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Die Quadratur des Kreises organisieren

Christina-Johanne Schröder.

Christina-Johanne Schröder.

Urheber: Claus G. Pagel

Karriere 22.12.2022
Christina-Johanne Schröder spricht für die Wohnungs- und Baupolitik der grünen Bundestagsfraktion. Den Praxischeck wagt sie zu Hause – wo sie ein altes Haus saniert. ... 

Christina-Johanne Schröder spricht für die Wohnungs- und Baupolitik der grünen Bundestagsfraktion. Den Praxischeck wagt sie zu Hause – wo sie ein altes Haus saniert.

Das Lachen sei ihr noch nicht vergangen, sagt Christina-Johanne Schröder. Auch wenn der Wechsel in die Regierungsverantwortung ihre Kollegen und sie vor die Quadratur eines Kreises stelle. "Einerseits mehr sozialen und bezahlbaren Wohnraum schaffen, andererseits die Klimaziele im Gebäudesektor erreichen und das unter den erschwerten Bedingungen des Angriffskriegs auf die Ukraine", beschreibt die 39 Jahre alte Niedersächsin das Spannungsfeld. Der Ehrgeiz, die Lücke von mehr als 150 Mio. t CO2-Äquivalenten bis 2030 einzusparen, bleibe.

Weder der Politikbetrieb an sich noch das Fach waren ihr fremd, als sie vor einem Jahr in die Bundeshauptstadt wechselte. Schröder war zuvor für die grüne Landtagsfraktion in Niedersachsen Fachreferentin für Baufragen. Obwohl ihr aus der Branche und teilweise von Koalitionspartnern Gegenwind entgegenbläst, pocht Schröder auf den grünen Kurs bei Baustandards. Es brauche zügig ein Update, wie Energieeffizienz bewertet wird. "Gebäude mit einem unnötig hohen Verbrauch führen uns unweigerlich in eine soziale Krise", argumentiert sie. "Wir können auch kein Gebäude, das jetzt errichtet wird, noch mal umfassend sanieren."

Dass zur Entspannung der Bausituation so manche Norm überprüft werden sollte und mancher Planungsschritt schneller gehen könnte, erfährt Schröder vermutlich gerade in Echtzeit: In ihrer Freizeit saniert sie ein denkmalgeschütztes Haus in ihrer Heimatgemeinde im Speckgürtel Bremens. Die körperliche Arbeit in Haus und Garten helfe ihr beim Abschalten. Und sie erfahre dabei, dass die Politik nicht für alles verantwortlich sei, sagt sie. "Oft muss ich erklären, dass das Normungswesen privatwirtschaftlich organisiert ist." Schröder setzt sich für ein europäisches Normungswesen und mehr Abweichungsmöglichkeiten ein, damit Vorschriften nicht länger zum "Innovationshemmnis" würden.

Wie herausfordernd das Durchsetzen von Neuem im Baubereich ist, kann Schröder in den kommenden Monaten erleben: Sie werde für die Fraktion der Grünen die große Novelle des Baugesetzbuchs von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) verhandeln, berichtet sie.

Kristina Pezzei

Kein geradliniger Einstieg

Das Jahr 2022 hielt mehr Überraschungen parat, als viele Jobwechsler dachten.

Das Jahr 2022 hielt mehr Überraschungen parat, als viele Jobwechsler dachten.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Who is Danny

Karriere 22.12.2022
Das allererste Jahr in einem Job ist immer etwas Besonderes. In diesem Jahr gilt das mehr denn je, dafür sorgten der Einmarsch Russlands in die Ukraine und seine Folgen, gerade als die ... 

Das allererste Jahr in einem Job ist immer etwas Besonderes. In diesem Jahr gilt das mehr denn je, dafür sorgten der Einmarsch Russlands in die Ukraine und seine Folgen, gerade als die Corona-Zeit vorbei schien. Wie sich ihr erstes Jahr im Amt angefühlt hat, erzählen 13 Menschen, die vor rund zwölf Monaten eine neue Position angetreten haben. Von der Einsteigerin über den Geschäftsführer bis zur Bundesbauministerin.

Die "aufregendste Zeit der letzten 15 Jahre" hat Inga Schwarz seit Januar als Chefresearcherin bei BNP Paribas Real Estate erlebt. Nicht nur die zusätzliche Verantwortung, die ihr mit ihrer Beförderung übertragen wurde, sorgte für diese Aufregung. Schon kurz nach Antritt ihrer Position erlebte sie Umbrüche im Markt, auf die sie reagieren musste.

Schwarz ist nicht die einzige, deren erstes Jahr in einer neuen Rolle sich wie ein Marathon anfühlte. Denn die abklingende Corona-Pandemie hatte noch vor rund zwölf Monaten bei vielen Immobilienexperten die Lust auf eine berufliche Veränderung geweckt und den Mut angestachelt. Ob der Sprung in die Selbstständigkeit, der Umzug an einen anderen Standort oder ein Arbeitgeberwechsel – als sich die Pandemie-Starre nach und nach löste, war eine Neuorientierung bei vielen wieder möglich. Lange gehegte Pläne sollten endlich in die Tat umgesetzt werden.

Ein Jahr ohne Schonfrist für die Branche

Den Personalern kam diese deutlich gestiegene Wechselbereitschaft inmitten des anhaltenden Fachkräftemangels zugute. Headhunter beschreiben das erste Quartal 2022 rückblickend als ihr umsatzstärkstes seit langem und auch in den Führungsebenen wurden einige Posten umverteilt und zusätzliche Zuständigkeiten geschaffen. Nicht selten wurde auch die Treue von langjährigen Mitarbeitern durch eine Beförderung belohnt.

An ein entspanntes Ankommen in einer neuen Rolle mitsamt ihren Aufgaben war jedoch schon kurz nach dem Jahresstart nicht zu denken. "Ohne Schonfrist", so beschreibt Klara Geywitz (SPD) den Auftakt ihrer Amtszeit als Bundesbauministerin. Sie fasst zusammen, dass sich auf die Liste der großen Ziele für die Branche Zinsveränderungen, Lieferengpässe und Inflation als zusätzliche Hürden zur Digitalisierung, bezahlbarem Wohnraum und Nachhaltigkeit gesellten.

Zwar hatten sich viele der Jobwechsler daran gewöhnt, zumindest teilweise aus dem Homeoffice heraus zu arbeiten, doch die hybride Kommunikation stellte die, die zum ersten Mal führen mussten, noch einmal vor weitere Herausforderungen. Das eigene Netzwerk galt es nach der pandemiebedingten Veranstaltungspause auf Vordermann zu bringen. In Berlin baute Jason Holmes so einen Standort für die Personalberatung Artes Recruitment auf. In Frankfurt nutzte Leonie Tauscher wie viele andere Nachwuchskräfte die Gelegenheit, die Branche über den eigenen Schreibtisch hinaus kennenzulernen.

Davon, dass persönliche Treffen, vor allem mit Kunden, wieder möglich waren, profitierte Alexander Berg als frischgebackener Marketingchef beim Bau- und Bauträgerunternehmen Kleespies zu Beginn des Jahres. Schwierig wurde es, als die Kaufbereitschaft für Wohnungen im Laufe des Jahres nachließ.

Frank Preuss musste wenige Wochen nach der Gründung seines eigenen Unternehmens Auvidis den gesamten ursprünglichen Geschäftsplan umwerfen. Wegen der Zinsentwicklung setzt er nun weniger auf die Akquise von Bestandsimmobilien und konzentriert sich stattdessen auf Projektentwicklungen. Beim Wohnungsunternehmen Heimstaden stand Michael Lippitsch als neuer Kommunikationschef kurz nach Kriegsausbruch im Frühjahr vor der Aufgabe, Unterkünfte unbürokratisch an Geflüchtete aus der Ukraine zu vermitteln. Seinen Mietern musste das Unternehmen im Laufe des Jahres die gestiegenen Energiepreise rechtfertigen. Eine Hürde, vor der beim Jahresendspurt noch andere Branchenakteure stehen. Ruhigere Zeiten sind auch am Jahresende nicht in Sicht.

Lesen Sie hierzu auch die Erfahrungsberichte der Jobneulinge:

Janina Stadel