zu arbeiten.

Dietmar Schäfers, stellvertretender Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, legt einen anderen Schwerpunkt: "Die Studie belegt eindrucksvoll, dass gute Berufsperspektiven einen wesentlichen Faktor für eine Ausbildung am Bau darstellen. Es geht aber nicht nur darum, junge Menschen für den Bau zu gewinnen, sondern sie auch als qualifizierte Facharbeiter in einem attraktiven Baugewerbe zu halten. Zur Attraktivität gehört unter anderem ein durchgängiges System der Fort- und Weiterbildung nach der Berufsausbildung, Arbeitssicherheit, gutes Einkommen sowie eine ausreichende Altersabsicherung wie etwa eine zusätzliche berufsspezifische Rentenzahlung."

Die Studie "Ausbildung als Zukunft der Bauwirtschaft" umfasst 32 Seiten und kostet 75 Euro (ISBN: 978-3-89981-637-2).

Sonja Smalian