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Die Branche ist beim Homeoffice am Limit

Viele Büros von Immobilienfirmen waren schon vor der Homeoffice- Verordnung so gut wie ausgestorben.

Viele Büros von Immobilienfirmen waren schon vor der Homeoffice- Verordnung so gut wie ausgestorben.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Thomas Porten

Karriere 28.01.2021
Die Bundesregierung will mit ihrer "Sars-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung" mehr Bürobeschäftigte ins Homeoffice bringen. Denn angeblich sind die Büros noch viel zu voll. Bei großen ... 

Die Bundesregierung will mit ihrer "Sars-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung" mehr Bürobeschäftigte ins Homeoffice bringen. Denn angeblich sind die Büros noch viel zu voll. Bei großen Immobilienunternehmen ist jedoch nicht mehr viel Luft nach oben. Das zeigt eine Umfrage der Immobilien Zeitung.

Das Bundesarbeitsministerium unterstellt, dass beim Corona-Homeoffice noch viel Luft nach oben ist. Die aktuellste Zahl, die eine Sprecherin von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) auf Anfrage der Immobilien Zeitung (IZ) vorweisen kann, datiert jedoch von Anfang November - ist also fast drei Monate alt. Damals, zu Beginn des zweiten Shutdowns, arbeiteten laut einer Befragung der Hans-Böckler-Stiftung nur 14% der Beschäftigten zuhause. Im April, während der ersten großen Corona-Welle, hatte der Anteil der Homeoffice-Täter unter den gleichen knapp 6.000 befragten Erwerbstätigen noch fast doppelt so hoch gelegen, bei 27%.

Um zu belegen, dass nicht alle Arbeitgeber Homeoffice anbieten, weist Heils Sprecherin darauf hin, dass öffentliche Verkehrsmittel zurzeit stärker genutzt werden als im Frühjahr, sowie auf Berichte von Beschäftigten: "Wir wissen durch Medienberichte und Social-Media-Beiträge, dass nicht alle Unternehmen tun, was sie können."

Negativbeispiele gibt es auch in der Immobilienbranche. Ein "angsterfüllter Mitarbeiter" eines Büroimmobilien-Asset-Managers wandte sich schon Mitte Oktober, als die Infektionszahlen wieder zu steigen begannen, an die IZ: "Genau zu der Zeit, in der Frankfurt zu den Top-Ten-Gebieten mit Corona-Fällen gehört, hebt man nun alle bisherigen Regelungen gänzlich auf und zwingt die Mitarbeiter, wieder in den Normalbetrieb überzugehen und ins Büro zu kommen." Dabei finde "die gesamte Arbeit eines jeden Angestellten ausschließlich am PC statt".

Wie geht die Immobilienbranche mit dem Thema um? Um das herauszufinden, hat die Immobilien Zeitung stichprobenhaft dreizehn große Immobilienunternehmen befragt. Das Ergebnis: Die Befragten lassen ihren Leuten weitgehend freie Hand bei der Wahl des Arbeitsplatzes und reduzieren die Präsenzquote in den meisten Fällen auf 10% bis 25% - schon vor der Homeoffice-Verordnung.

Bei Vonovia seien schon seit Monaten alle, die nicht zwingend im Büro arbeiten müssten, dazu angehalten, mobil bzw. zuhause zu arbeiten, erklärt der DAX-Konzern. Schon Mitte Januar arbeiteten mehr als 90% der Mitarbeiter, die ihrer Beschäftigung normalerweise aus dem Büro heraus nachgehen, daheim. Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch wandte sich - nach einer Videokonferenz von Arbeitsminister Heil mit den Personalchefs der DAX-30-Unternehmen - nochmals via Intranet und internem Podcast an die Beschäftigten: "Bitte bleiben Sie im Homeoffice!"

"Bitte bleiben Sie im Homeoffice!"

Auch Deutsche Wohnen (DW) sieht die Homeoffice-Quote am Limit angelangt: "Die Homeoffice-Arbeit haben wir bereits bestmöglich ausgeweitet. Die neue Verordnung wird die Quote bei der DW nicht großartig in die Höhe treiben." Im Frühjahr 2020 verbrachten knapp 80% der rund 1.000 Mitarbeiter einen Großteil ihrer Arbeitszeit im Heimbüro. "Momentan bewegen sich die Zahlen auf einem ähnlichen Level. Auch wenn ein Großteil der Tätigkeiten digitalisiert wurde, gibt es einzelne Jobprofile, bei denen eine temporäre Präsenz nach wie vor wichtig ist."

Viele andere halten es ebenfalls kaum noch für möglich, die Homeoffice-Quote weiter zu erhöhen. Bei UIRE arbeitet schon seit Ende Oktober 2020 der "überwiegende Teil" der Belegschaft an allen Standorten komplett mobil von zuhause. "Wie bereits zu Beginn der Pandemie im Frühjahr stellt lediglich eine Notbesetzung den Geschäftsbetrieb an den Standorten vor Ort sicher", sagt CEO Michael Bütter. Sind alle, die auf der Liste für die Notbesetzung stehen, gleichzeitig im Büro, liegt die Präsenzquote bei rund 20%. Die Intention der neuen Verordnung sieht Bütter als erfüllt an.

Bei BNP Paribas Real Estate klingt es ähnlich: "Wir machen schon seit vielen Wochen alles, was in der Verordnung steht", sagt Chantal Schaum, Head of Public Relations. Mit ca. 5% bis 10% sei die Auslastung in den Büros ohnehin schon sehr gering.

ECE hat die bestehende Regelung nur noch marginal ergänzt. Schon vorher arbeiteten nur maximal 10% der Kollegen gleichzeitig in den Büros - und da seien schon die Leute mitgezählt, die nur einmal die Woche kurz ins Büro kommen, um z.B. umfangreiche Unterlagen auszudrucken, Post abzuholen oder Unterschriften zu leisten.

Auch bei Drees & Sommer sieht man das Potenzial für Kontaktreduzierung mittels Heimarbeit ausgereizt: "Wo immer möglich, arbeiten die Mitarbeitenden von Drees & Sommer mobil von zu Hause aus - das gilt bereits seit einigen Wochen. Derzeit trifft das auf etwa drei Viertel der Belegschaft zu", sagt Sinan Eliguel, Associate Partner und Leiter HR. "Was das weitere Viertel angeht: Allein 300 Mitarbeiter müssen vor Ort bei Bauvorhaben sein, um diese am Laufen zu halten. Die restliche Zahl verteilt sich auch auf Mitarbeiter, die in Urlaub oder krank sind." Unterm Strich nutzen laut Eliguel nur noch etwa 15% der Kollegen bei Drees & Sommer ihren angestammten Büroarbeitsplatz.

Bei CBRE geht ebenfalls kaum noch mehr Homeoffice. Der Immobiliendienstleister lässt nur noch Office-Manager und Mitarbeiter, "die aus businesskritischen Gründen die Büros nutzen müssen", ins Haus. "Je nach Bürolayout und -größe ergibt sich dadurch eine maximale Auslastung zwischen ca. 15% und 25%." De facto liege die Belegungsquote aber niedriger: Im Frankfurter Deutschland-Hauptsitz habe der Peak am 4. Januar bei 11,8% gelegen, seit dem 11. Januar bewege sich die tägliche, maximale Auslastung zwischen 5,9% und 7%. Patrizia nennt keine Anwesenheitsquoten, sieht aber keinen Änderungsbedarf. Schließlich hätten die Mitarbeiter schon vor Heils Vorstoß "weitestgehend" zuhause gearbeitet.

Einen gewissen, wenngleich überschaubaren Effekt löst Heils Verordnung bei Beos und Corpus Sireo aus, beides deutsche Töchter von Swiss Life Asset Managers (Slam). Slam hat die Vorgaben fürs Mobile Office tatsächlich noch einmal verschärft: Die zuvor auf maximal 20% begrenzte Büroauslastung pro Standort wurde nach den neuen Beschlüssen der Regierung auf 10% gesenkt. Zusätzlich zu den unbedingt vor Ort benötigten Kollegen könnten weitere Mitarbeiter die Räumlichkeiten nur noch in dringenden Ausnahmefällen und nur nach Absprache mit ihren Vorgesetzten nutzen.

Commerz Real sieht ebenfalls etwas Spielraum. Die zuvor für alle Standorte angestrebte Obergrenze von 25% pro Team und Standort hat die Banktochter nun aufgehoben: "Ab sofort gilt, dass nur diejenigen im Büro anwesend sein dürfen, die zwingend notwendige und nur vor Ort durchzuführende Tätigkeiten erledigen müssen (z.B. Unterschriften, Sicherstellung IT-Betrieb, Post)", heißt es in einem internen Corona-Update. "Alle anderen arbeiten bitte vorerst bis zum 14. Februar 2021 aus dem Homeoffice."

Bei JLL bleibt es den Mitarbeitern bzw. Teams überlassen, wo sie arbeiten. "Unsere Büros bleiben geöffnet, um jenen einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten, die zuhause nicht arbeiten können", sagt COO Yama Mahasher. An die Mitarbeiter sei aber zuletzt ein "dringender Appell" ergangen, daheim zu arbeiten, wo es möglich ist. Mitte Januar waren je nach Standort bis zu 50% der Kollegen im Büro.
Nichts zum Thema Homeoffice sagen will Art-Invest.

Präsenz nur mit "zwingendem Grund"

Die Sars-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung, die am 27. Januar in Kraft trat und zunächst bis zum 15. März gilt, verpflichtet Arbeitgeber, "bei Büroarbeiten oder vergleichbaren Tätigkeiten das Arbeiten im Homeoffice zu ermöglichen". Von einer Verlagerung solcher Tätigkeiten dürfe der Arbeitgeber nur dann absehen, wenn "zwingende betriebliche Gründe" dagegen sprechen.
Als solche Gründe gelten u.a. "alle Bürotätigkeiten, die Anwesenheit erfordern, z.B. das Verteilen und Bearbeiten eingehender Post, die Entgegennahme von Lieferungen oder Tätigkeiten am Empfang für weiterhin notwendige Kundenkontakte", erläutert Michael Fuhlrott, Arbeitsrechtler von der Hamburger Kanzlei Fuhlrott, Hiéramente & von der Meden.
Auch Tätigkeiten, die eine Einsichtnahme in Unterlagen vor Ort erfordern, z.B. Entgeltabrechnungen, könnten im Büro erbracht werden. Gleiches gelte, wenn auf IT-Systeme aus berechtigten Sicherheits- oder Datenschutzgründen nur vor Ort zugegriffen werden könne. Mit ungenügender technischer Ausstattung dürften Chefs dagegen maximal vorübergehend durchkommen.
Hier sei "zeitnah Abhilfe zu schaffen". Definitiv keine Chance hätten Argumente wie: "Die Kommunikation vor Ort ist wichtig für das Team" oder "Die Produktivität sinkt im Homeoffice". Harald Thomeczek

Harald Thomeczek

Kein Zwang zu Homeoffice!

Karriere 26.11.2020
Andreas Wende, Managing Partner des Maklerhauses NAI apollo, ist froh, dass Kanzlerin Merkel den Vorstoß von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für ein Recht auf mobiles Arbeiten gestoppt ... 

Andreas Wende, Managing Partner des Maklerhauses NAI apollo, ist froh, dass Kanzlerin Merkel den Vorstoß von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für ein Recht auf mobiles Arbeiten gestoppt hat. Dabei hat er gegen mobiles Arbeiten eigentlich gar nichts.

Immobilien Zeitung: Herr Wende, auf LinkedIn haben Sie der Kanzlerin öffentlich dafür gedankt, dass sie den Gesetzentwurf von Arbeitsminister Heil für ein Recht auf mobile Arbeit kassiert hat. Warum? 24 Tage Homeoffice im ganzen Jahr sind doch nicht die Welt.

Andreas Wende: Es geht nicht um die 24 Tage, es geht um die Garantie. Der Entwurf hat in vielen Punkten sicher seine Berechtigung, aber: Er greift in die unternehmerische Freiheit ein, in die Prozesshoheit, wie Unternehmen produzieren und arbeiten möchten. Der Unternehmer muss schon selbst entscheiden können, ob er Homeoffice oder etwas Vergleichbares einführt. Der Staat darf hier nicht eingreifen. Das wäre fahrlässig.

IZ: Urlaub und Sozialversicherung sind ebenso Eingriffe in die unternehmerische Freiheit.

Wende: Es gibt auch praktische Probleme, auf die der Entwurf überhaupt nicht eingeht. Viele Beschäftigte haben sich in den letzten Monaten einen notdürftigen Arbeitsplatz in der Küche oder im Schlafzimmer eingerichtet. Wenn wir als Unternehmen jedem Mitarbeiter einen zweiten Arbeitsplatz bezahlen müssten, würden ganz schöne Kosten auf uns zukommen. Zudem sind die technischen Voraussetzungen oft nicht vorhanden. Die LTE-Versorgung muss da sein, Glasfaser muss da sein - ist es aber häufig nicht. Viele unserer Mitarbeiter haben etwa kaum eine Chance, zuhause mit großen Film- und Fotodateien in der Cloud zu arbeiten.

IZ: Viele Arbeitnehmer freuen sich über Heils Initiative, weil er ihnen ein Mitspracherecht einräumt. Bisher können Firmen nach Gutsherrenart entscheiden, ob, wie oft und wem sie Heimarbeit erlauben.

Wende: Viele Unternehmen, auch unter unseren Kunden, bieten aktiv multilokales Arbeiten an. Dem kann sich kein Arbeitgeber im War for Talents entziehen. Ich kenne keinen, der seinen Mitarbeitern da Daumenschrauben anlegt. Multilokales Arbeiten ist längst in den Köpfen der Chefs angekommen. Das ist eine der größten Disruptionen im Bürobereich.

IZ: Wie oft arbeiten Sie selbst im Homeoffice?

Wende: Ich bin ein großer Freund von multilokalem Arbeiten. Ich arbeite 60%, 70% meiner Zeit multilokal, weil ich in Hamburg lebe, aber in Frankfurt arbeite. Und viele unserer Kunden sitzen in Berlin oder München.

IZ: Wie oft können Ihre rund 100 Mitarbeiter zuhause arbeiten?

Wende: Ein, zwei Tage pro Woche. Im Investment ist das eher möglich, in den Vermietungsteams weniger, weil die mehr kommunizieren und sich sehen müssen.

IZ: Und was machen Mitarbeiter, die keinen so lockeren Chef haben wie Sie?

Wende: Die können sich ja einen neuen Arbeitgeber suchen. Außerdem werden Mitarbeiter 70%, 80% ihrer Zeit immer im Büro verbringen müssen: Meetings, Innovationsworkshop - Kreativität benötigt Raum und Zufall.

IZ: Was sollen Mitarbeiter tun, die zumindest ab und an von zuhause arbeiten wollen und deren Tätigkeit das auch zulässt - und die sich keinen neuen Job suchen wollen?

Wende: Verpflichtende Regelungen braucht es jedenfalls nicht. Das sind alles gelebte Prozesse, das funktioniert auf Zuruf, wenn ein Mitarbeiter morgen mal zuhause arbeiten will. Wir dürfen das Selbstbewusstsein von Mitarbeitern nicht unterschätzen.

IZ: Ihre Researcher haben ausgerechnet, dass Homeoffice in Frankfurt im schlimmsten Fall bis zu 2 Mio. m² Bürofläche leeren könnte. Sie selbst haben schon zu Beginn der Corona-Krise einen Nachfragerückgang auf dem Büromarkt von 10%, 20% prophezeit.

Wende: Plötzlich haben alle festgestellt, dass multilokales Arbeiten funktioniert. In Unternehmen, die vorher 100% im Büro waren, arbeiten die Mitarbeiter jetzt vielleicht zu 30% mobil. Aber das bedeutet nicht unbedingt, dass Unternehmen auch so viel Fläche sparen. Schreibtische werden vielleicht reduziert, aber dafür werden andere Bereiche ausgebaut: Flächen für Kollaboration, wo die Leute sich ums Lagerfeuer scharen können. Der Durchschnittsbedarf pro Mitarbeiter ist in der Vergangenheit in Deutschland von 28 m² auf 24 m² gesunken. Und der Pro-Kopf-Bedarf wird weiter sinken. Ein Revival der Einzelzelle werden wir sicher nicht erleben. Die Frage ist bei allen Kunden dieselbe: Wie viel Fläche brauche ich, wenn das mit Homeoffice funktioniert? Dabei geht es aber nicht in erster Linie um Quadratmeterreduzierung, sondern um eine Aufwertung der Fläche.

IZ: Unionspolitiker haben einen Gegenentwurf zu Heil vorgelegt. Ein Rechtsanspruch auf mobile Arbeit findet sich dort nicht.

Wende: Dieser Entwurf vermittelt deutlich mehr Praxisnähe. Statt auf Pflichten setzen die Unionspolitiker auf Möglichkeiten. Gut ist auch der Vorschlag, die Einrichtung von Büros mit flexiblen Arbeitsplätzen im ländlichen Raum zu fördern. Doch nach wie vor fehlt eine zwingend notwendige Novellierung der Arbeitsstättenverordnung. Diese ist zu schwerfällig, um multilokales Arbeiten im Sinne der Mitarbeiter rechtssicher zu ermöglichen.

IZ: Herr Wende, herzlichen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

"Kein Zwang zu Homeoffice!"

Andreas Wende ist froh, dass sich Arbeitsminister Heil wieder von seinen Plänen für einen Rechtsanspruch auf mobiles Arbeiten verabschiedet hat.

Andreas Wende ist froh, dass sich Arbeitsminister Heil wieder von seinen Plänen für einen Rechtsanspruch auf mobiles Arbeiten verabschiedet hat.

Urheber: Andreas Wende

Karriere 16.11.2020
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat seinen geplanten Rechtsanspruch auf 24 Tage mobiles Arbeiten im Jahr de facto begraben. "Da die Union bei dieser Frage offensichtlich noch ... 

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat seinen geplanten Rechtsanspruch auf 24 Tage mobiles Arbeiten im Jahr de facto begraben. "Da die Union bei dieser Frage offensichtlich noch nicht im Jahre 2020 angekommen ist, bin ich bereit, den Anspruch auf 24 Tage Homeoffice im Jahr zurückzustellen", sagte Heil dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Nun will er nur noch einen "modernen Rahmen" für Heimarbeit mit dem Koalitionspartner beschließen. Andreas Wende, Managing Partner des Maklerhauses NAI apollo, ist erleichtert darüber, dass die Union Heils Vorstoß gestoppt hat. "Multilokales Arbeiten" sei auch ohne staatlichen Zwang längst in den Köpfen der Chefs angekommen.

Immobilien Zeitung: Herr Wende, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat seine Pläne für ein Recht auf mobiles Arbeiten nach anhaltendem Widerstand aus der Union de facto begraben. Auf LinkedIn haben Sie Kanzlerin Merkel neulich schon öffentlich dafür gedankt, Heils Gesetzentwurf kassiert zu haben. Warum? 24 Tage Homeoffice im ganzen Jahr sind doch nicht die Welt.

Wende: Es geht nicht um die 24 Tage, es geht um die Garantie. Heils Entwurf hat in vielen Punkten sicher seine Berechtigung, aber: Er greift in die unternehmerische Freiheit ein, in die Prozesshoheit, wie Unternehmen produzieren und arbeiten möchten. Der Unternehmer muss schon selbst entscheiden können, ob er Homeoffice oder etwas Vergleichbares einführt. Der Staat darf hier nicht eingreifen. Das wäre fahrlässig. Außerdem müssen auch Mitarbeiter selbst entscheiden können, ob sie ins Homeoffice wollen. Nicht jeder möchte zuhause arbeiten.

IZ: Urlaub und Sozialversicherung sind auch Eingriffe in die unternehmerische Freiheit...

Wende: Es gibt auch praktische Probleme, auf die der Entwurf überhaupt nicht eingeht. Viele Beschäftigte haben sich in den letzten Monaten einen notdürftigen Arbeitsplatz in der Küche oder im Schlafzimmer eingerichtet. Wenn wir als Unternehmen jedem Mitarbeiter einen zweiten Arbeitsplatz bezahlen müssten, würden ganz schöne Kosten auf uns zukommen.

Zudem sind die technischen Voraussetzungen oft nicht vorhanden. Die LTE-Versorgung muss da sein, Glasfaser muss da sein – ist es aber häufig nicht. Viele unserer Mitarbeiter haben etwa kaum eine Chance, zuhause mit großen Film- und Fotodateien in der Cloud zu arbeiten.

Und der Arbeitnehmer hätte nach Heils Plänen alle vier Monate neue Wünsche für mobiles Arbeiten anmelden können, die die Firma dann hätte prüfen müssen. Das wäre ein Riesenaufwand.

IZ: Viele Arbeitnehmer haben sich über Heils Vorstoß gefreut, weil ihnen so ein Mitspracherecht eingeräumt worden wäre. Bisher können Firmen schlimmstenfalls nach Gutsherrenart entscheiden, ob, wie oft und wem sie Heimarbeit erlauben.

Wende: Viele Unternehmen, auch unter unseren Kunden, bieten aktiv multilokales Arbeiten an. Dem kann sich kein Arbeitgeber im War for Talents entziehen. Ich kenne keinen, der seinen Mitarbeitern da Daumenschrauben anlegt. Multilokales Arbeiten ist längst in den Köpfen der Chefs angekommen. Das ist eine der größten Disruptionen im Bürobereich.

IZ: Wie oft arbeiten Sie selbst im Homeoffice?

Wende: Ich bin ein großer Freund von multilokalem Arbeiten. Ich arbeite 60, 70% meiner Zeit multilokal, weil ich in Hamburg lebe, aber in Frankfurt arbeite. Und viele unserer Kunden sitzen in Berlin oder München.

IZ: Wie oft können Ihre rund 100 Mitarbeiter zuhause arbeiten?

Wende: Ein, zwei Tage pro Woche. Im Investment ist das eher möglich, in den Vermietungsteams weniger, weil die mehr kommunizieren und sich sehen müssen.

IZ: Und was machen Mitarbeiter, die keinen so lockeren Chef haben wie Sie?

Wende: Chefs werden sich ändern müssen, sonst verlieren sie unter Umständen Mitarbeiter. Die Mitarbeiter werden aber 70, 80% ihrer Zeit immer im Büro verbringen müssen: Meetings, Innovationsworkshop – Kreativität benötigt Raum und Zufall.

IZ: Was sollen Mitarbeiter tun, die zumindest ab und an von zuhause arbeiten wollen und deren Tätigkeit das auch zulässt – und die sich keinen neuen Job suchen wollen?

Wende: Verpflichtende Regelungen braucht es jedenfalls nicht. Das sind alles gelebte Prozesse, das funktioniert auf Zuruf, wenn ein Mitarbeiter morgen mal zuhause arbeiten will. Wir dürfen das Selbstbewusstsein von Mitarbeitern nicht unterschätzen.

IZ: Ihre Researcher haben ausgerechnet, dass Homeoffice in Frankfurt im schlimmsten Fall bis zu 2 Mio. qm Bürofläche leeren könnte. Sie selbst haben schon zu Beginn der Corona-Krise einen Nachfragerückgang auf dem Büromarkt von 10%, 20% prophezeit.

Wende: Plötzlich haben alle festgestellt, dass multilokales Arbeiten funktioniert. In Unternehmen, die vorher 100% im Büro waren, arbeiten die Mitarbeiter jetzt vielleicht zu 30% mobil. Aber das bedeutet nicht unbedingt, dass Unternehmen auch so viel Fläche sparen. Schreibtische werden vielleicht reduziert, aber dafür werden andere Bereiche ausgebaut: Flächen für Kollaboration, wo die Leute sich ums Lagerfeuer scharen können. Der durchschnittliche Bedarf pro Mitarbeiter ist in der Vergangenheit in Deutschland von 28 auf 24 qm gesunken - und der Pro-Kopf-Bedarf wird weiter sinken. Ein Revival der Einzelzelle werden wir sicher nicht erleben.

Die Frage ist bei allen Kunden die gleiche: Wie viele Fläche brauche ich, wenn das mit dem Homeoffice funktioniert? Dabei geht es aber nicht in erster Linie um Quadratmeterreduzierung, sondern um eine Aufwertung der Fläche. Das geht aber nicht von heute auf morgen, denn die Mietverträge laufen noch drei, fünf oder sieben Jahre.

Ein positiver Effekt ist, dass Coworking wieder hochgeht: Unternehmen geben ihren Leuten die Möglichkeit, an wohnortnahen Standorten zu arbeiten. Immer mehr Unternehmen gehen in Coworking-Flächen, auch wegen der kürzeren Mietverträge mit Laufzeiten zwischen einem und zwölf Monaten. Unser Coworking-Mietvertrag bei Spaces läuft z.B. nur drei Monate. Aber Flexibilität hat natürlich auch ihren Preis.

IZ: Unionspolitiker haben schon einen Gegenentwurf zu Heil vorgelegt. Ein Rechtsanspruch auf mobile Arbeit findet sich dort nicht.

Wende: Dieser Entwurf vermittelt deutlich mehr Praxisnähe. Statt auf Pflichten setzen die Unionspolitiker auf Möglichkeiten. Gut ist auch der Vorschlag, die Einrichtung von Büros mit flexiblen Arbeitsplätzen im ländlichen Raum zu fördern. Doch nach wie vor fehlt eine zwingend notwendige Novellierung der Arbeitsstättenverordnung. Diese ist zu schwerfällig, um multilokales Arbeiten im Sinne der Mitarbeiter rechtssicher zu ermöglichen.

IZ: Herr Wende, Danke für das Gespräch!

Das Gespräch führte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

"Den ganz großen Homeoffice-Hype sehe ich nicht"

Viele Arbeitnehmer sind wegen Corona ins Homeoffice gewechselt. Ob sie auch dort bleiben, ist aber ungewiss.

Viele Arbeitnehmer sind wegen Corona ins Homeoffice gewechselt. Ob sie auch dort bleiben, ist aber ungewiss.

Quelle: imago images, Urheber: Skata

Karriere 28.05.2020
Die Corona-Pandemie hat die Art und Weise, wie und wo Menschen arbeiten, innerhalb kürzester Zeit massiv verändert. Welche dieser Veränderungen Bestand haben werden, muss sich aber noch ... 

Die Corona-Pandemie hat die Art und Weise, wie und wo Menschen arbeiten, innerhalb kürzester Zeit massiv verändert. Welche dieser Veränderungen Bestand haben werden, muss sich aber noch zeigen. Homeoffice könnte den Büroflächenbedarf reduzieren, die Angst vor Ansteckungen Einfluss auf die technische Ausstattung der Arbeitsplätze nehmen. Branchenexperten sehen der Entwicklung gelassen entgegen.

"Mitarbeiter freuen sich, ins Büro zu dürfen"

Die ersten Rückkehrer schlagen ihre Zelte wieder in ihren angestammten Büros auf. Der Papierstapel auf dem heimischen Schreibtisch wird kleiner, der im Büro wächst. In einer Umfrage des Digitalverbands bitkom gaben 49% der Befragten bereits zu Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland an, aufgrund der Einschränkungen ganz oder teilweise ins Homeoffice gewechselt zu sein. Jetzt kehren viele dieser Arbeitnehmer wieder zurück und auf den Bürofluren setzt wieder zaghaftes Leben ein. So auch bei der Helaba-Tochter OFB Projektentwicklung. "Unsere Mitarbeiter freuen sich darauf, wieder ins Büro zu dürfen. Die Kommunikation auf dem Flur fehlt einfach", berichtet Klaus Kirchberger, der Vorsitzende der Geschäftsführung.

Kirchberger rechnet nicht damit, dass die jüngsten Erfahrungen mit der Arbeit von zu Hause aus dazu führen werden, dass künftig deutlich mehr Arbeitnehmer dauerhaft im Homeoffice arbeiten werden. "Homeoffice kann in einigen Fällen durchaus sinnvoll sein und natürlich wächst das. Aber das war auch schon vor Corona der Fall. Den ganz großen Homeoffice-Hype sehe ich nicht." Entsprechend gehe er auch nicht davon aus, dass sich der Büroflächenbedarf durch ein Mehr an Homeoffice-Regelungen entscheidend verringern wird.

Das sehen Andreas Iding, Geschäftsführer von Goldbeck Services, und Norman Kustos, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens neotares, ganz ähnlich. "Einen Paradigmenwechsel bemerke ich nicht. Homeoffice kann für die Zukunft eine Ergänzung zum normalen Büroumfeld sein, aber es auf keinen Fall ersetzen", sagt Iding.

Inzwischen mehren sich allerdings auch die Wortmeldungen aus der Wirtschaft, die durchaus für die nahe Zukunft größere Umbrüche voraussehen. So hat etwa das Unternehmen Twitter angekündigt, allen seinen Arbeitnehmern die Möglichkeit für die dauerhafte Heimarbeit einzuräumen. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg prognostiziert, dass mittelfristig etwa 50% der Facebook-Angestellten von zu Hause aus arbeiten werden.

Rechtlicher Anspruch auf Homeoffice ist umstritten

Verschiebungen könnten sich in Zukunft ergeben, sollte der Gesetzgeber tatsächlich ein grundsätzliches Recht auf Homeoffice einführen. Der jüngste Vorstoß dazu stammt von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD), der bis zum Herbst eine entsprechende Gesetzesvorlage erarbeiten will. Ähnliches hatte er allerdings schon einmal angekündigt, dann war die Initiative aber im Sande verlaufen. Doch auch im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD wird das Thema angeschnitten. So haben die Fraktionen vereinbart, mobile Arbeit zu fördern und zu erleichtern und hierfür einen rechtlichen Rahmen zu schaffen. "Die Bundesregierung beabsichtigt, diese Vorgaben des Koalitionsvertrags in dieser Legislaturperiode umzusetzen", heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag. Das muss zwar noch lange nicht bedeuten, dass es am Ende wirklich ein gesetzlich verankertes Recht auf Homeoffice geben wird, es zeigt aber zumindest, dass gesetzliche Änderungen sehr wahrscheinlich sind. Kirchberger warnt jedoch davor, Arbeitnehmern pauschal die Wahlmöglichkeit für die Arbeit von zu Hause aus einzuräumen. "Das wäre schon ein wirklich großer Eingriff in die Freiheit der Unternehmen. Ich hoffe deshalb, dass dieser Plan nicht umgesetzt werden kann." Kustos führt darüber hinaus datenschutzrechtliche Bedenken ins Feld.

Davon abgesehen dürfe das Büro nicht allein auf seine Funktion als Arbeitsstätte reduziert werden. Es diene schließlich als Identifikationsort des Arbeitnehmers mit der Firma, für die er im Einsatz ist. "Die Identifikation mit dem eigenen Arbeitgeber wird künftig eine große Rolle spielen. Alleine schon, um die Arbeitskräfte an den Arbeitgeber zu binden. Dabei spielt das Büro eine wichtige Rolle, sonst wird der Arbeitgeber austauschbar." Gebremst sieht er durch die Pandemie-Erfahrungen der vergangenen Monate allerdings den Trend zu allzu offenen Bürolösungen. "Open Office ist jetzt natürlich nicht so stark angesagt."

Veränderungen könnten sich im Hinblick auf die Gebäudeausstattung ergeben. Vor allem die Lüftung spiele dabei eine Rolle. "Was eine coronasichere Lüftungstechnik angeht, gibt es derzeit eine große Nachfrage. In vielen Fällen ist so etwas machbar, etwa mit separaten Lüftungen für die einzelnen Büroräume. Aber es muss technisch und auch wirtschaftlich sinnvoll sein. Das ist nicht immer ganz einfach", sagt Kustos.

Auch in Sachen intelligente Gebäudesteuerung, Automation und Nachverfolgung der Wege einzelner Personen in den Gebäuden könne die Krise Wirkung zeigen, glaubt Iding. "Corona muss kein Einzelfall bleiben, wir können in Zukunft immer wieder in solche Situationen geraten. Was wir jetzt gesehen haben, ist, dass vielfach eine ganze Etage dichtgemacht werden musste, weil es einen einzelnen Verdachtsfall gab. Da gibt es gute technische Möglichkeiten, mit denen für eine bessere Trennschärfe gesorgt werden kann", sagt er.

Robin Göckes

"Die Unternehmenskultur zählt jetzt doppelt"

Jana Heijenga (links) im Kollegenkreis. So nah wie auf diesem Bild kommen sich die Kollegen in Corona-Zeiten nicht mehr.

Jana Heijenga (links) im Kollegenkreis. So nah wie auf diesem Bild kommen sich die Kollegen in Corona-Zeiten nicht mehr.

Quelle: Robert C. Spies

Karriere 07.05.2020
Seit 2011 ist Jana Heijenga Personalleiterin bei Robert C. Spies. Der Corona-Lockdown ist die erste echte Krisensituation, die die 39-Jährige mit dem Immobilienberater erlebt. Mut macht ... 

Seit 2011 ist Jana Heijenga Personalleiterin bei Robert C. Spies. Der Corona-Lockdown ist die erste echte Krisensituation, die die 39-Jährige mit dem Immobilienberater erlebt. Mut macht Heijenga, dass spätestens die vergangenen Wochen zeigten: Die Moral in der knapp 100 Mann und Frau starken Truppe stimmt. Nicht (nur) deshalb, weil die Kollegen gern ins Büro kommen.

Wir haben eher das Problem, die Leute ins Homeoffice zu bekommen", sagt Jana Heijenga am Telefon und schmunzelt hörbar. Als die Personalchefin am Vortag ihren angestammten Arbeitsplatz aufsuchte, "war es schon recht voll, aber viele Kollegen wollen eben lieber im Büro arbeiten". Sollte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) das angekündigte Recht auf Homeoffice tatsächlich in Gesetzesform gießen, im Hause Robert C. Spies würden vermutlich nicht allzu viele Beschäftigte davon Gebrauch machen.

Dabei käme in Tagen wie diesen keine Firma ohne funktionstüchtige Heimarbeitsplätze aus. Und das wird auch ohne verbrieftes Recht auf Homeoffice erst einmal so bleiben. Schließlich macht das Virus, gegen das noch kein Kraut gewachsen ist, vor allem eins erforderlich: Abstand halten.

Als Mitte März der Lockdown ausgerufen wurde, wechselten sich in der Bremer Zentrale von Robert C. Spies zwei Teams im Wochenrhythmus mit der Nutzung der Räumlichkeiten ab. Spätestens seit Arbeitsminister Heil der Öffentlichkeit vor drei Wochen seinen neuen Sars-CoV-2-Arbeitsschutzstandard vorstellte, tüftelt Heijenga wie so viele andere Personalverantwortliche im Lande an einem neuen Arbeitsplatzkonzept. Immer mehr Mitarbeiter sollen nach den langsamen Lockerungen ins Büro zurückkehren können - ohne dabei der Verbreitung des Virus und einer Gefährdung der Mitarbeiter Vorschub zu leisten. Heijengas Ziel: "Möglichst viele Arbeitsplätze anbieten, aber nicht unbedingt gleich eine hohe Präsenz erzeugen".

Mit Flächen- und Handdesinfektionsmitteln hat sich das Immobilienberatungsunternehmen kräftig eingedeckt, Masken und Trennwände sind schon bestellt. Ein Konzept zur Wegeführung hält Heijenga bis dato für entbehrlich, weil "unsere Flächen sehr großzügig" sind und die Präsenz im Büro "noch deutlich geringer als normal" ist. Unausweichlich ist, dass aufgrund der Corona-Abstandsregeln manche - wohl acht - der vorhandenen 60 Arbeitsplätze in der Zentrale vorerst nicht mehr genutzt werden können.

Beispiel Logistikabteilung: Die bisherigen Doppelbüros werden ausgedünnt, von den fünf Kollegen dieser Abteilung werden künftig nach einem festen Rotationsprinzip wahrscheinlich je drei im Büro und zwei im Homeoffice sitzen. Heijenga selbst macht sich (mit ihrem Mann) schon darauf gefasst, "ein halbes Jahr höchst flexibel sein zu müssen", sagt die Mutter zweier Töchter im Alter von neun und fünf Jahren. Vor allem die Jüngere wird die elterliche Aufsicht noch länger benötigen: Wann die Kitas wieder öffnen, steht in den Sternen.

Mitarbeiter wollten der Firma Urlaub schenken

Das Management-Board um den geschäftsführenden Gesellschafter Jens Lütjen und Personalleiterin Heijenga hat in der Krise nicht nur festgestellt, wie gut Homeoffice funktioniert und dass viele ihrer Leute trotzdem gern ins Büro kommen. Sie haben auch ein hohes Maß an Solidarität erfahren, als sich die Aussichten plötzlich verdüsterten: "Kollegen boten an, auf Gehalt zu verzichten oder dem Unternehmen Urlaub zu schenken."

Kurzarbeit ist auch deshalb für die Geschäftsleitung - im Moment jedenfalls - "total ausgeschlossen", schon "aus moralischer Sicht: Die Mitarbeiter setzen sich voll ein und haben aktuell gut zu tun." Der wohnwirtschaftliche Bereich laufe "unverändert gut", und im Gewerbe- und Investmentbereich sei der Beratungsbedarf in der jetzigen Situation "total groß".

Heijenga ist überzeugt: "Die Unternehmenskultur war uns vorher schon wichtig: Verbindlichkeit, Vertrauen, das Team an erster Stelle, Führungskräfte und Mitarbeiter auf Augenhöhe. In der Krise bewährt sich das jetzt doppelt." Das ist schwer zu prüfen, deckt sich aber mit dem, was das Arbeitgeberbewertungsportal kununu hergibt: Hier hat Robert C. Spies nur Bestnoten von Beschäftigten erhalten. Okay, die Anzahl der Bewertungen ist bei einem 100-Mann-Laden mit Büros im hohen Norden (Bremen, Oldenburg, Hamburg) und Frankfurt nicht so groß. Aber dafür, dass sich auf kununu angeblich nur die Unzufriedenen und die Minderleister äußern, besitzt eine Durchschnittsnote von 4,8 bei maximal fünf Sternen doch eine gewisse Aussagekraft.

Wer jetzt Lust bekommt, sich zu bewerben, möge nichts überstürzen. "Ich will gar nicht sagen, dass wir jedem empfehlen können, bei uns zu arbeiten", antwortet Heijenga auf die Frage, warum jüngere und erfahrenere Immobilienprofis bei Robert C. Spies und nicht etwa einem der ganz großen Namen aus der Immobilienberaterbranche anheuern sollten. "Wir sind wie eine zweite Familie mit einer hohen Professionalität, da können wir mehr bieten als die Großen."

Dass manchen Kandidaten Robert C. Spies eher nicht empfohlen sei, illustriert Heijenga so: "Wir hatten mehrere Bewerber aus großen Häusern bei uns sitzen; da merkt man hin und wieder, dass das ein anderer Typ Mensch ist. Wer bei uns mit dicken Ellenbogen ankommt, hat hier aber keine Chance. Mir ist klar, dass die Ellenbogen wachsen, weil viele Häuser sehr provisionsorientiert zahlen. Wir bieten - zusätzlich zu variablen Anteilen im Vertrieb - schon sehr gute Fixgehälter."

Harald Thomeczek

Büromarkt: Heil will Homeoffice für alle und immer

Karriere 26.04.2020
Mit dem Lockdown Mitte März sind ganze Abteilungen und sogar Firmen schlagartig ins Homeoffice umgezogen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will für Büroarbeiter ein dauerhaftes Recht ... 

Mit dem Lockdown Mitte März sind ganze Abteilungen und sogar Firmen schlagartig ins Homeoffice umgezogen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will für Büroarbeiter ein dauerhaftes Recht darauf schaffen, das klassische Office mit dem häuslichen Arbeitsplatz zu tauschen – auch nach der Corona-Zeit.

"Ich arbeite an einem neuen Gesetz für ein Recht auf Homeoffice, das ich bis Herbst vorlegen werde. Jeder, der möchte und bei dem es der Arbeitsplatz zulässt, soll im Homeoffice arbeiten können – auch wenn die Corona-Pandemie wieder vorbei ist", sagte Arbeitsminister Heil in einem Interview mit der Bild am Sonntag.

Vor der Krise war Homeoffice meist nur etwas für bestimmte Berufsgruppen, z.B. Vertriebler, die viel auf Reisen sind und daher ohnehin eher selten im klassischen Büro tätig sind. Oder die Arbeitgeber machten die Anwesenheit im Büro zur Regel und die Arbeit in den heimischen vier Wänden zur Ausnahme. Heil schwebt offenbar ein großzügigerer Gebrauch von Heimarbeit vor: "Man darf entweder komplett auf Homeoffice umsteigen oder auch für ein oder zwei Tage die Woche."

Auch Parteikollege und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) outete sich in dem Interview mit der Bild am Sonntag als Anhänger moderner Arbeitsformen: "Die vergangenen Wochen haben gezeigt, wie viel im Homeoffice möglich ist - das ist eine echte Errungenschaft, hinter die wir nicht mehr zurückfallen sollten." Schätzungen zufolge soll sich der Anteil der Mitarbeiter, die zuhause ihren Job machen, durch den Shutdown auf 25% verdoppelt haben.

Harald Thomeczek