Karriere-News

Ihre gewählten Filter:

Adolf Sauerland: Duisburger wählen einen Immobilienprofi ab

Duisburgs abgewählter Oberbürgermeister Adolf Sauerland.

Duisburgs abgewählter Oberbürgermeister Adolf Sauerland.

Bild: thk

Köpfe 13.02.2012
Die Duisburger haben gestern in einem Bürgerentscheid ihren Oberbürgermeister Adolf Sauerland abgewählt. Das Stigma der Love-Parade-Katastrophe wurde ihm zum Verhängnis. Doch Sauerland ... 

Die Duisburger haben gestern in einem Bürgerentscheid ihren Oberbürgermeister Adolf Sauerland abgewählt. Das Stigma der Love-Parade-Katastrophe wurde ihm zum Verhängnis. Doch Sauerland war nicht nur der erste CDU-Oberbürgermeister Duisburgs nach dem Krieg, er war auch derjenige, der die Stadt zu einem der spannendsten Immobilienstandorte in Nordrhein-Westfalen machte.

Vor Adolf Sauerland war SPD - jahrzehntelang. Seine blasse Vorgängerin Bärbel Zieling stieß damals das Megaprojekt Multi Casa an: Auf der ehemaligen Bahnfläche am Hauptbahnhof sollte ein gigantisches Shoppingcenter entstehen, um den Kaufkraftabfluss aus Duisburg zu stoppen. Der umfasste nach einer damaligen Studie rund 750 Mio. DM jährlich.

Doch das Multi Casa wurde zur peinlichen Hängepartie. Vier verschiedene Entwickler versuchten sich an dem Projekt. Schließlich tauchte der niederländische Centerentwickler Multi Development auf und präsentierte überraschend auf der Expo Real den Plan für ein innerstädtisches Einkaufszentrum auf den damaligen Flächen des Karstadt-Warenhauses und der angrenzenden Stahlhandlung Spaeter.

Klares Bekenntnis zur Innenstadt

Für zwei Center, soviel war klar, wäre in Duisburg kein Platz. Das erhoffte Machtwort der OB blieb aber aus: Der Markt, so betete sie monoton und wenig sozialdemokratisch herunter, werde es schon richten. Bei der Oberbürgermeisterwahl 2004 reichte es den Duisburgern. Sie wählten Zieling ab und votierten für den CDU-Kandidaten Sauerland. Der hatte sich klar für das innerstädtische Center positioniert.

So entstand das Forum, mit rund 54.000 qm Verkaufsfläche bei der Eröffnung das größte innerstädtische Einkaufszentrum in Deutschland. Entwickler Multi Development fand so viel Gefallen an Duisburg, dass er zunächst seinen Unternehmenssitz von Düsseldorf in die Schimanski-Stadt verlegte, sich anschließend finanziell am Innenstadt-Masterplan von Norman Foster beteiligte und dann noch zwei weitere Handelsprojekte anstieß: die Königs-Galerie und das Stadtfenster.

Innenstadt-Masterplan von Norman Foster

In Sauerlands Amtszeit fiel auch besagter Innenstadt-Masterplan. Der erste seiner Art in Deutschland: Der britische Star-Architekt Norman Foster, aus dessen Feder bereits der prosperierende Bürostandort Innenhafen stammt, bekam den Auftrag, die gesamte Innenstadt zu überplanen. Das Geld sammelte Sauerland im Wesentlichen bei privaten Unternehmen ein. Der Masterplan erhielt Rechtsverbindlichkeit und wurde zum Vorbild für zahlreiche andere Städte, darunter auch Köln.

Doch ist Duisburg in den vergangenen Jahren nicht nur für Investoren in Handelsimmobilien attraktiv geworden, die Nachfrage nach Büroflächen hat ebenfalls spürbar angezogen. Und zwar mehr, als der Markt hergibt. Trotz zahlreicher neuer Projekte - vor allem im Innenhafen - sinkt der Büroflächenumsatz der letzten beiden Jahre, weil es keine adäquaten leerstehende Flächen gibt. Die Leerstandsquote in Duisburg liegt aktuell bei 3,1% und ist eine der niedrigsten in Deutschland.

Man muss Sauerland attestieren, dass er auf jeder Immobilienmesse für seine Stadt getrommelt hat, Entwickler nach Duisburg locken konnte und es auch verstanden hat, Investoren in die Stadt zu bringen. Zuletzt überraschte der Berliner Möbel-Händler Kurt Krieger mit dem Erwerb der Multi-Casa-Fläche. Es muss Sauerland zugute gehalten werden, dass er Kriegers grobschlächtige Pläne, statt der filigranen Foster-Planung auf der Fläche zwei Möbelhäuser und ein Großlager zu errichten, langsam aber sicher weichgeklopft hat. Mittlerweile ist immerhin mehr als die Hälfte der riesigen Fläche wieder als Parklandschaft mit Bürobebauung geplant.

Was bleibt also von der Amtszeit Sauerland? Die Love-Parade-Katastrophe und sein mehr als ungeschicktes Verhalten wird ohne Zweifel das sein, was vor allem in Erinnerung bleiben wird. Doch der Aufstieg Duisburgs aus der immobilienwirtschaftlichen Diaspora zu einem Standort, den die Branche wahrnimmt und an dem man durchaus gute Geschäfte machen kann, sollte nicht vergessen werden.

Thorsten Karl

56 Objekte wurden durchsucht

Die NRW-Korruptionshotline.

Die NRW-Korruptionshotline.

Bild: LKA NRW

Köpfe 24.02.2011
Im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen gegen den ehemaligen Chef des Bau- und Liegenschaftsbetriebs des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB-NRW) wurden Mitte Februar 56 Liegenschaften ... 

Im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen gegen den ehemaligen Chef des Bau- und Liegenschaftsbetriebs des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB-NRW) wurden Mitte Februar 56 Liegenschaften durchsucht.

Das Landeskriminalamt NRW, die Staatsanwaltschaft Wuppertal und die Steuerfahndung durchsuchten 56 Wohn- und Firmenobjekte in Nordrhein-Westfalen und vier anderen Bundesländern. Zeitgleich wurden mehrere Ministerien und Behörden um die Erteilung verfahrensrelevanter Auskünfte gebeten.

Dies teilt die Polizei des Landes mit. Grund für die Aktion ist, dass die bisherigen Ermittlungen der Behörden einen Anfangsverdacht für Untreue- und Korruptionsdelikte ergeben haben, die sich im Wesentlichen auf Ferdinand Tiggemann, den ehmaligen BLB-Chef, beziehen. Konkret geht es um folgende Immobilienprojekte des BLB: den Neubau des Landesarchivs in Duisburg, die Erweiterung des Polizeipräsidiums in Köln-Kalk, die geplante Umsiedlung der Fachhochschule Köln und den Ankauf des Landesbehördenhauses in Bonn durch einen privaten Investor.

Wie zu erfahren war, gab es unter anderem Durchsuchungen im Duisburger Rathaus, bei den Essener Projektentwicklern Kölbl Kruse und beim Kölner Bauunternehmen Bauwens. Entgegen anderslautenden Berichten aus der Lokalpresse wird gegen den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland im Zusammenhang mit dem Neubau des Landesarchivs nicht ermittelt. Sowohl im Duisburger Rathaus als auch bei KölblKruse betont man, dass man alle Unterlagen freiwillig übergeben hat und mit den Behörden zusammenarbeitet. (thk)

MEINUNG

zu "Korruption"

Uns Journalisten sagt man ja gerne nach, wir seien sensationshungrig, gierten nach Skandalen, um sie dann furchtbar aufgebauscht der Leserschaft zu servieren. Nun sind in der Immobilienbranche Sensationen ohnehin dünn gesät, zudem muss sich die Immobilien Zeitung sicher nicht vorwerfen lassen, auf Klatschpresse-Niveau zu berichten. Eher das Gegenteil ist der Fall, und damit kommen wir zum eigentlichen Grund für diesen Kommentar:

Nordrhein-Westfalen hat sich in den letzten Jahren zur deutschen Hochburg der immobilienwirtschaftlichen Korruption entwickelt. Das ist nun leider keine sensationlüsterne Headline, sondern schlichtweg ein Fakt. Praktisch wöchentlich finden mittlerweile Razzien statt, in denen sich die Behörden um das Dingfestmachen korrupter Beamter und Immobilienprofis bemühen.

In den ersten beiden Februarwochen dieses Jahres gab es eine Großrazzia im Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen gegen den ehemaligen BLB-Chef Ferdinand Tiggemann; im Rahmen der Ermittlungen um das Skandal-Projekt World Conference Center in Bonn fand eine erneute Razzia in der Werbeagentur Kreativ Konzept statt; auch im Zusammenhang mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs wurde Mitte Februar eine Großrazzia durchgeführt; und selbst im beschaulichen Bielefeld durchsuchte die Polizei die Räumlichkeiten des Immobilienverwalters des Jahnplatz-Forums.

Liebe Leser, wenn gegen frühere Oberbürgermeisterinnen ermittelt wird (wie im Fall des WCCB) oder gegen den ehemaligen Chef eines bedeutenden Landesunternehmens (wie beim BLB-NRW), dann informieren wir Sie gerne auch weiterhin. Doch NRW ist leider zu korrupt, um jede dieser Meldungen zu publizieren. Wir bitten um Nachsicht! (thk)

Ihre Meinung interessiert uns. Schreiben Sie an leserbrief@immobilien-zeitung.de

Thorsten Karl